Über Rügen (6)

Note: mangelhaft. Die Probleme mit Online-Produktvergleichen

Viele große Medien bieten Produktvergleiche und -tests auf ihren Webseiten an. Für die Verlage ist das ein gutes Geschäft. Aber wie seriös ist das? Das „Handelsblatt“ wurde vom Presserat unlängst gerügt.
Exklusiv für Übonnenten
Screenshot der Seite "Produktvergleiche" auf handelsblatt.com mit einem offensichtlich KI-genereierten Foto einer Test-Redaktion.
Täuschend echt: Die Tester von „Handelsblatt“-Partner Ever-Growing Screenshot: „Handelsblatt“

Wer die Kompetenz des „Handelsblatts“ auf Wirtschaft und Finanzen im Allgemeinen und Börsenthemen im Besonderen reduziert, tut der Zeitung möglicherweise Unrecht. Online steht die Zeitung auch Menschen zur Seite, die sich für „die 3 besten Seniorenhandys“ interessieren oder nach Beschriftungsgeräten suchen, die „für das Datumsetikettieren von eingefrorenen Lebensmitteln, Gewürzen oder hausgemachten Konserven verwendet werden“. Solche Produktvergleiche lässt sich das „Handelsblatt“ vom Portal expertentesten.de liefern.

Kaum ein Qualitätsmedium kommt inzwischen noch ohne Produktvergleiche aus. Die Modelle sind unterschiedlich: Beim „Spiegel“ gehören die „Tests“ zur Abteilung „Redaktionelle Entwicklung“; „Stern“ und „Welt“ arbeiten, wie das „Handelsblatt“, mit externen Dienstleis…

3 Kommentare

  1. Das Grundmodell hat man natürlich von der New York Times kopiert, die 2016 die bis dahin unabhängig existierende Website „Wirecutter“ gekauft und in ihr Angebot integriert hatte. Auch Wirecutter finanziert sich primär über Affiliate-Links; wobei die Times darauf besteht, dass die Test-Redakteure unabhängig von diesen arbeiteten.

  2. > „Alle Produkte werden beständig hinsichtlich volatiler Faktoren wie Preis und Verfügbarkeit (täglich) observiert.“ Das fließe „tagesaktuell“ in die Notenbildung ein.

    Sprich: Man optimiert die Tabellen nach Ertrag. Der Abgleich von Preisen und Verfügbarkeiten ist automatisiert. Online-Shops stellen ihren Affiliate-Partnern sogenannte Produktfeeds zur Verfügung, die aktuelle Preise und Verfügbarkeiten beinhalten.

    Aus Kundensicht sind derartige „Testportale“ schlicht verarsche. Das Testportal der Stiftung Warentest kostet 70,80 € im Jahre und stellt echte Tests zur Verfügung. Stiftung Warentest nimmt zwar mittlerweile Geld von Herstellern für die Nutzung des Testurteils in der Werbung, aber die Verbindung von Testurteil und Ertrag ist sehr viel weniger direkt. Außerdem basieren die Tests auf gleichen, vorher festgelegten Kriterien, und werden meist von externen Testlaboren im Auftrag der Stiftung Warentest durchgeführt.

    Ein neuer Trend in der Testverarsche sind übrigens Fakesiegel wie das des „Deutsches Institut für Verbraucherschutz“, bei dem sich schlicht jedermann ein Siegel erkaufen kann. Siegel dieser Art findet man oft bei Produkten auf großen Marktplätzen wie Amazon.

  3. Noch etwas, das die Verlage von der Stiftung Warentest lernen könnten ist, dass man auch mit Einzelartikeln Geld verdienen kann, ohne den interessierten Lesern gleich ein Jahresabo aufzuzwingen.

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