Mörder-Heroisierung

„Spiegel“ simuliert Teilnahme an Amok-Debatte

„Die drei Bluttaten in Bayern haben eine Debatte darüber entfacht, wie Medien über Amokläufe und Terroranschläge berichten sollten“, schreibt der „Spiegel“. „Journalisten müssen diese Debatte führen, unter sich und mit ihren Lesern.“

Keine Sorge: Er meint das nicht so.

Es wirkt auf den ersten Blick wie ein nachdenkliches, fast selbstkritisches Stück, das die Leiterin des Deutschlandressorts Cordula Meyer in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins über den medialen Umgang mit solchen Taten geschrieben hat (€). Es sei gut, behauptet sie zu meinen, „dass sich heute jeder Journalist, der über Terror und Amokläufe schreibt, fragen muss, ob er das Geschäft der Täter betreibt: Heroisiert er Mörder? Übernimmt er ihre Propagandabilder? Schürt er Ängste?“

Als der Chefredakteur der Fachzeitschrift „werben & verkaufen“ den „Spiegel“-Journalisten vor einer Woche genau solche Fragen stellte, bekam er nur ein pampiges, eingeschnappt klingendes Statement zur Antwort.

Auch der „Spiegel“-Artikel setzt sich mit den heiklen Fragen nicht ernsthaft auseinander. Das selbsternannte „Essay“ wägt keine verschiedene Positionen und Argumente ab. Es geht über sie hinweg. Es ist ein Stück der Selbstvergewisserung, dass alles richtig ist, wie man es macht, notdürftig verkleidet mit einem dünnen Mäntelchen der Nachdenklichkeit.

Mehrere Medien haben, anders als der „Spiegel“, die Täter der vergangenen Wochen nur verpixelt gezeigt und ihre Namen nicht ganz genannt. Vor allem in Frankreich wollen mehrere Medien keine Bilder der Terroristen mehr zeigen. Dahinter steckt, unter anderem, die Logik, dass gerade die mediale Aufmerksamkeit, die Attentäter bekommen, eine solche Tat für bestimmte Menschen attraktiv wirken lässt; dass eine bestimmte Form der Berichterstattung Nachahmungstäter geradezu produziert.

Einige Forderungen, die zur Prävention von Amokläufen erhoben werden, sind für Journalisten schwer zu akzeptieren: Eigentlich sollte sich die Berichterstattung möglichst wenig auf den Täter und seine Motive beziehen; auch zu konkrete Details des Tathergang sollten eigentlich nicht genannt werden. Dem widerspricht nicht nur das Selbstverständnis von Journalisten. Zurecht führt „Spiegel“-Redakteurin Meyer an, dass gerade eine möglichst genaue Recherche der Hintergründe, „die Kenntnis der Fakten, das beste, ja fast das einzige Korrektiv zu den simplen Erklärungsmustern“ darstellt, „die viele sofort bei der Hand haben“.

Aber was ist mit der Frage der Bilder und Namen? Experten für Amokprävention fordern lange schon, keine Fotos der Täter zu zeigen und ihre Namen nicht zu nennen, um eine möglichst große Distanz zu ihnen zu schaffen.

Cordula Meyer tut das ab:

Aber auf Fotos und Namen grundsätzlich zu verzichten, zeigt eine paternalistische Haltung: Wer so entscheidet, traut der Öffentlichkeit einen angemessenen Umgang mit diesen Informationen nicht zu.

Es geht aber im Kern gar nicht um den Umgang der allgemeinen Öffentlichkeit mit diesen Informationen. Es geht darum, ob diese Informationen einen winzigen, aber gefährlichen Teil der Öffentlichkeit mit dazu animieren, selbst zu Tätern zu werden.

Bei besonders spektakulären Taten „darf in der Regel der volle Name genannt werden“, schreibt Meyer, als ob es hier um ein Dürfen, um eine juristische Dimension ginge. In Wahrheit geht es darum, ob es ethisch richtig ist, vor allem: ob es nötig ist, den Namen zu nennen, wenn es Hinweise gibt, dass eine solche Nennung negative Wirkungen haben kann.

Der „Spiegel“ macht diese Frage lächerlich, indem er sie umkehrt:

Und schreckt es wirklich Nachahmer ab, dass der Attentäter von München in vielen Zeitungen und Nachrichtensendungen nur David S. genannt wurde und nicht David [Nachname]? Das glauben vermutlich nicht einmal die Verantwortlichen in den Redaktionen selbst.

Das ist so ähnlich, als würde ein Raucher auf den Hinweis, dass das schädlich sei, erwidern: Meinen Sie wirklich, dass ich keinen Krebs bekomme, wenn ich auf diese eine Zigarette verzichte?

Es geht nicht um „Abschreckung“ von potentiellen Tätern, sondern um eine geringere Gefahr, sie zu animieren. Natürlich hat jedes einzelne Titelbild darauf vermutlich nur einen sehr kleinen, jedenfalls nicht zu bestimmenden Einfluss. Aber alle zusammen machen sie einen Unterschied.

Der „Spiegel“ schreibt:

Oder müssen die Medien Angehörige von Mördern, Amokläufern und Terroristen schützen? So wird oft argumentiert. Aber muss man annehmen, dass die Öffentlichkeit Angehörige in Sippenhaft nimmt? Oder kann man nicht vielmehr erwarten, dass sie Verständnis aufbringt, etwa für das Leid einer Familie, deren Sohn nicht nur tot ist, sondern auch schwere Schuld auf sich geladen hat?

Man kann diese Fragen natürlich, wie der „Spiegel“, einfach mal so unbeantwortet in den Raum stellen. Man könnte, mit ein bisschen Aufrichtigkeit, aber wenigstens darauf hinweisen, dass der Vater des Münchner Mörders sagt: „Wir bekommen Morddrohungen.“

Das zu erwähnen, beantwortet noch nicht die Frage, ob Medien deshalb den Nachnamen des Täters nicht nennen sollten. Das nicht zu erwähnen, zeigt aber die Unredlichkeit des ganzen Textes.

Am Abstoßendsten ist er dort, wo er Selbstkritik heuchelt:

Auch der SPIEGEL hat in der Vergangenheit manchmal über Amokläufe in einer Art und Weise berichtet, die heroisierend wirken konnte. Im Fall des Amokschützen von Emsdetten wurde etwa ein Porträt gedruckt, auf dem er mit Sonnenbrille und Waffe posiert, sowie ein weiteres Foto, das ihn mit Flecktarn und Softair-Waffen zeigt.

Damit müssen wir uns in jedem Einzelfall auseinandersetzen.

Aber bitte erst zehn Jahre später. Der Amoklauf von Emsdetten war 2006. Dass aber auch der „Spiegel“ von vergangener Woche auf Kritik stieß, das erfährt man in dem Artikel nicht, in dem sich der „Spiegel“ scheinbar mit der Kritik an der Amokberichterstattung auseinandersetzt.

Jochen Kalka, der Chefredakteur von „werben & verkaufen“, hatte das Blatt heftig kritisiert:

Während sich Deutschlands Medien offen der Ethikdiskussion stellen und sich für die eine oder andere Berichterstattung über die letzten Terrorakte entschuldigen oder zumindest rechtfertigen, hält sich der „Spiegel“ an keine Grenzen. Hier einige Beispiele aus der aktuellen Ausgabe:

Das Titelbild zeigt in heroischer Form einen Täter, der auf den Leser zielt – durch eine zerschossene Glasscheibe in Form einer Deutschlandkarte.

(Online ist dieser Schuss auf den Leser durch die Scheibe übrigens sogar hübsch animiert.)

Amoktäter, auch aus Erfurt, Norwegen oder Winnenden, werden mit vollem Namen genannt.

Der Täter aus München wird großflächig als Opfer der Gesellschaft dargestellt, oftmals ohne Belege (…).

Die Verherrlichung der Tat und der Waffe mit gruseliger Wortwahl; „Die Wahl fiel auf eine Glock 17, die gleiche Pistole, die … (hier nennt der „Spiegel“ zwei Täter mit vollem Namen) … benutzt hatten. Mit der Glock können selbst ungeübte Schützen gut umgehen, weil sie wenig wiegt und sich der Abzug leicht bedienen lässt.“

Die Tatwaffe wird auch optisch verherrlicht, mit einem riesigen Foto.

Der Zugang zum Darknet wird ausführlich beschrieben.

Man kann diese sehr weitgehende Kritik natürlich übertrieben finden. Um sie einzuordnen, hilft es zu wissen, dass Kalka in Winnenden lebt. Seine beiden Töchter haben die Schule besucht, in der dort 2009 ein Amoklauf stattfand. Er ist besonders betroffen, und vielleicht ist er deshalb auch besonders empfindlich bei diesem Thema.

Vom „Spiegel“ bekam er auf seine Presseanfrage folgende Antwort:

„Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass wir die von Ihnen geschickten Fragen, in denen Sie dem ‚Spiegel‘ Sensationsberichterstattung unterstellen, nicht einzeln beantworten möchten. Wir sind überzeugt, unserer Verantwortung angemessen nachgekommen zu sein.“

Es habe „weder Leserreaktionen über die Social-Media-Kanäle am Wochenende, noch eine Beschwerde über den Presserat, noch eine Thematisierung unseres Heftkritikers heute Morgen in der Konferenz“ gegeben, teilte der „Spiegel“ dem Kollegen mit.

Darin steckt die ganze real existierende Arroganz des Nachrichtenmagazins: Schon dass mit der Anfrage ein Vorwurf verbunden war, ist eine Art Sakrileg (der „Spiegel“ würde das in seinen Anfragen an Politiker natürlich nie tun).

Und was sind das für Kriterien, ob man sich mit der Kritik auseinandersetzen muss? Wenn Kalka vorher schnell noch zwei Tweets abgesetzt und eine Pro-Forma-Beschwerde an den Presserat geschrieben hätte, hätte man sich eventuell zu einer ernsthaften Antwort herabgelassen?

Aber, hey, der Heftkritiker hat das nicht in der Montagskonferenz thematisiert, alles gut.

Auch das NDR-Medienmagazin „Zapp“ hat die „Spiegel“-Berichterstattung der vergangenen Woche problematisiert. Es befragte den Kriminalpsychologen Jens Hoffmann, einen ausgewiesenen Experten für Amokprävention. Er nennt das „Spiegel“-Titelbild, in dem ein cooler junger Typ im Kapuzenpulli mit einer Pistole auf den Leser zielt und scheinbar die Umrisse der Bundesrepublik in eine Glasscheibe geschossen hat, „eine Katastrophe“:

Das ist eine Inszenierung gewissermaßen dafür, wie man es nicht machen darf. Das stärkt die Phantasien von jungen Leuten oder älteren Leuten, die schon drüber nachgedacht haben, sowas zu machen.“

Vom „Spiegel“ gab es dazu laut „Zapp“ „weder Interview noch eine schriftliche Stellungnahme“. Das ist derselbe „Spiegel“, der vier Tage später mit einem „Essay“ erscheint, in dem er es „gut“ nennt, dass Journalisten sich solche Fragen gefallen lassen müssen. Derselbe „Spiegel“, in dem vier Tage später steht:

Die Debatte um den Umgang mit Terror und Amok zeigt das Bemühen der Branche um Transparenz und um Nähe zum Leser und Zuschauer. Beides ist gut.

Der „Spiegel“ hat sich an dieser Debatte nicht beteiligt, er hat sich ihr verweigert. Er bemüht sich nicht um Transparenz und Nähe zum Leser. Er hat in seinem vermeintlichen Debattenbeitrag diese Kritik von Experten an sich selbst nicht einmal erwähnt.

Vielleicht, weil es ihm schwergefallen wäre, all die edlen Worte, dass man die Wahrheit recherchieren, schreiben und zeigen müsse, das ganze schöne Plädoyer von Cordula Meyer, in Einklang zu bringen mit einem Titelbild, das gar nicht „die Wahrheit“ zeigt, sondern nur ein effektheischendes, möglicherweise gefährliches Symbolfoto ist. Auch auf die Frage, ob die Art der Inszenierung der Waffe und die Veröffentlichung von Galerien früherer Täter wirklich der Wahrheitsfindung dient, ist der „Spiegel“ sicherheitshalber nicht eingegangen.

Stattdessen macht er noch ein ganz anderes Fass auf:

Journalisten haben sich auseinandersetzen müssen mit „Lügenpresse“- Vorwürfen, mit Kritik an ihrer Berichterstattung etwa über Flüchtlinge und Rechtspopulisten. Vielleicht liegt es daran, dass einige jetzt so zaghaft wirken, sich ihrer Rolle fast zu schämen scheinen und Selbstzensur für eine gute Lösung halten.

Das ist perfide. Der „Spiegel“ verkürzt nachvollziehbare, mindestens diskussionswürdige Argumente für eine Beschränkung in der Berichterstattung so sehr, dass er am Ende noch versuchen kann, die Kritik als völlig fehlgeleitete Scham auszugeben. Und der Artikel war immer noch nicht zuende:

Es wäre fatal, aus Furcht davor anzuecken, lieber nicht genau hinsehen zu wollen.

Es geht nicht darum, nicht anzuecken. Es geht nicht darum, lieber nicht genau hinsehen zu wollen.

Der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump lügt, deutsche Populisten verdrehen Fakten, und in manchen Debatten scheint es kaum noch eine Rolle zu spielen, was stimmt und was nicht. Journalisten müssen dem die Ergebnisse ihrer Recherchen entgegensetzen. Bei allen Themen.

Nichts. Absolut nichts hat das mit der Debatte darum zu tun, wie über Amokläufer, Attentäter, Terroristen berichtet werden sollte und wie diese Berichterstattung so gestaltet werden kann, dass sie nicht die Wahrscheinlichkeit weiterer Amokläufe, Attentate, Terroranschläge vergrößert.

Okay, verstanden: Der „Spiegel“ will sich an dieser Debatte nicht beteiligen.

15 Kommentare

  1. Ich danke für den Artikel. Kaum treffender kann er formuliert sein. Und ich habe wieder den Beweis, warum ich Übermedien unterstütze.

  2. Genau seziert und den Finger in die Wunde gelegt. Danke SN.

    Schließe mich Julian an: Dafür zahle ich gerne. :)

    @1: Es ist ja noch schlimmer: Sie geben vor, sich mit ihrer Wirkung kritisch und medienethisch auseinanderzusetzen – während sie es in Wahrheit genau nicht tun.

  3. Bei Terroristen würde ich jetzt fast sagen, es ist egal, ob die durch Spiegel-TiBis auch noch motiviert werden.
    Bei Amokläufern sehe ich das ähnlich wie bei der Selbstmordberichterstattung: muss nicht sein.

    Da aber Amokläufer (vereinfacht: Massenmörder mit persönlichen oder privaten Gründen) und Terroristen (vereinfacht: Massenmörder mit politischen oder weltanschaulichen Gründen) offenbar in einen Topf geworfen werden, können sich Amokläufer durch die Berichterstattung über Terroristen ja auch irgendwie „ermutigt“ fühlen, von daher wäre etwas mehr Vorsicht nicht schlecht. Und ich brauche den vollen Namen nicht.

  4. Ach ja, nach der Vereinbarung mit dem „Spiegel“, ausgesuchte Artikel dort zu veröffentlichen, musstet Ihr noch den Beweis erbringen, dass Ihr den
    „Spiegel“ trotzdem kritisieren dürft. Schnellere Lieferung als ich dachte! Ob Euch mein werter Namensvetter dazu auf Twitter seinen Respekt bezeugt? Ich glaube es ja nicht!

  5. @Frank Reichelt: Ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas beweisen zu müssen, sondern habe mich über den „Spiegel“-Artikel geärgert wie schon lange über keinen „Spiegel“-Artikel mehr.

    (Wir haben gar keine Vereinbarung mit dem „Spiegel“, sondern mit „Spiegel Online“. Weiß nicht, ob das dann jetzt bedeutet, dass wir da auch noch was beweisen müssten.)

  6. Ironischerweise ist dieser Text der erste (denn die SPON-Berichterstattung habe ich bewusst vermieden), in dem ich nun den vollen Namen des mutmaßlichen Amokläufers lesen musste.
    Vielleicht könnten Sie den noch entfernen und dies in dem Spiegel-Zitat anmerken, dass er dort voll genannt wurde? Ich denke nämlich nicht, dass die Namensnennung hier im Rahmen der (wichtigen!) Metaberichterstattung notwendig ist.

  7. Was Phillip @7 sagt.
    Hier den Namen zu präsentieren ist irgendwie ein Eigentor. Das Speigelzitat funktioniert auch mit ein paar XXXX

  8. Der Spiegel inszeniert grundsätzlich nur Scheindebatten, um den Leser den echten Debatten zu entziehen, die in einer Demokratie eigentlich geführt werden müssten. Das schönste Beispiel sind die Kolumnisten Walser und Fleischi, die betont den scharfen Links- und Rechtsaußen mimen. Ganz billige Nummer.

  9. Sehr, sehr schöner Artikel.

    Und „Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass wir die von Ihnen geschickten Fragen, in denen Sie dem ‚Spiegel‘ Sensationsberichterstattung unterstellen, nicht einzeln beantworten möchten.“ – Sehr, sehr bezeichnend.

  10. Es ist an der Zeit, das Wort Nachrichten(-Magazin) zu korrigieren. Denn die Zeit des sich >nach richtens<, dem Richtung gebenden, ist vorbei, nach dem sich die Medien wegen diesem Richtung Geben selber längst richten (juristisch) müssten.

  11. Hi,

    ich habe seit längerem den Eindruck, dass viele Journalisten nicht mehr wissen, wie Leute außerhalb ihres eigneen Berufes denken und fühlen.
    Und diese Scheindebatte ist ein Ausdruck dessen. Bei Wissenschaftlern nennt man das: Elfenbeinturm.

    Einige (wohl leider viele Chefredakteure) Journalisten halten sich für so wichtig und unfehlbar (Herr Gnifke zum Beispiel), dass sie die Kritik gar nicht erst verstehen wollen. Sie nehmen Kritik gleich als Angriff gegen ihre Autorität und Kompetenz wahr und biegen sich das schön zurecht, dass es wieder passt, statt die Kritik zu analysieren.

    Dabei muss man jedem Menschen raten, wenn er kritisiert wird: Verlass mal kurz deine Position, versetz dich in die andere Person hinein, versuche zu verstehen, wie diese PErson denkt und fühlt.

    In letzter Zeit erinnere ich mich häufig an meine Deutschlehrerin der 11. Klasse – die Lehrerin war sehr lieb und engagiert, aber das Thema war ein Graus: Pyschoanalyse – ich habe es gehasst. Woher sollte ich aus einer Erzählung oder Roman wissen, was diese Person antreibt oder fühlt.

    Jetzt, 20 Jahre später, kann ich es viel besser verstehen. Denn ich habe Lebenserfahrung gesammelt, stehe und stand täglich in Kontakt mit vielen anderen Menschen, die nicht meine Interessen teilen: Busfahrer, Schüler, Studenten, Arbeitslose, Bäckerifachverkäuferin, Polizisten ( :-( ), Arbeitskollegen, Handwerker, Postboten …

    Bei Journalisten denke ich wirklich manchmal, dass sie nur in Kontakt mit Kollegen oder Berufspolitikern stehen: also auch Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.

  12. Das mag jetzt etwas peinlich sein, aber nach dreimaligem Lesen verstehe ich den Vergleich mit dem Raucher nicht.
    Der hat doch recht, oder? Tatsächlich würde das Weglassen einer einzigen Zigarette an seinem Gesundheitszustand nichts ändern. Die Antwort ist sogar irgendwie witzig.
    Die Frage, die der Spiegel dagegen aufwirft, ist doch aber eher so zu vergleichen, wenn man beim Rauchen bleiben will:
    Rauchen wir alle Zigaretten nur bis zur Hälfte, ist das unschädlich?
    Eigentlich ist das egal, denn das mit dieser Aussage das ( sich selbst gesetzte) Thema verfehlt wurde, daran besteht sicher kein Zweifel.
    Doch wenn jemand Zeit und Lust hat, mal den Vergleich zu erklären, ich bin interessiert.

  13. Selbstzensur ist die schlimmste Art der Zensur! Einerseits will man nicht als „Lügenpresse“ dastehen, andererseits will man beschönigen oder am liebsten gar nicht berichten. Und nein, da gibt es mal keinen Mittelweg. Als mündiger Bürger verlange ich alle Informationen um mir ein eigenes Bild machen zu können. Ich möchte nicht, dass mein Weltbild manipuliert wird, nur weil manche meinen entscheiden zu dürfen wie viel andere erfahren dürfen.

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