Sächsische Zeitung

Leben mit Pegida

Seit mehr als eineinhalb Jahren demonstrieren tausende Menschen unter dem Namen „Pegida“ montags in Dresden für die Rettung des Abendlandes und fordern nicht nur die Politik, sondern auch die Medien heraus: Wenn ihre Route am Pressehaus an der Ostra-Allee vorbeiführt, rufen sie „Lügenpresse!“ oder „Schämt euch!“

Für die „Sächsische Zeitung“, die größte Zeitung in der Gegend (verkaufte Auflage: 226.000), kam die Feindseligkeit zunächst überraschend. Sie erlebte, wie ihre Reporter angepöbelt wurden, ließ sich aber nicht einschüchtern und entwickelte eine klare Haltung. Sie recherchierte die zweifelhaften Hintergründe der Verantwortlichen:

Sie räumte Pegida-Anhängern aber auch Raum im Blatt ein, sich und ihre Motivation zu erklären. Am 17. Januar 2015 ließ sie „vier aus Tausenden“ zu Wort kommen.

Auch die Kritik an den Medien wurde darin nicht ausgepart:

„Seit dem dritten Spaziergang beteilige ich mich an den friedlichen Pegida-Demonstrationen. Einzig der Willen, Schaden von unserem Land abzuwenden, treibt mich in meiner knappen Freizeit am Montagabend auf die Straße. Mit Entsetzen musste ich jedoch feststellen, wie große Teile der Medien, auch die SZ, und sogenannte Gegendemonstranten auf die berechtigten Anliegen reagieren. Wir wurden beleidigt, bedroht und durch Blockaden behindert. Demonstrationsfreiheit scheint für viele ein absolutes Fremdwort zu sein.“

Uwe Vetterick ist seit mehr als neun Jahren Chefredakteur der „Sächsischen Zeitung“; Anfang des Jahres wurde er als „Journalist des Jahres“ in der Kategorie „Chefredaktion national“ ausgezeichnet, für „besten Lokaljournalismus unter widrigsten Bedingungen“.

In unserem Video erklärt er, welche Haltung seine Zeitung zu Pegida einnimmt und was seine Redaktion in den vergangenen eineinhalb Jahren gelernt hat.

7 Kommentare

  1. Ist mir ja neu, ich bin zwar erst einmal mitgelaufen, die Art und Weise sagt mir nicht immer zu, der Inhalt jedoch, ist das was viele zur Zeit bewegt. Die Menschen werden als ausländerfeindlich hingestellt. Ich selbst bin mit einen Jungen aufgewachssenden der einen koreanischen Vater hatte. In meine Schule ging ein Mädchen mit einem chilenischen Vater, das waren einfach nur Kinder wie du und ich und das in Sachsen in der ehemaligen DDR, ich glaube auch nicht das sie sich selbst anders sahen. Aber nun wo wir eine MenSchenkungen mit einem total anderen Glauben regelrecht aufgedrückt bekommen, kann man das nicht vergleichen. Das ist wie mit einem Besuch, im kleinem Rahmen, kann man sich kümmern, aber man ist froh wenn der Besuch wieder geht, Auserdem lädt manchen Besuch ein mit dem gut kann.
    Die Religion macht mir Angst und Unbehagen, und ich finde mich nicht intollerant. Aber wenn ich sehe wie die Kinder der Neubürger hier auf der Straße herumspringen, da liegen die Cityroller auf der Straße, im Eingangsbereich der Geschäfte. Die Kinder rennen auf den Parkplätze zwischen und hinter den parkenden Autos herum, aber deren Mütter stehen daneben und schauen nicht nach ihren Kindern und scheinen auch keine Angst um sie zu haben. Das hab ich mehrmals schon beobachtet. Und das soll jetzt Normalität werden.
    Jeder tut so als wäre alles so normal und verständlich, Sicherlich ist denen unsere Mentalität genauso fremd. Aber ich hab doch Augen im Kopf um zu sehen wie das Leben anderswo gehandhabt wird, und versuche mich anzupassen. Das Problem wird sein, dass in man der Menge sicher ist, aber auch seine alten Gewohnheiten weiter lebt. Und dann haben wir den Islam in Deutschland, aber nicht nur in der harmlosen Form. Hier geht es nicht nur um die Aufnahme ein paar Menschen, es geht um ganze Völker mit all ihren Lebensarten.

  2. Herr Vettericks Äußerungen sind doch sehr ärmlich, gerade weil er so bemüht einen neutralen Ton anstrebt.
    Dabei stört mich nicht so sehr, daß er sich über die Entwicklung in Dresden wundert, wenn er die Stadt und seine Leute keine 10 Jahre kennt und damit offensichtlich bei Wurzeln oder Tendenzen, die in die frühen 90er Jahre reichen, eben nicht eingeweiht ist.
    Sehr stört mich, daß er Pegida als Dresdner Phänomen abtut. Dabei sollte bei der von ihm ausgelobten, intensiven Recherchetätigkeit der SZ irdendjemandem mal aufgefallen sein, daß der Einzugskreis für die Pegida-Demos mindestens 30 km und teilweise auch über 50 km liegt. Wenn das Anwohner einfach anhand von Kraftfahrzeugkennzeichen erkennen können, sollte die SZ damit auch nicht überfordert sein.

    In Gleichem Atemzuge muß einmal erwähnt sein, wie hoch das Gefälle der Weltstadt und Boom-Town Dresden zu seinem direkt angrenzdenden Umland und vom Charakter her dörflichen Gemeinden wie Freital, Dohna, Heidenau usw. ist.

    Wobei – dabei leidet Dresden selbst durch die Entwicklung des Immobilienmarktes an Ghettoisierung.

    Wenn man diese simplen, strukturellen Gegebenheiten außer Acht läßt – egal aus welchem Grund – dann entzieht man sich selbst den Boden.

    Die SZ hat ihre Daseinsberechtigung als Regionalblatt, die immer mehr vom Aussterben bedroht sind, und nicht wegen ihrer geistigen Tiefe oder scharfsinnigen politischen Analyse.

    Herrn Vettericks örtliche Nähe gauckelt Kompetenz vor. Am Ende spiegeln sich vorgefertigte Meinung und Erziehungsabsicht durch.

    Genauso sollte Journalismus nicht sein.
    Fehlgriff, liebes Übermedienteam.

  3. Ich verstehe nicht. Was will Pegida überhaupt? Was sind das für Leute? Gegen Islam? Gibt es in Dresden Islam? Warum interessieren sich dort Tausende für Islam?

    Es sollten Friedensdemos sein. Dann würde ich auch hingehen.

  4. Unaufgeregt, reflektiert, selbstkritisch, leise. Mehr Menschen wie Uwe Vetterick täten der Diskussionskultur hierzulande wirklich gut.
    Merci an Übermedien dafür!!!

  5. Top 5 Aussagen besorgte Bürger – in a nutshell, wie man so schön sagt:

    5.) Ich bin nicht fremdenfeindlich, in der Nachbarschaft gibt es schließlich den Nachbarshund, der Pekinese ist! Und den streichel ich doch auch…
    4.) „Deren“ Kinder werden nicht über-betüdelt, vielleicht könnte es sein, dass mit denen erklärt wird, worauf sie zu achten haben und Vertrauen geschenkt wird – da stimmt doch etwas nicht! Und wenn nicht, Frau Müller-Meyer-Schulz von der xy-Straße ist auch eine Rabenmutter, aber die ist wenigstens deutsch!
    3.) Da kommt jemand, der glaubt an das fliegende Spaghetti-Monster. Der will bestimmt, dass ich das auch tue und wird mich biiiitterlichst dazu zwingen. (In the Beginning was the Word. And the Word was „ARRRGH!“)
    2.) „DIE“ sollen sich anpassen!!!1elf Ach Kontakt suchen? Aufeinander zugehen? Dazu beitragen, dass die wissen wie die Geflogenheiten sind? Och nö… da krieg ich bestimmt eine gewischt, sind ja alle gewaltätig!!!1elf
    1.) Ich habe doch nur Angst, aber mit meiner Angst möchte ich mich nicht auseinandersetzen. Das muss schon die Regierung für mich tun!

    Vielleicht sollte sich der/die Ein oder Andere noch so ein-, zwei, dreimal die Definition von Xenophobie durchlesen.
    Oder sich von Alligatoah den Song Teamgeist anhören (der diese „Argumente“ wunderbar auf den Punkt bringt)
    Vielleicht reicht es nicht, sich nur mit zwei „halben Ausländern“ in seinem Leben beschäftigt zu haben.
    Vielleicht kann man Toleranz lernen und seine Ängste abbauen, wenn man sich ihnen stellt.
    Vielleicht könnte ich mich aber auch zu Tode argumentieren und es hätte trotzdem keinen Zweck.
    Habe ich es doch schon oft genug getan, so dass mir nur noch der humoristische Unterton bleibt, um weiterhin Kräfte hierzu aufbringen zu können…

    Ansonsten wirklich ernsthaft ein riesen Dankeschön für den Beitrag und einen riesen Respekt an Herrn Vettrick für die bemerkenswerte Ausdauer, sich so mit dem Thema auseinanderzusetzen.

  6. Also, unsere einheimischen Kinder lassen nicht nur die Roller auf dem Bürgersteig liegen (woraufhin irgendein fürsorglicher Nachbar den einfach vors betreffende Gartentor stellt) sondern malen sogar mit Kreiden direkt auf meinem frisch gefegten Bürgersteigabschnitt herum!!111einself!!!

    Anders ausgedrückt, Frau Wahl, Kinder sind nun mal Kinder, und wenn die nur zwischen parkenden Autos rumlaufen, ist das doch super – besser, als wenn sie auf die Straße rennen. Sie mögen zu jung sein, aber für mich war es noch normal, dass Mama nicht ständig neben mir stand, sobald ich alt genug zum Radfahren (aka 6 Jahre) war.

    Mit der Angst ist das so eine Sache. Es ist toll, dass Sie sich Ihrer Angst bewusst sind und sie nicht unterdrücken. Auf der anderen Seite kann ja nun niemand etwas für Ihre Ängste (außer vielleicht denjenigen, die sie für eigene Zwecke fördern).
    Wir alle haben Angst vor diesem oder jenem. Es liegt in unserer Verantwortung, mit dieser Angst verantwortungsvoll umzugehen, damit weder wir noch andere darunter unverhältnismäßig leiden müssen.

    Aber mal ehrlich – „MenSchenkungen“? Muss das sein?
    Was diese ironischen Euphorismen sollen, ist mir nicht klar. Soll das lustig sein, Kritik ausüben ohne sie offen auszusprechen, irgendeine Art von Überlegenheit ausdrücken?
    Wäre für eine Erklärung sehr dankbar.

  7. @Earonn,

    Ich habe sogar zu meiner einheimischen Kinderzeit regelmässig vorbeigehende Passanten mit Wasserbomben beworfen (sei es aus dem Garten oder der Schule heraus oder wo auch immer gerade ein Wasserhahn zum ABfüllen verfügbar war)!!!!

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