Gewalt gegen Frauen ist ein enormes gesamtgesellschaftliches Problem. Doch Medien behandeln Tötungen und Angriffe meist als tragische Einzelfälle – und werden der strukturellen Dimension des Phänomens damit nicht gerecht.
„Tödliches Beziehungsdrama“ schrieb der „Harzkurier“ im Januar 2024, als ein 18-Jähriger mutmaßlich seine Ex-Freundin erstochen hatte. Von einem „Ehedrama” sprach die „Hannoversche Allgemeine“ im September 2024, als sie über eine Frau berichtete, die neun Messerstiche ihres Ehemannes überlebt hatte. Ähnliche Formulierungen finden sich in der Berichterstattung über Partnerschaftsgewalt. „Ehedrama im Landkreis Nordhausen endet vor dem Amtsgericht” titelte die „Thüringer Allgemeine“ im September 2024 und schrieb weiter im Teaser: „Der Angeklagte aus dem Kreis Nordhausen will verhindern, dass seine Ehefrau ihn verlässt. Es kommt zu einer Rangelei, die nicht ohne Folgen für ihn bleibt.” Die Folge, um die es geht: Der Mann wurde vor Gericht verurteilt – nachdem er seine Frau geschlagen hatte.
All diese journalistischen Darstellungen sind problematisch. Denn die wahren Ursachen für die Tötungen und Angriffe bleiben dabei oft unsichtbar. Zudem wird Gewalt gegen Frauen so häufig verharmlost – obwohl dahinter ein enormes strukturelles und ideologisches Problem steht. Doch anders als bei anderen vergleichbaren Themen vernachlässigen Medien dieses strukturelle Element in ihrer Berichterstattung immer wieder.
Jeden zweiten Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin
Jede vierte Frau in Deutschland hat schon einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren Partner oder früheren Partner erlebt. Das tatsächliche Ausmaß kann allerdings nur annähernd erfasst werden, da nur ein Bruchteil der Fälle zur Anzeige gebracht wird. Laut den vorliegenden Zahlen werden in Deutschland aber knapp die Hälfte aller getöteten Frauen von ihrem eigenen Partner oder Ex-Partner umgebracht – 155 Mal passierte das allein im letzten Jahr. Im Vergleich dazu wurden 24 Männer im letzten Jahr Opfer von tödlicher Partnerschaftsgewalt. Das heißt also: Laut Statistik tötet fast jeden zweiten Tag ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Vor allem in Trennungssituationen sind Frauen stark gefährdet, getötet zu werden. Die Zahl der erfassten häuslichen Gewalt und der Tötungen im Beziehungskontext steigt seit Beginn der Erfassung 2015.
Die britische Kriminologin Jane Monckton-Smith hat Tötungen von Frauen im Beziehungskontext systematisch untersucht. Dabei hat sie Parallelen zwischen den Taten entdeckt. Diese hat sie in ihrem sogenannten „Acht-Phasen-Modell” (englisch: Homicide Timeline) aufgeschlüsselt. Tötungen in Partnerschaften passieren demnach in der Regel am Ende einer Gewaltspirale: Täter werden häufig bereits vorher gewalttätig, zeigen Kontrollverhalten, sexuelle Aggression oder Besitzansprüche. Oft gibt es einen Trigger für die Tötung, etwa eine Trennung oder die Angst davor, finanzielle Probleme, verschlechterte Gesundheit oder den Vorwurf der Untreue. Die Untersuchungen von Monckton-Smith legen nahe, dass es sich dabei um ein sich immer wieder ähnlich wiederholendes Phänomen handelt.
Die Autorin
Livia Lergenmüller arbeitet als freie Journalistin zu Gesellschaft, Kultur und Medien mit einem Schwerpunkt auf geschlechtsspezifischer Gewalt. Sie studiert Journalismus im Master an der LMU München und absolviert die Deutsche Journalistenschule.
Foto: David Pierce Brill
Für diese Fälle gibt es einen Begriff: Femizid. Die Bezeichnung wurde 1976 von der Soziologin Diana E.H. Russell eingeführt. Ein Femizid ist demnach, wenn Frauen aufgrund von „Vorstellungen geschlechtsbezogener Ungleichwertigkeit” getötet werden. Die Fälle weisen laut Russell häufig eine zentrale Parallele auf: Es handele sich dabei um eine „extreme Manifestation von männlicher Dominanz und Sexismus”.
Was Femizid bedeutet – und was nicht
Je nach Auslegung fällt darunter zum Beispiel auch, wenn ein Mann seine Schwester tötet, weil sie sich nicht an seine Rollenvorstellungen hält, oder wenn jemand ein Baby tötet, weil es ein Mädchen ist. Am häufigsten töten Männer aber ihre (Ex-)Partnerinnen. Diese Taten erfüllen häufig die Kriterien für einen Femizid, da sie von einem Besitz- und Kontrolldenken des Täters geprägt sind: Etwa, weil er die Trennungsentscheidung der Frau missachtet oder seinen Willen, die Beziehung fortzuführen, über das Leben der Frau stellt. Kein Femizid wäre es laut dieser Definition hingegen, wenn ein Mann eine Frau beispielsweise aus Habgier tötet.
Juristisch wird der Begriff Femizid in Deutschland bisher (anders als in den meisten lateinamerikanischen Ländern) nicht angewandt. Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine kontrovers geführte Debatte darüber, ob die „Tötung aufgrund geschlechtsspezifischer Motive” als neuntes Mordmerkmal aufgenommen werden sollen, sowie über die Frage, ob Trennungstötungen das Mordmerkmal des „niederen Beweggrunds” darstellen. Im letzten Jahr wurden bereits geschlechtsspezifische Tatmotive als weitere Beispiele für menschenverachtende Beweggründe in die Strafzumessungsregeln des Strafgesetzbuchs aufgenommen.
Das Konzept findet in anderen wissenschaftlichen Disziplinen bereits Anwendung, etwa der Soziologie oder der Epidemiologie, wo die gesundheitspolitischen Folgen geschlechtsspezifischer Gewalt untersucht werden. Dennoch sind Tötungen von Frauen, insbesondere in Deutschland, noch zu wenig erforscht. Deshalb gibt es auch bisher keine eindeutige Evidenz zur Frage, ob alle Täter von Femiziden ein bestimmtes Frauenbild teilen. Studien belegen aber einen Zusammenhang zwischen Vorstellungen von hegemonialer Männlichkeit und Gewalt gegen Frauen. Man könnte also durchaus argumentieren, dass den Taten, neben ihren strukturellen Parallelen, auch eine gemeinsame Ideologie zugrunde liegt.
Ist Frauenhass Terror?
Tatsächlich weist Frauenfeindlichkeit Parallelen zu anderen extremistischen und terroristischen Ideologien auf. So gibt es online vernetzte Gruppen wie die „Incels”, also Männer, die sich darüber definieren, dass sie unfreiwillig im Zölibat leben. In vielen Ländern gelten „Incels” als extremistische Bewegung, 2023 wurde in Kanada erstmals ein Mord durch einen „Incel” als Terrorismus eingestuft, auch in Großbritannien gilt die Incel-Ideologie als extremistisch. Die Bewegung ist jedoch, gemessen an der Verbreitung von Gewalt gegen Frauen, klein und schließt einen Großteil der Täter nicht ein.
Im August verkündete das britische Innenministerium daher, dass es seine Definition von Extremismus erweitern wolle. Zuvor hatte der Präsident der britischen Polizei Gewalt gegen Frauen als eine Bedrohung der nationalen Sicherheit bezeichnet. Die Fallzahlen hatten dort in den vergangenen Jahren stark zugenommen, 2022 und 2023 wurden mehr als eine Million Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen registriert. Dem würde man mit der aktuellen Handhabung nicht gerecht.
Künftig will das britische Innenministerium extreme Frauenfeindlichkeit nun als eine Form des Terrorismus einstufen. Das geht zurück auf die Anti-Extremismus-Strategie „Prevent”, die 2007 von der damaligen Labour-Regierung eingeführt wurde. Demnach würde Frauenfeindlichkeit dann als „besorgniserregende” Ideologie gelten und könnte wie islamistischer oder rechtsextremer Terror behandelt werden.
Entlarvender Vergleich: Solingen und Femizide
Trotzdem unterscheidet sich die Berichterstattung über Femizide stark von jener über andere strukturell-ideologische Bedrohungen. Sichtbar wird das etwa im Vergleich mit islamistischer Gewalt. Ein Beispiel: Beim islamistischen Anschlag in Solingen tötete der Täter drei Menschen. Acht weitere wurden verletzt, der Täter bekannte sich zur Terrororganisation „Islamischer Staat”. Medien und Politik reagierten unmittelbar mit zahlreichen Artikeln, Stellungnahmen, Anteilsbekundungen und Verurteilungen der Tat. Bundeskanzler Scholz besuchte den Ort, die NRW-Landesregierung verabschiedete ein umfassendes Sicherheits- und Migrationspaket, Caren Miosga stellte am Sonntagmorgen kurzfristig das Thema ihrer Sendung um.
„Zeit Online“ veröffentlichte laut der eigenen Solingen-Themenseite seit dem 23. August mindestens 97 Texte, die sich auf den Anschlag von Solingen beziehen. Knapp die Hälfte bestand aus Agenturmeldungen, 46 Texte stammen von Autor:innen. Darunter eine Reportage aus Solingen in der Nacht des Anschlags, eine Reportage aus Solingen am Tag danach, eine FAQ darüber, wie sich Volksfeste künftig besser sichern lassen, eine politische Analyse darüber, ob der Anschlag hätte verhindert werden können, eine Analyse, welche politischen Konsequenzen auf Solingen folgen müssen, ein Interview über das Sicherheitsgefühl auf dem Oktoberfest nach dem Anschlag in Solingen, eine FAQ zum psychologischen Umgang mit Solingen, „exklusive Einblicke” in die Asyl-Akte des Attentäters, ein Interview mit einem Leser, der seine Wahlentscheidung nach Solingen verändert hat, ein Interview mit einem Terrorexperten darüber, wie Behörden nun reagieren sollten.
In der Woche nach dem Anschlag in Solingen wurden in Deutschland vier Frauen getötet, alle mutmaßlich durch ihren Partner oder Ex-Partner. Am 27. August in Althornbach, am 28. August in Berlin-Zehlendorf, zwei Tage später in Berlin-Lichtenberg, am selben Tag in Ortenburg. Auf der Themenseite „Femizide/Gewalt an Frauen” von „Zeit Online“ wurden im gesamten bisherigen Jahr zehn Texte veröffentlicht, darunter fünf Agenturmeldungen und eine Tatort-Rezension. Hinzu kommen ungefähr elf weitere Texte zu Tötungen von Frauen, die nicht auf der Seite verlinkt sind (ohne Agenturmeldungen), darunter zwei True-Crime-Erzählungen aus dem Magazin „Zeit Verbrechen”, eine Filmrezension, zwei Kommentare. Sowohl in Quantität, als auch in Qualität zeigen sich gravierende Unterschiede.
Das mag erst einmal intuitiv wirken. Denn auch, wenn in Deutschland weitaus mehr Frauen durch ihren (Ex-)Partner getötet werden als Menschen durch Islamisten, ist das Problem zunächst greifbarer: Die Täter bekennen sich meist von sich aus zu einer Ideologie und Gruppe, die Taten finden in der Regel in der Öffentlichkeit statt. Frauenhass wirkt dagegen oft weniger eindeutig.
Doch das Defizit in der Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen zeigt sich auch empirisch. In einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung wurde zwischen 2015 und 2019 systematisch Beiträge zu Gewalt gegen Frauen in bundesweiten Medien ausgewertet. Das Ergebnis: Gewalt gegen Frauen wird häufiger in Boulevardmedien, selten aber in überregionalen Medien thematisiert – und wenn doch, dann überwiegend im Panorama-Ressort. Die Studie fand auch heraus, dass eher über Taten berichtet wurde, wenn der Täter kein Deutscher war. Die Berichterstattung bündelte sich außerdem rund um einige aufsehenerregende Einzelfälle, die allein 30 Prozent der Berichterstattung ausmachten.
Zur Wahrheit gehört auch, dass sich in den letzten Jahren einiges getan hat. Allein dass „Zeit Online“ über eine Themenseite zu Femiziden verfügt, kann als Fortschritt gelten. Und auch der Begriff etabliert sich in überregionalen Medien zunehmend, immer häufiger werden Passagen beigefügt, in denen der strukturelle Charakter von Gewalt gegen Frauen erklärt wird. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) verwendet Begriffe wie „Familientragödie” oder „Ehedrama” bereits seit 2019 nicht mehr.
Dennoch ist der Vergleich mit Berichterstattung über andere strukturelle Bedrohungen, wie der islamistischen Gewalt, entlarvend: Gewalt gegen und Tötungen von Frauen wird offenbar noch immer nicht flächendeckend als Politikum gesehen – obwohl die Fall- und Opferzahlen ungleich höher sind.
Mediale Berichterstattung spielt eine Rolle
Das ist ein Problem. Denn Journalist:innen berichten über Themen von öffentlichem Interesse. Dafür müssen sie unterscheiden, was als privat und was als öffentlich gilt. Sie folgen dabei aber keinem Regelbuch, sondern gängiger Praxis und ihrer eigenen Einschätzung. Diese prägt mit, was als öffentlich und was als privat, also was als politisch und was als unpolitisch gilt.
Gerade im Falle von geschlechtsspezifischer Gewalt ist das relevant. Denn das Konzept der „häuslichen Gewalt” ist noch vergleichsweise jung. Bis in die 1970er Jahre hinein galt Gewalt gegen Frauen als „Streiterei zwischen Eheleuten“ – und damit als privat. Erst in den 90er Jahren etablierte sich, als Folge der Frauenhaus-Bewegung, der Begriff „häusliche Gewalt”. Und erst 2002 wurde das Gewaltschutzgesetz erlassen. Seitdem muss die Polizei bei „familiären Streitigkeiten” überhaupt eingreifen. Erst seit 2015 wird Partnerschaftsgewalt und Tötungen von Frauen im Beziehungskontext statistisch vom BKA erhoben. Die Begrifflichkeiten für Gewalt gegen und Tötungen von Frauen, das Bewusstsein für ihre Tragweite und damit das Verständnis für die Relevanz ist also noch vergleichsweise jung, ebenso wie die Berichterstattung dazu.
Im Februar 2018 trat in Deutschland die sogenannte „Istanbul-Konvention” in Kraft, ein Übereinkommen des Europarats zur „Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“. In Artikel 17 werden explizit die Medien aufgerufen, „Richtlinien und Normen der Selbstregulierung festzulegen, um Gewalt gegen Frauen zu verhüten und die Achtung ihrer Würde zu erhöhen“. Die Konvention macht deutlich: Medienschaffende haben eine Verantwortung. Wie sie über Gewalt gegen Frauen berichten, beeinflusst das gesellschaftliche Bewusstsein für das Problem und wie stark die Politik ein Thema und entsprechende Maßnahmen priorisiert. Und sie beeinflusst die Anzeigebereitschaft von Betroffenen.
Wie es besser gehen kann
Wie es also richtig machen? Zunächst einmal gilt ein alter Leitsatz: Sagen, was ist. Euphemismen haben im journalistischen Kontext nichts verloren. Begriffe wie „Beziehungsdrama” oder „Familientragödie” sind unpräzise und verschleiern schwere Gewalt. Auch Formulierungen, die Verständnis für das Motiv des Täters einräumen („er ertrug die Trennung nicht”) oder eine Mitschuld der Betroffenen zu suggerieren, eignen sich nicht. Wie auch bei der Berichterstattung über andere Formen der Verbrechen gilt es zudem, die Nacherzählung der Tat auf das zu beschränken, was journalistischen Mehrwert bietet, statt Voyeurismus zu bedienen.
Eine sorgfältige Berichterstattung macht aber vor allem die strukturelle Ebene sichtbar: Wenn eine Frau von ihrem Partner getötet wird, ist das kein tragischer Einzelfall, sondern die höchste Eskalationsstufe eines strukturellen Gewaltsystems. Dabei sollten Journalist:innen darauf achten, keine Vorurteile zu reproduzieren: Gewalt gegen Frauen findet in allen gesellschaftlichen Schichten und Kulturkreisen statt. Am Ende gilt: Sensibilität in der Berichterstattung schafft Schutz für betroffene Frauen.
Hier können Betroffene Hilfe suchen
Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“: 08000 116016
Das Thema Femizid gehört in die gesellschaftliche Debatte, in die Soziologie und ganz sicher in den Journalismus.
Aber beim Strafrecht bekomme ich Bauchschmerzen: Als zusätzliches Mordmerkmal würde das zu schärferen Strafen führen. Das heißt: Was bisher nach jeder Definition ein Totschlag wäre, würde damit automatisch zu einem Mord und damit zur Höchststrafe. Finde ich überaus bedenklich. Außerdem muss ein Gesetz ja wohl für geschlechsneutral verfasst sein. Die Strafdrohung darf ja nicht für heterosexuelle Männer höher sein für die selbe Tat als für alle Frauen oder homosexuelle Männer. Dann bräuchte es so etwas wie „Partnerschaftsgewalt“ als Mordmerkmal und das kann ja eigentlich nur absurd enden in Fragen wie „wann gilt etwas als Partnerschaft?“. Der verschmähte Gelegenheitlover bekommt Totschlag, der Ehemann aber Mord?
Der Mord-Paragraph bräuchte schon eine Reform. Aber sicher keine, die danach zu MEHR lebenslanger Strafe führt statt weniger und die die Kriterien verunklart. Und das wäre beim Femizid der Fall, meine ich.
Sensibles Thema, weiß wohl, aber ich kann der Argumentation nicht folgen.
Die BKA Statistik bezieht sich auf Straftaten innerhalb von Beziehungen.
155 Frauen, die aufgrund der Beziehung zu einem Mann von diesem getötet wurden.
Wie schließt Jane Monckton-Smith denn von individuellem Fall auf das allgemeine Motiv „Frauenhass“, das als Kronzeuge für das Wort „Femizid“ herhält?
Ich kann doch Hass auf eine Frau (oder einen Mann) haben, ohne Frauen (oder Männer) im Allgemeinen zu hassen.
„Angst vor Trennung“ kommt ja z. B. vor als Trigger in dem 8-Phasen-Modell: Ich habe doch Angst vor der Trennung von DIESER Frau, nicht vor der Trennung von allen Frauen oder gar der Weiblichkeit im Allgemeinen. Das gilt auch für z. B. den Vorwurf der Untreue.
Der Vergleich zum religiösen Extremismus passt. m. E. überhaupt nicht – Da steht ja gruppenbezogener Hass im Mittelpunkt, der in dem (exemplarischen) Mord von Individuen gipfelt. Bei diesen Taten, die vom BKA als „häusliche Gewalt“ also innerhalb von Beziehungen geführt werden, ist es ja nicht so: Ein Individuum wird getötet aufgrund der Beziehung mit einem anderen Individuum, nicht weil eines der Individuen in dieser Beziehung Hass auf eine bestimmte Gruppe hat, und dann dieses andere Individuum (was zufällig auch in der Beziehung ist und daher nahe dran) deshalb tötet.
Um so etwas wie „Femizid“ überhaupt belastbar erfassen zu können, müsste man wohl beim Motiv des Täters suchen und wäre auf Selbstauskunft angewiesen. Ob geschlechterbezogener Hass da häufig genannt wird … Ich bezweifle es.
Vielleicht verstehe ich es aber auch ernsthaft nicht richtig, dann lerne ich gerne dazu! :)
@2
Da müssen wir gar nicht anfangen mit gruppen- vs. personenbezogenem Hass.
Ich verstehe das aus dem Text so: Es ist halt ein geschlechtliches Rollenbild, dass „Tötung wegen Trennung“ überhaupt so oft als eine valide Option wahrgenommen wird von den Männern, sprich diese Morde geschehen in ihrer Häufung durch diese geschlechtlichen Rollenbilder, weswegen die Einordnung als Femizid geschehen kann.
Journalismus und wir als Gesellschaft sollten daran arbeiten, durch die Benennung als Femizid die Wirkung z.B. dieser Rollenbilder kenntlich zu machen, im gesellschaftlichen Bewusstsein zu brechen und so bestenfalls zukünftige Taten dieser Art zu verhindern. (jetzt etwas naiv verkürzt natürlich)
@Anderer Max
Ich teile voll Ihre Fragen und Bedenken.
Möchte aber hinzufügen, dass das Strafrecht betreffend (darum geht es mir hier) Motivforschung schon lange und immer wichtiger werdend Teil der Urteilsfindung in Deutschland sind. Gemeinhin wird dies als Fortschritt bewertet.
Im Falle der Debatte über Femizid im Strafrecht wird aber genau das GEGENTEIL gefordert: den objektiven Tatbestand der Tötung nach Trennung höher zu gewichten als Tatumstände und Motivation. Also eine Art Automatisierung einzuführen, wie wir sie exakt im Mordparagraphen finden. (Welcher übrigens genau DESWEGEN schon lange von liberal gesinnten Juristen kritisiert wird.)
Der im Artikel verlinkte Text auf bpb stellt das sehr schön dar, begrüßt das allerdings irritierenderweise in diesem Fall.
1. „Familiendrama“ und „Familientragödie“ sind mMn eher Triggerwarnungen in der Überschrift. Beim „-drama“ wird ein oder mehrere Familienmitglieder durch ein weiteres getötet oder schwer verletzt, bei einer „-tragödie“ fallen mehrere Familienmitglieder einem Autounfall o.ä. zum Opfer. Wer dergleichen nicht beim Frühstück lesen möchte, kann dann woanders weiterlesen.
2. da Incels typischerweise keine Beziehungserfahrung haben, bringen sie tatsächlich eher Frauen (und Männer) um, die sie gar nicht persönlich kennen, also keine „Beziehungstaten“. Was die Sache nicht besser macht, es gibt bloß kaum eine Schnittmenge.
3. der Begriff „Femizid“ wird spätestens dann problematisch, wenn es um „erweiterten“ Femizid geht: der vorherige Partner bringt nicht nur seine ehemalige Frau oder Freundin um, sondern auch deren neuen Partner. Da müsste man noch einen anderen Begriff einführen.
4. dass jemand einen Mord als „valide“ Lösung betrachtet, liegt wohl eher nicht an Staat und Gesellschaft, die dergleichen streng verbieten, aber ganz sicher auch nicht daran, dass jemand in der Zeitung „Familiendrama“ liest und denkt: „Gute Idee, das mache ich auch!“
Ansonsten kann man natürlich einen Begriff für die Zeitung getrennt von juristischen Überlegungen diskutieren.
Ich wage jetzt mal eine Bewertung. „Femizid“ ist
a) soziologisch valide, je nach betrachteter Gruppe und Gesellschaft
b) journalistisch unter Agendaverdacht (kann man oft so oder so sehen)
c) strafrechtlich fragwürdig bis schädlich
Das ist mein Sinnangebot.
Sämtliche Kommentare kranken imho bislang daran, auch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass extrem viele Frauen von ihren ( ehemaligen ) Partnern ermordet werden, während das Gegenteil weniger häufig geschieht.
In etwa 8 – 10 zu 1 .
Dass Männer den Mord an der Partnerin also leichter als Option betrachten, ist ein strukturelles Problem und abstrahiert in diesem Punkt von der individuellen Beziehung.
Auch wenn diese Sichtweisen nur bei einigen Männern tatsächlich zu solchen Extremen führen, heisst das nicht, dass es sich hier nicht um ein gesellschaftliches Phänomen handelte, welches es zu bekämpfen gilt. Verleumdung und Relativierung ist da schon mal der schlechteste Ansatz.
Gebräuchliche Bezeichnungen für Femizide gehen von Beziehungstat bis zum Ehrenmord.
Und ja, ich würde das als Hassverbrechen werten.
Körperverletzung ist strafbar. Totschlag auch. Und Mord sowieso. Und es ist egal, ob das Opfer ein Mann ist oder eine Frau oder dazwischen oder außerhalb. Wenn ein Mann eine Frau erschlägt, soll es Mord sein. Wenn eine Frau einen Mann erschlägt, bleibt es Totschlag. Müsste es nicht immer Notwehr sein, denn der Mann ist ja das Übel?
Ich verstehe all die Antworten und sage meinen Dank.
Meine Gedanken dazu: Die von Chateaudur angedeutete „Automatisierung“, das ist, glaube ich, auch mein Problem mit der Sache.
Dennoch bin ich wie Frank Gemein auch der Meinung, dass es durchaus um Hassverbrechen geht und man die quantitative Dimension auch nicht vergessen darf – Sie darf strafrechtlich aber keinen Unterschied machen, denn auch den 24 Männer, die aufgrund der Beziehung zu einer Frau von dieser getötet wurden, müssen ja die gleiche Rechtsprechung erhalten, wie andersherum.
„Dass Männer den Mord an der Partnerin also leichter als Option betrachten, ist ein strukturelles Problem und abstrahiert in diesem Punkt von der individuellen Beziehung.“
Das kann man sicher so sehen, mir reicht das so axiomatisch nicht.
Erstmal müsste ja bewiesen werden, dass das „leichter“ tatsächlich zutrifft. Wenn wir das aus den absoluten Zahlen ableiten, vernachlässigen wir die Dimension „Tatumstände und Motivation“. Und dann kann ich die Ableitung zu einem „strukturellen Problem“ und der „Abstraktion von der individuellen Beziehung“, die einen „izid“ semantisch rechtfertigten, eben nicht machen.
All das soll aber niemanden davon abhalten, für den Schutz von Frauen einzustehen, das will ich nicht sagen! Aber man kann es doch genau so machen, wie Frank Gemein es instinktiv schon selbst tut: Sagen, dass Frauen von Männern in Beziehungen im Verhältnis ca. 10 Mal so oft umgebracht werden, wie Männer von Frauen in einer Beziehung. Das ist der Fakt und der ist doch schlimm genug. Da brauche ich jedenfalls nicht noch die Vokabel Femizid.
Herr Blechschmied glänzt wieder mit versuchtem victim blaming und seiner Lieblingsübung, der Opferrolle.
Und dabei ist es nicht so komplett verkehrt: Wenn Frauen ihre Partner töten, ist das häufigste Motiv, dass sie lange Zeit Opfer häuslicher Gewalt waren und keinen anderen Ausweg sehen.
Bei Männern liegt dagegen sehr häufig eine narzisstische Dynamik vor, gekränkter Stolz und Besitzdenken . Wenn ich dich nicht mehr „haben“ kann, soll dich niemand „haben“.
Natürlich ist das alles nicht in jedem Fall so, aber eindeutig sind das die Schwerpunkte. Wie über solche Taten in den Medien berichtet wird, wie viel Verständnis für die armen Täter beizeiten ( hallo Herr Blechschmied ) mitschwingt, zeigt eigentlich ganz deutlich, wie überfällig dieser Schritt ist, der in Spanien bspw. konsequent gegangen wird.
Auch bei den Frauenrechten schwingt die Schaukel derzeit zurück in die Steinzeit. Alpha-Männchen im Silicon-Valley entblöden sich nicht, einem Testosteron Kult zu frönen, Sexualstraftäter werden Präsident der USA, schwachsinniges Posen mit nacktem Oberkörper auf Pferderücken des Präsdienten Russlands, Frauen und low-t Männer sollten nicht wählen dürfen, weil sie es an Entschlusskraft mangeln lassen … es ist eigentlich nichts zu bescheuert, als dass es nicht von irgendeinem mächtigen Promi vertreten und mit großer Reichweite verbreitet würde.
Die Frauenhäuser platzen aus allen Nähten und sind die ersten Objekte, bei denen der Rotstift angesetzt wird, um zu sparen.
Auch bei Hassverbrechen werden Affektlagen berücksichtigt, wenn sie relevant sind. Das wäre auch bei Femiziden so. Es muss aber endlich dieser, in keiner weise vergleichbaren, Situation der Frauen entgegnet werden.
Meine Meinung.
Die Verkürzung „Frauen reagieren nur auf Gewalt vs. Besitzdenken bei Männern“ ist nicht meins. Ich würde da einfach sagen: Jeder Fall, jede Motivation ist individuell. Und so sollten auch Gerichte entscheiden. Das entkräftet auch die automatisch gesetzte Masku-Opferrolle aus #8. Sofern zugehört wird, was ich bezweifle, weil es die eigene vorgefasste Meinung nicht bestätigt.
„Low-T“ habe ich auch letzte Woche gelernt, die Kampfvokabel. Ist wie mit allen Neologismen aus der Richtung: Einmal drüber lachen, aber bitte nicht ernsthaft reproduzieren. Das sind alles Marketingmaschen um Proteinzeug zu verkaufen oder ähnliches. Da steckt selten Ideologie dahinter, meist nur opportunistisches Ausnutzen einer fragilen maskulinen Zielgruppe mit wenig Selbstwertgefühl, die nur durch die Herabsetzung anderer den Selbstwert generiert. Ich denke da an Andrew Tate z. B.
Das Problem ist, dass diese Art der Zielgruppenansprache halt funktioniert.
Auch gestern gelesen:
„I have a mental illness that makes me think that people will change their minds if I present the correct arguments with the appropriate facts and data.“
Der dabei mitschwingende Hybris ist natürlich ein Einfallstor für schwurbelnde Berufszyniker.
Weitere, nicht ganz unironische Feststellung:
6 Männer unterhalten sich über das Wort „Femizid“.
@Anderer Max
„Die Verkürzung „Frauen reagieren nur auf Gewalt vs. Besitzdenken bei Männern“ ist nicht meins“
Das wundert mich, ist es doch ganz Ihre. Denn das habe ich nicht geschrieben.
Weder nur noch mehrheitlich habe ich geschrieben, sondern „häufigste“, und das deckt sich durchaus mit der Forschung.
Ich finde es auch fatal die Macho-Renaissance zu ignorieren, während in der Gruppe der Jungwähler zu beobachten ist, dass dies „eure naturgegebenen Rechte sollen euch vorenthalten werden“ bei den jungen Männern durchaus auf fruchtbaren Boden fällt.
Die AfD ist bei jungen Männern erheblich stärker als bei jungen Frauen.
Auch auf der Straße bei den Neo-Nazi Aufmärschen tauchen erstmals seit langem wieder ganz junge Männer in beachtlichen Zahlen auf ( Siehe Anti-CSD Aufmärsche etc. ).
Der Kampf gegen den Feminismus ist durchaus ein wichtiges Element des Faschismus.
Frauen müssen vor Femiziden wirksamer geschützt werden, da stimmen Sie mir doch eigentlich zu. Wie also soll das passieren?
„6 Männer unterhalten sich über das Wort „Femizid“.“
Dieser Kommentarbereich ist überhaupt männlich dominiert.
Da sollte das nicht verwundern.
Wenn ich hier die Kommentare lese und unterstelle, dass diese von Männern mit einem gewissen Bildungshintergrund verfasst wurden, bestätigt es erschreckend die Aussagen der Autorin. Gewalt gegen Frauen ist begründet durch ein strukturelles und ideologisches Problem. Dieses zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Und die meisten Männer haben überhaupt kein Interesse daran etwas zu ändern. @Frank Gemein, danke.
@Miriam:
Absolut d’accord. Hätte von einem Großteil der (kommentierenden) Übermedien Leserschaft nicht so eine argumentative Würstchenbude erwartet. Setzen, Sechs. Und als Hausaufgabe: 1) Artikel noch mal lesen. 2) Recherchieren, welchen journalistischen Stellenwert das Thema in anderen Ländern hat (da muss man gar nicht nach Lateinamerika gehen, Italien reicht). 3) Vom Laptop aufstehen und mal mit Frauen reden. Über ihre Ängste, Erfahrungen oder ihr Sicherheitsgefühl im Allgemeinen.
Vielen Dank den letzten 3 Kommentaren! Mir hat bei dem protzigen intellektuellen Geschwafel der hier üblichen Verdächtigen schon sehr der Magen gegrummelt. Es wurde mal wieder in epischer Breite über ein Thema schwadroniert, von dem man so gar nicht betroffen ist, noch es nachvollziehen könnte.
Und es bestätigt einmal mehr, dass wir immer und immer wieder über Gewalt gegen Frauen reden müssen, damit es irgendwann mal aufhört. Ein Mann, der Frauen hasst, bringt nicht zufällig die eine Partnerin um. Er würde jeder Frau gegenüber Gewalt anwenden, derer er habhaft wird. Morde aus Frauenhass sind keine Beziehungstaten.
Ich sehe noch viel zu viel Unterdrückung und Macht gegenüber Frauen. Die jungen gebildeten Frauen, die das Spiel nicht mehr mitmachen, werden dann zur Zielscheibe von Aggressionen und Ablehnung, einen Partner zu finden ist für sie fast aussichtslos. Quasi als Abstrafung für Erfolg und Selbstbewusstsein.
Ich wünsche mir, dass Männer auch mal aus Demut schweigen und anerkennen, das ihre Spezies sich oft genug daneben benimmt.
@12: „Frauen müssen vor Femiziden wirksamer geschützt werden, da stimmen Sie mir doch eigentlich zu.“
Schutzbedürftige müssen vor (tötlicher) Gewalt wirksam(er) geschützt werden.
„Der Kampf gegen den Feminismus ist durchaus ein wichtiges Element des Faschismus.“ Da stimme ich Ihnen zu. Gerade deshalb ist es doch gut, dass hier ein rationaler Diskurs stattfindet.
@13:
Strukturell, ja, aber ideologisch? Ich hatte ja in den ersten Beiträgen dargelegt, warum eine Häufung von individuellen Fällen (mit individuellen Motiven / Motivationen, die sich eben zu allermeist nur auf eine ganz bestimmte Person beziehen) sich nur schwerlich als Ideologie zusammenfassen lässt, wenn die unterstellte Ideologie nur durch freiwillige Selbstauskunft erfasst wird. Welche Argumente gibt es denn für die Verwendung von „Ideologie“?
@15:
„Ein Mann, der Frauen hasst, bringt nicht zufällig die eine Partnerin um. Er würde jeder Frau gegenüber Gewalt anwenden, derer er habhaft wird. Morde aus Frauenhass sind keine Beziehungstaten.“
1. Der dritte Satz wäre ja das, was zu beweisen wäre, oder nicht? Idividuelles Motiv (=Beziehungstat) vs. Frauenhass (=Femizid). Wie kriegt man es also nun heraus, welche Motivation vorliegt? Ich schlug die Befragung mit freiwilliger Selbstauskunft vor, gibt es eine bessere Methode? Oder verichten wir auf den Nachweis der Motivation? Dann weiß ich nicht, wie man das rechtsstaatlich durchsetzten wollen würde.
2. Tausche Männer gegen Frauen, stimmt der dritte Satz dann auch? Und wenn nicht: Wegen der absoluten Zahlen? (155 / 24)
Bereits in #2 lege ich ja dar, wie schwer es ja wohl in der Praxis wäre, jemandem „allgemeinen Frauenhass“ als Tatmotiv nachzuweisen. Oder einfach drauf verzichten?
„Ich wünsche mir, dass Männer auch mal aus Demut schweigen und anerkennen, das ihre Spezies sich oft genug daneben benimmt.“
1. Männer sind keine Spezies
2. Morde sind kein „Danebenbenehmen“
3. Demut ist vllt nicht ganz die richtige Vokabel, aber Sie haben natürlich Recht, ich habe genug andere Probleme, über die ich reden sollte
Ich stelle mir gerade vor, wie jede Frau, die sich beim Chef beschwert, dass sie 20% weniger Lohn bekommt, als ihre männlichen Mitarbeiter, im Einzelfall beweisen muss, dass das letztlich jahrtausendealten Patriarchat liegt und nicht an der individuellen Fähigkeit.
Oder wie jede im Krieg vergewaltigte Frau beweisen muss, dass sie sich nicht einfach zu aufreizend gekleidet einem feindlichen Soldaten gezeigt hat.
Die Bezeichnung „Femizid“ ist zu grob, nicht das Delikt.
Lieber mansplaine ich, dass „Männer keine Spezies“ sind.
Oh MANN! https://www.praeventionstag.de/nano.cms/vortraege/id/5496
Statistisch ist es so, dass in Deutschland laut PKS 2023 2.282 vorsätliche Tötungsdelikte insgesamt stattgefunden haben. Diese Zahl ist so gering, dass eine sinnvolle statistische Betrachtung schlicht nicht möglich ist (egal ob p = 0.05 oder 0.01).
Diese im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung geringe Anzahl an Taten führt dazu, dass sämtliche statistischen Aussagen mit äußerter Vorsicht zu genießen, eigentlich sogar unbrauchbar sind. Wie man dann zu Aussagen von etwa @7 kommt, dass „extrem viele Frauen von ihren ( ehemaligen ) Partnern ermordet werden“, erschließt sich mir nicht*. Extrem viel im Verhältnis zu was? Zu dieser Aussage könnte man nur kommen, wenn man allein Tötungsdelikte untereinander vergleichen würde, und auch dann wäre sie falsch. Im Jahr 2023 wurden 938 Frauen Opfer von vorsätzlichen Tötungsdelikten (erfasst sind sowohl versuchte als auch vollendete Straftaten, es sind damit auch Fälle außerhalb sog. Partnerschaftlicher Gewalt erfasst; ausgenommen sind Tatopfer im Zusammenhang mit Raubdelikten). 938 ist im Vergleich zu 2.282 jedoch kaum „extrem viel“, sondern nicht einmal die Hälfte.
Richtig ist insoweit lediglich, dass wenn man seine Betrachtung allein auf Partnerschaftliche Gewalt beschränkt, mehr Frauen Opfer von vorsätzlichen Tötungsdelikten werden als Männer. Eine solche Beschränkung ergibt aber im Hinblick auf die Frage, ob es sich um ein strukturelles Problem bzw. ein gesellschaftliches Phänomen handelt (und genau um diese Frage geht es hier ja), keinen Sinn. In diesem Kontext würde es allein Sinn ergeben, die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte ins Verhältnis zu bestehenden oder ehemaligen Beziehungen insgesamt zu setzen.
Es gibt in Deutschland derzeit ca. 41.783.535 Männer. Selbst wenn man Männer unter 18 und Alleinlebende abziehen würde (obwohl auch solche Menschen sicherlich Tötungsdelikte begehen) und man sämtliche Tötungsdelikte Männern zuschreiben würde, wäre die Anzahl im Verhältnis immer noch viel zu gering, um statistisch irgendetwas verlässlich ableiten zu können.
Es mutet deshalb merkwürdig an, wenn die Autorin schreibt, „Am häufigsten töten Männer aber ihre (Ex-)Partnerinnen.“ Am häufigsten töten Männer überhaupt nicht; die Anzahl der Männer, die in Deutschland vorsätzliche Tötungsdelikte begehen, ist so verschwindent gering, dass sich statistisch keine sinnvollen Aussagen treffen lassen. Und um den zuvorzukommen: Es handelt sich dabei nicht um ein „not all men“ Argument, sondern um einen Hinweis darauf, dass statistische Aussagen eine gewisse Mindestmenge an Daten voraussetzen. Fehlt – wie hier – eine entsprechende Datenbasis, ist es aber grob irreführen, solche Aussagen trotzdem zu treffen.
Auch die Aussage, die Medienberichterstattung würde insoweit „eine Rolle spielen“ (was auch immer das konkret heißen soll), überzeugt nicht. Wie will man eine solche „Rolle“ der Berichterstattung im Hinblick auf die geringe Anzahl von Tötungsdelikten überhaupt bitte stichthaltig belegen?
Sollte ich irgendwo einen Denkfehler gemacht haben oder etwas übersehen haben, bitte ich freundlichst um Hinweis.
* Natürlich kann bei rein ethischer Betrachtung immer vertreten, dass allein eine einzige Tötung eines Menschen extrem viel sei. Um eine solche Betrachtung geht es bei @7 ausweislich des Kontextes jedoch nicht, sondern um die Frage nach einem strukturellen Problem bzw. eines gesellschaftliches Phänomens.
@ 18:
Aus dem Anreißer im Link:
„Diese Verbrechen sind keine (…) Beziehungstaten, sondern Femizide: Morde, die an Frauen verübt werden, weil sie Frauen sind.“
Morde, die an einer Frau verübt werden, weil sie diese eine bestimmte Frau ist? Oder weil sie das weibliche Geschlecht hat? Genau diese Unschärfe …
Da im Anreißer auch von den „Motiven männlicher Gewalttäter“ gesprochen wird, werde ich da heute Abend mal reinhören und hoffe, dass ich dort evtl. Antworten bekomme.
„Die Bezeichnung „Femizid“ ist zu grob, nicht das Delikt.“
D’accord. Sind alle Morde an Frauen Femizide? Ich meine nein. Aber ich schließe um Gottes Willen nicht aus, dass es Femizide gibt!
@Frank Gemein:
Die Frau, die 20% weniger Lohn bekommt, kann zu ihrem Chef gehen (hier nicht generisches Maskulinum, denn eine Chefin würde sowas natürlich nie tun ;-) ) und fragen, warum ihre Kollegen 25% mehr als sie bekämen. Der Chef hat möglicherweise Argumente oder auch nicht, aber am Ende erhöht er ihr Gehalt oder sie geht.
Frauen, die im Krieg vergewaltigt werden, glaubt man normalerweise _immer_, es sei denn, man gehört zur jeweils anderen Kriegspartei, dann glaubt man ihnen nie.
Der Begriff „Femizid“ ist mir nicht zu grob, wenn man ihn statt „Familientragödie“ verwenden will, meinetwegen. Dass Euphemismen im Journalismus nichts verloren hätten, war mir zwar neu, aber man lernt ja nicht aus.
@Pinkamena:
Sie mögen 133 ermordete Frauen nicht „extrem viel“ finden.
Zum Glück stehen Sie damit recht einsam da.
Ihre Argumentation, dass das bei 41Millionen Männern ja nur ganz wenige Täter wären, ist mit krude nur unzureichend gewürdigt.
Das größte Dunkelfeld bei Gewaltdelikten gegen Frauen beobachtet die Kriminalistik eben da, im persönlichen Umfeld der Frauen, in der Partnerschaft und der Familie.
Angezeigt werden bei versuchten Delikten eher Fremde, geschwiegen wird eher im persönlichen Umfeld.
Wenn Sie unbedingt alle vollendeten Morde betrachten wollen:
Nur jedes 5. Mordopfer weltweit ist eine Frau, so wie Gewaltkriminalität ganz überwiegend auch Männersache ist.
Aber 4 von 5 Mordopfern in einer Partnerschaft sind weltweit Frauen.
Und das ist „extrem viel“ und Zeichen eines „strukturellen Problems.
Des weiteren sind 50% sehr viel, wenn sich alle anderen Motive die restlichen 50% teilen und kein weiteres auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt.
Meine lieben männlichen Schlaumeier, die sich grade an diesem Thema so arrogant abarbeiten:
Die Tagesschau vermeldet just heute, dass es mehr Gewalt gegen Frauen und Mädchen gibt, in 2023 einen Anstieg von 6,2%.
Ich möchte jetzt nicht den Bogen spannen von derartiger Herablassung, mit der Sie hier dieses Thema diskutieren und der Frage, wo unser Problem herkommt.
Aber Zweifel bekkomt man schon und ja, eines ist sicher, Sie alle haben andere Probleme.
Wenn ich von Danebenbenehmen spreche, meine ich sicher keine Morde an Frauen, sondern den das Ignorieren und Herabspielen, die ganze männliche Überheblichkeit, die sich hier auch geballt wiederfindet. Wo das enden kann, das versuchen Sie ja grade vehement zu verschleiern.
Und jetzt sind wir auch noch selbst Schuld an weniger Gehalt… Ich hatte mir das hier offen gestanden etwas niveauvoller vorgestellt, aber wer weiß, wo die Herren noch so überall kommentieren.
In diesem Sinne – weiter so, ihr seid genau das, was uns Frauen fehlt.
@22
1.
„Sie mögen 133 ermordete Frauen nicht „extrem viel“ finden.
Zum Glück stehen Sie damit recht einsam da.“
Sie haben meinen Text offenbar nicht vollständig gelesen oder jedenfalls nicht richtig verstanden. Das macht nichts. Das kann mal passieren. FÜr diejenigen, für die es sich aus dem Kontext nicht von selbst ergeben hat, hatte ich bei dem * Zusatz nochmal klargestellt, was ich mit „nicht extrem viel“ meinte.
2.
Im Übrigen gehen Ihre Argumente in der Sache fehl.
Das Dunkelfeld bei Gewaltdelikten gegen Frauen mag beachtlich groß sein. Nur ging es in meinem Kommentar nicht um Gewaltdelikte gegen Frauen generell, sondern um vorsätzliche Tötungsdelikte. Aber darauf kommt es hier im Ergebnis nicht an. Denn die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte in Deutschland ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung so verschwindend gering, dass selbst ein großes Dunkelfeld nichts ändern würde. So wäre auch z.B. bei einer vierfachen Anzahl der tatsächlichen vorsätzlichen Tötungsdelikte (also 3.752 statt 938) die Anzahl immer noch viel zu klein, um entsprechende Schlüsse aus ihr zu ziehen. Aber selbst der von Ihnen zitierte Artikel geht nicht von einer derart hohen Dunkelziffer aus (zumal dieser sich auf alle Gewalttaten gegen Frauen und nicht nur auf versuchte Tötungsdelikte bezieht).
3.
Meine Ausführungen beziehen auf vollendete UND versuchte Taten.
Im Übrigen weichen die Statistiken von Land zu Land stark von einander ab. So liegt z.B. die sog. Mordrate in Deutschland bei 0,8 pro 100.000 Einwohner, wohingehen sie etwa in Jamaika bei über 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Im Übrigen haben sich alle meine Ausführungen ausdrücklich allein auf Deutschland bezogen, so dass ich einen Sachbezug Ihrer Ausführungen zu meinem Kommentar insoweit nicht erkennen kann.
4.
„Des weiteren sind 50% sehr viel, wenn sich alle anderen Motive die restlichen 50% teilen und kein weiteres auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt.“
Auch das geht am grundsätzlichen statistischen Problem vorbei. Vorsätzliche Tötungsdelikte geschehen eben im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung derart selten, dass sich solche Aussagen nicht treffen lassen. Eine entsprechende typisierende Betrachtungsweise (wie etwa bei 50 % des typischen Mordes sei Frauenhass ein Motiv) setzt eine ausreichende Datengrundlage voraus. Wird ein Delikt aber derart selten begangen wie vorsätzliche Tötungsdelikte in Deutschland, gibt es eben keinen „typischen Mörder“, da im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung jede einzelne Mordtat ein Ausnahmephänomem ist.
@Pinkamena:
Ich habe Ihren Zusatz durchaus gelesen und verstanden. Und darauf entsprechend den genannten Satz geschrieben.
Dass Sie „jeden“ Mord für extrem halten, ändert nichts an der Tatsache, dass Sie mindestens einen vollendeten Mord an einer Frau alle 3 Tage für gering erachten.
Und damit stehen Sie bislang hier zum Glück alleine da.
Ich bemerke auch, dass Sie anscheinend von der irrigen Ansicht ausgehen, Sie müssten Ihre krude Argumentation diesbezüglich wiederholen, weil man Ihnen nicht folgen könne. Dem ist nicht so. Seien Sie beruhigt.
Um es mal ketzerisch auszudrücken:
Hinrichtungen von Frauenaktivistinnen geschehen im Iran, gemessen an der Zahl Gesamtbevölkerung, relativ selten. Nach Ihrer Logik können wir also nicht von einem strukturellen Problem mit den Frauenrechten im Iran ausgehen.
Dass sich das Verhältnis der Geschlechter einmal komplett umgekehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht, können Sie mit Ihren Taschenspielertricks nicht wegdiskutieren. Der vollendete Mord steht an der Spitze der Pyramide.
Häusliche Gewalt und Missbrauch in der Familie weisen gleich ganz andere Größenordnungen auf.
Sie überschätzen einfach Ihre Statistikfähigkeiten.
Gerade weil Mord ein relativ seltenes Phänomen ist, ist eine so eklatante Häufung der weiblichen Opfer in Partnerschaften, dass sich das Verhältnis Männer zu Frauen mal eben umkehrt, signifikant.
Ihre Meinung hingegen wird nur schwer ernstzunehmende Verteidiger finden, würde ich behaupten wollen.
Die Kommentare zeigen, dass der Artikel leider sehr notwendig ist. Dankeschön Frank Gemein für die Ausdauer (nicht nur unter diesem Artikel)!
Zu den Hinrichtungen von Frauen im Iran muss man natürlich die Morde an Frauen im Iran hinzuzählen, und da die Ermordung/der Totschlag/die Körperverletzung mit Todesfolge einer Frau durch ihren Ehemann im Iran wohl praktisch straffrei ist, gibt es dazu keine verlässliche Statistiken. (Die Mordrate ohne Dunkelziffer liegt dort bei etwa 2,5/100.000 Einwohnern, also rund 3x höher als in D., soviel übrigens zur Theorie, dass harte Strafen abschreckend wirkten…)
Soll heißen, dass, was hier als „Femizid“ bezeichnet wird, wird im Iran teils staatlich unterstützt, teils staatlich durchgeführt, da Ehebruch mit Hinrichtung bestraft wird. Jedenfalls bei Frauen.
Aber ja, der Iran ist ein gutes Beispiel für systematische Frauenfeindlichkeit.
@26
1.
„Ich habe Ihren Zusatz durchaus gelesen und verstanden.“
Nein, Sie haben es nicht verstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass ich irgendeinen Mord für „gering erachte“, weder wörtlich noch sinngemäß. Ich habe geschrieben, dass ich die Anzahl der Morde statistisch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung für verhältnismäßig gering halte. Ich habe damit eine statistische Quote und keine ethische Bewertung zum Ausdruck gebracht. Zu dieser Unterscheidung scheinen Sie entweder nicht fähig zu sein oder Sie verstehen mich absichtlich falsch in der Absicht, meinen Charakter anzugreifen anstatt in der Sache zu argumentieren.
2.
„Hinrichtungen von Frauenaktivistinnen geschehen im Iran, gemessen an der Zahl Gesamtbevölkerung, relativ selten. Nach Ihrer Logik können wir also nicht von einem strukturellen Problem mit den Frauenrechten im Iran ausgehen.“
Auch das ist ein klassisches Nicht-Argument, nämlich ein sogenanntes Strohmann-Argument. Mein Argument war, dass sich strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft in Bezug auf vorsätzliche Tötungsdelikte nicht AUS DER STATISTIK ableiten lassen, weil die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte hierfür insgesamt zu gering ist. Das man auf strukturelle Probleme in einer Gesellschaft bei einer unzureichenden statistischen Datenlage nicht auch anders als mit den Mitteln der Statistik schließen kann, habe ich mit keinem Wort geschrieben.
3.
„Dass sich das Verhältnis der Geschlechter einmal komplett umgekehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht, können Sie mit Ihren Taschenspielertricks nicht wegdiskutieren.“
Auch das ist ein Strohmann. Ich habe nichts dazu geschrieben, ob sich das Verhältnis der Geschlechter umkehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht. Mein Argument war, dass sich strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft in Bezug auf vorsätzliche Tötungsdelikte nicht aus der Statistik ableiten lassen, weil die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte hierfür insgesamt zu gering ist. Ihren Ausführungen fehlt erneut der Sachbezug.
4.
„Häusliche Gewalt und Missbrauch in der Familie weisen gleich ganz andere Größenordnungen auf.“
Meine Ausführungen beziehen sich allein auf vorsätzliche Tötungsdelikte. Zu der Frage wie es mit häuslicher Gewalt generell aussieht, habe ich mich überhaupt nicht geäußert. Auch insoweit fehlt wieder der Sachbezug zu meinem Kommentar.
5.
„Sie überschätzen einfach Ihre Statistikfähigkeiten.“
Das kann sein, meine Statisk-Vorlesungen sind schon eine Weile her. Allein, wenn das so wäre, warum argumentieren Sie nicht entsprechend statistisch, sondern erfinden Strohmänner und Unterstellungen?
6.
„Gerade weil Mord ein relativ seltenes Phänomen ist, ist eine so eklatante Häufung der weiblichen Opfer in Partnerschaften, dass sich das Verhältnis Männer zu Frauen mal eben umkehrt, signifikant.“
Auch hier fehlt der Sachbezug. Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern bei der Anzahl der Mordopfer zueinander nicht signifikant sei, sondern dass sich aufgrund der Anzahl der Mordopfer insgesamt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung Rückschlüsse auf strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft nicht statisitsch überzeugend begründen lassen.
Wenn sich in einer Gesellschaft von mehr als 83.000.000 Menschen überhaupt nur 2.282 dazu entschließen, überhaupt einen anderen Menschen zu töten, lässt die Tatsache, dass von diesen 2.282 Menschen 938 Menschen sich dazu entschlossen haben, eine Frau zu töten, statistisch im Hinblick auf das eklatante Missverhältnis von 2.282 zu 83.000.000 keinen RÜckschluss auf die übrigen 82.997.718 Menschen zu.
Sie schreiben süffisant, ich müsse meine Argumentation nicht wiederholen, nur um dann mit allen Ihren Argumenten Punkte anzugreifen, die mit meiner Argumentation nichts zu tun haben.
Wenn Sie meinen, dass die von Ihnen zitierte Quelle sich zu der konkreten Frage äußert, ob sich in Bezug auf die Anzahl der vorsätzlichen Tötungen in Deutschland insgesamt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung strukturelle Probelme statistisch begründen lassen, bitte ich Sie die entsprechende Stelle zu zitieren.
Zu 4 aus #29: Es geht ja hier um die Verwendung des „izid“, was ja eine systematische Ermordung voraussetzt (semantisch).
@Pinkamena:
Sie haben die Nerven denselben Schwachsinn noch einmal zu wiederholen?
Der einzige, der hier nicht versteht sind Sie und wenn Sie eine weitere Antwort von mir wünschen, schreiben Sie einen zweiten Gedanken und wiederholen Sie nicht permanent denselben unsinnigen Sermon.
Guten Tag
@Anderer Max:
Das Suffix heisst „zid“ und heisst „tödlich“, „vernichtend“. Ich weiss nicht, wie Sie auf „systematisch“ kommen. Frauen müssen getötet werden, weil sie Frauen sind, damit es ein Femizid genannt werden kann.
Wenn 4 mal so viele Frauen in Partnerschaften ermordet werden, als Männer, während 4 mal so viele Männer außerhalb von Partnerschaften ermordet werden, als Frauen, und wenn die Mörder in der Partnerschaft dann auch noch Männer sind, dann kann mensch verdammt noch mal davon ausgehen, dass das weibliche Geschlecht der Grund dafür ist, dass diese Häufung auftritt!
Also Femizide!
Alles andere anzunehmen ist derart provokant naiv, dass es weh tut, das zu lesen.
Dennoch sind Tötungen von Frauen, insbesondere in Deutschland, noch zu wenig erforscht.
„Während „Ehrenmorde“ im engeren Sinne in Deutschland sehr selten sind (schätzungsweise maximal drei Fälle pro Jahr), sind Frauentötungen im Kontext heterosexueller Paarbeziehungen die wohl häufigste Form von Femiziden. Zur Auflösung der Fußnote[40] Bei mehr als jeder dritten (37 Prozent) versuchten oder vollendeten Tötung einer Frau erfasst die Polizeiliche Kriminalstatistik einen (Ex-)Partner als tatverdächtig – 2021 waren das 301 Fälle. Nur vier Prozent aller Tötungsdelikte an Männern erfolgen dagegen durch ihre (Ex-)Partnerin. Zur Auflösung der Fußnote[41] Bei Partnerschaftsgewalt scheint der Bezug zu Frauenverachtung weniger naheliegend – schließlich geben viele Männer an, ihre Partnerin geliebt zu haben. Allerdings können sich in Tatkonstellationen und -motiven sexistische Aspekte zeigen, etwa wenn es um (vermeintliche) Verstöße gegen Rollenerwartungen in der Beziehung geht. Klassische Beispiele sind ein Trennungswunsch der Frau oder eine andere Art der Emanzipation, zum Beispiel eine vom Partner unerwünschte Berufstätigkeit. Zudem gibt es bei 60 bis 80 Prozent der Femizide an Intimpartnerinnen vorausgehende Gewalt durch den Mann. Die Juristin Luise Greuel beschreibt dies als Manifestation von Besitzansprüchen, die auf patriarchalen Rollenvorstellungen basieren. Zur Auflösung der Fußnote[42]“
„…dann kann mensch verdammt noch mal davon ausgehen, dass das weibliche Geschlecht der Grund dafür ist, dass diese Häufung auftritt!
Also Femizide!“
Man kann hierbei nicht vom Allgemeinen auf’s Spezielle rückschließen. Ob in einem konkreten Fall tatsächlich Hass das Motiv ist (einen Grund sehe ich hier nicht, Sie etwa?) oder Habgier oder beides oder ganz was anderes, kann die Zeitung zum Zeitpunkt, an dem das Verbrechen geschah, ja noch gar nicht wissen. Eventuell nach dem Gerichtsprozess, aber selbst dann nicht unbedingt.
Haben diese Diskussionen jetzt irgendetwas verändert?
Glücklicherweise werden die Unverbesserlichen in Bezug auf diese Themen in der Generation meiner Kinder immer weniger.
Unabhängig davon, das Gewalt und Morde an Frauen grundsätzlich abscheulich sind (jegliche Gewalt und Mord sind abscheulich) fehlt mir bei der Veröffentlichung dieser neuen Zahlen dazu trotzdem ein kritischer Blick darauf, warum diese Zahlen gestiegen sind? Wen müssen wir zum Umdenken bringen? Religiöse Fanatiker, Mitmenschen, die mit einem anderen mitgebrachten Frauenbild bei uns leben oder unsere Jonathans, Lasses, Antons und wie sie nicht alle heißen? Welche Prävention brauchen wir?
Trotz aller Willkommenskultur wünsche ich mir einen kritischen Blick darauf, wessen Frauenbild derart falsch ist.
Ich halte es nicht für zielführend, nach dem Gieskannenprinzip diese Zahlen über jedes männliche Mitglied auszugießen. Das ist weder fair noch richtig und eher frustrierend.
Ist es vlt. das, was diese Debatte unterschwellig ausgelöst hat – das Gefühl ungerechtfertigt pauschal verdächtigt zu werden?
Nun ja, Fakt ist ja dass wir Männer die Hauptverantwortlichen sind was jegliche Gewalt betrifft. Ich (Mann) fühle mich nicht angesprochen von den Zahlen die da auf uns niederprasseln. Ich habe aber auch noch nie jemandem Gewalt angetan. Aber ich kenne ein paar wenige, die was Frauen betrifft schon eine recht veraltete Sichtweise haben. Zb besser als Hausfrau geeignet, nicht ganz so intelligent, wenn sie mal die Meinung sagen sind sie hysterisch, und der Klassiker: es wird nach Aussehen bewertet (Dicke Frauen haben ganz schlechte Karten)
Und wenn ich solche Beissreflex/relativierende Kommentare wie hier lese bekomme ich das Gefühl das passiert weil sie sich zurecht angesprochen fühlen. Nicht unbedingt als Gewalttäter aber doch als Männer des Patriarchats. Und ich denke ebenso, solche Reaktionen kommen aus Angst. Angst die Privilegien zu verlieren die man als Mann tausende Jahre lang hatte und immer noch hat und das finde ich sehr traurig, den das ist ist ungerecht. It is a man’s world
Alles nur meine persönliche Meinung und ich hoffe ich liege falsch bei den Männern in diesem Kommentarforum. Also bitte nicht angegriffen fühlen
Das Thema Femizid gehört in die gesellschaftliche Debatte, in die Soziologie und ganz sicher in den Journalismus.
Aber beim Strafrecht bekomme ich Bauchschmerzen: Als zusätzliches Mordmerkmal würde das zu schärferen Strafen führen. Das heißt: Was bisher nach jeder Definition ein Totschlag wäre, würde damit automatisch zu einem Mord und damit zur Höchststrafe. Finde ich überaus bedenklich. Außerdem muss ein Gesetz ja wohl für geschlechsneutral verfasst sein. Die Strafdrohung darf ja nicht für heterosexuelle Männer höher sein für die selbe Tat als für alle Frauen oder homosexuelle Männer. Dann bräuchte es so etwas wie „Partnerschaftsgewalt“ als Mordmerkmal und das kann ja eigentlich nur absurd enden in Fragen wie „wann gilt etwas als Partnerschaft?“. Der verschmähte Gelegenheitlover bekommt Totschlag, der Ehemann aber Mord?
Der Mord-Paragraph bräuchte schon eine Reform. Aber sicher keine, die danach zu MEHR lebenslanger Strafe führt statt weniger und die die Kriterien verunklart. Und das wäre beim Femizid der Fall, meine ich.
Sensibles Thema, weiß wohl, aber ich kann der Argumentation nicht folgen.
Die BKA Statistik bezieht sich auf Straftaten innerhalb von Beziehungen.
155 Frauen, die aufgrund der Beziehung zu einem Mann von diesem getötet wurden.
Wie schließt Jane Monckton-Smith denn von individuellem Fall auf das allgemeine Motiv „Frauenhass“, das als Kronzeuge für das Wort „Femizid“ herhält?
Ich kann doch Hass auf eine Frau (oder einen Mann) haben, ohne Frauen (oder Männer) im Allgemeinen zu hassen.
„Angst vor Trennung“ kommt ja z. B. vor als Trigger in dem 8-Phasen-Modell: Ich habe doch Angst vor der Trennung von DIESER Frau, nicht vor der Trennung von allen Frauen oder gar der Weiblichkeit im Allgemeinen. Das gilt auch für z. B. den Vorwurf der Untreue.
Der Vergleich zum religiösen Extremismus passt. m. E. überhaupt nicht – Da steht ja gruppenbezogener Hass im Mittelpunkt, der in dem (exemplarischen) Mord von Individuen gipfelt. Bei diesen Taten, die vom BKA als „häusliche Gewalt“ also innerhalb von Beziehungen geführt werden, ist es ja nicht so: Ein Individuum wird getötet aufgrund der Beziehung mit einem anderen Individuum, nicht weil eines der Individuen in dieser Beziehung Hass auf eine bestimmte Gruppe hat, und dann dieses andere Individuum (was zufällig auch in der Beziehung ist und daher nahe dran) deshalb tötet.
Um so etwas wie „Femizid“ überhaupt belastbar erfassen zu können, müsste man wohl beim Motiv des Täters suchen und wäre auf Selbstauskunft angewiesen. Ob geschlechterbezogener Hass da häufig genannt wird … Ich bezweifle es.
Vielleicht verstehe ich es aber auch ernsthaft nicht richtig, dann lerne ich gerne dazu! :)
@2
Da müssen wir gar nicht anfangen mit gruppen- vs. personenbezogenem Hass.
Ich verstehe das aus dem Text so: Es ist halt ein geschlechtliches Rollenbild, dass „Tötung wegen Trennung“ überhaupt so oft als eine valide Option wahrgenommen wird von den Männern, sprich diese Morde geschehen in ihrer Häufung durch diese geschlechtlichen Rollenbilder, weswegen die Einordnung als Femizid geschehen kann.
Journalismus und wir als Gesellschaft sollten daran arbeiten, durch die Benennung als Femizid die Wirkung z.B. dieser Rollenbilder kenntlich zu machen, im gesellschaftlichen Bewusstsein zu brechen und so bestenfalls zukünftige Taten dieser Art zu verhindern. (jetzt etwas naiv verkürzt natürlich)
@Anderer Max
Ich teile voll Ihre Fragen und Bedenken.
Möchte aber hinzufügen, dass das Strafrecht betreffend (darum geht es mir hier) Motivforschung schon lange und immer wichtiger werdend Teil der Urteilsfindung in Deutschland sind. Gemeinhin wird dies als Fortschritt bewertet.
Im Falle der Debatte über Femizid im Strafrecht wird aber genau das GEGENTEIL gefordert: den objektiven Tatbestand der Tötung nach Trennung höher zu gewichten als Tatumstände und Motivation. Also eine Art Automatisierung einzuführen, wie wir sie exakt im Mordparagraphen finden. (Welcher übrigens genau DESWEGEN schon lange von liberal gesinnten Juristen kritisiert wird.)
Der im Artikel verlinkte Text auf bpb stellt das sehr schön dar, begrüßt das allerdings irritierenderweise in diesem Fall.
1. „Familiendrama“ und „Familientragödie“ sind mMn eher Triggerwarnungen in der Überschrift. Beim „-drama“ wird ein oder mehrere Familienmitglieder durch ein weiteres getötet oder schwer verletzt, bei einer „-tragödie“ fallen mehrere Familienmitglieder einem Autounfall o.ä. zum Opfer. Wer dergleichen nicht beim Frühstück lesen möchte, kann dann woanders weiterlesen.
2. da Incels typischerweise keine Beziehungserfahrung haben, bringen sie tatsächlich eher Frauen (und Männer) um, die sie gar nicht persönlich kennen, also keine „Beziehungstaten“. Was die Sache nicht besser macht, es gibt bloß kaum eine Schnittmenge.
3. der Begriff „Femizid“ wird spätestens dann problematisch, wenn es um „erweiterten“ Femizid geht: der vorherige Partner bringt nicht nur seine ehemalige Frau oder Freundin um, sondern auch deren neuen Partner. Da müsste man noch einen anderen Begriff einführen.
4. dass jemand einen Mord als „valide“ Lösung betrachtet, liegt wohl eher nicht an Staat und Gesellschaft, die dergleichen streng verbieten, aber ganz sicher auch nicht daran, dass jemand in der Zeitung „Familiendrama“ liest und denkt: „Gute Idee, das mache ich auch!“
Ansonsten kann man natürlich einen Begriff für die Zeitung getrennt von juristischen Überlegungen diskutieren.
Ich wage jetzt mal eine Bewertung. „Femizid“ ist
a) soziologisch valide, je nach betrachteter Gruppe und Gesellschaft
b) journalistisch unter Agendaverdacht (kann man oft so oder so sehen)
c) strafrechtlich fragwürdig bis schädlich
Das ist mein Sinnangebot.
Sämtliche Kommentare kranken imho bislang daran, auch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass extrem viele Frauen von ihren ( ehemaligen ) Partnern ermordet werden, während das Gegenteil weniger häufig geschieht.
In etwa 8 – 10 zu 1 .
Dass Männer den Mord an der Partnerin also leichter als Option betrachten, ist ein strukturelles Problem und abstrahiert in diesem Punkt von der individuellen Beziehung.
Auch wenn diese Sichtweisen nur bei einigen Männern tatsächlich zu solchen Extremen führen, heisst das nicht, dass es sich hier nicht um ein gesellschaftliches Phänomen handelte, welches es zu bekämpfen gilt. Verleumdung und Relativierung ist da schon mal der schlechteste Ansatz.
Gebräuchliche Bezeichnungen für Femizide gehen von Beziehungstat bis zum Ehrenmord.
Und ja, ich würde das als Hassverbrechen werten.
Körperverletzung ist strafbar. Totschlag auch. Und Mord sowieso. Und es ist egal, ob das Opfer ein Mann ist oder eine Frau oder dazwischen oder außerhalb. Wenn ein Mann eine Frau erschlägt, soll es Mord sein. Wenn eine Frau einen Mann erschlägt, bleibt es Totschlag. Müsste es nicht immer Notwehr sein, denn der Mann ist ja das Übel?
Ich verstehe all die Antworten und sage meinen Dank.
Meine Gedanken dazu: Die von Chateaudur angedeutete „Automatisierung“, das ist, glaube ich, auch mein Problem mit der Sache.
Dennoch bin ich wie Frank Gemein auch der Meinung, dass es durchaus um Hassverbrechen geht und man die quantitative Dimension auch nicht vergessen darf – Sie darf strafrechtlich aber keinen Unterschied machen, denn auch den 24 Männer, die aufgrund der Beziehung zu einer Frau von dieser getötet wurden, müssen ja die gleiche Rechtsprechung erhalten, wie andersherum.
„Dass Männer den Mord an der Partnerin also leichter als Option betrachten, ist ein strukturelles Problem und abstrahiert in diesem Punkt von der individuellen Beziehung.“
Das kann man sicher so sehen, mir reicht das so axiomatisch nicht.
Erstmal müsste ja bewiesen werden, dass das „leichter“ tatsächlich zutrifft. Wenn wir das aus den absoluten Zahlen ableiten, vernachlässigen wir die Dimension „Tatumstände und Motivation“. Und dann kann ich die Ableitung zu einem „strukturellen Problem“ und der „Abstraktion von der individuellen Beziehung“, die einen „izid“ semantisch rechtfertigten, eben nicht machen.
All das soll aber niemanden davon abhalten, für den Schutz von Frauen einzustehen, das will ich nicht sagen! Aber man kann es doch genau so machen, wie Frank Gemein es instinktiv schon selbst tut: Sagen, dass Frauen von Männern in Beziehungen im Verhältnis ca. 10 Mal so oft umgebracht werden, wie Männer von Frauen in einer Beziehung. Das ist der Fakt und der ist doch schlimm genug. Da brauche ich jedenfalls nicht noch die Vokabel Femizid.
Herr Blechschmied glänzt wieder mit versuchtem victim blaming und seiner Lieblingsübung, der Opferrolle.
Und dabei ist es nicht so komplett verkehrt: Wenn Frauen ihre Partner töten, ist das häufigste Motiv, dass sie lange Zeit Opfer häuslicher Gewalt waren und keinen anderen Ausweg sehen.
Bei Männern liegt dagegen sehr häufig eine narzisstische Dynamik vor, gekränkter Stolz und Besitzdenken . Wenn ich dich nicht mehr „haben“ kann, soll dich niemand „haben“.
Natürlich ist das alles nicht in jedem Fall so, aber eindeutig sind das die Schwerpunkte. Wie über solche Taten in den Medien berichtet wird, wie viel Verständnis für die armen Täter beizeiten ( hallo Herr Blechschmied ) mitschwingt, zeigt eigentlich ganz deutlich, wie überfällig dieser Schritt ist, der in Spanien bspw. konsequent gegangen wird.
Auch bei den Frauenrechten schwingt die Schaukel derzeit zurück in die Steinzeit. Alpha-Männchen im Silicon-Valley entblöden sich nicht, einem Testosteron Kult zu frönen, Sexualstraftäter werden Präsident der USA, schwachsinniges Posen mit nacktem Oberkörper auf Pferderücken des Präsdienten Russlands, Frauen und low-t Männer sollten nicht wählen dürfen, weil sie es an Entschlusskraft mangeln lassen … es ist eigentlich nichts zu bescheuert, als dass es nicht von irgendeinem mächtigen Promi vertreten und mit großer Reichweite verbreitet würde.
Die Frauenhäuser platzen aus allen Nähten und sind die ersten Objekte, bei denen der Rotstift angesetzt wird, um zu sparen.
Auch bei Hassverbrechen werden Affektlagen berücksichtigt, wenn sie relevant sind. Das wäre auch bei Femiziden so. Es muss aber endlich dieser, in keiner weise vergleichbaren, Situation der Frauen entgegnet werden.
Meine Meinung.
Die Verkürzung „Frauen reagieren nur auf Gewalt vs. Besitzdenken bei Männern“ ist nicht meins. Ich würde da einfach sagen: Jeder Fall, jede Motivation ist individuell. Und so sollten auch Gerichte entscheiden. Das entkräftet auch die automatisch gesetzte Masku-Opferrolle aus #8. Sofern zugehört wird, was ich bezweifle, weil es die eigene vorgefasste Meinung nicht bestätigt.
„Low-T“ habe ich auch letzte Woche gelernt, die Kampfvokabel. Ist wie mit allen Neologismen aus der Richtung: Einmal drüber lachen, aber bitte nicht ernsthaft reproduzieren. Das sind alles Marketingmaschen um Proteinzeug zu verkaufen oder ähnliches. Da steckt selten Ideologie dahinter, meist nur opportunistisches Ausnutzen einer fragilen maskulinen Zielgruppe mit wenig Selbstwertgefühl, die nur durch die Herabsetzung anderer den Selbstwert generiert. Ich denke da an Andrew Tate z. B.
Das Problem ist, dass diese Art der Zielgruppenansprache halt funktioniert.
Auch gestern gelesen:
„I have a mental illness that makes me think that people will change their minds if I present the correct arguments with the appropriate facts and data.“
Der dabei mitschwingende Hybris ist natürlich ein Einfallstor für schwurbelnde Berufszyniker.
Weitere, nicht ganz unironische Feststellung:
6 Männer unterhalten sich über das Wort „Femizid“.
@Anderer Max
„Die Verkürzung „Frauen reagieren nur auf Gewalt vs. Besitzdenken bei Männern“ ist nicht meins“
Das wundert mich, ist es doch ganz Ihre. Denn das habe ich nicht geschrieben.
Weder nur noch mehrheitlich habe ich geschrieben, sondern „häufigste“, und das deckt sich durchaus mit der Forschung.
Ich finde es auch fatal die Macho-Renaissance zu ignorieren, während in der Gruppe der Jungwähler zu beobachten ist, dass dies „eure naturgegebenen Rechte sollen euch vorenthalten werden“ bei den jungen Männern durchaus auf fruchtbaren Boden fällt.
Die AfD ist bei jungen Männern erheblich stärker als bei jungen Frauen.
Auch auf der Straße bei den Neo-Nazi Aufmärschen tauchen erstmals seit langem wieder ganz junge Männer in beachtlichen Zahlen auf ( Siehe Anti-CSD Aufmärsche etc. ).
Der Kampf gegen den Feminismus ist durchaus ein wichtiges Element des Faschismus.
Frauen müssen vor Femiziden wirksamer geschützt werden, da stimmen Sie mir doch eigentlich zu. Wie also soll das passieren?
„6 Männer unterhalten sich über das Wort „Femizid“.“
Dieser Kommentarbereich ist überhaupt männlich dominiert.
Da sollte das nicht verwundern.
Wenn ich hier die Kommentare lese und unterstelle, dass diese von Männern mit einem gewissen Bildungshintergrund verfasst wurden, bestätigt es erschreckend die Aussagen der Autorin. Gewalt gegen Frauen ist begründet durch ein strukturelles und ideologisches Problem. Dieses zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Und die meisten Männer haben überhaupt kein Interesse daran etwas zu ändern. @Frank Gemein, danke.
@Miriam:
Absolut d’accord. Hätte von einem Großteil der (kommentierenden) Übermedien Leserschaft nicht so eine argumentative Würstchenbude erwartet. Setzen, Sechs. Und als Hausaufgabe: 1) Artikel noch mal lesen. 2) Recherchieren, welchen journalistischen Stellenwert das Thema in anderen Ländern hat (da muss man gar nicht nach Lateinamerika gehen, Italien reicht). 3) Vom Laptop aufstehen und mal mit Frauen reden. Über ihre Ängste, Erfahrungen oder ihr Sicherheitsgefühl im Allgemeinen.
Vielen Dank den letzten 3 Kommentaren! Mir hat bei dem protzigen intellektuellen Geschwafel der hier üblichen Verdächtigen schon sehr der Magen gegrummelt. Es wurde mal wieder in epischer Breite über ein Thema schwadroniert, von dem man so gar nicht betroffen ist, noch es nachvollziehen könnte.
Und es bestätigt einmal mehr, dass wir immer und immer wieder über Gewalt gegen Frauen reden müssen, damit es irgendwann mal aufhört. Ein Mann, der Frauen hasst, bringt nicht zufällig die eine Partnerin um. Er würde jeder Frau gegenüber Gewalt anwenden, derer er habhaft wird. Morde aus Frauenhass sind keine Beziehungstaten.
Ich sehe noch viel zu viel Unterdrückung und Macht gegenüber Frauen. Die jungen gebildeten Frauen, die das Spiel nicht mehr mitmachen, werden dann zur Zielscheibe von Aggressionen und Ablehnung, einen Partner zu finden ist für sie fast aussichtslos. Quasi als Abstrafung für Erfolg und Selbstbewusstsein.
Ich wünsche mir, dass Männer auch mal aus Demut schweigen und anerkennen, das ihre Spezies sich oft genug daneben benimmt.
@12: „Frauen müssen vor Femiziden wirksamer geschützt werden, da stimmen Sie mir doch eigentlich zu.“
Schutzbedürftige müssen vor (tötlicher) Gewalt wirksam(er) geschützt werden.
„Der Kampf gegen den Feminismus ist durchaus ein wichtiges Element des Faschismus.“ Da stimme ich Ihnen zu. Gerade deshalb ist es doch gut, dass hier ein rationaler Diskurs stattfindet.
@13:
Strukturell, ja, aber ideologisch? Ich hatte ja in den ersten Beiträgen dargelegt, warum eine Häufung von individuellen Fällen (mit individuellen Motiven / Motivationen, die sich eben zu allermeist nur auf eine ganz bestimmte Person beziehen) sich nur schwerlich als Ideologie zusammenfassen lässt, wenn die unterstellte Ideologie nur durch freiwillige Selbstauskunft erfasst wird. Welche Argumente gibt es denn für die Verwendung von „Ideologie“?
@15:
„Ein Mann, der Frauen hasst, bringt nicht zufällig die eine Partnerin um. Er würde jeder Frau gegenüber Gewalt anwenden, derer er habhaft wird. Morde aus Frauenhass sind keine Beziehungstaten.“
1. Der dritte Satz wäre ja das, was zu beweisen wäre, oder nicht? Idividuelles Motiv (=Beziehungstat) vs. Frauenhass (=Femizid). Wie kriegt man es also nun heraus, welche Motivation vorliegt? Ich schlug die Befragung mit freiwilliger Selbstauskunft vor, gibt es eine bessere Methode? Oder verichten wir auf den Nachweis der Motivation? Dann weiß ich nicht, wie man das rechtsstaatlich durchsetzten wollen würde.
2. Tausche Männer gegen Frauen, stimmt der dritte Satz dann auch? Und wenn nicht: Wegen der absoluten Zahlen? (155 / 24)
Bereits in #2 lege ich ja dar, wie schwer es ja wohl in der Praxis wäre, jemandem „allgemeinen Frauenhass“ als Tatmotiv nachzuweisen. Oder einfach drauf verzichten?
„Ich wünsche mir, dass Männer auch mal aus Demut schweigen und anerkennen, das ihre Spezies sich oft genug daneben benimmt.“
1. Männer sind keine Spezies
2. Morde sind kein „Danebenbenehmen“
3. Demut ist vllt nicht ganz die richtige Vokabel, aber Sie haben natürlich Recht, ich habe genug andere Probleme, über die ich reden sollte
Ich stelle mir gerade vor, wie jede Frau, die sich beim Chef beschwert, dass sie 20% weniger Lohn bekommt, als ihre männlichen Mitarbeiter, im Einzelfall beweisen muss, dass das letztlich jahrtausendealten Patriarchat liegt und nicht an der individuellen Fähigkeit.
Oder wie jede im Krieg vergewaltigte Frau beweisen muss, dass sie sich nicht einfach zu aufreizend gekleidet einem feindlichen Soldaten gezeigt hat.
Die Bezeichnung „Femizid“ ist zu grob, nicht das Delikt.
Lieber mansplaine ich, dass „Männer keine Spezies“ sind.
Oh MANN!
https://www.praeventionstag.de/nano.cms/vortraege/id/5496
Statistisch ist es so, dass in Deutschland laut PKS 2023 2.282 vorsätliche Tötungsdelikte insgesamt stattgefunden haben. Diese Zahl ist so gering, dass eine sinnvolle statistische Betrachtung schlicht nicht möglich ist (egal ob p = 0.05 oder 0.01).
Diese im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung geringe Anzahl an Taten führt dazu, dass sämtliche statistischen Aussagen mit äußerter Vorsicht zu genießen, eigentlich sogar unbrauchbar sind. Wie man dann zu Aussagen von etwa @7 kommt, dass „extrem viele Frauen von ihren ( ehemaligen ) Partnern ermordet werden“, erschließt sich mir nicht*. Extrem viel im Verhältnis zu was? Zu dieser Aussage könnte man nur kommen, wenn man allein Tötungsdelikte untereinander vergleichen würde, und auch dann wäre sie falsch. Im Jahr 2023 wurden 938 Frauen Opfer von vorsätzlichen Tötungsdelikten (erfasst sind sowohl versuchte als auch vollendete Straftaten, es sind damit auch Fälle außerhalb sog. Partnerschaftlicher Gewalt erfasst; ausgenommen sind Tatopfer im Zusammenhang mit Raubdelikten). 938 ist im Vergleich zu 2.282 jedoch kaum „extrem viel“, sondern nicht einmal die Hälfte.
Richtig ist insoweit lediglich, dass wenn man seine Betrachtung allein auf Partnerschaftliche Gewalt beschränkt, mehr Frauen Opfer von vorsätzlichen Tötungsdelikten werden als Männer. Eine solche Beschränkung ergibt aber im Hinblick auf die Frage, ob es sich um ein strukturelles Problem bzw. ein gesellschaftliches Phänomen handelt (und genau um diese Frage geht es hier ja), keinen Sinn. In diesem Kontext würde es allein Sinn ergeben, die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte ins Verhältnis zu bestehenden oder ehemaligen Beziehungen insgesamt zu setzen.
Es gibt in Deutschland derzeit ca. 41.783.535 Männer. Selbst wenn man Männer unter 18 und Alleinlebende abziehen würde (obwohl auch solche Menschen sicherlich Tötungsdelikte begehen) und man sämtliche Tötungsdelikte Männern zuschreiben würde, wäre die Anzahl im Verhältnis immer noch viel zu gering, um statistisch irgendetwas verlässlich ableiten zu können.
Es mutet deshalb merkwürdig an, wenn die Autorin schreibt, „Am häufigsten töten Männer aber ihre (Ex-)Partnerinnen.“ Am häufigsten töten Männer überhaupt nicht; die Anzahl der Männer, die in Deutschland vorsätzliche Tötungsdelikte begehen, ist so verschwindent gering, dass sich statistisch keine sinnvollen Aussagen treffen lassen. Und um den zuvorzukommen: Es handelt sich dabei nicht um ein „not all men“ Argument, sondern um einen Hinweis darauf, dass statistische Aussagen eine gewisse Mindestmenge an Daten voraussetzen. Fehlt – wie hier – eine entsprechende Datenbasis, ist es aber grob irreführen, solche Aussagen trotzdem zu treffen.
Auch die Aussage, die Medienberichterstattung würde insoweit „eine Rolle spielen“ (was auch immer das konkret heißen soll), überzeugt nicht. Wie will man eine solche „Rolle“ der Berichterstattung im Hinblick auf die geringe Anzahl von Tötungsdelikten überhaupt bitte stichthaltig belegen?
Sollte ich irgendwo einen Denkfehler gemacht haben oder etwas übersehen haben, bitte ich freundlichst um Hinweis.
* Natürlich kann bei rein ethischer Betrachtung immer vertreten, dass allein eine einzige Tötung eines Menschen extrem viel sei. Um eine solche Betrachtung geht es bei @7 ausweislich des Kontextes jedoch nicht, sondern um die Frage nach einem strukturellen Problem bzw. eines gesellschaftliches Phänomens.
@ 18:
Aus dem Anreißer im Link:
„Diese Verbrechen sind keine (…) Beziehungstaten, sondern Femizide: Morde, die an Frauen verübt werden, weil sie Frauen sind.“
Morde, die an einer Frau verübt werden, weil sie diese eine bestimmte Frau ist? Oder weil sie das weibliche Geschlecht hat? Genau diese Unschärfe …
Da im Anreißer auch von den „Motiven männlicher Gewalttäter“ gesprochen wird, werde ich da heute Abend mal reinhören und hoffe, dass ich dort evtl. Antworten bekomme.
„Die Bezeichnung „Femizid“ ist zu grob, nicht das Delikt.“
D’accord. Sind alle Morde an Frauen Femizide? Ich meine nein. Aber ich schließe um Gottes Willen nicht aus, dass es Femizide gibt!
@Frank Gemein:
Die Frau, die 20% weniger Lohn bekommt, kann zu ihrem Chef gehen (hier nicht generisches Maskulinum, denn eine Chefin würde sowas natürlich nie tun ;-) ) und fragen, warum ihre Kollegen 25% mehr als sie bekämen. Der Chef hat möglicherweise Argumente oder auch nicht, aber am Ende erhöht er ihr Gehalt oder sie geht.
Frauen, die im Krieg vergewaltigt werden, glaubt man normalerweise _immer_, es sei denn, man gehört zur jeweils anderen Kriegspartei, dann glaubt man ihnen nie.
Der Begriff „Femizid“ ist mir nicht zu grob, wenn man ihn statt „Familientragödie“ verwenden will, meinetwegen. Dass Euphemismen im Journalismus nichts verloren hätten, war mir zwar neu, aber man lernt ja nicht aus.
@Pinkamena:
Sie mögen 133 ermordete Frauen nicht „extrem viel“ finden.
Zum Glück stehen Sie damit recht einsam da.
Ihre Argumentation, dass das bei 41Millionen Männern ja nur ganz wenige Täter wären, ist mit krude nur unzureichend gewürdigt.
Das größte Dunkelfeld bei Gewaltdelikten gegen Frauen beobachtet die Kriminalistik eben da, im persönlichen Umfeld der Frauen, in der Partnerschaft und der Familie.
Angezeigt werden bei versuchten Delikten eher Fremde, geschwiegen wird eher im persönlichen Umfeld.
Wenn Sie unbedingt alle vollendeten Morde betrachten wollen:
Nur jedes 5. Mordopfer weltweit ist eine Frau, so wie Gewaltkriminalität ganz überwiegend auch Männersache ist.
Aber 4 von 5 Mordopfern in einer Partnerschaft sind weltweit Frauen.
Und das ist „extrem viel“ und Zeichen eines „strukturellen Problems.
Des weiteren sind 50% sehr viel, wenn sich alle anderen Motive die restlichen 50% teilen und kein weiteres auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt.
https://unwomen.de/gewalt-gegen-frauen-in-deutschland/
Meine lieben männlichen Schlaumeier, die sich grade an diesem Thema so arrogant abarbeiten:
Die Tagesschau vermeldet just heute, dass es mehr Gewalt gegen Frauen und Mädchen gibt, in 2023 einen Anstieg von 6,2%.
Ich möchte jetzt nicht den Bogen spannen von derartiger Herablassung, mit der Sie hier dieses Thema diskutieren und der Frage, wo unser Problem herkommt.
Aber Zweifel bekkomt man schon und ja, eines ist sicher, Sie alle haben andere Probleme.
Wenn ich von Danebenbenehmen spreche, meine ich sicher keine Morde an Frauen, sondern den das Ignorieren und Herabspielen, die ganze männliche Überheblichkeit, die sich hier auch geballt wiederfindet. Wo das enden kann, das versuchen Sie ja grade vehement zu verschleiern.
Und jetzt sind wir auch noch selbst Schuld an weniger Gehalt… Ich hatte mir das hier offen gestanden etwas niveauvoller vorgestellt, aber wer weiß, wo die Herren noch so überall kommentieren.
In diesem Sinne – weiter so, ihr seid genau das, was uns Frauen fehlt.
Danke an Frank Gemein für den unermüdlichen Kampf gegen die Windmühlen.
Also 4 von 5 Mordopfer in einer Partnerschaft sind Frauen weltweit spricht eigentlich Bände mögen man meinen.
Vielleicht noch einen aktuellen Bericht zur Gewalt gegen Frauen (auch wenn es hier um Mord geht)
https://www.sueddeutsche.de/politik/gewalt-gegen-frauen-bka-gewalthilfegesetz-femizide-frauenhaeuser-istanbul-konvention-lux.3ni9APF6fvDDyC1PGE4MjR
@22
1.
„Sie mögen 133 ermordete Frauen nicht „extrem viel“ finden.
Zum Glück stehen Sie damit recht einsam da.“
Sie haben meinen Text offenbar nicht vollständig gelesen oder jedenfalls nicht richtig verstanden. Das macht nichts. Das kann mal passieren. FÜr diejenigen, für die es sich aus dem Kontext nicht von selbst ergeben hat, hatte ich bei dem * Zusatz nochmal klargestellt, was ich mit „nicht extrem viel“ meinte.
2.
Im Übrigen gehen Ihre Argumente in der Sache fehl.
Das Dunkelfeld bei Gewaltdelikten gegen Frauen mag beachtlich groß sein. Nur ging es in meinem Kommentar nicht um Gewaltdelikte gegen Frauen generell, sondern um vorsätzliche Tötungsdelikte. Aber darauf kommt es hier im Ergebnis nicht an. Denn die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte in Deutschland ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung so verschwindend gering, dass selbst ein großes Dunkelfeld nichts ändern würde. So wäre auch z.B. bei einer vierfachen Anzahl der tatsächlichen vorsätzlichen Tötungsdelikte (also 3.752 statt 938) die Anzahl immer noch viel zu klein, um entsprechende Schlüsse aus ihr zu ziehen. Aber selbst der von Ihnen zitierte Artikel geht nicht von einer derart hohen Dunkelziffer aus (zumal dieser sich auf alle Gewalttaten gegen Frauen und nicht nur auf versuchte Tötungsdelikte bezieht).
3.
Meine Ausführungen beziehen auf vollendete UND versuchte Taten.
Im Übrigen weichen die Statistiken von Land zu Land stark von einander ab. So liegt z.B. die sog. Mordrate in Deutschland bei 0,8 pro 100.000 Einwohner, wohingehen sie etwa in Jamaika bei über 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Im Übrigen haben sich alle meine Ausführungen ausdrücklich allein auf Deutschland bezogen, so dass ich einen Sachbezug Ihrer Ausführungen zu meinem Kommentar insoweit nicht erkennen kann.
4.
„Des weiteren sind 50% sehr viel, wenn sich alle anderen Motive die restlichen 50% teilen und kein weiteres auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt.“
Auch das geht am grundsätzlichen statistischen Problem vorbei. Vorsätzliche Tötungsdelikte geschehen eben im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung derart selten, dass sich solche Aussagen nicht treffen lassen. Eine entsprechende typisierende Betrachtungsweise (wie etwa bei 50 % des typischen Mordes sei Frauenhass ein Motiv) setzt eine ausreichende Datengrundlage voraus. Wird ein Delikt aber derart selten begangen wie vorsätzliche Tötungsdelikte in Deutschland, gibt es eben keinen „typischen Mörder“, da im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung jede einzelne Mordtat ein Ausnahmephänomem ist.
@Pinkamena:
Ich habe Ihren Zusatz durchaus gelesen und verstanden. Und darauf entsprechend den genannten Satz geschrieben.
Dass Sie „jeden“ Mord für extrem halten, ändert nichts an der Tatsache, dass Sie mindestens einen vollendeten Mord an einer Frau alle 3 Tage für gering erachten.
Und damit stehen Sie bislang hier zum Glück alleine da.
Ich bemerke auch, dass Sie anscheinend von der irrigen Ansicht ausgehen, Sie müssten Ihre krude Argumentation diesbezüglich wiederholen, weil man Ihnen nicht folgen könne. Dem ist nicht so. Seien Sie beruhigt.
Um es mal ketzerisch auszudrücken:
Hinrichtungen von Frauenaktivistinnen geschehen im Iran, gemessen an der Zahl Gesamtbevölkerung, relativ selten. Nach Ihrer Logik können wir also nicht von einem strukturellen Problem mit den Frauenrechten im Iran ausgehen.
Dass sich das Verhältnis der Geschlechter einmal komplett umgekehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht, können Sie mit Ihren Taschenspielertricks nicht wegdiskutieren. Der vollendete Mord steht an der Spitze der Pyramide.
Häusliche Gewalt und Missbrauch in der Familie weisen gleich ganz andere Größenordnungen auf.
Sie überschätzen einfach Ihre Statistikfähigkeiten.
Gerade weil Mord ein relativ seltenes Phänomen ist, ist eine so eklatante Häufung der weiblichen Opfer in Partnerschaften, dass sich das Verhältnis Männer zu Frauen mal eben umkehrt, signifikant.
Und das ist nicht meine Meinung, sondern das sind Fakten, die z.B. hier https://unwomen.de/gewalt-gegen-frauen-in-deutschland/ zusammengetragen und analysiert wurden.
Ihre Meinung hingegen wird nur schwer ernstzunehmende Verteidiger finden, würde ich behaupten wollen.
Die Kommentare zeigen, dass der Artikel leider sehr notwendig ist. Dankeschön Frank Gemein für die Ausdauer (nicht nur unter diesem Artikel)!
Zu den Hinrichtungen von Frauen im Iran muss man natürlich die Morde an Frauen im Iran hinzuzählen, und da die Ermordung/der Totschlag/die Körperverletzung mit Todesfolge einer Frau durch ihren Ehemann im Iran wohl praktisch straffrei ist, gibt es dazu keine verlässliche Statistiken. (Die Mordrate ohne Dunkelziffer liegt dort bei etwa 2,5/100.000 Einwohnern, also rund 3x höher als in D., soviel übrigens zur Theorie, dass harte Strafen abschreckend wirkten…)
Soll heißen, dass, was hier als „Femizid“ bezeichnet wird, wird im Iran teils staatlich unterstützt, teils staatlich durchgeführt, da Ehebruch mit Hinrichtung bestraft wird. Jedenfalls bei Frauen.
Aber ja, der Iran ist ein gutes Beispiel für systematische Frauenfeindlichkeit.
@26
1.
„Ich habe Ihren Zusatz durchaus gelesen und verstanden.“
Nein, Sie haben es nicht verstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass ich irgendeinen Mord für „gering erachte“, weder wörtlich noch sinngemäß. Ich habe geschrieben, dass ich die Anzahl der Morde statistisch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung für verhältnismäßig gering halte. Ich habe damit eine statistische Quote und keine ethische Bewertung zum Ausdruck gebracht. Zu dieser Unterscheidung scheinen Sie entweder nicht fähig zu sein oder Sie verstehen mich absichtlich falsch in der Absicht, meinen Charakter anzugreifen anstatt in der Sache zu argumentieren.
2.
„Hinrichtungen von Frauenaktivistinnen geschehen im Iran, gemessen an der Zahl Gesamtbevölkerung, relativ selten. Nach Ihrer Logik können wir also nicht von einem strukturellen Problem mit den Frauenrechten im Iran ausgehen.“
Auch das ist ein klassisches Nicht-Argument, nämlich ein sogenanntes Strohmann-Argument. Mein Argument war, dass sich strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft in Bezug auf vorsätzliche Tötungsdelikte nicht AUS DER STATISTIK ableiten lassen, weil die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte hierfür insgesamt zu gering ist. Das man auf strukturelle Probleme in einer Gesellschaft bei einer unzureichenden statistischen Datenlage nicht auch anders als mit den Mitteln der Statistik schließen kann, habe ich mit keinem Wort geschrieben.
3.
„Dass sich das Verhältnis der Geschlechter einmal komplett umgekehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht, können Sie mit Ihren Taschenspielertricks nicht wegdiskutieren.“
Auch das ist ein Strohmann. Ich habe nichts dazu geschrieben, ob sich das Verhältnis der Geschlechter umkehrt, wenn man Morde insgesamt mit Morden in Partnerschaften vergleicht. Mein Argument war, dass sich strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft in Bezug auf vorsätzliche Tötungsdelikte nicht aus der Statistik ableiten lassen, weil die Anzahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte hierfür insgesamt zu gering ist. Ihren Ausführungen fehlt erneut der Sachbezug.
4.
„Häusliche Gewalt und Missbrauch in der Familie weisen gleich ganz andere Größenordnungen auf.“
Meine Ausführungen beziehen sich allein auf vorsätzliche Tötungsdelikte. Zu der Frage wie es mit häuslicher Gewalt generell aussieht, habe ich mich überhaupt nicht geäußert. Auch insoweit fehlt wieder der Sachbezug zu meinem Kommentar.
5.
„Sie überschätzen einfach Ihre Statistikfähigkeiten.“
Das kann sein, meine Statisk-Vorlesungen sind schon eine Weile her. Allein, wenn das so wäre, warum argumentieren Sie nicht entsprechend statistisch, sondern erfinden Strohmänner und Unterstellungen?
6.
„Gerade weil Mord ein relativ seltenes Phänomen ist, ist eine so eklatante Häufung der weiblichen Opfer in Partnerschaften, dass sich das Verhältnis Männer zu Frauen mal eben umkehrt, signifikant.“
Auch hier fehlt der Sachbezug. Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern bei der Anzahl der Mordopfer zueinander nicht signifikant sei, sondern dass sich aufgrund der Anzahl der Mordopfer insgesamt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung Rückschlüsse auf strukturelle Probleme der Gesamtgesellschaft nicht statisitsch überzeugend begründen lassen.
Wenn sich in einer Gesellschaft von mehr als 83.000.000 Menschen überhaupt nur 2.282 dazu entschließen, überhaupt einen anderen Menschen zu töten, lässt die Tatsache, dass von diesen 2.282 Menschen 938 Menschen sich dazu entschlossen haben, eine Frau zu töten, statistisch im Hinblick auf das eklatante Missverhältnis von 2.282 zu 83.000.000 keinen RÜckschluss auf die übrigen 82.997.718 Menschen zu.
Sie schreiben süffisant, ich müsse meine Argumentation nicht wiederholen, nur um dann mit allen Ihren Argumenten Punkte anzugreifen, die mit meiner Argumentation nichts zu tun haben.
7.
„Und das ist nicht meine Meinung, sondern das sind Fakten, die z.B. hier https://unwomen.de/gewalt-gegen-frauen-in-deutschland/ zusammengetragen und analysiert wurden.“
Wenn Sie meinen, dass die von Ihnen zitierte Quelle sich zu der konkreten Frage äußert, ob sich in Bezug auf die Anzahl der vorsätzlichen Tötungen in Deutschland insgesamt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung strukturelle Probelme statistisch begründen lassen, bitte ich Sie die entsprechende Stelle zu zitieren.
Zu 4 aus #29: Es geht ja hier um die Verwendung des „izid“, was ja eine systematische Ermordung voraussetzt (semantisch).
@Pinkamena:
Sie haben die Nerven denselben Schwachsinn noch einmal zu wiederholen?
Der einzige, der hier nicht versteht sind Sie und wenn Sie eine weitere Antwort von mir wünschen, schreiben Sie einen zweiten Gedanken und wiederholen Sie nicht permanent denselben unsinnigen Sermon.
Guten Tag
@Anderer Max:
Das Suffix heisst „zid“ und heisst „tödlich“, „vernichtend“. Ich weiss nicht, wie Sie auf „systematisch“ kommen. Frauen müssen getötet werden, weil sie Frauen sind, damit es ein Femizid genannt werden kann.
Wenn 4 mal so viele Frauen in Partnerschaften ermordet werden, als Männer, während 4 mal so viele Männer außerhalb von Partnerschaften ermordet werden, als Frauen, und wenn die Mörder in der Partnerschaft dann auch noch Männer sind, dann kann mensch verdammt noch mal davon ausgehen, dass das weibliche Geschlecht der Grund dafür ist, dass diese Häufung auftritt!
Also Femizide!
Alles andere anzunehmen ist derart provokant naiv, dass es weh tut, das zu lesen.
Sacken lassen
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/femizid-2023/519670/wie-toedlich-ist-das-geschlechterverhaeltnis/
„Während „Ehrenmorde“ im engeren Sinne in Deutschland sehr selten sind (schätzungsweise maximal drei Fälle pro Jahr), sind Frauentötungen im Kontext heterosexueller Paarbeziehungen die wohl häufigste Form von Femiziden. Zur Auflösung der Fußnote[40] Bei mehr als jeder dritten (37 Prozent) versuchten oder vollendeten Tötung einer Frau erfasst die Polizeiliche Kriminalstatistik einen (Ex-)Partner als tatverdächtig – 2021 waren das 301 Fälle. Nur vier Prozent aller Tötungsdelikte an Männern erfolgen dagegen durch ihre (Ex-)Partnerin. Zur Auflösung der Fußnote[41] Bei Partnerschaftsgewalt scheint der Bezug zu Frauenverachtung weniger naheliegend – schließlich geben viele Männer an, ihre Partnerin geliebt zu haben. Allerdings können sich in Tatkonstellationen und -motiven sexistische Aspekte zeigen, etwa wenn es um (vermeintliche) Verstöße gegen Rollenerwartungen in der Beziehung geht. Klassische Beispiele sind ein Trennungswunsch der Frau oder eine andere Art der Emanzipation, zum Beispiel eine vom Partner unerwünschte Berufstätigkeit. Zudem gibt es bei 60 bis 80 Prozent der Femizide an Intimpartnerinnen vorausgehende Gewalt durch den Mann. Die Juristin Luise Greuel beschreibt dies als Manifestation von Besitzansprüchen, die auf patriarchalen Rollenvorstellungen basieren. Zur Auflösung der Fußnote[42]“
„…dann kann mensch verdammt noch mal davon ausgehen, dass das weibliche Geschlecht der Grund dafür ist, dass diese Häufung auftritt!
Also Femizide!“
Man kann hierbei nicht vom Allgemeinen auf’s Spezielle rückschließen. Ob in einem konkreten Fall tatsächlich Hass das Motiv ist (einen Grund sehe ich hier nicht, Sie etwa?) oder Habgier oder beides oder ganz was anderes, kann die Zeitung zum Zeitpunkt, an dem das Verbrechen geschah, ja noch gar nicht wissen. Eventuell nach dem Gerichtsprozess, aber selbst dann nicht unbedingt.
Haben diese Diskussionen jetzt irgendetwas verändert?
Glücklicherweise werden die Unverbesserlichen in Bezug auf diese Themen in der Generation meiner Kinder immer weniger.
Unabhängig davon, das Gewalt und Morde an Frauen grundsätzlich abscheulich sind (jegliche Gewalt und Mord sind abscheulich) fehlt mir bei der Veröffentlichung dieser neuen Zahlen dazu trotzdem ein kritischer Blick darauf, warum diese Zahlen gestiegen sind? Wen müssen wir zum Umdenken bringen? Religiöse Fanatiker, Mitmenschen, die mit einem anderen mitgebrachten Frauenbild bei uns leben oder unsere Jonathans, Lasses, Antons und wie sie nicht alle heißen? Welche Prävention brauchen wir?
Trotz aller Willkommenskultur wünsche ich mir einen kritischen Blick darauf, wessen Frauenbild derart falsch ist.
Ich halte es nicht für zielführend, nach dem Gieskannenprinzip diese Zahlen über jedes männliche Mitglied auszugießen. Das ist weder fair noch richtig und eher frustrierend.
Ist es vlt. das, was diese Debatte unterschwellig ausgelöst hat – das Gefühl ungerechtfertigt pauschal verdächtigt zu werden?
Nun ja, Fakt ist ja dass wir Männer die Hauptverantwortlichen sind was jegliche Gewalt betrifft. Ich (Mann) fühle mich nicht angesprochen von den Zahlen die da auf uns niederprasseln. Ich habe aber auch noch nie jemandem Gewalt angetan. Aber ich kenne ein paar wenige, die was Frauen betrifft schon eine recht veraltete Sichtweise haben. Zb besser als Hausfrau geeignet, nicht ganz so intelligent, wenn sie mal die Meinung sagen sind sie hysterisch, und der Klassiker: es wird nach Aussehen bewertet (Dicke Frauen haben ganz schlechte Karten)
Und wenn ich solche Beissreflex/relativierende Kommentare wie hier lese bekomme ich das Gefühl das passiert weil sie sich zurecht angesprochen fühlen. Nicht unbedingt als Gewalttäter aber doch als Männer des Patriarchats. Und ich denke ebenso, solche Reaktionen kommen aus Angst. Angst die Privilegien zu verlieren die man als Mann tausende Jahre lang hatte und immer noch hat und das finde ich sehr traurig, den das ist ist ungerecht. It is a man’s world
Alles nur meine persönliche Meinung und ich hoffe ich liege falsch bei den Männern in diesem Kommentarforum. Also bitte nicht angegriffen fühlen