Notizblog (27)

Exklusiv zum 30. Geburtstag des „Rolling Stone“: Die listenste Liste aller Zeiten

Der deutsche „Rolling Stone“ feiert seinen 30. Geburtstag, und da stellt sich natürlich die Frage, welche Stars zum Jubiläumsheft aufs Titelbild kommen: Die „Rolling Stones“ wären naheliegend, aber die waren schon im November 2023, im Juni 2022, im Oktober 2021 und im Juni 2020 auf dem Cover – insgesamt sechs mal in den vergangenen zehn Jahren. Das ist nicht mal so oft wie die „Beatles“, die es, inklusive Einzelauftritten von John Lennon und Paul McCartney, in dieser Zeit auf 13 deutsche „Rolling Stone“-Cover schafften. Neil Young oder Elvis Presley wären als mehrfache Titelbild-Wiedergänger noch eine naheliegende Wahl gewesen, Bruce Springsteen, Bob Dylan, David Bowie, Prince. Irgendein älterer oder verstorbener Herr.

In der Anfangszeit machte der deutsche „Rolling Stone“ häufiger noch mit weiblichen Künstlern auf, aber Frauen haben sich in der Musik anscheinend einfach nicht durchgesetzt. In den vergangenen zehn Jahren zeigte im Schnitt nur jedes achte „Rolling Stone“-Cover eine Frau.

Das wäre also keine wirklich Jubiläums-Option gewesen, aber die Redaktion hat sich auch gegen einen Mann entschieden und präsentiert stattdessen: Zahlen!

30 Jahre 300 Lieblings-Alben

Der „Rolling Stone“ feiert seine 30 Jahre, indem er seine „300 Lieblings-Alben aus 30 Jahren“ kürt, und das ist natürlich außerordentlich angemessen. Chefredakteur Sebastian Zabel meint zwar in einem Interview zum Jubiläum, die Marke stehe „für brillanten Musikjournalismus, doch vor allem auch für ein Lebensgefühl, mit den unterschiedlichsten Spielarten von Popkultur und mit politischer Dissidenz“. Selbst wenn das stimmte („politische Dissidenz“?!), steht sie doch mindestens so sehr dafür, Musik immer wieder von neuem in Listen zu packen, in Reihenfolgen zu bringen, in Rankings zu bewerten. Musikkritik als endloser Sortiervorgang – mit Ewigkeitsanspruch:

Und das sind nur die „Alle Zeiten“-Rankings (und vermutlich nicht mal alle)! Es gibt zusätzlich noch ungezählte Unterrankings, hier eine relativ unsortierte, garantiert unvollständige und demonstrativ ungerankte Auswahl:

Der deutsche „Rolling Stone“ hat Geburtstag, und was schenkt man jemandem, der eigentlich schon alles hat, inklusive, natürlich, einer eigenen Liste mit den 50 besten Geburtstagsliedern?

Wir haben uns für eine Liste entschieden, die ultimative Liste, die listenste Liste aller Zeiten.

Übermedien präsentiert:
Die 30 besten Songs für Listenliebhaber!

30.

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Mitarbeit: Lukas Heinser

8 Kommentare

  1. Danke für diesen gelungenen und köstlichen Roundhousekick in Richtung dieses bräsigen Altmännerblattes, Herr Niggemeier.
    Rolling Stone war ja schon seit Ende der 90er nicht mehr zu ertragen, sowohl inhaltlich mit dem genau hier beschriebenen Selbstaufguss des Selbstaufgusses, covertechnisch ging es ja noch, da gab es ab und zu noch Frauen vorne drauf: Kate Bush, Skunk Anansie, etc.
    Spätestens als das Ganze an Axel Springer verkauft wurde und mit anderen hier nicht erwähnenswerten Titeln ein Amalgam bildete, konnte, nein, musste man das Blatt abschreiben.
    Ein böses erwachen hatte ich neulich, als mir in Social Media ein Interview über den Weg lief, das mein Interesse erweckte: Juan Atkins. Cool, dachte ich mir, bis ich gelesen habe, WER ihn da interviewt hat: Matthias Döpfner. AAAAHHHHHHHH! Kill it! With fire!

  2. Nicht zu vergessen der beste, einzigste Song aller Zeiten über das Cover des Rolling Stone:

    We take all kinds of pills that give us all kind of thrills
    But the thrill we’ve never known
    Is the thrill that’ll getcha when you get your picture
    On the cover of the Rollin‘ Stone

    https://www.youtube.com/watch?v=-Ux3-a9RE1Q

  3. Meine Metalzeitschrift der Wahl (Deaf Forever) parodiert das auch schon seit Jahren, bei denen heißt die Kategorie „Listenwahn“.
    Also gibt’s jetzt in jeder Ausgabe ca. 30 Listen über alles Mögliche („Das beste 1987 erschienene Thrash Metal Album“, oder so). Auch die Specials in dem Magazin sind seit ein paar Jahren nur noch glorifizierte Alben-Empfehlungslisten. Wenn ich genau darüber nachdenke … Ist das überhaupt eine Parodie? :D
    Ich geb’s zu: Ich steh‘ auf Listen und habe schon so einige gute Musik dadurch gefunden. Aber ich weiß auch, dass die DF Leute sehr kompetent sind und so oft es geht augenzwinkernd auf die Subjektivität und den „Wahrheitsanspruch“ von solchen Listen hinweisen. Letztlich stehen und fallen solche Listen wohl mit der Kompetenz desjenigen, der sie aufschreibt.

  4. Ich stehe wie der andere Max auf Listen – eher nicht so auf Bestenlisten (mit Ausnahme der für Literatur vom SWR), sondern auf thematische. Meine erste Musikliste war die mit Liedern über Ameisen (https://www.last.fm/de/user/sermonis/tags/songs+about+ants), seither sind Dutzende dazugekommen. Insofern vielen Dank für diesen Euren Zwitter: Sie behauptet zwar, eine Bestenliste zu sein, verspricht aber auch irgendwie inhaltlichen Anschluss – wobei sich die inhaltliche Komponente auf den ersten Blick nicht gleich erschließt, aber das macht es um so spannender, sie sich zu erschließen.

  5. Ja, die Listen des Rolling Stone. Jeder meckert und findet sie albern, aber jeder liest sie und ärgert sich ein wenig, wenn sein/e Favorit/in nicht dabei ist. Man kann dabei nur einen Fehler machen, nämlich sie tatsächlich ernst zu nehmen. Ich halte die Leser*innen für clever genug, das einfach als das zu nehmen, was es ist, nämlich ein Spaß für Fans. Ich lese die meistens gerne und lasse mich davon auch mal inspirieren, vergessen Geglaubtem oder auch nie zuvor Gehörtem mein Ohr zu leihen.

    Ich erwarte jetzt von Übermedien, dass zeitnah die Liste der besten Songs für Listenhasser veröffentlicht wird.

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