Holger ruft an (170)

Müssen Medien auch mit Pressefeinden sprechen?

Das Podcast-Titelbild zeigt AfD-Politiker Björn Höcke nach der Wahl in Thüringen im Studio des MDR.
IMAGO / Chris Emil Janßen

„Das Ergebnis hat mich betroffen gemacht“, sagt Martin Debes in dieser Folge von „Holger ruft an …“ über die Landtagswahl in Thüringen vom vergangenen Wochenende. Der Grund: Die AfD ist dort mit 32,8 Prozent der Stimmen zur stärksten Fraktion geworden, verfügt damit über das Vorschlagsrecht für den Landtagspräsidenten und die sogenannte Sperrminorität. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) holte aus dem Stand fast 16 Prozent. Der „Stern“-Journalist ist allerdings der Meinung, dass der Journalismus zur aktuellen politischen Situation in seinem Heimat-Bundesland auch einen Teil beigetragen hat: „Die Stärke des BSW lässt sich ohne die Medien nicht erklären, die Stärke der AfD vielleicht auch nicht.“

Tatsächlich treibt Medien schon lange die Frage um, wie über die rechtspopulistische AfD angemessen berichtet werden kann. Auf der einen Seite steht der Anspruch, objektiv und unvoreingenommen zu berichten, auf der anderen der Wunsch, demokratiefeindlichen Positionen keine Plattform zu bieten. Debes mahnt die Branche zwar zur Selbstkritik, hält aber nicht viel von Positionen, die bestimmte politische Akteure aus dem medialen Diskurs ausschließen wollen: „Wir sollten über die AfD kritisch berichten, aber sie auch ernst nehmen, als eine Partei, die nun mal gewählt wird.“ Aber was, wenn politische Akteure die Medien selbst zum Feindbild erklären? Darüber spricht Martin Debes mit Podcast Holger Klein in dieser Woche.

Die neue Folge „Holger ruft an …“ hören Sie hier:


(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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7 Kommentare

  1. Das Schöne und das Problem an der freiheitlichen Demokratie: es gibt halt verschiedene Ansätze. Ich glaube, die Medien müssten ihre Aufgabe ernst nehmen, und das bedeutet dann, die AfD kritisch zu begleiten, aber sie nicht als normale Partei zu berichten. Alle Aussagen der AfD sollten vor dem Hintergrund bewertet werden, dass die Partei lügt, die Presse als Gegner betrachtet und kein Interesse an einem Ideenaustausch hat. Also hat sie auch keine ernsthaften Vorschläge oder Lösungen, selbst wenn sie mal was in diese Richtung rumort. Andere wollen gar nicht über sie berichten oder sie „entzaubern“. Und weil alle machen können, was sie möchten (gut), wird keine dieser Strategien stringent verfolgt (schlecht).

    Dazu dann wirtschaftliche Zwänge, Klicks und Aufmerksamkeit und was auch immer zB die BILD manchmal umtreibt, und natürlich diejenigen, die eine AfD-Regierung vielleicht gar nicht so schlimm fänden, oder zumindest einer Koalition mit dieser.

  2. Witzig. Die einzige Partei, die seit langem Volksabstimmung à la Schweiz einfordert, ist also „demokratiefeindlich“. Und die einzige Partei, die zum Beispiel von Talkshows der etablierten Medien meist ausgeschlossen wird – wie oft wird ÜBER Höcke gesalbadert, statt MIT ihm zu sprechen –, diese Partei wird als „pressefeindlich“ diffamiert. Liebe Leute. Niemand in der AfD ist „pressefeindlich“. Was Sie hingegen in der AfD aber finden, ist hellwache, kritische Distanz zu einem einseitigen, vorgefassten Links-Grün-Journalismus. Sie kennen die Umfrage unter Volontären der Öffentlich-Rechtlichen?

  3. @ea:
    “ Sie kennen die Umfrage unter Volontären der Öffentlich-Rechtlichen?“
    Zu Ihrem Missvergnügen kennen die allermeisten hier Lesenden diese Umfrage genau und sind deshalb nicht empfänglich für diesen zu oft falsch kolportierte Gassenhauer rechter Propaganda.
    Es war eine Umfrage unter Volontären, durchgeführt von Volontären, an die die Mehrheit der Volontäre gar nicht teilgenommen hatte.
    Richtlinien, Posten und Festanstellungen werden von ganz anderen Personen bestimmt. Dass die privaten Verlagshäuser irgendwie einen Hang zu Links-Grün hätten, meint nur derjenige, von dem rechts nur noch die Wand ist.

    Man kann mit Faschisten nicht reden. Noch weniger kann man erwarten, dass Faschisten in der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen. Ein Diskurs ist aber unmöglich, wenn Teilnehmer sich weder der Wahrheit, noch objektiven Minimalstandards verpflichtet fühlen.

    Für Landolf Ladig gilt dies sicher nicht. Ihm ist nun wiederholt gerichtlich beschieden worden, dass seine Ausrede, er, der Geschichtslehrer, wüßte nicht, dass die Sätze, die er öffentlich geäußert hat, Leitsätze der SA waren.
    Er lügt also gerichtsbekannt. Ein normaler Diskurs ist mit solchen Demagogen nicht möglich.
    Punkt.

  4. Meine Meinung: Wenn ich mir Markus Lanz und so weiter in Auseinandersetzung mit dem (gendern nicht möglich) eingeladenen AfDler antue, sehe ich Jounalist*innen, die mit vorbereiteten Fragen vergeblich versuchen, den populistischen Monolog zu durchbrechen, um aus dem AfDler öffentlich seine allen bereits bekannte rechtsextremistische Position rauszukitzeln, was ihm eine Vorlage für eine neue Lügenschleife im Folgemonolog ist.
    Hilflosigkeit zum fremdschämen.

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