Erregung und Ärgernis (2)

Leg dich nicht mit Swifties an!

Verstehen bei Kritik an Taylor Swift keinen Spaß: Swifties beim Konzert in der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam. IMAGO / ANP

„Ich stand in der Schlange, um einen Kaffee zu bestellen, als die Morddrohungen begannen, meinen Posteingang zu fluten.“ So fängt ein Erfahrungsbericht des US-amerikanischen Journalisten Chris Panella aus dem Sommer 2023 an. Was war geschehen? Panella hatte über die „Eras Tour“ der Sängerin Taylor Swift geschrieben und dadurch den Zorn eines Teils ihrer riesigen Fangemeinde auf sich gezogen – ein Zorn, der sich schnell ins Maßlose steigerte. Nicht nur wurde ihm tausendfach der Tod gewünscht, er wurde auch massiv homophob beleidigt, seine privaten Informationen wurden veröffentlicht und seine Familie bedroht. Schließlich wurden Panellas Vorgesetzte mit E-Mails bombardiert, in denen die Absender:innen forderten, der Reporter solle seinen Job verlieren. Dabei wurde auch das Gerücht gestreut, er sei pädophil.

Angesichts dieser irrwitzigen Reaktionen erwartet man wenigstens einen besonders gemeinen Text, eine persönlich verletzende Abrechnung mit der Künstlerin und ihren Fans. Tatsächlich handelt es sich aber um eine brave Doppelrezension zweier Konzertbesuche, einer bei Swift und einer bei Beyoncé. Panella lobt beide Auftritte überschwänglich, macht allerdings den fatalen Fehler, das Konzert von Beyoncé besser zu finden. „Taylor Swift“, schreibt er, „ist Pop-Adel, keine Frage, aber es gibt nur eine Queen.“ Offenbar reichte das bereits aus, um den Tatbestand der popkulturellen Majestätsbeleidigung zu erfüllen, der nur durch eine öffentliche Hinrichtung wiedergutzumachen war. Off with his head!

Wenige Klicks reichen, um Kritiker:innen das Leben zur Hölle zu machen

Der Fall erscheint besonders grotesk, wenn man ihn mit einer Polemik vergleicht, wie sie der Schriftsteller Rick Moody 2013 veröffentlicht hatte. Swifts Musik, schrieb Moody damals, sei „komplett tot“ („utterly dead“), wie ein überrolltes Eichhörnchen auf einer Landstraße. Die Songs klängen, als würde sie von Untoten gesungen, so unangenehm, dass sie auch bei dem Kritiker einen regelrechten Todeswunsch erzeugten („She makes me want to die.“). Die Wut, die dieser Text bei den Fans auslöste, erscheint in diesem Fall ziemlich naheliegend und erwartbar. Moody thematisierte diese ebenfalls in einem teilweise seltsam wehleidigen Folgeartikel mit dem Titel: „Ich habe es gewagt, Taylor Swift zu kritisieren.“ Dort verteidigte sich der Autor gegen den Vorwurf, sein Text sei sexistisch gewesen und berief sich darauf, dass es eben sein Job als Kritiker sei, auch (und vielleicht gerade) populäre Musik zu kritisieren.

Aus Moodys Reaktion spricht die Irritation eines Kulturjournalisten, der von den neuen technischen Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation überrumpelt wurde. Vor der Digitalisierung hatten sich die Fans einer Künstlerin schließlich nicht so effektiv organisieren können, keine Öffentlichkeit für ihren Widerstand gegen eine Kritik gehabt, die ihren Geschmack brutal entwertet. Jetzt gab es einen Rückkanal, und der wurde ausgiebig genutzt. Endlich konnte man die Autorität des arroganten Kritikers zumindest in den Kommentarspalten der Artikel herausfordern. Wo man früher den mühseligen und einsamen Weg eines Leserbriefs gehen musste, reichten nun wenige Klicks, um dem Kritiker zu sagen, dass er gerne sterben gehen kann.

Mit Blick auf die Mediengeschichte der letzten 20 Jahre kann man durchaus argumentieren, dass es sein Gutes hat, dass die bis dahin recht machtlosen Fans einem Kritiker wie Moody in der digitalen Sphäre Paroli bieten können. Die entfesselte Reaktion auf Panellas Text zehn Jahre später zeigt allerdings, dass die digitale Emanzipation des Publikums auf eine ungute Art eskaliert ist. Der Fall ist nur einer unter vielen, die in den letzten Jahren viel Händeringen über die toxischen Fankulturen ausgelöst haben, die den Kulturjournalismus ganz grundsätzlich bedrohen. Wie soll man seinen Job als Kritiker:in machen, wenn man immer Angst haben muss, von den aufpeitschten Konsument:innen der Kunst, die man kritisiert, angeschrien, bedroht und gedoxxt zu werden? Was bedeutet es, wenn Fans scheinbar nicht mehr in der Lage sind, einigermaßen würdevoll auf Kritik an ihren Idolen zu reagieren?

Ein Vorwurf, der immer wieder erhoben wird, lautet, dass Fandoms inzwischen oft kultartige Wertungsgemeinschaften bilden, die sich um ihre Idole scharren wie um Gurus, deren Ehre und Integrität man mit allen Mitteln verteidigen muss. Das gilt für die Fandoms einiger Superstars. Auch der Bee-Hive, der sich um Beyoncé herum gebildet hat, gilt als besonders aggressiv. Ein Sketch aus der Serie Saturday Night Live von 2014 parodiert die uneingeschränkte Verehrung der Sängerin als Verschwörungsthriller, in dem eine sachte Kritik von einer schattenhaften Organisation mit vollkommen übertriebener Gewalt bestraft wird. Auf einer ähnlichen Prämisse beruht auch die Serie „Swarm“ von Donald Glover, in der ein obsessiver Fan einer Beyoncé-ähnlichen Sängerin mit extremer Brutalität auf alle Menschen reagiert, die etwas Schlechtes über ihr Idol gesagt haben.

Für Politjournalist:innen längst Alltag: Das toxische Klima des ständigen Beschimpftwerdens

Diese Formate greifen natürlich auf das (oft sexistische) Feindbild des verrückten Fans zurück, dessen Ursprung weit in die vordigitale Kulturgeschichte zurückreicht. Man muss deshalb auch bei allem berechtigten Entsetzen über die Exzesse des Fandoms aufpassen, dass man die Pathologisierung der Fans nicht reproduziert. Der Grund dafür, dass Kulturjournalist:innen auf diese Art angefeindet werden, liegt vor allem darin, dass sich das Mediensystem in den letzten zwanzig Jahren stark gewandelt hat. Den Kulturjournalismus holt nun ein Prozess ein, den die meisten Politjournalist:innen schon lange kennen. Die neuen Möglichkeiten des Publikums, mitzureden, die eigene Stimme hörbar zu machen, kann ein toxisches Klima des ständigen Beschimpftwerdens erzeugen.

An dieser Toxizität sind die Künstler:innen oft genug auch selbst beteiligt. Es ist verlockend, die eigene Fangemeinde gegen eine freche Kritiker:in zu mobilisieren. Im Jahr 2012 forderte etwa der Schauspieler Samuel L. Jackson auf Twitter dazu auf, gemeinsam einen neuen Job für den Filmkritiker der „New York Times“ zu finden, der „The Avengers“ sehr negativ besprochen hatte; 2019 wütete die Sängerin Lizzo über eine mittelmäßige Besprechung auf „Pitchfork“, Menschen, die selbst keine Musik machten, sollten keine Alben besprechen. Wenn solche Wortmeldungen an mehre Millionen Menschen gesendet werden, kann man eigentlich davon ausgehen, dass ein Teil davon losziehen wird, um der Kritiker:in zumindest für ein paar unschöne Wochen das Leben zur Hölle zu machen. Solche Fälle häuften sich in dieser Zeit, was die Journalistin Scaaci Koul dazu brachte, die Frage zu stellen: „Wann sind Celebrities so schlecht darin geworden, Kritik anzunehmen?“

Die Antwort lautet natürlich: Celebrities – wie alle Menschen – waren schon immer schlecht darin, Kritik anzunehmen. Was sich verändert hat, sind nicht die Persönlichkeiten der Promis, sondern die medialen Umstände, in denen sich diese Persönlichkeiten entfalten können. Die Digitalisierung hat es extrem einfach gemacht, auf eine Kritik öffentlich zu reagieren. Während man früher Zugang zu einem etablierten Medium gebraucht hätte, um sich über eine solche Kritik zu beschweren, reicht heute ein Tweet. Die Barrieren für diese Art der öffentlichen Gegenwehr sind sehr niedrig geworden und damit auch die medialen Hemmschwellen, den ersten Zorn über einen Artikel sofort ungefiltert herauszutrompeten.

Anfeindungen muss man sich leisten können

Auch Hass auf die Kritik hat es schon immer gegeben. Von dem ehrwürdigen Schriftsteller Richard Ford wird erzählt, er habe einen Kritiker, der eines seiner Bücher ungnädig besprochen hatte, auf einer Party angespuckt. Und das war noch nicht mal sein erster Ausfall. Bereits Jahre zuvor hatte er das Buch einer anderen Rezensentin, die ihm übel mitgespielt hatte, mit einer Schusswaffe durchlöchert und ihr mit der Post geschickt. Diese Art von rachsüchtiger Kraftmeierei gehört zur Folklore der Kulturgeschichte: von Johann Wolfgang von Goethes berüchtigter Forderung, Rezensenten umzubringen („Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“) bis hin zu Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ von 2002, dem der damalige Herausgeber der FAZ Frank Schirrmacher vorwarf, „nichts anderes als eine Mordphantasie“ gegen den einflussreichen Kritiker Marcel Reich-Ranicki zu sein.

Wer Kunst kritisiert, muss auf diese Art der Anfeindung vorbereitet sein, vielleicht sogar ein gewisses Verständnis dafür entwickeln, dass Menschen wütend sind, wenn man die Werke, an denen sie oft jahrelang gearbeitet, in die sie viel Herzblut und Energie investiert haben, öffentlich attackiert werden. Das gilt auch und vielleicht noch mehr für die Fans dieser Kunst, die durch eine schlechte Kritik in einem mächtigen Medium nicht nur sozial bloßgestellt (Wie kann man so geschmacklos sein?), sondern auch auf der Gefühlsebene angegriffen werden. Man hat sich emotional an die Figuren eines Romans oder die Erzählerstimme eines Songs gebunden, und nun wird diese Identifikation durch das scharfe Urteil eines arroganten Spielverderbers beschmutzt!

Ein Shitstorm gehört zum Berufsrisiko von Kritiker:innen

Dass in diesem Kontext heftige Emotionen – Wut, Scham, Ärger, Enttäuschung – freigesetzt werden, ist nicht verwunderlich. Und daher ist auch das kein Phänomen, das sich erst im Internetzeitalter entwickelt hat. Der Kritiker Marshall Fine musste 2012 wegen einer Kritik des Films „The Dark Knight Rises“ einen Shitstorm über sich ergehen lassen. Unter anderem malte sich ein Kommentator aus, wie er ihn mit einem Plastikschlauch ins Koma prügeln würde (Batman scheint vielen Menschen sehr wichtig zu sein). In einem einigermaßen gelassenen Interview zu dem Fall kommentierte Fine allerdings, dass solche Reaktionen zum Berufsrisiko gehören. Er sei in den 1970er Jahren wegen einer Kritik an einem Konzert der homophoben Sängerin Anita Bryant gefeuert worden, weil die Zeitung, für die er damals arbeitete von Anrufen aufgebrachter Bryant-Fans überflutet wurde. Auch das Telefon kann also eine gefährliche Waffe der ‚Cancel Culture‘ sein. Organisierten massenhaften Gegenwind kennen Kulturjournalist:innen nicht erst seit der Erfindung der Sozialen Medien.

Allerdings hat die Digitalisierung diesen Gegenwind zu einem Orkan anschwellen lassen, der droht, die Gattung der kulturjournalistischen Kritik komplett wegzufegen. Das liegt vor allem auch daran, dass der Ärger über diese Kritik heute eine unmittelbare Sichtbarkeit erhält. Man kann direkt sehen, dass viele andere auch wütend waren und fühlt sich so in der eigenen Wut bestätigt. Wo bereits hunderte wütender Kommentare hinterlassen wurden, ist die Hemmschwelle niedrig, einen weiteren zu hinterlassen. So kann man sich gegenseitig in einen Furor hineinsteigern, der es auf einmal angemessen erscheinen lässt, den Arbeitgeber des Kritikers mit verleumdenden E-Mails zu bombardieren.

Was bedeutet das für die Zukunft des Kulturjournalismus? Können die Werke von Superstars mit aggressiven digitalen Fanarmeen ab jetzt nur noch anonym besprochen werden? So sorgte etwa der Fall einer negativen Besprechung des neuen Albums von Taylor Swift, die ohne den Namen der Autor:in veröffentlicht wurde, im April dieses Jahres für große Aufregung. Das Magazin begründete diese Entscheidung mit den Drohungen, die eine Autorin 2019 nach einer ähnlichen Kritik erhalten habe. Es scheint aber äußerst zweifelhaft, dass darin die Zukunft des Kulturjournalismus liegt. Kritiken werden zu schlecht bezahlt, um auch noch auf die Anerkennung im eigenen Milieu verzichten zu können, die (meist) mit einer Veröffentlichung einhergeht.

Im Wohlfühlfeuilleton findet man statt ernster Kritik plattes Lob

Das verweist auf ein weiteres Problem, das den spektakulären Fällen digitaler Kritikerbeschimpfung zugrunde liegt: Das Schwinden der Wertungsautorität des Kulturjournalismus geht mit einer finanziellen Schwächung des gesamten Feldes einher. Anfeindungen muss man sich leisten können. Den möglichen Shitstorm aufgebrachter Fans oder Künstler könnte man natürlich viel besser aus der Sicherheit eines festen Gehalts oder angemessenen Honorars überstehen. Aber die Infrastruktur für diesen journalistischen Mut verschwindet. Da Kulturjournalismus momentan gleichzeitig immer gefährlicher und immer weniger lohnenswert erscheint, kann man davon ausgehen, dass es in spätestens zehn Jahren einfach keine Kritiken mehr geben wird.

Gleichzeitig hat die Digitalisierung auch (zumindest teilweise) eine Kultur des platten Lobens und Feierns hervorgebracht, eine Art Wohlfühlfeuilleton, das echte Kritik vermeidet, und das die Toleranz für diese Kritik vielleicht noch weiter hat absinken lassen.

Wie gewinnt man als Kultur die Kritikfähigkeit zurück, die durch die digitale Machtverschiebung verloren gegangen ist? Vielleicht müssen die Fandoms erst einmal erkennen, dass sie schon lange nicht mehr die machtlosen Außenseiter sind, auf deren Kunst von den arroganten Gatekeepern herumgetrampelt wird. Kritiken sind im besten Fall Gesprächsangebote, die das Verständnis einer Kunst, die man liebt, auch dann erweitern können, wenn sie kritisiert wird. Damit dieses Angebot gelingen kann, müssen allerdings auch die Kritiker:innen anerkennen, dass das Publikum eine Stimme hat und man sich an einen gewissen Gegenwind gewöhnen muss. Woran sich aber niemand gewöhnen müssen soll, sind Todesdrohungen. So wichtig ist die Kunst dann doch wieder nicht.

11 Kommentare

  1. Danke für den sehr erhellenden Artikel, allerdings:
    „Man muss deshalb auch bei allem berechtigten Entsetzen über die Exzesse des Fandoms aufpassen, dass man die Pathologisierung der Fans nicht reproduziert.“
    – das kann ja so schwer nicht sein.
    Schon alleine die Beobachtung, dass die Vorurteile über männlich gedachte Fußballfans (humorlos, übellaunig und gewaltbereit) von den weiblich gedachten Swift-Fans „bestätigt“ werden, ist ja eigentlich schon ein Bruch des Klischees.

  2. Lustig, neulich las ich noch (ich glaube anlässlich der abgesagten Konzerte in Wien), dass es sich bei den „Swifties“ um eine Art bessere Sorte Mensch handelt – achtsam, fröhlich und die Botschaft von Liebe und Frieden verkündend; jedes Konzert ein „Safe Space“ für 60.000 Leute. Anscheinend gilt das nur bei bedingungsloser Unterwerfung unter die Community.

    Das Phänomen trägt Züge einer Ersatz-Religion, ist aber in der Tat nicht neu. Schon Liszt und Wagner hatten im 19. Jahrhundert fanatische Verehrer, mit denen man sich besser nicht anlegte. Neu ist die einschüchternde Macht dieser Gruppen auf Kritiker. Und die ist – in diesem Fall für kritischen Kulturjournalismus – eine Gefahr.

  3. Weil jemand etwas über eine Fangruppe schreibt, wird das Geschriebene nicht zum Gesetz.
    Ebenso ist eine Gruppe von Menschen nicht deshalb gefährlich, weil eine Untergruppe dieser Menschen andere bedroht.
    Es geht um mediale Phänomene des dritten Jahrtausends und wie wir lernen müssen, damit umzugehen.
    Die Generation Z ist so, die Boomer zu egoistisch, die Jungen zu faul … whatever.
    Okay, Swifties haben sich ihr Idol wenigstens noch selber ausgesucht.
    Aber beide Versuche, der, aus ihnen alles weichgespülte Engelchen zu machen, oder der, sie komplett zu blutdürstigen Racheharpyen zu schreiben, sind doch letztlich nur Auswüchse schlechten Stils der Autoren. Kompatible Frames erfinden, überstülpen und alles eine Sauce, fertisch.

  4. „Weil jemand etwas über eine Fangruppe schreibt, wird das Geschriebene nicht zum Gesetz.“
    Der Anspruch ist aber, dass es zumindest wahr sei. Oder jedenfalls empirisch belegbar.
    „Ebenso ist eine Gruppe von Menschen nicht deshalb gefährlich, weil eine Untergruppe dieser Menschen andere bedroht.“
    Wenn jemand keinen Kulturjournalismus mehr betreiben will, weil soe bedroht wird, ist ioi das vermutlich egal. Oder jedenfalls bei der Bezahlung.
    „Es geht um mediale Phänomene des dritten Jahrtausends und wie wir lernen müssen, damit umzugehen.“
    Ich muss damit gar nicht „umgehen“. Wenn die einen Swifties für total liebe und tolerante Menschen halten, aber die anderen für gnadenlose Eiferer, gibt es bestimmt für beide Aussagen Swifties, die tatsächlich wie beschrieben sind, was solche Pauschalaussagen allerdings recht wertlos macht.

  5. @MYCROFT
    „was solche Pauschalaussagen allerdings recht wertlos macht.“

    Solche Pauschalaussagen SIND wertlos.

    Sie sind Ausdruck einer Art zu denken, die vom Individuum abstrahiert.
    So wie bspw. „Schrödingers Migrant“.
    Derjenige, der gleichzeitig deinen Arbeitsplatz klaut und auf der faulen Haut rumliegt sowie Bürgergeld schmarotzt.

    Es scheint ein Bedürfnis nach diesen Simplifizierungen, auch weit jenseits des Populismus zu geben.
    Besonders gerne werden halt Fan Phänomenen der etwas quietschiegen Art dafür hergenommen.

    Seit Elvis oder den Beatles ist da im Prinzip alles abgedeckt.

  6. Haben wir es hier nicht einfach „nur“ mit dem Effekt großer Massen zu tun? Taylor Swift hat halt so unglaublich viele (weibliche) Fans, das dann schon in klitzekleiner unvernünftiger Bruchteil ausreicht, um unerträgliche Zustände auszulösen.

    Was bei anderen Künstlern vielleicht 12 Fans sind, sind dann bei ihr gleich 12.000 wütende Fans oder noch mehr.

    Und ja, die digitalen Zeiten ändern halt auch das Wesen der Werkkritik. War der Kritik früher in einer (bequemen) asymetrischen Situation wo er nur mit ein paar Leserbriefen konfrontiert wurde, sind es heute halt nur ein paar Daumenbewegungen die ihm Antworten liefern, nach denen er nie gefragt hat.

    Sauer waren Fans früher garantiert auch schon auf Kritiker, resp. auf das was sie als Kritik wahrgenommen haben. Aber heute hat man nicht nur einen direkten Draht zum Künstler, sondern eben auch zu den Menschen die sich unerwünscht äußern.

  7. „Solche Pauschalaussagen SIND wertlos.“
    Das stimmt SO pauschal natürlich auch nicht, weil es ja vorkommen kann, dass eine Pauschalaussage wahr ist. Hier ist es eben so, dass man die eine Aussage „Nehmt Euch mal ein Beispiel an den tollen Swifties mit ihren Freundschaftsarmbändern und so.“ direkt konterkarieren kann mit „Zombievergleiche oder nicht, Swifties hassen Kritiker.“, und umgekehrt, natürlich.

  8. @MYCROFT
    quote[deutschplus.net]:
    „Mit den Demonstrativpronomen solcher, solche, solches wird auf die Art oder Beschaffenheit einer Sache hingewiesen.
    quote[MYCROFT]:
    „Solche Pauschalaussagen SIND wertlos.“
    Das stimmt SO pauschal natürlich auch nicht, weil es ja vorkommen kann, dass eine Pauschalaussage wahr ist.“

    Wobei auch Pauschalaussagen, die wahr sind, meist nicht gerade von überbordenden Erkenntniswert sind.

  9. „Mit den Demonstrativpronomen solcher, solche, solches wird auf die Art oder Beschaffenheit einer Sache hingewiesen.“
    Meinetwegen kann man auf Kritiken von Swift und Co. auch komplett verzichten (oder sie den Hobby-Kritikern auf yt überlassen), aber ich bin ja nur ich.

    „Wobei auch Pauschalaussagen, die wahr sind, meist nicht gerade von überbordenden Erkenntniswert sind.“
    Der Unterschied zwischen „wenig wertvoll“ und „wertlos“ eben.

  10. Ich frage mich, welche Vorstellung von Meinungsfreiheit diese digital enthemmten Menschen eigentlich haben. Die Meinung eines Kulturkritikers über ein Buch, einen Künstler, ein Theaterstück ist doch nicht so bedeutsam, aß ich darauf so viel Energie verwenden müßte. Nicht etwa weil ich etwas gegen Kulturkritiker oder deren Meinung hätte, im Gegenteil. Geschweige denn, daß ich auf die Idee käme, denjenigen mit Mord zu bedrohen.

  11. @Frank Gemein
    Der Autor Johannes Franzen pauschalisiert ja aber gerade nicht und betont sogar explizit an mindestens zwei Stellen, dass das unflätige Verhalten eben nicht die Masse der Fans betrifft, sondern nur einen kleinen Teil.

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