Gute Nacht Abendland

Wie kam AfD-Politiker Marc Jongen ins „Sandmännchen“?

Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal mehrere Tage lang in Archiven suchen, Mails schreiben und mit vielen Leuten telefonieren würde, nur um herauszufinden, wie es ein bekannter AfD-Bundespolitiker in eine Folge der ARD-Kinderserie „Sandmännchen“ geschafft hat. Aber nun ist es passiert.

Vor zwei Wochen schrieb uns einer unserer Leser. Er hatte mit seinen Kindern „Sandmännchen“ geguckt, im KiKa, und da war ihm etwas aufgefallen: In der Folge lief auch eine Episode von „Kallis Gute-Nacht-Geschichten“, das ist eine Zeichentrickserie über einen kleinen Jungen mit blonden Strubbelhaaren, der sich vorm Einschlafen immer allerhand ausdenkt.

Screenshot einer Szene der Serie "Super-Kalli" im "Sandmännchen": Kalli sitzt auf seinem Bett.
Kalli Screenshot: MDR

Mal stellt er sich vor, wie es wäre, ein Känguru zu sein, oder Kapitän, oder Detektiv, und dieses Mal war er „Super-Kalli“ und vollbrachte andauernd „Super-Kalli-Heldentaten“, also Menschen retten, die in Not sind und so. Und weil das natürlich Aufsehen erregt, wenn ein Junge durch die Lüfte fliegt wie Superman, steht das irgendwann in der Zeitung, die Kallis Vater immer liest. So stellt Kalli sich das vor.

Screenshot einer Szene der Serie "Super-Kalli" im "Sandmännchen": Ein Mann und eine Frau lesen in einer Zeitung.
Kallis Mutter und Vater bei der Zeitungslektüre Screenshot: MDR

Es ist eine kurze Sequenz, nur ein paar Sekunden lang, aber unser Leser hat genau hingesehen. Auf der Rückseite der Zeitung ist ein Text zu erkennen, der gar nichts mit „Super-Kalli“ zu tun hat. Überschrift:

„Marc Jongen über die Technikvergessenheit zeitgenössischer Kunst“.

Unser Leser fragte sich und dann uns, wie ein Text eines AfD-Politikers in diese Zeichentrick-Zeitung kommt. Ein Text jenes Mannes, der als „Parteiphilosoph“ der AfD gilt, als ihr „Vordenker“ und „Chefideologe“. 2014 veröffentlichte Jongen in der Zeitschrift „Cicero“ ein so genanntes Manifest für die AfD, seit 2017 sitzt er im Bundestag und machte immer wieder mit fragwürdigen Einlassungen auf sich aufmerksam. Als er beispielsweise zum kulturpolitischen Sprecher der AfD gewählt wurde, erklärte er, die „Entsiffung des Kulturbetriebs in Angriff zu nehmen“. Theatern warf Jongen später auch mal vor, sich zur „antifaschistischen Erziehungsanstalt“ zu reduzieren.

Was ist das denn bloß für ein Blatt, das Kallis Vater da liest?

„Der Reporter“

Der Name der Zeitung ist nicht ganz zu erkennen: „de reporte“, steht da, und darunter eine Adresse: „Düsterbarg 12“. Die kann man ja mal googeln.

„Am Düsterbarg“ ist eine Straße in Wittenbeck, einem kleinen Ort an der Ostsee, so 20 Kilometer westlich von Rostock. Und im Haus mit der Nummer 12, verrät uns Google, soll der Nord-Report-Verlag sitzen. Das passt: Der Verlag vertreibt ein Anzeigenblatt namens „der reporter“, das seit vielen Jahren an der Küste erscheint. Es gibt diverse Ausgaben, alle haben einen roten Titelkopf, bis auf eine: die Ausgabe für die Gegend um Kühlungsborn und Bad Doberan, die ist blau – und sieht aus wie die Zeitung von Kallis Vater.

Rufen wir da also mal an. Ihr Anzeigenblatt im „Sandmännchen“? Nee, davon wissen sie in der Redaktion nichts, der Chef klingt ein wenig irritiert. Ist es denn überhaupt „der reporter“, der da als Vorlage diente?

Screenshot einer Szene der Serie "Super-Kalli" im "Sandmännchen": Ein Mann liest in einer Zeitung.
Screenshot: MDR

In der Sendung steht ein Datum auf der Titelseite: „Ausgabe 16 – Vom 15. April 2009 bis …“, und eine Schlagzeile ist auch zu erkennen: „Ziele und Visionen: VR-Landwi“ – da reißt sie ab. Der Verlagschef schaut mal ins Archiv. Tatsächlich, auf der echten Ausgabe Nummer 16 von 2009 steht:

„Ziele und Visionen in der Landwirtschaft auf VR-LANDWIRTSCHAFTSTAG“.

Treffer.

Titelseite des Wochenblatts "der reporter" mit blauem Titelkopf.
Der echte „reporter“ von 2009. Ausriss: „der reporter“

Dann muss in dieser Ausgabe ja auch der Text von Marc Jongen stehen. Der Chef des Anzeigers klickt sich durch die Seiten. Nichts. Nichts. Auch nichts. Nein, sagt er, kein Text von Marc Jongen. Könne er sich auch nicht vorstellen, „der reporter“ sei ein unpolitisches Blatt. Oder, wie es auf der Internetseite steht: ein „Familienwochenblatt“, also ein klassischer Anzeiger mit Reklame regionaler Firmen, Kleinanzeigen und Artikeln über dies und das.

Das sieht man auch auf der Seite in der „Kalli“-Folge, auf der über „Super-Kalli“ berichtet wird. Unter dem gezeichneten „Super-Kalli“ liegen dort Texte, in denen es um typische Themen für ein regionales Anzeigenblatt geht, zum Beispiel um eine Ausstellung im Ozeaneum in Stralsund, das auch hinter „Super-Kalli“auf einem Foto zu erkennen ist. Inhaltlich hat das alles keinen Bezug, es ist quasi Blindtext, übernommen aus der realen Vorlage.

Screenshot einer Szene der Serie "Super-Kalli" im "Sandmännchen". Zu sehen ist eine Zeitungsseite, auf der "Super-Kalli" abgebildet ist.
Screenshot: MDR

Aber woher kommt dann der Jongen-Text, wenn er nicht im „reporter“ stand? Teile des Artikels sind zu erkennen; er beginnt mit einem Zitat:

„Was heute als Kunst betrieben wird, ist Ohnmacht und Lüge. Man gehe durch alle Ausstellungen, Konzerte, Theater, und man wird nur betriebsame Macher und lärmende Narren finden, die sich darin gefallen, etwas – innerlich längst als überflüssig Empfundenes – für den Markt herzurichten.“

„Untergang des Abendlandes“

Das Zitat ist noch länger und lässt sich leicht googeln. Es stammt aus dem ab 1918 erschienenen Hauptwerk des Philosophen Oswald Spengler, einem der bekanntesten Intellektuellen der Weimarer Republik. Das Buch wurde ein Bestseller zwischen den Weltkriegen, es trägt den klingenden Titel: „Untergang des Abendlandes“ und ist eine kulturpessimistische Geschichtsdeutung. Zum 100. Jubiläum erklärte der österreichische Philosoph Peter Strasser im Deutschlandfunk, dass er in der Neuen Rechten eine Spengler-Renaissance beobachte, die er für politisch bedenklich halte.

Die restlichen Teile des Textes, die in der Zeichentrick-Zeitung zu erkennen sind, kennt Google nicht. Der Autor schlägt dort einen Bogen zu zeitgenössischen Künstlern, zu Jonathan Meese, Erwin Wurm und Damien Hirst. Diese Stelle findet sich nirgends: nicht im Internet, nicht in Pressearchiven, nicht in Büchern. Ich habe das überall nachgesehen. Ja, sowas passiert, wenn uns Leser Medien-Rätsel schicken.

Vielleicht kann der rbb helfen, da ist das „Sandmännchen“ ja zu Hause. Der Sender meldet sich schnell auf die Mail-Anfrage zurück und hat einen wichtigen Hinweis: Die „Super-Kalli“-Folge sei schon von 2010 und lediglich wiederholt worden. Kurz gegoogelt, stimmt: Seit der Erstausstrahlung lief die Folge mehr als zehn Mal. Und redaktionell zuständig, sagt der rbb-Sprecher, sei damals der MDR gewesen.

2010 also. Das erklärt, wieso die Ausgabe des Anzeigenblatts „der reporter“, die in der Folge zu sehen ist, von 2009 ist; wahrscheinlich wurde die Folge in diesem Jahr produziert. Vielleicht erklärt es auch, wieso Kallis Vater Zeitung liest und nicht auf einem Tablet rumwischt. Und es bedeutet, dass der Text von Marc Jongen ebenfalls alt sein muss – und dass Jongen damals noch gar kein AfD-Politiker war, die AfD gründete sich erst 2013, also vier Jahre später. 2009 war Jongen noch nicht parteipolitisch aktiv, da wurde er gerade in Philosophie promoviert, bei Peter Sloterdijk in Karlsruhe.

Anruf beim Kalli-Erfinder

Fragen wir also den MDR, was das für ein Jongen-Text ist und wie der in die Kindersendung kam. Der MDR signalisiert nach der Anfrage: Das kann dauern, sei ja schon lange her, da müsse man recherchieren. Was aber ja nicht heißt, dass man das abwarten muss, recherchieren kann man ja auch selbst. Und wenn man dafür bis in den Keller einer Bibliothek gehen muss.

Kallis „Gute-Nacht-Geschichten“ gibt es seit gut 25 Jahren. Hergestellt werden die Episoden im so genannten Collage-Legetrick, es werden also gezeichnete Figuren und reale Hintergründe zusammen animiert. Erfunden wurde Kalli vom Berliner Grafiker Andreas Strozyk, der bei den Produktionen auch selbst Regie führte. Also, normalerweise. Damals allerdings, als unter anderem die „Super-Kalli“-Folge entstand, sei er aus Krankheitsgründen nicht dabei gewesen, sagt Strozyk am Telefon. Wer es stattdessen war, daran könne er sich nicht erinnern. Und dass da dieser Text zu sehen ist, sei ihm nie aufgefallen.

Produziert wurden die Kalli-Folgen von Motion Works, einer renommierten Produktionsfirma für Animationsfilm, spezialisiert auf Geschichten für Kinder. Anrufen kann man da leider nicht. Die Firma aus Halle an der Saale existiert nicht mehr, 2021 wurde sie mit einem anderen Unternehmen fusioniert – sie machen es einem aber auch alle nicht leicht. Also weiter recherchieren und bei einer früheren Mitarbeiterin von Motion Works anrufen. Die sagt, dass Andreas Strozyk immer bei „Kalli“ Regie geführt habe, aber Strozyk sagt ja, bei dieser Folge habe er das nicht. Wer war es dann? Sie habe keine Ahnung, sagt die Ex-Motion-Works-Mitarbeiterin.

Zwischendurch mal bei einigen Leuten anrufen, die irgendwo im Netz auf Crew-Listen dieser „Kalli“-Folge stehen, die aber, wie sich dann herausstellt, gar nicht an der Folge mitgearbeitet haben oder nur Sprecher waren oder irgendwas anderes. Sie wissen auch nicht, wie „der reporter“ und der Jongen-Text in Kallis Vaters Zeichentrick-Hände kamen. War aber trotzdem nett, mit denen mal gesprochen zu haben. Waren alle sehr freundlich.

Ok, wenn sich erst mal nicht klären lässt, wer den Text von Jongen ausgewählt hat und warum, vielleicht lässt sich ja klären, was das für ein Text ist und wo er tatsächlich erschien. Wen fragt man da am besten? Ach, ja.

Der Mitarbeiter von Marc Jongen bittet, über einen Screenshot hinaus auch mal einen Link zur Sendung zu schicken, Jongen wolle sich das ansehen. Später schreibt der Mitarbeiter dann, dass Herr Jongen „beim besten Willen auch keinen inhaltlichen Bezug“ feststellen könne zwischen seinem Text „und dem Kontext im Zeichentrick“. Er habe den Artikel nicht mehr vorliegen, aber er erinnere sich, dass er ihn in einem „massenhaft verteilten Blatt“ publiziert habe, und Jongen weiß auch noch den Namen des Blattes.

Titelseite der "Kunstzeitung" mit blauem Titelkopf.
Die „Kunstzeitung“ von Lindinger + Schmid. Ausriss: „Kunstzeitung“

Die „Kunstzeitung“ erschien erstmals 1996. Wechselnde Autorinnen und Autoren befassten sich dort kritisch mit dem Kunst- und Kulturbetrieb, jeden Monat aufs Neue. Vertrieben wurde die „Kunstzeitung“ vom Berliner Verlag Lindinger + Schmid. Das durch Anzeigen finanzierte Blatt lag kostenlos aus: unter anderem in Museen, Hotels, Hochschulen, überall im deutschsprachigen Raum. Doch als während der Corona-Krise immer weniger Museen und Theater Werbung schalteten, ging es bergab: Vergangenen Sommer erschien Nummer 306, die letzte Ausgabe – die „Kunstzeitung“ ist tot.

Aber das Exemplar, in dem der Jongen-Text war, das muss es ja noch irgendwo geben. Anruf bei Karlheinz Schmid, dem früheren Chefredakteur. Schmid und seine Frau Gabriele Lindinger sind ein bisschen im Stress, in zwei Tagen ist Vernissage. Also möglichst kurz erklären, was das „Sandmännchen“ aus dem Fernsehen mit der gedruckten „Kunstzeitung“ zu tun hat und mit Marc Jongen, der ja mal in der „Kunstzeitung“ einen Artikel … Nein, sagt Schmid, er sagt das sehr schnell. Jongen? Kennt er. Der habe nie was in seiner Zeitung geschrieben. Wirklich nicht. Daran würde er sich doch wohl erinnern.

Ja, also. Wer irrt denn nun? Jongen? Schmid? Und kann Schmid vielleicht mal nachsehen im Archiv? Ja, kann er, aber übermorgen ist ja Vernissage, da will man andererseits auch nicht lästig sein. Außerdem guckt man sich als Journalist so etwas gerne selber an. Was also tun? Genau: auf in die Berliner Zentralbibliothek, „Kunstzeitungen“ aus dem Magazin bestellen, bisschen warten. Es riecht nach Büchern, Kaffee und Klausurangstschweiß.

Dann die Sammelbände im Keller abholen, durchblättern. Irgendwo hier muss er sein, dieser Jongen-Text, alles deutet darauf hin: die Schriftart, die Schmuckfarbe Blau, die Art, wie die „Kunstzeitung“ die Autorennamen in die Unterzeilen der Texte einbaute – sieht aus wie in der Zeichentrick-Zeitung.

Und dann: Jahrgang 2009, Ausgabe 152, Seite 32. Halleluja!

Ausriss aus der "Kunstzeitung": Marc Jongens Text mit der Überschrift "Totentanz der Avantgarde".
Marc Jongen in der „Kunstzeitung“. Ausriss: „Kunstzeitung“

Der Artikel trägt den Titel „Totentanz der Avantgarde“ und ist im Ressort „Theorie“ erschienen, zu recht, kann man sagen. Jongen zitiert Hegel, Haeckel, Gehlen, den russischen Kunsthistoriker Nikolai Tarabukin und eben Oswald Spengler. Mit dessen „kulturphysiognomischen Blick“ nimmt er dann mal aktuelle Kunst „in Augenschein“. Es ist eine Kritik am postmodernen Kunstbetrieb, an einem „Teufelspakt mit dem Kapital“ und einer „perversen Psychodynamik bei Rezipienten, Kritikern und Sammlern“. Jongen beklagt, dass allenthalben gerade solche Kuntswerke geschätzt würden, „die den traditionellen Schönheits-, Erhabenheits oder auch nur Interessantheitserwägungen an Kunst am konsequentesten“ widersprächen.

Am Ende dann ein Lob auf die Massenkultur:

„Der Hollywoodfilm, das Computer-Gaming, das choreografische Großevent befriedigen die ‚Bedürfnisse des Herzens‘ noch ganz ungebrochen und direkt und zwar unter einem technischen und finanziellen Aufwand, der den hochlkulturellen um ein Vielfaches übertrifft.“

Deshalb schwärmt Jongen von einer Verbindung von „Low-tech-Hochkultur“ und „High-tech-Massenkultur“, in der sich „Geist und Technik“ zu „zeitgenössischen Meisterwerken“ vereinen könnten – der Film „Matrix“ etwa sei so ein „Hybridgebilde aus High und Low“. Jongen gefällt das.

Die Zeitung wird rausgeschnitten

So, und nun – nach dieser etwas abenteuerlichen und nur ein ganz klein wenig ausgeuferten Recherche – noch mal die Frage: Wie kommen Teile eines solchen Textes ausgerechnet in eine Kinderserie? Das war ja die Ausgangsfrage, und das wollen wir jetzt auch endlich wissen!

Nach ein paar Tagen kommt die Antwort vom MDR. Aber da steht nicht viel drin: In der Zeichentrickreihe „Kalli“ werde „mit realen Hintergründen und Objekten als Stilmittel gearbeitet“, schreibt ein Sprecher des Senders. Aufgrund des „zeitlichen Abstands“ lasse sich jedoch heute „leider nicht mehr rekonstruieren, wie diese wenige Sekunden sichtbare Illustration seinerzeit zustande kam“. Der MDR weist auch noch mal ausdrücklich darauf hin, dass die Folge im Jahr 2010 entstanden sei, „lange vor Gründung der AfD“.

Nach meiner Anfrage ist sie aus der Mediathek verschwunden. Was wohl daran liegt, dass der Sender sie nun bearbeitet hat. Zur Begründung heißt es, dass dem Publikum ja „nicht gegenwärtig“ sei, wie alt die Folge ist:

„Die damals gewählte Illustration könnte ungewollt manche Zuschauerinnen und Zuschauer heute dazu veranlassen, einen aktuellen politischen Bezug herzustellen. Der Sandmann ist ein ‚Gute-Nacht-Programm‘ für Kinder. Deshalb haben wir die Sequenz aus der Folge entfernt.“

Wie sie überhaupt reinkam, bleibt ein Rätsel. Drei Möglichkeiten:

1. Es war Zufall. Andreas Strozyk, der Kalli-Erfinder, erwähnte am Telefon, sie hätten immer darauf geachtet, keine großen, bekannten Marken in der Serie auftauchen zu lassen – also eher „Der Reporter“ statt „Der Spiegel“, logisch. Aber warum so ein akademischer Aufguss aus der „Kunstzeitung“? Weil die Zeitung irgendwo rumlag und dann hat man halt diesen Text aufgeblättert und in die Sendung geschnitten?

2. Es war eine Wette. Die Person, die damals für die Animation zuständig war, hat Jongen versprochen, ihn mal, haha, in einer Zeichentrickserie auftauchen zu lassen. Dafür gab’s dann eine Flasche Mariacron.

3. Es war ganz anders. Sollte die Person, die damals Regie geführt hat, das hier lesen: Schreiben Sie mir doch mal, ich hätte Zeit für ein Telefonat!


Vielen Dank an den aufmerksamen „Sandmännchen“-Zuschauer Florian R.

13 Kommentare

  1. Sauere Recherche, Boris!

    So ganz zufällig scheint die Auswahl ja nicht zu sein. Zumindest teilen sich die benannte „Reporter“-Lokalausgabe, die Kunstzeitung und der fiktive Super-Kalli-Artikel alle die Primärfarbe blau. Wenn man so sehr darauf achtet, dass die Auswahl stimmig ist, ist es umso merkwürdiger, dass für eine Szene ausgerechnet ein Artikel ausgewählt worden ist, der sich nicht nur inhaltlich von den anderen Blinktexten (die ja offenbar alle Ostsee-Lokalkontext haben) unterscheidet, sondern auch noch These und Autor so deutlich zu lesen sind.

    Entfernt erinnert mich die Geschichte an einen anderen ÜM-Artikel von vor vier Jahren, in dem es auch um rechtsdrehende versteckte Referenzen in einer ARD-Kindersendung ging.

  2. Rein von der Idee her: diese Collagetechnik vereint Handgezeichnetes mit Fotos. Was davon „High“ und was „Low“ ist, maße ich mir nicht an zu beurteilen, aber als Meta-Joke wäre ein Text darüber, dass das eben eine künstlerische Weiterentwicklung ist, vllt wirklich witziger als „Random-Zeitungsausschnitt mit passendem Blau.“

    Vollstes Verständnis für die Hartnäckigkeit von Herrn Rosenkranz, und ebensolche Dankbarkeit!

  3. Super, dass ihr das aufgegriffen habt. Meinem Mann ist dies auch schon aufgefallen und es hat ihn ebenfalls sehr irritiert.

  4. Der Jongen-Artikel in der Kalli-Zeitung war mir auch schon aufgefallen und hat Fragezeichen verursacht. Danke für die (offenkundig mühevolle) Recherche.

  5. Es gibt diverse Geschichten bei Übermedien, die reichlich konstruiert sind, wo die AutorInnen mutmaßlich mal was schreiben wollten. Diese gehört nicht dazu. Diese ist meine Abo-Euros wert. Vielen Dank.

  6. „erinnern“ ist ein reflexives Verb.

    Es tut mir richtig weh, das hier zu lesen:

    „Das würde er doch wohl erinnern.“

    => „Daran würde er sich doch wohl erinnern“.

    Was klingt besser?

    Und „erinnern“ auch gleich zweimal falsch :-(

  7. #6
    Der transitive Gebrauch des Verbs „erinnern“ – entsprechend dem „to remember s.th.“ im Englischen – ist in Norddeutschland weit verbreitet.

  8. @Freiwild (#1):

    rechtsdrehende versteckte Referenzen

    Das ist ein Witz, oder? Ohne die spätere AfD-Karriere Jongens würde doch niemand auf die Idee kommen, ein Text zur „Technikvergessenheit zeitgenössischer Kunst“ wäre besonders ‚rechtsdrehend‘ – zumal, wenn er mit einer Eloge auf das Hollywoodkino endet. Wer also soll diese Referenz 2009 versteckt haben? Ein Zeitreisender?

    Außerdem gab es solche Sendungen 2009 fast nur im linearen Fernsehen; im Netz zu gucken, wurde später populär. Glaube kaum, dass ohne Stoppknopf beim Durchrauschen mehr ins Auge fällt als „De Reporte“. Jedenfalls nicht eine Unterzeile mit einem damals unbekannten Namen und irgendwas mit Kunst. Das wäre schon eine extrem subtile Form von Manipulation.

    Ich tippe auf Herrn Rosenkranz‘ 1. Möglichkeit: Die Kunstzeitung lag laut Wikipedia auch bei Unternehmen aus – mutmaßlich vor allem bei solchen mit Kunst- und Kulturbezug. Warum also nicht auch im Foyer von MotionWorks? Und dann fehlte ihnen halt noch eine Rückseite für Kallis Papa seine Zeitung (vorzugsweise mit blau drauf), und sie haben sich halt ein Exemplar geholt. Glaube kaum, dass sich jemand vorher mit einer Oswald-Spengler-Exegese herumgeschlagen hat.

    Fazit: Man sollte die Möglichkeit von Zufällen immer mit in Betracht ziehen – sonst wird man am Ende noch paranoid. ;-)

    P.S.: Bin sicher, die Recherche hat Spaß gemacht. Das Lesen hat es auf jeden Fall.

  9. Früher gab es Faschingsausgaben mancher Zeitungen, z.B. die „Müddeutsche Zeitung“ oder den „Kölner Stadtanzünder“. Wie könnte denn die Faschingsausgabe von „Übermedien“ heißen?

  10. @#7: Das kenne ich als nach Hamburg gezogener Niedersachse (Raum Bremen) nur aus Hamburg und irritiert mich immer noch.

  11. Was für ein wunderbarer Artikel. Ich bin so gespannt, ob sich noch eine Person erinnert und Licht ins Dunkel bringt.
    Danke für die Recherche und die wahnsinnig lustige Dokumentation derselben.

  12. …ist das schön! Besser als jedes Erklär-Stückchen aus der „Maus“, wo unterhaltsam erklärt wird, wie Bleistifte hergestellt werden oder Butterkekse. So geht Journalismus, wenn mal Zeit für echte Recherche hat! Nebenbei erfährt der geneigte Leser – und der unbefangene Journalist – Details zur Trickfilmherstellung, zu nie gekannten Presserzeugnissen Meck-Poms und zu Oswald-Spengler-Renaissance dieser Tage.
    Danke für den Spaß und den Erkenntnisgewinn!
    Katrin Rüter

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