Holger ruft an (141)

Wie viel Theater braucht investigative Recherche?

Demonstration mit "STOPP AFD"-Schild
Foto: Imago

Am 10. Januar veröffentlichte das gemeinnützige Medienhaus Correctiv seine Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ – und die Reaktionen darauf sind auch eine Woche danach noch nicht abgeklungen. Im Gegenteil: In immer mehr Städten kommt es zu Demonstrationen gegen Rechts, Zehntausende Bürger*innen gehen für die Demokratie auf die Straße. Sie berufen sich dabei auf die von Correctiv aufgedeckten Pläne rechter Kreise, Millionen von Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Es sei für das Team überwältigend, dass sie mit ihrer Recherche einen kleinen Teil zur Mobilisierung der demokratischen Mitte beitragen konnten, sagt Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von Correctiv, im Übermedien-Podcast.

Mit Holger Klein spricht Dowideit in dieser Folge über Entstehung und Folgen der spektakulären Recherche. Es geht aber auch um die Kritik an dem Text, die nicht nur von Rechts, sondern auch aus der Medienbranche selbst kommt. Gerade das von Correctiv gewählte Stilmittel des Storytellings, also einer szenischen angereicherten Erzählung, setzte das Stück vereinzelt dem Verdacht der dramaturgischen Zuspitzung aus. „Nur so erreicht man Verstand und Herz der Leser“, ist Dowideit hingegen überzeugt. „Und der Erfolg der Recherche gibt uns doch auch recht.“ Man habe aber nicht zugespitzt, sondern nur aufgeschrieben, was war.

Die ehemalige Welt-Journalistin erklärt auch, warum die Recherche kurz nach der Veröffentlichung noch als Theaterstück am Berliner Ensemble aufgeführt wurde und wieso die Umweltschutzorganisation Greenpeace an den Recherchen beteiligt war.

Die ganze Folge „Holger ruft an … wegen Geheimplan“ hören Sie hier:


(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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2 Kommentare

  1. Klasse!
    …und Holger könnte seine Haltung zu Story Telling mal überdenken. Ich finde, Annette Dowideits Ausführungen treffen den Kern der Sache.

  2. Danke für die Einblicke in die sympathische Maschinerie von Correctiv!

    Mein Kritikpunkt:
    Die Headline ist dann doch ganz schön Mogelpackung! Das eigentlich angekündigte und wichtige Thema “ Storytelling & Jourmalismus“ wird in der halben Stunde nur recht kläglich behandelt. Schon vom Volumen her: In Summe gerade mal zweieinhalb Minuten lang. Und inhaltlich – mit Verlaub – sehr sehr oberflächlich. Über „ich hasse Storytelling“ und „wenn das jetzt alle machen“ und Plattitüden wie „der Erfolg gibt uns recht“ ging es ja kaum hinaus. Da hatte ich echt was Tiefgründigeres erwartet.

    Wo, wenn nicht bei „Übermedien“ könnte das Thema differenziert mit allen Chancen, Möglichkeiten, handwerklichen Regeln und Gefahren erörtert werden. Mit professionellen Kriterien eben.

    … Gerade weil ja unser qualitativer Investigativjournalismus leider oft diese Berührungsängste à la Holger hat.

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