Bildungsungleichheit in Deutschland

Wen interessiert schon, wenn Arbeiterkinder systematisch benachteiligt werden?

Ein Kind allein in einem Klassenzimmer
Foto: Imago / photothek

Am Dienstag wurde in Berlin die internationale Vergleichsstudie IGLU zur Lesekompetenz von Grundschüler:innen vorgestellt. Die Ergebnisse waren dem allgemeinen Tenor nach schlecht bis desaströs, die mittlere Lesekompetenz ist im Vergleich zu 2001, dem ersten Erhebungsjahr der Studie, deutlich gesunken. Das Problem, das damit einhergeht, ist offensichtlich: Wer nicht richtig lesen kann, hat auch kaum eine Chance, die Inhalte anderer Fächer zu verstehen. Die entsprechenden Bildungsdefizite werden immer größer und am Ende stehen Schulabbruch und Hilfstätigkeiten – ohne echte Berufschancen. Über diese Ergebnisse und ihre Implikationen, sowie deren mögliche Behebung berichten die Medien ausführlich.

Doch ein zentrales Ergebnis der Studie, das sowohl in der Überschrift als auch der ersten Seite der Pressemitteilung seinen Niederschlag findet, lautet: „Keine Verbesserung der Bildungsungleichheit in Deutschland“. Nur: Darüber berichten die meisten Medien vergleichsweise wenig – und zum Teil gar nicht. Vor allem die nach wie vor bestehende und trotz aller Sonntagsreden seit zwanzig Jahren unveränderte Diskriminierung von sogenannten „Arbeiterkinden“, worunter in Deutschland zu nicht unerheblichen Anteilen auch solche mit Migrationshintergrund fallen, interessiert deutsche Leitmedien maximal am Rande. Darauf weist unter anderem der Publizist Andreas Kemper in einer ganzen Reihe von Tweets unermüdlich hin:

Daher hier zunächst einmal der zentrale Befund der Studie laut Pressemitteilung:

„Es zeigen sich weiterhin substanzielle Unterschiede sowohl bei der Leistung als auch bei der Gymnasialempfehlung in Abhängigkeit vom familiären Hintergrund der Grundschulkinder. Um letztgenannte zu erhalten, müssen Kinder aus Arbeiterfamilien nach wie vor wesentlich mehr leisten als Kinder aus Akademikerfamilien. Auch bei gleicher Lesekompetenz und gleichen kognitiven Grundfähigkeiten hat ein Kind aus einer (Fach)Arbeiterfamilie eine 2,5 Mal geringere Chance auf eine Gymnasialpräferenz seiner Lehrkraft als ein Kind mit Eltern in der Oberen Dienstklasse (z.B. führende Angestellte und höhere Beamte).“

Auch müssten „Kinder mit Migrationshintergrund eine höhere Lesekompetenz aufweisen als Kinder ohne Migrationshintergrund, damit eine Gymnasialpräferenz seitens der Lehrkräfte ausgesprochen“ werde. „Diese Ergebnisse verweisen auf strukturelle Ungleichheitsmechanismen im deutschen Schulsystem“, so die Studienergebnisse. Weiterhin heißt es, dass die „Befunde anderer Teilnehmerstaaten, wie beispielsweise Finnland, Italien oder Slowenien […] Dänemark, Niederlande oder Tschechien“ zeigten, „dass eine starke Verknüpfung von familiärer Herkunft und schulischem Erfolg, wie es in Deutschland der Fall ist, keinen unausweichlichen Automatismus darstellen müssen“.

Ein hausgemachtes Problem

Mit anderen Worten: Das deutsche Problem ist hausgemacht. Eine Ursache dafür, die seit Jahrzehnten in der Bildungsforschung klar als Mangel benannt wird, ist das dreigliedrige Schulsystem, das die Kinder in den meisten Bundesländern bereits nach der vierten Klasse trennt. Dass der bürgerlichen Bildungsinstitution des 19. Jahrhunderts, dem Gymnasium, dabei stets auch die Rolle zukam, den Pöbel auszusortieren, ist keineswegs neu, die andauernde Wirkung aber bemerkenswert.

Nicht jedoch offenbar für die bürgerlichen Leitmedien des 21. Jahrhunderts: Bereits die wie immer vielfach verbreitete ausführliche Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) streift das Thema nur am Rande und mit einem für eine Nachrichtenagentur bemerkenswerten Zungenschlag. Im letzten von immerhin zwölf Absätzen zur Studie heißt es lapidar:

„Der altbekannte Befund aus anderen Studien wird auch in dieser Untersuchung bestätigt: Kinder aus privilegierten Elternhäusern haben größere Chancen auf Bildungserfolg als andere Kinder.“

Dies entspricht nun gerade nicht dem Studienergebnis, das diese Tatsache keinesfalls als unabänderlich ansieht, sondern explizit auf andere Länder verweist, die es deutlich besser machen. Zudem signalisiert dpa-Korrespondent Jörg Ratzsch seinen medialen Kunden bereits mit der Positionierung und seiner Einordnung „altbekannt“, dass dies eher nicht der relevante Teil der Ergebnisse zu sein scheint. Diese en-passant-Wertung wird dann auch weitgehend übernommen.

Die Leselust – das unbekannte Wesen

Im „Spiegel“ referiert Miriam Olbrisch, die das Thema Bildung schwerpunktmäßig bearbeitet, in ihrer ausführlichen Analyse die Bildungsgerechtigkeit ebenfalls erst ganz am Ende in einem Absatz. Ihr Befund lautet, es liege an mangelnder „Lesekultur zu Hause“, dass Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien so schlecht abschnitten.

„Das Ergebnis ist so wenig überraschend wie eindrucksvoll: Kinder, deren Eltern häufig vorlesen und selbst gern lesen, schnitten in nahezu allen Ländern deutlich besser ab als Kinder aus Familien, in denen eher wenig gelesen wird.“

Und im dazugehörigen „Spiegel“-Bildungsnewsletter heißt es:

„Für mich zeichnet sich hier ein klassisches Henne-Ei-Problem ab: Lesen die Kinder so schlecht, weil es ihnen keinen Spaß macht? Oder macht es ihnen keinen Spaß, weil ihnen die Grundfertigkeiten fehlen?“

Als ob es jenseits einer voluntaristischen „Lust aufs Lesen“ keine anderen Faktoren gäbe, die die entsprechende Kompetenz beeinflussen.

Auch in der „Zeit“ hat der bildungspolitische Korrespondent* Thomas Kerstan keine Kritik am aussortierenden Schulsystem. Stattdessen beschäftigt er sich mit möglichen Verbesserungen der Lesekompetenz im Unterricht, wie sie zum Teil in Hamburg, das sich im Bundesländer-Ranking verbessert hat, erfolgreich angewendet werden. Daran ist an sich nichts auszusetzen; einen entsprechend ausführlichen Artikel, der sich den Befunden der Studie zur Bildungsungerechtigkeit widmen würde, sucht man aber vergebens.

Vielleicht ist das kein Zufall, denn Kerstan empfahl seinen Leser:innen bereits 2012, zu „akzeptieren, dass nicht alle gleich sind“. Die Schule sei schlicht nicht in der Lage, „herkunftsbedinge Bildungsunterschiede auszugleichen“. Damit, dass dies in allen skandinavischen Ländern, die nicht nach der vierten Klasse trennen, besser gelingt, befasst sich Kerstan dagegen offenbar lieber nicht.

In der „Süddeutschen Zeitung“ referiert Bildungsredakteurin Lilith Volkert die oben zitieren Ergebnisse der Studie zur Bildungsungerechtigkeit wenigstens; dass sie allein damit allerdings schon eine Ausnahme darstellt, spricht Bände. Für eine tiefergehende Befassung mit dem Problem hat es aber auch in der „SZ“ nicht gereicht.

Es geht auch anders

Immerhin: In der linken „tageszeitung“ (taz) werden die Ergebnisse der Studie zur Bildungsgerchtigkeit von Anna Klöpper ausführlich referiert und von Bildungsredakteur Ralf Pauli kommentiert. Dort heißt es:

„Die traurige Realität ist, dass unser Schulsystem weiter rigoros Kinder aus sozial benachteiligten Familien bei der Weichenstellung ‚Gymnasium oder nicht‘ aussortiert. Übrigens auch, weil Lehrer:innen bis heute Gymnasialempfehlungen nicht allein nach Leistungen aussprechen, sondern auch nach Elternhaus. Die fehlende Sensibilität einiger Lehrkräfte ist vielleicht das Niederschmetterndste an dem ganzen Befund.“

Überraschend positioniert sich ein weiteres Medium, die des Klassenkampfes eher unverdächtige „Berliner Morgenpost“: „Lehrer behindern Bildungserfolg von Arbeiterkindern“, lautet hier die Überschrift. Das erscheint in dieser Zuspitzung nun auch wieder verkürzt, wird im Artikel von Christiane Rebhan aber ausführlich erklärt. Die Überschrift legt den Finger jedenfalls in einen der wundesten Punkte der Studie, anstatt philosophisch-spekulativ um die „Lust am Lesen“ zu kreisen.

Bemerkenswerterweise findet sich im „Spiegel“ gewissermaßen als Vorab-Bericht zur Studie und zur Bildungspolitik allgemein ein sehr interessantes Interview mit dem Bildungsökonom Ludger Wößmann. Der nimmt in seiner Kritik an der Politik nicht nur kein Blatt vor den Mund („Alles, was wehtun würde, da geht man nicht ran.“), sondern bringt den auch den Kern der deutschen Bildungsungerechtigkeit auf den Punkt:

„Dass der Schulerfolg von der sozioökonomischen Herkunft abhängt, ist leider in allen Ländern so. Aber in Deutschland ist dies besonders ausgeprägt. Studien legen als einen möglichen Grund nahe, dass wir Kinder in der Regel nach der 4. Klasse, also früher als fast alle anderen Länder, auf verschiedene Schulformen aufteilen. Da müssten wir ran, aber das ist ein Thema, das in Deutschland absolut nicht diskutiert werden kann.“

Genau diesen Befund bestätigt die anschließende Berichterstattung im „Spiegel“ wie in den meisten anderen Medien in eklatanter Weise. Da kann man abschießend nur ganz bildungsbürgerlich sagen: quod erat demonstrandum.

* Korrektur (24.05.2023): Ursprünglich hatten wir geschrieben, Thomas Kerstan sei Ressortchef. Wir haben das korrigiert.

15 Kommentare

  1. Gerade in einem Podcast von der Intelligenzforscherin Prof.Dr. Elsbeth Stern ( ETH Zürich ) gehört:

    Die Chance auf das Gymnasium zu kommen, wenn man überdurchschnittlich verdienende Eltern aber unterdurchschnittliche Intelligenz hat, ist 50%. Die Chance auf das Gymnasium zu kommen, wenn man unterdurchschnittlich verdienende Eltern, aber überdurchschnittliche Intelligenz hat, ist auch 50%.

    Quelle: Moreno+1, Spiegel Podcast. „Elsbeth Stern, sind 10 Millionen Deutsche zu dumm für den Krieg“.
    Der Podcast begeistert mich nicht gerade, aber diese Aussage über eine anscheinend anerkannte Studie, fand ich bemerkenswert.

  2. Ein sehr guter Artikel. Der leider auch wieder von zu wenig Menschen gelesen werden wird. Lieber sorgt sich die gutbürgerliche Mitte um etwas, was sie selbst und ihre Nachkommen betrifft. Und bei dem „o tempora, o mores“ manches eher konservativen (oder auch liberalen) Kommentators schwingt fast etwas Genüssliches mit, im Sinne von „aber WIR haben es ja noch anständig gelernt“.

    Dass die GESAMTE Gesellschaft profitieren würde, wenn die allgemeine Lese- und damit auch Diskursfähigkeit steigen würde – so weit denken viele nicht.

  3. Ein Kritikpunkt am Schulsystem wäre auch, dass man „früher“ mit Hauptschulabschluss tatsächlich mehr Chancen auf sozialen Aufstieg hatte – man wurde Handwerker und machte als Meister Karriere, oder man studierte über den 2. Bildungsweg.
    Heute werden auch für ganz „gewöhnliche“ Ausbildungsberufe Leute mit Abi gesucht, was die Frage aufwirft, wozu es Hauptschulen überhaupt noch gibt.

  4. Danke für den guten Artikel!

    Ich bin selbst Arbeiterkind. Würde mich aber als privilegiertes Arbeiterkind bezeichnen.
    Es stand laut meiner Eltern nie zur Debatte ob ich das Gymnasium besuche oder nicht. Habe hier also keine Diskriminierung erfahren.
    Aber während meiner gymnasial Zeit war das tatsächlich die Norm dass Akademiker Kinder bevorzugt behandelt wurden.
    Meistens recht subtil. Man konnte nicht wirklich mit dem Finger drauf zeigen, hat es aber dennoch gespürt.

    Meiner Meinung nach müsste unser Schulsystem von Grund auf geändert werden. Aber das ist ja doch eher Off topic.

  5. Ich sympathisiere mit der Grundaussage des Artikels!
    Eine Erkenntnisfrage:
    In allen Bundesländern gibt es doch Gemeinschaftsschulen meines Wissens – in manchen mehr in anderen weniger. Da entfällt doch das bemängelte frühe Aussortieren. Gibt es Studien, die untersucht haben, daß diese IN DEUTSCHLAND jenen sozioökonomischen Faktor mildern?

  6. Da wir unser Kind auf eine Gesamtschule schicken, haben wir das gerade live erlebt. Obwohl die IGS ja für alle Kinder eine mögliche Schulform ist, empfiehlt die Grundschule in den Staffelungen Gymnasium-Gesamtschule-Oberschule. Unserer Tochter wurde bereits gesagt, dass sie auf der IGS ja nicht so einen guten Abschluss machen könne. Gymnasiallehrer in der Nachbarschaft sagen, das Abitur solle man doch den Gymnasien überlassen, und bei der mangelnden Lesekompetenz können sich die anderen Schulformen warm anziehen. Da gibt es null Reflektion oder Problembewusstsein.

    Unsere Tochter könnte aufs Gymnasium und geht nicht, was zu großer Verwunderung führt.

  7. @ #6:
    „Nicht so einen guten Abschluss auf der IGS?“

    Ich habe seinerzeit ein Abitur auf dieser Schulform gemacht und konnte damit genauso Psychologie an der Universität studieren wie jeder andere auch, ein Fach mit bekanntlich hohem NC. Und es auch sehr erfolgreich abschließen.

    Vielleicht sollte man die Herren und Damen Gymnasiallehrer mal fragen, woher sie im Detail ihre Kenntnisse beziehen. Ob das auf Bildungsstudien gründet, ob sie etwa an jeder Schulform jahrelang gearbeitet haben oder ob es doch einfach Vorurteile sind, die sie pflegen.

    Ja, Gymnasium und IGS sind meines Erachtens für verschiedene Lerntypen besserr geeignet. Aber die machen sich nicht am Geldbeutel der Eltern fest.

  8. „Zu meiner Zeit“ wurden die Buchstaben und auch das Schreiben und „Schönschreiben“ lange im Unterricht geübt.
    Bei meinem Junior wurde jeder Buchstabe einen Tag lang durchgenommen, eine A4-Seite lang geschrieben und galt dann als gelernt.

    Zitat auf Nachfrage: „Wiederholung zur Festigung ist Elternsache.“

    Das kann nicht jedes Elternhaus bringen. Das Elend vergrößert sich so gewollt nach der ersten Klasse immer mehr

  9. „Unserer Tochter wurde bereits gesagt, dass sie auf der IGS ja nicht so einen guten Abschluss machen könne.“ Die „Qualität“ von Abschlüssen wird auch gerne etwas übertrieben. Für bestimmte Studiengänge muss man einen nc schaffen und bei manchen braucht man Latinum oder so.
    Abseits davon sind die Schulnoten fürs Studium egal, und die Noten aus dem Studium interessieren evt. beim ersten Job, aber nicht mehr beim zweiten (wenn man beim ersten die Probezeit geschafft hat jedenfalls). Dass man idealerweise immer was nützliches mitgenommen haben sollte, ist nicht unbedingt in Noten abgebildet.
    Worauf ich hinaus will, ist, dass das Gatekeeping von Lehrkräften auch wegen der Lehrkräfte selbst oft so wichtig genommen wird, was jetzt keine Entschuldigung sein soll.

  10. Unser Bildungssystem rechtfertigt sich durch die Illusion einer Meritokratie.
    Vorgebliche Chancengleichheit, die Unterschiede nur als Resultat unterschiedlicher Befähigung erscheinen läßt.

    Die Lese-Schreibkompetenz von überdurchschnittlich intelligenten Kindern aus „Arbeiterfamilien“ ist nach 4 Grundschuljahren teilweise erschreckend. Frau Professorin Stern fragt also im o.g. Podcast folgerichtig, was in unserem Schulsystem falsch laufe, dass überdurchschnittlich intelligente Kinder nicht einmal ausreichend Lesen und Schreiben erlernen?

    Erklärungsangebote stammen häufig von solch illustren Figuren wie Sarrazin oder dem ehemaligen Lehrerpräsidenten Josef Kraus, und sind zweifellos mehrheitlich rassistisch. Zweifelhafte wissenschaftliche Quellen werden zu noch zweifelhafteren Ergebnissen zusammengebastelt.
    Meritokratie wird dabei nicht untersucht und in Frage gestellt, sondern als gegeben vorausgesetzt.

    Klassismus ist zu sehr Baustein der Gegenwartserklärung, als dass Besserung zu erwarten wäre.

  11. Die Wissenschaften (vor allem Pädagogik, aber auch Psychologie und Neurowissenschaft) wissen mittlerweile doch nahezu alles über die Bedürfnisse des Kindes, deren Fähigkeiten und wie sie optimal gefördert werden.
    Einige, vor allem skandinavische Länder machen es ja schon vor.
    Aber in Deutschland scheint der Wille (ausreichend Geld in die Hand zu nehmen) zu fehlen den Kindern die bestmögliche Vorbereitung auf das Leben zu geben.

    Und unser föderales System ist in diesem Fall ein riesen Bremsklotz.

    Es gibt aber einige wenige Lichtblicke, da den Schulen für sich sehr viel Freiraum gewährt wird. Da gibt es schon ein paar sehr gute Gesamtschulen mit innovativen Ideen.

    Aber dieses Klassensystem muss unbedingt aufhören.
    Dazu gab es meines Wissens auch mal ein Experiment, in England irgendwann in den 80ern glaube ich. Da wurden Kinder einer Art Intelligenz/Fähigkeiten Test unterzogen und dann in zwei Klassen aufgeteilt die nahezu ausgeglichen waren.
    Davon wussten aber die Lehrer nichts. Und ich glaube es wurde auch gesagt oder zumindest suggeriert, dass die Schüler der Klasse a die besseren wären.
    Das Ergebnis war, soweit ich das noch richtig weiß:
    Die Lehrkräfte behandelten die Kinder der b Klasse schlechter. sie bekamen weniger Zuwendung und Unterstützung.
    Und nach einem Jahr wurden sie wieder geprüft und die Kinder der b Klasse sind tatsächlich schlechter geworden und die der a Klasse besser.

    Vielleicht weiß hier jemand von welchem Experiment ich spreche, denn ich finde es im Moment leider nicht.

  12. #12
    Danke, das hab ich gemeint. und nicht ganz korrekt wiedergegeben.
    Aber hier sieht man ja was für Auswirkungen es haben kann wenn manche Schüler als besser erachtet werden.

  13. Den Pygmalion-Effekt könnte man ja auch dadurch umgehen, dass man die Schulempfehlung nicht durch Klassenlehrer aussprechen lässt. Aber das ist ja auch nur das halbe Problem, wenn das weiterführende Schulsystem nichts (mehr) taugt.

  14. Also, ich bin mit diesem Artikel genauso unzufrieden, wie mit den Artikeln, der vom Autor gescholtenen und gelobten Artikel, da diese m.E. im Wesen nur eine Selbstbestätigung der eigenen Autoren-Positionen darstellen.
    Folglich kann man sich der Position anschließen, oder es lassen.
    Einen Beitrag zu einer sachdienlichen Diskussion bringt m.E. keiner wirklich bei.
    Ein Beispiel, „längeres gemeinsames lernen“, bisher ist mir keine Studie aus den letzten 13 Jahren bekannt, die hier zu neuen Erkenntnisgewinn beigetragen hätte. Ein letzter Beitrag ist von 2009/2010 von dem damaligen Professor Lehmann und dazu zitiere ich mal einfach mal:
    >>
    Noch in seinem Interview vom Mai 2009 musste Lehmann-Kritiker Jürgen Baumert eingestehen, dass bis dato keine belastbaren Studien zum Erfolg des längeren gemeinsamen Lernens existieren. „Es ist einfach schwierig, eine wirkliche Vergleichsgruppe für die verlängerte sechsjährige Grundschule zu finden.“
    <>
    GEO WISSEN: Das klingt so, als sei es ziemlich gleichgültig, was man macht, am Ende kommt sowieso immer dasselbe heraus.

    Brügelmann: Es gibt außerhalb des Vatikans kaum eine Institution, die sich so langsam wandelt wie Schule. Unsere Vorstellungen, was es bedeutet, soziale Systeme zu verändern, sind sehr naiv. Auch die so hoch gelobten skandinavischen Schulsysteme haben viele Jahrzehnte gebraucht, um sich zu dem zu entwickeln, was sie heute sind. Kaum ein Eingriff in ein Schulsystem ist an sich falsch oder richtig. Wir können nur sagen, er hat dieses Potenzial und jene Risiken. Aber mit einer solchen Offenheit lässt sich in Deutschland keine Politik machen. Da ist die vermeintlich schnelle Lösung gefragt. Daher bastelt man ständig an den Strukturen herum, statt mit langem Atem den Unterricht zu verbessern.
    <<
    Ich beobachte, seit bald 3 Jahrzehnten passiv und seit bald 2 Jahrzehnten aktiv, welche Auswirkungen dieses Basteln verspricht, was es nicht einhalten kann.
    Ich und praktisch alle meine Klassenkameraden, mit denen ich das Abitur zu meist in der Regelschulzeit an einem Berufskolleg in NRW (anderswo berufliches Gymnasium) abgelegt haben, sind Kinder des dortigen dreigliedrigen Schulsystem, während praktisch 80 % meines Bildungsgangs von Realschulen kam, teilte sich die anderen 20 % auf Gesamtschulen und Gymnasium und Hauptschulen auf, die durch Kooperation mit Gesamtschulen und Gymnasien, Schüler, die es wollten auf den notwendigen Abschluss vorbereiteten. Daher nervt mich auch die Debatte um "Eignung für das Gymnasium". Auch wenn das zustande Kommen, Kritik würdig ist, wird diese m.E. komplett überhöht.
    Unser größtes Problem in unserer Gesellschaft ist m.E. immer noch eine nicht (flächendeckende) existierende Fehler- und Verbesserungskultur auf allen Ebenen. Entsprechend gehe ich davon aus, dass wir erst entscheiden diese aufzubauen, werden wir auch die Probleme um die Bildung in den Griff bekommen, vorher nicht.

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