Klimaproteste

Markus Lanz wird ja wohl noch träumen dürfen

Eva Quadbeck, stellvertretende Chefredakteurin beim „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, sagt in der Sendung „Markus Lanz“ am Mittwoch einen bemerkenswerten Satz zur Klimaaktivistin Carla Rochel: 

„Die Aktionen führen doch dazu, dass man dann über Kunst und Kartoffelbrei spricht und nicht übers Klima.“ 

Interessant ist der Satz deshalb, weil darin zwei Aussagen stecken. Die eine, die Quadbeck wohl eigentlich damit beabsichtigt hat; nämlich, dass sie die politische Wirkung der Protestaktionen der „Letzten Generation“ (etwa Tomatensuppe auf ein Van Gogh-Gemälde zu schütten oder mit Klebe-Aktionen den Verkehr zu blockieren) bezweifelt. 

Andererseits kann man den Satz auch als unfreiwilliges Eingeständnis interpretieren; nämlich, dass Medien und Gesellschaft als Reaktion auf die Proteste und die Bilder, die diese erzeugen, vor allem über die Aktionen an sich sprechen. Und es eben nicht gelingt, auf das eigentliche Problem zu fokussieren: die Klimakrise. 

Die Lanz-Sendung am Mittwoch wurde zur Karikatur dieses Phänomens. Sie zeigt auf kleinstem Raum, was das Problem bei der medialen Abbildung der Klimakrise ist.

Denn was im Kontext der Corona-Pandemie recht gut funktioniert hat (was haben wir nicht alles gelernt über R-Werte, Virus-Varianten, Aerosole!), klappt beim Thema Klima in Medien meist weniger gut – vor allem in dieser Sendung: über Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse und daraus resultierend über den möglichen Umgang mit der Klimakrise zu sprechen. 

Stattdessen beißt sich die Sendung am Mittwoch an einer Form des Protests und den Forderungen der Protestierenden fest. Natürlich muss man der Form nicht zustimmen und darf sie kritisieren. Aber Markus Lanz verwandelt sich vom Moderator zu seinem eigenen Talkshow-Gast. Er nimmt gegenüber der Klimaaktivistin eine scharfe Gegenposition ein, die nicht nur provokant ist (dagegen wäre auch nicht unbedingt etwas einzuwenden), sondern auch überheblich, widersprüchlich und irreführend.

Lanz nennt Forderungen „lächerlich“

Dabei geht es eigentlich ganz gewöhnlich los. Lanz gibt Carla Rochel im ersten Drittel der Diskussion (der ganze Abschnitt mit der Aktivistin dauert ca. 45 Minuten) durchaus Raum, über ihre Herkunft, ihren Weg zum Aktivismus bei der „Letzten Generation“ zu erzählen. Davon zu berichten, wie es für sie in Polizeigewahrsam war. Welche Forderungen ihre Gruppe konkret hat. Es geht im Gespräch mit Grünen-Politiker Jürgen Trittin und Journalistin Quadbeck auch um die Wirkung der Klimaaktivist:innen auf die Politik und die Frage, ob die Aktionen der sogenannten „Klima-Kleber“ Erpressung sind. 

Wobei das für Lanz keine Frage, sondern eine klare Sache ist. Die „Letzte Generation“ erpresse das Land, sagt er und macht damit seine Position deutlich. Die Forderungen der „Letzten Generation“ bei ihren Klebe-Aktionen, nämlich die sofortige Einführung des 9-Euro-Tickets und ein Tempolimit, bezeichnet er als „lächerlich“. Klar, man muss hinterfragen, wie wirkungsvoll diese Forderungen sind. Aber wie Lanz das macht, wirkt überheblich. Wie ein Vater, der auf eine Idee jugendlichen Leichtsinns seiner Tochter reagiert. Nicht nur an dieser Stelle.

Klimaaktivistin Carla Rochel bei Markus Lanz
Klimaaktivistin Carla Rochel bei Markus Lanz Screenshot: ZDF

„Wissen Sie“, sagt er zur Aktivistin, „Menschen müssen schon ein bisschen träumen können. Eine Idee davon haben, dass das Leben weitergeht. Was ist das für ein Menschenbild?“ Rochel – so jung! – müsse doch optimistisch sein, mehr Zutrauen haben; sozusagen dass die Menschheit das schon alles gebacken bekommt, wenn’s ein paar Grad wärmer wird. 

Lanz: „Unsere ganze Menschheitsgeschichte hindurch ist eine Geschichte der Anpassung. Uns als Spezies hat erfolgreich gemacht, dass wir uns angepasst haben. Immer wieder. Ich nerve Sie gerade…“

Rochel: „Ja.“

Lanz: „Sagen Sie warum!“ 

Rochel: „Weil wir können uns nicht an ein so schnell veränderndes Klima anpassen.“

Lanz: „Doch.“

Doch? Es sei „bestürzend zu sehen, was Herr Lanz hier behauptet“, schrieb Wolfgang Blau, Gründer des Oxford Climate Journalism Network, am Donnerstag bei Twitter. 

Balkonfragen und Blutgrätschen 

Ob das trotzige „Doch!“ oder die Bemerkung „Ich nerve Sie gerade“: Lanz Äußerungen zeigen hier, wie sehr er sich – nicht zum ersten Mal – in der Rolle des „hartnäckigen“ Journalisten gefällt, der nicht locker lässt und seine Gäste in die Mangel nimmt. Nur leider ist das nicht der Hard Talk, bei dem ein Journalist sein Wissen scheibchenweise so in Fragen verpackt, dass er am Ende eine Person entlarvt oder etwas mit großem Nachrichtenwert aus einem Gespräch herausschält. Sendeminuten, in denen man zum Beispiel über Kipppunkte oder den Ausbau von Windkraftanlagen oder andere konkrete Themen im Kontext der Klimakrise sprechen könnte, gehen drauf für Lanz’ argumentative Blutgrätschen und seine ausschweifenden Balkonfragen. Und die dienen vor allem einem Zweck: sie sollen zeigen, was der Fragende alles weiß – oder zu wissen glaubt.

Rochel: „Was die Klimawissenschaftler sagen, ist, dass wir gerade auf einem, irgendwas zwischen 2,5 und 4 Grad Weg sind. Auf dem Weg sind wir. 4 Grad werden wir nicht mehr erleben, weil die Welt in Bürgerkriegen versinkt.“

Lanz: „Woher wissen sie das so genau?“

Rochel: „Da ist das, was die Wissenschaftler uns sagen. Wenn wir mal zuhören würden…“

Lanz: „Woher wissen denn die Wissenschaftler das?“

Man fragt sich: Was passiert hier? Will Lanz beim Klima-Thema nochmal ganz von vorne anfangen? Erkenntnisse der Wissenschaft in Frage stellen? Über 4 oder über 2,8 Grad reden? Wenn er das machen will, dann hätten er und seine Redaktion zumindest auch eine Wissenschaftlerin einladen und dazu befragen müssen. 


Lanz ist kein Leugner des menschengemachten Klimawandels. Aber wenn man ihn so reden hört, muss man sich nicht wundern, wenn sich Zuschauer:innen, die man mit Fakten zur Klimakrise bisher nicht erreicht hat, in ihrer Haltung bestätigt fühlen. Das ist unverantwortlich.

Was will er eigentlich sagen? 

Die „Klebe-Aktionen“, bei denen Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ den Verkehr in Städten und auf Autobahnen blockieren und dadurch Staus verursachen, sind natürlich auch Thema in der Sendung. Es geht um die Frage, ob die Aktivist:innen Stau verursachen dürfen. Rochel: „Die Autos stehen jeden Tag im Stau, das ist eine vollkommen alltägliche Situation.“ Das sei aber kein gutes Argument, kontert Lanz. Er hätte an dieser Stelle die Chance, eine fundierte Gegenposition zu bringen. Oder er könnte es auch einfach lassen, denn Jürgen Trittin und Eva Quadbeck machen in der Sendung ziemlich deutlich klar, dass sie die Ziele der „Letzten Generation“ zwar teilen, die konkrete Form ihres Protests aber kritisch sehen.

Lanz macht’s trotzdem lieber auch noch selber. Doch wenn man seine Kritik genau analysiert, fällt auf, dass sie gar keinen Sinn ergibt:

 

„Das ist ehrlich gesagt ein sehr schlechtes Argument. Weil es für mich einen riesigen Unterschied macht, ob Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zur Existenzsicherung, etwas, was absolut notwendig ist, im Stau stehen. Weil sie ihre Miete bezahlen müssen, weil sie ihre Kinder ausstatten und ernähren und großziehen müssen, weil sie schlicht und ergreifend ihr Leben gestalten müssen. Oder ob man da sitzt, weil man ein politisches Anliegen hat, das man definitiv haben kann und das würde ich niemals in Abrede stellen, aber dann trotzdem dort auf eine Art und Weise mutwillig einfach den Verkehr blockiert. Das ist eine völlig andere Situation.“

Was will Lanz sagen? Vielleicht: Es macht für ihn einen Unterschied, ob Klimaaktivist:innen einen Stau verursachen, weil sie politische Forderungen haben. Oder ob es Stau gibt wegen einer Baustelle, oder eines Falschparkers auf Straßenbahnschienen, oder weil zu viele Autos die Stadt verstopfen…

Irrwitzig ist ein Moment, bei dem es wieder um Kunstgemälde geht, die von Aktivist:innen mit Suppe oder Kartoffelbrei beworfen werden. Das findet Lanz schlimm, denn er fürchtet, dass er Van Gogh dann nicht mehr aus nächster Nähe betrachten kann.

„Es wird Sicherheitsmaßnahmen geben. Ich meine das ist das Kulturerbe der gesamten Menschheit. Van Gogh ist doch nicht irgendwas. Das wird dazu führen, dass Menschen dann aus noch größerer Entfernung vor diesen Bildern stehen können. Ich liebe diese Gemälde.“

Wie bringen diese Klimaaktivist:innen denn das nur übers Herz, Lanz‘ geliebte Gemälde zu besudeln? „Weil all diese Kunst nichts mehr wert sein wird. Weil all diese Kunst in den Fluten versinken wird. Weil meine Kinder keine Chance haben werden, sich in einem Museum Kunst anzugucken, wenn sie sich um Essen prügeln müssen“, erklärt Rochel den Gedanken dieser Protestaktionen. Das ist sehr zugespitzt und dramatisch, ja. Aktivistisch eben. Sie muss damit rechnen, dass man sie auffordert, dazu Stellung zu beziehen. Es ist es aber ja nicht so, dass das in den vergangenen Wochen nicht schon mehrfach geschehen wäre. Aber für Markus Lanz erklärt Rochel es eben alles nochmal. Und Kunstliebhaber Lanz dazu: 

„Wissen Sie, Kunst hat etwas unheimlich Tröstliches, Schönes. Wenn man davorsteht, das muss man nicht erklären. Da steht jemand, der guckt sich das an und versteht, dass das groß ist. Und das ist das, was unser Erbe ausmacht. Das ist das, was uns als Menschheit auch überdauern wird. Deswegen haben Sie nicht recht, wenn Sie sagen, das wird einfach in den Fluten versinken. Ich zeige Ihnen im Zweifel Orte in den Dolomiten, da kommt nie irgendein Wasser hin. Da können wir die notfalls parken.“

Ah so! Wenn das Van-Gogh-Museum in Amsterdam unter Wasser steht, weil der Meeresspiegel angestiegen ist, schaffen wir die Gemälde einfach fix auf die Marmolata. Skifahren auf dem Gletscher kann man da dann ja eh nicht mehr.

(Lanz stellt nach seiner Aussage wieder selbst fest, dass das Gesagte „polemisch“ sei. Aber er sagt es halt trotzdem.)

Begeistert von der Tröpfchen-Technik  

„Klimaanpassung“, oder was Lanz darunter versteht, ist ein bestimmendes Thema der Diskussion. Und weil kein Experte für dieses Thema unter den Gästen ist, fängt der Moderator einfach selber immer wieder damit an. Beispielsweise, als Jürgen Trittin Lanz hinweist, er wäre beim Thema Anpassung da „ein bisschen zurückhaltend“. Wer glaube, die Menschheit habe sich immer angepasst, müsse auch über den Preis reden. „Und der Preis kostet Menschenleben.“ „Nicht zwingend“, entgegnet Lanz und verzwirbelt sich dann in seiner eigenen Argumentation. Zuerst sagt er:

„Der Nahe Osten ist diesbezüglich ein riesiges Problem. Ja? Sind wir uns einig. Und weite Teile im Nahen Osten werden im Sommer nicht mehr bewohnbar sein. Möglicherweise schon bald. “

Kein Widerspruch bei den Gästen, klar. Könnte man so stehen lassen. Aber Einigkeit ist ja nicht das, was Lanz will. Nein, er präsentiert jetzt, dass er weiß, dass zum Beispiel Israel – voll trocken da – voll super Ideen hat:

„Konnte man sich ernsthaft vorstellen, dass dieses Land jemals in der Lage sein wird, Landwirtschaft zu haben? Dass dieses Land mittlerweile sogar Wasser exportiert, weil sie in der Lage sind, Wasser zu gewinnen aus dem Mittelmeer. Weil sie geniale Tröpfchen-Technik entwickelt haben. Weil sie in der Lage sind, sogar mit der letzten Bracke, dritte, vierte, fünfte Verwendung desselben Wassers, Baumwollfelder zu züchten. Konnten wir uns das vorstellen? Nein, konnten wir nicht. Aber die machen das. Also es gibt unendlich viele Erfolgsgeschichten in diesem Bereich. Das meine ich mit Anpassung.“

Ja, alle haben es jetzt begriffen: Markus Lanz ist ein Fan von Ingenieurlösungen und anscheinend überzeugt davon, dass sie uns vor der Klimakatastrophe bewahren können. Ob er schon wusste, dass Forscher:innen an riesigen Sonnenschirmen fürs Weltall tüfteln, also Hitzeschilde für die Erde? Wohl nicht, sonst hätten wir das in dieser Sendung mit Sicherheit erfahren. (Ist aber auch umstritten.)

Wenn Lanz schon mit Tröpfchenbewässerung oder Trinkwassergewinnung in trockenen Gegenden anfängt, müsste er auch erwähnen, dass der Wasserpegel des Toten Meers jedes Jahr um einen Meter (!) sinkt. Was vor allem auf die Wasserentnahme aus dem Jordan zurückzuführen ist – für Trinkwasser und Landwirtschaft. Oder dass bei der Entsalzung von Meerwasser, in Spanien beispielsweise, giftige Rückstände entstehen. 

Aber wenn das möglicherweise Lanz’ Thesen schwächt, sollte er diese Themen lieber Gästen überlassen, die sich damit wirklich auskennen. Und stattdessen wieder zu seinem eigenen Fachgebiet zurückkehren: dem Moderieren einer Sendung.

14 Kommentare

  1. Wie peinlich ist das denn?
    Ich muss dazu sagen, dass ich die Kartoffelbreiaktionen auch eher kindisch finde, und die Klebeaktionen auch eher wirkungslos, gerade WEIL es ja auch so Staus gibt, aber bei denen besteht ja ein Zusammenhang zur Kritik.
    Aber: sollte so ein Moderator denn nicht eigentlich moderieren anstatt die Krawallbürste zu sein? Jedenfalls steht das eher in der Berufsbezeichnung als die steile These, dass 20-jährige doch gefälligst optimistisch zu sein haben.

  2. Von den Quasselrunden im Ersten, Zweiten und auf Phoenix bringt mir die von Markus Lanz im Durchschnitt am meisten. Das gilt natürlich nicht für jede einzelne Sendung. Manchmal lohnt sich auch der Talk im Hangar 7 auf Servus TV.

  3. Oft enthält Satire mehr Information und treffsichere Argumentation als sog. Talkshows, z.B. bei „ Bosetti will reden“, zum gleichen Thema in ZDF Kultur, dagegen sieht Markus Lanz so richtig blass aus, zumal er nochmal die längst widerlegte Behauptung , Kunstwerke seien beschädigt worden, wohl gegen besseres Wissen aufwärmte – eine schon dreiste Fehlinformation der Zuschauer:innen.

  4. Beim Abschluss des Abos von Übermedien hatte ich auf weniger aktivistische Texte gehofft. Lanz ist beileibe kein journalistisches Genie; aber dieser Text ist kaum mehr als ein ‚inverser‘ Lanz – ähnlich tendenziös, ähnlich selektiv, ähnlich besserwisserisch…

  5. @ Jochen:
    Nein, ich gebe der jungen Dame in Bezug auf das Klima und die verheerenden Veränderung recht. Ich vertraue des Wissenschaft und ihren Methoden.
    Die Wissenschaftler in Kooperation mit guten Ingenieuren hat Raumfahrt, Mikroelektronik, Kunstdünger, Mobilfunk und ähnlich interessante Dinge ermöglicht.
    Wir alle nutzen es (GPS, Satelliten-TV) und haben absolutes Vertrauen in Funktion und Sicherheit der Produkte.
    Warum in Gottes Namen wird den Wissenschaftlern beim Klima und seinen prognostizierten und schon eingetroffenen Vorhersagen misstraut?
    Bigotterie.
    Und Lanz schwurbelt genauso dumm und überheblich wie die ganzen tumben Leugner des Klimawandels.
    By the Way: Mir ist van Gogh völlig egal, die Zukunft meiner Kinder nicht.

  6. #3 Erschreckend, wenn die Lektüre von Übermedien-Texten so wenig bewirkt, dass man hier zugibt, Hangar 7 mit einer Stätte nützlicher journalistischer Betätigung zu verwechseln (ergo auch Servus TV mit einem seriösen Sender) und ausgerechnet Lanz unter den Talkshows für überdurchschnittlich zu halten. Bitte noch mehr hier lesen, und zwar sinnerfassend. Vorher vielleicht den Verstand einschalten.
    #5 Du scheinst nicht den Unterschied zwischen Journalismus und Aktivismus zu kennen und nicht den zwischen Fakten und Meinungen. Traurig. Lerne bitte mal, dass Journalismus NICHT darin besteht, das Publikum in seinen vorgefassten Meinungen und Irrtümern zu bestätigen. Der obige Text ist die Rezension einer Fernsehsendung, also ein Meinungsbeitrag, und zwar einer, der gut begründet ist und sich auf Fakten (Hintergrundwissen) stützt – genau so, wie sich das gehört.

  7. Diese Sendung hat mich Nerven gekostet, das hat schon fast was masochistisches..Eigentlich will man nicht zuhören und nicht hinsehen, aber man kann auch nicht wegschauen oder umschalten. Letzteres meist, weil die Gäste doch ganz interessant sind und man sich vielleicht ein wenig intellektuelles Ringen hofft. Aber Lanz … meine Güte. Das hat schon fast weh getan, ihm zuhören zu müssen. Ob ihm bewusst war, das er ganz und gar wissenschaftsfeindlich und wie ein kleines Kind argumentiert hat? Das mut den Dolomiten war dann der wahre Gipfel, unglaublich. Mehr Ignoranz geht gar nicht.

  8. Danke, für den Beitrag.
    Ich musste die Sendung in zwei Blöcken schauen, weil ich die Moderation nur schwer erträglich fand.
    Es ist die eine Sache einmal zu provozieren, es ist etwas anderes dies mit halb- und nicht-wissen zu versuchen. Das ist meiner Meinung nach, dann ähnlich infantil, wie Kunstwerke mit Lebensmittel zu bewerfen, um der m.E. ebenso infantilen Aufmerksamkeitsökonomie gerecht zu werden.
    Was das partielle Festkleben auf Straßen/Autobahnenden angeht, bin ich mir selber uneins. Wenn ich das richtig verstehe, kann diese Form des Protests sogar komplett mit dem Grundgesetz konform sein, da sich die Demonstration unmittelbar gegen die Ursache für die Demonstration richtet: CO₂ Erzeugung der Autos.
    Ob die Demonstrationsform jetzt zielführend ist, weiß ich nicht. Ob es alternativ evtl. sinnvoller sein kann, sich auf der Einfahrt des Verkehrsministeriums, der Finanzministerien und Staatskanzleien, sowie dem Kanzleramt zu kleben, kann ich ebenfalls nicht beurteilen.

  9. Tausend Dank für diesen Kommentar, dem ich uneingeschränkt zustimme. Es ist nicht zum ersten Mal, dass ich mir denke, ein Moderationskurs für Herrn Lanz wäre angebracht.

  10. Liebe Corinja, Sie sprechen mir aus der Seele. Immer wenn ich die Lanzsendung nicht rechtzeitig abgeschaltet habe, erlebe ich diese „masochistischen Momente“. (Der Mann ändert sich nicht und meine mails ans ZDF beantwortet man nicht ohne Verweise auf die Beliebtheit der Sendung). Es ist ja nicht nur so, dass dieser Herr, statt zu moderieren, alles mit seiner Meinung an sich reißt. Selbst bei „unverfänglichen“ Themen können interessante Gäste seltenst ausreden und das, wirklich Spannende zu Gehör bringen.
    Ich bin froh, dass ich „meine Schmerzen“ hier mal mit anderen teilen kann.

  11. Unerträglich, was dieser Popanz in seiner Arroganz und Ignoranz da von sich lässt. Einer jungen AktivistIn vorschreiben zu wollen, was sie zu fühlen hat, das sie angesichts der Blockade von Industrie und Politik weltweit bitte gefälligst „optimistisch“ zu sein hat, wie grauenvoll überheblich. Ich gebe gern zu, die Tendenz, die Augen vor einer sehr wahrscheinlich sehr ungemütlichen Zukunft zu verschließen, kann ich nachvollziehen. Aber Lanz setzt hier dem ganzen die Krone auf in seiner Angst vor den möglichen Folgen unserer Lebensweise.

  12. Offensichtlich ist Übermedien entgangen, dass wir momentan nicht auf RCP 8,5 zusteuern, sondern auf RCP 4,5. Die Apokalypse steht uns nicht bevor. Natürlich bedeutet es trotzdem, dass wir die Energiewirtschaft umstellen und erheblich Strom und Wärme ersparen müssen.
    Noch ein Wort zum Thema Kunst: der Sachschaden beläuft sich auf einen fünfstelligen Betrag und hat zur Folge, dass die fragilen Bilder an Museen in Europa nicht mehr verliehen werden können. Diese Ausstellungen sind das Ergebnis teils jahrelanger intensiver und sehr aufwendiger Forschung. Ein Angriff stellt übrigens ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar, sofern dies während des Krieges geschieht, wie z. B. die Zerstörung Palmyras.

  13. #13

    Niemand behauptet, dass uns die Apokalypse unmittelbar bevorsteht. Nur ist inzwischen klar geworden, dass sich die Lage in manchen Regionen der Erde schneller zuspitzt als in den Modellen hinter der ursprünglichen Berechnung der RCP-Prognosepfade. Entscheidend ist es jetzt, zu kapieren, dass nicht die Erhöhung der Durchschnittstemperatur um zwei Grad das Problem ist. Es sind die häufigeren und länger anhaltenden Hitzewellen (schaden Menschen unmittelbar) und Dürrephasen (führen zu Missernten und Waldsterben). Anders gesagt: Wenn Du eine Stunde barfuß im Tiefkühllager eingesperrt warst und Dir die Füße abgefroren hast, hilft es Dir auch nicht, Dich nachher solange auf die Herdplatte zu stellen, bis Deine Körpertemperatur im Tagesmittel 37 Grad erreicht hat. Die Demonstranten, so lästig sie uns fallen und so sehr sie uns ärgern mögen, denken mehr an die Zukunft als die allermeisten von uns. Was nützen Jahrhunderte alte Kunstschätze noch, wenn sie in 80 Jahren niemand mehr anschauen kann? Und das müssen auch unsere Politikredakteure mit ihrem aufs Tagesgeschäft verengten Blick begreifen.

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