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Wieso wird so wenig über die Iran-Proteste berichtet?

Natalie Amiri
Natalie Amiri am
4. November 2018 in Teheran

Die ARD-Journalistin Natalie Amiri kritisiert die Berichterstattung über die Proteste im Iran: „Es gab ja noch nicht einmal einen einzigen ‚Brennpunkt‘, und die Menschen sind seit drei Wochen auf der Straße.“

In den ersten drei Tagen habe es „wahnsinnig viele Bilder“ gegeben, auch in den deutschen Medien – dann wurde im Land das Internet gedrosselt. Das Kalkül der Islamischen Republik ist Amiri zufolge klar: Je weniger Bilder, desto weniger Berichterstattung im Ausland.

„Und wir Medienschaffende sind die Handlanger der Islamischen Republik Iran, weil wir genau ihr Kalkül ausführen, und wenn es keine Bilder mehr gibt, nicht mehr darüber sprechen.“

Amiri sagt: „Du riskierst im Iran dein Leben, wenn du auf die Straße gehst.“ Die Menschen im Iran täten das, um Aufmerksamkeit für ihre Belange zu bekommen – auch im Ausland. Dazu müssten aber Medien über die Proteste berichten.

Amiri würde das am liebsten vor Ort selbst tun. Sie war von 2007 an ARD-Korrespondentin im Iran, zwischen 2015 und 2020 Leiterin des ARD-Studios in Teheran. Abgegeben hat sie die Leitung, weil es eine Reisewarnung vom Auswärtigen Amt für die Deutsch-Iranerin gab.

„Ich glaube, ehrlich gesagt, dass die Nachrichtenredakteure und Entscheider denken: ‚Naja, das sind halt wieder mal Proteste wie immer‘“, sagt sie. „Das Problem ist: Wenn sie jetzt noch lange warten, ist diese Aufmerksamkeit nicht mehr da, die die Leute vor Ort unterstützt. Insofern sind wir zu langsam in unserer Berichterstattung.“

Holger Klein hat mit Natalie Amiri über die Proteste und die Berichterstattung geredet. Das Gespräch hören Sie hier:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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