Holger ruft an (80)

Wieso konnte der Redaktionsausschuss das Debakel beim NDR in Kiel nicht verhindern?

Pocast-Logo und Screenshot: „NDR wir müssen reden“
Titelbild einer Veranstaltung des Redaktionsausschusses Screenshot: NDR

Das NDR-Landesfunkhaus Kiel sieht sich heftiger Vorwürfe ausgesetzt: Vorgesetzte sollen kritische Berichte abgemildert oder verhindert haben. Inzwischen haben sich die Politikchefin Julia Stein und der Chefredakteur Norbert Lorentzen bis zur Klärung von ihren Aufgaben entbinden lassen.

Ein Teil der Vorwürfe beruht auf einem Bericht des Redaktionsausschusses des NDR: Ein Mitarbeiter hatte das Gremium wegen eines Konfliktes mit seinen Vorgesetzten eingeschaltet. Bei den Recherchen meldeten sich dann weitere Mitarbeiter anonym mit Beschwerden, wie der Ausschuss in einem internen Bericht festhielt:

„Sie berichten uns, dass sie den Eindruck hätten, es gebe einen Filter in der Redaktion. Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt. Autoren würden abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert. Die Stimmung in der Abteilung sei vergiftet, da Konflikte so lange schwelen.“

Der ganze Bericht aus dem vergangenen Jahr ist inzwischen geleakt worden; der Ausschuss hat sich selbst auch öffentlich geäußert.

Was ist das für ein Gremium, dessen Arbeit plötzlich für so viel öffentliche Aufmerksamkeit sorgt, obwohl es eigentlich nur intern tätig wird? Holger Klein hat mit Gabor Halasz vom NDR-Redaktionsausschuss über dessen Arbeit gesprochen.

Aufgabe des Ausschusses sei es, sich um innere Rundfunkfreiheit und journalistische Qualität zu kümmern, sagt Halasz. Er plädiert dafür, ihn zu stärken und besser auszustatten: „Es ist wirklich etwas Tolles, dass es so ein Gremium gibt, und dass wir, wenn es Kritik gibt, die intern aufklären und auch kritisch mit den Führungskräften umgehen. Das ist ein wichtiges Kontrollgremium und ein Wert an sich.“

Es sei notwendig, auch kontrovers innerhalb der Redaktionen diskutieren und Kritik aussprechen zu können. „Ich finde, man kann sehen, dass das in Kiel über eine lange Zeit nicht gut funktioniert hat. Dass sich die Kolleginnen und Kollegen an uns anonym gewendet haben, ist wirklich ein Alarmzeichen gewesen. Das ändert sich aber gerade. Das, was ich aus Kiel höre, ist, dass es da ein ganz neues Selbstbewusstsein in dieser Redaktion gibt. Das ist etwas, das mir Hoffnung macht.“

Das ganze Gespräch von Holger Klein mit Gabor Halasz hier:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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