Was war los mit Olaf Scholz, diese Woche bei der Abschlusspressekonferenz des G7-Gipfels? Eine Journalistin der „Deutschen Welle“ hatte den Bundeskanzler gefragt, ob er konkret sagen könne, welche Sicherheitsgarantien die G7 der Ukraine auch nach dem Krieg versprechen. Es war eine höflich formulierte und auch naheliegende Frage.
Doch wie der Kanzler antwortete – oder vielmehr nicht antwortete – löste Empörung aus. „Ja. Könnte ich. Das war’s.“ Und sonst nichts. Zwischen diesen Ein- und Zwei-Wort-Sätzen machte Scholz lange Pausen und schnaubte – was viele Beobachter:innen als selbstgefälliges und auch überhebliches Lachen deuteten.
„Mich hat das nicht überrascht“, sagt Mark Schieritz, stellvertretender Leiter des Politikressorts bei der „Zeit“, im Gespräch mit Holger Klein. Es gebe viele Interviews mit Scholz, in denen er sich ähnlich verhält. Für Schieritz, der Scholz und seine Art der Kommunikation schon lange beobachtet und zum Amtsantritt des Bundeskanzlers ein Buch über ihn geschrieben hat, ist klar: Scholz sehe die Öffentlichkeit, also Medien, nicht als Partner – sondern als Gegner. Und deshalb lasse er sie nicht gerne an Prozessen teilhaben, sagt Schieritz. Das habe auch zu tun mit einer „Arroganz, zu glauben, er weiß, wo es lang geht, und er ist der einzige, der die Materie durchdringt.“ Nach dem Motto: Wenn Scholz eine Entscheidung zu verkünden hat, dann sagt er’s schon. Aber er entscheidet, wann und wie.
Hat sich Scholz‘ Kommunikation in den vergangenen Jahren verändert? Was bedeutet diese „Scholzigkeit“ für die politische Kultur? Und ist schlechte politische Kommunikation auch gleich schlechte Politik? Darum geht es diese Woche bei uns im Podcast – übrigens dem letzten vor der Sommerpause. Ab Mitte August gibt’s wieder neue Folgen.
Den Podcast mit Holger Klein und Mark Schieritz hören Sie hier:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Mark Schieritz, geboren in Nürnberg, studierte Politik und Volkswirtschaft in Freiburg und London. Er begann seine journalistische Karriere bei der „Financial Times Deutschland“ und ist heute stellvertretender Ressortleiter Politik der „Zeit“. 2021 erschien die Biografie „Olaf Scholz – Wer ist unser Kanzler?“ im Verlag S. Fischer.
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