Angebliche „Sexualisierung“ von Kindern

Trans als Trigger: Wie die „Welt“ den Kampf gegen lästige, obskure Minderheiten befeuert

Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen

Unter der Überschrift „Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen“ werfen in der „Welt“ „fünf Gastautoren, Biologen und Mediziner“ dem öffentlich rechtlichen Rundfunk vor, eine „bedrohliche Agenda“ zur verfolgen. (Der Online-Titel ist mittlerweile geändert worden in: „Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren.“)

Die „Welt“ suggeriert, ergebnisoffene wissenschaftliche Expert*innen hätten „Beiträge des öffentlich-rechtlichen Rundfunks analysiert“ und seien zu diesen angeblich „alarmierenden“ Ergebnissen gekommen. Dem ist nicht so. Die fünf Autor*innen gehören seit Jahren fast alle zum Who’s Who der deutschen Gegnerschaft von Trans-Identitäten. Es ist eine Gruppe von Menschen, die angesichts der Abschaffung des Transsexuellengesetzes und Einführung eines neuen Selbstbestimmungsgesetzes, die die Bundesregierung plant, gerade aus allen Rohren gegen Trans-Rechte schießen.

Uwe Steinhoff, der gerne von „Transideologie“ spricht, veröffentlichte noch im Februar im „Cicero“ einen Artikel, in dem er die AfD-Politikerin Beatrix von Storch in Schutz nahm, die in einer hetzerischen Rede im Bundestag der bayerischen Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer abgesprochen hatte, eine Frau zu sein. Die Überschrift seines Beitrages, der auch auf das Deadnaming Ganserers nicht verzichtete, lautete: „Der Abgeordnete ist ein Mann“.

Unter den fünf ist auch der Jugendpsychiater Alexander Korte, für den trans ein „Zeitgeistphänomen“ ist und der als Kronzeuge aller Gegner*innen des Selbstbestimmungsgesetzes gilt. Antje Galuschka warnt vor dem Selbstbestimmungsgesetz unter anderem, weil es Kinder zu „Versuchsobjekten der Pharmalobby“ machen würde, und Rieke Hümpel positioniert sich schon seit Jahren durch Gender-kritische Artikel wie: „Gendern – das erinnert mich inzwischen an einen Fleischwolf“.

Dass hier also Leute mit einer klaren, bedrohlichen Agenda dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine „bedrohliche Agenda“ vorwerfen, sollte nicht weiter beeindrucken. Tut es aber: „Umerziehung bei ARD und ZDF? Offener Brief von Wissenschaftlern löst Widerspruch aus“, schreibt etwa der „Kölner Stadtanzeiger“, der weder die Ambitionen noch die Wissenschaftlichkeit des „Welt“-Textes hinterfragt.

Die Scheibenhaftigkeit der Welt ist evident

Der Gastbeitrag beginnt so:

Zunächst ging es um wissenschaftliche Korrektheit. Wir, eine Gruppe verschiedener Wissenschaftler, hatten uns zum Ziel gesetzt, der Fehlinformation der „Vielgeschlechtlichkeit“ auf die Spur zu kommen. Wir wollten herausfinden, ob es tatsächlich stimmt, dass in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) die bestätigte wissenschaftliche Erkenntnis der Zweigeschlechtlichkeit infrage gestellt wird. Das war uns berichtet worden, und wir mochten es zunächst kaum glauben.

Zur wissenschaftlichen Korrektheit: Vielgeschlechtlichkeit ist keine „Fehlinformation“, sondern eine Erkenntnis, die bereits der Berliner Sexualforscher Magnus Hirschfeld in seiner „Zwischenstufenlehre“ in den 1920er Jahren formuliert hatte. Was heute hierzu weitgehend Konsens ist, hat die UNO 2016 so formuliert:

„Bis zu 1,7 Prozent der Babys werden mit Geschlechtsmerkmalen geboren, die nicht den typischen Definitionen von männlich und weiblich entsprechen. Das macht Intersexualität fast so häufig wie Rothaarigkeit!

Beim Intersex-Sein geht es um die biologischen Geschlechtsmerkmale einer Person. Dazu gehören Genitalien, Keimdrüsen, Hormonspiegel und Chromosomenmuster. Es unterscheidet sich von der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität – eine intersexuelle Person kann heterosexuell, schwul, lesbisch, bisexuell oder asexuell sein, und sie kann eine Frau, ein Mann, beides oder keines von beiden sein.“

Weil es eben möglich ist, „keines von beiden“ zu sein, hatte der deutsche Ethikrat bereits 2012 aufgrund des wissenschaftlichen Forschungsstandes dafür plädiert, neben „männlich“ und „weiblich“ einen weiteren Geschlechtseintrag im deutschen Personenstandsrecht zuzulassen. 2017 folgte dem das Bundesverfassungsgericht, da seiner Auffassung nach die gängige Praxis Menschen in ihren Grundrechten verletzen, die sich dauerhaft weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen lassen. 2018 beschloss dann der Bundestag parteiübergreifend gegen die Stimmen der AfD die Einführung des Geschlechtseintrages „divers“.

Dass die „Welt“ trotzdem 2022 einen Beitrag veröffentlicht, der auf der Behauptung basiert, Zweigeschlechtlichkeit sei „bestätigte wissenschaftliche Erkenntnis“, dass man dort also in einem Wissenschafts-Beitrag die Form der Erde als Scheibe als evident voraussetzen kann, passt zum Selbstverständnis des Springer-Mediums.

Die Identität der Welt-Leserschaft

Wie man unter den Online-Artikeln an den Kommentarspalten und der jeweiligen Umfrage am Ende („Teilen Sie die Meinung des Autors“ (sic!)) ablesen kann, besteht ein wichtiger Teil der Identität vieler „Welt“-Leser*innen darin, die Identität von Menschen, die anders sind als sie, also vor allem die von Minderheiten, als lästig und obskur zu empfinden. Die Meinung des transfeindlichen Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk teilen dort 96 Prozent der Abonnent*innen, die abgestimmt haben.

Ähnliche Ergebnisse gibt es, wenn gegen andere Minderheiten oder die Gleichstellung von Frauen ausgeteilt wird. Deshalb wohl nährt die Lektüre der „Welt“ bisweilen den Verdacht, die Auszahlung des Weihnachtsgeldes an die Redakteur*innen sei daran gekoppelt, mindestens einmal im Jahr einen Artikel zu verfassen, in denen das Wort „Identitätspolitik“ vorkommt, samt einer Erklärung, warum sie die Gesellschaft gefährdet.

„Identitätspolitik“ muss dort mittlerweile als Warnbegriff für alles herhalten, was die weiße, heteronormative und männlich dominierte gute alte Normalheit Deutschlands infrage stellt. Vergangene Woche wurde sogar ein Beitrag des stellvertretenden Chefredakteurs Robin Alexander über die Diskussionen in der CDU zu ihrem neuem Grundsatzprogramm und die Frage, ob man dort für die „Gleichberechtigung“ oder die „Gleichstellung“ von Mann und Frau eintreten wolle, mit der Headline betitelt: „Wie hält es die CDU mit der Identitätspolitik?“ (Die Meinung des Autors, dem „Gleichstellung“ natürlich viel zu weit geht, teilen laut der Online-Umfrage unter dem Artikel übrigens knapp 90 Prozent der Leser*innen.)

Die Pflicht, „Identitätspolitik“ anzuprangern

Schaut man sich das 50-seitige Dossier an, in dem die Gastautor*innen des „Welt“-Artikels ihre Rechercheergebnisse über das angeblich alarmierenden Fehlverhalten von ARD und ZDF mit vielen Programmbeispielen auflisten, wird deutlich, dass das Thema trans* hier nur als Trigger benutzt wird: In Wahrheit findet man dort alles problematisch, was emanzipatorisch und aufklärend rund um Sex, sexuelle Identität und Geschlechtlichkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesendet oder gepostet wird. Die Autor*innen finden es genau so alarmierend, dass in einem „Funk“-Format von „Vulvalippen“ statt von „Schamlippen“ gesprochen wird, wie sie es alarmierend finden, wenn in einer Sendung eine kausale Verbindung der Suizidrate von trans Jugendlichen zur Transphobie in der Gesellschaft hergestellt wird.

Dass ausgerechnet trans Menschen als Aufreger dafür herhalten müssen, dass viele Menschen mit den sich veränderten Rollenbildern in der Gesellschaft nicht mehr klarkommen, ist ein Desaster. Einerseits, weil es heteronormative Menschen davon abhält, sich damit zu beschäftigen, wie sehr ihre Ängste und Ressentiments in den Unsicherheiten ihrer eigenen Beziehungen, ihrer eigenen Sexualität und ihrer eigenen Privilegien begründet liegen. Und andererseits, weil viele trans Menschen in unserer Gesellschaft besonderen Zumutungen und Gefahren ausgesetzt sind und ihre Situation somit oft weiter verschlechtert wird.

Doch obwohl trans Menschen besonders oft Opfer sind und dafür angegriffen werden, dass sie trans sind, versucht nicht nur die „Welt“ immer wieder in klassischer Täter-Opfer-Umkehr eine gegenteilige Erzählung zu verbreiten. Sarah Wagenknecht promotete ihr jüngsten Bestseller „Die Selbstgerechten“ erfolgreich mit der Warnung vor „skurrilen Minderheiten“ inklusive Andeutungen über trans, und auch der Kulturchef des „Spiegel“ problematisierte in einem Essay das Verhalten von trans Menschen, die sich gegen das Deadnaming verwahren, was er mit dem „Neusprech“ ins George Orwells 1984 verglich. Also mit dem Verhalten eines totalitären Staates.

Trans als Trigger funktioniert

Trans als Trigger funktioniert, und deshalb wird auch die in der „Welt“ verbreitete, über das trans Thema aufgeladene Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk funktionieren. Auch das ist Desaster. Denn anders als die Verfasser*innen behaupten, zeigen die im Dossier zusammengetragenen Programm-Beispiele nicht die Übermacht „woker“ Themen, sondern wie selten Vielfalt dort tatsächlich stattfindet. Wenn man sich die dort angeprangerten 40 mühsam zusammen getragenen Programminhalte (gegenüber den Zigtausenden, die jährlich produziert werden) wundert man sich, auf was sie alles zurückgreifen müssen, um Alarm zu erzeugen. Schon die grafische, schemenhafte Darstellung von weiblichen Geschlechtsorganen auf Erklärtafeln fällt unter den Indoktinationsvorwurf, weil diese so einem „lieblosen und entblößenden Blick“ ausgesetzt seien. Und man denkt: Was, sowas gut Gemachtes gibt es nicht viel öfter?

Das Problem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist nicht zu viel Diversität, sondern zu wenig. Der „Welt“-Beitrag wird dazu beitragen, die zaghaften Versuche der Anstalten, dies zu ändern, mit Kampfbegriffen wie „Frühsexualisierung“ zu skandalisieren.

Wer sich wirklich über so etwas wie „Frühsexualisierung“, also das frühkindliche Indoktrinieren absurder Geschlechterverhältnisse aufregen möchte, dem sei ein tatsächlich wissenschaftlicher Blick auf das Kinderfernsehen in Deutschland (das private wie das öffentlich-rechtliche) empfohlen. In ihrer Studie „Audiovisuelle Diversität?“ haben Elisabeth Prommer und Christine Linke 2017 die Rollendarstellungen in fiktionalen und nicht-fiktionalen Produktionen für Kinder analysiert. Die nicht so überraschenden Erkenntnisse auch hier wie im Gesamtprogramm: Männerrollen sind stark überrepräsentiert, Männer erklären die Welt. Besonders spannend aber: Selbst bei sprechenden Tieren werden Kinder indoktriniert; neun von zehn Tiertrickfilmfiguren sind Männer.

Gender-Gaga im deutschen Fernsehen. Mit trans hat all das nichts zu tun.


Nachtrag, 21:15 Uhr. „Queerseite“, das LGBTQ+-Netzwerk innerhalb der Axel-Springer-Gruppe, hat sich in einem Statement auf Instagram „beschämt“ über die Veröffentlichung des Gastbeitrages gezeigt. Dessen Meinung „deckt sich nicht mit dem, wie wir unsere gelebte, inklusive und offene Unternehmenskultur bei Axel Springer wahrnehmen – und auch nicht mit dem, was wir im Austausch mit unseren Kolleg:innen von WELT gewohnt sind“.

„Der Gastkommentar zeugt für uns von einem unaufgeklärten Weltbild, und berücksichtigt nicht, was Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene tatsächlich mit Themen der Identität ausfechten. Noch schlimmer: Durch Gastbeiträge wie diesen werden sie dadurch stigmatisiert. Für uns ist diese Darstellung inakzeptabel.

22 Kommentare

  1. Intersexualität ist nicht dasselbe wie Transsexualität und hat damit nur am Rande zu tun.
    Dass es keine transsexuellen Menschen geben könne, weil es genau zwei Geschlechter gäbe, ist Quatsch, aber nur weil die Transphobiker das nicht sauber trennen, heißt das ja nicht, dass man das selber nicht muss.

  2. Die Veröffentlichung des Welt-Artikels am 1.6. (so der Screenshot) zum Beginn des Pride Month ist auch kein Zufall, oder?

  3. Warum ziehen Trans- und Intersexualität (als respektive Themen) denn so gut bei den Kunden der Springerpresse? Warum ist das den Lesern der „Welt“ und der „Bild“ so wichtig?

  4. Ich bin immer wieder überrascht, was für schlechte und dumme Menschen es gibt. Ok, nicht wirklich.
    Diese Menschen sind ja weder ungebildet noch unintelligent. Die haben eine Agenda, der sie alle Fakten unterordnen bis nur noch Meinung übrig bleibt. Wobei Rassismus, Homo- und Transphobie keine Meinung im eigentlichen Sinne sind. Unabhängigkeit, Ergebnisoffenheit und Wissenschaftlichkeit vortäuschen müssen, um überhaupt einen Punkt zu machen. Warum kann es ihnen nur gut gehen, wenn sie anderen das Recht auf Existenz absprechen?
    Ich frage mich, als alter weißer CIS-Mann, der sich für gebildet, intelligent, aufgeklärt, wissenschafts-basiert hält, ob ich auch blinde Flecken in der Größe der Uckermark habe? Oder wissen die gar, was für eine Scheiße sie von sich geben?

  5. Drei Dinge finde ich immer wieder erstaunlich:

    1. Wer zum Teufel stört sich eigentlich daran, dass es Menschen gibt, die für sich selbst entscheiden, ob sie sich als Mann, Frau, beides doer nichts davon verstehen? Warum kann mir das nicht egal sein?
    2. Wenn man bedenkt, welchen Hindernissen, schiefen Blicken, offener Ablehnung und teilweise körperlicher Gewalt transsexuelle Menschen ausgesetzt sind, muss sich wirklich keine Sorgen machen, dass irgendeine behauptete „Indoktrination“ erfolgreich sein könnte.
    3. Wie man gleichzeitig den Befürwortern von Diversity, gendergerechter Sprache & Co ständig Überempfindlichkeit unterstellen kann und sich gleichzeitig von jedem gesprochenen Gendersternchen voll triggern lässt, muss doch eigentlich schwer auszuhalten sein.

  6. Ich habe auch das Gefühl, dass dieser Hass überwiegend von (ignoranten) religiösen Menschen kommt.
    Diese „Sittenwächter“ treten doch immer zu Tage wenn es um irgendwas wie Sex oder Geschlechter geht, das mehr ist als nur Mann und Frau und Sex zur Fortpflanzung.

    Jede Form der Abweichung von der „Norm“ ist da gleich abartig, pervers und gottlos.

    Meiner Meinung nach empfinden diese Menschen es im besten Fall als gotteslästerlich und im schlimmsten Fall fühlen sie sich dazu berufen, Andersdenkende zu missionieren. Das zeigt sich dann in dem Hass und der Gewalt die diesen Menschen entgegenschlägt.

    Und bevor irgendwelche Missverständnisse aufkommen:
    Das ist ausdrücklich nur meine Meinung und mein Empfinden. Ich habe auch keinerlei Belege und spreche auch NUR über ignorante religiöse Menschen, nicht über religiöse allgemein,

  7. Leider ist es gar nicht so eindeutig.
    Ja, da sind die „echten“ religiösen Fanatiker, aber die sind wahrscheinlich noch nicht einmal in der Mehrheit. Bei den Adressaten dieser Kampagne sind, wie bei Populismus-Fans weltweit zu beobachten, die „ich bin ja kein XYZ, aber“ Wutbürger unterschiedlichster Prägung vorherrschend.
    Es versagt da übrigens ( Wie Frau Wagenknecht fortwährend vorexerziert ) auch das alt rechts-links Schema.

    Menschen, die es als Zumutung empfinden, wenn andere gendern.

    Menschen, die es als Spaltung verleumden, wenn Marginalisierte
    nicht mehr bereit sind, sich unterdrücken und verfolgen zu lassen, ohne sich dagegen zu organisieren.

    Die Welt und der Rest der Springer Blase verfolgt eine klare eigene Agenda:
    Frontalangriff auf den ÖRR um die eigenen Plattformen wichtiger-, und irgendwann einmal konkurrenzlos zu machen. Murdoch als leuchtendes Vorbild.

    Da spielen eine ganze Reihe von Playern mit, denen persönlich überhaupt nichts an diesen Inhalten liegt.
    Ihre Medienmacht aber bespielt perfekt die Echokammern derer, die so unreflektiert sind, dass sie sich von Springer bestens repräsentiert sehen.
    Vom komplett unreflektierten Autofahrer bis zum knarzenden Pater Familias von Vorvorgestern. Vom Vulgärliberalen zum Nationallibertarier.

    Wär schön, wenn es nur Katholiban wären, aber ich habe da starke Zweifel.

  8. Und »euer Mathias« frisst wieder ein Pfund Kreide (Guten Appetit!), um lang und launig zu erklären, dass der Beitrag der Gastautoren unterirdisch sei. Kommt aber nach drei Metern Text zu dem Schluss, dass er doch irgendwie in sein freidenkendes Blatt gehöre.

    Danach jammert er rum, dass die queere Jobmesse Sticks & Stones dem vielfältigen Konzern prompt einen Tritt in den Arsch gegeben und Springer dieses Jahr von der Teilnahme ausgeschlossen hat. Mathias findet, Ausgrenzung behindere Debatten, Erkenntnis und Entwicklung. Zum Schluss wünscht er allen einen schönen Pride Month. Aha.

    https://www.welt.de/debatte/article239180477/Mathias-Doepfner-Unser-Haus-steht-fuer-Vielfalt-und-Freiheit.html

  9. Ob man TERFs als religiöse Fundamentalisten betrachten sollte?
    Trans excluding radical feminists.

    Es ist tatsächlich etwas kompliziert.

  10. Interessant was es da alles für Strömungen gibt. Höre von TERFs jetzt das erste mal, bin aber nicht weniger entsetzt. Wenn ich das richtig verstanden habe glauben die, salopp gesagt, Männer in Frauenkleider übernehmen jetzt die Bereiche die für Frauen vorgesehen sind ( also die Bereiche die der Feminismus für die Frauen erkämpft hat) und führen so wieder das Patriarchat ein.

    Es ist einfach nur traurig, dass von diskriminierten Gruppen einige oftmals selbst anfangen zu diskriminieren.

    Da hatte ich in den letzten Jahren echte Hoffnung, wir befänden uns auf einem guten Weg zu „Akzeptanz für jeden/jede“, aber dieses ganze zutage treten von Sexismus, Rassismus etc. zeigt gefühlt in eine andere Richtung.

  11. Ja, dass das Patriarchat Männer in Frauenkleidern in Frauentoiletten schickt, um Frauen besser unterdrücken zu können, ist etwas weit hergeholt.

    Bei TERFs habe ich allerdings die Vermutung, dass die nur gegen Transmänner sind, nicht gegen Transfrauen. Weil sie sich nicht vorstellen können, dass jemand freiwillig als Frau leben wollte, ohne sehr finstere Motive zu haben, umgekehrt aber schon.

    Was der Grund sein könnte, dass die „Fronten“ in dem Streit in Schlangenlinien verlaufen als geradlinig.

  12. Das war etwas überspitzt ausgedrückt, muss ich zugeben.

    Aber für die gibt es anscheinend ja nur zwei Geschlechter. Also ist Transmann einfach nur Mann. Und Mann wollen die nicht dabei haben bei ihrer feministischen Bewegung. Denn Mann steht für Patriarchat und untergräbt oder beschmutzt die Bewegung eher als dass er hilft.

  13. Arggs! Gegen Transfrauen sind TERFs, nicht gegen Transmänner!
    Bitte allerseits um Entschuldigung!
    Transfrauen sind Menschen, die als Junge geboren wurden, sich aber jetzt als Frau sehen, Transmänner sind als mädchen geboren und sehen sich selbst als Mann.

  14. Natürlich ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung durch die WELT kein Zufall. Kein Zufall ist, dass der Chefredakteur zum Beispiel auf Linkedin noch immer das Original verlinkt „sexualisieren“ statt „indoktrinieren“. Und empfehlenswert sind auch die Kommentare darunter, die er unkommentiert lässt, wenn sie Grenzen überschreiten. Und wäre Springer insgesamt nicht so wichtig (Politico, BILD..) könnte es fast egal sein, was in der WELT steht. Es ist halt nur noch traurig und schlimm für die, die sich bei Springer engagieren…

  15. @Mycroft: Doch, TERFs haben auch was gegen Transmänner. Die werden zwar nicht als so bedrohlich wahrgenommen wie Transfrauen, aber quasi als Verräter(innen) an der feministischen Sache, die es sich leicht machen und einfach zum privilegierten Geschlecht wechseln, statt für die Gleichstellung als Frau zu kämpfen. Worauf man halt so kommt, wenn man Transgeschlechtlichkeit als Modeerscheinung und Performance auffasst.

  16. @Earendil:
    Die Beispiele, bei denen Cismenschen angeblich durch Transmenschen „geschädigt“ werden, sind praktisch immer Cisfrauen.
    Aber gut, TERFs sind ja radikale Feministinnen, was will man erwarten…

  17. Das Problem mit Transfrauen im Profisport ist, dass Testosteron ein Dopingmittel ist. Es ist spätestens dann unfair, wenn Person A wegen eines Testosteronspiegels disqualifiziert wird, die die doch-qualifizierte Person B von Natur aus hat(te). (Und die Forderung ist ja, dass Hormontherapien keine Voraussetzung für Änderungen im Geschlechtseintrag mehr sein sollen…)
    Ergo wäre entweder die Lösung, dass Cisfrauen mit Testosteron dopen dürfen, um auf dem Level der konkurrierenden Transfrauen zu sein, oder man trennt nicht nach Geschlecht, sondern Testosteronspiegel. Gerne in mehr als zwei Kategorien.
    Cisfrauenliga, Cismännerliga, Transfrauenliga, Transmännerliga, Intersexuellenliga und Sonstigenliga.
    Alternativ schafft man die Geschlechtertrennung ganz ab und betreibt nur noch Unisexsport.

  18. Lieber Johannes Kram, du lässt leider zentrale Aspekte des WELT-Artikels (und der ihm zugrunde liegenden Inhaltsanalyse weg): Ein privates Medium kritisiert die fehlende Balance des ÖRR, der sich den Funktionsmechanismen von YouTube unterwirft. Für mich viel mehr ein Zeichen für das ein gesundes Mediensystem, in dem wir leben.

    Speziell werden die Onlineauftritte des ÖRR (Entgegen der Idee eines ÖRR sind diese nämlich nicht quotenunabhängig konzipiert; gerade auf YouTube dient auch hier der Trans Trigger – nur als Clickbait, für eine marginale Gruppe und kein disperses Publikum (repräsentiert für mich nicht die Gesamtheit einer in Deutschland lebenden Jugend (bspw. die FUNK Zielgruppe ja eigentlich alle 14-29-Jährige)).

    Inhaltlich geht es vor allem um die klare Trennung von Trans- und Intersexualität (Was – wie in der Inhaltsanalyse angeprangert – vom liberalen Feminismus regelmäßig in einen Topf geworfen wird) und somit den Irrweg, den der ganze Diskurs in den letzten Jahren aufgenommen hat. Denn: Transfrauen werden in unserer Gesellschaft benachteiligt, weil sie Frauen sind. Lesben werden in unserer Gesellschaft benachteiligt, weil sie Frauen sind. Bisexuelle Menschen werden in unserer Gesellschaft benachteiligt, wenn sie Frauen sind. Diese Perspektive in der Berichterstattung (auch aufgrund aufmerksamkeitsökonomischer Motive) unerwähnt zu lassen, sollte durchaus kritisiert werden dürfen.

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