Streamingdienst in der Kritik

Spotify darf sich nicht hinter Joe Rogan verstecken

Joe Rogan Foto: Spotify

Joe Rogan ist der wahrscheinlich bestbezahlte und reichweitenstärkste Podcaster der Welt. Kontroversen um prominente und fragwürdige Interviewgäste gehören schon länger zum Konzept von JRE, der „Joe Rogan Experience“. Der publizistischen Verantwortung gegenüber seinem Millionenpublikum wird Rogan nicht gerecht – weil er es nicht kann oder schlicht nicht will.

Dieses Problem ist nicht neu. Größer wurde es, als der Streamingdienst Spotify Ende 2020 die exklusiven Rechte an dem JRE-Podcast kaufte. Anscheinend bekam Rogan dafür nicht nur über 100 Millionen Dollar, sondern auch einen Freifahrtschein. Immer wenn Kritik an Rogan laut wird, drückt sich Spotify um jegliche Verantwortung. Und will der Öffentlichkeit weismachen, nicht die richtige Adresse für Beschwerden zu sein.

Damit darf Spotify nicht durchkommen. Weil das Unternehmen längst nicht nur für Joe Rogan ein Medienhaus, ein Publisher geworden ist, das aber nicht zugeben will.

Die Debatte um Joe Rogan und Spotify dreht sich allzusehr um medienwirksame Gesten. Wie den Spotify-Boykott von Neil Young. (Der inzwischen ironischerweise für das Musikangebot des natürlich absolut grundanständigen Konzerns Amazon wirbt.) Oder die Ankündigung des Spotify-Chefs Daniel Ek, 100 Millionen US-Dollar für Audio-Inhalte von marginalisierten Gesellschaftsgruppen auszugeben, nachdem Kritiker auf zum Teil Jahre alte rassistische Äußerungen von Joe Rogan hingewiesen hatten. Als wären die Probleme gelöst, wenn neben dem Podcast-Dude Joe außerdem noch ein paar von ihm verächtlich gemachte Gesellschaftsgruppen ein Geldbündel zugeworfen bekommen.

Wie glaubwürdig ist es, wenn Spotify sich mit lobenswerten Initiativen einerseits für Podcasts von marginalisierten Menschen, von People of Colour, von Transmenschen einsetzt? Wenn der Weiße Joe Rogan andererseits, nebenan und unter demselben Dach, mit dem Weißen Jordan Peterson darüber redet, wer in ihrer beiden Augen Schwarz genug ist, um sich als Schwarze Person zu identifizieren? Wenn Rogan und Peterson über Transmenschen „als Zeichen des zivilisatorischen Untergangs“ diskutieren? Wie müssen sich Spotify-Mitarbeiter*innen fühlen – bei einem Arbeitgeber, der sonst so großen Wert auf Toleranz und Diversität legt?

„I’m just a person who sits down and talks to people“

Bei Joe Rogan und Spotify geht es schlicht und fundamental um Inhalte und die Verantwortung dafür. Um Kritik, Transparenz und Rechenschaft – nach innen wie außen. Jeden Tag und jede Woche aufs Neue. Wie in einem guten alten Medienbetrieb.

Es wäre ein Leichtes für Spotify, wenigstens die allergröbsten Schnitzer im JRE-Podcast abzufangen. Man könnte es „Redaktion“ nennen. Aber Rogan und seine Fans wehren sich vehement gegen das Label Journalismus, gegen jeden Anflug von Professionalität, von traditionellen Medienstrukturen. Wie glaubhaft ist das, wenn jemand Lizendeals in dreistelliger Millionenhöhe abschließt?

Rogan personifiziert die Amateurhaftigkeit eines Hobby-Laberpodcasts. Wie auf Steroiden, würde ich gerne schreiben – aber Rogan nimmt nur Testosteron und Wachstumshormone. Rogan, der Hobbydoper mit den klugen Gedanken zur Pandemie. Rogan, der Experte für alles, der sich Experten für alles Mögliche einlädt. Mit der tiefen, aber irrigen Überzeugung, dass man automatisch bei Fakten landet, wenn man nur lang genug Leute zum Reden einlädt.

Joe Rogan genießt in den USA eine ganz andere Bekanntheit als hierzulande. Und nirgends wird jemand gezwungen, sich bei einem kiffenden Podcast-Dude mit viel Selbstbewusstsein und wenig Expertise ernsthaft über die Welt zu informieren. Die Menschen tun es aber einfach. Weil Rogan unterhält.

Er sagt, er sei nur ein Comedian, der mit Leuten spricht. Obwohl Rogan mittlerweile mehr Podcasts aufnimmt, als er Gags auf Lager hat: Was wird durch diese Schutzbehauptung eigentlich besser? Rogan ist keine Kunstfigur, die leider ganz knapp daran scheitert, den Rechtsextremen oder den Aluhut in seinem Studio vorzuführen. Er ist am Ende einfach nur Joe Rogan, der Dude mit Mikrofon, der gerne mit Gästen labert.

Aber bei Spotify ist er kein dahergelaufener Podcaster, einer unter Millionen, sondern wird dafür bezahlt und vermarktet. Rogan ist überfordert mit seiner Reichweite. Aber zumindest Spotify sollte es nicht sein, wenn es seine weltweiten Ambitionen als zentrale Plattform für Audio ernstmeint.

Warum wird Rogan nicht jemand zur Seite gestellt, der wenigstens ein paar Fragen stellt: Hey Joe, vielleicht lässt du das nicht einfach so stehen? Vielleicht fragst du mal nach einer konkreten Quelle und lässt dich nicht mit anekdotischer Evidenz begeistern? Vielleicht sagst du besser noch kurz was dazu? Vielleicht schneiden wir das besser ganz aus dem Podcast raus? Vielleicht laden wir diesen Gast erst ein, wenn du inhaltlich wirklich vorbereitet bist?

Aber Spotify will nicht Redaktion oder Herausgeber von Joe Rogans Podcast sein. Daniel Ek argumentiert, Spotify habe lediglich die Lizenzrechte erworben. Mehr noch, er wirft der Kritik einen Kategorienfehler vor:

„We’re defining an entirely new space of tech and media. We’re a very different kind of company, and the rules of the road are being written as we innovate.“

Daniel Ek und Spotify wollen auf zwei Hochzeiten tanzen. Und immer wenn die Stimmung kippt, schnell die Party wechseln.

Der Eiertanz von Spotify

Geht es ganz konkret um einzelne Inhalte – beispielsweise die Podcasts von deutschen Rechtsextremen, wie den „Kanal Schnellroda“ von Götz Kubitschek – dann gibt sich Spotify gerne als eine unübersichtliche Plattform, die sehr viele und sehr unterschiedliche Podcasts verbreitet. Alle ausgestattet mit Meinungsfreiheit wie Joe Rogan. Sorry, da können wir nichts machen. Die sehr weiten Grundsätze, die für die Inhalte auf der Plattform Spotify „seit Jahren“ gelten, wurden erst jetzt transparent gemacht. Beispielsweise ist es lediglich gegen die Richtlinien, wenn in einem Podcast gesagt wird, dass Impfungen dafür gemacht sind, Menschen zu töten. Diese Hürde ist allerhöchstens knöchelhoch.

Und wenn es darum geht, dass Spotify ein mächtiger Audioanbieter ist, der sehr wohl zentral und aktiv Entscheidungen trifft, wer welche Reichweiten bekommt? Dann redet Spotify die eigene Rolle klein. Entweder, weil die prominent platzierten, redaktionellen Kurationen von Spotify nur ein Weg von vielen seien, Inhalte zu entdecken. Schließlich gebe es ja auch noch die automatische Personalisierung über Algorithmen. Oder Spotify verweist darauf, dass es nicht nur die ohnehin reichweitenstarken Eigenproduktionen systematisch pusht, sondern nebenbei anlassbezogen, hin und wieder auch mal andere kleine Podcasts prominent anzeigt.

Bei Joe Rogan ist dieser Eiertanz besonders albern. Daniel Ek, der Chef des Medienunternehmens Spotify, distanziert sich von einzelnen Aussagen von Joe Rogan. Aber Daniel Ek, auch Chef der Tech-Plattform Spotify, stellt das Strohmannargument auf, dass wir doch jetzt bitte nicht ernsthaft wollen können, dass Joe Rogan gecancelt wird. Als gehe es darum, jemanden mundtot zu machen, und nicht darum, seiner Verantwortung gerecht zu werden, wenn man ihm Plattform bietet, für ihn wirbt und davon profitiert.

Joe Rogan hat sich vertraglich zusichern lassen, dass er auch bei Spotify „full creative control“ über seinen Podcast behält. Selbst wenn Spotify tatsächlich keinen Einfluss haben sollte, was Joe Rogan tut und lässt: Was spräche dagegen, vorübergehend auf die lukrativen Werbeeinnahmen rund um den Rogan-Podcast zu verzichten und stattdessen Audio-Spots für das Impfen zu spielen – oder dort auf andere Spotify-Formate hinzuweisen, die sich kritisch mit Joe Rogans Haltung gegenüber Impfungen beschäftigen? Spotify könnte, wenn es denn wollte, die eigene Plattform und Technik noch aktiver nutzen, ganz ohne in die „full creative control“ von Joe Rogan einzugreifen.

Technischer Disclaimer statt redaktioneller Verantwortung

Es wäre falsch, auch wenn Spotify das gerne so hätte, diese Debatte nur zu führen als ob es nur um Regulierung von Plattformen ginge. Aber was das betrifft: Dort sprechen wir seit Jahren über die technische Verbreitung, die Reichweiten, das Filtern und Kontextualisieren, auch von Falschinformationen. Der Meta-Konzern etwa versieht bei Facebook und Instagram problematische Inhalte seiner Nutzer*innen immerhin mit zusätzlichen Hinweisen und Faktenchecks.

Diese minimalste Erwartung will Spotify nun auch erfüllen, nur mit Jahren Verspätung. Weil Mediziner wie Robert Malone oder Peter McCullough bei Rogan ungebremst die große Weltverschwörung zur Pandemie herbeiraunen konnten, will Spotify nun gleich alle Podcasts mit Diskussionen über Corona mit einem optischen Disclaimer versehen. Nach dem Motto: „Guck, hier ist ein Button. Falls du gleich drei Stunden Verschwörungen über die Pandemie hören solltest, dann vergiss nicht, dass du theoretisch auch auf die Webseite der WHO klicken könntest.“

In Deutschland führt der Hinweis bei Rogan momentan auf den „Covid-19-Leitfaden“, wo zwei Podcast-Episoden von Anfang 2021 und eine allgemeine Auswahl von Nachrichtenpodcasts herumstehen. Ob das ein effektiver Umgang mit Falschinformationen ist, ist zu bezweifeln. Auf meine Nachfrage wollte die Kommunikationsagentur von Spotify nichts dazu sagen, wer nach welchen Kriterien den deutschsprachigen „Covid-19-Leitfaden“ befüllt.

Der Button ist eine technische Lösung für ein globales Tech-Unternehmen, das als Plattform mit Algorithmen Musik und Podcasts verbreitet. Der Streamingdienst erstellt aber längst auch eigene Inhalte. Und das unterscheidet ihn von Twitter und Facebook.

Spotify hat die Grenzen zwischen einer Plattform zum Verbreiten fremder Inhalte und einem Anbieter eigener Inhalte selbst verschwimmen lassen. Das fing an, als Spotify aus „Sanft und Sorgfältig“ von Jan Böhnermann und Olli Schulz das Spotify-Exklusivformat „Fest und Flauschig“ machte. Die exklusiven Podcast-Inhalte gehören seitdem zum Geschäftsmodell der Plattform Spotify. Neben dem Musikangebot sind sie ein Hauptargument und womöglich ein Hauptgeschäftszweig. Seitdem hat das Unternehmen sowohl im englisch- wie im deutschsprachigen Bereich viele eigene Formate neu gestartet („Original“) oder bestehende Formate aufgekauft, zu hören nur bei Spotify („Exclusive“).

Wer will sich mit dieser Macht schon anlegen?

Spotify verbreitet, lizensiert und erstellt also Podcasts. In Deutschland in Kooperation mit prominenten Einzelpersonen, aber auch Medienhäusern wie der „Süddeutschen Zeitung“, der Nachrichtenagentur dpa, mit öffentlich-rechtlichen Sendern wie dem WDR, dem BR oder dem Jugendangebot funk. Mal in direkter Beziehung, mal mit Beteiligung von Produktionsfirmen in der Umsetzung. Spotify ist definitiv auch ein Medienunternehmen, ein Publisher, wenn es mittelbar und aktiv an redaktionellen Abläufen und Abnahmen beteiligt ist, über Inhalte (mit-)entscheidet, Produktionen und Episoden abnimmt, sie veröffentlicht.

Und, nicht zu vergessen: Spotify agiert ohnehin wie eine Redaktion oder ein Herausgeber, wenn es aktiv einzelne Podcasts und Episoden auf der Plattform prominent empfiehlt. Oder bei Funktionen wie „Daily Drive“, einer teilpersonalisierten Kuration von Musik und Nachrichtenpodcasts. Dort findet sich außerdem explizit ein Hinweis auf „Unsere Redakteur*innen auf der ganzen Welt […]“ bei Spotify. Weiter heißt es: „In einigen Fällen können kommerzielle Gesichtspunkte unsere Empfehlungen beeinflussen, aber die Zufriedenheit unserer Hörer*innen hat für uns oberste Priorität. […].“

Spotify ist in Deutschland schon sehr nah dran, sowohl wichtigste Podcast-Plattform als auch wichtiger Podcast-Produzent in Personalunion zu sein. Angesichts dessen wundert es mich nicht, dass zumindest der professionelle Teil der deutschen Podcast-Szene in der Joe-Rogan-Debatte eher still wirkt.

Dabei müsste das Unternehmen sich kritischen Fragen stellen und viel transparenter werden, um seiner Verantwortung gerecht zu werden. Es wäre gut, wenn wir mehr darüber wüssten, wie der Publisher Spotify im Tagesgeschäft funktioniert. Nicht nur im Härtefall Joe Rogan.

Daniel Ek sagt, Spotify sei weder so richtig Publisher noch Plattform – und dass für diese neue Unternehmensgattung quasi unterwegs und nebenher neue Regeln geschrieben werden müssten. Dabei würde es reichen, würde Spotify sich an ganz klassischen, althergebrachten Werten, Regeln und Erwartungen an Medienhäuser orientieren. Spotify sollte sich selber als ein Inhalteanbieter, als ein Publisher begreifen und nicht weiter hinter Joe Rogan verstecken.

18 Kommentare

  1. Ich glaube, der Link ziemlich am Anfang des Artikels, mit Jordan Peterson, verweist auf das falsche Ziel? In dem Trevor Noah Clip kommt Jordan Peterson oder die erwähnte Unterhaltung bezüglich schwarzer Hautfarbe nicht vor.

  2. Wer 100 Millionen für ein rassistischen, unsozialen Typen übrig hat und dazu noch für 280 Millionen bei Barca einsteigt, für die Künstler aber die geringste Beteiligung am Umsatz aller Anbieter auszahlt, braucht meine 15€ im Monat nicht. Bin zu Tidal gegangen und zahle gerne 30€ im Monat. Um Fest und Flauschig tut es mir leid, muss man wohl alle vier Monate ein Probeabo abschließen und bingen.

  3. Klasse Artikel. Danke dafür. Ich, als jemand, der keine Podcasts hört und auch keine musikalische Dauerberieselung mag, nutze Spotify nur sporadisch. Umso erhellender waren Ihre Ausführungen, Herr Schroeder. Sie ergänzen mein Tageszeitungswissen zu dieser Thematik wunderbar.

    Ein Kommentar noch zu dem dem ständig vorgetragenen Scheinargument, diese Plattformen seien ja eine ganz neue Kategorie an Unternehmen: Da frage ich mich, für wie dumm sie uns eigentlich halten. Das sind einfach Firmen, die ein Produkt anbieten und sich teils aus Werbung und Abos finanzieren. Was soll daran so grundsätzlich neu sein? Das Internet-App-Ding????

    So ist an Air BnB nix wirklich neu, außer dass die Hausbesitzer/mieter zugleich Auftragnehmer und Putzkolonne sind. Auch bei Uber ist nix neu, außer dass die Fahrer keine Angestellten mehr sind mit allen Vorzügen eines modernen Arbeitsverhältnisses, sondern auf Gedeih und Verderb auf vom Algorithmus zugeteilte lukrative Aufträge angewiesen sind. Ok, außerdem sitzt die Taxizentrale in den USA und die Aufträge kommen per App statt über CB-Funk.

    Woraus da dann Sonderrechte erwachsen sollen bzw. warum für diese Unternehmen bestehende Gesetze nicht gelten sollten, habe ich noch nie verstanden. Aber die Politik spielt offenbar gerne Erfüllungsgehilfe für schmarotzende Geschäftsmodelle, siehe bspw. diese Elektrorollerschwemme in Innenstädten.

  4. Ich fände es nebenbei auch mal interessant, wie Böhmermann als deutscher Starpodcasdter Nummer 1 bei spotify zu dem Thema steht. In Meiner Bubble ist zu dem Thema bis dato nichts aufgetaucht. Ein klassischer „Wess‘ Brot ich ess'“?

  5. Böhmermann war da auch sehr reflektiert und hat das ganze nicht unter den Teppich gekehrt. Sind wir mal ehrlich, mehr kann man wahrscheinlich nicht erwarten, einerseits werden beide Verträge haben und dann wäre die Frage, ob sie so einen Vertrag auch woanders bekommen. Analog zu Übermedien würde ich auch einen kleinen Betrag bezahlen, um sie ohne Platform zu hören, allerdings bietet Spotify die App und die Plattform, das ist nicht ohne.

  6. „Angesichts dessen wundert es mich nicht, dass zumindest der professionelle Teil der deutschen Podcast-Szene in der Joe-Rogan-Debatte eher still wirkt.“

    Abgesehen von der Sprache liegt das vielleicht auch daran, dass in Deutschland die „Verantwortung“ der Publisher bzw Verlage kaum Bedeutung hat. Selbst wenn Spotify redaktionell oder sogar journalistisch die Verantwortung übernimmt, was soll dann großartig passieren? Ein blauer Brief vom Presserat? In Deutschland genießen Medien Narrenfreiheit und solange das so ist, macht es für mich überhaupt keinen Sinn, spotify dazu zu bringen, sich an Standards für Medien zu halten.

    Ähnliches gilt auch für Facebook, YouTube etc. Ich habe immer wieder den Eindruck, diese internationalen Plattformen werden an höheren Standards gemessen und zu Disclaimern gezwungen, die auf nationaler Ebene komplett dem freien Markt überlassen werden und dementsprechend nicht existieren.

  7. zu #7: Na ja, es gibt durchaus deutlich bessere Podcast-Plattformen mit erweiterten Funktionalitäten, die man für so etwas Problem los nutzen könnte. Auch mit Abo-Modell. Wer von Spotify will, könnte. Die Frage ist eher: Wie stark bricht die Reichweite ein und lässt sich mit Abos der gleiche Umsatz erzielen?

  8. Über meine Alexa rufe ich Spotify auf und ich höre Neil Young, Joe Rogan, Jan Böhmermann, Rolling Stones, Marschmusik oder Beethoven. Wenn ich will und wann ich will. Das ist gehörte Vielfalt.
    Was wäre, wenn Jo Rogan verlangen würde, Jan Böhmermann von Spotify zu verbannen. Ich weiß, das wird nicht passieren, denn Jo Rogan kennt Jan Böhmermann gar nicht und versteht kein Deutsch.
    Ich finde es schlimm, wie gewisse Leute versuchen, die Meinungsfreiheit anderer Leute einzuschränken. Leider macht Sandro Schröder da auch mit.

  9. Eigentlich finde ich die Idee eines reinen Plattformbetreibers, der praktisch alle Meinungen zulässt, gut. Tatsächlich auch als Kontrastprogramm zu klassischen Medien.
    Aber dann sollte es weder Exklusivverträge geben noch Eigenproduktionen.

  10. @#10: Jaja, die Meinungsfreiheit andere Leute als N- zu bezeichnen. Sowas muss man natürlich schützen, das ist nämlich eine schützenswerte Aussage, die man wohl auch Meinungspluralismus nennen kann…

  11. @Florian Blechschmied #10: Wo genau jetzt versucht Sandro Schröder „die Meinungsfreiheit anderer Leute einzuschränken“ (Ihre?)? Wer verlangt, Joe Rogan „von Spotify zu verbannen“? Ich frage für einen Freund.

  12. @Florian Blechschmied: Ohne das Superargument „Meinungsfreiheit“ geht es nicht, klar. Und natürlich berührt das Artikelthema diesen Bereich. Allerdings geht es eben nicht darum, dass irgendein Youtube/Instagram/Telegram/Facebook-Blödbrot uninformierten Unsinn in die Welt posaunt. Es geht darum, dass ein Mediendienst/Musikanbieter/Musikverlag rechten Hetzern, Verächtlichmachern und Beleidigern von Andersaussehenden oder -denkenden nicht nur ihr sittenwidriges bis illegales Wirken ermöglicht, sondern sie sogar dafür mit Unsummen bezahlt. Und dafür will Spotify keinerlei Verantwortung übernehmen, weil Recht und Gesetz für ach so innovative Unternehmen einfach nicht gelten würden.

  13. Ob Jo Rogan gegen Recht und Gesetz verstößt, kann nur ein Gericht entscheiden, nicht ein Sid oder ich. Zur Meinungsfreiheit gehört, dass ich das, was ein Herr Böhmermann von sich gibt, als Hass und Hetze empfinden könnte, ein Sid das, was ein Herr Rogan von sich gibt, seinerseits als Hass und Hetze empfinden kann. Hass und Hetze sind aber kein Straftatbestand. In Deutschland gibt es zwar aus bekannten historischen Gründen den Strafbestand der Volksverhetzung, nicht aber in den Vereinigten Staaten von Amerika. In der DDR konnte man wegen Boykotthetze bestraft werden.
    Was Joe Rogan betrifft: Ich kann ihn mir anhören, wenn ich Spotify-Kunde bin, ich kann es aber auch lassen. Ich kann Spotify abonnieren, hauptsächlich wegen ihm, ich kann aber auch Spotify kündigen, weil die auch Joe Rogan anbieten. Ebenso könnte ich, wäre ich Musiker , es ablehnen auf Spotify zu erscheinen, weil die auch Joe Rogan anbieten. Ich kann aber Spotify nicht zwingen, Joe Rogan zu canceln.

  14. Es geht – wie übrigens im Text schon erwähnt – nicht darum, Joe Rogan zu canceln oder seine Meinungsfreiheit einzuschränken. Es geht beispielsweise darum, dass Rogan und/oder Spotify die Verantwortung für das Gesagte übernehmen, Kritik zulassen und annehmen. Das gehört zur angeführten Meinungsfreiheit auch dazu. Rassismus ist außerdem keine Meinung.

  15. Warum reden wir überhaupt in Deutschland über den in (den Vereinigten Staaten von) Amerika überaus bekannten Podcaster Joe Rogan? Weil der hier bekanntere Sänger Neil Young Spotify vor die Wahl stellte, Joe Rogan bei Spotify zu canceln oder seine Lieder aus dem Repertoire zu nehmen. Neil Young wollte also die Meinungsfreiheit eines nicht seine Meinung teilenden Menschen einschränken. Dabei war und ist Kritik an Joe Rogan oder Spotify zugelassen. Ob Rogan oder Spotify diese Kritik annehmen liegt nicht in der Entscheidungsgewalt der Kritiker. Und die linke Sprechblase „Rassismus ist keine Meinung“ hilft hier auch nicht weiter. Die Kritik an Joe Rogan bezog sich auf seine oder seiner Gäste Meinung bzw. sogar falsche Tatsachenbehauptungen zur Corona-Politik. Erst nachträglich wurde seine vielen alten Podcasts auf unkorrekte bzw. heutzutage unkorrekte Bemerkungen durchsucht. Das Problem mit dem Rassismus, den offen nicht einmal wirkliche Rassisten vertreten, ist nämlich, dass allein der Vorwurf des Rassismus geeignet ist, eine Person aus dem zulässigen Diskurs auszuschließen. In einem Rechtsstaat kann aber nicht der Ankläger auch der Richter sein. Nach heutigen Maßstäben wäre Astrid Lindgren eine Rassistin wegen einiger Formulierungen in ihren schönen Kinderbüchern. Dabei war sie Sozialdemokratin. Meinungsfreiheit ist nicht nur meine Freiheit, meine Meinung sagen zu dürfen, sondern vor allem Deine (bzw. Ihre) Freiheit. Gilt nicht nur für mich, sondern auch für Sandro Schroeder, Neil Young und Joe Rogan.

  16. Rassistische Äußerungen sind schon Meinungen, nur sehr schlechte eben. Zu unterscheiden von wissenschaftlichen Aussagen und Thesen in der akademischen Welt.
    Rogan sagt selbst, dass er für LGBT und transrechte eintritt, ohne als Großinquisitor aufzutreten. Seine Podcast Gäste kommen aus allen Milieus und plaudern offen mehrere Stunden lang über alles Mögliche. Rogan ist dabei Unterhalter und kein Journalist wie er selbst auch sagt. Die meisten, die sich über ihn lauthals beschweren, kennen seinen Podcast oder seine Biographie überhaupt nicht.

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