Deutschlandfunk-Ritual

In der DLF-Presseschau stört kein origineller Gedanke die gepflegte Langeweile

Customer at the Newsstand in the National Press Building, Washington, D.C. ca. 1940
Foto: Imago / Everett Collection

Wer wissen will, was die FAZ, die „Sächsische Zeitung“ oder die „Glocke“ aus Oelde über die Zukunft Armin Laschets denken, kann es in der nationalen Presseschau des Deutschlandfunks (DLF) hören. Warum es jedoch jemand wissen wollen würde, ist unklar. Denn selbst wenn in diesen Zeitungen ein origineller Kommentar stünde, vom DLF würden wir es nicht erfahren, denn was man uns dort vorliest, kann sich jeder Mensch selber denken.

Neben der internationalen und der Wirtschaftspresseschau sendet der DLF nationale Presseschauen und zwar bis zu fünf Mal täglich. Die in offiziösem Sound vorgetragenen Kommentare (und es sind ausschließlich Kommentare) sind von so ausgesuchter, so stupender Langeweile, dass man Angst hat, an akutem Konsens zu sterben.

Nun ist gepflegte Langeweile ja durchaus auszuhalten – es sei denn, es geht um eine Sendung, die das Kaleidoskop der Meinungsvielfalt dokumentieren soll. Der in der „Presseschau aus deutschen Zeitungen“ erweckte Eindruck ist nämlich fatal: Es scheint, als gebe es in Deutschland zwar hunderte Zeitungen, aber alle klingen gleich.

Eine Kostprobe der Kommentar-Auswahl in der Sendung vom 9. Oktober:

An gesellschaftlichen Entwicklungen kann natürlich auch eine konservative Partei nicht einfach vorbeigehen, wenn sie gestalten will. Nach dem Fast-Rückzug Armin Laschets ist vieles möglich, aber nur wenig wahrscheinlich. Doch statt Verantwortung für das wohl schlimmste Wahldebakel von CDU und CSU zu übernehmen und sofort persönliche Konsequenzen zu ziehen, laviert er noch immer herum, sieht sich als CDU-Chef weiterhin in der Rolle des Gestalters.

Das liest sich wie ein wenig origineller Kommentar zur Zukunft des Ex-Kanzlerkandidaten und der Union – tatsächlich sind es drei verschiedene Kommentare, ich habe sie schlicht zusammengeschoben. Der erste Satz stammt aus der „Sächsischen Zeitung“, die FAZ steuerte den zweiten bei und die „Glocke“ aus Oelde den dritten. Alle drei Kommentare wurden nacheinander in längerer Form verlesen. Das Ergebnis ist kein schillerndes Meinungsspektrum, sondern ein aus den zugelieferten Kommentarversatzstücken zusammengesetzter, austauschbarer Text.

Und Zulieferer sind die Autor*innen im eigentlichen Wortsinn: Im DLF-Medienpodcast „Nach Redaktionsschluss“ erklärt Redakteurin Milena Reimann, dass der DLF ein E-Mail-Postfach eingerichtet hat, an das die Zeitungen ihre Kommentare von morgen schicken. Das Postfach ist neben der Presseschau, die die Nachrichtenagentur dpa täglich produziert, die Hauptquelle für die Sendung.

Dass der DLF aus den Kommentarspalten oft ausgerechnet die Sätze zitiert, die weniger Kommentare als Tatsachenbeschreibungen sind, gehört zu den ermüdenden Ritualen der Sendung. Zur Verleihung eines Nobelpreises an den deutschen Physiker Klaus Hasselmann zitiert der DLF am 6. Oktober den „Südkurier“ mit der erstaunlichen Feststellung:

Schon 1988, als es den Begriff des Klimawandels noch gar nicht gab, warnte [Hasselmann] vor dem unbeschränkten Verbrauch an fossilen Brennstoffen, der die Menschen vielleicht schon in 30 Jahren vor Probleme stellen könne.

Nahtlos schließt die danach zitierte „Frankenpost“ an:

Klaus Hasselmann und seine Forschung sind seit Jahrzehnten maßgeblich daran beteiligt, den Klimawandel wissenschaftlich als menschengemachtes Ereignis und nicht als bloße Laune der Natur zu belegen.

Und wem dann noch nicht klar ist, warum Klaus Hasselmann womöglich den Nobelpreis bekommen haben könnte, dem liest es der Deutschlandfunk noch aus der „Süddeutschen Zeitung“ vor:

Die Modellierung des Klimas basiert auf absolut solider Wissenschaft, es handelt sich schlicht um Physik, die bestens verstanden und gesichert ist.

All dies ist schön und richtig, ich habe alles bestens verstanden, aber das sind keine Kommentare und vorlesenswert sind sie schon gar nicht, denn es sind nur mit Adjektiven ausgeschmückte Meldungen, wie wir sie fast identisch ein paar Minuten zuvor schon in den Nachrichten gehört haben. Warum soll man sich das anhören?

Scheinlösungen zum Ausgewogenheitsproblem

Anstatt den Horizont der Sendung um Onlinemedien oder gar interessante Social-Media-Posts zu erweitern, arbeitet man sich in der Redaktion an Scheinlösungen zum Ausgewogenheitsproblem ab. Ich habe eine Woche lang alle nationalen Presseschauen angehört und ja: viermal FAZ steht fünfmal „taz“ gegenüber, das ist so okay wie lahm. Denn bei beiden Zeitungen ahnt man ja ungefähr, was sie schreiben werden. Die Presseschau singt dazu ihr diskursives Wiegenlied, putting the „öde“ in föderaler Meinungsproporz.

In der Welt des DLF stehen relevante Meinungen in gedruckten Zeitungen (auch wenn reine Onlinemedien wie „Zeit Online“ wohl auch ab und zu vorkommen, wie der Pressesprecher mitteilt). Der „Reutlinger Generalanzeiger“ darf mal ran, die „Dithmarscher Landeszeitung“, die „Volksstimme“ aus Magdeburg – völlig egal, ob die Kommentator*innen etwas mitzuteilen haben oder nicht. Auch ihre Namen erfahren wir nicht – immer „meinen“ ganze Zeitungen etwas. Kennte man ihre Namen, der sattsam bekannte Überschuss übermäßig männlicher, übermäßig weißer Autoren träte wohl nur noch deutlicher zutage. Aber Hauptsache linke wie konservative Positionen halten sich die Waage.

Bei all diesen deutlich erkennbaren Schwächen einer Sendung, die seit Jahrzehnten praktisch unverändert existiert, ist es umso erstaunlicher, dass es, so behauptet es der DLF-Medienpodcast jedenfalls, eine „Arbeitsgruppe“ gibt, „die ständig über die Presseschau nachdenkt“. Ich denke auch ständig über die Presseschau nach, und meine Gedanken bleiben ähnlich folgenlos wie die der Arbeitsgruppe. Unbeeindruckt vom Lauf der Welt setzt die Redaktion jeden Tag die immer gleichen Meinungspuzzleteilchen zu einem immer gleichen Meinungsbild zusammen, das nur selten durch überraschende Einfälle gestört wird.

Am 5. Oktober zitierte die Presseschau drei Zeitungen zu den Finanz-Enthüllungen in den „Pandora Papers“. Drei Zeitungen, dreimal erwartbare Empörung: Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kommt mit diesem Satz vor, es sei

erschütternd, wie ungeniert die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt, die doch so gern von anderen verlangen, den Gürtel enger zu schnallen, den eigenen Vorteil suchen.

Die „Frankfurter Rundschau“ darf hinzufügen:

Die Steuervermeidung über Briefkastenfirmen ist ein Milliardengeschäft – und sie wird es wohl bleiben.

Zum Schluss noch ein staatstragendes „Handelsblatt“:

Soziale Marktwirtschaft und der Rechtsstaat hängen auch daran, dass ehrlich Steuerzahlende nicht alle Hoffnung aufgeben, mehr als die Dummen zu sein.

All dies ist nicht falsch und hier sind die Zitate auch wirklich Kommentare – aber der Erkenntnisgewinn dieser treuherzigen wie resignierten Texte ist kaum messbar. Steuervermeidung ist erschütternd, wird wohl nie aufhören und frustriert die Steuerzahler*innen. Konnte ja niemand drauf kommen.

Hauptsache auf Papier gedruckt

Redakteurin Reimann sagt im DLF-Podcast, wenn man in der Redaktion einen Kommentar lese, der erstmal einen inneren Widerstand auslöst, dann wäre das ein gutes Signal, ihn in die Sendung zu nehmen. Entweder die Erregungsschwelle liegt beim DLF knapp über dem völligen molekularen Stillstand oder diese Behauptung stimmt einfach nicht. Denn die nationale Presseschau ist so überraschungsfrei, so brav und betulich, man könnte sie zur Beruhigung während eines Flugzeugabsturzes anhören. Man hat den Eindruck, noch der irrelevanteste Text qualifiziert sich für die Presseschau durch seinen altertümlichen Vertriebsweg: das Papier. Vielleicht ist Nostalgie auch der Grund, warum die Sendung „sehr beliebt“ ist, wie es im DLF-Podcast heißt. Und Nostalgie heißt hier schlicht die gemütliche Reproduktion erwartbarer Feststellungen von Scheinautoritäten.

Man ist sich beim DLF der Tatsache wohl bewusst, dass es durch die Konzentration auf dem deutschen Zeitungsmarkt immer weniger unterschiedliche Beiträge gibt, aus denen man zitieren könnte. Wenn ich der Arbeitsgruppe einen heißen Tipp geben darf: Das wird nur noch schlimmer. Hört auf, euch Kommentare von den immer gleichen Medien zuschicken zu lassen. Die Autor*innen der interessantesten Kommentare haben besseres zu tun, als sie euch ins E-Mail-Postfach zu stecken. Geht raus und lest das Netz! Und dann teilt die spannendsten Texte mit eurem Publikum.

Und, wo wir schon dabei sind, hört auf mit der Trennung von nationaler und internationaler Presseschau. Deutsche Zeitungen schreiben sicher am meisten über die Zukunft der CDU, aber bestimmt nicht das Interessanteste über die Zukunft des Konservatismus. Nennt die Namen hinter den Texten! Nehmt Social Media mit dazu: Zitiert aus Facebook-Posts spannender Leute! Macht aus der Presseschau eine Medienschau, die zeigt, was in Deutschland und der Welt diskutiert wird – und nicht nur von den immer gleichen Leuten.

Vielleicht demnächst mit T-Online

Jean Baudrillard schrieb 1992, das Fernsehen liefe in totaler Indifferenz gegenüber seinen eigenen Bildern, so dass es sogar weitermachen könnte, wenn der Mensch verschwunden wäre. Man erwartet, die DLF-Presseschau zitierte auch dann noch aus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ und dem „Trierischen Volksfreund“, wenn niemand mehr weiß, was eine Zeitung ist. Es ist jetzt allerhöchste Zeit, sich aus dieser moribunden Welt zu verabschieden und das zu werden, was die Presseschau, was der DLF sein könnte, wenn er nur will: ein Mittler zwischen den Meinungen, egal wo sie erscheinen.

Aber er will nicht, denn die Einbeziehung von Social-Media-Posts „wäre dann eher eine Netz-Schau und keine Presseschau”, teilt der DLF-Pressessprecher mit. Das höchste der Gefühle ist derweil, dass man sich „überlegt”, auch Kommentare von T-Online zu verlesen. Hier könnte jetzt ein Witz mit Robert T-Online stehen, so vorgestrig kommt einem diese Ankündigung vor.

Medienschauen könnten so gut sein: Was könnte es Spannenderes geben als einen Ort, an dem mir interessante, überraschende Positionen zu wichtigen, aktuellen Themen präsentiert werden! Ach so, Twitter gibt es ja schon. Was es noch nicht gibt: Eine hervorragend kuratierte, internationale Timeline, aus der uns das Beste vorgelesen wird. Und das Beste ist das, was sich das Publikum nicht schon selber denken kann. Das Beste ist nicht das, was in den (vormals) großen Tageszeitungen steht, es ist aber auch nicht das, was in den kleinen Tageszeitungen steht.

Natürlich werden in der Provinz erstaunliche Gedanken gehegt, aber sie landen eben hundert Mal öfter im Netz als im Druck. Deutschlandfunk, das ist deine Chance! Repräsentiere die Meinungsvielfalt! Das würde ich mir anhören, gerne auch vierzehn Mal am Tag.

Korrektur, 18. Oktober. Wir hatten versehentlich „Volkszeitung“ statt „Volksstimme“ geschrieben.

22 Kommentare

  1. Ich glaube, nach so vielen Jahren bin ich nicht mehr in der Lage, mir morgens ohne die DLF-Presseschau die Zähne zu putzen. Also lasst bitte die Finger davon!

  2. Stimme 100% zu. Schade um die schöne Sendezeit. Eine Beobachtung noch: es ist erstaunlich, in welcher Frequenz, das „Online-Magazin Cicero“ in der Presseschau zu Wort kommt. Seltsam für ein Nischenmedium und vor dem Hintergrund, welchen Eiertanz man sonst um Online-Inhalte macht.

  3. Was Langeweile und Erkenntnis-Armut der Presseschauen angeht, gebe ich Herrn Yoran natürlich recht. Dennoch zwei ernstgemeinte Punkte als Nachtrag:

    1. Die zum Beispiel bei SPON beliebten Twitterschauen finde ich ganz furchtbar. Auch hier erwartbare Meinungen, verbunden in der Regel mit wenigen Argumenten und viel Aufregung. Auch keine Lösung.

    2. Wenn der DLF in einer Medienschau wirklich „die Meinungsvielfalt“ repräsentierte, erntete er für jede Folge einen Shitstorm. Der Korridor zwischen dem „diskriminierend-menschenverachtend“ der einen und dem „linksextremistisch-deutschfeindlich“ der anderen ist schmal geworden.

    Sich an etablierte Zeitungen aus dem links-liberalen bis liberal-konservativen Spektrum zu halten, mag langweilig sein – es dient aber auch dem Selbschutz.

  4. @ #3: Das glaube ich auch: Durch diese (Vor-)Auswahl macht man sich natürlich weniger angreifbar. Aber wer, wenn nicht so eine robuste Institution wie das Deutschlandradio, müsste sich etwas Gegenwind leisten können?

  5. „Deutschfeindlich“ wäre ja inhärent „diskriminierend-menschenverachtend“. Haben Sie da Beispiele?
    Mir würde da die neue Querfront-Ambition eines Harald Neuber auf Telepolis einfallen, aber die fischen ja auch nur am rechten Rand, wo menschenverachtende Standpunkte eine Notwendigkeit sind, um eine homogene Gruppe hinter einem zu versammeln (Gemeinsamer Feind Prinzip). Deutschfeindlichkeit kann ich da aber nicht wirklich erkennen.
    Der Punk ist tot, es lebe der Punk. (Mutabor)
    „Deutschland muss sterben“ von Slime ist jetzt 40 Jahre alt, das können Sie ja nicht meinen?!
    Wo sind all die Deutschlandfeinde hin? Wann ergibt dat Jelaber einen Sinn?

  6. Die diesem Text inhärente These ist ja, dass es ein breites Angebot besserer, originellerer Kommentar gäbe. Nach meiner Beobachtung trifft das aber für Kommentarwesen in deutschen Zeitungen nicht zu. Mehr oder weniger lustlos werden die für Kommentare vorgesehenen Spalten gefüllt, kein Wunder, dass es höchstens zehn Kommentare mal einen interessanten Gedanken.

  7. @ #7: Ich plädiere in dem Text doch eben *nicht* für das Vorlesen aus noch mehr deutschen Zeitungen, sondern aus dem Vorlesen aus anderen Quellen wie Onlinemedien, Social Media Posts und mehr internationalen Medien.

  8. Inhaltlich alles richtig, deshalb will ich mich nur auf einen kleinen Aspekt verlegen. Der Autor fragt „kennt man ihre Namen?“ und führt aus, „immer ,meinen‘ ganze Zeitungen etwas“: Warum also werden die Namen der Kommentatoren nicht genannt? Egal wie man zu dem steht, was sie geschrieben haben, es steht ihnen zu. Lange ist unter „Fotografen haben Namen“ zu Recht dafür geworben worden, als Bildhinweis mehr als „Foto: dpa“ hinzuschreiben. Auch ich schreibe manchmal Kommentare oder Leitartikel, die allerdings nie in der Presseschau zitiert werden. Aber wenn, dann doch bitte mit meinem Namen. „Autoren haben Namen“, möchte man dem DLF zurufen.
    Die Schlussfolgerung, die der Autor danach zieht, kann man teilen, muss man aber nicht: „Kennte man ihre Namen, der sattsam bekannte Überschuss übermäßig männlicher, übermäßig weißer Autoren träte wohl nur noch deutlicher zutage.“ Offenbar kommt mittlerweile kaum noch ein medienkritischer Beitrag ohne den Hinweis auf angeblich oder fehlende Diversität aus. Ist das jetzt Pflichtprogramm? Und ist wirklich wichtig, ob da jetzt eine alte weiße Frau oder ein junger Mann mit Vornamen Samir kommentiert hat. Ich dachte immer, es kommt auf den Inhalt an.

  9. @ #10: Ihr Diversitätsbegriff scheint etwas eng gefasst zu sein: Diversität bezieht sich nicht nur auf die Herkunft einer Person, sondern auf ihren generellen Erfahrungshintergrund. Ein etwaige Migrationsgeschichte ist da nur ein Aspekt von vielen. Der Ausbildungsweg kann einer sein, das Geschlecht, das Alter, der ökonomische Status, all dies sind Marker für Diversität. Die Annahme ist, dass in diesem Sinne diverser zusammengesetzte Organisationen bessere Ergebnisse produzieren, da sie mehr verschiedene Lebenswirklichkeiten repräsentieren. Sie haben völlig recht: Es kommt auf den Inhalt an – aber Menschen mit ähnlichem Hintergrund (und den unterstelle ich bei den Autor*innen von Kommentaren in Print-Zeitungen) neigen dazu, ähnliche Ergebnisse zu produzieren. (Die Gleichförmigkeit der Kommentare, die ich in meinem Text kritisiere, kann dafür als Beleg herangezogen werden.)

  10. @#11: Danke, dass Sie Diversität nicht auf Geschlecht und Hautfarbe reduzieren. Das geht mir nämlich brutalst auf die Nerven. Zuletzt hier: https://uebermedien.de/64069/diversitaet-ist-normal-wann-bilden-medien-das-endlich-ab/ – auch wenn die zugrundegelegte Definition von „Diversität“ wie so oft nur subtil durchscheint.

    Und zum ganzen Artikel: Volle Zustimmung. In der DLF-Presseschau kriegen nur die noch mehr Aufmerksamkeit, die eh schon/noch immer zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Mit mininalem/ohne Erkenntnisgewinn für den Rezipienten. Ich habe den Sinn davon nie verstanden.

  11. Ich höre die Presseschau sehr gerne. Weil sie sich fokussiert und mich gut geführt durch das Thema mitnimmt. Ich habe den Eindruck, dass das was dort zusammengestellt ist auch fundiert ist.

  12. @ Gabriel Yoran #5:

    „Aber wer, wenn nicht so eine robuste Institution wie das Deutschlandradio, müsste sich etwas Gegenwind leisten können?“

    Im Prinzip schon, andererseits steht natürlich dauernd die Finanzierung zur Disposition – vielleicht fühlen die sich gar nicht so robust, wie sie nach außen wirken? (Und: Danke für’s mitdiskutieren. Freue mich immer, wenn Autoren an einer Diskussion interessiert sind.)

    @Anderer Max #6:

    „‚Deutschland muss sterben‘ von Slime ist jetzt 40 Jahre alt, das können Sie ja nicht meinen?!
    Wo sind all die Deutschlandfeinde hin? Wann ergibt dat Jelaber einen Sinn?“

    Sie haben mich missverstanden. Es ging um die Shitstorm-Gefahr, wenn der DLF in seiner Schau zum Beispiel Meinungen sendet, die von Rechten und Rechts-Konservativen als „linksextremistisch-deutschfeindlich“ gebrandmarkt werden. Beispiel: Maaßens „Linksextremisten“ bei der Tagesschau.

    Schmaler Meinungskorridor = schneller Ärger.

  13. Bei der Lektüre dachte ich die ganze Zeit: bin ich nur deshalb verärgert über den Ansatz des Kommentars, weil es bei mir zum Tagesritual gehört mir bei der Presseschau die Zähne zu putzen (und es ein guter Tag ist, wenn ich erst nach der Morgenandacht den Wecker klingeln höre)? Aber nein, es ist das, was mich stört: ja, gern kann auch T-Online, Spiegel Online und wer sonst auch immer im Meinungsspektrum online demokratisch unterwegs ist, zitiert werden. Die Breite der Meinungen zu einem der ausgewählten Themen zu hören in wenigen Minuten ist wertvoll. Und wenn es dabei langweilig, weil einheitlich, zugeht, dann ist das auch schon eine Erkenntnis. Und vielleicht dies: die Presseschau im DLF ist vielleicht etwas „aus der Mode“, das sagen aber manche über Print auch. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich für dieses Format werbe.

  14. Leider vollste Zustimmung. Und man müsste ja noch nicht mal nach rechts oder links waghalsige Grenzüberschreitungen riskieren, wenn man einfach nur mal originelle inspirierende Meinungen jenseits des gewohnten Meinens darstellen würde. Aber leider bewegt sich das politische Bewusstsein im Deutschlandfunk ohnehin ganz überwiegend in einem sehr eng abgesteckten Mainstream.

  15. Für mich die die DLF-Presseschau häufig ein Ritual wenn ich, wenige Minuten nach ihrer Originalausstrahlungszeit, am Bahnsteig auf den wie immer 5-10 Minuten verspäteten ICE warte. Da erfüllt sie Ihre Funktion, mich in 8-10 Minuten einzunorden auf das, über das man leicht klugscheißend gegenüber Gar-nicht-Mediennutzer:innen am Vormittag ein paar Bemerkungen fallen lassen könnte. Insofern schließe ich mich der Zähneputzen-Fraktion an ;) Aber im Ernst: Es ist auch eine praktische Frage. Dass mit den Namen sollten sie echt ändern, aber ob selbst DLF tagtäglich (die, die’s machen müssen ja sehr spät am Vortrag und sehr früh am Tag selbst anfangen) es gestemmt bekommt, tagesaktuell etwa mit einem breiteren Medienspektrum hinzukriegen? Da fehlt mir im Moment die Fantasie, aber die Frage ist interessant: Wie stemmt man so etwas überhaupt? Vielleicht ein neues Geschäftsmodell. Mein Tipp an meine Uebermedien: Macht IHR das doch auch! PS. Viel Spaß bei der Suche nach einem Investor …

  16. Es gibt keine >>„Volkszeitung“ aus Magdeburg<<, wohl aber die Leipziger Volkszeitung oder die Magdeburger Volksstimme.

  17. Tipp an den Autor: Perlentaucher lesen!

    Und an den DLF: Bitte diesen Beitrag im Zweifel ignorieren. (Ausnahme: Namensnennung von Autor*innen.) Ich möchte nicht, dass aus der Presseschau das nächste „So denkt das Netz über…“-Format wird, mit Auszügen aus hingerotzten Facebook-Texten und Twitter-Schnellschüssen. Nichts gegen einen Versuch, ein Hörfunk-Format mit ausgesuchten interessanten Meinungen jenseits redaktioneller Medien zu machen (vielleicht geht das ja auch mal gut), aber bitte nicht auf Kosten der Presseschau.

  18. Als der Deutschladfunk Nova noch dRadio Wissen hieß, hatten die eine online Presseschau. Die ist dann leider im Zuge der Umgestaltung rausgekürzt worden, das fand ich damals einen herben Verlust, weil ich eigentlich gehofft hatte dieses Format würde es irgendwann auch mal in den ‚erwachsenen‘ DLF schaffen.
    Die online Presseschau war schon vor 10 Jahren nicht gerade aufregend innovativ, sie fühlte sich eher wie etwas schon lange überfälliges an. Aber soviel Neuland war den etablierten Zuhörern wohl nicht zuzumuten.
    Ich höre die normale Presseschau trotzdem fast täglich – so sediert sie ist, sie hat etwas mehr Biss als die normalen Nachrichten und kann diese problemfrei ersetzen, denn durch das beschriebene Zitieren von Tatsachenbeschreibungen muss man als Hörer nicht schon vorher wissen, worum es bei den ‚aktuellen‘ Themen geht.

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