Endlich geklärt: Was „Cancel Culture“ wirklich bedeutet
2020, die Älteren werden sich erinnern, war auch das Jahr, in dem in Deutschland die „Cancel Culture“ ausbrach. „Künstler und Schriftsteller, die nicht zum politischen Zeitgeist passen“, so übersetzt die „Welt am Sonntag“ das Konzept, mussten mit unangenehmen Konsequenzen rechnen: „Absagen, aussortieren, stummstellen“. Feuilletonchef Andreas Rosenfelder erinnern die „Korrekturkämpfe des Jahres 2020“ an die Inquisition der Kirche, die im 16. Jahrhundert einen Index der verbotenen Bücher anlegte.
Die Debatte um den Begriff „Cancel Culture“ und den von ihm behaupteten Trend ist wüst und unübersichtlich. Umso erfreulicher ist es, dass gleich fünf „Welt am Sonntag“-Autorinnen und -Autoren in der letzten Ausgabe des vergangenen Jahres auf fast einer ganzen Seite noch neun ganz konkrete Beispiele lieferten.
Es ist eine, ganz ohne Ironie, außerordentlich instruktive Übersicht, und man möchte nach dem Lesen sofort einen Preis ins Leben rufen: für den journalistischen Artikel, dem es am überzeugendsten gelingt, das Gegenteil von dem zu beweisen, was er behauptet.
Ein guter Deal
Eines der Beispiele ist Monika Maron. Nach vierzig Jahren hat sich der S.-Fischer-Verlag im vergangenen Jahr von der 78-jährigen Schriftstellerin getrennt. Die Verlegerin warf ihr die Nähe zu der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen vor, der wiederum eine Nähe zu dem extrem rechten Verleger Götz Kubitschek vorgeworfen wird.
Der Effekt dieser Vertragskündigung laut „Welt“-Redakteurin Mara Delius:
Maron (…) wurde von fast allen Feuilletons verteidigt – und fand recht zügig einen guten Deal mit ihrem neuen Verlag Hoffmann und Campe.
Ja, damit muss man erstmal fertig werden.
Ein verwehter Shitstorm
Ein anderes Beispiel, das die „Welt am Sonntag“ für die furchtbare „Cancel Culture“ in Deutschland nennt: Lana del Rey. Der Sängerin sei – von wem, sagt die „WamS“ nicht – vorgeworfen worden, „durch die untergeordnete Rolle, die das lyrische Ich in ihren Songtexten bereitwillig einnehme, das Projekt des Feminismus zu hintertreiben“.
Die Art, wie die Sängerin sich verteidigte, „kam nicht gut an“, protokolliert die „Welt am Sonntag“. Sie sei zudem in mehrere Fallen der „politischen Korrektheit“ getappt. Und so wurde Lana del Rey zu einem weiteren Opfer der „Cancel Culture“. Oder wie es „Welt“-Redakteur Jan Küveler formuliert:
Schließlich ereilte den Shitstorm das übliche Schicksal: Er verwehte.
Ein ungestürztes Denkmal
Auch gecancelt wurde im vergangenen Jahr laut „WamS“ der Philosoph Immanuel Kant, konkret von zwei Historikern, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Rassismus in seinen Werken anmahnten und angeblich „forderten“, seine Statue auf den Kopf zu stellen. Die „WamS“ fragt in diesem Zusammenhang, ob es überhaupt sinnvoll sei, „Leute, die vor über 200 Jahren gelebt haben, nach den moralischen Maßstäben unserer Gegenwart zu messen“, was ein bisschen lustig ist, weil einer der beiden Historiker, Michael Zeuske, in der Debatte Kants Einteilung der Menschen in „Menschenracen“ stattdessen ausdrücklich mit dem Menschenbild mehrerer Zeitgenossen verglich, die eine solche Einteilung in Rassen damals schon aus guten Gründen ablehnten.
Doch für die „WamS“ ist schon der Gedanke, ein Kant-Denkmal vielleicht auf den Kopf zu stellen, völlig abwegig:
Die Sehgewohnheiten der Aufklärung bestehen traditionell in ihrer Veränderbarkeit. Das Wesen des dialektischen Denkens ist seine Flexibilität und Ambiguitätstoleranz. Ein Kant-Denkmal zu errichten heißt, nichts je in Stein zu meißeln.
Außer ein Kant-Denkmal.
Eine vergebliche Verbots-Forderung
Der Rammstein-Sänger Till Lindemann wurde im Frühling laut „WamS“ gecancelt wegen eines Gedichts, in dem er als Ich-Erzähler die Vergewaltigung einer Frau schildert. „Verbote des Buchs und Rauswurf des Autors bei KiWi wurden gefordert“, schreibt die „WamS“.
Hui.
„Zum Glück vergeblich (…).“
Okay.
Eine umbenannte Straße
Dass es auch die Berliner Mohrenstraße, die demnächst nach Anton Wilhelm Amo benannt werden soll, in die Auflistung von aussortierten „Künstlern und Schriftstellern“ geschafft hat, deute ich einfach mal als Ausdruck davon, dass sich trotz größten Bemühens nicht genug Künstler und Schriftsteller finden ließen, um die Seite zu füllen.
Ein differenzierter Artikel
Einer der rätselhaftesten Texte der Sammlung ist der zu Juli Zeh. Die Schriftstellerin hatte im April einen Aufruf „Raus aus dem Lockdown“ unterzeichnet und erlebte daraufhin laut „WamS“ „eine Verleumdungskampagne mit dem Ziel der gesellschaftlichen Ächtung“. Als exemplarisches Beispiel dafür, wie sehr dabei alle Grenzen der normalen, auch „vernichtenden“, Literaturkritik gesprengt wurden, soll ein Artikel im „Spiegel“ dienen, der sich vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie mit Juli Zehs vor elf Jahren erschienenem Roman „Corpus Delicti“ beschäftigte.
„Welt“-Feuilletonchef Andreas Rosenfelder unterstellt Volker Weidermann, dem Literaturkritiker des „Spiegel“, er sei „wutschäumend“ und behauptet, er habe den Roman „als Beleg für ihre geistige Nähe zu Verfassungsfeinden“ gewertet.
Tatsächlich steht nichts dergleichen in dem „Spiegel“-Artikel. Er beginnt zwar mit der rhetorischen Frage, ob Zeh „jetzt auch einen Aluhut trägt“. Aber dann nähert er sich eher tastend, mal fremdelnd, mal sympathisierend, dem Werk und seiner Autorin:
In „Corpus Delicti“, dem einzigen wirklich politischen Roman der politischen Autorin Juli Zeh, hat sie vor elf Jahren ziemlich präzise vorhergesagt, in welche Richtung sich eine Gesellschaft angesichts einer drohenden Epidemie entwickelt. Aus heutiger Sicht ist man verblüfft über die sehr gegenwärtige Mischung aus Paranoia, realer Bedrohung für die Demokratie und der Übertreibungskunst einer furchtsamen Autorin.
Zeh hat das Buch als düstere Dystopie angelegt. Umso bedrückender wirken die Parallelen zu unserer neuen Wirklichkeit. Aus Angst vor Infektionen verlassen die Menschen kaum noch und nur mit Mundschutz das Haus. Staatlich verordnete Gesundheitstests sind selbstverständlich. Macht haben nicht mehr Politiker oder Parlamente, sondern Experten.
Da ist keine Wut, kein Schaum, und keine unterstellte Nähe zu Verfassungsfeinden, wenn Weidermann erst feststellt, dass manches im Roman klinge, „wie von heutigen Aluhütchen auf ihre Transparente geschrieben“, um dann einzuordnen: „Es ist aber Ausdruck von Juli Zehs ureigenem Freiheitskampf. Ausdruck ihrer Furcht vor dem freiwilligen Aufgeben bürgerlicher Rechte durch die Bürger.“
Und das soll ein exemplarisches Beispiel sein für die von der „linksliberalen Intelligenz“ betriebenen Verleumdungskampagne mit dem Ziel der gesellschaftlichen Ächtung?
(Offenlegung: Ich habe mehrere Jahre mit Volker Weidermann bei der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gearbeitet.)
Ein vielleicht noch nicht fertiges Buch
Uwe Tellkamp steht auch in der Übersicht; er „könnte“ nämlich ein Beispiel dafür sein, dass „Canceln“ nicht mit einem großen Knall geschehen muss, sondern auch als „langsames, schleichendes Verstummenlassen“ geschehen kann, „ein Canceln in Zeitlupe quasi“.
Und bei Tellkamp ist es ja nun so, dass er schon Anfang 2020 gesagt hatte, die Fortsetzung seines DDR-Epos „Der Turm“ sei fertig. Aus dem Suhrkamp-Verlag sei dann aber von „heftigen Meinungsverschiedenheiten“ zu hören gewesen, schreibt die „WamS“. Das Buch sei noch im Lektoratsprozess, heiße es, solle aber ins Frühjahrsprogramm 2021 kommen, doch auch darin fehlt es. Tellkamp habe „eine Aufteilung des Werkes“ angekündigt.
Was steckt dahinter? „Welt“-Redakteur Richard Kämmerlings schreibt:
Mag sein, dass er nur mehr Zeit braucht. Dass im heutigen Literaturbetrieb aber auch denkbar ist, dass er Opfer der Cancel-Kultur ist, zeigt, wie es um die Freiheit der Kultur steht.
Ein Zirkelschluss
Dieser Zirkelschluss ist von allen „Cancel Culture“-Definitionen, die die „WamS“-Übersicht nahelegt, meine liebste. „Cancel Culture“ ist also nicht nicht nur ein „wie üblich“ verwehter Shitstorm, eine unerfüllte Forderung nach Trennung von einem Künstler, ein unfreiwilliger, aber letztlich glücklicher Verlagswechsel oder die Anregung, als Helden verehrte historische Figuren differenziert zu betrachten.
Als Beispiel für „Cancel Culture“ reicht es auch, wenn ein Schriftsteller vielleicht einfach noch mehr Zeit braucht für sein neues Buch, eine paranoide Redaktion, die überall „Cancel Culture“ am Werk sieht, sich aber vorstellen kann, dass es sich auch um „Cancel Culture“ handeln könnte.
Lisa Eckhart, die wahrscheinlich am erfolgreichsten zu Prominenz und Präsenz gecancelte deutschsprachige Künstlerin des Jahres, fehlt übrigens auf der Liste. Vielleicht wäre sie als Beispiel für die schlimmen Folgen der angeblichen „Cancel Culture“ selbst den „WamS“-Leuten zu doof gewesen.
Wobei: nee.
Der Autor
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Er hat unter anderem für „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und den „Spiegel“ über Medien berichtet.
Johnny Depp und Achill Mbembe wären ja auch noch Kandidaten für die Liste.
Aber vermutlich passen die der Welt aus anderen Gründen nicht.
Oder Natascha Strobel.
Und Nuhr Dieter? Der darf ja mittlerweile nicht mal mehr… äh…
*Ohovens „ich muss weg“ hier einfügen*
Achja.
Die Lücken sagen mehr aus als die Füllungen.
Von Theo Lingen sieht und hört man auch nichts mehr. Ich prangere das an.
Sehr ämusant allein der fotografierte Ausschnitt oben. Um Lindemann zu verteidigen muss dann auch gleich Goethe herhalten, der Heilige der Konservativen schlechthin.
Hoffentlich bekommt die Autorin da wenigstens einen Anteil wie J.K. Rowling: https://katapult-magazin.de/de/artikel/artikel/fulltext/zeit-autoren-kopieren-gesamtes-katapult-buch/
Tatsächlich hat sich bei mir als bestes Beispiel für Cancel Culture auch Lisa Eckhart eingeprägt, weil da gefühlt am lautesten geschrien wurde und der Vorwurf am lächerlichsten war. Sie ist jetzt nuhr woanders erfolgreich.
@Peter Sievert, #6:
Ich finde das sehr witzig. Rammstein hat das Heidenröslein im Lied „Rosenrot“ adaptiert und je öfter ich es anhöre, umso mehr höre ich dort Kritik an der Macht der Frau heraus. Der Welt-Artikel klingt für mich so, als ob die Autoren das Werk Rammsteins nicht kennen und sich dieser offensichtlichen Überleitung nicht bewusst waren, aber trotzdem aus irgendeinem Grund Goethe zitieren wollten.
1819 haben die mit den Karlsbader Beschlüssen die Bleiplatte draufgelegt, die über 20 Jahre gehalten hat. Als sich ab Mitte der 40er andeutete, dass diese Epoche zu Ende geht und die Demokratie wohl nicht aufzuhalten ist, hat Schlitzohr Metternich den vernünftigen Schluss gezogen. Wenn Opposition unvermeidlich wird, müssen die Machthaber eben für die Beistellung der Opposition selbst sorgen.
Läuft.
Selbst erlebt hatte ich das in der ersten DDR.
Da gab es eine eine mehr oder weniger illegale Opposition. Was da ab und zu aufblitzte, das war mehr als zweifelhaft. Diese Knallfrösche sollen die Alternative sein? Dann lieber nicht.
Mission accomplished.
In den 90ern kam der Grund ans Licht: 80% dieser Szene wurde vom MfS geführt. Gut gemacht, ich habe es nicht bemerkt.
Im Arbeiter- und Bauernparadies gab es mehrere Defizite, auch was das Angebot an Konsumgütern betraf. Das wurde nicht verheimlicht, sondern „kritisiert“. Die Staatskabarettisten haben das intelligent und lustig aufs Korn genommen. Ein beliebtes Sujet war der Räucheraal, den es nicht zu kaufen gab.
Das war wirklich so. Nur, von allen Problemen die wir hatten, war das das Allerkleinste. Bei Lichte besehen hatte der kabarettistische Räucheraal die Funktion einer Ablenkfütterung.
So geht das heute weiter. Offenbar hat man sich entschlossen, die Springer-Presse für die Kritik-Simulation einzusetzen.
Während die Medienmeute unisono den Massenimport ausländischer Unterschichten begrüßt, wird das von der WELT manchmal kritisiert. Und zwar so, als hätte die Regierung auf den unerwarteten Ansturm nicht angemessen reagiert (Robin Alexander, Die Getriebenen).
Wenn Merkel die ganze Welt einlädt und diese Klientel aus Malta, Griechenland und Afrika einfliegen lässt, ist sie die Getriebene? die nicht angemessen reagiert?
Die Institutionalisierung der Cancel Culture wird von der Kritik-Simulation nicht verheimlicht, sondern „kritisiert“. Nach Art des Räucheraal.
Die medial omnipräsente Autorin und Verfassungsrichterin Julie Zeh als Opfer der Cancel Culture darzustellen, das ist ein Witz, das kann nicht ernstgemeint sein.
Rosenfelder hätte anstelle des absurden Beispiels Julie Zeh vielleicht andere Namen einstreuen können. Auf die Schnelle fielen mir ein Katrin Huß, Nikolaus Fest, Matthias Matussek, Konrad Kustos, Uwe Steimle.
Aber damit hätte er die Grenze von der Pseudo- zu tatsächlichen Kritik überschritten.
Wollen wir das?
Kein Bug, sondern ein Feature.
@Jörn
Klar, so ne Medienverschwörung inklusiver eingebauter 1984-mäßiger Pseudoopposition ist natürlich viel plausibler, als dass in einem WELT-Artikel einfach deutlich wird, dass Cancel Culture ein Kampfbegriff ist, der bei näherer Betrachtung auf „Meinungen außerhalb des Mainstreams bekommen oft viel Widerspruch“ zusammenschnurrt.
#9 Da machste nichts mehr. Der Jörn hat es geschnallt. Dem machst nun nichts mehr vor.
Lieber Jörn, nun noch die Preisfrage: Wer sind „DIE“? Welche Geschmacksrichtung bevorzugst du dabei.
Anti-imp? Mit- oder ohne Antisemitismus? Reptiloide?
Ich hole mal das Popcorn.
@Frank
Mag vielleicht Jörn selbst „die“ sein?
Bei so viel Durchblick!
Täterwissen?
Ich fasse zusammen:
canceln trifft ja schon die, die es verdient haben und die können ja noch woanders unterkommen. Der versuch, jemandem das forum x zu nehmen ist absolut ok, weil er hat ja noch forum y und wenn das auch weg ist, forum z. Natürlich hält sich @niggi nicht bei der frage auf, ob das zum verstummenbringenwollen der unliebsamen auch so lässig zu sehen wäre, wenn es luisa neubauer oder margarete stokowski oder gar den säulenheiligen der kanzlerinnenapologie und oppositionskritiker böhmermann träfe. Dass man einer autorin wie maron nach 40 jahren unter faulsten vorwänden die zusammenarbeit kündigt, das ist für @niggi schon deshalb nicht weiter schlimm, weil das feuilleton sie ja verteidigt hat. Ob man es sie weithin zu recht verteidigt hat, keine frage für @niggi. Ausserdem hat sie ja einen anderen verlag gefunden. Hauptsache ist, die methode: warne einen, erziehe hunderte, kann gegen die richtigen weitergehen. Die grossen können irgendwie weitermachen, die kleinen sind dann mal weg, aber die kannte ja eh keiner. Ist ja nicht so schlimm, wenn du hier nichts mehr sagen können solltest, weil leute wie du eh nichts substantielles beizutragen haben. Solange du noch zu achgut oder der jungen freiheit gehen kannst. Wenn du aber da angekommen bist, dann werfen wir dir aber sogleich vor, dass du in diesen zweifelhaften rechten medien publizierst. Der versuch dich zum schweigen zu bringen, ach ja, der kann ja gar nicht klappen, weil selbst wenn dich facebook löscht, dann hast du ja noch den steinhoefel. Dessen zahllose erfolge, das recht auf freie meinungsäusserung als grundrecht wiederherzustellen, war in übermedien nie thema, oder? Denn der steinhoefel ist ja rechts. Ne, @niggi, wenn sie über den herrschaftsfreien diskurs und den begriff ‚dissident‘ nicht etwas tiefer nachdenken wollen, werde ich nach drei jahren wohl die längste zeit übonnent gewesen sein. Broder einladen, über linken antisemitismus im SPIEGEL und anderswo zu reden, am besten mit holger, das wäre mal eine publizistische tat. Dieses feige lasche abwiegeln aber kann man den örr überlassen. Dann geh doch zu telegram ist das neue dann geh doch nach drüben. Shame upon you.
#12:
Zitat aus ihrem WordPress-Impressum:
„sie können auch die kommentarfunktion des blogs nutzen. wenn sie nicht allzu beleidigend sind, schalte ich das sogar meist frei. zur kenntnis nehme ich es auf jeden fall“
Da wird doch wohl nicht jemand andere einfach so gelegentlich canceln?
Lieber Niggi, bitte denke nicht tiefer über den herrschaftsfreien Diskurs und dem Begriff ‚Dissident‘ nach.
Wenn Margarete Stokowski oder Jan Böhmermann keine Jobangebote von Springer bekommen ist das schon Cancel Culture?
Oder erst, wenn man bei einem Verlag rausgeschmissen wird, weil man nicht das schreibt was der möchte?
Bald wird sich über die Cancel Culture ab 1945 beschwert, wartet’s ab.
@8:
„Massenimport ausländischer Unterschichten“
„diese Klientel“
Arbeiten Sie mal ein paar Wochen in der Flüchtlingshilfe, vielleicht sehen Sie Menschen dann wieder als Menschen.
„Wobei: nee.“
@#12
Krass, wie verzweifelt die Verfechter des Begriffs „cancel culture“ zu sein scheinen.
Aber muss dann wieder die billige „Drohung“ der Kündigung des Abos kommen?
So vorhersehbar, so einfallslos, so stereotyp, so cancel culture quatschig…
Geiler Move:
Beschäftigt mich, redet mit mir, gebt mir Plattform, oder ich jammer euch aber sowas von dicht.
Neue DDR, neues „Geh doch nach drüben“ … . Eines kann man den Kandidaten sicher nicht vorwerfen: Bescheidenheit.
Man kann Broder auch vernachlässigen, weil er einfach ein unerträglicher Spinner ist. Nur mal so.
Na ja, ich sehe zumindest ab und zu den Versuch, Leute aus dem Diskurs zu kegeln.
Wie sonst soll ich das ständige Gebt-ihnen-keine-Bühne-Gekeife deuten?
Da werden Twitterer wegen missliebiger Ansichten angeschwärzt, um mal das böse Wort Denunzieren zu vermeiden, damit der Account gesperrt wird, was zum Glück nach umständlicher anwaltlicher Intervention nicht funktioniert.
Watt sull dä Quatsch?
Der Versuch ist nach § 23 StGB strafbar, soweit würde ich bei Cancelversuchen nicht gehen, ist aber analog wenigstens kritikwürdig.
Dass es nicht klappt, ist demnach nicht das Verdienst der Versuchenden, sondern unserer freiheitlichen Gesellschaft.
Hoffentlich bleibt es so!
Im übrigen habe ich für das neue Jahr den guten Vorsatz gefasst, nur noch einen Kommentar pro Artikel abzulassen, es ist also in Zukunft völlig aussichtslos, mich in ebenso ermüdende wie fruchtlose Diskussionen zu verwickeln.
Ich habe gesagt, was ich sagen wollte.
„Wie sonst soll ich das ständige Gebt-ihnen-keine-Bühne-Gekeife deuten?“
Vielleicht so, dass man A****löcher, die Mist erzählen, nicht auch noch promotet? Das war meiner Erfahrung nach auch schon immer so, und nicht erst seit der Merkel-DDR2.0-Diktatur.
„Wir haben eine Beschwerde bezüglich deines Accounts, @fgemein, für den folgenden Inhalt erhalten:
Tweet-ID: ********************
Tweet-Text: @O******t @Q*********r @Sch*******ich @p******rt @m*****d
Ein Rassismus ohne strukturelle Benachteiligung und wider die Mehrheit ist ein Popanz. Den Aufzubauen, um ihn angreifen zu können, ist ein klassischer Strohmann.
Wir haben den gemeldeten Inhalt untersucht und konnten vorbehaltlich keinen Verstoß gegen die Twitter Regeln (https://support.twitter.com/articles/18311) oder deutsche Gesetze feststellen. Daher haben wir aufgrund dieser spezifischen Meldung keine weiteren Maßnahmen ergriffen.
Mit freundlichen Grüßen,
Twitter“
Man unterstellte mir auf Twitter, nicht zu wissen, was ein „Strohmann“ sei.
Auf meine Antwort wurde versucht, meine Sperrung zu bewirken. Von dieser Sorte habe ich Dutzende.
Ja, Spinner versuchen andere wegen Nichtigkeiten zu sperren.
Dass das eine eher linke Eigenart wäre, ist kompletter Stuss.
@19
Zumschweigenbringen ist eine beliebte Disziplin der Rechtsausleger und nicht neu. Die Filterblasen der AfD sitzen voller Meldemuschis.
Die haben es 2015 – im Rahmen launiger Diskussionen unter diesen sackdämlichen Sarrazin-Büchern – geschafft, dass ich auf Amazon gesperrt bin. Heute darf ich dort noch nicht mal ein Kochbuch rezensieren.
Ja gut, wer will schon auf Amazon ein Kochbuch rezensieren.
Ach, und Woody Allen. Wie konnte ich den vergessen.
Es gibt übrigens auch keine Mobbing-Kultur.
Wenn jemand im Kollegenkreis aus der Firma gemobbt wird und sich was neues sucht, heißt es: „Wir haben ioi doch nur dazu gebracht, sich eine Stelle mit besserem Betriebsklima zu finden, ioi also geholfen.“
Wenn jemand trotz Mobbing in der Firma bleibt, heißt es: „Wir haben keine Mobbing-Kultur, xy ist ja noch da.“
Beweis erbracht.
@Mycroft, #21
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.
@MYCROFT
Eben noch leises Verständnis dafür, dass Kamala Harris, dieses Karriereweib, von einem Pausen-Kaspar Bitch genannt wird, sind wir nun aber so was von übervoll mit Empathie!
Nein, eine Vertragskündigung ist kein Mobbing.
Wenn ein Verlag eine Schriftstellerin gehen läßt, ist das das goldene Kalb des Kapitalismus:
Unternehmerische Freiheit!
Und das müssen sie nur vor ihren Kunden rechtfertigen, nicht vor dem Springer Verlag.
Wer also will hier die DDR 2.0 den tatsächlich einführen?
Mobbing ist extrem ein anderer Schnack.
Aber ich wittere da einen Plan: Da will jemand die Internetherrschaft den Katzen entreissen und danach 99,9% der Contents weltweit bestimmen. Und wieder sind das Medium die Emotionen. Nach
„Oh wie süß“ ist es nun „Was muss ich tun, damit ihr mich nicht länger vollheult?“.
Diabolisch!
@ErwinZK: stimmt. Was hat das jetzt mit mir zu tun?
„Nein, eine Vertragskündigung ist kein Mobbing.“
Habe ich auch nicht behauptet.
„Wenn ein Verlag eine Schriftstellerin gehen läßt, ist das das goldene Kalb des Kapitalismus:
Unternehmerische Freiheit!“
Wenn andere Vertragspartner dem Verlag sagen, er solle bitteschön einen bestimmten anderen Vertrag kündigen, weil der andere Vertragspartner, sagen wir, seine dreijährige Tochter vergewaltigt hätte, ist denen die unternehmerische Freiheit des Verlages offenbar egal, oder?
Bzw., wenn es denen so wichtig wäre, würden sie sagen: „Entweder ohne Allen oder ohne uns.“
@MYCROFT
>>>seine dreijährige Tochter vergewaltigt hätte, ist denen die unternehmerische Freiheit des Verlages offenbar egal, oder?<<<
Und wenn das Einhorn Sahne frisst, dann scheisst es Softeis.
Wenn der andere Vertragspartner in einer Position ist, irgendetwas zu fordern und das macht, ist das auch Kapitalismus, stimmt. Sonst noch Fragen?
Ich denke, es liegt daran, dass die Softie Linken tatsächlich ihre Gegenüber schrecklich verwöhnt haben.
"Du, das ist jetzt leider falsch, aber ich finde das ganz toll, dass du dir so Mühe gibst!"
Nun wird halt gefordert was das Zeug hält.
Ich mein, wer will schon, wenn er nicht muss, bei der Neuen Freiheit, beim Antaios- oder gar Kopp Verlag beschäftigt sein?
Da entstehen solche Situationen eben gar nicht erst. Diejenigen, deren Herzenswunsch es ist, für die BILD zu schreiben, sind mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit geradezu prädestiniert dazu.
Ich möchte der Vollständigkeit halber anfügen, dass Woody Allen keine »dreijährige Tochter vergewaltigt« hat, sondern einvernehmlichen Sex mit einer volljährigen, nicht blutsverwandten jungen Frau hatte. Dass nach dieser miesen Aktion Mia Farrow’s Rachedurst über ihn hereinbrach, geschieht ihm recht, rechtfertigt aber den Pädophilievorwurf nicht. #servicekommentar
„Wenn der andere Vertragspartner in einer Position ist, irgendetwas zu fordern und das macht, ist das auch Kapitalismus, stimmt. Sonst noch Fragen?“
Angenommen, Sie wären angestellt und Ihr Arbeitgeber ist mit Ihrer Leistung so zufrieden, dass Sie demnächst eine Gehaltserhöhung bekämen, aber Ihre Kollegen gönnen Ihnen das nicht, schwärzen Sie an, und jemand anderes kriegt die Gehaltserhöhung (oder niemand).
Triggert das Ihre Empathie? Oder, gleiches Szenario, aber Sie kriegen Ihre Gehaltserhöhung doch, weil Ihr Arbeitgeber sich nicht reinreden lässt. Würden Sie das Vorgehen Ihrer Kollegen verteidigen?
Kapitalismus braucht Grenzen, eben u.a. diese Vertragsfreiheit. Andere Parteien, auch andere Vertragspartner, sollten idealerweise nicht in der Position sein, darauf Einfluss zu nehmen. Oder wenn, nur indem sie ihr eigenes Angebot anpassen und ihre eigenen Verträge kündigen. („Idealerweise“, wohlgemerkt, mir ist klar, dass das in der Praxis oft anders aussieht. Nur rechtfertigt ein Unrecht nicht ein anderes.)
„Dass nach dieser miesen Aktion Mia Farrow’s Rachedurst über ihn hereinbrach, geschieht ihm recht, rechtfertigt aber den Pädophilievorwurf nicht. #servicekommentar“
Nun, bei den meisten Mobbingfällen geht es um harmlosere Vorwürfe, oder? Insofern hinkt mein Mobbingvergleich natürlich schon.
Sorry!
Neuerdings opfert man sogar rum, wenn man bei Twitter NICHT gesperrt ist.
https://www.welt.de/kultur/article223728494/JuLi-Ben-Brechtken-Warum-ich-bei-Twitter-gesperrt-wurde-Und-die-Linken-zu-frueh-jubeln.html
In meinem schwachen Momenten träume ich von einem globalen Blackout, der zwei Millionen Serverfarmen durchschmoren lässt und das Internet einfach mal ein paar Jahre ausmacht.
#12
„Natürlich hält sich @niggi nicht bei der frage auf, ob das zum verstummenbringenwollen der unliebsamen auch so lässig zu sehen wäre, wenn es luisa neubauer oder margarete stokowski oder gar den säulenheiligen der kanzlerinnenapologie und oppositionskritiker böhmermann träfe.“
Zweifach falsch:
Erstens ist der Konjuntiv II völlig unzutreffend. Einfach mal ins Forum und in die Kommentare bei Youtube schauen und bei Twitter oder sonstwo schauen, was diese Damen vor allem sich alles anhören müssen. Ehrlich gesagt ist es bewundernswert, dass die das irgendwie ertragen und damit ihrer Cancellation entgegenstehen.
Zweitens: Ist nicht so, dass Niggi deshalb täglich deshalb auf die Tränendrüse drücken würde. Die Unterstellung, dass er da auf die Barrikaden gehe, ist also falsch.
Servicekommentar für #12:
Es heißt „shame on you“ und nicht „shame upon you“
@31: upon geht freilich auch.
„Foul shame upon you, you have all moved mine.“ (Shakespeare, Richard III.)
@29: Danke für den Lacher am frühen Morgen!
@12: „… werde ich nach drei jahren wohl die längste zeit übonnent gewesen sein“. Cancel ich jetzt, wenn ich diesem Vorhaben meine volle Unterstützung versichere?
Ja, Lars, wenn man sich so ausdrückt wie vor gut 500 Jahren in einen Historienstück geschrieben wurde… dann schon. Nur spricht niemand mehr so.
Is‘ dat hier Känzelkaltscha?
https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/de-masi-merz/
@36.: Nee, das ist Kanzlermöchtergernkandidatenkultur
@34 „Cancel ich jetzt, wenn ich diesem Vorhaben meine volle Unterstützung versichere?“
Will da nicht eher jemand Übermedien canceln?
Das ist aber auch verzwickt.
Frau Solor hat ein paar Wochen in der Flüchtlingshilfe gearbeitet. Jetzt nicht mehr
Das war geschickt eingefädelt. Und es hat jahrelang funktioniert.
Aber nun ist es doch rausgekommen – Amazon ist eine Tarnfirma der AfD.
Yeah #31, shame upon you too, for even not knowing your shakespeare anymore. But lecturing the others on the same language he wrote in. Ok, richard III is not one of his most famous plays.
Oh Gott, wie wie unfassbar selbstgerecht…schade Herr Niggemeier…und nein, nicht schade der sich auf die Schulter-klopfenden Community hier…ihr habt den Schuss nicht gehört, stimmts?…haha warum frage ich überhapt…Linke halt…
@41: Here, fixed it for you, since you seem to take pride in it:
„shame upon you*,* too, for *not even* knowing your *Shakespeare* anymore. But lecturing * * others on the *very* language *in which* he wrote. Ok, *Richard* III is not one of his most famous plays.“