Schattenboxen gegen „Handelsblatt“-Artikel

Michael Wolffsohns bizarrer Kampf für Roland Bergers Familienehre

Das „Handelsblatt“ hat die NS-Vergangenheit von Roland Bergers Vater recherchiert. Der Artikel sorgte für viel Aufsehen und wurde jetzt mit dem „Deutschen Reporterpreis“ ausgezeichnet. Der bekannte Historiker Michael Wolffsohn findet das falsch und wirft dem Stück in der „Welt“ eine Vielzahl von Fehlern vor – doch die meisten seiner Vorwürfe zielen völlig ins Leere.


Jeder zehnte Deutsche behauptete im vergangenen Jahr, dass seine Vorfahren im „Dritten Reich“ Juden bei sich versteckt hätten. Das ist nicht neu, diese Form von Geschichtsklitterung beobachten Historiker:innen bereits seit Jahrzehnten. Unklar bleibt dabei im Einzelfall, ob diese Kriegsenkel und -urenkel bewusst lügen oder nur in der Familie weitergereichte Legenden verbreiten. Eines ist klar: Als Deutscher lebt es sich etwas einfacher, wenn Opa im Widerstand war.

So ging es lange auch Roland Berger: Deutschlands vermutlich prominentester Unternehmensberater sprach in den letzten 20 Jahren häufig öffentlich über seinen Vater und dessen moralische Integrität: 1933 sei er aus wirtschaftlichen Überlegungen in die NSDAP eingetreten, habe die Partei aber 1938 aus Protest gegen die Reichspogromnacht wieder verlassen. Danach sei er von der Gestapo überwacht worden, was zu den frühesten Erinnerungen des kleinen Roland gehörte.

Schuld und Aufklärung

Im Oktober 2019 wurde dieses Bild empfindlich gestört. Das „Handelsblatt“ veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel: „Roland Berger, sein Nazivater und die Schuld der deutschen Wirtschaft“. Georg Berger war, so ergaben es die Archivrecherchen, schon 1931, also weit vor der Machtübernahme der Nazis, in die Partei eingetreten und hatte bis 1944 seine Mitgliedsbeiträge entrichtet. In den 1930er Jahren war er schnell bis zur Spitze der Verwaltung der Hitlerjugend aufgestiegen. Auch viele weitere große und kleine Details der Bergerschen Familiengeschichte konnten so nicht stimmen.

Roland Bergers späte Reue
Die ersten Seiten der „Handelsblatt“-Berichterstattung im Oktober 2019

Der Artikel sorgte für einiges Aufsehen: Allein der Verdacht, eine der bekanntesten Figuren des deutschen Wirtschaftslebens könnte ihre Familiengeschichte derart dreist gefälscht haben, wog schwer. Sogar die „New York Times“ berichtete.

Roland Bergers Selbstbetrug
Ausriss: „Handelsblatt“

Roland Berger reagierte professionell auf die Enthüllung: Das zum Artikel gehörige Interview führte er nicht allein, sondern brachte den Historiker Michael Wolffsohn mit. Berger, das wird dort deutlich, dürfte tatsächlich nicht böswillig Unwahrheiten über seinen Vater verbreitet haben, sondern war unkritisch den familieneigenen Erzählungen auf den Leim gegangen. Er schloss sich der vom „Handelsblatt“ angebotenen Deutung eines „tragischen Selbstbetrugs“ an.

Zugleich tat Berger, was deutsche Wirtschaftsvertreter in solchen Fällen mittlerweile routiniert tun: Er beauftragte renommierte Historiker mit der lücken- und schonungslosen Aufklärung der Geschichte seines Vaters. Michael Wolffsohn, spätestens seit seinem Ruhestand 2012 medienwirksamster Historiker Deutschlands, sowie Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte in Potsdam, sollten gemeinsam herausfinden, ob die „Handelsblatt“-Recherche zutraf und wo gegebenenfalls noch Wissenslücken zu schließen seien.

Aufklärung und Rufmord

Das Gutachten wurde Ende Mai 2020 veröffentlicht. Sönke Neitzel ist dort als Gutachter nicht mehr genannt, einzig einer seiner akademischen Mitarbeiter hat die Archivrecherche geleistet. Warum Neitzel abgesprungen ist, wird nicht erwähnt. Anfragen dazu beantworten beide Historiker nicht. Gut möglich, dass der mitten in seiner akademischen Karriere stehende Neitzel um seinen Ruf gefürchtet hat: Das Gutachten unter dem Titel „Aufklärung oder Rufmord?“ erfüllt inhaltlich, formal und stilistisch kaum die Anforderungen an eine Erstsemester-Hausarbeit.

Die Auftragsarbeit, deren Honorar Wolffsohn nach eigener Aussage aus „Gründen der Unabhängigkeit“ gespendet hat, ist erkennbar bemüht, den Auftraggeber und seinen Vater wo immer möglich vor den „Handelsblatt“-Vorwürfen zu schützen. An zwei Stellen gelingt das, dort sind dem „Handelsblatt“-Team tatsächlich Fehler unterlaufen. Der Rest des Gutachtens schlägt aber ins Leere.

Fehler 1 betrifft die Frage, ob Georg Berger an der Ostfront und in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war. Das „Handelsblatt“ schrieb dazu: „Nirgendwo gibt es Unterlagen, die Georg Berger als Insassen in Dachau, Justizopfer der Nazis oder Kriegsgefangenen der Sowjetunion identifizieren.“ Das ist falsch, denn beim Deutschen Roten Kreuz, einer der vordersten Stellen für solche Recherchen, lässt sich zweifelsfrei erfahren, dass im September 1945 Berger in diversen russischen Lagern auf österreichischem Boden und in Sachsen inhaftiert war.

Der zweite Fehler des „Handelsblatts“ betrifft Bergers Lagerhaft in Dachau. Es hieß dort: „Georg Berger war nie in Dachau. Sein Internierungslager befand sich 120 Kilometer nördlich – in Regensburg.“ Auch das ist eindeutig falsch: Frei zugängliche US-Akten beweisen, dass Berger 1946 für ein halbes Jahr im amerikanisch verwalteten Lager Dachau inhaftiert war.

Der Preis

Zwei Fehler, die schwer wiegen. Erst Recht, weil den Autor:innen Anfang Dezember für ihren Artikel der Reporterpreis in der Kategorie „Investigation“ verliehen wurde. Die Laudatorin Anja Reschke lobte eine „überraschende Recherche, die weit über den Fall Berger hinausweise“.

Diesem Lob wollte sich Michael Wolffsohn nicht anschließen: In einem Kommentar für die „Welt“ warf er dem „Handelsblatt“ „14 zum Teil krasse Fehler, schwere methodische Mängel sowie eine zu schmale Quellenbasis“ vor, die er in seinem Gutachten nachgewiesen habe.

Auch Journalistenpreis-Jurys müssen historische Fakten prüfen
Ausriss: „Welt“

Diese Darstellung übernahm wiederum ohne tiefergehende Eigenleistung der Ex-„Handelsblatt“-Redakteur Ferdinand Knauß für „Tichys Einblick“ und verknüpfte den prämierten Artikel mit einem früheren Preisträger: Claas Relotius. Die Claims waren also abgesteckt: Auf der einen Seite der renommierte Historiker, der zu Unrecht gescholtene Unternehmensberater, die Wahrheit. Auf der anderen Seite Claas Relotius, das „Handelsblatt“ und zu allem Überfluss auch noch als Lieblingsfeindbild die Laudatorin Anja Reschke.

Herr Wolffsohn baut einen Strohmann

Das Problem an dieser einfachen Aufteilung: Wolffsohns Behauptung, „14 zum Teil krasse Fehler“ gefunden zu haben, lässt sich jedenfalls anhand seines öffentlich zugänglichen Gutachtens nicht belegen. Denn über große Teile des Textes hinweg widerlegt der „Hochschullehrer des Jahres 2017“ Behauptungen, die im „Handelsblatt“ überhaupt nicht aufgestellt werden:

Über mehrere Seiten stellt er grundsätzliche „Vor-Überlegungen“ zum Begriff des „Täters“ an, um dann zuzugeben, dass diese Bezeichnung im „Handelsblatt“-Artikel nicht ein einziges Mal auftaucht – sie wurde wohl nur im unveröffentlichten Teil des Interviews mit Roland Berger einmal verwendet.

Fast triumphierend präsentiert Wolffsohn die vermeintliche Falschinformation, Georg Berger habe in seinem Entnazifizierungsverfahren eine Entlastungsaussage von seinem Schwiegervater erhalten. Doch auch das hat das „Handelsblatt“ im prämierten Artikel nicht behauptet.

Womöglich hat Wolffsohn hier nicht abgedruckte Teile des Interviews mit dem gedruckten Text vermengt. Das zu bemerken und zu korrigieren, hätte allerdings nur einer einfachen Artikellektüre bedurft.

Und so geht es immer weiter: Entgegen Wolffsohns gutachterlicher Behauptung steht im preisgekrönten Artikel weder, dass Berger selbst die von ihm bewohnte Wiener Villa arisiert habe, noch, dass er „Blut an den Händen“ habe.

Auch der „schwere methodische Mangel“ beruht auf einem solchen Strohmann-Argument: 1942 war es zum Bruch in Georg Bergers erfolgreicher NS-Karriere gekommen. Die Gestapo durchsuchte mehrfach seine Villa und protokollierte die Beschlagnahme gebunkerter Lebensmittel sowie Ermittlungen wegen angeblich auf Firmenkosten durchgeführten Renovierungsarbeiten am privaten Wohnhaus, in dem auch schon der kleine Roland Berger seine Kindheit verbrachte.

Wolffsohn bemängelt, das „Handelsblatt“ habe „ohne erkennbare Gegenprüfung“ die Darstellung der Gestapo übernommen. Der Historiker hingegen präsentiert entlastende Aussagen aus dem Entnazifierungsverfahren von 1947. Nur: Das „Handelsblatt“ macht sich die Gestapo-Aussagen nicht zu eigen, sondern fasst lediglich zusammen, was an Vorwürfen im Raum stand. Damit erklären die Reporter:innen den väterlichen Karriereknick und die irreführenden Kindheitserinnerungen Roland Bergers, ohne eine Aussage über den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen zu treffen.

Aus dem Wortschatz der Apologeten

Vollends irritierend wirken das große Verständnis und die verharmlosende Rhetorik, die Wolfssohn, der mehrere einschlägige Untersuchungen über die deutsche „Vergangenheitsbewältigung“ verfasst hat, Georg Berger gegenüber äußert. Indem er als Täter „Hitler, Himmler, Eichmann und Konsorten“ nennt, argumentiert Wolffsohn, dass es im „Dritten Reich“ eben doch nur wenige Täter, dafür viel mehr „Mitmacher“ oder „Profiteure“ gegeben habe.

Ob Berger selbst Täter war, ist (obwohl es im „Handelsblatt“ nicht einmal behauptet wird) eine kontrovers diskutierbare Frage – immerhin geht es hier um den langjährigen Verwaltungschef der Hitlerjugend. Wolffsohn scheint das für vollkommen absurd zu halten, weil Berger nicht am Holocaust beteiligt war. Nicht einmal, dass er zwei Jahre vor der Machtübernahme Mitglied der NSDAP wurde, ficht ihn an: Georg Berger war Wolffsohn zufolge, „ein Funktionsträger, der die Funktionsweise des NS-Systems nicht verstand oder nicht verstehen wollte.“ Dieser oft verwendete Variante des „Wir haben doch von nichts gewusst“ begegnen Historiker:innen häufiger in nachkriegsdeutscher Rechtfertigungsliteratur, bei einem prominenten Zeithistoriker kommt sie eher unerwartet.

Bloß kein Historikerstreit

Die Fronten sind geklärt: Das „Handelsblatt“ hat die beiden tatsächlichen Fehler eingeräumt, bleibt darüber hinaus aber bei seiner Darstellung, Wolffsohn auch. Übergroße Solidarität ist den Journalist:innen bisher nicht zuteil geworden, der Historiker hingegen kann sich der Unterstützung der Leser:innen von „Welt“ bis „Tichys Einblick“ sicher sein, die sein Urteil ohne weitergehende Prüfung wahlweise als Beleg für einen grassierenden „Geist der RAF“ oder einen „Kreuzzug“ nehmen. Rätselhaft bleibt Wolffsohns überaus aktive Rolle in diesem Fall: Als neutraler Schiedsmann tritt er nicht auf, eher als Strafverteidiger Bergers vor dem Gericht der öffentlichen Meinung. In der Rolle als Wissenschaftler würde er dem „Handelsblatt“ jedenfalls nicht fälschlich unterstellen, dem zu Kriegsende achtjährigen Roland Berger NS-Sympathie untergeschoben zu haben.

Auch dass Wolffsohn das Gutachten auf der Website der Walter-Rathenau-Akademie veröffentlicht hat, die Teil der von Wolffsohn und seiner Frau geleiteten Lichtburg-Stiftung ist, wird weder transparent gemacht noch erläutert.

Schon seit Monaten fehlt die Wortmeldung der Person, die 2019 noch „lückenlos reinen Tisch“ machen wollte: Roland Berger, der fast zwanzig Jahre lang ausgiebig, widersprüchlich und oft unzutreffend in der Öffentlichkeit über seinen Vater sprach, hat sich bislang nicht geäußert. So drängt sich der Eindruck auf, dass das „Gutachten“, das nun als weitere Munition gegen „linke“ Medien verwendet wird, letztlich allen Beteiligten außer dem Verfasser selbst unangenehm war. Die kritische Lektüre dürfte jedenfalls zu solch einen Einschätzung führen.

13 Kommentare

  1. Das ist eben der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend das Böse muss gebären.
    Ohne den seit Jahrzehnten anschwellenden Nazi/Antifa-Kult wäre es nicht nur nicht so weit gekommen, diese Schmierenkomödie hätte gar nicht erst angefangen.
    Berger hätte sich nicht den Blödsinn der widerstandskämpfenden Vorfahren ausgedacht, damit wäre uns der ganze Rattenschwanz erspart geblieben. Und Anja Reschke könnte mit ihrer intellektuellen Kapazität (kleiner Scherz) noch zielgenauer gegen mittagspausierende Kleinhändler Haltung zu zeigen.

    Wenn das Gutachten „inhaltlich, formal und stilistisch kaum die Anforderungen an eine Erstsemester-Hausarbeit“ erfüllt, ist das für sozial“wissenschaftliche“ Verhältnisse schon mal eine gute Leistung. Im Genderbereich (wo die „wissenschaftliche“ Studien über Achsel- und Beinrasuren produzieren) erreichen die nicht mal dieses Niveau.

    Und mal ganz allgemein gefragt, was ist jetzt neu?
    Das ist doch nach jeder geschichtlichen Wende so, dass alle entweder nicht dabei oder sogar dagegen waren.
    Das ist doch den Amis 1945 in Deutschland als erstes aufgefallen, das ist ein Land ohne Nazis.

    In kleinerem Maßstab gabs die gleichen Abläufe am Ende 89 in der DDR.
    Im Dezember hat die Ost-CDU kleinlaut zugegeben, dass die schon immer im Widerstandskampf gegen das SED-Regime war. So unheimlich heimlich, dass es keiner mitgekriegt hat.

    Eine Enttäuschung (unterstellt, der Artikel gibt das alles richtig wider) gibt’s allerdings doch.
    Michael Wolffsohn ist mir seit 25 Jahren aufgefallen. Als eigenständige Persönlichkeit.
    Sollte es wirklich so sein, dass er sich in wissenschaftlicher Mimikry als Bergers Verteidiger betätigt, das wäre schade.
    Nichts gegen Verteidiger, wirklich nicht, aber dann sollen die ihre Position und Intention bitteschön auch so klarstellen.

  2. „Das ist eben der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend das Böse muss gebären.
    Ohne den seit Jahrzehnten anschwellenden Nazi/Antifa-Kult wäre es nicht nur nicht so weit gekommen, diese Schmierenkomödie hätte gar nicht erst angefangen.“

    Und Sie sind sich da ganz sicher, wo Sie die initiale „böse Tat“ vermuten?

    Da fällt mir nur das klassische Dick und Doof Zitat dazu ein:
    „Was hast du mich da wieder tun lassen, Stan?“.

  3. Wer ist eigentlich Schuld am stalinistischen Massenmord der Nachkriegszeit?
    Ohne den vor Jahrzehnten anschwellenden Antikommunimus wäre es nicht nicht so weit gekommen, diese Schmierenkomödie hätte gar nicht erst angefangen.

    Wer ist Schuld an der Menschenrechtslage in Nordkorea?
    etc.

  4. @Frank Gemein
    Sie beziehen sich offenbar auf das Original: „Well, here’s another nice mess you’ve gotten me into!“
    Können Sie freundlicherweise belegen, in welchem Film der beiden das ziemlich holprig als: „Was hast du mich da wieder tun lassen, Stan?“ übersetzt wird.
    In dieser Form habe ich das nämlich noch nie gehört und Sie zitieren ja.

  5. Erinnert an richard von weizsäcker. Bis zu seinem tod hat er hartnäckig an der version festgehalten, ernst von weizsäcker habe als ribbentrops staatsekretär vor allem schlimmeres zu verhüten versucht. Ob es also u. a. seinem vater zu verdanken war, dass es nicht 7 millionen ermordete juden wurden, konnte er aber leider nie belegen. Dennoch mahnte und warnte er den rest des landes unentwegt vor verharmlosung und wegschauen. Dass roland berger jetzt nur noch schweigt, damit kommt er zu spät. Den eigenen vater nicht als ungeheuer sehen wollen, wer wollte das nicht verstehen. Niklas frank, der sohn von hans frank, ging damals den umgekehrten weg. Aber das kann nicht jeder. Also muss man manchmal privat leiden und öffentlich schweigen.

  6. @Reichelt:

    Nun, da es ja Stummfilme sind und dieses Zitat nicht, wie das Ihre, mal eben bei Wiki zu finden ist, hilft vielleicht ein Verweis auf Robert Anton Wilsons „The Golden Apple“, der das Götter Pantheon auf dem Olymp wie eine endlose „Dick und Doof“ Folge, Oliver Hardy der ewige Täter, sagt zu Stan Laurel, dem ewigen Opfer:

    „Now look what you made me do!“.

    Die exakte Folge der Originale, bei der Wilson abgekupfert hat, ist mir nicht bekannt.

    Aber hey, Sie haben es doch auch so verstanden, wollten mir nur einen beipuhlen.
    So richtig zielführender Diskurs eben.

  7. „Ob Berger selbst Täter war, ist (obwohl es im „Handelsblatt“ nicht einmal behauptet wird) eine kontrovers diskutierbare Frage – immerhin geht es hier um den langjährigen Verwaltungschef der Hitlerjugend. “

    Wieso ist das „kontrovers diskutierbar“? Weil er nicht eigenhändig Juden ermordet hat? Hat Eichmann auch nicht. Weil er keine Mordbefehle gegeben hat? Hat Eichmann auch nicht. Ein Verwaltungschef gehört zur Führungsebene. Wenn die Täterschaft der Führungsebene des Dritten Reichs „kontrovers diskutierbar“ wird, hat die AfD gewonnen.

  8. Herr Woffsohn? Das ist doch der, der vor vielen Jahren mal mit obskuren Zeichnungen in einer NDR-Talkshow anlässlich des zweiten Irak-Krieges
    von wg. Massenvernichtungswaffen auf irakischer Seite mit Empörung auf allgemeinem Unverständnis der(seiner) Faktenlage herumgewedelt hat.

    Naja, die Wolffsohns, Tichys, Austs, Steingarts uvm. halt

  9. Klasse! Und ein Dankeschön für diese Aufarbeitung von Hintergründen und Zusammenhängen. Diese Mühe wird sicherlich fachlich wenig honoriert , stellt sie sich doch den gängigen in Deutschland immer wieder selbst bestätigenden Erklärungsmustern und Mythen zur Geschlichtsklitterung entgegen, die auch von den immer wieder selben Menschen und etablierten Kreisen (um nicht zu sagen: Kumpaneien) gemacht werden.
    Diese, bei den Deutschen liebgewonnenen Narrative – in den 60igern und 70igern gerne erzählt, kommen einem vor wie die Bilder der endlosen Treppen von Escher.
    Ich kenne die Narrative aus dem eigenen sozialen und familiären Umfeld, das nicht zu den 10% gehört, die von sich behaupten, sie hätten Juden versteckt.
    In der deutschen Geschichte des Nationalismus seit 1870 eine Objektivität herauszuarbeiten bleibt eine Herkulesaufgabe. Der Beitrag ist ein kleines feines Puzzlestück dazu, finde ich.

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