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Der Kommentar lief zunächst bei Radioeins vom RBB. Hier können Sie ihn hören: „The Crown“: Fiktion mit Warnhinweisen?
Seit gut zwei Wochen läuft bei Netflix die vierte Staffel der Serie „The Crown“. Es geht wie immer um das britische Königshaus und diesmal speziell um die Beziehung zwischen Diana und Charles und Camilla Parker Bowles.
Oliver Dowden, der britische Kulturminister, is not amused. Er warnt davor, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer, gerade die jüngeren, Fiktion mit Fakten verwechseln könnten. Dowden plädiert genauso wie Helena Bonham Carter, die in der Serie Prinzessin Margaret spielt, und Earl Spencer, der Bruder von Prinzessin Diana, für Warnhinweise vor jeder Folge, die verdeutlichen, dass diese Serie nicht das echte Leben der Royals zeige.
Was für ein Blödsinn. Wenn es irgendwo Hinweise bräuchte, dann insbesondere vor manchen Dokumentationen auf Netflix.
Aber bleiben wir erstmal bei „The Crown“: Ja, die Serie hat einen Realitätsrahmen, aber die Bilder in diesem Rahmen sind natürlich Fiktion. Und ja, es gibt Menschen, denen es schwerfällt, das zu unterscheiden. Schon immer. Nicht nur bei historischen Stoffen. Auch Darsteller*innen aus Soaps werden immer wieder mit ihrer fiktionalen Figur verwechselt.
Vielen dürfte diese Unterscheidung noch schwerer fallen, wenn es für die fiktionalen Figuren reale Vorbilder gibt. Aber auch für „The Crown“ und die Windsors gilt, wie es bei „Zeit Online“ hieß:
„Das Reale ist nur so lange real, bis es als Grundlage für eine TV-Serie herhalten muss. Dann wird es Fiktion.“
Natürlich weiß auch Peter Morgan, der Macher hinter der Netflix-Serie, nicht, was in einem Zwiegespräch zwischen Charles und Diana genau gesagt wurde. Außer Charles weiß das niemand.
Vielleicht war die Anbahnung und dann die Ehe zwischen Charles und Diana auch gar nicht so überstürzt und gefühlskalt, wie in der Serie dargestellt. Mit Sicherheit war nicht alles schlecht. Wir wissen es nicht genau.
Der Kommentar lief zunächst bei Radioeins vom RBB. Hier können Sie ihn hören: „The Crown“: Fiktion mit Warnhinweisen?
Doch was wir wissen: Dass diese Ehe keine dauerhaft glückliche, gesunde Beziehung war. Und zumindest das kann solch eine Serie transportieren. Allerdings stehen ihr dafür nur wenige Szenen zur Verfügung. Wie in nahezu allen Filmen und Serien. Geschichten sind fast immer ein Zeitraffer. Und in diesem lässt sich halt kein Mensch und kein Verhältnis in all seiner Tiefe darstellen. Das reale Leben ist komplexer und widersprüchlicher – und vermutlich unverfilmbar.
Der Regisseur Jean-Luc Godard soll mal gesagt haben:
„Manchmal ist die Realität zu komplex. Geschichten geben ihr Form.“
Wenn die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität manchen schon bei komplett ausgedachten Stoffen schwerfällt, heißt das dann nicht, dass wir Warnhinweise à la „Dies ist ein fiktionaler Stoff“ vor alle Filme und Serien pappen müssten?
Jürn Kruse ist Redaktionsleiter von Übermedien. Er hat in Leipzig Journalistik studiert, wurde an der Axel-Springer-Akademie ausgebildet und war acht Jahre Redakteur bei der „taz“.
Wir sollten uns gut überlegen, wovor wir alles warnen wollen: Bei „The Crown“ wird vor manchen Folgen bereits vor der Darstellung einer Essstörung gewarnt. Vor diversen Serien gibt es mittlerweile Triggerwarnungen, wenn Gewalt oder Suizide vorkommen.
Eigentlich gehörten vor viele Filme und Serien – übrigens auch „The Crown“ – auch Warnhinweise, dass in der folgenden Episode Alkoholmissbrauch dargestellt wird. Auch physische und psychische Gewalt an Kindern wird normalerweise als So-war-die-Erziehung-halt-damals durchgewinkt und bleibt warnlos.
Dabei ist grundsätzlich gar nichts dagegen einzuwenden, dass gewarnt wird; dass verhindert werden soll, Menschen zu traumatisieren. Aber je länger diese Liste wird, desto mehr geht jede einzelne Warnung unter – und wir sind bei einem Beipackzettel für Filme und Serien angekommen, der wahrscheinlich ähnlich aufmerksam studiert werden würde wie die Warnungen in Nasenspray-Packungen.
Umso aufmerksamer studieren manche die Unterschiede zwischen fiktionalen Stoffen wie „The Crown“ und den realen Ereignissen. Ich schaue derlei Serien mit gezücktem Smartphone, um sofort nachlesen zu können, wie es wirklich war.
Und diesen Effekt sehe ich auch bei meinen Kindern: Wir haben mehrere Bücher, in denen kindgerecht die Lebensgeschichten von wichtigen Persönlichkeiten vorgestellt werden: Rosa Parks zum Beispiel oder Anne Frank. Wenn ich die vorlese, frage ich mich manchmal, ob das, was da in den Zeichnungen und kleinen Texten gezeigt wird, tatsächlich das Relevante, das Wichtige ist, was ich über diese Personen erzählen würde. Dabei ist gar nicht entscheidend, was da genau steht. Denn am Schluss eines jeden Buches ist ein ganz trockener zweiseitiger Abriss: die Biografie von Rosa Parks oder Anne Frank. Und immer wollen meine Kinder auch noch die komplette Biografie vorgelesen bekommen.
Die paar Infos und die Zeichnungen vorher haben sie angefixt, mehr zu erfahren. Und so wird es auch ganz vielen bei „The Crown“ gehen.
Deutliche Hinweise wären eher dort angebracht, wo bewusst Authentizität und Wahrheit vermittelt werden sollen: in Dokus.
Beispiel: der Oscar-prämierte Dokumentarfilm „Searching for Sugarman“, über den der Autor und Journalist Jürgen Kalwa schreibt:
„Geopfert wird die Wahrheit, damit eine vermeintlich authentische, aber geschickt manipulierte Geschichte erzählt werden kann, die ansonsten in sich zusammenfallen würde.“
Netflix hat auch dieses Genre in den vergangenen Jahren zwar nicht neu erfunden, aber doch ordentlich entstaubt: Dokus werden jetzt auch in Serie konsumiert, sie werden gebingt: erst „Making A Murderer“, zuletzt „Tiger King“.
Und weil diese Doku-Serien so häufig in ihrer Gut-Böse-Einteilung, in ihrer Dramatik, in ihrer Spannung wie Fiktion wirken, gibt es natürlich immer wieder Kontroversen darum, welche Perspektive da eigentlich eingenommen wird, wie Personen inszeniert und gerade nicht dokumentiert werden – und welche Informationen weggelassen werden.
Und diese Verdichtung ist manchmal auch in Ordnung: Wie schon gesagt, ist das Leben, sind wir Menschen vermutlich zu komplex, um allumfassend filmisch porträtiert zu werden.
Aber in ihrer Vorspiegelung von Realität sind gerade die spektakulären Dokus viel manipulativer, weil sie eben die Mittel der Dokumentation nutzen, um eine häufig schon vorher feststehende Geschichte zu erzählen.
Die Doku ist das Genre, um zu erzählen, was ist. Die fiktionale Serie ist das Mittel, um zu zeigen, wie es (gewesen) sein könnte. Aber während bei „The Crown“ die Mehrheit weiß, dass dies eine fiktionale Serie in einem realen Rahmen ist, ist vielen Zuschauer*innen bei Dokus nicht bewusst, dass das Dargestellte womöglich nicht die eine und einzige Wahrheit ist.
Dort wäre es viel wichtiger, häufiger und deutlicher darauf hinzuweisen, dass diese Abbildung der Realität nur die Sicht der Autorinnen und Autoren auf die Dinge wiedergibt. Nicht weniger. Aber eben auch nicht mehr. Oder wie Kalwa es ausdrückt:
„Geschichten, die zu schön, um wahr zu sein, sind vermutlich bestenfalls nur halbwahr.“
Nachtrag, 7.12.: Netflix lehnt es laut „The Mail on Sunday“ ab, Warnhinweise vor Folgen von „The Crown“ zu platzieren. Man vertraue den eigenen Abonnent*innen, dass sie verstünden, dass „The Crown“ ein fiktionales Drama sei, das weitgehend auf historischen Begebenheiten beruhe.
„…heißt das dann nicht, dass wir Warnhinweise à la „Dies ist ein fiktionaler Stoff“ vor alle Filme und Serien pappen müssten?“
Im Prinzip nur vor solchen, die von real-existenten Personen handeln, und deshalb für eine Doku gehalten werden könnten.
„Evita“, „300“, „JFK – Tatort Dallas“.
Ok, ist vllt. trotzdem albern.
Geschützt werden soll hier aber das Privatleben realer, teilweise noch lebender Menschen, nicht das verständnisschwache Publikum.
(Es wird ganz sicher niemals ein Harry Potter an die Presse treten, weil seine Biographie beträchtliche Unstimmigkeiten aufweist.)
Ich halte herzlich wenig von Triggerwarnungen, und den in diesem Kontext üblichen Umgang mit dem Trauma-Begriff halte ich für grob fahrlässig.
Das Problem bei Serien wie „The Crown“ ist aber ein anderes: Die Akteure tragen reale Namen, leben an realen Orten und bewegen sich durch reale Ereignisse der Zeitgeschichte. Dass legt nahe, dass auch die Erzählung sehr nah an der Wirklichkeit sei. Wenn nun aber aus dramaturgischen Gründen diese Akteure in Schurken und Heilige aufgeteilt werden (was die Wirklichkeit selten hergibt), denn verletzt das die Persönlichkeitsrechte der „Schurken“.
Eine Klarstellung, dass es sich z.B. bei der Queen in „The Crown“ um einen fiktionalen Charakter handelt, finde ich schon angemessen. Etwas anderes ist das bei einer Comedy-Serie wie „The Windsors“ – auch dort tragen die Akteure reale Namen, die Handlung ist aber in ihrer Absurdität sofort als Satire zu erkennen.
Bin neu hier (als aktiver Kommentator). Also erstmal: Hallo in die Runde.
Zum Thema: Ich finde, diese Warnungen und Hinweise vor Filmen und Serien haben längst überhand genommen. Mir ist schon immer sauer aufgestoßen, wenn die Fiktionalität der Charaktere und deren höchstens zufällige Ähnlichkeit mit realen Personen betont wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Quote derer, die das Gegenteil annehmen, signifkant senkt. Ebenso die Klagefreudigkeit von Promis, die sich doch darin erkannt haben wollen.
Den einzigen Warnhinweis, den ich für wirklich sinnvoll halte, ist das USK-Siegel. Daran (und an Genre sowie Thematik) kann ich mich ausreichend orientieren, ob der Film/die Serie was für mich ist oder nicht. Und wenn ich eine Sendung mit einem/einer Minderjährigen anschauen möchte, muss ich mir eben im Vorfeld mehr Gedanken machen, weil er/sie das vielleicht weniger gut einschätzen kann.
Darum hat mich die Diskussion bei der Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ auch so genervt. Vor allem (angebliche) Eltern hatten sich empört, dass darin ein Selbstmord so intensiv dargestellt wurde. Ist ein hartes Thema, keine Frage. Die USK vergab das Siegel „ab 16“. Welche 16-Jährigen lassen sich also von einem Warnhinweis vom Weitergucken einer geliebten Serie abhalten? Und ehrlich gesagt: Warum auch? Der Effekt der später aufgrund des hohen öffentlichen Drucks eingefügten Warnung ist also nach meiner Rechnung null – jedenfalls bei den Jugendlichen.
Irgendwie wurden meine Leerzeilen nicht übernommen. Sorry für die schlechte Lesbarkeit. Ich gelobe Besserung.
würden Deutschlehrerinnen und -lehrer nach der Grundstufe im Unterricht das vermitteln, wofür wir sie im Studium ausbilden, könnte man sich solche Warnhinweise und viele absurde Diskussionen dieser Art sparen. Dass jedes fiktionale Format seine ›Triggerwarnung‹ strukturell in sich trägt, Darstellung nicht mit Abbildung verwechselt werden sollte, Figuren nicht per se die ›Meinung des Autors‹ wiedergeben (und ähnliche Trivialitäten fiktionstheoretischer Art), wäre dann Teil der medialen Alphabetisierung.
@Azertarcheologue
Gäähhn. Hiermit nehme ich meine KollegInnen der Fachrichtung Deutsch in Schutz von dem Unsinn, den Sie da schreiben. Er ist in mehrerer Hinsicht unzutreffend und zeugt zuallererst nur von Ihrer Überheblichkeit gegenüber den Lehrkräften. Die heutige Jugend ist zudem medienalphabetisierter als jede vor ihr, ganz unabhängig davon, was im Deutschunterricht geschieht.
Disclaimer: Ich bin nicht nur MINT-Lehrer, sondern auch Vater von Schulkindern und Seiteneinsteiger nach vielen Jahren außerhalb des Schulwesens, habe also durchaus einen differenzierten Blick.
@Sievert
ich wäre ja der letzte, der sich beklagen wollte, wenn das für Ihre KollegInnen der Fachrichtung Deutsch nicht zutrifft. Indes: der »Unsinn«, wie Sie freundlicherweise schreiben, beruht auf mehr als 20 Jahren Erfahrung in der universitären Lehre. Die elementaren strukturellen Kompetenzmängel, die ich genannt habe und auf die Sie sprechenderweise mit keinem Wort eingehen, sind – mit erschreckend wenigen Ausnahmen – selbst bei Studienanfänger_innen mit erwiesenem Interesse für literatur- und medienwissenschaftliche Fragestellungen die Regel. Über Ihre schlichte Behauptung, dass die »heutige Jugend medienalphabetisierter« sei als jede zuvor, lässt sich kaum sinnvoll diskutieren, wenn Sie nicht angeben, was Sie unter ›medienalphabetisiert‹ verstehen – ich habe ja wenigstens einige Kriterien genannt und wollte überdies die Beobachtung dagegen halten, dass die sogenannten ›digital natives‹ oft erheblich naiver und unreflektierter mit Medien umgehen als die Generationen, die den Umgang mit neuen Medien im Prozess ihrer Etablierung und Veränderung er-, denjenigen mit alten deswegen aber keineswegs verlernt haben. Mit Überheblichkeit gegenüber den Lehrkräften schließlich hat das Beharren auf fachwissenschaftlich etablierten Standards, wie Sie gerade als MINT-Lehrer wissen sollten, nicht das geringste zu tun.
@Azertarchelogue
Ich glaube, dass es ein großer Irrtum ist, anzunehmen, dass frühere Generationen da reflektierter waren. Ich vermute da eine Verklärung der Vergangenheit anhand der bereits gereiften Menschen und einen starken Bias der gleichaltrigen Peers hin zu höheren Bildungsgraden, die man im höheren Alter hat. Letztlich alles müßig: praktisch so gut wie nicht messbar mit zufriedenstellender Genauigkeit. Mein Bauchgefühl: Man überschätzt die durchschnittlichen Kompetenzen der eigenen Generation in der Regel. Jedenfalls war ich auch schon vor 20 Jahren fast der einzige 17jährige Junge im Jahrgang, der sämtliche Bücher aus dem Unterricht gelesen hat und nicht die Inhaltsangabe googelte. Ich wüsste nicht, warum die Triggerwarnung vor allem für die heute 20jährigen gedachte sein sollte und nicht für die 40- oder 60jährigen.
Kommen wir nun dazu, weshalb ich eigentlich schrieb, nämlich um die Lehrkräfte in Schutz nehmen:
Wenn Sie Ihre Äußerung nicht überheblich gegenüber den Lehrkräften meinten, weiß ich auch nicht. Sie behaupten ja sehr direkt, diese wären Schuld an der mangelnden Lesekompetenz der Kinder. Also gut: Dann bilden Sie diese doch an der Uni einfach so aus, dass diese die Kinder richtig unterrichten. Wenn Sie in der Univerität lehren, sind Sie ja dann nach Ihrer eigenen Theorie einer der Hauptschuldigen, wenn die Lehrkräfte es nicht richtig tun. Sie merken sicher, worauf ich hinaus will. Tja, was nun? Vielleicht sind wir uns darin einig, dass es beschämend wenig ist, wie klein der Anteil am Bruttosozialprodukt ist, der in Deutschland in die Bildung fließt, sowohl in die universitäre als auch die schulische. Wenn da an vielen Ecken und Ende kaputt gespart wird, leidet natürlich hüben wie drüben die Qualität. Logischerweise auch die durchschnittlichen Fähigkeiten, wenn die Besuchszahlen der gymnasialen Klassen (und damit auch die der Studienanfänger) ohne entsprechende Steigerung der Ausgaben steigen und steigen.
Als nur 25% eines Jahrganges Abitur machte vor 20-30 Jahren, war es natürlich ein höheres durchschnittliches Niveau in diesen Klassen und somit folglich auch der Studienanfänger verglichen mit den 40% von heute. Das heißt aber nicht, dass frühere Generationen kompetenter waren: Sie sind zum guten Teil den Inkompetenten von damals einfach weniger begegnet.
@Sievert
Ich bin sicher, wir könnten uns über viel mehr verständigen, als es hier den Anschein macht… bei der fatalen Mischung von Unterfinanzierung und Absolventenquotensteigerung im (höheren) Bildungssystem wären wir uns wohl einig. Deswegen – und weil das weit vom Artikelthema wegführt – nur zwei Punkte:
1.) Ich hätte wohl tatsächlich besser und angemessener schreiben müssen: ›*dürften* Deutschlehrerinnen und -lehrer nach der Grundstufe im Unterricht das vermitteln, wofür wir sie *im fachwissenschaftlichen Teil ihres Studiums* ausbilden…‹. Da fangen die Probleme nämlich schon an: der fachwissenschaftliche Anteil der Lehramtsstudiengänge ist in den letzten Jahrzehnten für alles unterhalb Gymnasialstufe auf einen grotesk niedrigen Anteil reduziert worden zugunsten von didaktischen und pädagogischen Anteilen (›nicht vertieft‹ heißt das z.B., immer noch sehr euphemistisch, in Bayern). Das heißt, Sie absolvieren im Studium pro Fachteil einen Einführungskurs und zwei thematische Punktbohrungen und sollen anschließend in der Lage sein, das Fach in der Sekundarstufe in seiner ganzen Breite zu unterrichten… Es wird also gelehrt/gelernt, *wie* Wissensinhalte am besten, kindgerecht, inklusiv, etc. pp., vermittelt werden, und darüber vergessen, dass auch diese Inhalte selbst nicht einfach simples, anlesbares Datenfutter sind, das man dann in die schönen neuen pädagogischen Trichter schüttet.
2.) Es wäre demzufolge schön, wenn sich die ›Schuldfrage‹ so einfach klären und entsprechend auch beheben ließe. Auch die Fachwissenschaften haben da zweifellos ihren Teil. Aber deren hauptsächliches Problem besteht darin, dass sie nicht im entferntesten die Kapazitäten haben, für die von Grund- bis Gymnasialstufe diversifizierten, sehr unterschiedlich profilierten Lehramtsstudiengänge spezifisch zugeschnittene fachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen anzubieten. Wir müssen gewissermaßen nach dem Prinzip ›one fits all‹ unterrichten, was in der Regel für alle Beteiligten mehr als unbefriedigend ist. Kommt dazu, dass neben den universitären ›Konkurrenten‹ weitere Köche mit im Topf rühren: Kultusministerien, Bildungspläne etc., deren Prioritäten ebenfalls so gut wie nie von fachwissenschaftlichen Kriterien bestimmt werden.
@Azertarcheologue
Ja, ich denke auch, wir hatten einfach einen schlechten Start ;-) Bin ganz bei Ihnen bei allem was sie in #9 schreiben.
Ich bin nicht näher vom Fach, möchte an der Stelle aber dennoch einklinken.
@AZERTARCHEOLOGUE
„Es wird also gelehrt/gelernt, *wie* Wissensinhalte am besten, kindgerecht, inklusiv, etc. pp., vermittelt werden, und darüber vergessen, dass auch diese Inhalte selbst nicht einfach simples, anlesbares Datenfutter sind, das man dann in die schönen neuen pädagogischen Trichter schüttet.“
Was sie dabei auslassen, speziell im Bezug auf den fachwissenschaftlichen Teil, ist das diese Wissensinhalte nur ein Standbild in der Entwicklung sein kann. Insofern stellt sich schon die grundsätzliche Frage ob es Zweckmäßig ist Standbilder zu lehren wenn es doch angebracht wäre das auch Lehrer dem Forschungsstand auch nach dem Studium weiter folgen sollten. Was eben auch da bedeutet: Hilfe zur Selbsthilfe statt nur stupide Trichter zu befüllen.
Zur Sache.
@Kritischer Kritiker
„Wenn nun aber aus dramaturgischen Gründen diese Akteure in Schurken und Heilige aufgeteilt werden (was die Wirklichkeit selten hergibt), denn verletzt das die Persönlichkeitsrechte der „Schurken“.“
Erhöht aber auch die „Heiligen“. Dagegen wird nicht so oft geklagt, sehe ich aber auch problematisch.
Wobei flache Charaktere in der Hinsicht vermutlich eher unproblematisch sind. Bei „Eine nutzlose und dumme Geste“ war ich glücklich über den Bruch am Ende, hat beim Reflektieren geholfen.