Libanesischer Helfer

„Spiegel TV“ schmückt sich mit fremden Mord­drohungen – und lässt den Bedrohten im Stich

Der Jahresrückblick von „Spiegel TV“ 2018 beginnt mit den üblichen Trophäen. Die Redaktion hat ein knappes Dutzend Szenen zusammengeschnitten, in denen Menschen sie vor der Kamera beschimpfen oder bedrohen. „Sie mussten sich einiges anhören, unsere Reporter“, sagt Moderatorin Maria Gresz nicht ohne Stolz. „Doch von allen Schimpfwörtern ist der Begriff ‚Lügenpresse‘ der Übelste. Warum? Weil es uns immer und ausschließlich um die Wahrheit geht. Selbst dann, wenn sie richtig schmerzt.“ Schließlich fügt sie erschüttert hinzu: „‚Dreckheini‘ – was ist das überhaupt für ein Wort?“

Es gab eine Reaktion, die über das übliche „Dreckheini“-Maß hinausging: eine Morddrohung. „Spiegel TV“ hatte über dubiose Immobiliengeschäfte eines in Deutschland aktiven libanesischen Clans berichtet. „Nach der Ausstrahlung gab es leider ziemliche Konsequenzen“, erzählt „Spiegel TV“-Reporter Claas Meyer-Heuer im Jahresrückblick. „Das Schlimmste war, dass uns tatsächlich eine Kugel geschickt wurde in einem Samt-Etui.“ Im „Spiegel TV“-Beitrag wird sie gezeigt, mit dem beiligenden Zettel „soon“ (bald):

Screenshot: „Spiegel TV“

„Natürlich ist die Botschaft dahinter eindeutig“, fährt Meyer-Heuer fort. „Allerdings werden wir unsere Berichterstattung nicht einstellen. Diese Familien leben davon, Angst zu erzeugen. Und dem darf man sich einfach nicht beugen. Man muss weiter davon berichten, ansonsten ändert sich auch nichts.“

Was er nicht erwähnt: Die Kugel war nicht an ihn oder die Redaktion adressiert. Geschickt wurde sie an Amir S. (Name geändert), einen jungen Libanesen, der dem deutschen Fernsehteam in Beirut bei den Recherchen und Dreharbeiten geholfen hatte. Er war es, der auf diese Weise mit dem Tod bedroht wurde. Nach weiteren Drohungen war er – schon vor der Ausstrahlung des Jahresrückblicks – aus dem Land geflohen, aber er fühlt sich bis heute nicht sicher.

Er sagt, niemand von „Spiegel TV“ habe ihn gefragt, ob er damit einverstanden ist, diese an ihn gerichtete und an seine Privatadresse geschickte Drohung öffentlich zu machen und sich mit ihr als unerschrockene, unbeugsame Kämpfer für die Wahrheit zu inszenieren. Der „Spiegel“ will sich zu Einzelheiten nicht äußern.

Der libanesische Helfer sagt, er bereue es heute zutiefst, für „Spiegel TV“ gearbeitet zu haben. Er wirft dem Magazin vor, ihn nach seiner Flucht aus dem Libanon nicht genug unterstützt zu haben, obwohl diese Flucht aufgrund seiner Arbeit für das Magazin nötig wurde.


Eine folgenreiche Begegnung am Flughafen

Februar 2018. Andrew M. fliegt von Hamburg nach Beirut. Der gebürtige Ägypter hat in seiner Heimat schon Journalismus studiert und will auch in Deutschland Journalist werden. Er hat schnell Deutsch gelernt. Seit einem Jahr ist er Volontär bei „Spiegel TV“ und soll die Reise auch dazu nutzen, vor Ort schon mal für die geplante Geschichte vorzurecherchieren. Im Auftrag von „Spiegel TV“ soll er auch einen Einheimischen finden, der das Team mit seiner Ortskenntnis bei der Arbeit unterstützen kann. „Fixer“ oder „Stringer“ werden diese Leute genannt.

Am Flughafen lernt Andrew M. zufällig Amir S. kennen. Sie tauschen Telefonnummern aus, gehen in Beirut zusammen aus. Andrew M. fragt ihn, ob er helfen kann, zum Beispiel Personen und Adressen aufzufinden. Amir S. sagt zu.

Amir S. ist kein Journalist, sondern Student und Kaufmann. Aber er sagt, er habe Interesse an Journalismus. „Es war für mich eine Chance, journalistische Erfahrungen zu machen“, erzählt er im Gespräch mit Übermedien. Und natürlich wurde seine Mitarbeit auch bezahlt.

Er habe auch helfen wollen, etwas gegen die Korruption im Libanon zu tun, sagt er. „Ich wusste, dass es um eine einflussreiche Familie geht. Ich habe nicht ausgeschlossen, dass damit auch eine Gefahr verbunden sein könnte. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass mich jemand ausfindig macht.“

Zwei Monate später finden die eigentlichen Dreharbeiten statt. Außer Andrew M. ist jetzt auch „Spiegel TV“-Redakteur Class Meyer-Heuer nach Beirut geflogen. Amir S. fährt sie mit seinem privaten Wagen durch die Stadt. Er hilft zum Beispiel auch bei Telefonaten, wenn es wichtig ist, dass der Anrufer nicht mit fremdem Dialekt spricht.

Gemeinsam finden sie einen Mann, den sie gesucht haben: Er ist als Besitzer eines Hauses in Berlin eingetragen und arbeitet hier aber als Taxifahrer. Sie filmen und interviewen ihn, stellen ihn als Strohmann für die libanesische Großfamilie in Berlin dar.

Enttarnt und bedroht

Am 24. September läuft der Beitrag bei „Spiegel TV“. Danach erreichen Amir S. Drohungen, Telefonanrufe und Nachrichten: Es sei erlaubt, ihn zu töten; es werde ihm nicht gelingen zu fliehen.

Er verlässt sein Zuhause, zieht zu Freunden, wechselt die Orte. Einmal besucht ein Unbekannter das Haus seiner Familie, spricht mit seiner Mutter.

Amir S. nimmt die Morddrohung ernst: „Ich konnte beurteilen, dass die Leute dahinter viel Macht haben.“ Wie genau sie ihn als Helfer identifiziert haben, weiß er bis heute nicht, aber die möglichen Erklärungen deuten alle auf Leute hin, die viele Möglichkeiten haben und bestens vernetzt sind.

Auch Claas Meyer-Heuer in Deutschland bekommt mehrere Nachrichten aus unbekannter Quelle. Sie enthalten Fotos, eindeutige Belege, dass die Absender Amir S. genau identifiziert und lokalisiert haben. Und Drohungen: Es sei Zeit, dem libanesischen Helfer den „Mund zu schließen“, heißt es in einer Nachricht. „Wir werden diesen Christen bald töten“, in einer anderen.

Mitte November wird Amir S. die Patrone in dem Samtetui und mit der Warnung „Soon“ zugeschickt. Am 25. November 2018 wird er telefonisch zu einem Treffen in einer Gegend aufgefordert, von der er weiß, dass sie nicht sicher ist. Noch am selben Tag bucht er online einen Flug nach Hamburg und flieht aus dem Land. Sein Visum für Deutschland ist noch gültig von dem Besuch, auf dessen Rückreise er Andrew M. kennenlernte.

Anzeige gegen unbekannt

Er verbringt die ersten Tage bei einem Freund, trifft sich mit Claas Meyer-Heuer beim „Spiegel“.

Der Redakteur fährt mit ihm nach Berlin, um Anzeige gegen unbekannt beim LKA zu erstatten. Einige Wochen später schreibt „Spiegel TV“ einen Brief, um das Asylbegehren von Amir S. zu unterstützen. „Spiegel TV“ gehe davon aus, dass die Bedrohungen im Zusammenhang mit dem Bericht über die Großfamilie stehen, heißt es darin. Nach Einschätzung von Polizeiexperten sei er ernsthaft in Gefahr. Er solle auf keinen Fall nach Berlin transferiert werden und nach Möglichkeit in Hamburg bleiben.

Doch Amir S. kann nicht in Hamburg bleiben. Die Behörden schicken ihn nacheinander an verschiedene Orte in Nordrhein-Westfalen. Im Frühjahr 2019 wird er als „subsidiär schutzberechtigt“ anerkannt. Das ist die schwächste Form des Schutzes, sie ist mit einer zunächst nur einjährigen Aufenthaltserlaubnis verbunden.

Allein gelassen

Für „Spiegel TV“ scheint die Sache erledigt. Für Andrew M. ist sie es nicht. Er quält sich mit seiner Verantwortung, Amir S. in die ganze Sache gezogen haben. Und er ist verzweifelt darüber, dass der „Spiegel“ sich nicht mehr für ihn einsetzt, nicht nur finanziell. Immer wieder habe er einen „Spiegel TV“-Redakteur beim Mittagessen in der Kantine darauf angesprochen, dass man doch etwas tun müsse, sagt er. Wenn Amir S. in Hamburg wäre, könne er sich um ihn kümmern, bei Behördengängen oder der Jobsuche helfen. Er glaubt, dass „Spiegel TV“ da etwas ausrichten könnte, wenn sie es nur versuchten.

Andrew M. wendet sich sogar direkt und im Vertrauen an „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann. Doch bei dem Termin, in dem er hoffte, unter vier Augen über seine Sorge und seine Unzufriedenheit reden zu können, sitzt ihm plötzlich auch Maria Gresz aus der „Spiegel TV“-Redaktionsleitung gegenüber. Bei „Spiegel TV“ nimmt man ihm den (vergeblichen) Versuch, über die Chefredaktion etwas zu bewirken, danach offenbar extrem übel.

Amir S. spricht kaum Deutsch und nicht gut Englisch. Eine Sozialarbeiterin aus dem Wohnheim für Asylbewerber ruft für ihn im Frühjahr 2019 bei Claas Meyer-Heuer an und fragt, ob „Spiegel TV“ ihm einen Anwalt besorgen oder die Kosten übernehmen kann, um Einspruch gegen den Asylbescheid einzulegen. Es geht um rund 500 Euro. Die Redaktion lehnt das nach interner Besprechung ab. „Der ‚Spiegel‘ meinte, ein Jahr Aufenthaltsrecht ist genug“, sagt Amir S. „Ich war sehr enttäuscht und fühlte mich im Stich gelassen. Ich wusste nicht, wie ich das alleine hinkriegen soll.“

Anstelle des „Spiegel“ übernimmt der inzwischen ehemalige Volontär Andrew M. einen Teil der Kosten.

Vorzeitige Aufgabe

Im Juni 2020 steht ein Gerichtstermin an, in dem über einen stärkeren Schutzstatus für Amir S. entschieden werden soll. Aber es werden auch wieder Anwaltskosten fällig. Andrew M. wendet sich in einer Mail an Thomas Heise, den Leiter Investigation bei „Spiegel TV“, und bittet ihn, einen Teil zum Schutz von Amir S. beizutragen und die Kosten zu übernehmen.

Eine lapidare Antwort darauf wird er erst Wochen später erhalten, als es zu spät ist. Deshalb nimmt Andrew M. Kontakt auf zu „Reporter ohne Grenzen“ (ROG), eine Organisation, die sich um verfolgte Journalisten kümmert, und bittet sie um Unterstützung. Er schreibt: „Meiner Einschätzung nach ist vom Spiegel Verlag keinerlei Hilfe zu erwarten.“

Doch bevor ROG sich kümmern kann, zieht Amir S. noch vor der Verhandlung seinen Einspruch gegen den Asylbescheid zurück. Er ist frustriert und entmutigt und fühlt sich gedemütigt.

„Ich wusste, dass ich den Richter allein nicht überzeugen kann“, sagt er. Er hätte sich gewünscht, dass vielleicht jemand vom „Spiegel“ mit ihm ins Gericht gegangen wäre.

Jetzt ist er an einem Ort, der hier nicht genannt werden soll. In Sicherheit fühlt er sich nicht. „Ich habe Angst vor allem“, sagt er, „rede mit keinem, habe kein Vertrauen.“


Jens-Uwe Thomas von ROG sagt, der Verein kümmere sich in Fällen wie dem von Amir S. darum, Anwälte zu organisieren, und übernehme teilweise auch Kosten. Normalerweise wende sich die Redaktion, deren Stringer betroffen ist, an ROG – gemeinsam könne man häufig einiges bewirken. In den meisten Fällen geht es dabei aber darum, einen bedrohten Mitarbeiter überhaupt erst aus seinem Land oder der Region nach Deutschland zu bringen. Dadurch sei ROG frühzeitig in die Fälle involviert.

Insofern kann es sein, dass es Amir S. schadete, dass er noch ein Visum hatte und ohne Hilfe nach Deutschland fliehen konnte. Dadurch war ROG nicht in den Fall involviert; „Spiegel TV“ stellte keinen Kontakt her.


Claas Meyer-Heuer im Jahresrückblick Screenshot: „Spiegel TV“

Anruf bei Claas Meyer-Heuer. Als er hört, worum es geht, lacht er: Das werde er sicher nicht am Telefon beantworten. Ich solle ihm die Fragen schriftlich schicken, er werde die dann an die Pressestelle weiterleiten.

Am Tag darauf ruft er zurück und spricht ausführlich über das, was aus seiner Sicht passiert ist, und wie er es bewertet. Aber unter der Voraussetzung, dass nichts davon öffentlich wird. Für zitierfähige Antworten soll ich noch einmal schriftlich Fragen schicken. Das tue ich.

Anstelle einer Antwort schickt die Kommunikationsabteilung des „Spiegel“ zwei Sätze:

„SPIEGEL TV nimmt die Fürsorgepflicht für alle seine festen und freien Mitarbeitenden sehr ernst und hat selbstverständlich auch im vorliegenden Fall das Mögliche getan, um die Reporter und Stringer während und nach der Recherchearbeiten zu schützen. Zu konkreten Gefährdungslagen für Mitarbeitende oder internen Entscheidungsabläufen äußern wir uns aber grundsätzlich nicht.“

DER SPIEGEL - Keine Angst vot der Wahrheit
„Spiegel“-Werbeslogan

Der „Spiegel“ beantwortet nicht die Frage, in welchem Maße sich „Spiegel TV“ für Mitarbeiter wie Amir S. verantwortlich fühlt, Stringer oder Fixer, die keine Angestellten oder festen Mitarbeiter des Hauses sind. Er sagt nichts dazu, ob es Regeln im Haus gibt, wie mit solchen Fällen umzugehen ist, und ob es Ansprechpartner für die Betroffenen gibt. Der „Spiegel“ will nicht sagen, welche Art von Unterstützung ein Mitarbeiter von „Spiegel TV“ erwarten kann, der wegen seiner Arbeit für „Spiegel TV“ um sein Leben fürchten muss. Er lässt unbeantwortet, warum er Amir S. in seinem Asylverfahren nicht weiter unterstützt hat.

„Spiegel TV“ und Claas Meyer-Heuer wollen nicht sagen, ob Amir S. nach seiner Einwilligung gefragt wurde, bevor man die an ihn geschickte Kugel im Fernsehen zeigte und die Morddrohung öffentlich machte. „Spiegel TV“ und Claas Meyer-Heuer wollen nicht sagen, ob sie sich keine Sorgen gemacht haben, dadurch die Gefahr für Amir S. zu vergrößern.


„Spiegel TV“ hat keinen Kontakt mehr zu Amir S. Aber der will mit dem Magazin auch nichts mehr zu tun haben. „Ich kann nicht beschreiben, wie enttäuscht ich bin. Ich hasse jeden Tag, den ich mit ‚Spiegel TV‘ verbracht habe, und bereue es.“ Er klingt zutiefst verbittert.

„Ich hätte mir mehr Wertschätzung gewünscht“, sagt er. „Ich habe wegen ‚Spiegel TV‘ alles verloren. Es war ein Schock, dass ich wegmusste; es war sehr schwierig, Eltern und Freunde zu verlassen.“

Amir S. verweist darauf, dass der „Spiegel“ doch die Bundeswehr dafür kritisiert habe, in Afghanistan gefährdete einheimische Mitarbeiter der Bundeswehr zurückgelassen zu haben. „Ich hatte gehofft, dass der ‚Spiegel‘ vorbildlicher ist.“

Aber am meisten schockiert habe ihn, wie sich „Spiegel TV“ mit der an ihn gerichteten Morddrohung gebrüstet habe. „Als ob Claas Meyer-Heuer in Gefahr gewesen wäre und sein Leben riskiert hätte, obwohl ich die Morddrohungen bekommen habe und nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Ich kann keinen Grund dafür finden, warum ein Journalist mein Leben und das Leben meiner Familie in Gefahr bringt, um sich als Held darzustellen. Ich habe die Patrone bekommen und war damit gemeint. Sie so im Fernsehen zu zeigen, war eine Selbstdarstellung und Provokation, die mich und meine Familie mehr in Gefahr brachte.“

Bis heute bewirbt „Spiegel TV“ den Jahresrückblick mit der Morddrohung. Screenshot: spiegel.de

Auch Andrew M. bleibt enttäuscht und desillusioniert zurück – und der Umgang Amir S. ist dabei nur ein Aspekt. „Ich habe den Eindruck: Bei ‚Spiegel TV‘ suchen die Leute nicht nach der Wahrheit“, sagt er. „Mein Gefühl ist, dass sie vorher schon bestimmte Vorstellungen haben, und sie bestätigt bekommen wollen, egal wie. Die sind nur an Geschichten interessiert, aber nicht an den Leuten, die sie damit in Gefahr bringen.“

Er hat sich nach dem Ende seines Volontariats bei „Spiegel TV“ nicht nur dagegen entschieden, dort weiterzuarbeiten. Er hat sich sogar dafür entschieden, den Journalismus ganz zu verlassen.

„Ich wollte nie so einer werden“, sagt er. „Ich bin nicht in der Lage, sowas nochmal zu erleben.“

24 Kommentare

  1. Schockierend, kaltschnäuzig, verantwortungslos, unethisch. Es sind solche Berichte, die mich maßlos vom SPIEGEL enttäuschen. Danke für diesen Artikel.

  2. Claas Meyer-Heuer ist ein großer Schauspieler. Beleg dafür ist hier seine Selbstdarstellung in einem Beitrag, den er gemacht hat:

    Spektakuläre Rückgabe: Der Hells Angel und die Bibel
    https://youtu.be/0QAzcSHqNA0

    Ein Journalist ohne Glaubwürdigkeit ist ein Journalist ohne Ehre

  3. Quo vadis…
    Seit der Aufdeckung der strukturellen Vorraussetzungen der Causa Relotius und den Waldspaziergängen mit Herrn Höcke oder Herrn Hiltmann (wtf?!) ist vermutlich in einem breiten Publikum der Zweifel gewachsen an der alten Weisheit „Seriöses Magazin? Ja hier, SPIEGEL, das sind feine Leute, die machen guten Journalismus“.
    Dass ziemlich offensichtlich auch im Hause SpiegelTV eine Profilierungsgeilheit verbreitet ist, die dazu führt, dass einer „gute Story“ nicht nur Qualiitäts-, sondern auch ethische Standards geopfert werden, passt leider ins Bild.
    Beeindruckend, mit welcher Offenheit im Spiegel-Verlag eine bevölkerungsweite Reputation ausverkauft wird.
    Vor dem Hintergrund finde ich Herrn Niggemeiers Subtext gelungen, den Spiegel-Claim („Weil es uns (…) um die Wahrheit geht, selbst dann, wenn sie richtig schmerzt“) auch anders verstehen zu können.

  4. Na, ist doch schön, wenn die die Kugel in ihrer Trophäen-Sammlung ausstellen, haben die schon so ein schickes Samt-Kästchen.

    Gott verhüte, dass die das Kästchen auch noch selber bezahlen müssten.

  5. Es steht zu befürchten dass der Spiegel nach dem Ende seiner Metamorphose ein noch schlimmerer Egomanen-Kampagnen-Lappen wird als es die Springer-Blätter derzeit noch sind.
    Früher Referenz für saubere Arbeit, heute eine Lachnummer.

  6. @Leserin, Nils, Frau Ka, Bernhard Kapenpohl
    Das würde ich nicht so sehen.
    „SpiegelTV“ war doch schon immer seit vielen Jahren auf dem Niveau des Boulevards und hat mit dem eigentlichen SPIEGEL von außen und innen betrachtet offenbar nicht so viel zu tun, finde ich. So sehr, dass ich mich schon öfter gefragt habe, warum der SPIEGEL seinen Namen gibt für diesen Dreck.
    Die Episode mit Steffen Klusmann, der das Vertrauen bricht, ist natürlich bedenkenswert und zeugt nicht von guter Mitarbeiterführung. Trotzdem ist das zuallererst eine Sache von SpiegelTV.

    Wäre spannend zu erfahren, was CMH denn so erzählt hat im Interview, das nicht autorisiert wurde. Jedenfalls eines ist ja klar: Entkräftet haben kann er die Vorwürfe ja nicht glaubwürdig, eher im Gegenteil, sonst wäre dieser Artikel sicher nicht so eindeutig formuliert.

  7. Was für die Zusammenarbeit mit dem Spiegel gilt, gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Polizei. Gilt aber auch für die Zusammenarbeit mit anderen in der Öffentlichkeit stehenden Institutionen und Personen . Im Prinzip alles nichts Neues.

  8. Mein Vorurteil wird wieder einmal rundum bestätigt. Für mich ist der Spiegel die Bildzeitung für Intellektuelle. Den lese ich schon seit gut 40 Jahren nicht mehr.

  9. Willi Bergner, welche Zeitung empfehlen Sie? Ich lese bild.de und spiegel.de, ab und zu die FAZ, die SZ, um die Medien-Themen zu kennen und um zu wissen, was die Politiker so machen. Mehr bringen mir diese Medien nicht.
    Alternativ informiere ich mich über Twitter, etwas facebook und die russische Suchmaschine Rambler, schaue in einige Duskussionsforen rein. Bei YouTube finde ich interessante Videos. Fühle mich trotzdem manipuliert. Meine Freunde schweigen zu den aktuellen Ereignissen, sind offenbar überfordert.
    Die Beobachtung der Gerichtsverfahren bei den Pressekammern habe ich eingestellt, weil nichts Neues mehr, im Prinzip Mittelalter.

  10. Zählt mal auf, wen das interessiert und dann gleich noch, wen es wirklich wundert. Das werden wieder nicht so viele sein.
    Ist ja keine „Lügenpressen“-Story, da hat sich halt jemand in Gefahr begeben und ärgert sich jetzt, dass das ignorante Deutschland ignorant ist. Dass man hier gerne und oft nicht über den Tellerrand schaut.
    Und dann auch noch der Spiegel? Nein? Doch!

  11. Großen Dank für diesen Artikel. Entlarvt die „Lernfähigkeit“ des post-Relotius-SPIEGEL auf eine Weise, die man mit „aus Claas wird Claas, das war’s!“ zusammenfassen möchte.

    Dem Informanten dringend benötigte Hilfe zu verweigern und sich stattdessen mit „seiner“ Kugel zu schmücken ist, es muss gesagt werden, einfach nur ZUM GRESZEN.

  12. Ich finde die Geschichte schwierig zu beurteilen. Letztlich erfährt man hier nur die Darstellung des libanesischen Studenten/Kaufmanns. Es könnte sein, dass Spiegel nachvollziehbare Gründe für sein Verhalten hat. Mich stört, dass Niggemeier an keinem Punkt erwähnt, was an den Aussagen seines „Zeugen“ überprüfbar ist. Es wird suggeriert, als handele es sich um gesicherte Tatsachen. Und als sei Spiegel Niggemeier gegenüber zur Rechenschaft pflichtig.

  13. @Stephan Fleischhauer:

    Letztlich erfährt man hier nur die Darstellung des libanesischen Studenten/Kaufmanns.

    Das liegt daran, dass der „Spiegel“ sich entschieden hat, sich dazu nicht öffentlich zu äußern.

    Mich stört, dass Niggemeier an keinem Punkt erwähnt, was an den Aussagen seines „Zeugen“ überprüfbar ist.

    Der Ablauf ist im Kern unstrittig.

    Es wird suggeriert, als handele es sich um gesicherte Tatsachen.

    Was ich in diesem Artikel als Tatsachen formuliere, sind Tatsachen.

    Und als sei Spiegel Niggemeier gegenüber zur Rechenschaft pflichtig.

    Der „Spiegel“ ist als renommiertes Nachrichtenmagazin natürlich niemandem Rechenschaft schuldig.

  14. Der Ablauf ist im Kern unstrittig.
    Soll ich das so interpretieren, dass eine Stellungnahme des Spiegels keine neuen Erkenntnisse bringen kann?

  15. Treffer—versenkt! Absolut wichtiges Thema und leider nicht nur bei Spiegel TV. Ich habe als Journalist selber ähnliches erlebt. Es gibt aber auch Stringer/Fixer, die mit zu hohen Erwartungen in die Fallen tappen.

    Noch lieber sind mir „Beiträge“ über Mafiosi, die davon träumen, SpiegelTV u.a. würde mit ihnen einen neune „Scarface“ drehen

    Ich bin bereit für den Jungen zu spenden.

  16. Hab ich doch geschrieben:
    Es könnte sein, dass Spiegel nachvollziehbare Gründe für sein Verhalten hat.

    Wenn der Spiegel seine Gründe für sich behält – vielleicht weil er keine schmutzige Wäsche waschen möchte – kann man daraus nicht schließen, dass er im Unrecht ist.
    –––
    Nehmen wir einmal an, dieser Bericht hier auf Übermedien führt dazu, dass die Drohungen gegen Herrn Amir S. zunehmen, welche Verantwortung übernimmt dann Übermedien?

  17. (Wir haben uns mit der Frage nach dem Risiko gründlich beschäftigt und darüber im Vorfeld ausführlich – nicht nur – mit dem Betroffenen geredet. Und natürlich haben wir da eine besondere Verantwortung.)

  18. Stefan Niggemeier: „Wir haben Amir S. gefragt, ob er mit dieser Veröffentlichung einverstanden ist.“
    „Wir haben uns mit der Frage nach dem Risiko gründlich beschäftigt und darüber im Vorfeld ausführlich – nicht nur – mit dem Betroffenen geredet. Und natürlich haben wir da eine besondere Verantwortung.“
    Frage: Kann es nicht sein, dass Spiegel ebenso gehandelt/gedacht hat, dass Armin S. jetzt die zweite große Enttäuschugn in seinem Leben, was die Zusammenarbeit mit den Medien betrifft, erlebt?

  19. @22 Rolf Schälike 4. September 2020 um 3:53 Uhr

    „Frage: Kann es nicht sein, dass Spiegel ebenso gehandelt/gedacht hat, …“

    Was er sich gedacht hat, würden wir ja gerne von ihm wissen. Viel Hoffnung habe ich da leider nicht. Der Spiegel, der war mal was.

    @11

    „Die Beobachtung der Gerichtsverfahren bei den Pressekammern habe ich eingestellt, weil nichts Neues mehr, im Prinzip Mittelalter.“

    Trotzdem Schade. Velen Dank, für die jahrelange, oft aufschlussreiche Arbeit.

  20. Spiegel tv und Bild Zeitung sind beide Müll.

    Dass Class Meyer Heuer und sein Chef Thomas Heise jetzt nichts zu sagen haben, zeigt hoffentlich, dass sie sich schämen für das was sie gemacht haben.

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