Wochenschau (47)

Gaming-Minister Seehofer und der ewige Verdacht

Die „Gamer-Szene“ – also die Personen, von denen ich glaube, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) sie meint – verhält sich zu online radikalisierten Rechtsterroristen in etwa so wie Muslime zu Islamisten. Der Vergleich hinkt natürlich, aber es ist genauso schief und ein bisschen zum Verzweifeln, dass nach einem Attentat so erwartbar wie ablenkend eine Diskussion über Videospiele folgt; denn natürlich sind die Zusammenhänge komplexer und so ein vereinfachender Generalverdacht ist fast befremdlich naiv.

Klar, es hängt alles zusammen und überschneidet sich: der Vernetzungscharakter einer Community, die Plattformen, die Gamification, die dort überwiegend agierenden jungen Männer; überhaupt: weiße, junge Männer – und dennoch landen wir mit dem ewigen Verdacht gegen Videospieler wieder bei dieser hilflos populistischen Stellvertreter-Panik vor Technik und Medien.

Zur Abwechslung wäre es vielleicht angebracht, sich zunächst mit der deutschen Gesellschaft und Geschichte zu beschäftigen. Und wenn dann noch Zeit ist nach einem neuen, subversiven identitätsstiftenden Modell für moderne Männlichkeit zu fahnden, das nicht in wahnhaft-pervertierter Form zu einer brutalen und todbringenden Identitätskonstruktion führt.

Diese Gruppen junger, weißer Männer, die sich online radikalisiert, agiert wie digitale, schlagende Burschenschaften, mit einem nihilistischen Fatalismus und den multimedialen Mitteln einer globalen Vernetzung. Sie haben Rituale, Mutproben, Codes, sie pflegen eine bestimmte Ästhetik und, ja, sie spielen Spiele. Weil es auch um Eskapismus geht und um Kompetition, um eine Welteinteilung in Gewinner und Verlierer. Allerdings ist nicht zwangsläufig das Spielen identitätsstiftend für ihren Rechtsterrorismus – es ist ihr Hass.

Don’t feed the Troll-Terrorist

Habitus und Handlungen, Mediennutzung und Verhalten sind in steter Wechselwirkung. Die Gamingbranche hat zweifelsohne ein Sexismusproblem. Wie überall in der (sich allerdings langsam emanzipierenden) Popkultur wird auch dort in Erzählungen und Spielmechaniken ein männlich codierter Heroismus in interaktiv vermittelten Sexismus und Rassismus pervertiert. (Einen Paradigmenwechsel durch Aufklärung erreichte die Feministin Anita Sarkeesian mit ihrer Reihe „Tropes vs. Women in Video Games“.)

Dass die Kommunikationsräume einiger Gaming-Subkulturen ein Sexismus- und Rassismus-Problem haben, liegt nicht daran, dass es Subkulturen von Gamern sind, sondern Gamer in diesen Subkulturen mehrheitlich Männer sind. Es ist das strukturelle Problem homogener Milieus, die ein aggressiv-kompetitives Moment in sich haben können. Fußball. Hip-Hop.

Seehofers Ansage ist also plump und falsch und lenkt von größeren Problemen ab: von Antisemitismus, Rassismus, Sexismus. Darauf mit Augenrollen zu reagieren, ist allerdings auch nicht besser, weil es wiederum verleugnet, dass virtuelle Orte ein Ort für Radikalisierung sind und bei den größeren Problem eine Rolle spielen. Es geht nicht zwangsläufig um den Inhalt der Spiele, um den Akt des Spielens, sondern um den Boden, der das Spielen umgibt, und der Ressentiments gedeihen lässt.

Dass immer nach solchen Taten mehr oder weniger hilflos über Gamer diskutiert wird, offenbart auch, dass uns weiterhin das passende Vokabular fehlt, diese gar nicht mal so neue Form von Tätern zu benennen, die sich online radikalisieren. Marina Weisband klagt:

„Ich weiß nicht mal, wie ich in Talkshows über Radikalisierung reden kann, wenn ich Memes erklären muss, wenn ich Boards erklären muss, wenn ich Streaming erklären muss. Unserer Gesellschaft fehlt das Vokabular, um über aktuellen Terror zu sprechen.“

Dass es sich in Halle um einen „Einzeltäter” handelte, mag außerdem aus Polizeisicht zwar stimmen. Es verschleiert aber den Blick darauf, dass sich niemanden in einem Vakuum radikalisiert. Jemand, der sich unter anderem durch den netzwerkdynamischen Charakter seiner ideologischen Peergroups zum Attentäter entwickelt, ist Teil eines ideologischen Netzwerkes. Sascha Lobo nennt solche Attentäter „Troll-Terroristen“.

Diese Art von Terror ist ein sendungsbewusster, ein medienreflexiver, aber vor allem ein Selbstvalidierungs-Terrorismus. Der Applaus der eigenen Community ist so sehr erhofft wie das publizistische Echo. Beides ist mitgedachter und kalkulierter Teil der Streamingstrategie des Massenmörders.

Die mediale Verbreitung dessen, was er digital bewusst zurücklässt, ein Manifest, ein Video, ist eine kommunikative Verlängerung seiner Gewalt, die Möglichkeit, Macht auszuüben. Und wer Vorbildern folgt und für Nachahmer sorgen will, ist kein Einzeltäter, er ist Rekrut und Rekrutierender zugleich, denn die Akquise neuer Täter erfolgt durch die mediale Sichtbarkeit.

Stochastischer Terrorismus

In dem Buch „The Age of Lone Wolf Terrorism“ von Mark Hamm und Ramon Spaaij gibt es den Begriff des „stochastischen Terrorismus“; er bezeichnet

„die Nutzung von Massenkommunikation, um gewalttätige oder terroristischen Handlungen zu provozieren, von zufälligen Akteuren, wodurch die Terrorakte statistisch vorhersehbar, aber individuell unvorhersehbar sind“.

Anders ausgedrückt: fernsteuerbarer Terror, ausgeführt durch vermeintliche Einzeltäter. Hamm und Spaaij vergleichen den stochastischen Terroristen mit einem Bogenschützen, der hunderte von Pfeilen gleichzeitig auf eine Zielscheibe schießt. Es ist statistisch nicht vorhersagbar, welcher Pfeil im Ziel landet, aber es ist statistisch wahrscheinlich, dass einer ins Schwarze trifft.

In der Analogie ist der Schütze ein Multiplikator radikalisierender Inhalte. Das Zentrum der Zielscheibe ist dann der eine junge Mann, der künftige Täter, der die Botschaft zur Rechtfertigung seiner Gewalt nutzen wird. Der Schütze muss nicht mal versiert sein. Der Netzwerkcharakter der Online-Communities und die effizienten Möglichkeiten der Terroristen, Videos, Manifeste und Hassbotschaften zu verbreiten, begünstigt den stochastischen Terror.

Im Juni erst veröffentlichte das National Institute of Justice einen Bericht, der verschiedene Forschungsarbeiten über „Lone-Wolf“-Terroristen in den USA zusammenfasst, also die, die man hier noch „Einzeltäter“ nennen würde. Die Radikalisierungsspirale ist immer dieselbe: Die Terroristen

„kombinierten häufig persönliche Kränkung (d.h. Wahrnehmungen, dass ihnen persönlich Unrecht getan wurde, Job verloren, Freundin getrennt) mit politischen Missständen (d.h. Wahrnehmungen, dass eine Regierungseinheit oder ein anderer politischer Akteur eine Ungerechtigkeit begangen hatte)“.

Insbesondere „das Gefühl, dass eine Person (oder die eigene Gruppe) ungerecht behandelt, diskriminiert oder von anderen ins Visier genommen wurde, kann sie dazu veranlassen, Gerechtigkeit zu fordern oder Rache an denen zu nehmen, die sie für diese Situation verantwortlich machen“, heißt es weiter. Also: Frauen, die uns nicht wollen, Ausländer, die uns Frauen und Jobs wegnehmen, Juden, die alles planen und finanzieren.

Postkompetitive Verbitterungsstörung

Heinz Bude hat in „Gesellschaft der Angst“ einen interessanten Begriff für diese sich in Hass verwandelnde Angst gefunden: „postkompetitive Verbitterungsstörung“. Das klingt zwar sehr klinisch, ist als Prämisse aber hilfreich: Wenn alles, was einem aufgrund der eigenen – und als durchaus fair empfundenen – Privilegiertheit angeblich zustand, von der liberalen Gesellschaft neu verhandelt wird, entsteht Hass auf die, die die eigene Legitimität in Frage stellen. In dieser verzerrten Sicht kann ein bei Neurechten beliebtes Konstrukt wie das des „Bevölkerungsaustausches“ fantastisch wachsen. Und es keimt die Angst, dass das Erreichte nichts mehr gilt und man selbst exkludiert wird.

Jede Diskursverschiebung, jede Neuverhandlung wird somit als Angriff auf sich selbst wahr- und auf existenzielle Art persönlich genommen, weil sie einen daran erinnern, dass alles, was man für selbstverständlich hält – Mann kriegt Frau, Frau kriegt Kind, Weiße haben immer Recht – nicht mehr selbstverständlich ist. Diese Kränkungen speisen sich in einem Zyklus von Verstärkung und Radikalisierung, der in einem gewalttätigen Akt gipfelt, so der Bericht des National Institute of Justice.

Die subkuturellen Räume der video game culture vereinen systematisch Aspekte, die den stochastischen Terror begünstigen, in der Geballtheit und Homogenität der Räume wird der Pfeil propagierter Hassbotschaften schneller in Schwarze treffen. Der Schütze, der in Christchurch 51 Menschen ermordete, shitpostete in seinem Manifest, dass Spyro the Dragon 3 ihn Ethno-Nationalismus gelehrt habe und das Spiel Fortnite, ein Mörder zu sein. Er verspottete damit die Erwartbarkeit des Diskurses über Videospiele nach jedem Anschlag.

Ich glaube, genau und gerade deshalb müssen wir das ernst nehmen. Jedoch anders als Seehofer. Weil es eine besondere Rolle als Vektor für die Verbreitung der Botschaften der rechsextremistischen Ideologie spielt, die zu Gewalt führen. Der Täter war kein Gamer, sondern jemand, der seinen Menschenhass für sich gamifiziert hat. Und für jemanden, der sich selbst für einen Verlierer hält, ist Vernichten immer gewinnen.

37 Kommentare

  1. …das alles ist nicht naiv, sondern der erwartete Pawlowsche Reflex.
    Glücksmomente für die Union und so bekannt…
    Und ja, ich bin ein älterer Herr mit heller Hautfarbe, sehr blond, aber nicht blauäugig. Ach wenn meine Pupillen blau aussehen.
    Widerlich…

  2. Seehofer-Bashing gut und schön, aber das hier:

    Die „Gamer-Szene“ – also die Personen, von denen ich glaube, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) sie meint – verhält sich zu online radikalisierten Rechtsterroristen in etwa so wie Muslime zu Islamisten.

    Alle Islamisten sind Muslime. Demnach wären alle online radikalisierte Rechtsterroristen in der „Gamer-Szene“. Sonst würde der Vergleich nicht nur hinken, sondern wäre einfach falsch.
    Und, sorry, auch wenn die „Gamer-Szene“ etwas verwaschener definiert ist als die Zugehörigkeit zum Islam, DAS halte ich für eine sehr unbelegte Behauptung. Mal abgesehen von der Frage, ob eine Einteilung in „online radikalisiert“ und „offline radikalisiert“ überhaupt sinnvoll ist.
    Aber beruhigend zu lesen, dass weiße alte Männer, schwarze junge Männer und Frauen aller Altersstufen und Hautfarben dagegen immun zu sein scheinen.

    Generell gefragt, wäre es möglich, dass online-Gaming-Konsum einfach eine weitere Folge eines als unbefriedigend empfundenen Lebens sein kann? Neben Tabak, Alkohol und sonstigen Drogen einerseits, und einer generellen Gewaltbereitschaft andererseits? Der NSU hat sich in einem Jugendclub kennengelernt.

  3. Tut mir leid aber ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, als stimme die Autorin den Äußerungen Seehofers zu, meint aber, er habe sich etwas zu platt ausgedrückt. Dem sei hier widersprochen.

    Etwas anderes stößt mir allerdings wesentlich stärker auf. Rassismus ist für mich das Verknüpfung von nicht (leicht) änderbaren (oft aber nicht immer biologischen) Merkmalen einer Gruppe von Menschen mit negativen Verhalten.
    Die Hautfarbe ist unstreitig ein solches nicht änderbares Merkmal. Und dieses wird von der Autorin zumindest in der Verknüpfung mit dem Geschlecht männlich als Begründung für negatives Verhalten (Sexismus, Gewaltbereitschaft usw.). Dies ist Rassismus. Man komme mir jetzt nicht damit. dass die Herrschenden in diesem unserem Lande weiß seien. 1. sind dies die meisten Unterdrückten auch 2. ist das geringste Problem, das ich mit den Herrschenden in diesem Land habe, deren Hautfarbe 3. kann sich die Herrschaftsclique auch verändern (ich empfehle einen genauen Blick auf die Geschichte Ruandas, dem dortigen Rassismus und den fatalen Folgen) 4. ist die Gamer-Szene mit Sicherheit nicht bekannt für ihren hohen Anteil an mächtigen Menschen. Aus all diesen Gründen halte ich die Autorin für eine Rassistin und werde mir genau überlegen müssen, weitere Texte von ihr zu lesen.
    DON’T CALL ME WHITE!!

  4. @Kakapo3

    Natürlich steht es ihnen frei sich eine eigene Definition von Rassismus auszudenken und\oder anderen die Worte im Mund umzudrehen damit sie sich angegriffen fühlen können.

    Richtiger wirds davon aber nicht.

    Im Übrigen glaube ich das sie trollen.

  5. Die Feministin Anita Sarkeesian hat mit ihrer Reihe nicht aufgeklärt, sondern bewusst fehlinformiert durch gezielte Auslassungen, Falschaussagen etc. Unabhängig davon, dass sie für das eingesammelte Geld geradezu lächerlich wenig abgeliefert hat und die Spiele nicht mal selber gespielt hat. Und wenn die Autorin auf die Dame reinfällt, kann ich alle folgenden Aussagen zur Gamer-Kultur nicht mehr ernst nehmen.

  6. @ Frau El Ouassil:

    Wenn alles, was einem aufgrund der eigenen – und als durchaus fair empfundenen – Privilegiertheit angeblich zustand, von der liberalen Gesellschaft neu verhandelt wird, entsteht Hass auf die, die die eigene Legitimität in Frage stellen.

    Was wollen Sie damit sagen? Dass es in Wahrheit sehr unfair ist, wenn sich ein weißer Mann eine Wohnung leisten kann? Oder am Ende seines Arbeitslebens eine Rente hat, von der er leben kann? Weil es in Nigeria oder in Indien Menschen gibt, die keine Wohnung und keine Rente haben? Und man sich deshalb seiner Wohnung als Privileg schämen muss, selbst wenn man fürchtet, sie bei der nächsten Mietsteigerung zu verlieren?

    Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie damit die soziale Ungerechtigkeit innerhalb westlicher Gesellschaften verteidigen, weil Sie keinen Unterschied machen zwischen einem Multimillionär und einem Hartzer? Dass Sie den unvorstellbaren Reichtum Weniger aus der Schusslinie nehmen, indem Sie den Vielen vorhalten, sie sollten mal „ihre Privilegien checken“ – eigentlich gehe es ihnen doch viel zu gut?

    Diese Volte der Pomo-„Linken“, wonach letztlich nicht die Armut der Anderen das Problem ist, sondern der eigene „Reichtum“ in Form einer gemieteten Zweiraum-Wohnung Anlass zur Scham sein sollte – der hat die Linke insgesamt für die Sorgen ihrer ureigensten Klientel blind und taub gemacht. Wer sagt: „Scheiße, ich kann meinem Kind die Klassenfahrt nicht bezahlen!“, bekommt zur Antwort: „Dass Du die Teilnahme an Klassenfahrten für normal hältst, entlarvt Dich als verwöhnten, weißen Privilegien-Honk.“ Eine eiskalte Moral.

  7. Vor kurzem habe ich mich noch leicht „sehnsüchtig“ an die Zeiten vor 20 Jahren zurückerinnert, als nach jedem Amoklauf fröhlich die Ursache monothematisch auf Killerfilme/spiele geschoben wurde, und nicht fröhlich nach jedem Anschlag rassistisch rumgezündelt wurde. (Okay, das wurde auch; ich hatte die Zeit noch nicht politisch mitgeschnitten und mich hat insbesondere als trauriges Highlight Rostock-Lichtenhagen im Zuge der 25-Jahre-Berichtersattung fassungslos zurückgelassen)
    Dass die Thematik mit den „Videospiele lösen die Gewalt aus“ durch Seehofer ausgerechnet bei einem rechtsextremen Terroristen wieder sein Comeback feiert, hinterlässt bei mir einen säurigen Rest in der Magengrube, überrascht mich aber leider auch nicht wirklich.

  8. Liebe/r Kakapo, „Rassismus ist für mich das Verknüpfung von nicht (leicht) änderbaren (oft aber nicht immer biologischen) Merkmalen einer Gruppe von Menschen mit negativen Verhalten.“ ist nur ein Teil von Rassismus. Rassismus bedingt automatisch auch die Überhöhung derjenigen, die einem selbst als besonders ähnlich erscheinen – also z.B. die Einteilung von Weißen als überlegen und Schwarzen als unterlegen, oder auch die generelle Zuschreibung von Verhaltensweisen oder Eigenschaften zu einer imaginierten ‚Rasse‘. Ihre Rassismusdefinition ist also an einer entscheidenden Stelle unvollständig – günstigerweise für Sie an einer Stelle, die es Ihnen ermöglicht, der Autorin Rassismus unterstellen zu können, auch wenn sie gar keinen zeigt.

    Abgesehen davon postuliert sie überhaupt nicht, dass die Hautfarbe und das Geschlecht ein biologisch determinierter Faktor für das negative Verhalten der beschriebenen Leute sind. Sie schreibt von Codes, homogenen Milieus und ausgrenzendem Verhalten, die es verstärken, Eigenschaften wie die eigene Männlichkeit und die eigene Ethnie zu überhöhen. Und wenn Sie dann davon ausgehen, dass in ‚der Szene‘ wenig Mächtige sind: Bitteschön, dann haben Sie doch selbst ein Beispiel geliefert, wie die eigene Ethnie und Geschlecht herangezogen werden können, um rassistisch und sexistisch zu agieren: Nach dem Motto „immerhin kann ich noch nach unten auf diejenigen treten, die nicht weiß oder so männlich sind wie ich“.
    Und mit Ruanda hat das alles gar nichts zu tun, das wissen Sie auch, das ist eine Scheindebatte.

  9. @#2.
    Bei jemandem, der ein Leben ohne exzessive Gewalt, gleich ob virtuell oder real, als unbefriedigend empfindet, muss in der vorangegangenen Sozialisation (Erziehung) etwas grundlegend schiefgegangen sein. Daraus folgt: man muss sich Sorgen machen um das Weltbild, die Rechtsauffassung und die Vorstellung von Ordnung in großen Teilen der Bevölkerung.

  10. @#4.
    Wie in allen Ihren Kommentaren interpretieren Sie wieder einmal reichlich Aussagen hinein, die nirgends gemacht wurden. Ich kann da nur erkennen, dass betroffene Hunde bellen.

  11. @MrRe
    Es war zu erwarten, dass eine Antwort kommt, die klarstellt, Rassisten sind immer die anderen. Dies muss so sein, da es sich bei dem Wort „Rassismus“ um eine negative Beschreibung einer Ideologie und von Verhaltungsweisen geht. Niemand sagt, ich bin Rassist und das ist gut so (nicht mal die NSDAP in ihrer Hochphase). Was ist am Rassismus nun so gefährlich, dass es sich um einen schwerwiegenden Vorwurf handelt? Die Tatsache, dass negative Verhaltensweisen mit einer nur schwer änderbaren Eigenschaft verknüpft werden, bedeutet im Umkehrschluss, dass diese negative Verhaltensweisen auch nicht änderbar sind. Die im Text angesprochenen Gamer können sich auf Kopf stellen und mit den Beinen wackeln, Sozialkurse ohne Ende besuchen, sie werden immer Bleichgesichter bleiben. Wenn die Hautfarbe aber das Verhalten bedingt, bleiben die negativen Verhaltensweisen bestehen. Dies hat zwei fatale Folgen. Die Eine umschreiben Sie in Ihrem Posting: Rassismus als Legitimation, hier etwa: „Ich bin halt ein weißer Mann, wie soll ich anders als sexistisch sein. Liegt halt in meiner Natur.“ Die zweite Folge ist noch fataler: Da eine Verhaltensänderung nicht erreichbar ist, kann das Ende des negativen Verhaltens nur durch Eliminierung der Träger den unabänderlichen Merkmals erreicht werden. Also Isolierung, Vertreibung oder Massenmord. Rassismus zu Ende gedacht, bedeutet Tod und Verderben. Möchte die Autorin alle weißen Männer umbringen? Ich bin sicher, sie würde dies empört von sich weisen. Ich verweise aber auf das Einstein Zitat: „Die Majorität der Dummen ist unumstößlich, ihr Schrecken wird aber gemildert durch einen Mangel an Konsequenz.“ Es sagte dies vor den Ereignissen der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
    Im einzelnen:
    Sie behaupten, „Rassismus bedingt automatisch auch die Überhöhung derjenigen, die einem selbst als besonders ähnlich erscheinen“. Ich halte dies eher für eine Folge von Rassismus als für ein Definitionsmerkmal. Ich lese aber den Text schon so, dass die Autorin sich als oberhalb des Niveaus der „jungen weißen Männer“ sieht, ihr Merkmal ist also hier erfüllt.
    Anatol Stefanowitsch weist zurecht daraufhin, dass bei der Beurteilung von 99% aller Sachverhalte die Hautfarbe überhaupt keine Rolle spielt. Dies bedeutet, dass allein die Erwähnung der Hautfarbe ein Indiz für Rassismus ist. Auch bei der Beurteilung der sozialen oder psychologischen Folgen der Gamer Szene, spielt die Hautfarbe keine Rolle. Die Behauptung alle Gamer sind Weiße wäre ja auch absurd. Ich bin nicht mal sicher, ob der Anteil der Menschen mit weißer Hauptfarbe bei Gamern größer ist als im Bevölkerungsdurchschnitt. Auch die Aussage Gamer mit nicht weißer Hautfarbe seien irgendwie weniger sexistisch oder gewaltbereit, erscheint absurd.
    Damit liegt hier Rassismus vor, ich sagte nicht dies nicht, um die Autorin zu dissen, würde mich aber freuen, wenn zukünftig darauf verzichtet werden könnte.

  12. @Kakapo3:
    Das muss kein Rassismus sein. Vllt. ist sie einfach nur von oben herab.

    @ Mr Re:

    Rassismus bedingt automatisch auch die Überhöhung derjenigen, die einem selbst als besonders ähnlich erscheinen

    Ja, das passiert _automatisch_, ist demnach tautologisch. Entweder, sie hält weiße, junge Männer für was schlechteres als sich selbst, dann hält sie sich für was besseres als weiße, junge Männer, oder sie hält weiße, junge Männer nicht für was schlechteres, dann hält sie sich selbst nicht für was besseres. Da wir keine Gedanken lesen können, können wir das nicht entscheiden.

    In dubio pro rea nehme ich an, dass das bloß schlecht formuliert war.

  13. @Mycroft (13.): Ich denke nicht, dass das tautologisch ist, denn es geht darum, dass man nicht nur *sich selbst*, sondern quasi „Seinesgleichen“ bezogen auf Zuschreibungen zu einer imaginierten „Rasse“ für etwas Besseres hält. Erstens hält Frau Ouassil weiße, junge Männer sicherlich nicht für etwas Schlechteres, weil diese die Eigenschaften „Weiß, jung, männlich“ haben und zweitens ja noch lange nicht alle für etwas Besseres, die die Eigenschaften „nicht-Weiß (?), jung, weiblich“ haben (also so sind, wie sie selbst sich vermutlich sieht). Es geht dabei um das Zuschreiben von Menschen zu Gruppen, und auch sich selbst zu einer Gruppe – darum ging es mir, nicht nur die eigene Überhöhung, sondern auch die Überhöhung aller, die ’so sind wie ich‘ aufgrund vermeintlicher biologischer oder kultureller Merkmale.

    @Kakapo: Ja, war klar, dass da Widerspruch kommt. Liegt halt daran, dass Sie unvollständige Rassismusdefinitionen anbringen, natürlich gibts da Widerspruch. Ich behaupte auch nicht einfach nur, dass die Überhöhung der eigenen Gruppe Definitionsmerkmal von Rassismus ist, das ist Teil der gängigen Definition (hier ganz einfach für Kinder erklärt: https://www.hanisauland.de/lexikon/r/rassismus.html, ansonsten etwas detaillierter z.B. bei Memmi (1992)).
    Der Rest ihrer Replik ist echt grenzwertig trollig. Nein, die Autorin schreibt nicht, dass bestimmte Leute scheiße sind, weil sie weiß sind, sondern weil sie sexistisch und rassistisch sind. Nein, die Autorin möchte nicht alle Weißen umbringen. Nein, sie schreibt nicht, dass die angesprochenen Gamer tun können, was sie wollen und immer doch ’schlecht‘ blieben. Nein, sie schreibt nirgends, dass sie sich über junge, weiße Männer per se stellt – es geht um junge, weiße, rassistische (!), sexistische (!) Männer. Ich vermute, Sie selbst halten sich auch für etwas Besseres als einen Rassisten und Sexisten. Und wenn Sie dann noch einen Beleg liefern könnten, wo die Autorin schreibt, nicht-Weiße Gamer seien besser als Weiße, könnte man wenigstens nachvollziehen, woher sie diese fixe Idee haben.
    Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen: Rassismus als Legitimation ist natürlich genau ein Problem des Rassismus, da haben Sie recht. Mir ist allerdings völlig schleierhaft, wie Sie von der Zuschreibung, dass manche Menschen sich ihr eigenes schlechtes Verhalten damit schönreden können, auf „Eliminierung“ kommen, die ja eher (siehe Halle, Christchurch etc.) die Fantasie eben jener Rassisten ist, und ganz genau nicht derer, die sich gegen Rassisten stellen.

  14. @Mr Re:
    ääh, doch? Falls Frau Ouassil oder sonstwer annehmen würde, Menschen mit den biologischen Eigenschaften x,y,z seien irgendwie schlechter als der Durchschnitt, dann kann das nur so sein, wenn Menschen ohne diese Eigenschaften mehrheitlich besser als der Durchschnitt wären. Also überhöht man so logischerweise Menschen mit nicht-x, nicht-y und nicht-z (Klassischerweise kommt sowas von Leuten mit nicht-x, nicht-y und nicht-z). Alternative wäre, Frau Ouassil oder sonstwer hielte sich persönlich für was besseres als alle oder fast alle anderen Menschen. Fairerweise sei gesagt, dass Ouassil eine recht helle Haut hat und Mitte 30 ist, „jung und weiß“ träfen bei nicht allzu pingeliger Auslegung auch auf sie zu.
    Weiterhin, und deshalb kann ich Kakapo3 nachvollziehen, real existierende Rassisten sagen auch selten konkretes wie: „Menschen mit x, y und z sind schlechter als andere Menschen.“ Sie erwähnen aber gerne mal Eigenschaften in einem textuellen, räumlichen oder zeitlichen Kontext mit anderen Sachen, ohne einen _kausalen_ Zusammenhang zu behaupten, damit man ihnen nicht beweisen kann, dass sie Rassisten sind. Kakapo3s Reaktion ist diesbezüglich verständlich. Es ist ein _Indiz_.
    Noch weiterhin, der Teil mit dem „neu verhandelten ‚Privilegien'“, den Kritischer Kritiker anspricht, ist ziemlich zynisch – nicht rassistisch, wohlgemerkt – wenn er auf Ostdeutsche angewandt wird und insbesondere, wenn er von Westdeutschen kommt.

    Und – mal ganz verrücktes – vllt. stellt sich eines Tages heraus, dass nur 10% aller rechtsradikalen Attentäter in der Gamer-Szene aktiv sind, aber 90% ostdeutsche Scheidungskinder, die beim Bund waren? Reine Theorie, hat nichts damit zu tun, dass meine Eltern sich nicht scheiden ließen, im Westen lebten und ich Zivi war.

  15. @#13.
    Was für ein Glück für mich, dass ich schon seit 68 Jahren einmalig und unübertroffen bin. Das hat den Vorteil, dass ich mich nicht mit braunem und schwarzen Gesocks gemein machen muss in dass ich mir auch nicht von rot/grün versorgten Ideologen sagen lassen muss was ich zu denken habe. Ich habe schon vor 63 Jahren freiwillig und ganz allein entschieden, nie zu fliegen, keinen Führerschein zu machen, meine Arbeitsplätze nach der Nähe zur Wohnung auszuwählen und umgekehrt, mich mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV fortzubewegen (dass ich mich seit 4Jahren mit dem Rollstuhl fortbewegen muss, war nicht freiwillig). Ich habe mich aber genauso dafür entschieden, seit 63 Jahren, bekennender Alkoholiker, begeisterter Raucher und gelegentlicher (2-3 mal/Monat) Kiffer zu sein. Sogar wenn mein Hausarzt, meine Neurologin mein Internist und mein Pneumologe der Meinung sind, dass ich bei meinem aktuellen gesundheitlichen Zustand, in Verbindung mit meiner Lebensweise, kaum älter als 95 werden kann. Mir war aber schon mit 15 egal, wie lange ich lebe, weil ich weiss, dass trotz aller Wahrscheinlichkeitsrechnung, der Zeitpunkt, der Ort und die Ursache des Sterbens rein zufällig sind. Deshalb sehe ich die Ursache für Rassismus oder Sexismus in der Denkunfähigkeit, Unselbstständigkeit und dem Mangel an Selbstvertrauen dieser geistig und seelisch armen Menschen. Leider sind sie trotzdem hochgefährlich und dürfen vom Rest der Gesellschaft nicht ignoriert werden.

  16. @#13.
    Sie haben das „h“ vergessen. Aber die Idee: „im Zweifel für die Wiederherstellung“ ist durchaus bestechend. Besonders wenn es um die Wiederherstellung der beschädigten Menschenwürde oder der körperlichen Unversehrtheit geht.

  17. Mycroft, ich habe das Gefühl, wir reden ein bisschen aneinander vorbei, aber immer auf recht freundliche Weise. Ich verstehe die Logik hinter ihrer Argumentation und ja, dahingehend ist war mein Hinweis mit der Überhöhung der eigenen Gruppe tautologisch, da Herabsetzung und Überhöhung nur im Paar funktionieren.
    Ich denke trotzdem, dass es wichtig ist, beide dieser Seiten explizit zu machen, aus zwei Gründen: Erstens ist es ja nicht ein rein mathematisch-logischer Prozess, wenn a dann auch b (Rassismus ist nicht logisch, nur so nebenbei), sondern eine bewusste Entscheidung, nicht nur logischer Zufall, die eigene Gruppe zu überhöhen.
    Zweitens: Die Überhöhung der eigenen Gruppe war ja etwas, dass ein anderer Beitragender hier bewusst weggelassen hat, um es sich einfacher zu machen, „Rassismus!“ zu schreiben. Hätte er den Überhöhungs-Part von vornherein dabeigehabt, wäre es ungleich schwieriger gewesen, dies zu schreiben – denn da sind wir uns doch einig: Nirgends im Artikel wird geschrieben, dass Weiße schlechter sind als Nicht-Weiße, weil sie weiß sind. Dies war eine Unterstellung des anderen Diskutanten, gegen die ich mich stellte. Die Überhöhung der eigenen Gruppe gleichzeitig zur Herabsetzung der anderen (das, was Memmi die „verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“ nennt) kommt im Text überhaupt nicht vor und wurde bloß böswillig unterstellt, um angeblichen Rassismus gegen Weiße entdecken zu können, anstatt sich mit der relevanten Kritik (Sexismus und Rassismus in homogenen, sich selbst verstärkenden und radikalisierenden geschlossenen Gruppen) auseinandersetzen zu müssen.

  18. @Mr Re
    Sie haben meine Intention leider völlig falsch verstanden. Antirassismus ist für mich kein Kampfbegriff um politische Gegner zu diffamieren. (Im Bereich Sexismus sind die Autorin und ich komplett auf einer Linie) Sondern ich halte das rassistische Denkmodell für so gefährlich und geeignet Verbrechen zu legitimieren, dass es einer aktiven Reflexion bedarf, was bedeuten bestimmte Sätze eigentlich und zwar unabhängig davon, ob die Verfasserin diese Bedeutung intendiert hat oder nicht.
    Wie Mycroft schon gesagt hat, sind rassistische Äußerung selten so deutlich, wie Sie es hier einfordern: „Nirgends im Artikel wird geschrieben, dass Weiße schlechter sind als Nicht-Weiße, weil sie weiß sind.“ Stände dieser Satz im Artikel, wäre er vermutlich hier nicht erschienen.
    Es stellt sich für mich doch weiterhin die Frage, warum wird im Artikel mehrfach (!) die Hautfarbe im Zusammenhang mit nicht erwünschten Eigenschaften erwähnt?
    Auch Sie konnten dies bislang nicht erklären, außer breit darzulegen, was alles nicht damit gemeint ist.

  19. @Mr Re
    In der Theorie mögen Sie Recht haben, in der Praxis machen Sie es den Rassisten zu einfach. „Er hat gesagt, Afrikaner seien sexistisch! Das ist rassistisch!“ – „Aber er hat nicht gesagt, dass Europäer weniger sexistisch sind. Wo ist da die Überhöhung der eigenen Gruppe?“ – „Achso. Sorry, mein Fehler!“
    Wegen der engen Verknüpfung zwischen „Abwertung der anderen Gruppe“ und „Aufwertung der eigenen Gruppe“ muss der Rassist letzteres nicht jedesmal dazu sagen, es ist ja impliziert im ersteren enthalten. Rassisten sind halt faul.

    Das Problem mit den homogenen Gruppen sehe ich auch, aber im Unterschied zu Seehofer UND Ouassil bin ich der Ansicht, dass hier Ursache und Wirkung genau umgekehrt zu dem sind, was sie vermuten. Zumindest bei homogenen Gruppen, die sich im I-Net bilden, ist das weder Zufall noch Schicksal. Rassisten, Sexisten und dergleichen werden nicht Rassisten, Sexisten etc., weil sie homogene I-Net-Gruppen bilden, sondern sie bilden absichtlich homogene Gruppen, um ungestört ihrem Rassismus, Sexismus oder was auch immer zu frönen.

    Und, ehrlich gesagt, es hätte eigentlich gereicht, zu sagen, Seehofers Vorurteile sind Vorurteile. Zu sagen, Seehofers Vorurteile sind bloß nicht detailliert genug und ein Ablenkungsmanöver, ist jetzt nicht ganz das, was ich als Widerspruch wahrnehme.

  20. Mycroft, ich bin mir sicher, dass wir uns da eigentlich sehr einig sind. Natürlich ist es nicht erst Rassismus, wenn man sagt „wir sind aber besser“. Mir ging es nur darum, zu verdeutlichen, dass die Gruppenbezogenheit wichtig ist – Rassismus wird sonst zu schnell zu einem Problem oder Verhalten von Einzelnen, was es nicht ist.
    Dass sich Rassisten etc. ihre homogenen Gruppen suchen, um dort ungestört ihren Fantasien zu frönen, ist sicherlich wahr. Aber dort landen halt auch Leute eher zufällig, die dort in den Malstrom hineingesogen werden. Und diejenigen, die sich die Gruppen selbst aussuchen, radikalisieren sich weiter – in der Welt außerhalb des Netzes passiert so etwas ja auch in Burschenschaften, Boxclubs, Lesekreisen oder wo auch immer.

    Kakapo3, ich vermute, dass der Verweis auf das Weißsein deshalb gegeben wird, um zu verdeutlichen, dass es hier eine Gruppe von Menschen gibt, die eben nicht der üblichen Gruppe von Menschen entspricht, die von der Öffentlichkeit als solche gesehen werden, auf die man mal lieber ein Auge haben sollte, da sie irgendwie anders oder bedrohlich scheinen. Sehen Sie sich doch die Debatte in den USA an – Angst wird geschürt vor Muslimen und Latinos, während der überwältigende Teil der Massenmorde von jungen, weißen Männern verübt wird.
    Wenn es Ihnen so sehr um die Reflexion der Bedeutung von Sätzen geht, dann sollten Sie vielleicht ebenso selbstkritisch mit Ihren eigenen Formulierungen umgehen…

  21. „Natürlich ist es nicht erst Rassismus, wenn man sagt ‚wir sind aber besser‘.“
    Das war aber Ihr Argument gegen Kakapo3.
    „Mir ging es nur darum, zu verdeutlichen, dass die Gruppenbezogenheit wichtig ist – Rassismus wird sonst zu schnell zu einem Problem oder Verhalten von Einzelnen, was es nicht ist.“
    Hat niemand hier behauptet oder angedeutet. Nebenbei, wenn irgendwer ein Vorurteil gegen weiße, junge Männer _hätte_ und Kakapo3 wäre einer, dann läge das Problem ja bei Kakapo3, weil er darunter leidet, nicht bei der/n Person(en) mit dem Vorurteil. (Die Phrase „ein Problem haben“ ist etwas doppeldeutig…)
    „Aber dort landen halt auch Leute eher zufällig, die dort in den Malstrom hineingesogen werden.“
    Echt jetzt? Es mag jetzt rein statistisch vorkommen, dass ein Mensch völlig ohne Antijüdische Vorurteile rein _zufällig_ in einer Gamergruppe voller Antisemiten landet, aber sich überzeugen lässt. Der umgekehrte Weg ist aber deutlich plausibler, mMn.
    „Und diejenigen, die sich die Gruppen selbst aussuchen, radikalisieren sich weiter“
    Das ist ja Sinn der Sache.
    „ich vermute, dass der Verweis auf das Weißsein deshalb gegeben wird, um zu verdeutlichen, dass es hier eine Gruppe von Menschen gibt, die eben nicht der üblichen Gruppe von Menschen entspricht, die von der Öffentlichkeit als solche gesehen werden, auf die man mal lieber ein Auge haben sollte“
    Ach, Neonazis sind meistens weiß? Da wäre die Öffentlichkeit ja nie von alleine drauf gekommen.
    Nebenbei hat Seehofer nirgends behauptet, dass man „ein Auge“ auf ältere afrodeutsche Frauen haben sollte. Dass in D. eine Angst vor Latinos geschürt würde, ist mir übrigens auch neu. Und die meisten linken Gewalttäter hierzulande sind auch weiße, junge Männer, ohne dass die Öffentlichkeit die Linke irgendwie für harmlos hält.

  22. Nein, das war nicht mein Argument gegen Kakapo.
    Ja, natürlich landen Leute in Peergroups und übernehmen die Meinung, die dort vorherrscht – oder meinen Sie, man wird mit rassistischen und antisemitischen Vorurteilen geboren, oder wo kommt so etwas her Ihrer Meinung nach?
    Wenn die Öffentlichkeit eh weiß, dass Nazis weiß sind, warum stört es Sie dann, dass dies erwähnt wird? Und warum haben Sie anscheinend in der öffentlichen Diskussion der letzten Jahre weggehört, als von diversen Ecken erzählt wurde, das echte Problem sei der „importierte“ bzw. muslimische Antisemitismus? Und niemand, ich auch nicht, schrieb, dass in Deutschland Angst vor Latinos geschürt werde. Und was haben Linke mit der ganzen Sache zu tun? Warum antworten Sie für Kakapo? Ihr letzter Beitrag hinterlässt bei mir mehr Fragen, als er mir hilft, Ihre Position zu verstehen.

  23. „…oder wo kommt so etwas her Ihrer Meinung nach?“ Unterschiedlich. Das kann von der „Peergroup“ kommen oder von den Eltern, Lehrern, Nachbarschaft, Arbeitgebern und -kollegen oder tatsächlich von Leuten, denen man zufällig im I-Net begegnet. Da man sich „Peergroup“, Eltern und Lehrer nicht, und Arbeitgeber, Kollegen und Nachbarn nur bedingt selber aussucht, die I-Net-Bekanntschaften aber schon, vermute ich, dass bei der Wahl von letzteren die eigene politische Ausrichtung bereits eine Rolle spielt. „Peergroup“ und I-Net-Community sind nicht deckungsgleich.
    „Wenn die Öffentlichkeit eh weiß, dass Nazis weiß sind, warum stört es Sie dann, dass dies erwähnt wird?“ Erstens, weil ich eigentlich nicht wie ein Idiot behandelt werden will. Zweitens, wenn jemand regelmäßig betont, dass Islamisten Moslems sind, unterstelle ich ihm irgendwann, dass er den Unterschied verwischen will. Keine Ahnung, ob das HIER der Grund ist, ich bin generell etwas argwöhnisch bei sowas.
    „Und warum haben Sie anscheinend in der öffentlichen Diskussion der letzten Jahre weggehört, als von diversen Ecken erzählt wurde, das echte Problem sei der „importierte“ bzw. muslimische Antisemitismus?“ Die Diskussion habe ich gehört, die alte „Die aber auch“-Routine. Frei nach Stokowski: den eigenen Juden verfolgt der Deutsche am liebsten selbst. Da man anscheinend „beide“ Antisemiten nicht sonderlich bekämpft hat, und da auch beide Antisemiten sich im I-Net treffen können, und da – vor allem – ein besserer Schutz von Synagogen gegen _beide_ Antisemiten gleichzeitig helfen würde – ich bezweifle hier tatsächlich, dass Ouassil hier „die aber auch!“ sagen will. Aber gut, Ihre Einschätzung ist so gut wie meine.
    „Und niemand, ich auch nicht, schrieb, dass in Deutschland Angst vor Latinos geschürt werde.“ Wozu erwähnen Sie sie dann? Bzw., wieso nehmen Sie an, dass das das Argument im obigen Artikel sei?
    „Und was haben Linke mit der ganzen Sache zu tun?“ Mehr als die Latinos, jedenfalls – wenn es so wäre, dass die Verbrechen von jungen _weißen_ Männern hierzulande irgendwie verharmlost oder ignoriert werden, würden ja insbesondere auch Verbrechen von jungen, weißen, linken Männern ignoriert werden. Sind Sie der Ansicht, dass das so sei?
    „Warum antworten Sie für Kakapo?“ Warum nicht? Sie antworten ja auch für Frau Ouassil.
    „Ihr letzter Beitrag hinterlässt bei mir mehr Fragen, als er mir hilft, Ihre Position zu verstehen.“ Das war nicht meine Absicht. Ich hoffe, das ist jetzt anders.

  24. (14.)
    „Nein, die Autorin möchte nicht alle Weißen umbringen.“

    Nicht alle?
    Da fällt mir ein Stein vom Herzen.

    „Nein, sie schreibt nirgends, dass sie sich über junge, weiße Männer per se stellt – es geht um junge, weiße, rassistische (!), sexistische (!) Männer.“

    Natürlich geht es nicht gegen weiße Männer per se.
    Es geht nur gegen weiße rassistische Männer.
    Und gegen weiße sexistische Männer.
    Und gegen weiße gewalttätige Männer.
    Und gegen weiße frauenfeindliche Männer.
    Und gegen weiße böse Männer.
    Und gegen weiße Männer mit Hakennase und stechendem Blick.

    Und überhaupt, kann man Samira el Ouassil dafür verantwortlich machen, dass es weiße rassistische Männer gibt?
    Kann Samira el Ouassil was dafür, dass es weiße sexistische Männer gibt?
    Kann Samira el Ouassil was dafür, dass es weiße gewalttätige Männer gibt?
    Kann Samira el Ouassil was dafür, dass es weiße frauenfeindliche Männer gibt?
    Kann Samira el Ouassil was dafür, dass es weiße böse Männer gibt?
    Kann Samira el Ouassil was dafür, dass es weiße Männer mit Hakennase und stechendem Blick gibt?
    Ich denke nein.

    Im Übrigen, das weiß man ja, getroffene Hunde bellen. Wer die Kolumne kritisiert, der ist wahrscheinlich ein weißer rassistischer Mann.
    Oder ein weißer sexistischer Mann.
    Oder ein weißer gewalttätiger Mann.
    Oder ein weißer frauenfeindlicher Mann.
    Oder ein weißer böse Mann.
    Oder ein weißer Mann mit Hakennase und stechendem Blick.

    Anstatt hier dumm rumzumeckern, sollen die sich erst mal an die eigene Nase fassen, die gewalttätigen weißen Männer, die sexistischen weißen Männer, die rassistische weißen Männer, die gewalttätigen weißen Männer, die frauenfeindlichen weißen Männer, die bösen weißen Männer, und die weißen Männer mit Hakennase und stechendem Blick.

    Deshalb, liebe Frau Samira el Ouassil, bitte lassen Sie nicht nach. Fahren Sie fort die Welt zu informieren über die gewalttätigen weißen Männer, die sexistischen weißen Männer, die rassistische weißen Männer, die gewalttätigen weißen Männer, die frauenfeindlichen weißen Männer, die bösen weißen Männer, und die weißen Männer mit Hakennase und stechendem Blick.

    Die Welt wird es eine bessere, wenn alle informiert sind über die gewalttätigen weißen Männer, die sexistischen weißen Männer, die rassistische weißen Männer, die gewalttätigen weißen Männer, die frauenfeindlichen weißen Männer, die bösen weißen Männer, und die weißen Männer mit Hakennase und stechendem Blick.

    Ein Problem ist noch zu lösen. Wir müssen verhindern, dass die weißen Männer ihre Hautfarbe camouflieren, z.B. in dem sie sich dunkel einfärben. Das sollten wir ihnen nicht durchgehen lassen.
    Wie wäre es, wenn weiße Männer per Gesetz verpflichtet werden, ihre Weißeigenschaft mit einem handtellergroßen weißen W zu zeigen, welches an gut sichtbarer Stelle auf die Kleidung zu nähen ist und dessen Verdecken durch Kragen, Taschen oder Aktenmappen bei Strafe verboten ist?

  25. @ Sensenmann, #26:

    Puh!

    „Im Übrigen, das weiß man ja, getroffene Hunde bellen.“

    Ich denke, das trifft Ihren Kommentar wohl am besten.

  26. @ Sensenmann,

    Selten so eine Wand voll peinlichem Gefasel gelesen. Aber um sich mal schön selber als Opfer aufspielen zu können, ist man sich anscheinend für nichts zu schade.

    Zum fremdschämen.

  27. Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben, Herr Sensenmann! Und fangen Sie jetzt bitte nicht an zu jammern. Sie haben dem rassistischen Pöbel den Spiegel vorhalten. Wenn der rot-grüne Mob mit Schaum vorm Mund vor Wut im Dreieck springt darob, ist das keineswegs überraschend.
    Sondern unvermeidlich.

  28. @ Gernot

    Scheint als wüssten sie nicht wie so ein Spiegel funktioniert.
    Sind aber auch sehr komplizierte Dinger.

    Aber der Tip, nicht gleich anfangen zu heulen kann man so stehen lassen.

    Gut wäre auch der Rat nicht hysterisch mit Übertreibungen, Vereinfachungen und Verdrehungen um sich zu schleudern bis man nur noch mit dem Pappkameraden argumentiert.

    Noch besser wäre, einfach nochmal drüberlesen ob man was man kommentiert überhaupt verstanden hat.

  29. @Gernot
    Du bist TITANIC-Redakteur, oder?
    Wenn die Antwort Nein lautet, frag mal deinen Arzt oder Apotheker. Irgendetwas hat da ganz schlimme Nebenwirkungen.

  30. Wie öfters sind die Seiten(ab)wege der Kommenta“toren“ sehr erhellend bis selbstentladend aua Autokorrektur selbstentzündend Mist Autokorrektur Mist selbstentlarvend,endlich!

  31. „Klar, es hängt alles zusammen und überschneidet sich: der Vernetzungscharakter einer Community, die Plattformen, die Gamification, die dort überwiegend agierenden jungen Männer; überhaupt: weiße, junge Männer – und dennoch landen wir mit dem ewigen Verdacht gegen Videospieler wieder bei dieser hilflos populistischen Stellvertreter-Panik vor Technik und Medien.“

    Nein, das stimmt so nicht mit den „überwiegend jungen Männern“, die folgenden Statistiken (am Ende dieses TL;DR) sprechen eine andere Sprache und bilden eine ganz andere Realität ab, als die der Autorin, bei der ich eher eine „Ahnung“ vermute. In der Altersgruppe des „Halle-Attentäters“ (20-29) Jahren) sind es schlappe 15%, selbst wenn man das Ganze altersmäßig etwas ausdehnen würde, mit „überwiegend“ klappt es da einfach nicht. Desweiteren zeigt die zweite Statistik, dass 45% der Gamer Männer sind und 41% Frauen, Gesamtzahl der Gamer wird je nach Quelle irgendwo zwischen 30-40 Millionen für D definiert. Wie es mit der Anzahl von Gamern in D mit Migrationshintergrund so aussieht, keine Ahnung, dazu habe ich nichts gefunden. Kann aber sagen, dass die Autorin hier in mehreren Punkten die ganz grobe Pauschalierungs-Keule auspackt, versucht zu suggerieren, dass es in der z.B. „Szene“ ein massives Problem mit „Sexismus“ gäbe (eigentlich sogar in Combo mit Antisemitismus und Rassismus) und das am Ende ihre eigentliche Mission, nämlich dem „Hotte“ in die Parade zu fahren kläglich misslingt, denn wenn selbst der „Einzeltäter“ von ihr durchaus in Frage gestellt wird, konstruiert durch: „Allerdings ist nicht zwangsläufig das Spielen identitätsstiftend für ihren Rechtsterrorismus – es ist ihr Hass.“. Und auch konstruiert durch die in keinster Weise auch nur annähernd belegte These: „Dass es sich in Halle um einen „Einzeltäter” handelte, mag außerdem aus Polizeisicht zwar stimmen. Es verschleiert aber den Blick darauf, dass sich niemanden in einem Vakuum radikalisiert. Jemand, der sich unter anderem durch den netzwerkdynamischen Charakter seiner ideologischen Peergroups zum Attentäter entwickelt, ist Teil eines ideologischen Netzwerkes. Sascha Lobo nennt solche Attentäter „Troll-Terroristen“.“

    Davon abgesehen, sind viele Gamer in Wirklichkeit „Multigamer“, zocken querbeet durch viele verschiedene möglichen Genres, die alle einzeln zu durchleuchten und auf „überwiegend junge Männer“ zu checken….der Ansatz der Autorin ist doch eigentlich gewesen: „Die „Gamer-Szene“ – also die Personen, von denen ich glaube, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) sie meint – verhält sich zu online radikalisierten Rechtsterroristen in etwa so wie Muslime zu Islamisten. Der Vergleich hinkt natürlich, aber es ist genauso schief und ein bisschen zum Verzweifeln, dass nach einem Attentat so erwartbar wie ablenkend eine Diskussion über Videospiele folgt; denn natürlich sind die Zusammenhänge komplexer und so ein vereinfachender Generalverdacht ist fast befremdlich naiv.“…
    …..und dennoch verfällt sie permanent den Verlockungen der Verallgemeinerung als Stilmittel um ihrem Anliegen auch den „richtigen“ Anstrich der Wichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Korrektheit zu geben, denn…: „Zur Abwechslung wäre es vielleicht angebracht, sich zunächst mit der deutschen Gesellschaft und Geschichte zu beschäftigen. Und wenn dann noch Zeit ist nach einem neuen, subversiven identitätsstiftenden Modell für moderne Männlichkeit zu fahnden, das nicht in wahnhaft-pervertierter Form zu einer brutalen und todbringenden Identitätskonstruktion führt.“ Also ich rekapituliere, es gibt in der Alterklasse des „Halle-Täters“ ca. 4 einhalb bis 6 Millionen Gamer. Davon sind vermutlich etwa die Hälfte Männer, wie hoch der Anteil der „jungen, weißen Männer“ tatsächlich ist, liegt im Dunkeln. Gehen wir einfach von 2 bis 2 einhalb Millionen aus, und gehen wir also weiter davon aus, dass von allen diesen „jungen, weißen Männer“ laut Einschätzung der Autorin eben auch eine latente Gefahr ausgeht in Richtung „wahnhaft-pervertierter Form zu einer brutalen und todbringenden Identitätskontrikton“. Dann ist immer noch die Frage, warum es so wenige Taten und Täter hier in D in den letzten Jahren, den Jahren der „Gamification“ der Massen gibt und gegeben hat?

    Aber zum Glück muss ich diese Frage nicht beantworten, ich schließe mich allerdings noch dem Kommentar an, der sich auf: „Habitus und Handlungen, Mediennutzung und Verhalten sind in steter Wechselwirkung. Die Gamingbranche hat zweifelsohne ein Sexismusproblem. Wie überall in der (sich allerdings langsam emanzipierenden) Popkultur wird auch dort in Erzählungen und Spielmechaniken ein männlich codierter Heroismus in interaktiv vermittelten Sexismus und Rassismus pervertiert. (Einen Paradigmenwechsel durch Aufklärung erreichte die Feministin Anita Sarkeesian mit ihrer Reihe „Tropes vs. Women in Video Games“.)“, bezieht. Frau Sarkeesian als Quelle zu benutzen ist sicher riskant. Davon abgesehen unterstellt die Autorin also pauschal der Gamingbranche ein Sexismusproblem, verschweigt allerdings, dass gewisse Darstellungen eben von den Machern/Schöpfern eben genauso gewollt sind, bzw. sich einfach an den Vorlagen wie Romane, Mangas/Comics oder Filmen halten. Es sind Geschichten, Stories und eben auch Fantasien die erzählt werden, der Logik der Autorin folgend, müssten viele Täter ha aus der „True Metal“-Szene kommen, denn dort geht es sicher mindestens so sexistisch zu wie in der gesamten Gamingbranche. Wer das alles nicht von der Realität trennen kann, hat ein Problem, aber Menschen mit diesem Problem gab es auch schon lange bevor das gaming entwickelt wurde, ja sogar schon bevor es das Fernsehen oder das Radio gab. Desweiteren gibt es übrigens in Games Horden von emanzipierten Heldinnen, ich fürchte allerdings, dass die Darstellung dieser Heldinnen der Autorin sicher auch missfallen wird.

    Die Exkursionen in Richtung „Täter“-Psychologie sollen hier anscheinend Hintergrundwissen belegen, leider kann man aber keinen Täter mit dem nächsten vergleichen und solange man eben nicht alle Details zu dem „Halle-Täter“ kennt, bleibt es nutzloses Füllmaterial, Spekulation und Ablenkung. Wie andere Kommentatoren schon schrieben, es geht immer wieder um Games, Filme oder auch Musik (siehe z.B. Judas Priest oder Metallica), wenn Amokläufer, Terroristen und gemeine Totschläger/Mörder alleine oder im Duo/der Gruppe zuschlagen, bisher hat, wenn ich nicht falsch liege, niemand jemals gefragt welche Lebensmittel oder Deos etc. die Täter benutzten, welche Lieder ihre Eltern ihnen als Säuglinge vorsangen…klingt lächerlich? Ist es auch, ebenso lächerlich wie die Einschätzung von bestimmten „Experten“, dass man pauschal die wahr gewordenen Gewaltphantasien so ganz banal mit dem Konsum von gewissen Games, Filmen oder auch Musik erklären kann.

    „Seehofers Ansage ist also plump und falsch und lenkt von größeren Problemen ab: von Antisemitismus, Rassismus, Sexismus. Darauf mit Augenrollen zu reagieren, ist allerdings auch nicht besser, weil es wiederum verleugnet, dass virtuelle Orte ein Ort für Radikalisierung sind und bei den größeren Problem eine Rolle spielen. Es geht nicht zwangsläufig um den Inhalt der Spiele, um den Akt des Spielens, sondern um den Boden, der das Spielen umgibt, und der Ressentiments gedeihen lässt.“……aha….also Stammtische, Fussballplätze, Parteizentralen, Universitäten, religiöse Einrichtungen oder der Arbeitsplatz sind m.M.n. ebenso gut geeignet um sich zu radikalisieren, sind aber keine virtuellen Orte und müssen daher nicht speziell behandelt werden, das ist eben so?…..allerdings bleiben eben Taten wie in Halle Einzelphänomene und am Ende des Tages wird von der Autorin viel Text benutzt um etwas zu konstruieren, was sie im Umkehrfall und in Bezug auf den radikalen Islamismus und die Gesamtmenge der Muslime doch schon im ersten Satz eindeutig relativiert hatte. Anstatt Seehofer für den wiederholten blinden Aktionismus zu kritisieren, anstatt den Finger in die offene Wunde einer desolaten Unions-Politik im Inneren im Allgemeinen zu legen und auch im Umgang mit dem konservativen Flügel der CDU, dieser Umgang bescherte der AfD z.B. Herrn Gauland wie der Autorin nicht entgangen sein wird. Stattdessen wird hier von der Autorin allen Ernstes versucht, aus einem Einzeltäter ein Massen-Phänomen innerhalb der Gamer-Szene zu konstruieren. Hatte der Täter am Tattag Nutella zum Frühstück? Trank er Nescafe? Bier? Las er auch noch Lustige Tachenbücher Comics? Oder die Bild-Zeitung? Nike oder Adidas Sneaker? Aber den VW-Kombi fuhr er…Diesel?

    Ich wurde bei diesem Artikel besonders skeptisch, weil es der Autorin eben nicht um die üblichen „Ballerspiele“ aka „Ego-Shooter“ ging, denn das wäre ja auch zu schön, zu einfach und würde allerdings auch sicher mehr Aufsehen erregen. Die „Ballerspiele“ sind übrigens im Moment absolutes Maß der Dinge in D bei den Verkaufszahlen, respektive der Spielerzahlen…ein Schelm wer der Autorin nun Kalkül unterstellen wollen würde…..denn: „Und wenn dann noch Zeit ist nach einem neuen, subversiven identitätsstiftenden Modell für moderne Männlichkeit zu fahnden……“, ist leider kein großes Tennis, sondern eine der größten Peinlichkeiten, die ich im Zusammenhang mit diesem Thema bisher gelesen habe. Und hier verliert und verirrt sich die Autorin im Dschungel der Themen die sie offenkundig umtreiben, darunter leidet am Ende nicht nur die Sachlichkeit…hier nun die Statistiken:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/290890/umfrage/altersverteilung-von-computerspielern-in-deutschland/

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/315920/umfrage/anteil-der-computerspieler-in-deutschland-nach-geschlecht/

  32. „[Die Terroristen] kombinierten häufig persönliche Kränkung (d.h. Wahrnehmungen, dass ihnen persönlich Unrecht getan wurde, Job verloren, Freundin getrennt) mit politischen Missständen (d.h. Wahrnehmungen, dass eine Regierungseinheit oder ein anderer politischer Akteur eine Ungerechtigkeit begangen hatte)…“

    Von da ist es ein ziemlich großer gedanklicher Sprung bis zu

    „Wenn alles, was einem aufgrund der eigenen – und als durchaus fair empfundenen – Privilegiertheit angeblich zustand, von der liberalen Gesellschaft neu verhandelt wird, entsteht Hass auf die, die die eigene Legitimität in Frage stellen.“

    Wenn Leute in den Rechtsextremismus abdriften, weil sie persönliche Erfahrungen gemacht haben, die sie als ungerecht oder frustrierend empfinden, oder weil sie politische Entscheidungen als ungerecht empfinden, dann ist für El Ouassil offenbar klar: Das sind weiße Männer, die es nicht verschmerzen, dass sie nicht länger eine Extra-Wurst gebraten bekommen. Eine komplexere Analyse – wie sie im Ansatz sogar bei den von El Ouassil zitierten Quellen anklingt – ist da offenbar überflüssig.

    Man vergleiche damit beispielhaft nur mal folgenden Artikel der Süddeutschen, der eine Studie zum Thema Rechtsextremismus in den Neuen Bundesländern referier:
    https://www.sueddeutsche.de/politik/studie-ueber-rechtsextremismus-schonungsloser-blick-auf-ostdeutsche-zustaende-1.3510433

    Es ergibt sich leider zunehmend der Eindruck, dass El Oaussil zu jenen Salon-Linken gehört, für die jeder weiße Mann ganz reale, bedeutsame Privilegien besitzt, die sein Leben bestimmen (mehr jedenfalls als etwa seine prekäre soziale Lage) – und dass er also nur deshalb frustriert sein kann, weil er es in seiner Selbstgerechtigkeit nicht ertragen kann, wenn es anderen Leuten ebenso gut zu drohen geht wie ihm selbst.

    Zudem neigt El Ouassil offenbar dazu, Kategorien, die im US-amerikanischen Kontext ihre Berechtigung haben, ohne Weiteres in den deutschen Kontext zu übertragen, wo sie mitunter jedoch nur in sehr speziellen Kontexten ergiebig sind. „Weiße haben immer Recht […]“ – unter anderem das halte man für „selbstverständlich“. Und das Wanken dieser Selbstverständlichkeit – so muss man El Ouassil wohl interpretieren – sei einer der Gründe für Rechtsextremismus.

    Spricht El Ouassil von Deutschland? In Deutschland ist fast die gesamte Bevölkerung „weiß“ bzw. wird als „weiß“ definiert – anders als in den USA, wo die Schwarzen eine große Minderheit darstellen und „Weiße“ und „Hispanics“ einander terminologisch oftmals gegenübergestellt werden.
    Die Kategorie der „Nicht-Weißen“ spielt hierzulande (auch für Rechtsextreme) daher mit Sicherheit eine sehr viel geringere Rolle als in den USA. Eine bedeutendere Rolle spielen hier in Deutschland doch wohl eher „autochthone“ vs. „nicht-autochthone“ Menschen und die Kultur (Stichwort „Islam“).
    Und soweit es um angebliche „Privilegien“ geht, sind es hierzulande im Allgemeinen doch wohl weniger die angeblichen Privilegien von „Nicht-Weißen“, die Rechtsextremen als Stein des Stoßes gelten, sondern die angeblichen Privilegien von Leuten aus Ländern mit nicht-europäischer Kultur im Allgemeinen.
    Dass es für Rechtsextreme hierzulande ein bedeutendes Ärgernis darstellen sollte, dass „Weiße“ gegenüber „Nicht-Weißen“ nun auf einmal nicht mehr immer Recht haben, ist daher nicht sonderlich plausibel – zumal diese Art von Rassismus (Weiße haben immer recht) in Deutschland eh schon lange (jedenfalls offiziell) nicht mehr salonfähig ist.

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