„Wir haben Freiheiten, die man sich vor 20 Jahren nicht vorstellen konnte“
Die „Space Frogs“ gehören zu den bekanntesten deutschen YouTubern: Fabian „Rick“ Rieck und Steven „Steve“ Schuto, beide 27, machen seit ihrer Schulzeit gemeinsam Webvideos, inzwischen hauptberuflich. Hinter ihnen steht keine Produktionsfirma; sie arbeiten nur mit einer Cutterin zusammen. Sie haben über eine Million Abonnentinnen und Abonnenten. Ein früher viraler Erfolg war das Video „Hund VS Katze – Wenn Tiere Menschen wären“.
Ein Gespräch über das Leben als hauptberuflicher YouTuber, über Rezo, Funk und Schlipsträger, Fluch und Segen des YouTube-Algorithmus, das Rätsel der Demonetarisierung und den festen Plan, in diesem Jahr einen Burn-Out zu vermeiden.
Ihr könntet jetzt berühmt sein! Ihr habt ein Video gemacht, das die halbe Medienbranche in Aufruhr versetzt hat. Leider hat die es in großen Teilen als „Rezo-Video“ wahrgenommen und verbreitet und nicht als „Space Frogs“-Video. Abgesehen davon – war das eine gute Form der Aufmerksamkeit?
Steve: Ich finde es ganz gut, mal zu polarisieren. Das ist jetzt nicht negativ.
Rick: Es ist positiv, dass sich ein paar Journalisten mal Sachen von uns angeguckt und gesagt haben: Hey, die sind ja gar nicht mal so kacke. Ganz andere Leute wissen jetzt, wer wir sind. Und ich weiß, dass der Chef von „Bild“ mein Gesicht kennt.
Wir würdet ihr beschreiben, was ihr macht?
Steve: Wir machen Unterhaltungsvideos, und davon ist ein Großteil Satire.
Rick: Eines unserer Lieblingswerke ist unsere Parodie auf die Funk-Dokumentation „Lösch Dich“. Die kritisiert etwas auf lustige Art. Ich mag es, Sachen durch den Kakao zu ziehen und Leute zum Lachen und dadurch zum Nachdenken zu bringen. Aber wir machen auch La-di-da-YouTube-Videos.
Steve: Einfach mal ein bisschen blöd sein.
Rick: Sowas wie unser Minecraft-Projekt: Einfach spielen und das filmen und zusammenschneiden.
Das Video, in dem ihr mit Rezo die „Bild“-Zeitung durchblättert, war auch eher nicht die fundierte recherchierte Abrechnung.
Rick: So war das auch nicht geplant. Das sollte ein kleiner Klamauk sein.
Steve: Das hat sich ganz anders entwickelt, aber man weiß vorher nicht, wo es hingeht. Wir hatten auch noch nie mit Rezo gedreht.
„Ein Haufen an Kritikern, die woanders nicht willkommen sind“
Im Video sagt ihr, dass es bei YouTube – viel mehr als bei den alten Medien – eine gesunde Kultur gibt, sich gegenseitig zu kritisieren.
Steve: Das ist so. Es gibt Kritiken, die wirklich Leute zerstören, weil sie wirklich gut recherchieren. Und sie einfach auseinandernehmen, aber total sachlich dabei sind.
Ihr habt das mit dem YouTuber Herr Newstime gemacht.
Rick: Das war aber auch sehr klamaukig. Es gibt eine Kritikerszene, die in verschiedenste Richtungen geht. Einer der bekanntesten ist Kuchen-TV. Ultralativ, die machen das sehr hochwertig. Robin macht es jetzt auch öfter.
Es gibt auch viele skurrile Leute wie zum Beispiel „Die vulgäre Analyse“. Der ist eher rechts, sehr vulgär und hasst den Islam. Die ARD hat mehrere seiner Kanäle wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen löschen lassen. Dadurch ist er aber nur größer und extremer geworden. YouTube hat einen bunten Haufen an Kritikern, die woanders nicht willkommen sind. Von berechtigt links-kritisch bis hin zu rechtsextrem.
„Der Algorithmus ist das größte Rätsel der Menschheit“
Ihr seid Urgesteine der deutschen YouTube-Szene, seit neun Jahren dabei. Trotzdem musstet ihr jetzt einen eurer drei Kanäle schließen – weil der YouTube-Algorithmus ihn für „tot“ gehalten hat. Was war da los?
Steve: Es war nicht so, dass wir ihn zumachen mussten. Aber du brauchst eine gewisse stabile Watchtime im Monat: Die Leute müssen lange deine Sachen schauen, am besten davon noch weiterklicken.
Rick: Und man muss eine gewisse Regelmäßigkeit haben, damit der Algorithmus versteht, was dieser Kanal ist und macht.
YouTube fördert und belohnt also diese klaren Termine, etwa: Jeden Dienstag und Donnerstag gibt es ein neues Video?
Rick: Ja. Es gibt Kanäle, die sehr unregelmäßig Inhalte hochladen und trotzdem hervorragend funktionieren. Die haben dann aber auch hammerfettgeile Videos. Ein Beispiel ist der Animationskünstler TheOdd1sOut. Da merkt der Algorithmus, dass die Leute sich freuen, wenn nach einem Monat wieder ein Video kommt und entsprechend einschlägt. Das haben wir wahrscheinlich bei unserem Space-Frogs-Kanal nicht hingekriegt. Und manchmal kam da drei Monate nichts.
Was passiert dann? Werden die Videos, die ihr da veröffentlicht, anderen Leuten nicht mehr vorgeschlagen? Haben euch auch Leute, die den abonniert haben, nicht mehr gesehen?
Rick: Das Ding ist halt: Das weiß man nicht so genau. Das ist alles immer Gefühl. Der Algorithmus ist das größte Rätsel der Menschheit.
Steve: Früher sah man auf der Startseite von YouTube die Videos von den Leuten, die man abonniert hat. Heute werden da Sachen vorgeschlagen, von denen YouTube denkt: Das willst du wahrscheinlich als nächstes schauen.
Aber ihr habt einfach gesehen: Die Zugriffszahlen sind runtergegangen? Eine Erklärung wäre ja auch, dass die Leute euch einfach nicht mehr mögen.
Rick: Es gibt einen Faktor, der nichts mit dem Algorithmus zu tun hat: Die Leute haben das mit unseren drei Kanälen nie wirklich verstanden. Wir hatten bisher zwischen Fiktionalen und Nicht-Fiktionalen Inhalten getrennt. Jetzt laden wir alles in einen Kanal. Und wir nutzen unsere aufwändigen fiktionalen Videos als Flaggschiff-Videos. Die können auch viral gehen, und das hilft dann unserem gesamten Kanal. Und sowas merkt auch der Algorithmus, dass die ganze Aufmerksamkeit hierauf geht. Jetzt haben wir daneben nur noch unseren Gaming-Kanal, aber das kann man besser trennen.
„Ich mag nicht, zu sehr auf dem Algorithmus rumzuhacken“
Ihr lebt von Euren Videos. Ist es nicht furchtbar, von dem verdammten Algorithmus abhängig zu sein?
Rick: Ich mag es nicht, zu sehr auf dem Algorithmus rumzuhacken.
Steve: Das Ding arbeitet so, dass so viele Leute wie möglich so lange wie möglich auf YouTube bleiben. Danach richtet sich der Content jetzt auch automatisch.
Rick: Trends verändern sich, und der Algorithmus merkt das. Das geht halt eins in eins. Viele Creator sagen: Der Algorithmus ist schuld, deshalb krieg ich keine Klicks mehr. Weil sie nicht einsehen wollen, dass sie selber vielleicht nicht mehr trendy sind.
Aber wenn YouTube morgen beschließt, ab jetzt machen wir etwas ganz anders, habt ihr ein Problem.
Steve: Klar ist das doof, aber das Risiko sind wir eingegangen. Es ist eine Plattform. YouTube hat uns diese Möglichkeit gegeben, und dafür sind wir ziemlich dankbar. Wir wissen, dass wir davon abhängig sind. Wir können nicht sagen: Das ist jetzt aber unfair, YouTube, dass du das jetzt umgedreht hast, es geht doch hier um uns.
Rick: Die Macht liegt aber trotzdem mehr beim Publikum. Der Algorithmus richtet sich komplett nach dem Publikum, dadurch haben wir unsere Daseinsberechtigung. Das finde ich eigentlich ganz vernünftig. Klar, es hat Schattenseiten. Trotzdem, wir konzentrieren uns lieber aufs Publikum, als uns bei irgendwelchen Schlipsträgern einschleimen zu müssen, damit man Sendezeit bekommt. Das haben wir von Anfang an gemacht, es funktioniert gut, und im Endeffekt entscheidet ja auch für die Schlipsträger und die Fernsehleute das Publikum. Bei uns ist das direkter. Und wir haben Freiheiten, die man sich vor 20 Jahren nicht vorstellen konnte.
„Rezo ist anscheinend Clickbait für alte Medien“
Aber dafür müsst ihr euch beim Publikum einschleimen. Und man sieht ja auch an vielen Stellen bei YouTube, wohin es führt, wenn alle verzweifelt darum kämpfen, Aufmerksamkeit abzubekommen – mit überdrehten Inhalten, irreführenden Vorschaubildern, immer irrerem Clickbait. Ihr seid da relativ zurückhaltend.
Rick: Wir lügen nicht. Wir wollen nicht lügen.
Steve: Wir versuchen immer noch eine Waage zu finden zwischen Ehrlichsein und Neugierwecken. So haben wir unser Publikum auch behalten, weil sie wissen, wir verarschen sie nicht.
Rick: Klar, niemand klickt auf einen langweiligen Titel. Aber es gibt immer irgendwelche Trends, und wenn alle etwas machen, ist es manchmal auch schlau, etwas anderes zu machen. Denn es gibt immer genug Leute, die von den Trends genervt sind.
Rezo als Gast ist ja im Grunde an sich schon Clickbait.
Rick: Es ist anscheinend Clickbait für alte Medien.
Steve: Wir hatten erwartet, mit ihm als Gast ein paar mehr Zuschauer zu haben, auch weil wir noch ein Video für seinen Kanal gedreht haben, als Cross-Promotion. Aber dass es so ausartet, dass der Journalistenverband darüber schreibt, dass es Hetze ist, das ist sooo lustig! Das zeigt nur, wie viel Angst die haben.
„Funk hat ganz schön viele Leute, die gar nicht mal so gut sind“
Ihr habt auch ein Kritik-Video über das öffentlich-rechtliche Videoangebot Funk gemacht.
Rick: Funk hat das Problem, dass sie ganz schön viele Leute haben, die gar nicht mal so gut sind. Was halt auch daran liegt – das ist jetzt ein bisschen gemein –, dass sie halt die Leute kriegen, die es auf dem freien Markt nichts hinkriegen.
Hat Funk auf euer Video reagiert?
Rick: Der Programmchef Florian Hager hat uns geschrieben. Das las sich ungefähr: Yo, wenn ihr diese E-Mail lest, wisst ihr, wir haben das Internet verstanden, denn wir haben euch eine E-Mail geschickt, yo. Kommt doch mal her zu uns, wir laden euch ein, dann können wir darüber reden. Wir haben dann geschrieben: Worüber wollt ihr reden? Dieses Jahr sind wir halt maximal darauf eingestellt, keinen unnötigen Kack zu machen. Wir haben keine Lust, nach Mainz zu fliegen. Wir haben aber auch wirklich nicht verstanden, worüber die reden wollen. Ihr habt unser Video doch gesehen – reagiert doch mal.
Euer Video war jetzt keine Fundamentalkritik, sondern vergleichsweise differenziert.
Rick: Ja, am Ende haben wir maiLab gefeiert! Aber dann hat Funk nicht mehr geantwortet. Stattdessen haben sie andere Leute angerufen und gefragt, was mit uns denn los ist. Die haben das nicht verstanden, dass ein Kanal wie wir sie kritisiert. Die sind vor allem gewohnt, kritisiert zu werden von der rechten Kritikerszene, da können sie einfach sagen, das sind Rechte, darauf müssen wir nicht eingehen – auch wenn es da durchaus berechtigte Kritik gibt.
„Fünf-Tage-Woche, von 10 bis 18 Uhr“
Seit wann seit ihr hauptberuflich YouTuber?
Rick: Etwa seit 2013, 2014.
Habt ihr einen geregelten Büro-Arbeitstag?
Rick: Wir versuchen eigentlich eine Fünf-Tage-Woche zu machen, so von 10 bis 18 Uhr.
Und ihr lebt von den Werbeeinahmen.
Steve: Hauptsächlich. Und wir haben ab und zu Product Placements oder Kooperationen, zum Beispiel von Spiele-Produzenten. Für die Reihe „Assassin’s Creed“ sind wir nach Griechenland geflogen.
Rick: Die haben uns sogar Produktionsgeld gegeben, so dass wir ein Team bezahlen konnten, um ein schönes Video zu drehen.
Steve: Und dann gibt es klassische Dinger, wo wir nur ein Produkt unterbringen.
Rick: Wir versuchen schon immer, ein nettes Video draus zu machen. Das geht mal besser, mal schlechter.
Und die kennzeichnet ihr korrekt als Werbung?
Rick: Wir haben das immer deutlich gemacht.
„YouTube ist massiv überfordert mit der Masse der Creators“
Ein großes Thema ist, dass YouTube immer wieder Videos von der Monetarisierung ausnimmt – das heißt, da erscheint dann keine Werbung und dem Creator entgehen die Einnahmen.
Rick: Das Problem ist die fehlende Kommunikation. Und oft scheinen die Gründe mit Regeln aus den USA zusammenzuhängen. Einmal wurde ein Video eines befreundeten YouTubers demonetarisiert, weil auf dem Vorschaubild ein Kondom zu sehen war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine deutsche Werbefirma ein Problem hat mit Verhütung, aber amerikanische. Der Kanal Kuchen-TV hat ziemlich vulgären, schwarzen Humor. Dem wurde der Kanal demonetarisiert. Viele sagen: selber Schuld. Aber ihm wird halt nicht gesagt, woran genau es lag und was er ändern kann.
Wir haben ein Video gemacht, obwohl wir schon davon ausgegangen waren, dass es eh demonetarisiert wird, aber wir fanden die Idee so geil: Eine Parodie auf „Galileo Big Pictures“ namens „Dagileo – Dick Pictures“. Wir dachten: Da kommt eh keine Werbung drauf, dann können wir auch alle – scheinbaren – Dick Pics reinkloppen. Doch ausgerechnet das ist mittlerweile wieder monetarisiert, und wir wissen nicht warum.
Manche Videos werden erstmal automatisch herausgenommen aus der Vermarktung, und dann beschweren wir uns, und dann wird es doch noch monetarisiert. Aber dann fehlt die erste Stunde, die finanziell die wichtigste ist. Es ist Abfuck.
Steve: Aber es soll jetzt besser werden. YouTube soll einem bald angeblich sagen, woran es liegt.
Dann steht da sowas wie: Wegen politischen Inhalts?
Steve: Oder zu viele Kraftausdrücke. Oder wegen irgendwas, das auf dem Thumbnail zu sehen ist.
Das wird automatisch maschinell geprüft?
Rick: Ja, die überprüfen das automatisch auf Wörter.
Steve: Und wenn man sich über eine Entscheidung beschwert, wird es von Menschen überprüft.
Aber im Grunde wisst ihr nicht, ob es reicht, wenn ihr im Video „Krieg“, „Politik“, „CDU“ sagt, dass es automatisch aus der Vermarktung fliegt?
Rick: Ja, ist schwierig. YouTube ist einfach massiv überfordert mit der Masse der Creators. Die Systeme, die sie einführen, sind schwierig. Beispiel Rechtsextremismus. YouTube hat nach öffentlichem Druck dafür gesorgt, dass gewisse Worte zensiert werden. Aber getroffen hat es dann weniger die Nazis, sondern Leute, die Geschichtsvideos machen – weil die ja über „Hakenkreuze“ und „Hitler“ reden. Die wurden dann demonetarisiert.
„Gut, dass YouTube Druck gemacht wird“
Was kostet es euch das, wenn YouTube ein Video nicht monetarisiert?
Steve: Das ist ganz schwer zu sagen. So ein Video verdient vielleicht 250 bis 300 Euro; es gibt Ausnahmen, wo es mal das dreifache ist. Es kann aber sein, dass die Werbung, die da dann fehlt, in andere Videos unseres Kanals fließt.
Habt ihr einen direkten Draht zu YouTube?
Steve: Es gibt ein spezielles Partnerprogramm, ab einer bestimmten Zahl von Abonnenten, da haben wir einen festen Ansprechpartner und regelmäßige Termine, wo es Updates gibt.
Rick: Der hat uns auch gesagt, dass wir ihn fragen können, wenn wir wirklich nicht verstehen, warum ein Video demonetarisiert wird. Da machen sie etwas, aber es sind halt zu wenig Leute.
Es gibt eine Initiative von YouTubern, die sich in einer Art Gewerkschaft zusammengeschlossen und Forderungen an YouTube formuliert haben. Sie wollen unter anderem „Transparenz aller Kategorien und Entscheidungskriterien, die Auswirkungen auf die Monetarisierung und die Empfehlung von Videos haben“, „menschliche, qualifizierte und entscheidungsbefugte Ansprechpartner*innen für die YouTuber“, eine unabhängige Schlichtungsstelle und Mitbestimmung. Sind das sinnvolle Forderungen?
Rick: Ja, durchaus. Es ist immer schwierig zu sagen, ab welcher Größe man einen Ansprechpartner haben sollte. Jemand, der zehn Abonnenten hat, kann nicht dieselbe Betreuung kriegen wie einer mit einer Million.
Steve: Es gab eine Zeit, da war es klein und gemütlich. Wir haben das Privileg, dass wir so früh dabei waren. Leute, die heute anfangen, sind in dem Pool mit diesem extrem hohen Grundrauschen. Es ist schon verständlich, dass man da frustriert ist und sich zusammenschließen möchte.
Rick: Ich finde es auch gut, dass YouTube da Druck gemacht wird.
„Man wird ja älter“
Ihr überpiepst jedes Schimpfwort wie „fick“ in euren Videos. Auch wegen der möglichen Demonetarisierung?
Rick: Ja, wir gehen davon aus, dass das dazu führen könnte.
Es ist mit dem Ersatz-Soundeffekt natürlich auch immer ein Witz.
Rick: Ja, es ist eh das Beste, wenn du einen Joke draus machst.
Steve: Ich find’s eigentlich auch schön, man wird ja älter, ich möchte gar nicht mehr so viel fluchen. Ich habe eine kleine Schwester, die könnte das auch sehen, dann find ich es schön zu wissen, da sind nicht so viele Schimpfwörter drin.
Was werdet ihr mit 50 für einen Youtube-Kanal machen?
Rick: Die Leute sagen die ganze Zeit schon: Ihr könnt das nicht ewig weiter machen.
Steve: Aber warum nicht!
„Wir haben dieses Jahr unter das Motto ‚Kein Burn-Out‘ gestellt“
Habt ihr manchmal ein Hamsterradgefühl? Ihr müsst jede Woche frische Inhalte liefern – bei manchen erfolgreichen YouTubern hab ich schon das Gefühl, dass das extrem anstrengend ist.
Rick: Wir haben dieses Jahr unter das Motto „Kein Burn-Out“ gestellt. Ende vergangenen Jahres hatten wir durch ein Projekt große Probleme, was bei mir zu schwerstem Stress geführt hat. Da war mir klar, dass wir das nicht so weiterführen können. Das hat auch zu dem Entschluss beigetragen, die Kanäle zusammenzulegen. So konnten wir einfacher mal sagen: Ey, wir haben keine Idee, wir können halt kein Video machen.
Deshalb auch das neue Format, in dem ihr am Tisch sitzt und miteinander redet, statt der deutlich stärker gescripteten und inszenierten Videos?
Steve: Eigentlich haben wir den Tisch gebaut, um Live-Shows zu streamen. Dann haben wir uns häufiger einfach so dran gesetzt und die Leute fanden es toll.
Rick: Wenn wir die Kamera laufen lassen und reden, kommt eine ganz andere Art von Authentizität rüber.
Habt ihr schlaflose Nächte: Was machen wir im nächsten Monat für Videos?
Rick: Das ist mal schlimmer, mal besser.
Steve: Es gab eine Zeit, so ein Sommerloch, wo gefühlt nichts passiert ist, und wir schon dachten: Was machen wir denn jetzt? Aber irgendwie findet sich immer was. Jetzt ist da ein Hund, mit dem können wir hin und wieder auch ein Video machen.
„Jeder findet auf YouTube etwas“
Wie guckt ihr selbst YouTube? Und was?
Steve: Ich steh‘ auf, mach‘ mir Kaffee, frühstücke an meinem Küchentisch, vor mir steht mein Laptop, und ich schau‘ mir YouTube-Videos an. Ich gucke gerne Technikkram, weil ich Gadgets mag. Ich gucke aber auch eine Minecraft-Serie, das ist einfach unglaublich entspannend – zum Abschalten, wie andere „Frauentausch“ gucken. Ich sehe viele Unterhaltungsvideos, tagsüber gucke ich ab und zu Zusammenfassungen, um mich zu informieren. Video-Essays, die sich mit Themen beschäftigen, finde ich sehr cool.
Rick: Ich gucke relativ unregelmäßig YouTube. Der einzige, wo ich immer wieder reingucke, ist Pewdiepie. Sonst hängt es vom Thema ab, an dem ich gerade bin. Ich habe mir alles reingezogen zum Thema Jordan Peterson, weil es mich interessiert hat. Dann hab ich einen Filmkritiker entdeckt und mir all seine Videos angesehen.
Die meisten Leute, die an YouTube und Influencer denken, denken an oberflächliche Menschen und an Bibi und so. Aber dieser Filmkritiker zum Beispiel, sowas findest du da auch. Man findet einfach alles auf YouTube. Es sind da auch nicht nur Jugendliche – wobei wir ja selbst auch keine Jugendlichen mehr sind. Wir gehen auf die 30 zu!
Ich denke, jeder findet auf YouTube etwas, auch sehr seriöse Sachen. Und interessante Gespräche, wo Leute auch über Stunden miteinander reden, ob du die feierst oder nicht. Ben Shapiro im Gespräch mit Jo Rogan zum Beispiel, das war sehr interessant. Ich widerspreche Shapiro immer noch in allem, was er sagt. Aber es war mal was anderes.
Hier im Fernsehen gibt es dann immer die Diskussion: Oh mein Gott, wie konnte es sein, dass der oder der eingeladen wurde. Aber genau das finde ich interessant, dass du Leute reden hörst, die eigentlich unterschiedlicher Meinung sind.
Ist ja mal gar nicht eure Zielgruppe, dieser Artikel, chapeau!
Freue mich schon auf die ersten Boomer-Erklärungen warum Youtuber kein Job ist und dass bei deren Eltern ja was schief gelaufen sein muss und früher sowieso alles besser war, als man sich im Pütt totgeknechtet hat.
Sowas guck jemand?
Sowas liest jemand?
Irre Zeiten.
@Anderer Max
Ihr Kommentar erinnert mich an die üblichen Erstkommentare unter Spiegel-Online-Artikeln, wenn z.B. „Tom Grünweg“ mal wieder irgendein Riesen-SUV getestet und für toll befunden hat:
„Freue mich schon auf die ersten Links-, Grün- und Greta-Fanatiker, die jetzt schreiben werden, SUV seien ja sooooo doof für’s Klima und dass man doch lieber Fahrradfahren soll, lach!“
Was soll sowas?
Ich finde es spannend zu sehen wie hier praktisch im vorbei gehen vorauseilende Selbstzensur („chillling effects“) ganz normal angesprochen werden. Als das natürlichste der Welt. Ist halt so, hat man sich mit arrangiert.
Was ich nicht verstehe, wenn bei einer google-Suche youtube-Videos angezeigt werden, dann führt ein Anklicken zu allem möglichen Mist nur nicht zu dem ursprünglich Beworbenen.
Die verlinkten Videos haben mir nicht gut getan. Ich bin wohl nicht die Zielgruppe. Womöglich haben die Space Frogs recht, wenn sie sagen: „Funk hat das Problem, dass sie ganz schön viele Leute haben, die gar nicht mal so gut sind. Was halt auch daran liegt (…), dass sie halt die Leute kriegen, die es auf dem freien Markt nichts hinkriegen.“ Nebenher habe ich die erste Folge von „Chez Krömer“ in der Mediathek geguckt und ganz oft pausieren müssen. Aber ich habe weiter geguckt; weil es unangenehm, aber auch unterhaltend war. Was bin ich froh, dass ich nicht aufs lineare Fernsehen angewiesen bin. Aber auch, dass ich mich nicht auf „ent-/monetarisierte Youtuber“ verlassen muss, weil öffentlich -rechtlicher Rundfunk. Vielleicht kriegen die es ja mal irgendwann hin, ihre Inhalte verlässlich online zu halten und entsprechend zu vermarkten, dann gehen womöglich auch die marktgetriebenen Space Frogs da hin.
Klasse Interview! Die Spacefrogs haben zwei herausragende Eigenschaften: sie leben (sie atmen eigentlich) zielgruppenorientiert und sie sind kreativ. Den meisten Youtubern fehlt eine diese Eigenschaften oder ist nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Space Frogs. Ich kann mich auch sehr gut mit den beiden identifizieren, da sie so alt sind wie ich und vermutlich genau wie ich Digital Natives, für die das Internet schon in der Kindheit ein Spielplatz war. Wir gehören noch zur ersten Generation an Kindern, die im Internet aufwachsen durften und man muss das heute auch mal klar sagen, dass das Internet weder vor 20 noch vor 10 Jahren so überladen war von Falschinformationen wie heute. In meinem Empfinden habe ich in meiner Kindheit nur nützliche Informationen aus dem WWW gezogen, damals gab es ja auch keine Flatrates und man durfte sich für jedes Megabyte, das bezahlt werden musste, beim Vatti erklären. Als es dann Flatrates und DSL gab hat es sich angefühlt, als ob wir endlich einen funktionierenden Wasserhahn installiert hätten, nur eben für Informationen und Daten statt für Wasser.
Heutzutage ist das Internet gerade auch wegen der kurzen Ladenzeiten ein wesentlich größerer Spielplatz als früher, aber ohne größeren Aufwand hat man kaum noch Kontrolle über den Wahrheitsgehalt von Informationen, man hat kaum noch Kontrolle über den Traffic, den man verursacht, ja selbst Programmierer verzichten viel zu oft auf die Traffic Reduzierung, weil wir uns im Internet Stück für Stück von der technisch-freundlichen Optimierung zur benutzerfreundlichen Optimierung verschieben, während allzu oft dem technischen Aspekt (Redundanzreduzierung, Komprimierung, Verschlüsselung) zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ich will darauf hinaus, dass sich durch die stetige Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit immer mehr Menschen mit Computersystemen mehr oder weniger auseinander gesetzt haben. Jeder hat heute irgendein Endgerät um ins Internet gehen zu können. Selbst meine Oma kann YouTube und WhatsApp benutzen. Was sie aber nie tun kann wäre ganz alleine die Gefahren abzuschätzen, die im Internet bis heute ebenso stark etabliert wurden wie die Benutzerfreundlichkeit. Wenn man 20 Jahre täglich im Internet unterwegs war und sich für alle technischen Aspekte interessiert hat, fällt man nicht auf Betrüger herein. Benutzerfreundlichkeit öffnet die Tür heute jedoch nicht nur zu Informationen, sondern auch zu Betrugs, sei es Abzocke, das Verbreiten von Falschinformationen, Propaganda oder anderem Rechtsbruch. Darum sind Kanäle wie die Space Frogs sehr wichtig. Sie sagen es ja selber, sie lügen nicht und deshalb ist ihre Community ihnen treu. Ich selbst kann weder PewDiePie noch Minecraft was abgewinnen, aber wenn die beiden das mögen, kann ich leicht nachvollziehen, warum sie auch mit vielen anderen jungen Menschen auf einer Wellenlänge sind. Deshalb freue ich mich, dass die beiden weiterhin ihrer Community und auch mir treu bleiben und wünsche ihnen noch viel viel mehr Erfolg und die Kraft auf dem Weg dahin.
Ja, kennt man ja auch andersherum – Lügner sagen immer ganz offen, dass sie lügen.
@Ingo S. (3.)
Scheint ein Nest zu sein.
Vor einem Monat ist mir hier ein „Schnellinger“ auf die gleiche Weise dumm gekommen. Leider habe ich mich furchtbar aufgeregt, was ich heute bedaure.
Die sind es nicht wert. Kleine Würstchen, die bei den Großen mitspielen wollen, aber sie können es nicht.
„Einfach mal ein bisschen blöd sein“.
Der beste Satz im Text.
Und eigentlich auch der bezeichnenste.
Geistige Unbedarftheit und verpasste psychische Reife zum Prädikat erheben.
Die nächste Generation Mensch wird Grunzen und Quieken für eine Fortentwicklung der bisherigen Kultur halten.
„Der beste Satz im Text.
Und eigentlich auch der bezeichnenste.
Geistige Unbedarftheit und verpasste psychische Reife zum Prädikat erheben.“
Wenn Sie mit Reife die Qualität Ihrer Kritik meinen, geht da nicht viel verloren. In Ihrem Falle fehlt es z.B. am Leseverständnis:
„Rick: […] Ich mag es, Sachen durch den Kakao zu ziehen und Leute zum Lachen und dadurch zum Nachdenken zu bringen. Aber wir machen auch La-di-da-YouTube-Videos.
Steve: Einfach mal ein bisschen blöd sein.“