Erdogan-Gedicht

Böhmermanns Satireschmäh

boehmi_erdogan

Jan Böhmermann ist mit seinem „Schmähgedicht“ über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ein großer Erfolg gelungen. Er hat es geschafft, dass die Leute nicht mehr über Erdogan reden, sondern wieder über Böhmermann.

Und wenn jetzt alle wieder diskutieren, was Satire darf oder dürfen muss oder dürfen müssen sollte und was die Mindeststandards sein mögen, die im ZDF für die „Qualität von Satiresendungen“ gelten, frage ich mich, was denn überhaupt dafür spricht, dass es sich bei dem inzwischen gelöschten Beitrag aus dem „Neo Magazin Royale“ dieser Woche um Satire handelte. Es geht mir nicht um eine große theoretisch oder historisch fundierte Diskussion dieser Humorgattung und ihrer Grenzen, aber vielleicht können wir uns auf ein schlichtes notwendiges Kriterium einigen: Satire sagt etwas über den Gegenstand aus, mit dem sie sich kritisch beschäftigt.

Das tut Böhmermanns „Schmähgedicht“ nicht, das versucht es auch gar nicht. Es unterstellt Erdogan einfach alles, was abstoßend, eklig, pervers, verabscheuenswürdig ist (oder von ihm und seinen Anhängern so empfunden werden dürfte), und es geht dabei sichtlich nicht darum, dass die Behauptungen stimmen oder wenigstens einen wahren Kern haben, der ins Groteske übertrieben wurden. Es geht dabei ausschließlich darum, maximal beleidigend zu sein.

Der Kollege Hakan Tanriverdi hat bei jetzt.de darauf hingewiesen, dass Böhmermann dabei auch vor rassistischen Beleidigungen nicht zurückschreckt, die Türken und Muslime nur zu gut aus ihrem Alltag kennen. Böhmermann beleidigt den Präsidenten über seine Religion und seine Nationalität, und so trifft er damit auch die anderen Muslime und Türken.

Das macht die Sache noch schlimmer, ist aber auch nur Folge davon, dass es Böhmermann nicht darum geht, in irgendeiner schmerzhaften, albernen, grotesken Weise konkret den Präsidenten oder sein Handeln anzugreifen, sondern ihn nur mit allem zu bewerfen, womit man ihn bewerfen kann: mit rassistischen und islamfeindlichen Beleidigungen, weil er Türke und Moslem ist; mit absurden Kinderporno- und Gummimasken-Vorwürfen und Anspielungen an Josef Fritzl und Wolfgang Priklopil, weil, einfach so.

Ob die Vorwürfe stimmen, ist zweitrangig oder egal. Es geht nicht um den Schmutz, den Böhmermann wirft, es geht nicht um das Ziel des Schmutzes, es geht um das Werfen an sich.

Das „extra 3“-Video, dem die türkische Regierung durch ihre Reaktion so eine gigantische Aufmerksamkeit verschafft hat, mag humortechnisch von größter Schlichtheit sein. Aber es handelt immerhin von Erdogan, seinem Wahn und seiner Macht, seinem Kampf gegen Meinungs- und Pressefreiheit. Böhmermanns Schmähgedicht handelt nicht von Erdogan. Es handelt vom Schmähen.

Nun könnte man natürlich einwenden, dass es Böhmermann genau darum gegangen sei: Gegnern der Meinungsfreiheit wie Erdogan zu zeigen, was der Unterschied ist zwischen Satire, die selbstverständlich erlaubt sein muss, und Schmähkritik, die selbstverständlich unzulässig ist, auch in einem freiheitlichen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland. Sollte das die Botschaft gewesen sein, ist sie aber selbst in Deutschland nicht verstanden worden: Sogar CDU-Politiker scheinen plötzlich für ein Recht aufs unflätigste, grenzenlose Beleidigen einzutreten. Dabei hat Böhmermann selbst in der Sendung ja vor, während und nach dem vorgelesenen Gedicht immer wieder betont, dass sowas natürlich völlig unzulässig sei.

In den Clips, die nach der Löschung durch das ZDF übrig geblieben sind, zum Beispiel auf Bild.de, sind oft bezeichnender- und bizarrerweise gerade diese Teile, durch die alles Gesagte in riesige Anführungszeichen gesetzt wurde, weggeschnitten. Aber Böhmermann hatte diese Art der Rezeption auch selbst schon nahegelegt: Durch die türkischen Untertitel, die er einblendete, und die nur die Schmähungen übersetzten, nicht die vermeintlich wichtige Klammer der Anführungszeichen.

Überhaupt, diese Anführungszeichen. Böhmermann hat sich inzwischen einen solchen Ruf als irre origineller Humor-Handwerker erworben, der diverse Ironie- und Nicht-Ironie-Ebenen kunstvoll unentwirrbar miteinander verschraubt, dass manche selbst seine schlichtesten Ideen als Ausdruck genialer Komplexität feiern.

Im konkreten Fall die Idee, all das zu sagen, was man nicht sagen darf, indem man sagt, dass man das nicht sagen darf. Kann es sein, dass das ein „Trick“ ist, den Kinder spätestens in der dritten Klasse ausprobieren? „Ich soll nicht mehr ‚Scheiße‘ sagen, Frau Lehrerin?“

Vor Gericht gelingt dieser Trick vermutlich ähnlich selten wie im Klassenzimmer, aber Böhmermanns Strategie geht so oder so auf. Wenn das „Schmähgedicht“ gelöscht wird, ob juristisch angeordnet oder nur vom ZDF aus Gründen der „Qualität“ veranlasst, beweist das genau das, was er in der Sendung schon gesagt hat: Dass man sowas nicht sagen darf. (Lassen wir mal die Frage dahingestellt, ob all das nicht ohnehin von vornherein abgesprochen war mit dem ZDF, dass der Beitrag im Nachhinein gelöscht wird. Möglich wär’s, nötig nicht.) Es verschafft ihm die gesuchte Aufmerksamkeit und eine Opferrolle gratis.

Jan Böhmermann liebt es, in seiner Arbeit uneindeutig zu sein, Raum für Interpretationen zu lassen, Ironie und Ernsthaftigkeit, schlichte Blödelei und echte Emotionen in nicht genau bestimmbaren Maßen zu mischen. Er lässt sich nicht eindeutig festlegen auf die Rolle als Satiriker, der ernst genommen werden will, oder als Komiker, den man natürlich nicht ernst nehmen darf. Das ist eine manchmal faszinierende, aber nicht ungefährliche Kombination. Wenn er, wie im Fall des Erdogan-Gedichtes, als bloßer Komiker agiert, aber als Satiriker interpretiert wird, ist es ein Missverständnis, von dem er profitiert.

Böhmermann hat es also geschafft, dass alle wieder über ihn reden und nicht mehr über Erdogan, und dazu kann man ihm natürlich gratulieren. Selbst das Timing war perfekt, mit der dem Datum geschuldeten Möglichkeit, dass es sich bei der Löschung durch das ZDF (die von bestürzend vielen Leuten als „Zensur“ bezeichnet wird) nur um einen Aprilscherz handelte.
Nur den Gefallen, ihn für einen heldenhaften Einsatz für die Meinungsfreiheit zu feiern und die Aktion als politische Satire zu werten anstatt als cleveres Aufmerksamkeitsmanagement, den müsste man ihm vielleicht nicht tun, egal wie sehr er darum bettelt.

76 Kommentare

  1. Also Böhmermann ist glaube ich so ziemlich der letzte Mensch aus der Medienwelt, der in irgendeiner Art aufmerksamkeitsgeil ist…

  2. Lieber Herr Niggemeier,

    da bin ich ausnahmsweise mal anderer Meinung als Sie. Meiner Ansicht nach widerlegen Sie ihre Argumentation doch selbst:

    „Nun könnte man natürlich einwenden, dass es Böhmermann genau darum gegangen sei: Gegnern der Meinungsfreiheit wie Erdogan zu zeigen, was der Unterschied ist zwischen Satire, die selbstverständlich erlaubt sein muss, und Schmähkritik, die selbstverständlich unzulässig ist, auch in einem freiheitlichen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland.“

    Diese Deutung halte ich für die mit Abstand plausibelste – obgleich zugegebenermaßen nicht einzig denkbare. Aber das Böhmermann Raum für Deutung lässt und mit eben diesem Raum spielt, ist ja nichts neues. Ihre Erwiderung darauf („Sollte das die Botschaft gewesen sein, ist sie aber selbst in Deutschland nicht verstanden worden“) mag zwar in der Sache richtig sein, widerlegt aber doch in keinster Weise diese Deutung. Denn wie gesagt: Böhmermann wird nun mal nicht von allen verstanden. (Von einigen aber schon, z.B. von Alexander Kühn bei Spiegel Online.)

    Mit den besten Grüßen
    Marius B.

    P.S.: Während ich Ihren Kommentar – obgleich ich anderer Meinung bin – noch nachvollziehen kann, finde ich die Rassismus-Vorwürfe von Hakan Tanriverdi übrigens äußerst abenteuerlich.

  3. Sehr ich ähnlich. Das extra 3 Video war in aller Munde, auf dieses Trittbrett wollte Herr Böhmermann gerne aufspringen. Mit normaler Satire war es schwer, aber mit so einem Schmähgedicht, das dann gelöscht wird und die Fans rufen: „Zensur!“, damit klappt es.

  4. Ja, sehe ich wie Marius.
    Also um Erdogan etwas vorzuhalten, dass analog ist zu Erdogans Verhalten, bzw. etwas was sein Verhalten gerechtfertigt hätte.
    Die Idee find ich in Ordnung. Nicht brillant aber ganz locker.

  5. Nur nebenbei:
    Kann man in Übermedien nicht Erdoğan schreiben? Da muss ein ğ hin und kein g. Er benimmt sich ja nicht nur so, er heißt wirklich „Erdowahn“ und nicht „Erdogan“ ;) (War das jetzt eine Schmähkritik?)
    Das stört mich in vielen Medien. So schwer sind die paar türk. Diakritika (Ş, ş, Ç, ç, İ, ı, Ğ, ğ) nicht. Bei französischen Wörtern schafft man es ja meist, die Akzente richtig zu setzen (ob auch hier, müsst ich gucken).

  6. Ich sehe das ganz genau wie Marius B. Böhmermann bekräftigt diese Deutung doch selbst mit seinem nachgeschobenen Facebook-Kommentar. Er hat mit seiner synthetischen Schmähkritik eben gerade gezeigt, was keine Satire mehr ist, also wo die Grenze der Satire liegt.

  7. Böhmermanns Schmähkritik funktioniert noch auf der Ebene von dem was angeblich nicht gesagt werden darf und dann doch gesagt wird. Das kennt man hier in Sachsen an mittlerweile unzähligen Montagen. Immer wieder Woche für Woche stehen Menschen auf Bühnen und erzählen dem wütendem „Volk“ „unerlaubte“ Dinge. Und manchmal prüft die Staatsanwaltschaft ob diese Dinge nicht doch irgendeinen Strafbestand erfüllen. Das fühlt sich bis zu Urteil oder Freispruch eeeeeeeeeeeewig an. Auch damit spielte Böhmermann in der Sendung, er riet Erdogan sogar den Rechtsweg einzulegen. Wohlwissentlich und mit breitem Lachen, wie diese Rechtswege in Deutschland meistens und in Sachsen ganz besonders enden.

  8. @1 Alle Coolen: Danke. Der hinterlegte Facebook-Post ist offenbar gelöscht worden. Wir haben einen anderen Link gesetzt.

  9. @Marius B.
    „Während ich Ihren Kommentar – obgleich ich anderer Meinung bin – noch nachvollziehen kann, finde ich die Rassismus-Vorwürfe von Hakan Tanriverdi übrigens äußerst abenteuerlich.“

    Es sind ja keine „Rassismus-Vorwürfe“, sondern er stellt tatsächlich fest: für Böhmermann und andere Biodeutsche mag das ein Witz sein – aber (Deutsch-)Türken dürfen sich sowas ständig und in vollem Ernst anhören.
    Zitat: „Für Böhmermann mag es neu sein, all diese Worte zu verwenden und – uuuh, ein Skandal. Die Realität ist: Es ist gelebter Alltag und schlicht ermüdend.“

  10. Mhh, also ich finde der Artikel spiegelt recht gut auch meine Einschätzung wieder. Böhmermann hat jetzt den etwas nervigen Harald-Schmidt-Status erreicht, dass er alles machen kann und die Leute ihm wohlwollend etwas Geniales andichten. Ob da oder nicht. Und wer es halt doof findet oder zu viel, der ist blöd, weil er es nicht verstanden hat. Dieses sich in die Uneindeutigkeit flüchten finde ich auch recht einfach, wirkt dann letzten Endes immer so wie die letzten (meisten) Staffeln von Lost. Etwas einfallslos, beliebig und eben genau nicht mutig, weil die Vermutung doch nahesteht, dass er selbst nicht weiß, was es nun eigentlich sollte. Außer halt ggf „eine Diskussion anstoßen“.

  11. Ich bin mir auch nicht so sicher, was die Intention von J. Böhmermann dabei war, aber sie ist nicht nur schwer festzustellen, sondern auch nicht unbedingt maßgeblich. Deshalb: Selbst wenn es Böhmermanns Absicht war, Satirekritikern die Differenz zur kritikwürdigen Schmähung ganz praktisch vorzuführen, bleibt bei mir auch ein unangenehmes Gefühl zurück:
    Mir scheint das nicht mehr als ein durch allerlei hermeneutische Sackgassen und Metaebenen postmodern abgesicherter Aprilscherz, der seine Lacher vor allem aus der Reimform und der bewussten Grenzüberschreitung zieht.
    Ich hätte mit einer humorvollen Schmähkritik auch wenig Probleme, aber dann sollte sie auch etwas genauer passen: Die meisten Zuschreibungen im Gedicht sind aber recht beliebig (Pipi-Penis-Penälerhumor) und charakterisieren Erdogan nicht so gut. Dafür sind sie allerdings zu Teilen tatsächlich recht rassistisch. (Bestes Beispiel meiner Meinung nach: Ziegen ficken). Gerade bei einem Mann wie Erdogan könnte man doch ohne große Mühe ein lustiges, treffendes und äußerst beleidigendes Spottgedicht schreiben. Und ich würde klatschen…

  12. Tja, Herr N., so sehr ich häufig Ihrer Meinung bin, in diesem Falle entgeht Ihnen doch etwas. Vorausgesetzt, dass diese Löschung tatsächlich nicht vorher abgesprochen war (wovon ich derzeit ausgehe), bringt der Herr B. hier zunächst einmal seinen eigenen Arbeitgeber, das ZDF, in Bedrängnis, indem er ihn zur Löschung zwingt. Nicht zuletzt auch, um zivilrechtlichen Konsequenzen seitens Erdogan vorzubeugen, welche der Tatbestand „Schmähkritik“ (d.h. Beleidigung) durchaus nach sich ziehen könnte. Böhmermann führt hier also, unmittelbar nach der Diskussion über den Extra-3 Beitrag und unsere Meinungsfreiheit per Schmährede ganz exemplarisch und öffentlich vor, wo genau die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland wirklich liegen, indem er sie genüsslich übertritt. Das mag auf den ersten Blick nach Fünftklässler ausschauen, auf diesem Niveau und im ÖR-Fernsehen isses für mich eher eine ziemlich gelungene Eulenspiegelei, die ganz nebenbei sogar einen Hauch von Medienkompetenz vermittelt. Man kann’s nämlich auch so sehen, wie’s der Kollege Müller-Neuhoff im Tagesspiegel schreibt:

    „Eine gelungene Satire, keine auf Erdogan, sondern auf unsere weltbekannte Überheblichkeit, mit der wir anderen beständig meinen erklären zu müssen, wie irrsinnig weit die Meinungsfreiheit zu reichen hat – während wir selbst mit unzulänglichen und missbrauchsanfälligen Formeln wie der „Schmähkritik“ hantieren.“

    Und weiter, ebenfalls recht zutreffend:

    „Das ZDF möchte sie nicht erklären müssen, wenn Erdogan zivilrechtlich Unterlassung verlangt oder, nach wie vor möglich, bei einer deutschen Staatsanwaltschaft Strafantrag stellt, um einen gewissen Jan Böhmermann wegen des Tatbestands der Beleidigung verfolgen zu lassen. Schade eigentlich, denn genau hier wäre es zum Satireschwur gekommen: Wollen wir etwas verteidigen, was wir vielleicht verteidigen müssten, aber nicht verteidigen wollen, weil die Angst vor Missverständnissen größer ist? Und wie würden wir es finden, wenn auch deutsche Gerichte diese Satire missverstehen, und am Ende ein deutscher Satiriker wegen Beleidigung des türkischen Präsidenten verurteilt wird?“

    In dieser Hinsicht hat sich der Satiriker Böhmermann in der Maske des Clowns Böhmermann also schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, einerseits seinem eigenen Arbeitgeber ans Bein zu pinkeln und obendrein auch noch einen rechtlichen Präzedenzfall mit einem ausländischen Staatsoberhaupt zu riskieren. Und trotzdem hat er grinsend gesagt, was man im Fernsehen nicht sagen darf… und ich wette außerdem, dass er auch eine mögliche Klage Erdogans und den damit verbundenen Sekundär-Eklat genüsslich in seiner Sendung ausschlachten würde. Da sind das clevere Aufmerksamkeitsmanagement und das erstklassige Timing zum 1. April nur zwei weitere Sahnehäubchen auf der multimedial angerichteten Meinungsschlacht-Torte.

  13. Ein etwas enttäuschender Kommentar, nicht so sehr wegen der Kritik an der Aktion (sieht ja jeder anders), aber weil so getan wird als wäre diese Meinung Fakt, weil „Deutschland“ das anscheinend nicht verstanden hat. Zum einen trifft das auf so ziemlich jede von Böhmermanns Aktionen zu, zum anderen kann man das so nicht sagen, denn wenn man sich nur durch einen Teil der Kommentare wühlt, merkt man, dass es viele eben doch verstanden haben. Oder so sehen wie er, wenn man es genau nehmen will.
    Es ist schade, dass hier in dieselbe Bresche geschlagen wird, wie bei so vielen anderen, „Ach, der Böhmermann, den finden alle so toll, aber ich finde den jetzt nicht so toll, so!“ Da hätte ich hier irgendwie mehr erwartet von einem Kommentar zu dieser Geschichte.

  14. Im Ansatz gute Analyse – Herr Niggemeier – aber ich vermute diesmal sind Sie doch eine Böhmermannschleife zu früh ausgestiegen. Herr Böhmermann zeigt der Welt und insbesondere den Türken, dass man in einer funktionierenden Demokratie auch Staatsoberhäupter mit unterirdischen Behauptungen zutiefst beleidigen darf, ohne sich vor ernsthaften Konsequenzen fürchten zu müssen. Das ist in der heutigen Türkei nicht der Fall. Und dabei ist es irrelavant, ob es echte oder unechte oder gute oder schlechte Satire ist. Meisterhaft wie ich finde.

  15. Wir haben innerhalb weniger Tage erlebt, wie schizophren eine Mediengesellschaft sein kann. Niels Ruf setzt nach dem Tod von Roger Cicero einen m.E. verhältnismäßig harmlosen Tweet ab und wird tagelang durch die Medien geprügelt. Jan Böhmermann sendet im Öffentlich-Rechtlichen derbste Ziegenficker-Lyrik und wird gefeiert. Teils von denselben Leuten, die Niels Ruf die Pest an den Hals wünschten. Ich bleibe KEIN Fan von beiden.
    Letzten Endes muss man sich eh fragen, ob es das ZDF nötig hat, jemandem wie Jan Böhmermann dessen Netzpopularität zu finanzieren. Denn quotentechnisch ist es natürlich mau. Im Netz wird Böhmermann millionenfach geklickt. Ist es die Aufgabe des ZDF, für YouTube-Klicks zu sorgen? Das ZDF scheint Böhmermann zu brauchen. Als Maskottchen oder Kühlerfigur. Böhmermann braucht das ZDF nicht, sondern nur das Geld. Soll er halt zu Mediakraft gehen. Das wäre nur konsequent. Er wird ganz bestimmt nicht Abermillionen junger Menschen von den Laptops und Tablets vor den Fernseher locken.

    Dem Text von Niggi schließe ich mich an.

  16. Das Gedicht selbst ist unzulässig, das steht außer Frage. Aber die Kombination, das Gedicht in Anführungszeichen zu setzen und zu sagen, das sei nicht erlaubt, muss zulässig sein.

    Und genau das sieht man jetzt auch bei bild.de. Dort ist das Gedicht nämlich weiterhin verfügbar, in Anführungszeichen in einem Artikel, in dem es darum geht, was zulässig ist und was nicht.

    Also genau das, was Böhmermann auch in seinem Beitrag gemacht hat. Entweder ist beides erlaubt, oder beides nicht. Man kann aber nicht mit zweierlei Maß messen.

  17. Ich denke, man sollte die Sendung in ihrem gesamten Kontext betrachten, statt – wie auch hier – nur das Schmähgedicht isoliert. Dann könnte Böhmermann eben gar nicht als Satiriker interpretiert werden (vorletzter Absatz des Artikels), denn schon eingangs der Sendung erwähnte er selbst, dass er keine Satire mache, sondern eher Ulk (was Satire natürlich nicht ausschließt, aber Satire ist nicht immer ulkig). Auch sollte nicht unbeachtet bleiben, dass Böhmermann seinen Vortrag unterbrach, um dem Publikum quasi zu verbieten zu applaudieren und wiederholt sagte, dass solcherlei nicht erlaubt sei und eben nicht behauptet werden dürfe. Leider wird auch der klärende einführende Dialog mit dem Sidekick Kabelka hier nur verkürzt bzw. gar nicht wiedergegeben.

    Niveau hin oder her – Böhmermann hat deutlich klar gemacht, was Satire ist und was Satire darf, was kein Witz mehr sein kann, hat eine deutliche Grenze gezogen und angemerkt wie auch in Kauf genommen, dass es wohl zu einer Löschung des Beitrags kommen könnte und werde, da eben genau solche Schmähung und Diffamierung (an das kürzliche CNN-Interview Erdogans denken!) nicht erlaubt sei. Und das ZDF hat da mitgemacht. Und so haben Böhmermann und ZDF nicht zuletzt Erdogan höchstselbst gezeigt, dass in Deutschland (Presse-)Recht und Meinungsfreiheit gilt und umgesetzt wird: Satire bleibt öffentlich zugänglich und Schmähung nicht. „Ich denke, wir haben heute am 1. April 2016 gemeinsam mit dem ZDF eindrucksvoll gezeigt, wo die Grenzen der Satire bei uns in Deutschland sind. (…) Sollte ich bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte ich ergebenst um Verzeihung.“ (Böhmermann via Facebook) Dieses Statement – natürlich in Böhmermannscher Manier etwas augenzwinkernd – sehe ich dafür als Bestätigung. Auch am 1. April ist eben nicht alles erlaubt. Zur Klärung: Ich hätte die Sendung wohl nicht beschnitten. Aber ich bin weder Medienschaffender noch Jurist und kann die Tragweite und Justiziabilität somit auch nicht wirklich einschätzen, sondern nur mein Bauchgefühl.

    Und dann kam danach noch der „Be Deutsch“-Beitrag, der doch eigentlich viel mehr Beachtung finden und zum Nachdenken wie Diskutieren anregen sollte (ok, bin durchaus besseres von Böhmermann gewohnt, aber…). Den ich auch in einem gewissen Zusammenhang mit dem Rest der Sendung sehe. Doch der geht nun eigentlich unter in einer Clickbaiting-Hysterie, schade.

    Was den im Text verlinkten Beitrag bei jetzt.de angeht: Nö. Nöhö! Was für ein Unsinn! Vielleicht mag Böhmermann den offenbar in „sozialen Medien“ wie Facebook zuhauf zu findenden rassistischen Bodensatz gegen alles und jeden Fremden zusammengekratzt und in Reimform gebracht haben. Der und das Gemeinte war aber ganz klar, es war kein Staat, kein Volk, keine Religionsgemeinschaft angesprochen, nur eine einzige, klar benannte Person in einem klar benannten Kontext. Tanriverdi reißt nun endgültig aus eben diesem Kontext, kreischt die Rassismuskeule schwingend sachfremd, undifferenziert, anmaßend und fadenscheinig um Aufmerksamkeit in einem grundsätzlich anderen Thema, obwohl er, wie er zugibt, den Beitrag gar nicht vollständig kennt. Also reißt er eher mit Absicht und Ansage aus dem Zusammenhang. Er gefällt sich als Teil einer Gruppe in einem Schema, einer Opferrolle, in der ich diese Gruppe in diesem Umfang nicht (mehr) sehe.

    —–

    Oh je, so viele Worte, aber genug jetzt dazu. Ich möchte, wo ich nun schon mal hier schreibe, den Übermedien-Machern schnell noch Dank und Lob mit auf den Weg schicken. Ich finde gut, was ihr hier auf die Beine gestellt habt. Podcasts und Videos – nicht meins. Aber lesen tue ich hier gerne und doch langsam regelmäßig. Und vielleicht wird’s mal Zeit für ein Abo (per Flattr hätte ich schon längst einen Obolus hinterlassen), ein Reklamebanner zur Mitfinanzierung nähme ich aber auch nicht übel. In jedem Falle: Macht weiter und macht weiter so!

  18. Angenehm unaufgeregte Auseinandersetzung mit der Diskussion um Böhmermann jüngstes Medienstück.

    Im Text ein kleiner Fehler: „…Rolle als Satiriker, der erst genommen werden will…“ -> ernst.

  19. Was ich interesant finde,das noch keiner die heutige Funktion der Satire analysiert hat…die des Hofnarren in seiner Idealrolle.
    Dem Herrschenden zuzeigen „Du bist ein Mensch,denkst du wärst was besseres,harharhar „,und dann kommt die Haue mit der aufgeblaseneen Schweinsblase.
    Und das einige Kritiker die Meta-Ebenen des Gedichts nicht sehen können ist erhellend.
    Mal überlegen…Böhmermann trägt in der Redaktionskonferenz den anderen das Schmähgedicht vor und es wird diskussionslos durchgewunken..nöö.da wird hart gerungen worden sein und es wurden alle Konsequenzen überdacht und in Erwägung gezogen…
    Und die mangelde Reaktion der Regierung ist fraglos auf die Deals mit der Türkei wg. Flüchtlingen zurückzuführen!
    Vorallem kann man an der Kritik ablesen wer „Eier aus Stahl“ hat;-)
    und demokratische Gedanken vorschützt und sie dann tatsächlich verteidigt.

  20. „…dass Böhmermann dabei auch vor rassistischen Beleidigungen nicht zurückschreckt, die Türken und Muslime nur zu gut aus ihrem Alltag kennen“

    Über den Punkt könnte man mal nachdenken… und über den Umgang damit… in einer Zeit, in der ein Viertel der Deutschen eine rassistische Partei wählt, die immer behauptet, man dürfe vieles über Ausländer und Migranten nicht sagen und sich damit zum Opfer stilisiert… und nun tut es einer über Erdoğan…

    „sondern ihn nur mit allem zu bewerfen, womit man ihn bewerfen kann“

    Also mit allem, was Ausländer und Migranten sich in Deutschland seit Jahrzehnten immer wieder anhören müssen. Nicht nur von Menschen, die sich als PC-Opfer sehen, die doch nur was sagen wollten, was eine „unbequeme Wahrheit“ sei. Aber da macht das ja nix, denn da handelt es sich ja nur um Menschen, mit denen wir jeden Tag zu tun haben und die wir eh für integrationsunwillige Parasiten halten (zumindest 25 Prozent der Wähler bundesweit wie 50 Prozent der wählenden Bayern). Macht das einer mit dem despotischen Erdoğan, dann ist das natürlich viiiiel schlimmer…

    „Böhmermann hat es also geschafft, dass alle wieder über ihn reden und nicht mehr über Erdogan“

    Da kann man mal wieder sehen, wie sehr uns die Situation in der Türkei und den Umgang mit Menschenrechten und Pressefreiheit WIRKLICH betrifft, wenn Böhmermann es schafft, die Aufmerksamkeit von Erdoğan auf sich zu lenken: Nämlich gar nicht. Die Türkei soll bloß konzentriert die Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten Syrien, Irak, Libyen, Adghanistan, Pakistan und Jemen aufnehmen, damit sie uns nicht zur Last fallen und unseren Wohlstand bedrohen. Ob sie dort zurückgeschickt werden oder interniert oder vergast, sind bloß Details für das Hintergrundrauschen der Tagesschau. Wenn Böhmermann plötzlich wichtiger ist, zeigt das doch nur, wie wichtig uns die Türkei wirklich war. Als ob es nicht völlig klar gewesen wäre, dass Türken wie Erdoğan, also Moslems, Menschenrechte und Pressefreiheit völlig egal wären…

  21. Herr Niggemeier,
    da hätte die Geschichte doch eigentlich einiges geboten um sich aus medienkritisierender Sicht mal genauer damit zu befassen und Sie langweilen (entschuldigung, aber das ist tatsächlich ein wenig so) mit der Bewertung, Böhmermann habe sich ja nur in den Vordergrund spielen wollen?

    Zunächst einmal: Die Erkenntnis, dass jemand wie Böhmermann wenn er einen Gag macht, damit einen Treffer landen will, ist mir zu banal um sie nachlesen zu müssen. Natürlich, er macht eine Unterhaltungssendung, also macht er dort Späße, die Aufmerksamkeit erregen sollen. Wohl eher aber nicht unbedingt für seine Person, sondern eher für den Spaß an sich, für die gelungene Unterhaltung. Ihm zu unterstellen, dass sei immer nur alles reine Eitelkeit, ist nicht lauter.

    Zu bedauern, dass es sich bei dem Schmähgedicht nicht um einen konstruktiven Beitrag zur Erdogan-Diksussion handelt, ist ja auch denkbar, aber am Schluss doch auch ein wenig am Thema vorbei, wenn man bedenkt, dass hier jemand einen Witz machen wollte. Da ist doch die Frage eher, ob der Witz gut war und nicht wie zielführend er ist.

    Es handelt sich m.E. um einen eher gute Version der hohen Kunstform des Schmähgedichts. Der Schmähexperte Oliver Maria Schmidt sagt dazu auch auf facebook: „dafür überzeugte aber sein kleines, knapp einminütiges Erdogan-Schmähgedicht durch vorbildliche Polterei, charmante Schimpflust und hemmungslosen Verunglimpfungswillen. So was hört & sieht man natürlich gern.“. Und das Schmähgedicht war dann eingebettet in einen Rahmen, der womöglich noch etwas mehr wollte, als einfach nur schmähen. Könnte ja zumindest sein, oder?

    Ich wundere mich auch über den Hinweis auf den himmelschreiend überflüssigen Text von Hakan Tanriverdi, der sich die Mühe gemacht hat, ein Schmähgedicht auf unzulässige Inhalte zu untersuchen und dann sogar – man höre und staune – Rassismus im Schmähgedicht entdeckt hat. Vielleicht mal ganz vom Anfang an: Es ist eine gezielte Schmähung. Natürlich ist es auch rassistisch. Und noch viel mehr als das. Es ist eine einzige bodenlose Frechheit, Niveau-Unterschreitung, Ungerechtigkeit, Obzönität und Unangemessenheit. Es ist selbstverständlich in jeglicher Hinsicht untragbar. Deshalb ist es ja auch als Schmähgedicht so gut, weil in der Beschimpfung völlig kompromisslos und erkennbar übertrieben.

    Und dann die Frage, warum Böhmermann das gemacht hat. Ich bin erstaunt, wieviele Menschen sich dazu nun äußern. Ist nicht jeder Beitrag dazu am Schluss eine persönliche Deutung, die manchmal die ein oder andere Zwischenebene übersehen hat und machmal die ein oder andere Zwischenebene zu viel hineininterpretiert haben könnte. Warum kann man sich dann nicht einfach mit seiner eigenen Interpretation zufrieden geben und muss sich dazu öffentlich irgendwie verhalten? Worum geht es da in diesen Stellungnahmen? Geht es da um Aufmerksamkeit für die eigene Sicht oder gar die eigene Person?

    Leider ging es jedenfalls in IhrerStellungnahme nicht um medienbezogene Themen der Aktion. Und wer Böhmermann in der Vergangenheit öfter mal zugehört hat, der könnte jedenfalls auf den Gedanken kommen, dass er das alles durchaus auch selbst als eine Stellungnahme zu gewissen „medienpolitischen“ Themen verstanden hat. Man selber muss das ja aber auch nicht so sehen, sollte aber dann auch sein Verständnis der Aktion nicht als für irgendjemand sonst maßgeblich halten. Dann wäre aber im Ergebnis eigentlich vielleicht besser gar nichts dazu zu sagen gewesen? Kann ja sein.

  22. Danke dafür, Stefan Niggemeier.

    Klar wird es wieder viele Leute geben, die nach irgendwelchen versteckten so genannten Meta-Ebenen suchen, um Böhmermann auch in diesem Fall doch noch Genialität (darunter geht es ja selten) zusprechen zu können.

    Einfacher wäre es, ihn als talentierten Entertainer zu sehen, der auch mal Schrott abliefert. Letztlich würde eine solche Haltung auch Jan B. zugute kommen.

  23. @ 7 Lars: Weil französische Akzente (abgesehen vom Cedille) auf der Tastatur deutlich leichter zu finden sind.

    Ansonsten ist in den Kommentaren ja bereits alles erwähnt. Auch ich glaube, daß es um Satire als Grundsatz ging – und daß das „selbst in Deutschland nicht verstanden“ worden ist, kann man Böhmermann nun wirklich nicht vorwerfen.

  24. Also, ich guck den Böhmermann ja auch sehr gern. Aber muss man nun wirklich jede seiner „Geschmacklosigkeiten“ als künstlerisch wertvoll und irre anarchistisch abfeiern, um sich nicht dem Verdacht der Spießigkeit auszusetzen?

    Die tiefgründigen Interpretationsversuche einiger Kommentatoren erinnern mich offen gestanden ein bisschen an die für teures Geld versteigerten Leinwandschmierereien von Congo, dem „Cézanne der Affenwelt“.

    Entscheidender Unterschied: Der Schimpanse konnte es nicht besser, Böhmermann schon. Weshalb ich ihn, also Böhmermann, auch das nächste Mal wieder gucke. Aber ob man es nun Satire, Spott oder Narretei nennt: Nichts davon sollte sich selbst genügen. Provokation um der Provokation willen finde ich persönlich eher uninteressant.

  25. Tut mir Leid, dieses mal bin ich da anderer Meinung.
    Die Rassismus Vorwürfe an Böhmermann sind lächerlich, denn gerade die (scheinbar) willkürliche Beleidigungen sind Teil des satirischen Gesamtkonstrukts.
    Wie Sie ja selbst sagen ist Böhmermann in seinen Aussagen oft uneindeutig, man kann also vieles in diese Aktion, deren Teil das Gedicht war, hineininterpretieren.
    Ich ziehe mal wieder meinen Hut vor Jan Böhmermann, der wieder unter Beweis stellt einer der progressivsten Satiriker/ Künstler/ Showmaster unserer Zeit zu sein.

    http://www.tagesspiegel.de/politik/praesidentenbeleidigung-im-zdf-wer-angst-vor-pointen-hat-sollte-keine-witze-senden/13394378.html

  26. „Nun könnte man natürlich einwenden, dass es Böhmermann genau darum gegangen sei: Gegnern der Meinungsfreiheit wie Erdogan zu zeigen, was der Unterschied ist zwischen Satire, die selbstverständlich erlaubt sein muss, und Schmähkritik, die selbstverständlich unzulässig ist, auch in einem freiheitlichen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland.“

    Was ja auch genau das war was Böhmermann direkt vor diesem Ausschnitt klar und deutlich sagte.
    Die Sendung ist bereits über diverse Quellen in voller Länge zu erreichen. Es wäre vielleicht gut gewesen sich diese anzuschauen bevor man einen solchen Artikel darüber verfasst. Es hätte Ihnen viel Zeit erspart :)

    Bei Bedarf nenne ich Ihnen auch Quellen. Meine Mail Adresse haben Sie ja.

    Schöne Grüße
    M-S

  27. Nun hat ja auch die Größte Kanzlerin aller Zeiten (Kurz:GröKaz) ihre Stellungnahme dazu abgegeben (was sonst eigentlich eher selten und so schnell passiert). Und jetzt könnte man fast glauben, Böhmermann habe im Regierungsauftrag gehandelt, damit diese exemplarisch darstellen kann, wie Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland gehandhabt wird. Und das hat die GröKaz in einem Telefongespräch mit dem türkischen Regierungschef (nein, das ist nicht Erdowahn sondern Davutoglu) gestern auch getan. Also, alles wieder auf Null, GröKaz hat sich drum gekümmert, ist also erledigt.

  28. Natürlich war die Schmähkritik nicht rassistisch. Böhmermann erzählt seit Jahren das die Saarländer Schafe und ihre Geschwister ficken. Wohnt der Saarländer am Bosporus und nimmt Ziegen statt Schafe wird die Sache nicht unwahrer.

  29. M. Sornson („Was ja auch genau das war was Böhmermann direkt vor diesem Ausschnitt klar und deutlich sagte.“)

    Na klar, Jan B. wollte einfach nur rechtsunkundige Bürger aufklären. Deshalb auch ein langes Gedicht mit möglichst vielen Schmähungen. Mal abgesehen davon, dass jede Pressekammer ihm das um die Ohren gehauen hätte:

    Ist es wirklich ein Zeichen guter Satire, wenn diese nur von einem kleinen Kreis der treuen Fans als solche erkannt wird – und dies erst nach langen Interpretations-Girlanden?

  30. Natürlich ist in unserer ach so freien Gesellschaft auch die Satire völlig frei – dass haben wir ja nun mehrfach betont! Vor allem bei noch so beleidigenden Islam-Karrikaturen; gut die waren teilweise echt primitiv, aber Satire darf eben alles!
    Alles!!!
    Natürlich!

    Aber man darf schon auch (in bestimmten Fällen zumindest) fragen, „was denn überhaupt dafür spricht, dass es sich bei … [eher unliebsamen Beiträgen] … um Satire handelte“?
    Genau!

  31. Es ist doch wohl klar, dass Böhmermann die Folgen wusste und wollte. Seit seinem Geniestreich Varoufake konnte er sich sicher sein, dass öffentlich eine Metaebene gesucht wird. Er wollte nicht einfach nur Aufmerksamkeit (das wäre zu banal). Kann es nicht sein, dass es schlicht eine bewusste Provokation darstellte, die als (Selbst-)Zweck des Diskussionsanstoßes hatte? Auch Stefan Niggemeier hinterfragt die Gründe: Also hat er erwartungsgemäß „Erfolg“ gehabt.

  32. Frau Merkel sieht in dem Gedicht von Herrn Böhmermann also eine bewußte Verletzung von Herrn Erdogan und hat sich dafür, wie ich es gerade im Deutschlandfunk höre, bei der türkischen Regierung offiziell entschuldigt. Die Delegation Erdogans in den USA bezeichnete dort eine Journalistin als „PKK-Hure“, laut Artikel der „Zeit“: „Erdoğan verteidigt Verfahren gegen Journalisten“. Ohne Entschuldigung. War ja doch auch keine verbale Verletzung. Denn man muss zwischen berechtigter Kritik, also alles, was Erdogan und seine Vertrter sagen, wie der Bezeichnung von Journalistinnen als Huren, und dem Gedicht unterscheiden. Was berechtigte Kritik ist, erleben wir von Seiten der Anhänger Erdogans und der AKP täglich im Internet und bei Facebook gegenüber jedem, der sich gegen die Lychjustiz in der Türkei gegenüber Kurden und für Frieden einsetzt, nämlich die Bezeichnung als „Hurensohn“, dem der Kopf abgerissen wird. Dieses ist selbstverständlich berechtigte, nicht kritisierbare Kritik höchsten Niveaus. Kameraleute zu treten, so berichtete die „Zeit“, ist auch ein beliebtes Hobby: „Ein Bodyguard Erdoğans trat nach einem US-Kameramann, der die Zusammenstöße filmen wollte“. Aber da hat sich Frau Merkel etwa noch nicht entschuldigt, falls dieser Kameramann für einen deutschen Sender tätig war?!? Bitte entschuldigen Sie, Herr Erdogan.

  33. @John (34)
    Sie wollen also eine rassistische Beleidigung mit einer anderen rassistischen Beleidigung verteidigen? Mutiger Ansatz, kann man nicht anders sagen.

  34. Hui, jetzt bin ich aber überrascht, dass hier tatsächlich die kritikfrei Böhmermann-Lobhudelei der vergangen Monate ein Ende hat.

    Wenn das ZDF mal auf die Idee kommen sollte, sämtliche Programminhalte zu entfernen, die einer gewissen Qualität nicht entsprechen, bleibt bis auf zdf.kultur nichts mehr übrig. Das wäre nicht das Schlimmste.

  35. Handelt es sich bei dem Beitrag um Satire? Aber ja. Es ist eine Satire auf das Genre der Satire. Mit Erdogan hat das Ganze wahrscheinlich wenig zu tun.

  36. Mir drängt sich beim Lesen folgender Eindruck auf:
    Nachdem Böhmermanns Schmähkritik unter einem Trommelfeuern von Kommentaren gelöscht wurde und sich durch eine Verkettung von verschiedenen schlimmen bis banalen Ereignissen auch vielfältige Spekulationen und Interpretationen (von völlig absurd bis sehr nachvollziehbar) auftaten war schnell klar:
    Übermedien muss dazu was bringen.
    Und dann hat Stefan Niggemeier das kürzeste Streichholz gezogen.
    Wahrscheinlich war es nicht so. Was mich stört, ist die fehlende Innovation, nach allem, was zu dem Thema bereits fabuliert wurde, eine neue Diskussionsebene aufzuziehen. Der Kommentar soll im Journalismus ein Meinungsbeitrag sein und hier ist der Waschzettel dazu auch korrekt abgearbeitet, der Fakt wird ausreichend geschildert, die Begleitumstände werden (auch mit Hilfe des Kastens) belegt, verschiedene Blickwickel werden dargestellt, dabei wird deutlich, dass der Autor sich diese nicht zu eigen macht und am Ende wird professionell die Kurve genommen, indem der Autor seine eigene Meinung raushaut und diese auch deutlich als solche kennzeichnet, alles super, keine Frage.
    Aber bei allem, was bereits zur Schmähkritik gesagt wurde, ist doch hier auch der Kommentar an sich das Interessante. Wenn Böhmenmann schlicht Aufmerksamkeit erregen wollte und sich selbst in das Gespräch bringen wollte, wenn wir ml annehmen, dass es so ist, finden wir das dann akzeptabel oder kritikwürdig?
    Bei dieser interessanten Frage bleibt Stefan Niggemeier zurückhaltend.
    Er gratuliert, er lobt das Timing und man muss diesen Glückwünschen entnehmen, dass der Drang nach größtmöglicher Aufmerksamkeit bei Leuten wie Böhmenmann wohl weniger Egotrip, sondern eher berufsbedingte Verpflichtung ist. Andererseits spricht der Autor Böhmenmann einen heldenhaften Einsatz für die Meinungsfreiheit ab.
    Damit wird das Motiv (Aufmerksamkeit erringen) abgewertet, indem es durch ein weitaus edleres Motiv, dass eben nicht vorlag, etwas schnöde gerät.
    Aber klar wurde das nicht gesagt und wir bleiben allein mit der Frage:
    Wenn es Jan Böhmermann primär um Aufmerksamkeit ging, ist das nun in den Augen von Stefan Niggemeier, dem Autor des Kommentars gut oder schlecht?

  37. Die Bundeskanzlerin, die vor einem Jahr hinter einem Plakat „Je suis Charlie“ herlief, entschuldigt sich bei einem Möchtegern-Diktator wegen einer Schmähkritik von Böhmermann. Wer nicht sieht, was das für eine großartige Leistung von Satire ist, der hat tatsächlich Satire nicht verstanden.

  38. @48
    „Merkel sei wie Davutoglu der Ansicht, dass es sich um einen „bewusst verletztenden Text handelt“.“ So gibt SPON das wieder.

    Wenn ich die Ansicht eines ausländischen Regierungsmitglieds bestätige, eine Satire sei verletzend gewesen (statt einfach den Mund zu halten), dann bestätige ich dessen Kritik. Das ist eine faktische Entschuldigung, für eine formale gibt es ja auch keinen Grund. Die Heuchelei mit Charlie Hebdo wird hier aber schon sichtbar, oder?

  39. 49, Frank Möller:

    Ihr Vergleich mit Charlie Hebdo ist in gleich mehrfacher Hinsicht maßlos daneben.

  40. Stellt euch vor eine Öffentliche Person würde genau das gleiche mit Netanjahu machen.
    Es würde Anti-Semitismus Vorwürfe regnen, und seine Karriere wäre in den Mainstream-Medien beendet.

  41. Ist im Grunde ein alter Hut. Schon Harald Schmidt hat damals Sachen gemacht wie „Welche Schimpfworte über Italiener wir nie wieder hören wollen!“ (so ungefähr aus der Erinnerung), wo dann Zuschauer eindeutig von der Redaktion erfundene Begriffe zum besten gaben (so im Stil von „Spaghettizwerg“ etc.). Damals mit dabei als Autor: Ralf Kabelka, jetzt Böhmermanns Autor und Sidekick.

  42. @19 ANON: Es ist ein gar nicht so kleiner Unterschied, ob man nur etwas zitiert, was ein anderer sagte, um daran das Verbotene zu erläutern, oder ob man zu diesem Zwecke selbst etwas erdenkt.

    @28 RAOUL: Das kommt bloß auf die gewählte Tastaturbelegung an. Ich drücke bloß ALT GR + g und das ğ ist fertig, ist kein größerer Aufwand als bei à oder é; ebenso ist es mit ı und İ und ç‌ und ş etc.

  43. Wieso will keiner ein Böhmermann sein? Ist doch weniger heikel als Charlie. Bei Charlie hat sich Merkel (in der Seitenstraße) in die erste Reihe gestellt, obwohl Blasphemie gegen jede Religion in Deutschland (im Gegensatz zu Frankreich) strafbar ist. Von Böhmermann hat sie sich eilfertig distanziert, die ARD hat den Beitrag aus der Mediathek entfernt, und die Staatsanwaltschaft ermittelt.
    Geraten hierzulande gerade ein wenig die Maßstäbe durcheinander? Warum irrlichtert Merkel wie eine Motte um Erdowahn herum, statt einfach mal zu schweigen? Warum finden deutsche Journalisten das plötzlich angemessen?

  44. Das „Schmähgedicht“ ist vielleicht albern, übertrieben, irre. Aber beleidigend? Dazu müsste es Vorwürfe ansprechen, die potenziell zutreffend sein könnten. Aber wer nimmt denn ernsthaft an, Erdogan habe Sex mit Ziegen?
    Beleidigungen funktionieren ja nur, wenn man sich beleidigen lässt. Ich kann es z.B. locker an mir abperlen lassen, als Deutscher „Kartoffel“ geschimpft zu werden.
    Von mir aus dürfte Herr Böhmermann gern ein „Gedicht“ zu meiner Person verfassen. Sollte es auch so unpersönlich ausfallen wie jenes auf Herrn Erdogan, ließe mich das völlig gleichgültig.

  45. Sicher war das Gedicht unter der Gürtellinie, aber schlimm wie darauf reagiert wird. 20 Anzeigen sind eingegangen wegen eines Schmähgedichts die haben das Gedicht gehört und nicht den Kontext (das ist im dt. Fernsehen nicht erlaubt sagt Böhmermann immer wieder.
    Der Erdogan ist ein Diktator wie er im Buche steht und alle kriechen im
    hinten rein, man hat keine Möglichkeit sogar wegen der Flüchtlinge macht die EU mit ihm einen faulen DEAL.
    Da freut man sich wenn wenigstens die Satire ihn ärgert, auch wenn
    sie hier stattfindet!!!

  46. „das ist im dt. Fernsehen nicht erlaubt sagt Böhmermann immer wieder.“

    Lieber Bernd Diedler,

    es ist – juristisch – wurscht, ob einer eine Beleidigung mit den Worten garniert, eigentlich sei diese Beleidigung nicht erlaubt. Sie können z.B. darauf hinweisen, dass man allgemein eine Politesse nicht „dumme Sau“ nennen darf. Was nicht geht, ist zu einer bestimmten Politesse zu sagen: „Man darf Sie nicht dumme Sau nennen, denn das ist verboten“. Hier meint jedes Gericht, dass es Ihnen eigentlich darum ging, diese Beleidigung zu äußern.

    Vielleicht glauben Sie mir nicht – dann probieren Sie´s doch einfach mal aus.

  47. Ich bin geschockt über die vielen „journalistischen“ oder „medienkritischen“ Verlautbarungen in unserem ach so demokratischen Land, die direkt oder indirekt dem seltsamen Verhalten der Kanzlerin und des Außenministeriums auch noch Recht geben oder es noch nicht einmal in Frage stellen.
    Im Gegensatz dazu ein lesenswerter Kommentar – natürlich nur in meinen Augen:

    Die deutsche Obrigkeit muss Haltung zeigen
    von Stephan-Andreas Castro
    http://www.tagesspiegel.de/politik/der-fall-boehmermann-die-deutsche-obrigkeit-muss-haltung-zeigen/13413266.html

  48. Danke, Herr Niggemeier, dass Sie sich so sehr für einen Diktator, von dessen Händen das Blut pausenlos tropft, und der ein profilierter Gegner der Meinungsfreiheit und Pressefreiheit in seinem Lande ist, so selbstlos einsetzen. Darf man diesen Beitrag als Ihre Bewerbung um Aufnahme in die Atlantik-Brücke verstehen?

  49. +++ EILT +++

    Großer Erfolg für unseren (?) Diktator Erdogan.

    Der ins Visier der Staatsanwaltschaft Mainz geratene ZDF-Satiriker Jan Böhmermann hat aufgrund des öffentlichen Drucks seinen Auftritt bei der diesjährigen Grimme-Preis-Verleihung kurzfristig abgesagt.

  50. inhaltliche Ansprüche an die Satire zu stellen, ist absurd, verkennt deren naturgemäße Randlegalität. Sie muss über Grenzen gehen, sonst ist sie keine Satire. Erdogan geht über alle Geschmacksgrenzen, er mordet, unterdrückt, wirft Leute ins Gefängnis wegen nichts. Wer also kann die Ehre eines solchen Ganoven und Gewalttypen verletzen? Der Satiriker, dem das Gemauschel und die politische Liebäugelei der Frau Angela mit diesem Lumpen unertäglich ist? Was ist obszöner, Böhmermanns Aggression oder Merkels und der Diplomaten Verlogenheit? Von wegen menschliche Werte. Und dann noch Rassismus, das ist die neuste Modekeule, die der scharf satirischen Traktierung bedarf.

  51. Werter Klaus Minhardt,

    in ihrem Artikel berufen Sie sich auf die Expertise des Rechtsanwaltes Dr. Haberkamm. Sie haben dessen Beitrag freundlicherweise verlinkt, aber offenkundig selbst nicht gelesen.
    Was Sie über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft schreiben, ist völliger Unfug. Ermittlungen sind im Gegensatz zu einer Strafverfolgung (StGB 104 a) nicht abhängig vom Plazet der Regierung. Hätten Sie Haberkamm gelesen, wüssten Sie es besser.

    Haberkamm ist sich auch keineswegs sicher, dass Böhmermanns Schimpftirade tatsächlich straffrei bleiben könnte: „Ob darüber hinaus die vielen einzelnen, schwerwiegenden Beleidigungen und Schimpfwörter aus dem Bereich der Fäkalsprache im Gedicht tatsächlich auch noch von Art. 5 Abs. 1 GG gedeckt sind oder ein sogenannter Überschuß an an nicht mehr hinzunehmender Abwertung (vgl. BGH, GRUR 1977, 801) gegeben ist, kann durchaus kontrovers diskutiert werden.“

    http://www.lhr-law.de/magazin/das-schmaehgedicht-oder-presserecht-a-la-boehmermann

    Genau das aber dürfte ein triftiger Grund für einen TV-Sender zu sein, einen Beitrag aus der Mediathek zu entfernen.

    Ihre Forderung, unsere Gerichte sollten sich auch mit der Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei beschäftigen, lässt mich allerdings etwas ratlos zurück. Möchten Sie demnächst vor der Berliner Pressekammer Erdogan anklagen? Und danach noch Putin?

    PS: Liest bei Ihnen eigentlich niemand Korrektur? So viele Komma-Fehler habe ich schon lange nicht mehr in einem Artikel gefunden.

  52. Böhmermanns Gedicht enthielt bewusst persönliche Schmähungen gegen den türkischen Präsidenten, was allerdings auch der Tatsache geschuldet war, dass Böhmermann damit offenbar recht drastisch den Unterschied zwischen dem harmlosen extra3-Video und echter Schmähkritik illustrieren wollte. Befremdlich finde ich in dem Zusammenhang folgende Einschätzung:
    „… ist aber auch nur Folge davon, dass es Böhmermann nicht darum geht, in irgendeiner schmerzhaften, albernen, grotesken Weise konkret den Präsidenten oder sein Handeln anzugreifen, sondern ihn nur mit allem zu bewerfen, womit man ihn bewerfen kann: mit rassistischen und islamfeindlichen Beleidigungen, weil er Türke und Moslem ist“
    Ich erinnere mich noch an eine deutschsprachige Zusammenfassung von Reaktionen der türkischen Presse auf die SPIEGEL-Titelgeschichte „Der neue Sultan“ vom August 2014. Gerade rechtskonservative Erdoğan-treue Blätter unterstellten dem SPIEGEL damals „Islamophobie“, was in dem Zusammenhang nicht nur absurd, sondern auch ein Präzedenzfall für den Missbrauch dieses Begriffes war (der anderswo natürlich seine Berechtigung hat). Man mag Böhmermanns Gedicht für geschmacklos oder verunglückt halten. Dass man sich beim Lesen von Stefan Niggemeiers Kommentar allerdings hier an die damalige Reaktion jener rechtskonservativen türkischen Zeitungen erinnert fühlt, finde ich dann doch beunruhigend.

  53. Ein Beitrag verschwindet, es folgt eine schwammige NA-SIE-WISSEN-SCHON-WARUM-ERKLÄRUNG des Programmdirektors und die Entscheidung zur Löschung im Einvernehmen erfolgt wäre, 2Tage später erklärt der Regierungssprecher, die Kanzlerin teilt die Einschätzung des Ministerpräsidenten der Türkei, der auch gleich noch behauptet: „Die Meinungsfreiheit ist unser gemeinsamer Wert, und sie wurde und wird in der Türkei geschützt.“ Statt Medienkritik folgt Niggemeier seiner eigenen Einleitung und bleibt beim Pimelwitz.
    https://www.turkishminute.com/2016/04/09/2000-turkish-journalists-lost-jobs-past-7-months-union-says/

  54. Haben Dritte Einfluss auf den Sender ausgeübt? Hat Seibert vielleicht bei seinen alten Kollegen angerufen? Die Programmdirektion sprach von einvernehmlicher Entscheidung mit Böhmermann und lügt dabei offensichtlich. Und ja: Pimmel.

  55. Alex, 69:

    „lügt offensichtlich“? Vielleicht liefern Sie mal Belege für ihre Unterstellungen. Schmock.

  56. Dass das hier der einzige Text zur Böhmermann-Merkel-Erdogan-Affäre geblieben ist, spricht gegen Übermedien. Will denn niemand im Team Niggi widersprechen oder seid ihr in der Sache wirklich alle einer Meinung?

  57. Theo,

    Sie haben Recht. „Offensichtlich“ war falsch formuliert. Aber Böhmermann bestätigt die Aussage des Programmdirektors auch nicht. Warum produziert der Sender einen Beitrag und sendet diesen, um dann festzustellen, dass er den eigenen Ansprüchen nicht genügt? Bemüht sich das ZDF transparent und konkret zu erklären, wie und von wem beschlossen wurde Teile des Beitrages wieder zu löschen? Nein. Der Vorwurf geht auch an Böhmermann, der sagen könnte, ob er der Löschung tatsächlich zugestimmt hat. So wäre auch die Frage beantwortet, ob seine Reaktion unterstellte Hybris oder echte Empörung ist. Statt dessen verselbständigt die Diskussion und entfernt sich immer weiter vom eigentlichen Thema: dem Elend von Geflüchteten, dem fragwürdigen Vertrag mit den autoritären Machthabern in der Türkei, der Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und unserem Verhältnis zur Presse- und Meinungsfreiheit. Egal wo.

  58. @74:

    „fragwürdiges Gekuschel“?

    Okay, eigentlich sollten wir diesem Erogan mal richtig Bescheid geben. Und wenn der Deal dann platzt, auch gut. Hauptsache, wir haben unsere Prinzipien (welche?). Alsdann sagen wir dem Putin auch mal, dass er uns mal kreuzweise – den Chinesen auch! – und den Amis, die machen auch üble Menschenrechtsverletzungen. Arabien komplett, was ist mit Israel? Und noch ein paar Länder mehr. Kommt schon ordentlich was zusammen.

    Das mit den Flüchtlingen, das geht so nicht mit der Türkei. Also entweder alle nach Europa (= Deutschland) bringen (Vorschlag von Serdar Somuncu heute bei Anne Will), noch mal drei Mio oder mehr. Oder den Griechen überlassen, deren Problem. Oder dem Meer. Egal, Hauptsache kein Kuscheln mit den Türken.

  59. Der Einsatz der Kollegen aus der deutschen Presse für Böhmermann war bisher erbärmlich. Auch Herr Niggemeier hat mit Verspätung erkannt, was in diesem Land los ist, aber immerhin! Danke Herr Niggemeier!
    Mediendeutschland hat inzwischen einen neuen Helden: Matthias Döpfner, der bereit ist, sich mit Böhmermann auf die Anklagebank zu setzen. Vielen Dank für diese klare Ansage, Herr Döpfner!
    Außer vereinzelten Politikern und am Anfang einer Handvoll Medienschaffender hat sich in diesem Land niemand getraut, der Kanzlerin und ihrem Gefolge Paroli zu bieten.
    Mein Appell an die Presse in den Leserkommentaren unter einem Böhmermann-Artikel bei Welt-Online Stellung für unsere Demokratie mit ihrer Kunst- und Pressefreiheit zu beziehen, wurde noch am 8.4.16 je zweimal von der Welt-Online-Redaktion (oberster Chef der Springer-Gruppe Matthias Döpfner) gelöscht. Screenshots der beiden Kommentare, die zwar eingegangen waren, aber noch von der Redaktion vor Veröffentlichung „geprüft“ werden mussten (und offensichtlich durch die Prüfung gefallen sind), sind vorhanden.
    Danke, dass ich hier einen Kommentar abgeben durfte!
    Durch das Internet scheint sehr viel Demokratie verloren zu gehen. Ohne Internet waren die Menschen in Deutschland viel früher auf der Straße, um für Freiheit und Demokratie einzustehen. Kein Wunder, dass Erdogan bei sich Twitter abschalten ließ. Wenn so etwas bei uns kommt, werden sich die Menschen in Deutschland wohl ganz in ihre Biedermeier-Stuben zurückziehen und jegliche Regierung kann durchgreifen?! Danke also an Journalisten wie Stephan-Andreas Casdorff von der Süddeutschen (dessen Namen die Rechtschreibkorrektur hier immer in Castro abändert), Stefan Niggemeier und Matthias Döpfner! Solche Koalitionen braucht das Land.

  60. @ 61 Wolke
    „Die deutsche Obrigkeit muss Haltung zeigen…“
    Eine Tageszeitung schreibt da affirmativ von „deutscher Obrigkeit“ als etwas Respektablem, an das man sein Wünsche äußert!
    Ich bin schockiert. Wenn ich Deutschland als Obrigkeitsstaat (in Kontrast zu einer lebendigen Demokratie) bezeichne, dann tue ich das mit zuspitzender Absicht. Und jetzt kommt so ein Tintenstrolch daher und schreibt über die Obrigkeit als sei sie das Normalste von der Welt.
    Soweit ist es schon gekommen: Das Land richtet sich mit seiner Obrigkeit wieder bequem ein. Die Realität überholt locker die Satire, und Casdorff verulkt seinen eigenen Text mit der Überschrift.

  61. Was soll das alles? Herr Erdogan soll mal die Füße still halten. Denn waren es nicht türkische Medien, die Frau Merkel mit Hitler-Frisur und Hitler-Bart abbildeten? Ich bin zwar nicht mit der Arbeit unserer Kanzlerin zufrieden, aber sie prügelt und mordet nicht…

    Die Türkei hat an Ansehen verloren. Die türkische Bevölkerung dürfte davon wenig begeistert sein…

  62. also, meinem Dönerbuden-Besitzer ist das alles egal. Jedenfalls mir gegenüber.
    Jeder hat das Recht, sich zum Affen, zum Idioten, zum Deppen zu machen wie er kann.
    Das unterscheidet die EU von der türkischen Regierung, der es nicht um eine gleichwertige Mitgliedschaft geht, sondern um einen Platz am Fleischtopf, Wie anderen Ländern auch, siehe UNG; POL u.a.
    Schade, mein Europa ist sowas von tot.
    Ich wünsche mir den Strand von Renesse/NL zurück.
    Mit den Piratensendern und dem Joint und den Mädchen und der guten Laune und/oder Schengen

  63. …Nachtrag: Nach einem Besuch im Krefelder Zoo: Die dort lebenden Tiere verbitten sich einen Vergleich mit H. Erdogan.
    Dieses sei nicht ihr Stil, wie es heist.

  64. …macht manchmal Sinn:
    #Nur zwei Tugenden gibts. O, wären sie immer vereinigt, Immer die Güte auch groß, immer die Größe auch gut!# Schiller

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