Das „Bildblog“ hat Kommentare und Kritiken zu der Berichterstattung über Christchurch gesammelt und Moritz Tschermak kritisiert auch die reißerischen „Bild“-Berichte und den Kommentar des Chefredakteurs.
Nichts gelernt: In der Journalistenschule mit Julian Reichelt
Wer „Black Mirror“ gesehen hat, die fiktionale Serie von Charly Brooker, hat gesehen, was sich mit den Mitteln moderner Technik und Medien noch alles anrichten lässt. Nicht jede Folge ist ja ferne Dystopie. Manches spielt morgen, manches ist jetzt schon möglich, und was sich vorigen Freitag in Neuseeland zutrug, ist eben gar keine Fiktion, sondern bereits Realität: der Massenmord eines rechten Terroristen – live übertragen auf Facebook.
Das grausame Ausmaß mag neu sein, auch die fiktional wirkende Ego-Shooter-Optik eines realen Snuff-Videos. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass ein Verbrechen per Livestream sein Publikum findet, und es ist auch nicht das erste Mal, dass darüber diskutiert wird, wie Medien mit Bildern solcher Anschläge umgehen sollten, und wie mit Manifesten, die Täter digital publizieren, um ihr Tun propagandistisch zu einer Heldentat zu verklären.
Es scheint müßig, wieder und wieder darüber zu streiten. Wir wissen, was es bewirken kann, wenn Täter gezeigt und ihre Parolen massenmedial verbreitet werden. Es macht die Sache noch größer, inspiriert Nachahmer. Aber weil der amtierende Chefredakteur der „Bild“-Zeitung meint, er müsse abermals erklären, wie Journalismus funktioniert, schauen wir uns das doch noch mal an.
„Bild“ hat von Freitagmorgen an intensiv über den Anschlag in Christchurch berichtet, hat aus dem Manifest des Täters zitiert, sein Gesicht gezeigt, blutrot eingefärbt, und Ausschnitte aus seinem Livestream. Nicht die Morde, aber die Vorbereitung. Und auch das, was dann in der Moschee geschah, die der Terrorist heimsuchte, zeigt „Bild“ – als Fotos: Leichen, Blut, der Moment, in dem „der Killer“ einen Menschen „direkt vor ihm“ erschießt – alles dokumentiert.
„Bild“-Oberchef Julian Reichelt schreibt, natürlich im „Bild“-Plural, als trügen alle in der Redaktion seine Entscheidung mit:
„Wir zeigen diese Bilder ganz bewusst. Wir glauben, dass wir diese Bilder zeigen müssen.“
„Trauer allein“ nämlich, weiß Reichelt zu berichten, reiche im Journalismus nicht, Trauer sei keine „journalistische Disziplin“. Als hätte irgendwer kritisiert, dass Reichelt nicht im Beerdigungsanzug in der Redaktion erschien.
Journalismus müsse „zeigen, was geschehen ist“, doziert er weiter wie an der „Spiegel“-Akademie, um dann die Beiträge der Zeitung, die er verantwortet, tatsächlich als irgendwie aufklärend darzustellen:
„Journalismus ist dazu da, Bilder der Propaganda und Selbstdarstellung zu entreißen und sie einzuordnen. Erst die Bilder verdeutlichen uns die erschütternde menschliche Dimension dieser Schreckenstat.“
Abgesehen davon, dass es un- heißen müsste: die unmenschliche Dimension, ist es natürlich schlicht Unfug, dass sich „Bild“ der Bilder bedient, um sie einzuordnen. Oder glaubt irgendwer, das „Protokoll des 17-Minuten-Massakers“ biete mehr als die pornografische Schilderung eines „17-Minuten-Massakers“?
Und die Auflistung der Waffen, die der Täter benutzte? Einordnung? Klar, sie haben dazu geschrieben, dass auch andere Attentäter dieselben Kaliber nutzten. Und so ein Terror-Video verwandelt sich flugs, wenn „Bild“ es anfasst:
„Durch Journalismus wird aus einem Ego-Shooter-Video ein Dokument, das Hass demaskiert und aufzeigt, was der Terrorist von Christchurch ist: kein Kämpfer, kein Soldat. Sondern bloß ein niederträchtiger, feiger Mörder, der unschuldige, wehrlose Menschen massakriert hat. So und nicht anders, nicht in der Version seines Videos, sollten wir an ihn denken. Wir trauern um seine Opfer.“
Aus einem niederträchtigen, feigen Massenmord wird erst ein niederträchtiger, feiger Massenmord, wenn „Bild“ es dazu schreibt. Was für ein trauriger Fehlschluss. Und als ob Journalismus erst erklären müsste, dass es sich um einen Mörder und nicht um einen tapferen Soldaten handelt. Allein die Beschreibung, dass jemand schwer bewaffnet in ein Haus eindringt und dort Dutzende Menschen erschießt, triggert doch schon die Vorstellung, geschult eben durch Ego-Shooter und Action-Filme. Braucht es die echten Bilder, um sich der Grausamkeit solcher Verbrechen bewusst zu werden?
Aber Reichelt hat noch eine Ausrede, die Bilder und Parolen des Täters prominent zu reproduzieren:
„Das Video des Massakers ist online überall genauso verfügbar, wie der Täter es wollte. Journalismus darf solche Bilder aber nicht Social Media überlassen.“
Es könnte die Art sein, mit der Reichelt zugibt, dass er sich all die Klicks nicht von Facebook und Twitter wegnehmen lassen will, aber er will tatsächlich sagen, dass er ein hehres Anliegen verfolgt.
Und was ist mit dem so genannten Manifest? Das Dokument, dass der Terrorist von Christchurch verschickt hat, folgt einem Vorbild, auch wenn es mit knapp mehr als 70 Seiten wesentlich kürzer ist: 2011 tötete der rechte Terrorist Anders Breivik 77 Menschen, viele davon noch jung, und veröffentlichte eine monströse Hassschrift, mehr als 1.500 Seiten lang. Schon damals wurde gestritten, inwieweit sich Medien damit befassen sollten. Der „Tagesspiegel“ etwa, der das ganze Dokument auf seiner Seite zugänglich machte, veröffentlichte das (angebliche) Für und Wider.
Der Impuls ist zunächst menschlich: Wir suchen nach Antworten, nach Erklärungen für das Unerklärliche. Wie ist jemand zu so einer schlimmen Tat in der Lage? Was trieb ihn an? Und was können wir tun, damit es nicht wieder passiert? Wir wollen diese Erklärung schnell, am besten wenige Stunden nach der Tat. Das ist bei Terror so, das war auch beim Amokflug eines Co-Piloten so.
Medien wie „Bild“, aber auch viele andere, bedienen dieses Bedürfnis, indem sie eilig alles durchwühlen: Profile, Postings, Videos, sie löchern Täter- und Opfer-Freunde, Nachbarn, Experten, immer auf der Suche nach der alles umfassenden Erklärung, die es nicht gibt, schon gar nicht binnen Stunden.
Hinterlässt dann ein Täter ein Dokument, in dem er sich erklärt, ist das natürlich verlockend. Dort steht es ja alles! Aber was sagt uns das Manifest eines Fanatikers, in dem dieser sich zum Vorbild erklärt? Ja, es lässt unter Umständen Rückschlüsse zu, zum Beispiel auf das mediale Umfeld, das ihn radikalisierte, auf Ideologien und Hassgebilde, die im Netz kursieren. Im aktuellen Fall aber ist das Dokument eben deshalb auch voll mit Memes und Querverweisen und Ironie, und einige schreiben, dass man sich oft nicht sicher sein könne.
Bräuchte es nicht Zeit, so etwas in Ruhe und tatsächlich zu analysieren?
Aber trotzdem schreiben Medien, nicht nur „Bild“, eilig die knackigsten Stellen Hass und Unsinn ab. Breivik hat damals zynisch erklärt, die Morde seien „Marketing“ gewesen für die Ideologie, die er verbreiten wollte, und Medien dienten ihm als Handlanger. Auch der Terrorist aus Christchurch will, dass seine Gedanken verbreitet werden. Im Gegensatz zu suizidalen Islamisten ist die Strategie hier, wie bei Breivik: überleben. Damit seine „Ideale über Medienberichterstattung“ weitergetragen werden, auch später, zum Prozess.
Dass Medien, zum Beispiel, die expliziten Aufrufe des Täters an Gleichgestörte verbreiten, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Ein Massenmörder schreibt, wen er noch gerne töten würde, er ruft auch zum Mord an bestimmten Personen auf. Und so steht das dann fett in der Zeitung:
Es ist vermutlich die erste „Bild“-Ausgabe, in der auf Seite 3 oben, groß in gelben Lettern, „Tötet Angela Merkel“ steht. Aber natürlich in Anführungszeichen, als Zitat. Und darunter folgt dann, nein, keine Einordnung, wie Reichelt behaupten würde, sondern: weitere Zitate, einfach abgeschrieben.
Auch die „Ostsee-Zeitung“ (OZ) hatte den Mord-Aufruf zwischenzeitlich in der Überschrift, etwas indirekter:
Auf Twitter schrieb die OZ, man könne „tatsächlich darüber streiten, ob diese Form der Überschrift richtig war“. Aber es sei „nun mal für viele Leser wichtig, zu erfahren, dass es auch deutsche Ziele bei den Attentätern gibt“.
Ich bezweifle, dass es von elementarem Interesse ist für Frau Petersen, die in Damp an der Ostsee wohnt, wen ein Terrorist am anderen Ende der Welt gerne abknallen würde. Und dass Terroristen deutsche Ziele im Visier haben, ist auch keine Neuigkeit, wie es zudem wenig an der Gefährdungsstufe einer Regierungschefin wie Angela Merkel ändert, die quasi dauerbedroht ist.
Man kann nicht nicht über solche Attentate berichten, darum geht es auch gar nicht, und natürlich sind solche Nachrichten gleich überall: auf Facebook, auf Twitter. Aber es ist ein Irrglaube, Massenmedien könnten es nicht noch viel schlimmer machen. Und was sendet es für ein Botschaft aus an Leute, die sich ebenfalls radikalisieren? Diese: Mach etwas ganz Bestialisches, schreib etwas dazu, ruhig irre – und Medien werden freiwillig deine Botschaften verbreiten, deine Terror-Propaganda, groß in der Überschrift.
Es gibt einen sehr breiten Spielraum, wie man als Medium über solche Ereignisse berichten kann. Man kann es klein halten, es tatsächlich analysieren und einordnen, weil man um die Gefahren inzwischen weiß – oder man stellt es aus und tut so, als wäre das verantwortungsvoller Journalismus.
Auch das Argument, so sei er eben, der Boulevard, und das seien seine Mittel, trifft nicht. Auch hier gibt es einen Spielraum, und es gibt in diesem Genre, zum Glück, nicht nur die Auffassung von Julian Reichelt. Die Hamburger „Mopo“, zum Beispiel, schrieb auf ihrer Titelseite, der Täter bekomme bei ihnen keinen Platz für die Bilder seiner „monströsen Tat“. Auch im Innenteil ist sein Gesicht verfremdet; andere Bilder zeigen Trauernde, nicht die Tat.
Das Kalkül des Terroristen dürfte aber auch dieses Mal aufgegangen sein. Das hier ist ja nur ein winziger Ausschnitt aus einer Flut von journalistischen Texten, Filmen, Livetickern auf der ganzen Welt. Und es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir darüber diskutieren: über die Bilder, die Manifeste, und über die Ohnmacht angesichts solcher Verbrechen und der Wege, diese heute digital zu verbreiten. Spätestens, wenn der Mann vor Gericht steht, wird sich wieder, wie schon bei Breivik, die Frage stellen: Was davon verbreiten wir? Und womit machen wir uns womöglich zu Gehilfen seines menschenverachtenden Plans?
Die Mopo hat dem Täter ganz schön viel Raum geboten, auch wenn sie nichts zeigen. Er hat die ganze Titelseite für sich gewonnen. Vermutlich dachten die bei der Mopo aber mehr an sich: Seht her, wir sind besser als die Bild. Dazu diese Tat zu instrumentalisieren, halte ich ebenfalls für inakzeptabel.
Wenn man wirklich will, dass die Tat nicht wie vom Täter gewünscht aufgeblasen wird, hätte man das wie einen normale Meldung unter vielen laufen lassen müssen.
Okay, das ist jetzt zynisch: Der Täter hat nicht nur viel Blut vergossen, sondern auch viel Druckerschwärze. Schade, dass viele Medien genau das getan haben, was der Mann erreichen wollte.
War doch zu erwarten, dass bei der Bild kein Funken Anstand mehr vorhanden ist. Die schlimmsten Gaffer die es gibt und sich dabei keiner Schuld bewusst. Für mich zählt Bild zur Medienkategorie „minderbemittelt“.
BILD hat übrigens auch ein (qualitativ ungewöhnlich schlechtes) Video ins Netz gestellt, das live die Einfahrt des LKW in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zeigen sollte. Damit der Horror auch dort unmittelbar im Publikum wirksam wurde:
https://youtu.be/J72GiqiJMUc?t=824
Das Video stützt aber dummerweise nicht die gewünschte Version vom Ablauf.
Ein weiteres Live-Video hat Jan Hollitzer, damals stv. Chefredakteur der Morgenpost mit dem Handy aufgenommen und dann verbreitet. Er tat so, als spazierte er nur 2 Minuten nach der Vorbeifahrt des LKW über einen Weihnachstmarkt mit Dutzenden Schwerverletzten und Sterbenden.
Terror ist ein (politisches) Geschäft und wird von Teilen der dt. Medien mitverbreitet, nicht nur von BILD oder Springer und nicht nur in Christchurch, sondern auch mitten in Deutschland.
Der Zyniker in mir denkt, dass man einigen Menschen in D. tatsächlich sagen muss, dass das in der Tat kein Held oder tapferer Soldat ist, egal, wie viele Moslems er umbringt.
Aber der gleiche Zyniker bezweifelt, dass ausgerechnet BILD da einen Erziehungsauftrag wahrnimmt.
Was Bildstrecken und reißerische Schlagzeilen angeht, stimme ich voll zu. Herr Reichelt hat sich mal wieder selbst unterboten (was einiges heißen will). Was die Berichterstattung über das „Manifest“ geht, bin ich mir unsicher. Die ideologischen Hintergründe einzordnen, ist wichtig (z.B. um sie mit vergleichbaren Denkformen in der hiesigen rechten Szene abzugleichen). Ganz ohne direkte oder indirekte Zitate kommt man dabei nicht aus.
Und wenn der Attentäter auch zum Mord an Merkel aufruft, ist das in einem von Merkel regierten Land durchaus eine Meldung wert. Natürlich mit der gebotenen Zurückhaltung: Wie es die Ostseezeitung macht, finde ich akzeptabel. Dass eine Information nur durch persönliche Betroffenheit zur Nachricht werde (in diesem Falle z.B. wenn man Frau Merkel aus Berlin ist und nicht Frau Petersen aus Damp), halte ich für ein schwaches Argument.
Zum Schluss eine kleine Sprachnörgelei: Vorstellungen werden im Deutschen normalerweise geweckt, nicht getriggert. „Triggern“ ist eine dieser milieuspezifischen Modevokabeln, die vorgeben, hinter ihnen stünde eine voll kritische soziologische Theorie – aber keine zusätzliche Erkenntnis vermitteln, sondern höchstens Distinktionsgewinn verschaffen (vgl. „framen“). Das dafür geopferte „wecken“ ist dagegen wunderbar anschauliches, geradezu bildhaftes Deutsch. Schade drum.
@5.
Nicht so pessimistisch, werter Kritiker. Mich jedenfalls überzeugt Ihre „kleine Sprachnörgelei“ vollends, und ich schäme mich im Nachhinein ein kleines Bisschen für jede Gelegenheit, bei der ich etwas habe „triggern“ lassen in Texten. Danke also, dass Sie meinen Sinn dafür geschärft haben.
Zum eigentlichen Thema so viel: Über Herrn Reichelt muss kaum noch ein Wort verloren werden. Was aber ist mit den vielen Leuten in seiner Redaktion? Sehen die das alle so wie ihr Chef, oder weckt er mit seinem perfiden Vorgehen noch so etwas wie Diskussionen oder gar Widerstand? Und wenn ja: Dürften wir mal davon erfahren?
Ich mag diese moralische Überheblichkeit nicht. Ist Herr Reichelt ein schlechterer Mensch als Herr Rosenkranz? Ist Carsten ein besserer Mensch als ich? Ist die Berichterstattung der „Mopo“ angemessener als die der „Bild“?
Es geht um Morde und um Mörder. Die Taten kann und darf man nicht verschweigen. Wenn sie sich auf Religionen, Ideologien oder sonst etwas berufen, muss man darüber berichten.
Weder „Bild“ noch „Mopo“, weder Herr Reichelt noch Herr Rosenkranz hatten irgend einen Einfluss auf diesen Massenmörder. Diese Tat ist zu schrecklich, um alt hergebrachte mediale Feindschaften zu pflegen.
Im Deutschlandfunk läuft gerade ein Kommentar, der „Bild“ zum Mittäter erklärt.
Der Reichelt kennt halt seine Leser und weiß daher auch das er ihnen erklären muss, dass da nichts gutes passiert ist.
Ist quasi der Rundumservice der BILD. Als regelmäßiger Leser wird man erst desensibilisiert und die Fähigkeit zur Differenzierung wird abtrainiert und danach kann man sich alles von ihnen erklären lassen.
Ich frage mich ob Herr Reichelt noch nie auf die Idee gekommen ist das seine Art der „Berichterstattung“ ein Teil des Problems ist.
Die Kritik an der Berichterstattung ist berechtigt. Sie ist aber auch in der Vergangenheit bei ähnlichen Anschlägen oder Katastrophen oft genug geübt worden ohne, dass sich etwas ändert. Aber auch in der Kritik muss wie auch im obigen Artikel eingeräumt werden, dass es unmöglich ist, über solche Vorgänge „nicht nicht zu berichten“.
Da wünsche ich mir gerade von einem Portal wie Übermedien mal eine ausführlichere Darstellung, wie man es richtig machen kann, entweder als Verweis auf positive Beispiele oder als eigene Überlegung. Ihr seid gut ausgebildete, erfahrene Journalisten. Ich bin das nicht, habe aber Vorstellungen, wie eine seriöse Berichterstattung aussehen könnte.
Ob die sich mit der Ansicht von Profis deckt, würde mich schon mal interessieren.
@ Carsten (#6)
Gern geschehen. Und danke für die Blumen – das macht mich ja ganz verlegen… :-)
Nein es heisst nicht zwingend unmenschlich.
Immerhin hat ein Mensch Menschen getötet und nicht ein Tier.
Ob das jetzt jemandem gefällt oder nicht, der Täter war ein Mensch.
Wäre es ein Bär oder ein Tiger gewesen, dann wäre es un-menschlich.
„…kein Kämpfer, kein Soldat. Sondern bloß ein niederträchtiger, feiger Mörder, der unschuldige, wehrlose Menschen massakriert hat.“
Ich finde das nicht schlimm, dass der Täter von der Bild mit adjektiven belegt wird. Die wissen doch genau, dass einige den Täter toll finden werden, wenn sie sich die Bilder anschauen. Und diese Leute fühlen sich doch bestimmt angegriffen, wenn man deren Helden als feige bezeichnet.
Es ist eine Sache, dass die Bilder einen inspirieren, aber eine andere, dass sie sich zusätzlich von „den Medien“ unterbuttert/feige genannt fühlt. Leute, die sich verteidigen wollen, fühlen sich im Recht und gehen vielleicht zu weit.
Tut mir leid. Da sollte stehen: Ich finde es sehr schlimm!
@ Yong Meier (#7)
Ich kritisiere ja auch gerne die Moralfixiertheit der zeitgenössischen Linksliberalen, aber dieser Vorwurf ist quatsch. Rosenkranz hat Reichelt nicht für das kritisiert, was er ist, sondern für das, was er bezüglich Christchurch gesagt und getan hat – nämlich eine reißerische Berichterstattung aufziehen, die Blut, Leid und Tränen in Umsatz verwandeln soll, und das dann auf fadenscheinigste Art und Weise als journalistischen Ethos ausgeben.
Vielleicht kommt ja bei SPON noch eine Kolumne von Margarete Stokowski, die feststellt, dass Reichelt ein „weißer Mann“ sei, weshalb er sich in das Leid von muslimischen Terroropfern nicht hineinversetzen könne/wolle. Dort wäre Ihr Kommentar evtl. angebracht. Unter diesem Text nicht.
@ Ein Kommentator (#13)
Das ging mir auch durch den Kopf. Für das „menschlich“ muss man der Bild keinen einen Vorwurf machen – da „erschütternd“ und „Schreckenstat“ im selben Satz stehen, scheint mir hier eher das Leid der Opfer gemeint zu sein als die Tat selbst. Die kann man durchaus als „unmenschlich“ bezeichnen, aber das ist eigentlich ein abgedroschenes Betroffenheits-Adjektiv (wie auch „erschütternd“).
@1: Man kann das Verbrechen und seine Dimension nicht verschweigen und wahrscheinlich auch nicht von den Titelseiten nehmen, aber man kann sich entscheiden, die Bilder nicht zu verbreiten oder wenigstens nicht so, wie Täter sich das wünschen. Das ist der Punkt, den die Mopo besser gemacht hat.