Investigative Reportage

„Welt“-Redakteur erbricht sich in Debatte über rechte Bücher

Wer wissen will, wie man eine ohnehin schon verdorbene Debatte mit etwas Geschwätz und reichlich Erbrochenem vollends vergiftet, sollte unbedingt den aktuellen Text von Frédéric Schwilden in der „Welt am Sonntag“ lesen.

Irgendwer bei der „Welt“ war offenbar der Ansicht, dass es eine gute Idee ist, Schwilden nach München zu schicken. In die Buchhandlung, in der Ende des Monats die Autorin Margarete Stokowski lesen sollte, was sie aber nicht mehr möchte, seit sie weiß, dass die Buchhandlung auch Schriften rechter Autoren im Regal stehen hat. Stokowski stört das so sehr, dass sie ihren Auftritt absagte. Worüber nun halb Mediendeutschland seit Tagen diskutiert.

Falsche Versprechung: „Ich habe die bösen Bücher gelesen“ welt.de

Er sei nach München gefahren, „um zu lesen“, schreibt Schwilden, was natürlich grundsätzlich zu begrüßen ist. Lesen bildet. Aber darauf legt es Schwilden nicht an. Er ist gar nicht in die Buchhandlung gefahren, um sich mit dem Inhalt rechter Bücher zu befassen, auch wenn sein Text das behauptet, sondern weil er vom angeblich „Bösen“ dieser Bücher fasziniert ist, von einer Gefahr. Schwilden schreibt: „Was gefährlich ist, will ich erst recht lesen.“

Es ist, als hätte der Autor mit fünf bewaffneten Zuhältern eine Nacht durchgesoffen, nur langweiliger. Wieder nüchtern prahlt er schon in der Online-Überschrift seines Textes: „Ich habe die bösen Bücher gelesen“ – aber das ist nur Angeberei und die Art, wie die „Welt“ marktschreirisch ihre Texte feilbietet.

Tatsächlich hat Schwilden bloß „ein bisschen“ in den Büchern geblättert, und das von Sarrazin hat er gestreichelt, über den Rücken. Einmal hat er auch gegähnt, und er hat ein paar Zeilen abgeschrieben. Recherche muss sein.

Ansonsten hat Schwilden noch festgestellt, dass die rechte Autorin Caroline Sommerfeld „in ihrem Parka mit den Buttons und der Wuschelfrisur eher wie die Frontsängerin einer sexpositiven Riot-Girl-Band“ aussehe, „als wie eine Frau, die schwule Ampelmännchen in Wien als Homo-Propaganda brandmarkt“. Verrückt. Man schaut den Leuten eben echt nur vor den Kopf.

Es war ein harter Tag für den Reporter, zumal er diese Reise auf sich nahm, „obwohl ich am Vorabend ein verdorbenes Stück Fleisch gegessen habe und ich mich deswegen die ganze Nacht übergeben musste.“ Alles sehr tragisch. Das arme Stück Fleisch. Einfach so hingebrochen, nachts, und dann noch mal bei Licht in die „Welt am Sonntag“. Der heldenhafte Ich-Erzähler, von Übelkeit gerührt, wagt sich trotzdem ins Krisengebiet Buchhandel.

Dort angekommen, hat er für Stokowskis Absage ein bisschen Spott übrig: „Kein Warnschild vor der Buchhandlung, die es schon mehr als achtzig Jahre länger als Stokowski gibt“, kichert der Redakteur und steckt furchtlos die Nase in den „nach Büchern und Nachdenken riechenden“ Laden. Dort führt man ihn an ein Regal, in dem sich, neben vielen anderen, auch fünf Bücher rechter Autoren befänden. Nur fünf, betont er. Und deshalb diese Aufregung.

Stokowski hatte argumentiert, sie sei gegen eine „Normalisierung rechten Denkens“, also „bestimmte menschenfeindliche Aussagen als etwas hinzustellen, was eben zum vielfältigen Spektrum innerhalb einer Demokratie gehört und was man ‚aushalten‘ müsse, auch wenn dabei z. B. gegen Minderheiten gehetzt wird“. Der Verkauf solcher Bücher, findet Stokowski, trage zu so einer „Normalisierung“ bei. Sie will das, als linke Autorin, nicht unterstützen.

Schwilden hingegen findet, es wäre „viel besser“, Stokowski würde „diese Bücher normalisieren“, denn durch ihre Absage mystifiziere sie sie. Und von nichts koste man lieber, „als von der verbotenen Furcht [sic]“, schreibt der Bibel-Exeget: „Das steht schon im Alten Testament und setzt sich durch die ganze Geschichte fort.“

Allerdings ist es Schwilden, der aus der „Frucht“ eine vermeintlich verbotene macht. Die Bücher sind ja frei erhältlich, und auch Stokowski plädiert nicht gegen eine Lektüre. Sie schreibt, dass „man die Positionen von Rechten kennen sollte, um gegen sie zu argumentieren“, dazu könne man aber auch in eine Bibliothek gehen. Schwilden hingegen insinuiert, Stokowski wolle die Werke einem Diskurs gänzlich entziehen: „Aufklärung heißt eben Wissen“, schreibt er, „und nicht Wissen verbieten.“

Schwilden unterstellt auch, Stokowski habe den Büchern erst recht zu öffentlicher Aufmerksamkeit verholfen. Ihre Absage sei „weniger Warnung als werbender Pappaufsteller für die Neue Rechte geworden“, quasi ein Schuss ins eigene Knie. So lautet auch die Überschrift in der Print-Version: „Pappaufsteller der Neuen Rechten“, und die Buchhandlung, haha, verkaufe bereits mehr Exemplare rechter Autoren als vor der Absage.

Dabei wollte Stokowski die Gründe ihres Rückzugs eigentlich gar nicht veröffentlichen, aber das unterschlägt Schwilden. Sie wollte nicht warnen, sie wollte dort einfach nicht lesen, das war’s. Stokowski äußerte sich erst, nachdem der Buchhändler die Sache öffentlich gemacht hatte, anders als vereinbart. Dass nun so ein Hype darum entstanden ist, ist also zunächst dessen Verdienst, und auch Texte wie dieser in der „Welt“ tragen dazu bei. Indem er den Büchern den Ruch des Mächtigen, Bösen, Verbotenen verleiht, ist er nicht Pappaufsteller, sondern blinkende Leuchtreklame.

Aber Schwilden verklärt die Angelegenheit nicht nur, auf Facebook bezeichnet er Stokowski zudem als „Anti-Intellektuelle“ und ihren „Buchhandlungs-Boykott“ als „ein Zeichen radikaler Dummheit“. Er schreibt: „Stokowski lehnt den aufgeklärten Menschen ab. Sie möchte in einer gleichgeschalteten [sic] Welt leben.“ Es ist der Versuch, die linke Autorin bestmöglich als radikal zu diskreditieren und ihr totalitäre Tendenzen zu unterstellen.

Das ist so überzogen, man kann nur hoffen, dass Schwilden einfach nicht weiß, wovon er da schreibt. Aber er tut es auch in seinem Text. „Das größte Problem des 21. Jahrhunderts ist die Arroganz der Ich-Sager“, denkt der Ich-Sager, „als ich über Sarrazins Buchrücken streichle.“ Und weiter:

Diese Arroganz, den Weltuntergang auszurufen. Sarrazin, weil er Angst vorm Moslem hat, und Stokowski, weil sie Angst vor Sarrazin hat. Was beide Seiten vereint: Sie wollen in einem absolut homogenen Milieu leben. Sarrazin nur unter Biodeutschen, Stokowksi nur unter Bunte-Welt-Denkern. Gesellschaft heißt aber, diese Andersartigkeit auszuhalten.

Selbst die, die Vielfalt anstreben, wollen am Ende nur Einfalt, und eine heterogene Gesellschaft ist letztlich auch nur „absolut homogen“ – diese intoleranten „Bunte-Welt-Denker“! Vor denen, und dass sie womöglich „den Kurs vorgeben“, hat Schwilden Angst. Vor dem Gespenst einer linken Meinungsdiktatur, das er mehr fürchtet, als die „paar rechten Spinner in Deutschland“, mit denen man mithilfe von Grundgesetz und Strafgesetzbuch schon fertig werde.

Zum Schluss würgt der Autor dann noch rasch die Lösung auf eine Münchner Wiese. Mit 14 Jahren hat er, wie er sagt, Hitlers „Mein Kampf“ gelesen. Der kleine Schwilden war enttäuscht, weil es gar „kein böses, sondern einfach nur ein sehr dummes Buch war“. Aber nun ist er ja endlich bei den bösen Büchern, da wollte er hin, und jetzt kommt es ihm alles wieder hoch:

„Ich spaziere durch den Englischen Garten. Und vor mir auf der Wiese laufen Enten. Und dann muss ich mich noch mal übergeben. Wirklich, ich breche da auf die Wiese vor dem See. Und wie die Enten zu meiner Kotze watscheln und darin mit ihren Schnäbel nach etwas Essbarem stochern, denke ich daran, dass die Deutschen, hätten sie ‚Mein Kampf‘ wirklich gelesen, so einen Idioten wie Hitler niemals gewählt hätten.“

Es ist so einfach.

Zum Kotzen allerdings ist, dass sie diesen Text bei der „Welt“ offenbar für einen Beitrag zu einer Debatte halten, für etwas, das weiterführt. Dieses Gift, diese ganze naiv-gelangweilte Haltung und der, für Schwilden übliche, verspätete Popliteratensound, der sich permanent im Subjektiven erbricht.

Stokowskis Position ist durchaus streitbar, keine Frage. Sie will nicht in einer eher linksliberalen Buchhandlung lesen, weil die auch für den Verkauf und die Lektüre rechter Texte eintritt. Es ist Stokowskis Meinung, ihre freie Entscheidung. Ist sie klug? Darüber kann man natürlich diskutieren, doch dann sollte man eben auch diskutieren – und nicht bloß so einen traurigen Pappkameraden aussenden wie die „Welt am Sonntag“.

93 Kommentare

  1. Glaubt Schwilden denn wirklich, die rechten Bücher seien im juristischen Sinne verboten und glaubt das der durchschnittliche Weltleser? Oder funktioniert die verbotene Frucht nicht auch, wenn es nur um Bücher und Autoren geht, die in manchen Milieus geächtet sind?

    Und eine zweite Frage: Wer dafür eintritt Bücher nicht zu handeln, weil sie rechtes Denken normalisieren, tritt der dann nicht auch dafür ein und vielleicht gerade dafür ein, dass auch öffentliche Bibliotheken dieses rechte Denken nicht normalisieren? Würde die Autorin auch Bibliotheken boykottieren, die rechte Autoren normalisieren?

    Ist diese Rede vom Normalisieren überhaupt angemessen? Unterstellst sie nicht Motive, die der Buchhändler selbst bestritten hat? Wenn ich Bücher kaufe, dann nicht, um mit meinem Verhalten Bücher zu normalisieren.

    Soll ich jetzt Buchhandlungen boykottieren, die Esoterik führen oder überhaupt Religion? Ja, Esoterik und Religion sind Volksverdummung aber die Meinungspluralität ist ein übergeordneter Wert und wenn die Mehrheiten überall qua Marktmacht bestimmen würden, was letztlich boykottiert wird, dann wird das Spektrum kleiner und kleiner, und dann sind bald auch Inhalte dran, die ich lesen will, für die ich aber keine politische Mehrheit organisieren kann.

    Dazu müsste diese Haltung nicht Gesetz werden. Es würde genügen, dass es Usus wird. Und deswegen ist es nicht verkehrt, wenn die Republik das jetzt tagelang diskutiert.

    Buchhandlungen sollten Safespaces für Bücher und Meinungen sein. Niemand muss sie kaufen.

  2. @USER UNKNOWN
    11. NOVEMBER 2018 UM 22:24 UHR

    Margarete Stokowski hat keinem Menschen verboten die Buchhandlung Lehmkuhl zu betreten, dort Lesungen zu halten, dort selber zu lesen oder dort Bücher jeder Couleur zu kaufen. Sie hat es nur für SICH! mit einer Begründung ausgeschlossen, die ich verstehen kann.
    Das hat weder was mit Verboten noch mit Einschränkungen der Handlungsfreiheit anderer zu tun. Oder willst du, unbekannter User die Handlungsfreiheit von Magarete Stokowski einschränken und sie verpflichten überall da zu lesen wo du es für richtig erachtest?

  3. @JAN-HENRY KLAWUN:
    Ich habe auch nicht behauptet, Margarete Stokowski habe einem Menschen verboten die Buchhandlung Lehmkuhl zu betreten, dort Lesungen zu halten, dort selber zu lesen oder dort Bücher jeder Couleur zu kaufen.

    Ich habe aber die Frage aufgeworfen, ob ihr Verhalten als ein Vorbild für alle im kantschen Sinne gelten kann.

    Das hat weder was mit Verboten noch mit Einschränkungen der Handlungsfreiheit anderer zu tun.

    Oh doch, ich glaube doch.
    Sie sendet doch ein Signal aus, dass man entweder das eine oder das andere haben kann – die anderen Bücher offen zu verkaufen oder sie als Vorleserin einzuladen. Sie hat wohl nicht dazu aufgerufen, dass es ihr andere gleichtun, aber die Frage steht doch durch ihr Verhalten automatisch im Raum.

    Oder willst du, unbekannter User die Handlungsfreiheit von Magarete Stokowski einschränken und sie verpflichten überall da zu lesen wo du es für richtig erachtest?

    Nein, überhaupt nicht.
    Im besten Fall stelle ich mir vor, würde Frau Stokowski ihr Verhalten überdenken und meinen Schlussfolgerungen folgen und in Zukunft selbst lieber da auftreten, wo man sich nicht erpressen lassen will.

  4. #1: „Wer dafür eintritt Bücher nicht zu handeln, weil sie rechtes Denken normalisieren,“

    Wer tut das denn? Ach ja, niemand. Warum behaupten Sie trotzdem, jemand täte es?

    #3: „Ich habe aber die Frage aufgeworfen, ob ihr Verhalten als ein Vorbild für alle im kantschen Sinne gelten kann.“

    Ja. Kant glaubt nämlich, dass es einen freien Willen gibt. Und Stokoswski will da nicht lesen. Ihr freier Wille. Sollten wir alle so machen, unserem freien Willen folgen. Auch dann, wenn es Leute gibt, die sich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Aufregung darüber.

    „Sie hat wohl nicht dazu aufgerufen, dass es ihr andere gleichtun, aber die Frage steht doch durch ihr Verhalten automatisch im Raum.“

    Das hat sie nicht nur „wohl nicht“, sondern nicht. Sie hat auch nicht dazu aufgerufen, bestimmte Bücher nicht zu handeln. Oder Bibliotheken zu boykottieren.

    Und deshalb steht hier allenfalls Ihr fragwürdiges Verhalten im Raum, dieser Drang, ihr Dinge anzudichten.

    #1: „Buchhandlungen sollten Safespaces für Bücher und Meinungen sein. Niemand muss sie kaufen.“

    Und wenn Sie jetzt auch noch begreifen, dass dort auch niemand gegen seinen freien Willen lesen muss, haben Sie einen enormen Erkenntnisgewinn errungen. Kant hätte es dazu gar nicht bedurft (aber so ein bisschen Bildungshuberei kommt sicher bei manchen gut an).

  5. Zum Kotzen allerdings ist, dass sie diesen Text bei der „Welt“ offenbar für einen Beitrag zu einer Debatte halten, …

    Hm?
    Er hat zumindest zu einem langen Artikel auf ubermedien geführt.

    Und wie er richtig ausführt darf sicher jede Autorin selbst entscheiden, wo sie liest.

    Aber eine ausverkaufte Veranstaltung kurzfristig abzusagen, zeugt entweder von einem unfähigen Managment, das solche Punkte vertraglich festlegen muss oder ihr geht es um skandalisierung. Zu behaupten, sie wollte es nicht öffentlich machen, ist in anbetracht der Tatsache, dass die Lesung ausverkauft war fragwürdig.

    Und um Stokowski für dumm zu halten, reicht die Lektüre ihrer Kolumne bei SPON. Dafür war diese Entscheidung nicht relevant.

    Das Vorschreiben und strenge Regeln aufstellen, scheint ein beliebtes Bedürfnis von heutigen Aktivisten zu sein. Besser wird die Welt dadurch nicht.

  6. Wenn Buchhandlungen Safespaces für Bücher und Meinungen wären, dann sähe das Sortiment von 98% der Buchhandlungen deutlich anders aus.
    Im Eingangsbereich, auf den zugräftigsten Auslagen, liegen so meinungsstarke und kontroverse Titel aus wie:

    – Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest
    – Low Carb. Das Kochbuch für Berufstätige
    – Mallorca. Wandkalender (Din A4 quer)

    Buchhandlungen stehen nicht außerhalb des Wirtschaftssystems. Deshalb sind sie weniger Safespace für Wissen & Denken als eher ein Snackautomat für bedrucktes Papier.

    Beste Grüße,

    pit

  7. Es ist, angesichts von Struppis Kommentar, wichtig, darauf hinzuweisen, was die Fakten sind.

    Stokowski hat die Sache nicht öffentlich gemacht.
    Die Absage erfolgte nicht kurzfristig.

    Das ist dann auch der Grund, warum das Ding so bemerkenswert ist. Denn normalerweise ist die Geschichte ja die. Irgendwer sagt Irgendwas ab, weil er nicht im selben Irgendwas wie Irgendwasoderirgendwermitrechts sein will. Weltredakteur nimmt sich der Sache an und schrei(b)t: BOYKOTTAUFRUF! NEUES „KAUFT NICHT BEI JUDEN“! MEINUNGSFREIHEIT! ZENSUR! MORALISMUS! MEINUNGSDIKTATUR!
    Und jetzt macht Stokowski das ganz entspannt und leise, erklärt es vorher dem Buchhändler; man kommt überein, dass man nicht überein kommt. Sie sagt: das mach ich dann nicht und er sagt: ist OK, lass uns das irgendwie harmlos lösen.
    Und dann kommt der Buchhändler und tritt nach und die Welt macht aus einer sehr anderen Geschichte das Immergleiche. Welt-klasse!

    Es spielt also keine Rolle mehr, was man macht. Es reicht, andere Ansichten als die Welt zu haben und schon ist man Abwärtsstrudel der überzogenen Wertverteidigung der Welt.

  8. Für die Springer-Zielgruppe ist das halt Seelenbalsam.

    So irrelevate Sachen wie „S. wollte die Absage nicht veröffentlichen“ oder „Es geht nicht um rechte Bücher, sondern um die freie Entscheidung, einer erwachsenen Person aus welchen Gründen auch immer irgendwo nicht auftreten zu wollen.“ interessieren doch nicht bei der Bias-Confirmation.

    Die Grünen (Verbotspartei!) wollen mir das Schnitzel vom Teller klauen. Weiß doch jeder.
    Ich darf ja schon ZIGEUNER nicht mehr sagen.
    ZIGEUNER! DARF ICH NICHT SAGEN! GUCK! DARF ICH NICHT!
    (In dem Welt Text fehlt eigentlich noch die Relativierung der in den Mund gelegten „Kritik“ an einem der Bücher, gerne als rhetorische Frage: „Darf ich als Deutscher mein Land lieben?“)

    Außerdem versucht Reichelt seine Medien derzeit als „Alternative“ zu positionieren, nachdem man jahrelang einen zu sozialen und menschlichen Kurs gefahren ist, was nachweislich finanziell problematisch wurde.
    Da kommt eine Bücherverbrennungsforderung eine linksradikal verblendeten Spiegel-Autorin doch gerade recht!
    *gähn*

  9. @SOMEONESDAUGHTER, #4

    #1: „Wer dafür eintritt Bücher nicht zu handeln, weil sie rechtes Denken normalisieren,“

    Wer tut das denn? Ach ja, niemand. Warum behaupten Sie trotzdem, jemand täte es?

    Ich halte das nur für eine Wiedergabe in eigenen Worten, was im Artikel steht:

    Stokowski hatte argumentiert, sie sei gegen eine „Normalisierung rechten Denkens“, …
    … Der Verkauf solcher Bücher, findet Stokowski, trage zu so einer „Normalisierung“ bei. Sie will das, als linke Autorin, nicht unterstützen.

    Das steht im Artikel.

    Sollten wir alle so machen, unserem freien Willen folgen. Auch dann, wenn es Leute gibt, die sich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Aufregung darüber.

    Ja, kriegen Sie sich auch mal wieder ein.

    Das hat sie nicht nur „wohl nicht“, sondern nicht. Sie hat auch nicht dazu aufgerufen, bestimmte Bücher nicht zu handeln.

    Gut, wenn Sie das so sagen. Ich war nicht dabei und kann nur vermuten, dass es so war.

    Es ist also gar nicht als politisches Statement von ihr gedacht, jetzt nicht da zu lesen, sondern eine rein private Entscheidung ihrer sozialen Hygiene? Das soll auch niemand öffentlich diskutieren? Wieso diskutieren Sie es dann?

    Oder Bibliotheken zu boykottieren.

    Und deshalb steht hier allenfalls Ihr fragwürdiges Verhalten im Raum, dieser Drang, ihr Dinge anzudichten.

    Ich habe ihr gar nichts angedichtet. Ich habe ihr Verhalten interpretiert, also regen Sie sich mal nicht so auf, kriegen Sie sich wieder ein, dichten Sie mir nicht Dinge an!

    Und wenn Sie jetzt auch noch begreifen, dass dort auch niemand gegen seinen freien Willen lesen muss, haben Sie einen enormen Erkenntnisgewinn errungen.

    Nein, das wussten wir alles auch schon ohne Ihren wertvollen Kommentar. Niemand vertritt die Ansicht, dass sie da lesen muss.

    Es tut mir leid, wenn ich Sie mit Kant getriggert habe.

    Jetzt darf man schon nicht mal mehr Kant erwähnen!

  10. @9:
    „Jetzt darf man schon nicht mal mehr Kant erwähnen!“
    KANT oder ZIGEUNERSCHNITZEL darf man nicht sagen!

    „Ich habe ihr gar nichts angedichtet. Ich habe ihr Verhalten interpretiert, (…)“
    Dann ist Ihre Interpretation schlicht falsch und das sollten Sie einsehen.
    Denn … „Gut, wenn Sie das so sagen.“ — NEIN.
    Das ist ein Fakt. M. S. hat den Termin still und leise abgesagt. Fakt.
    Der Bücherladen hat das dann (inkl. eigener Meinung) öffentlich kommuniziert.
    M. S. hat weder die Verbannung oder die staatliche Zensur, noch das Verbot oder sonstwas von irgendweinem Buch gefordert.

    Sie hat ihr Recht als erwachsener Mensch genutzt, eine Möglichkeit zum Geldverdienen nicht zu nutzen. Ich wünschte, mehr Leute würden so handeln, wenn sie eine Sache moralisch für falsch halten.

    (Dieser gesamte Kommentar soll nicht suggerieren, dass ich die Absage-Gründe für gut oder produktiv halte. Aber wiegesagt, darum geht’s garnicht)

  11. @7 Daniel, „nicht kurzfristig“ heißt?

    Ich gehe davon aus, dass wenn diese Veranstaltung ausverkauft war – was meine Info ist – dann muss der Händler die Karten zurück geben und natürlich erklären, warum diese Veranstaltung ausfällt. Da offensichtlich – wie gesagt, wenn ausverkauft – sie eine grosses Interesse hervorgerufen hat.

    Im Nachhinein so zu tun, als ob man das einfach hätte verheimlichen können (war ja so „abgesprochen“) ist nur wieder so eine Art Debatten zu delegitimieren.

    Es ist wie immer heute, jeder möchte nur eine Wahrheit sehen. Folgerichtig liest Stokowski nicht in einem Buchladen, wo man auch andere sehen darf.

  12. Meine Gedanken während des Lesens:
    „„Aufklärung heißt eben Wissen“, schreibt er, „und nicht Wissen verbieten.““ – Ähmm… wenn ich da an Sarrazin denke, der falsche oder falsch interpretierte Zahlen verwendet hat und an andere Dinge die in rechten Büchern stehen die einer genauen faktischen Prüfung nicht stand halten fragt man sich dann schon ob das noch Aufklärung sein soll.

    @User Unknown: Vielleicht müssen Sie ja der Frau Stokowski diese ganzen Gedanken unterstellen, aber wenn man den Text gelesen hätte, hätte man gewusst, dass sie nicht einmal begründen wollte warum sie da nicht liest. Da kann ich absolut gar keinen Boykottaufruf draus lesen, da muss ich schon Dinge ignorieren.

    @9 (User Unknown): Das liest sich wie ein großes und langes „SELBER!“ Aber nur um es noch einmal zu sagen, Sie erfinden Dinge dazu ohne irgend etwas wirklich greifbares zu haben.

  13. @11 (Struppi): Muss man das? Warum stimmt er dann zu es nicht zu tun? Warum gibt er dann anfangs an, dass er die Autorin als krank angibt? Wogegen die Autorin, zumindest laut ihrer eigenen Aussage, übrigens unter anderem aus dem Grund etwas dagegen hatte, dass das dann kurzfristig ist und sie es unfair findet, wenn man es doch langfristiger absagen kann.

  14. Mal ehrlich. Wer interessiert sich eigentlich für Margarete Stokowski, außer dem SPIEGEL-Verlag, der ihr Geld überweisen muss, für Texte über die man besser schweigt.

  15. @14 (Ralf Reske) Muss da ja schon ein paar Leute gegeben haben, ansonsten wäre die Veranstaltung ja nicht voll gewesen

  16. @11:
    „(…)und natürlich erklären, warum diese Veranstaltung ausfällt.“
    Nein, muss man nicht: „Die Autorin hat die Lesung leider kurzfristig abgesagt. Geld gibt’s zurück!“

    „Im Nachhinein so zu tun, als ob man das einfach hätte verheimlichen können (…)“
    Hätte man. Hätte man durchaus.

    „(…) wieder so eine Art Debatten zu delegitimieren.“
    Welche Debatte? Worüber wollen Sie debattieren? Dass eine Autorin eine Lesung abgesagt hat?

    „Es ist wie immer heute, jeder möchte nur eine Wahrheit sehen.“
    Stimmt doch garnicht! Es ist immer nur die Gegenseite, die nicht anerkennen will, dass ich recht habe!

    „Folgerichtig liest Stokowski nicht in einem Buchladen, wo man auch andere (Wahrheit) sehen darf.“
    Nein. Entweder Sie haben Sie die Stellungnahme nicht gelesen oder verfälschen sie absichtlich. Es geht hier nicht um das Verweilen in der eigenen Filterblase.

    Hier noch einmal die Erklärung von M. S., ohne Interpretationen:
    «Ich teile Ihre Sichtweise, dass man die Positionen von Rechten kennen sollte, um gegen sie zu argumentieren. Wo wir wohl unterschiedlicher Auffassung sind, ist die Frage, ob man deren Bücher dann auch kaufen sollte bzw. zum Kauf anbietet. Für mich gehört es sehr zentral zum Engagement gegen Rechts, dass man die Positionen von Rechten und Rechtsextremen nicht normalisiert. Mit «normalisieren» meine ich, bestimmte menschenfeindliche Aussagen als etwas hinzustellen, was eben zum vielfältigen Spektrum innerhalb einer Demokratie gehört und was man «aushalten» müsse, auch wenn dabei z.B. gegen Minderheiten gehetzt wird. (…) Man muss diese Texte dann nicht unbedingt kaufen, dafür gibt es Bibliotheken, Archive usw. Ich sehe nicht, wie man sich gegen Rechts engagiert, wenn man Autoren wie Alexander Gauland oder aus dem Antaios-Verlag durch Buchkäufe Geld zukommen lässt. (…) Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.»

    Frau Stokowski hat auf eine Geldvermehrungsmöglichkeit verzichtet, die sie selbst für unmoralisch hält.
    Das darf eine erwachsene Frau machen, ja.
    Und sie muss sich auch nicht dafür rechtfertigen. Also, sollte sie zumindest nicht, die Realität sieht leider anders aus.

  17. Masochisten gibt es immer wieder.
    Im Übrigen, gerne mal googlen, es gibt wunderschöne Artikel zu dem verschrobenen Weltbild dieser Aktiven.

  18. Ich hab da eine Idee: Julian Reichelt hat doch die „Goldene Kartoffel“ abgelehnt. Herr Schwilden, übernehmen Sie!

  19. @anderer Max, #10:
    Okay, Sie sagen also, M.S. habe weder die Verbannung oder die staatliche Zensur, noch das Verbot oder sonstwas von irgendeinem Buch gefordert.

    Nun, das habe ich auch nicht behauptet. Wenn SIE mich so verstanden haben, dann haben SIE mich falsch interpretiert.

    Auch in einem 3sat-Kulturzeit-Beitrag von letztem Donnerstag ist die Rede davon, an der Normalisierung dieses rechten Gedankengutes nicht mitwirken zu wollen.

    Ich habe die Frage in den Raum gestellt, ob es wünschenswert ist, dass ihr Beispiel Schule macht. Dafür ist nicht erheblich, ob sie selbst ihr Verhalten als vorbildlich für andere propagiert. Jeder kann auf die Idee kommen, hey, sollte ich das auch machen? Soll ich vielleicht die Buchhandlungen meiden, die rechte Bücher offen anbieten? Dort nicht als Autor auftreten? Was wäre die Konsequenz, wenn das viele, wenn das alle so machen.

    Frau Stokowski, von der ich nach vielfältigen Hinweisen inzwischen annehme, dass sie erwachsen ist, darf auftreten und einkaufen wo sie will. Sie kann es auch begründen wo und wie sie will. Und ich kann dazu meine Meinung äußern. Jetzt sind wir wieder bei Null.

    Wer sich aus erster Hand über die Autoren informieren will, der kann die Bücher ja in einer rechten Buchhandlung kaufen, wenn liberale sie nicht mehr führen. Oder er geht in eine Bibliothek, damit die Autoren nicht so dermaßen viel Geld damit verdienen, oder in ein Archiv(?).

    Wenn die Einkünfte der rechten Autoren spürbar sinken sollen, dann müssten solche Boykottmaßnahmen aber doch zum Normalfall werden, oder nicht?

    @Daarin
    Soll sich das vielleicht per Gedankenübertragung rumsprechen? Wollen wir abwarten, bis jeder selbst drauf kommt?

  20. „Ich gehe davon aus, dass wenn diese Veranstaltung ausverkauft war – was meine Info ist – dann muss der Händler die Karten zurück geben und natürlich erklären, warum diese Veranstaltung ausfällt. Da offensichtlich – wie gesagt, wenn ausverkauft – sie eine grosses Interesse hervorgerufen hat. “

    Nö, muss er nicht, ist es nicht, stimmt nicht. Der Händler muss keine Gründe abgeben. Absagen reicht. Das hat er nämlich genau so gemacht – ohne Gründe abgesagt. Das hat der Verlag auch so kommuniziert, in Abstimmung mit dem Buchhändler. (Diese Informationen sind in der Stellungnahme von Frau Stokowski zu lesen.)
    Die Absage ist am 30. Oktober erfolgt für eine Lesung Ende November. Das ist *nicht* kurzfristig.

  21. #22: „Ich habe die Frage in den Raum gestellt, ob es wünschenswert ist, dass ihr Beispiel Schule macht. Dafür ist nicht erheblich, ob sie selbst ihr Verhalten als vorbildlich für andere propagiert. Jeder kann auf die Idee kommen, hey, sollte ich das auch machen?“

    Ja genau. Jeder z.B. kann auf die Idee kommen, einfach nicht bei L*dl einzukaufen, sondern bei A*di. Einfach so. Oder nicht im „Gasthaus zum Adler“ essen zu gehen, sondern im „Goldenen Löwen“. Und dann die Entscheidung, das eine zu tun und das andere zu lassen, nicht öffentlich zu verlautbaren.

    Nur würde selbst in der rechten Filterblase niemand auf die Idee kommen, darob über ‚Boykottmaßnahmen‘ und ‚Kant‘ zu lamentieren und bei Kritik daran, ’selber, selber‘ rufen und ‚Jetzt darf man nicht mal mehr Kant sagen‘ greinen.

    „Wenn die Einkünfte der rechten Autoren spürbar sinken sollen, dann müssten solche Boykottmaßnahmen aber doch zum Normalfall werden, oder nicht?“

    Welche Boykottmaßnahmen? Warum lügen Sie sich ständig irgendwelche Boykottmassnahmen zusammen? Wegen der unstillbaren Sehnsucht, sich irgendwie in die Opferrolle zu manipulieren?

  22. Da für die links-grüne Truppe sowieso alles rechts ist, was Iosif Vissarionovich Dzhugashvili nicht freigegeben hat, sollte man alle Buchläden schließen. Neues Deutschland und die taz informieren doch hinreichend und werden ins Haus geliefert.

  23. @25 (Ralf Reske): Wenn Sie schon die Stalin-Keule raus holen müssen beschweren Sie sich aber in Zukunft bitte auch nicht mehr über Nazi-Keulen!

  24. @SOMEONESDAUGHTER, #24:

    Ihr Vergleich mit Lidl und Aldi klingt ja wie direkt aus dem Leben gegriffen. Was wollen Sie damit illustrieren? Was diskutieren Sie überhaupt über das Thema, wenn das eine völlig unpoliltische, private Entscheidung ist wie die Frage, ob einem die Tapete da nicht gefällt?

    Nur würde selbst in der rechten Filterblase niemand auf die Idee kommen,

    Tut mir leid, aber was jemand in der rechten Filterblase tun oder nicht tun würde interessiert ist für mich nicht maßgeblich.

    ‚Jetzt darf man nicht mal mehr Kant sagen‘ greinen.

    Ich hab geahnt, dass das ohne Ironietags falsch verstanden wird. Danke, dass Sie meine Vorurteile über Sie so bereitwillig bestätigen.

    Welche Boykottmaßnahmen? Warum lügen Sie sich ständig irgendwelche Boykottmassnahmen zusammen?

    Ich wiederum erklärte ihm, warum ich ein Problem damit habe, in einer Buchhandlung zu lesen, die Bücher von Rechten und Rechtsextremen im Regal stehen hat, also aktiv zum Verkauf anbietet. Hauptsächlich zwei Gründe: erstens die Normalisierung rechten Denkens und zweitens finanzielle Gewinne für diese Autor*innen und Verlage.

    Quelle: Frau Stokowski auf der Seite des rowohlt-Verlags

    Boy·kott, Substantiv, maskulin [der]
    1. politische, wirtschaftliche oder soziale Ächtung; Ausschluss von den politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen, „ein wirtschaftlicher Boykott“
    2a. das Boykottieren (b), Verweigern

    Ich weiß nicht, welche alternative Boykottdefinition Sie hier ins Feld führen wollen um mich der Lüge zu zeihen.

    Sie boykottiert den Buchhändler, sie verweigert den vormals von ihr vereinbarten Auftritt, nachdem ihr ein Informant gesteckt hat

    dass es bei Lehmkuhl auch ein Regal mit Büchern von rechten und rechtsextremen Autor*innen und aus dem Antaios-Verlag gibt

    .

    Sie boykottiert ihn aus politischen Beweggründen. Was ist daran strittig?

    Es gibt aber trotzdem einige aktuelle rechte Autoren und Autorinnen und Verlage, die man meines Erachtens nicht anbieten sollte, wenn man sich gegen Rechts engagieren will. Ich werfe Ihnen nicht vor, dass Sie mit Ihrer Buchhandlung nach rechts rücken, aber ich halte es doch für sehr falsch, diese Titel im Angebot zu haben.

    Sie hält den Vertrieb nicht verbotener Bücher nicht nur für falsch, sondern für sehr falsch.
    Für so falsch, dass sie es für eine Geste moralischer Größe hält, den Buchhändler nicht öffentlich zu diskreditieren in dem sie dessen schändliches Handeln öffentlich anprangert, sondern den Mantel des Schweigens über dessen verwerfliches Treiben und menschliche Versagen zu decken:

    Nun habe ich seine Buchhandlung nicht zur No-go-Area erklärt, sondern bin ihm sogar noch darin entgegengekommen, mich darauf einzulassen, die Lesung ohne Begründung abzusagen.

    Zweifellos hätte es in ihrer Macht gestanden, die ganze Buchhandlung zur No-Go-Area zu erklären.

    Wegen der unstillbaren Sehnsucht, sich irgendwie in die Opferrolle zu manipulieren?

    Ich bin weder Autor, noch Verlagsbetreiber und Buchhändler bin ich auch nicht. Vielleicht entspringt es Ihrem Reflex immer gleich in Opferkategorien zu denken. Mir ist das nicht so geläufig. Ich sehe gar nicht, wo ich das getan haben sollte. Spielen Sie hier wieder auf Kant an?

    „Unstillbare Sehnsucht“ – da bin ich aber doch beeindruckt welch tiefer Einblick in mein Innerstes Ihnen gelungen ist!

    Erwartungsvoll auf Ihre geschliffene Replik wartend,

  25. #27: „Ihr Vergleich mit Lidl und Aldi klingt ja wie direkt aus dem Leben gegriffen. Was wollen Sie damit illustrieren?“

    Welchen Teil haben Sie denn nicht verstanden?

    „Ich weiß nicht, welche alternative Boykottdefinition Sie hier ins Feld führen wollen um mich der Lüge zu zeihen.“

    Ich erweitere Ihre Horizont gerne:

    „Ein Boykott ist ein organisiertes wirtschaftliches, soziales oder politisches Zwangs- oder Druckmittel, durch das eine Person, eine Personengruppe, ein Unternehmen oder ein Staat vom regelmäßigen Geschäftsverkehr ausgeschlossen wird. Heute steht der Boykott allgemein für eine Verrufserklärung oder Ächtung durch Ausdruck einer kollektiven Verweigerungshaltung.“

    Quelle: Wikipedia

    Wenn Sie jetzt bitte darlegen könnten, was die von ihr nicht einmal kommunizierte Einzelentscheidung eines Individuums nicht in der Buchhandlung A zu lesen oder nicht beim Discounter B zu kaufen oder nicht im Restaurationsbetrieb C zu speisen mit einem organisierten Druckmittel zu tun hat oder wie eine nicht kommunizierte Einzelentscheidung zur kollektiven Verweigerungshaltung wird?

    „Ich bin weder Autor, noch Verlagsbetreiber und Buchhändler bin ich auch nicht.“

    Das beantwortet nicht die Frage, von welchen „Boykottmaßnahmen“ Sie da phantasieren.

    „Unstillbare Sehnsucht“ – da bin ich aber doch beeindruckt welch tiefer Einblick in mein Innerstes Ihnen gelungen ist!“

    Eigentlich war es nur eine Frage, erkennbar an diesem speziellen Satzzeichen am Satzende. Aber danke für die Bestätigung.

    „Erwartungsvoll auf Ihre geschliffene Replik wartend,“

    Um Ihre Empörungsrabulistik bis auf die Grundmauern zu schleifen, braucht es keine geschliffene Replik.

    Und jetzt raus aus dem Haus und beweisen, dass Sie kein verachtenswerter Boykott-Täter sind! Wenn Sie sich nicht sofort quer durch den Einzel- , Groß- und Spezialhandel kaufen, ist das schließlich der Nachweis dafür, dass Sie boykottieren. Einzeln und nicht kommuniziert zwar, aber dennoch Täter. Gelle?

  26. Hätte Frau Stokowski Ihre Lesung abgehalten, wenn der Buchhändler die beiden rechten Bücher aus seinen Regalen genommen hätte?

  27. Ach was! Zwei Bücher hätten nicht gereicht. Der wahre Linke findet immer was, was zu rechts ist. Lach!

  28. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das Verkaufen von Büchern eines bestimmten Verlages die darin vertretenen Ansichten direkt „normalisiert“; insbesondere bezweifle ich stark, dass jemand, die oder der sich auch nur einigermaßen für Frau Stokowski interessiert, plötzlich Antaios -Bücher kauft, bzw., wenn doch, sich deren Ansichten zu eigen macht.
    Natürlich hat sie das Recht, in jedem Buchladen nicht aufzutreten, in dem sie das nicht will, aber das kommt etwas überempfindlich rüber.
    Nach der Vorlage muss man sich über den WELT-Artikel leider nicht groß wundern.

  29. Ich würde sagen, die Margarete wollte sich irgendwie wichtig machen. Die ganze Nummer ist in meinen Augen nur lächerlich. Merkt sie selbst aber bestimmt nicht.

  30. @Mycroft
    Sie. Hat. Keine. Vorlage. Gegeben.

    Sie hat einfach eine Lesung abgesagt. Still und heimlich und in Absprache mit dem Buchhändler und ihrem Verlag.

    Die Reaktion auf ihre Absage der Welt ist in Wirklichkeit eine Reaktion auf die falsche Widergabe ihrer Absage durch einen nachtragenden Buchhändler. Und dann wird es gefährlich.

    Denn bisher war die Logik: Wer öffentlich macht, dass er in einem Laden nicht auftreten will, der ruft implizit zum Boykott auf und muss ertragen, dass ihm die Welt sinistre Motive unterstellt.

    Jetzt ist sie: Wer nicht in einem Laden auftreten will, der muss damit rechnen, dass man seine Entscheidung öffentlich macht und ihm sinistre Motive unterstellt.

    Stokowskis nachvollziehbare Entscheidung wird öffentlich *gemacht* und damit sind wir einen Schritt näher zur Auftrittspflicht in allen Buchhandlungen.
    „Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das Verkaufen von Büchern eines bestimmten Verlages die darin vertretenen Ansichten direkt „normalisiert“ “
    Aber das ist doch unstrittig, dass das passiert. Die Vorstellung, dass der Erste Weltkrieg von Deutschland ausging, hat sich mit dem Verkauf von Fritz Fischers „Griff nach der Weltmacht“ normalisiert. Die Vorstellung, dass der Mensch und der Affe gemeinsame Vorfahren haben, hat sich mit der Veröffentlichung von „The Origin of Species“ normalisiert. Die Vorstellung, dass Deutschland eine Revolution braucht, normalisiert sich mit jedem Buch, das Bernd Höcke veröffentlichen lässt. Natürlich normalisieren solche Bücher – besonders, wenn sie „ganz normal“ in der Buchhandlung stehen – ihre Ideen im Diskurs.

  31. Ein Lesung die ausverkauft war, kann man wohl kaum still und heimlich absagen. Und das Höcke eine Revolution beitrommeln will, finde ich lustig. Bisher war das doch das Terrain der ANTIFA.

  32. #32: „Ich würde sagen, die Margarete wollte sich irgendwie wichtig machen.“

    Das wird’s sein. Und wie macht man sich am besten wichtig? Indem man möglichst wenigen Leuten von einer Entscheidung erzählt, sie still und leise trifft, anstatt sie in die Welt hinaus zu tröten.

    Ihre Annahme ist schlicht doof, aber das merken Sie selbst bestimmt nicht.

  33. @Daniel:
    Im Grunde genommen sagte sie dem Händler: „Weil Du mit rechten Büchern Geld verdienst, will ich nicht, dass Du mit meinem Auftritt auch Geld verdienst.“ Hat sie vllt. nicht so gemeint, aber im Endeffekt ist genau das passiert.
    Kann sie natürlich machen. Ist jetzt aber eine Vorlage. (Ich gehe übrigens davon aus, dass das mit umgekehrten politischen Vorzeichen auch so ablaufen könnte oder vllt. auch schon ist.)

    Die „Normalisierung“ der Evolutionstheorie, der Kriegschuldfrage und anderer Dinge, soweit es mich betrifft zumindest, ging deutlich mehr von der Schule aus als davon, was in irgendwelchen Büchern in irgendwelchen Buchhandlungen steht. Weil, sorry, auch Buchhandlungen Filterblasen bedienen. Wenn ich aus einer eher linken Blase heraus ein rechtes Buch kaufe, dann wohl eher nicht mit der Einstellung, mich überzeugen zu lassen. Oder ich kaufe direkt ein Buch, was mich in meinen Überzeugungen bestätigt.

  34. Ich würde grundsätzlich nicht in Buchhandlungen lesen, die ein Regal mit brauner Scheiße präsentieren. Das Problem ist bloß, dass ich als Düsseldorfer in der Regel nicht weiß, wie der Hamburger seine Regale bestückt hat. Da bin ich dann schon darauf angewiesen, dass die Leserschaft mir was steckt.

    Vier Wochen vorher absagen ist in Ordnung.

  35. Ich verstehe den Disput zwischen „User Unknown“ und „Someonesdaughter“ nicht.

    Ist das denn überhaupt relevant, ob man die Absage der Lesung als Boykott der betreffenden Buchhandlung ansieht oder nicht? Was ändert sich an der Sichtweise auf die Absage, wenn man die Absage mit dem Begriff „Boykott“ attributiert oder wenn man dies nicht tut?

    Ich habe den Eindruck, das sind zwei Menschen, die eigentlich die gleiche Meinung haben, und die sich jetzt darüber zerstreiten, mit welchen Begriffen sie ihre Gedanken ausdrücken.

  36. @someonesdaughter:

    Welchen Teil haben Sie denn nicht verstanden?

    (Lidl/Aldi).

    Was der Vergleich illustrieren soll.
    Einen Vergleich bringt man normalerweise an, wenn man einen komplizierten Sachverhalt an einem einfacheren Beispiel illustrieren will, oder wenn man durch einen Perspektivwechsel hofft einen voreingenommenen Betrachter auf einem neutraleren Terrain dazu zu bringen, ein Problem zu erkennen, das ihm sonst verborgen geblieben wäre.

    Bei Aldi und Lidl fehlt aber jeglicher Anlass um diese zu boykottieren, zumindest ist keiner offensichtlich. Wenn man unbedingt will, findet man sicherlich was. Soll hier so getan werden, als würde jeder von uns dauernd aus unerheblichen Gründen irgendwen boykottieren? Dass ich letzte Woche nichts bei Aldi gekauft habe ist ja nun kein Boykott. Außerdem kündige ich meine Einkäufe nicht vorher an und Aldi/Lidl werben nicht damit, dass ich nächste Woche dort einkaufen komme. Also was soll das Beispiel illustrieren? Es ist einfach ziemlich arm und nicht geeignet irgendwas zu verdeutlichen.

    Quelle: Wikipedia

    Tja, Wikipedia. Also gut, laut Wikipedia muss es also organisiert und kollektiv sein, um ein Boykott zu sein? Eine Ächtung durch Ausdruck einer Verweigerungshaltung ist es ja.

    Kollektiv ist es halt nicht.

    Lt. Duden eben:

    politische, wirtschaftliche oder soziale Ächtung; Ausschluss von den politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen

    Politisch, wirtschaftliche und soziale Ächtung. Ausschluss solch einer Beziehung. Das liegt doch vor – oder nicht?

    Frau Stokowski schreibt auf der Seite des Rowohltverlags – Auslassungspunkte dort, ich weiß nicht ob es den ungekürzten Text auch irgendwo gibt –

    (…) Man muss diese Texte dann nicht unbedingt kaufen, dafür gibt es Bibliotheken, Archive usw. Ich sehe nicht, wie man sich gegen Rechts engagiert, wenn man Autoren wie Alexander Gauland oder aus dem Antaios-Verlag durch Buchkäufe Geld zukommen lässt. (…) Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.

    Was heißt „man muss die Text nicht unbedingt kaufen“? Das wissen wir schon. Wir waren auch schon in Buchhandlungen und mussten da keine Texte unbedingt kaufen. Offenbar will sie sagen „man darf die Texte nicht verkaufen“, weil der Buchhändler ist ja nicht der Käufer, sondern der Verkäufer. Die Kunden könnten, auch wenn sie nicht müssen, die Texte kaufen wollen und dazu müssten sie ja vorrätig sein.

    Ich sehe nicht, wie man sich gegen Rechts engagiert, wenn man Autoren wie Alexander Gauland oder aus dem Antaios-Verlag durch Buchkäufe Geld zukommen lässt.

    Das sieht auch sonst niemand. Es hat auch niemand behauptet. Ich sehe auch nicht wie man sich gegen Rechts engagiert, wenn man eine Tasse Tee trinkt. Darf man jetzt keinen Tee mehr trinken?

    Natürlich ist der Verkauf von Gaulandbüchern nicht selbst ein Engagement gegen Rechts, aber obwohl man sich gegen Rechts engagiert kann man eben die Bücher verkaufen, weil man den eigenen Kunden zutraut sich ein eigenes Bild über diese Autoren und ihre Ansichten zu bilden. Das kann man für besser halten, als sich nur indirekt von Gatekeepern sagen zu lassen, was gar nicht geht und was schon schwer grenzwertig ist und was man unbedenklich lesen kann – so als wäre Lesen immer gleichbedeutend mit schlucken und verinnerlichen.

    Ich kann ja auch Stokowski lesen ohne mir ihre Meinung unreflektiert zu eigen zu machen. Wieso sollte ich das bei Gauland nicht können? Träumt sie davon, dass all ihre Leser widerspruchslos schlucken, was sie ihnen vorsetzt?
    Genügt es ihr, mit ihrem Geschreibsel verschiedene Ansichten zu normalisieren?

    Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.

    Wieviele Kunden gehen dem Buchhändler durch ihren Nichtauftritt wohl verloren? Oder angenommen der Buchhändler hätte sich ihre Motive zu eigen gemacht und hätte die Bücher aus dem Sortiment genommen – wie viele Bücher weniger hätte der Verlag verkauft, hätten die Autoren verkauft? Wie groß ist der Gewinn, nach Abzug der Unkosten, den diese Rechten über diese Buchhandlung einfahren?

    sondern (dass es mir, Anm. uu.) darum (geht), nicht mit einem Veranstalter zusammenzuarbeiten, der meines Erachtens einen falschen Umgang mit rechten und rechtsextremen Werken hat. «Antifa bleibt Handarbeit» ist im Übrigen kein von mir entwickeltes Konzept, sondern eine alte Tradition.

    Es ist also nicht ihr Konzept, sondern eine alte Tradition. Man könnte also auch sagen es ist eine kollektive Haltung, eine organisierte Praxis? Sprich: Ein Boykott?

    Wenn Sie jetzt bitte darlegen könnten, was die von ihr nicht einmal kommunizierte Einzelentscheidung eines Individuums nicht in der Buchhandlung A zu lesen oder nicht beim Discounter B zu kaufen oder nicht im Restaurationsbetrieb C zu speisen mit einem organisierten Druckmittel zu tun hat oder wie eine nicht kommunizierte Einzelentscheidung zur kollektiven Verweigerungshaltung wird?

    Also erstens passt ja wie dargelegt das willkürliche Nichtkaufen hier oder Nichtspeisen dort überhaupt nicht als Vergleich, so lange man dem Discounter nicht sagt, wieso man da nicht kauft – das wäre aber natürlich etwas Kommuniziertes.
    Zweitens hat sie es ja dem Buchhändler kommuniziert und inzwischen einer breiten Öffentlichkeit. Als der Weltartikel erschien war der Kulturzeitbeitrag schon 3 Tage in der Welt.
    Drittens frage ich mich, ob sie ihre Absage aufrecht erhalten hätte und wenn ja mit welcher Begründung, wenn der Buchhändler nicht auf seinem Regal bestanden, sondern dieses geopfert hätte. Was soll Ihre Absage sonst sein, wenn nicht ein Druckmittel?

    Der Buchhändler steht gegenüber seinen Kunden doof da, wenn er erst zu einer Autorenlesung einlädt, dann sagt die Autorin ab, er muss den Kunden absagen und die Autorin tritt dann in München in einer anderen Buchhandlung auf.
    Ich verstehe schon, dass der Buchhändler dann öffentlich macht, wie es zu diesem Hin-und-Her gekommen ist.

    Wenn ein Autor, den ich lese, meinem Buchhändler Vorschriften machen will, was er seinen Kunden anbieten darf und was nicht, dann würde ich das auch wissen wollen. Ein Autor, der mir die Fähigkeit abspricht selbst zu entscheiden, was ich lese, verrät eine antidemokratische Gesinnung. Ich würde ihre Bücher mit in dieses Regal aufnehmen, denn ihre Haltung ist elitär und rechts. Sie will für andere entscheiden was sie lesen und was sie verkaufen.

    Artikel 5, GG, Absatz 1, Satz 1:

    (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.

    Besonderes Augenmerk auf „sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“. Sie will die Bürger offenbar daran hindern sich zu unterrichten, oder soll ihre Aktion wirkungslos verpuffen? Wozu dann?

    Wer sein Klientel wie Vollidioten behandelt, der wird früher oder später nur noch Vollidioten zu seinem Klientel zählen können.

  37. @Daniel Rehbein, #33:

    Stokowskis nachvollziehbare Entscheidung wird öffentlich *gemacht* und damit sind wir einen Schritt näher zur Auftrittspflicht in allen Buchhandlungen.

    Das meinen Sie jetzt aber nicht ernsthaft?

    „Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass das Verkaufen von Büchern eines bestimmten Verlages die darin vertretenen Ansichten direkt „normalisiert“ “
    Aber das ist doch unstrittig, dass das passiert.

    Das ist nicht unstrittig. Ich selbst habe es weiter oben bestritten und Mycroft hat es bestritten. Dennoch möchten Sie das lieber als unstrittig bezeichnen. Hm.

    #38:

    Ist das denn überhaupt relevant, ob man die Absage der Lesung als Boykott der betreffenden Buchhandlung ansieht oder nicht?

    Eine Absage aus Krankheit würde ich nicht einen Boykott nennen.

    Was ändert sich an der Sichtweise auf die Absage, wenn man die Absage mit dem Begriff „Boykott“ attributiert oder wenn man dies nicht tut?

    Man rückt die politische Intention desjenigen, der absagt, bzw. dessen Strategie in den Fokus.

    Es hat in der Geschichte mehrere, um nicht zu sagen viele Bestrebungen gegeben, zu kontrollieren was die Leute lesen. Ganz vorne dabei: Der Vatikan. 1965 hat er seinen Index eingestellt. Für die Jüngeren: Was auf dem Index stand war einem Katholiken zu lesen verboten. Es trotzdem zu lesen bedeutete für den Leser die Exkommunikation. Aufgegeben wurde die Pflege des Index nicht, weil man erkannte, dass das Unterfangen ein schlechtes war, sondern weil die Zahl der gedruckten Bücher explodierte und man nicht nachkam mit der Kontrolle. Eine Denial-of-Service-Attacke der Industrie, wenn auch nicht so geplant. Auf den Index geschafft hat es beispielsweise Jean-Paul Sartre. Nicht auf den Index geschafft hat es Adolf Hitler. War aber trotzdem gut gemeint, der Index.
    Mit Hitler haben wir gleich einen gelehrigen Schüler. Der fand Bücherverbrennungen knorke. Bedarf wohl keiner näheren Betrachtung.
    Und die Experimente mit real existierendem Sozialismus, die wollten auch nicht dass ungesichtete Regale überall rumstehen. Die Partei wollte aber auch nur das Beste und hat nur konterrevolutionäre Schriften verfolgt, im Sinne und zum Wohle der werktätigen Massen.

    Frau Stokowski hat natürlich nicht die Macht, wie sie etwa der Vatikan hat. Das ist natürlich nicht zu übersehen. Dass das so bleibt ist mir ein Anliegen. Wehret den Anfängen.

    Dass mich nicht nur Terminologie von someonesdaughter trennt, das wird Ihnen diese hoffentlich selbst auseinandersetzen.

  38. Was haben die Indizierung des Vatikan, Experimente mit real existierendem Sozialismus, etc. mit dem Thema zu tun?

    Eine Autorin hat eine Lesung abgesagt, mehr ist nicht passiert!
    Der Rest spielt sich in Ihrem Kopf ab!

  39. @Mycroft

    „Die „Normalisierung“ der Evolutionstheorie, der Kriegschuldfrage und anderer Dinge, soweit es mich betrifft zumindest, ging deutlich mehr von der Schule aus als davon, was in irgendwelchen Büchern in irgendwelchen Buchhandlungen steht. Weil, sorry, auch Buchhandlungen Filterblasen bedienen. Wenn ich aus einer eher linken Blase heraus ein rechtes Buch kaufe, dann wohl eher nicht mit der Einstellung, mich überzeugen zu lassen. Oder ich kaufe direkt ein Buch, was mich in meinen Überzeugungen bestätigt.“

    Ich kann es natürlich nicht wissen aber ich nehme einfach mal an, dass ich mich nicht mein einem 165 Jahre alten Internetnutzer unterhalte. Und das es deswegen unstrittig ist, dass die Normalisierung Darwins‘ Theorien damit begonnen hat, dass das Buch geschrieben, veröffentlicht und in Bücherregale gestellt wurde. Und nich damit, dass es in Deutschland 150 Jahre später in der Schule durchgenommen wurde …

  40. Wenn ich mal dem Ex-Bundesrichter Thomas Fischer folgen darf, der Frau Stokowski unterstellt, sie ließe sich „in der Beschränktheit ihrer Gedanken von niemandem überbieten“, dann war es vielleicht nur eine nette Geste die Lesung abzusagen. Ehe einfältige Gemüter als Zuhörer dort noch Schaden genommen hätten.

  41. @43: Grob irreführend.
    Herr Fischer hat das nicht zu dieser Debatte kommentiert, sondern zu einer ganz anderen, an der er selbst höchst-kindisch beteiligt war:
    „Nur am Rande: Was Frau Stokowski über die im derzeit bedeutendsten Strafprozess Deutschlands beschuldigte Frau Lohfink und die Äußerungen Fischers zu Berichten über Geldstrafen und berufliche Tätigkeiten von „Busenwundern“ schreibt, muss nicht ernsthaft kommentiert werden. In der Beschränktheit des Gedankens lässt sich die Philosophin auch hier von niemandem überbieten.“

    Noch mal:
    Eine Autorin hat eine Lesung abgesagt.
    Mehr ist nicht passiert.

  42. Immerhin. Es folgte eine recht erheiternde Debatte hier. War auf jedenfall unterhaltsamer als die Beiträge, welche die „wilde“ Margarete im Allgemeinen so abliefert.

  43. #39, 40: Sie sind völlig hysterisch. „Vatikan …. Index … Bücherverbrennung … Hitler“ – weil jemand nicht in eine Buchhandlung lesen will. Und Sie und Ihresgleichen niemanden dazu zwingen können. In Ihrer Welt möchte ich nicht leben.

    Waren Sie gestern bei Aldi einkaufen? Nein? Wenn Sie das selbst entschieden haben da nicht hinzugehen, ist das ganz klar ein Boykott, Sie wollen diesen Laden vernichten! Was kommt als nächstes – zünden Sie ihn an? Sind Sie der neue Hitler? (Das müssen Sie jetzt aber nicht verstehen)

  44. @Daniel:
    Ich habe mal in einer Buchhandlung ein Buch gesehen, dass die These vertritt, Karl den Großen hätte es nie gegeben. Wie lange müsste dieses Buch im Handel sein, bis es als „normal“ betrachtet wird, dass die Existenz Karls des Großen eine Verschwörung sei?
    Meine Vermutung: Ewig.
    Dass sich die Evolutionstheorie als „normal“ durchgesetzt hat, lag mMn nicht daran, dass das Buch verkauft wurde, sondern daran, dass die Argumente in dem Buch schlüssig und stichhaltig sind und durch neuere Untersuchungen immer wieder bestätigt wurden (und jetzt ist sie Unterrichtsstoff).
    Was mit der „Erfindung“ Karls des Großen oder Höckes Geschichtsbild eher nicht passieren wird.
    Soll heißen, nur weil irgendein Quatsch in irgendeiner Buchhandlung verkauft wird, wird der nicht automatisch geglaubt.

    Das Argument, dass man sagen wir Gauland ein paar Euro fuffzig zukommen lässt, wenn man sein Buch kauft, anstatt in eine Bibliothek zu gehen (oder zu ebay), ist ja richtig, aber vllt. will ich nicht in die Bibliothek, wo aktenkundig wird, dass ich Gaulands Buch ausleihe, oder zu ebay, wo aktenkundig wird, das ich Gaulands Buch kaufe, und in die „Nur-für-Rechte“-Buchhandlung will ich auch nicht, weil da nicht nur Gauland, sondern auch die „Nur-für-Rechte“-Buchhandlung dran verdient. Soll heißen, es gibt legitime Gründe für anti-rechte Buchhändler, dass Buch im Angebot zu führen. Wenn Frau Stokowski das anders sieht, hat sie möglicherweise unrecht. (Wenn ich Gaulands Thesen als Quatsch entlarve, und er kriegt zum Ausgleich genug Geld, um sich davon ein Bier zu kaufen, sei ihm dieser Trostpreis meinethalben ja gegönnt.)

    Was das Thema „Vorlage“ betrifft, ich würde Stokowski prinzipiell zustimmen, wenn es um etwas höherschwelliges ginge. Also nicht im Vorprogramm einer rechen Band auftreten oder so. Ist es aber mMn nicht. Es hätte auch ihrer Glaubwürdigkeit nicht geschadet, wenn sie sich im selben Raum mit rechten gedankengut aufgehalten hätte, weil sie ja explizit Werbung _gegen_ Rechts macht, und weil sie ja auch Leute abholen will, die nicht explizit links sind. Die kriegt sie schätzungsweise in einer „gemischten“ Buchhandlung evt. eher als in einer, die für „rein“ linkes Büchergut bekannt ist. Ist jetzt mehr Manöverkritik. Dass sich rechte Journalisten darüber mokieren oder halt eben „auskotzen“, war eigentlich zu erwarten. Und ja, sie wollte das nicht öffentlich machen, aber tja nun. Irgendwie wurden die „bösen“ Bücher jetzt mehr in den Fokus gerückt als ihre eigenen. Soviel zur Idee, als Anti-Rechte solle man Gaulands Buchumsätze nicht befördern.

  45. Was bin ich froh, dass ich entschieden habe mich an solchen nutzlosen Debatten nicht mehr zu beteiligen und mein Übermedien-Abonnement wegen mangelnder Ausgewogenheit und zu großer Linkslastigkeit gekündigt habe.
    Meine Lebensqualität ist dadurch erheblich gestiegen.
    Machts gut ihr Lieben.
    @someonesdaughter
    Bleiben Sie bitte so wie Sie sind, besser kann es nicht mehr werden!

  46. @someonesdaughter:

    weil jemand nicht in eine Buchhandlung lesen will.

    Nein. Vielleicht nutzt es was, wenn ich es nochmal mit anderen Worten wiederhole?

    Und Sie und Ihresgleichen niemanden dazu zwingen können. In Ihrer Welt möchte ich nicht leben.

    Sie leben aber in meiner Welt und ich sehe da nur zwei kurzfristige Möglichkeiten das zu ändern und bevorzuge gegenüber beiden weiterhin mit Ihnen in dieser zu leben und deswegen suche ich die inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihnen.
    Schlichter formuliert: „Gewalt ist keine Lösung.“

    Und meinesgleichen, ganz im Ernst, ich wüsste nicht wer das sein sollte. Dürfte schwer sein, da Freiwillige zu finden.

    Ich will Frau Stokowski überhaupt nicht dazu zwingen irgendwo zu lesen. Diese fixe Idee von Ihnen entbehrt jeder Grundlage. Ich will nur ihre Begründung diskutieren in dieser speziellen Buchhandlung aus den von ihr genannten Gründen nicht zu lesen. Wie Mycroft schließe ich mich diesem Schlagwort von der Normalisierung nicht an.

    Sie wollen offenbar die Entscheidung und die Begründung auf ein Ich-geh-heut-nicht-zu-Aldi-Niveau profanisieren. Je länger und öfter sie das tun, desto mehr schaden Sie Ihrem Anliegen.

    Ebenso wie diese Abwieglung, es ginge doch nur um ein paar bedruckte Seiten in einem Regal. Ach nein, nur um eine wegen dieser abgesagten Lesung.
    Ja, wieso ist mir nicht einfach Wurscht, wo Frau Strokowski liest oder nicht liest? Wieso ist Frau Strokowski nicht egal, was da für bedrucktes Papier ausliegt oder nicht ausliegt? Was kümmern uns eigentlich diese Webseiten im Internet, wo sich Leute gegenseitig angehen?

    Die Sonne scheint, heute abend spielt Molina Moye im Bi Nuu, ich esse die letzten Mutzmandeln vom 11.11.

    @anderer Max

    Was haben die Indizierung des Vatikan, Experimente mit real existierendem Sozialismus, etc. mit dem Thema zu tun?

    Ja, was hat irgendwas mit irgendwas zu tun?
    Frau Stokowski will in einer Buchhandlung nicht auftreten, weil diese bestimmte Autoren und einen Verlag nicht ächtet. Und als politisch interessierter Mensch frage ich mich, ob ich auch wünsche, dass Buchhandlungen Autoren und Verlage ächten. Ich will das nicht.

    Das heißt nicht, nur für den Fall, dass Sie auch Ihre Argumentation um Aldi herum aufbauen wollen, dass jeder Buchhändler gezwungen werden soll alle Bücher von allen Verlagen in die erste Reihe zu rücken – nur um ganz sicher zu gehen, dass wir uns auf diesem einfachen Terrain missverstehen.
    Jeder Buchhändler soll selbst entscheiden, was er verkauft und wo platziert. Und jeder, der dessen Auswahl kritisiert soll mit dem Buchhändler drüber reden – wieso nicht?
    Aber wenn dann Druck ausgeübt wird, da finde ich, wird es heikel. Das will ich nicht.

    Die Begründung von Frau Stokowski lese ich mir also durch und analysiere sie. Vielleicht hat sie ja gute Argumente. Im Kern sind das 2 Argumente – widersprechen Sie mir, wenn ich falsch liege: Diese Bücher auszustellen trägt zu einer Normalisierung bei und die erzielten Erlöse wandern zum Teil in die Taschen von Leuten, dabei wären sie in anderen Taschen besser aufgehoben.
    Sind Sie noch bei mir?

    Und wenn ich diese 2 Argumente ernst nehmen will, dann kann ich es nicht bei einer Autorin in einer Buchhandlung belassen. Dann muss ich schlussfolgern, dass es die Anwendung einer Regel ist, die sich so viele zu eigen machen, dass es Wirkung entfaltet.
    Als langfristige Folge davon sehe ich Buchhändler und andere, die sich einem politischen Druck beugen und Bücher nicht mehr anbieten, weil viele ihrer Kunden diese Bücher ablehnen. Die Mehrheit zwingt der Minderheit ihren Willen auf.

    Obwohl ich weder ein Buch des besagten Verlags oder der stigmatisierten Autoren besitze und auch nicht plane mir solche anzuschaffen lehne ich das Verfahren ab. Bücher, die nicht verboten sind, sollte jeder ungehindert kaufen und verkaufen dürfen. Der Meinungsstreit sollte inhaltlich geführt werden. Wer Angst vor diesen Büchern hat, der sollte sie lesen, nicht verbannen.

    Da steht bedrucktes Papier im Regal, mehr ist nicht passiert!
    Der Rest spielt sich in Ihrem Kopf ab!

  47. Korrekturen:
    Kommas in Satz 2:

    Ebenso wie diese Abwieglung, es ginge doch nur um ein paar bedruckte Seiten in einem Regal. Ach nein, nur um eine, wegen dieser, abgesagten Lesung.

    Fehlendes Wort:

    auf diesem einfachen Terrain NICHT missverstehen.

  48. #51: „Nein. Vielleicht nutzt es was, wenn ich es nochmal mit anderen Worten wiederhole?“

    Nein. Es nutzt nichts, wenn Sie Ihre hysterischen Phantasien und Unterstellungen in immer neue Worte kleiden. Sie bleiben grotesk.

    Jemand mit freiem Willen entscheidet, nicht in einer Buchhandlung lesen zu wollen. Macht dies nicht einmal von sich aus öffentlich. Und ein paar Leute knallen daraufhin völlig durch, von „Boykottmaßnahmen“ über „Bücherverbrennungen“ bis „die Macht des Vatikan“ und „Hitler“ ist kein Anwurf zu blöde, keine Unterstellung zu infam.

    Und dieses infantile

    „Der Rest spielt sich in Ihrem Kopf ab!“

    ’selber, selber‘ disqualifiziert Sie (neben Ihrem „Abwiegelungs“-Gesäftel)
    sowieso komplett. Leben Sie wohl in Ihrer Wahnwichtel-Welt.

  49. Meine letzten 2 Cents hierzu:
    Fakt: Die Buchhandlung bietet Bücher rechter Autoren unter der Kategorie „Neue Bücher, altes Denken“ an.
    Fakt: Die Autorin hat die Lesung in der Buchhandlung abgesagt, ohne dies öffentlich zu machen.
    Kein Fakt: „(…) weil diese bestimmte Autoren und einen Verlag nicht ächtet.“
    Fakt: Aufgrund der Öffentlichmachung (Facebook Post) seitens der Buchhandlung und des daraus resultierenden Shitstorms hat die Autorin eine öffentliche Begründung für die Absage publiziert.

    Ihre Argumentation besteht darin, auf Basis der unterstellten Nicht-Ächtung einige kreative „Prognosen“ zu machen, wohin dieses Verhalten grundsätzlich führen könnte und was die Leute, die eine Ächtung von Büchern verlangen (was die Autorin nicht gemacht hat) sonst noch so fordern könnten. Das Ganze garnieren Sie dann mit historischen Negativbeispielen, indem Sie z. B. den absolutistischen Staat Vatikan mit der Autorin vergleichen.

    Nein danke.

  50. @Mycroft
    „Wie lange müsste dieses Buch im Handel sein, bis es als „normal“ betrachtet wird, dass die Existenz Karls des Großen eine Verschwörung sei?“
    Mmmmh, das Bucht ist inwzischen seit 1991 in der 11. Auflage erschienen. Und obwohl Illigs irriger Wahnsinn nicht Wissenschaft ist, steht er in tausenden Deutschen Buchhandlungen immer wieder in dieser Rubrik und in der – HAHA – Welt, gibt es sogar einen Artikel unter der Rubrik – Achtung, festhalten und loslachen – Geschichte
    Das ist Normalisierung. Die Illig-These war am Anfang nicht wirklich umstritten. Er hat sie geglaubt und alle anderen ihn ausgelacht. Aber weil sie schmissig genug ist, steht sie seit fast 30 Jahren in Buchhandlungen und schwappt immer weiter in die Welt der ernstzunehmenden Themen. Bis in die „Welt“ und auf den Schreibtisch von Wissenschaftlern, die Illig zum x-ten Mal widerlegen. Das ist Normalisierung. Von der wilden These zur diskutablen Aussage über Geschichte.
    Und das ist keine Aussage darüber, ob der Mann vielleicht doch recht hat. Oder seine Thesen moralisch gut sind. Es ist nur eine Aussage darüber, dass die reine Präsenz im Kreis der als normal akzeptierten Aussagen dazu führt, dass man Illig auch in diesen Kreis zählt.

    Und Stokowski hat ja nichts dagegen, dass man rechte Bücher im Angebot führt. Das sagt sie sogar ausdrücklich („Wenn eine Autorin dazu recherchieren will und die Bücher über Sie bestellt, das verstehe ich, aber das rechtfertigt es für mich nicht, rechte Autoren im Regal stehen zu haben.“) Es geht ihr wirklich nur darum, dass man die Dinger nicht im Regal stehen hat (oder sie in einem Laden, der das macht, nicht lesen will). Das kann man kleinlich finden. Aber wie der Buchhändler und die Welt das dann raushauen und hochjazzen, hat mit dem Ursprung halt nichts mehr zu tun. Das ist Weltuntergangsempörungsgejammer auf Autopilot. (Beweisstück A: USER UNKNOWN).

    Und nein, das mit der Vorlage ist noch immer schief. Denn Frau Stokowski hat keine Vorlage geliefert. Sie hat nichts öffentlich gemacht, das war der Buchhändler. Der hat also die Vorlage für den Welt-Artikel gegeben. Und sie dafür in Haftung zu nehmen, dass ein Buchhändler ihre nicht-öffentliche, ruhige, begründete und zum Einvernehmen gebrachte Absage zum Gesinnungsskandal hochjazzt, das ist unfair. Und falsch.

  51. @someonesdaughter:

    Tja, wenn sich totalitäre Tendenzen irgendwo äußern die mich an totalitäre Regime erinnern, dann äußere ich das auch, genauso wie ich jemanden, der sich in Beleidigungen flüchtet, mit Trump vergleichen möchte.

    Das Bauhaus Dessau kann auch Bands nach Gutdünken einladen oder nicht einladen, aber wenn es erst Feine-Sahne-Fischfilet einlädt, und dann auf Druck rechter Kräfte wieder auslädt, interessiert mich das auch.

  52. @Daniel:

    Es geht ihr wirklich nur darum, dass man die Dinger nicht im Regal stehen hat (oder sie in einem Laden, der das macht, nicht lesen will). Das kann man kleinlich finden.

    Das ist nicht kleinlich, das ist anmaßend.

    dass ein Buchhändler ihre nicht-öffentliche, ruhige, begründete und zum Einvernehmen gebrachte Absage

    Was bedeutet hier denn „zum Einvernehmen gebrachte Absage“? Dass der Buchhändler nicht juristisch auf Vertragserfüllung geklagt hat?

  53. Dafür das Stokowski angeblich „niemanden interessiert“, wie Ralf Reske schreibt, kommentiert er aber auffallend oft und in dezenter Rage unter diesem Topic. Ich schlage ihn für die nächste Goldbraune Kartoffel vor.
    Disclaimer: ich lese die Margarete sehr gerne. Ich mag es wenn sich Opferrollen-WHAM jeder Woche so herrlich triggern lassen. Blutdrucksenker nicht vergessen, Jungs.

  54. @Daniel:
    Ok, dann können Sie noch Dänikens gesammelte Werke als „normal“ betrachten. Ich sehe weiterhin einen Unterschied zwischen Darwin und Fischer einerseits und Illig und Däniken andrerseits. Den ersteren beiden wird weitgehend geglaubt, die letzteren weitgehend nicht.
    Also ist „Normalität“ noch lange nicht „Mainstream“. Also ist „im Regal in der Buchhandlung stehen“ noch kein Mainstream. Ergo ist sind Rechte Bücher in der Buchhandlung auch nicht zwingend Mainstream. Bzw., wenn doch, hat das noch andere Gründe.

    „Und sie dafür in Haftung zu nehmen, dass ein Buchhändler ihre nicht-öffentliche, ruhige, begründete und zum Einvernehmen gebrachte Absage zum Gesinnungsskandal hochjazzt, das ist unfair.“ Offenbar bestand ja kein Einvernehmen. Sie hat einseitig eine Veranstaltung, mit der er hatte Geld verdienen wollen, platzen lassen, und er hat sich zu den Gründen geäußert. Wenn sie nicht möchte, dass ihre Gründe diskutiert werden, tja, sorry. Dies ist ein freies Land.

  55. @user unknown, #40

    Erstens: Der Kommentar #33 ist nicht von mir.

    Zweitens: Mit dem Satz „Daß das so bleibt, ist mir ein Anliegen“ lese ich in dem Disput zwischen „Someonesdaughter“ und „User Unknown“ zum ersten Mal eine klare Position. Vorher habe ich nur Philosophien über Begriffe (z.B. Definition von „Safespace“ für Gegenstände) oder allgemeine Geschichten (z.B. die Erzählung über den „Index Librorum Prohibitorum“) gelesen, bei denen überhaupt nicht ersichtlich war, welche Argumentation damit verfolgt werden sollte.

    Wenn man davon ausgeht, daß ein Boykott grundsätzlich etwas Schlechtes ist, dann ergibt natürlich die Diskussion darum, ob man die Absage der Lesung als Boykott bezeichnen sollte oder nicht, einen Sinn. Aber tatsächlich nur dann.

    Nun stellt sich aber die Frage: Wieso sollte man davon ausgehen, daß ein Boykott grundsätzlich etwas Schlechtes ist? Wieso ist beim Thema „Boykott“ den Anfängen zu wehren?

  56. @Daniel Rehbein

    Oh, ja, Daniel ¬= Daniel Rehbein, ich bitte um Pardon.

    Wenn man davon ausgeht, daß ein Boykott grundsätzlich etwas Schlechtes ist, dann ergibt natürlich die Diskussion darum, ob man die Absage der Lesung als Boykott bezeichnen sollte oder nicht, einen Sinn.

    Nun, ich würde nicht sagen, dass Boykott grundsätzlich etwas Schlechtes ist. Ich würde aber sagen, dass hier Boykott etwas schlechtes ist.

    Es gab den Boykott gegen Südafrika, es gab Boykotts gegen Nestle, gegen die Olympiade in Moskau wg. des Afghanistankriegs, Boykott gegen Shell wg. Brent Spar, zur Zeit läuft ein großer Boykott gegen Israel und es gibt und gab viele mehr.

    Den Brent-Spar-Boykott fand ich damals Klasse. Hinterher zeigte sich aber wohl, dass die Ökobilanz des Rückbaus nicht unbedingt besser ist als das geplante Versenken gewesen wäre. Als Laie ist man da schnell überfordert und handelt nach Vertrauen. Aber Shell ist kein Meinungskonzern, sondern handelt mit Rohöl.

    Gegen Autoren und Verlage kann man inhaltlich argumentieren. Insbesondere wenn man selbst Autorin ist. Und wir haben es nicht mit einem übermächtigen Verlagskonzern zu tun.

    Auf mich wirkt das doch mehr als eine Säuberungsaktion: Man will solchen Schmutz nicht in seiner Nähe. Als könne man sich da infizieren. Solche irrationale Überempfindlichkeit tendiert dazu kein Ende zu finden. Nachdem die schlimmsten Fälle beseitigt sind kommen die zweitschlimmsten dran.

    Ja, richtig, ohne dass man erklärt, wieso hier speziell ein Boykott kein angemessenes politisches Mittel ist, ist meine Argumentation nicht vollständig. Soweit bin ich mit Someonesdaughter gar nicht gekommen, da diese schon den Terminus ablehnt.

    Ich habe aber auch in meinem Beitrag #1 bereits geschrieben, dass ich nicht möchte, dass das Meinungsspektrum durch öffentlichen Druck beschnitten wird. Den Wettstreit der Meinungen sollte der fürchten, der die schwächeren Argumente hat.

  57. Nochmal: Das sind keine Argumente zum Thema, sondern Argumente zu einer möglichen Interpretation.
    Eine Autorin hat eine Lesung abgesagt, und nicht „das Meinungsspektrum durch öffentlichen Druck beschnitten“ oder eine „Säuberungsaktion“ durchgeführt.
    Wiederholung und weitere Überspitzung machen es nicht richtiger.

  58. Man sollte Lesungen in Buchhandlungen absagen, in denen Bücher von Autoren stehen, die „menschenfeindlich“ sind?

    Okay, dann deklinieren wir einmal durch.

    Ich finde, ein Menschenfeind wäre jemand, der folgende Sätze öffentlich sagt:
    „Wenn eine Frau einen Flüchtling wegen eines sexuellen Übergriffs anzeigt, und er das bestreitet, sollte man immer der Frau glauben.“
    oder:
    „Viele sagen, man könne einfach erfinde, das ein Flüchtling einen sexuellen Übergriff begangen hat, ohne dass das für den Folgen hat, der das behauptet. LEIDER ist das nicht so.“

    Frau Stokowski hat solche Aussagen in ihrer Spon-Kolumne getroffen. Über Männer.

    Ich finde aber auch, dass Männer Menschen sind. Egal, ob sie weiß oder schwarz sind, „bio-deutsch“ oder Flüchtling.

    Damit sind die Aussagen von Stokowski für mich „menschenfeindlich“.

    Konsequenterweise sollte sie alle Lesungen in Buchhandlungen absagen, in denen ihre eigenen Bücher stehen.

  59. @69: Nein, „leider“ und „wenn es so einfach wäre“ sagen nicht das Gleiche aus, auch wenn Sie es gerne so darstellen wollen.
    Komischerweise kommt auch das Wort „Flüchtling“ nirgends in dem Link vor…
    Diese blöden Fakten, gelle…

  60. @69 / Peter Hartung

    Was Frau Stokowski tatsächlich schrieb:

    Frauen haben es angeblich sehr leicht, unliebsame Kerle zu beseitigen: Sie können einfach behaupten, ein Mann habe sie sexuell belästigt – dann sind dessen Ruf, Familie und Karriere futsch. Wenn es nur so einfach wäre.

    Das hat mit dem, was Sie da rein lesen möchten herzlich wenig zu tun.

  61. @71 der Max,

    Natürlich hat sie nicht von Flüchtlingen geschrieben. Habe ich das behauptet?

    Und: „Leider“ ist ein Ausdruck des Bedauerns.
    Was ist ihrer Ansicht nach die Formulierung „wenn es so einfach wäre“?

  62. @73: Ernsthaft, muss ich Ihnen Ihre eigenen Kommentare vorlesen???
    „Ich finde, ein Menschenfeind wäre jemand, der folgende Sätze öffentlich sagt:
    „Wenn eine Frau einen Flüchtling wegen eines sexuellen Übergriffs anzeigt, und er das bestreitet, sollte man immer der Frau glauben.““
    (…)
    „Frau Stokowski hat solche Aussagen in ihrer Spon-Kolumne getroffen. Über Männer.“

    Nebenbei: den Nachweis für Ihre zweite Aussage haben Sie auch „vergessen“… wenns so einfach wäre…

  63. Die Argumentation in #1 ist ja schon in sich widersprüchlich.

    Da steht „Buchhandlungen sollten Safespaces für Bücher und Meinungen sein“. Unter einem „Safespace“ versteht man einen Ort, an dem Menschen sich sicher fühlen können. Dies bedeutet, daß Menschen, die Haß und Ablehnung verbreiten, aus einem „Safespace“ ausgeschlossen werden. Wer Vorurteile über Bevölkerungsgruppen verbreitet, wer das friedliche Zusammenleben stört, wer zu Haß aufruft oder Gewalt legitimiert, der muß draußen bleiben.

    Überträgt man den Begriff des „Safespace“ von Menschen auf Bücher, so heißt dies, daß Schriften, die Vorurteile schüren, die das friedliche Zusammenleben auf diesem Planeten in Frage stellen, draußen bleiben müssen. Wenn eine Buchhandlung ein „Safespace für Bücher“ sein soll, so bedeutet das also, daß die von Frau Stokowski kritisierten Bücher die Buchhandlung gar nicht betreten dürfen. Sie dürfen dann also nicht nur nicht im Regal stehen, sondern sie dürfen noch nicht einmal bestellt und an die Buchhandlung geliefert werden.

    Die Forderung nach dem „Safespace“ ist also eine sehr weitgehende Forderung, sehr viel weitgehender als es je von Frau Stokowski gemeint war. Zu dieser sehr weitgehenden Forderung passt aber überhaupt nicht das Herumreiten auf dem Begriff des „Boykott“ und die Darstellung, daß das etwas Negatives sei.

    Es ist alles so widersprüchlich und unlogisch, daß man sich manchmal fragen kann, ob hinter dem Pseudonym „UserUnknown“ zwei Personen mit total unterschiedlicher Meinung stehen, die sich zwischen dem Schreiben der einzelnen Sätze abwechseln.

  64. Unter einem „Safespace“ versteht man einen Ort, an dem Menschen sich sicher fühlen können.

    Ja, das ist Ihre Vorstellung von einem Safespace.

    Ich würde darunter einen Ort verstehen, an dem ich offen meine Meinung sagen kann.

    wer das friedliche Zusammenleben stört

    Das setzt voraus, dass es erst mal ein friedliches Zusammenleben gibt. Beschränkt auf den engen Raum einer Buchhandlung würde ich sogar davon ausgehen, dass es den dort gibt. Bücher stören das friedliche Zusammenleben dort jedenfalls nicht.

    Schriften, die Vorurteile schüren,

    Das ist dann auch immer die Frage, wer das beurteilt. Der eine liest auch in Frau Stokowskis Texte Haß hinein, wie wir gesehen haben.

    passt aber überhaupt nicht das Herumreiten auf dem Begriff des „Boykott“

    Auf dem Begriff reite ich rum, weil meine Kritiker auf dem Begriff rumreiten – das ist also kein sehr redlicher Vorwurf, wenn man mir zugestehen will, meine Aussage zu verteidigen.

    Es ist alles so widersprüchlich und unlogisch, daß man sich manchmal fragen kann, ob hinter dem Pseudonym „UserUnknown“ zwei Personen mit total unterschiedlicher Meinung stehen

    Schauen Sie, so furchtbar können die Schriften kaum sein, sonst wären sie wohl wg. Volksverhetzung verboten, oder? Es scheint also entweder, dass noch niemand versucht hat sie zu verbieten oder der Inhalt lässt sich auch weniger eindeutig interpretieren, als Sie das tun und als Frau Stokowski es tut.
    Und der Buchhändler will die Bücher, weil sie diskutiert werden, seinen Kunden anbieten, dann können sie mitdiskutieren. Haben Sie Anlass an seinen Worten zu zweifeln? Frau Stokowski hat das, soweit ich sehe, nicht getan. Ihre Begründung war einmal, dass er damit die Bücher normalisiere und zum anderen, dass dies monetäre Vorteile für rechte Autoren und Verlage bedeute. Sie hat damit nicht unterstellt, dem Buchhändler ginge es darum, sondern nur, dass sie das so sieht und mit ihrer Integrität nicht vereinbaren kann.

    Und ich sage, dass sowohl das Argument von der Normalisierung, als auch das von der Bereicherung nur stechen, wenn sich Autoren die in Buchhandlungen auftreten in gewissen Massen ihrem Weg anschließen. Die Konsequenz ist, dass eine Minderheit eine Mehrheit erzieht. Wenn, dann soll man es in Archiven(?) oder Bibliotheken lesen. Die Bibliotheken und Archive sollen die Bücher wohl klauen. Wie sie gegen die Normalisierung wirken sollen bleibt ein wenig im Dunkeln. Vielleicht weil es viele Leute dann lassen.

    Ich finde das falsch. Man muss riskieren, dass die Leute das lesen. Wer gegen die Bücher ist, der soll Gegenbücher schreiben. Solange man diskutiert wird nicht geschossen.

    Solange diskutiert wird sehe ich mich (und meinesgleichen) in einer guten Situation. Sobald geschossen wird weniger.

    Pluralismus ist mehr als Hautfarbenvielfalt und 60 Geschlechter.

  65. „Die Konsequenz ist, dass eine Minderheit eine Mehrheit erzieht.“
    Nein. Die Konsequenz ist, dass M. S. nicht in dieser Buchhandlung auftritt. Nichts weiter. Alles Weitere sind mögliche Interpretationen.

    „Ich finde das falsch.“
    Das ist doch okay, aber das macht Ihre Argumente nicht relevanter.
    Sie argumentieren gegen etwas, das die Sache einfach nicht hergibt.
    Auch diese ganze Eskalationsstufe „Schießen“, die Sie jetzt hier heraufbeschwören … Wer will denn hier schießen? Was hat das mit der Sache zu tun?

    Eine Autorin hat eine Lesung abgesagt.
    Das ist passiert. Traurig, dass man das immer wieder wiederholen muss.
    https://www.titanic-magazin.de/news/leute-von-paula-irmschler-10078/

  66. #78: „Auch diese ganze Eskalationsstufe „Schießen“, die Sie jetzt hier heraufbeschwören … Wer will denn hier schießen? Was hat das mit der Sache zu tun?“

    Mit der Sache hat das gar nix zu tun, das wissen Sie doch. So wie der ganze andere hysterische Quatsch auch nix mit der Sache zu tun hat. Aber der unknown Debatten-Detlev ist doch schon so schön in Fahrt, da muss auch noch ein bisschen Sehnsucht nach der Opferrolle mit rein und wenn man selbst Opfer werden will, muss es auch Täter geben. Und das ist wer? Na klar: diejenigen, die partout nicht einsehen wollen, dass es mit einer Autorin, die nicht in einer Buchhandlung auftritt ja nur anfängt und bei „Hitler, Vatikan, Bücherverbrennung, Schießen“ enden wird, enden muss. ‚Wehret den Anfängen!!1elf‘

    Es bleibt nur eine Frage offen: Ob sich der Käufer/die Käuferin des von Schwilden so intensiv bestreichelten Buches Schwildens Noro-Virus eingefangen hat?

  67. @ANDERER MAX

    „Die Konsequenz ist, dass eine Minderheit eine Mehrheit erzieht.“
    Nein. Die Konsequenz ist, dass M. S. nicht in dieser Buchhandlung auftritt. Nichts weiter. Alles Weitere sind mögliche Interpretationen.

    Eine Konsequenz ist, dass Sie hier mit mir diskutieren, also nicht „nichts weiter“.

    Wer will denn hier schießen? Was hat das mit der Sache zu tun?

    Niemand will schießen. Man will nur einem Konflikt aus dem Weg gehen. Sich nicht konfrontieren. Die Augen zumachen. Warten, bis sich das Problem von selbst löst.

    Wenn man mit dem Gegner nicht mit Worten streitet und sich der Gegner nicht in Luft auflöst, was bleibt dann, wenn nicht Gewalt? Wollen Sie 14% AfD-Wähler wegsperren?

    Eine Autorin hat eine Lesung abgesagt.
    Das ist passiert. Traurig, dass man das immer wieder wiederholen muss.

    Wenn das so läppich ist, wieso müssen Sie es dann immer wieder wiederholen? Beruhigt Sie das?

  68. @80 User unknown
    Mal zwei Anregungen zum Nachdenken:
    Wenn man die Diskussion mit dem Gegner vermeidet und der Gegner nicht verschwindet, dann ist die einzig logische Konsequenz Gewalt?
    Andere Optionen sind dann nicht denkbar?
    Es ist sicher eine legitim, darüber zu spekulieren, wie sich ein individuelles Verhalten auswirken könnte, wenn es von einer erheblichen Masse reproduziert wird. Ist es aber auch zielführend, darüber zu spekulieren, wenn es wahrscheinlicher ist, das eine ganze Reihe ähnlicher Konstellationen anders entschieden wurde? Oder anders: Wenn alle das so machen würden, wo kämen wir da hin? Ist diese Betrachtungsweise noch hilfreich, wenn Individualität vor allem in der Freiheit des Geistes entscheidend ist?

  69. @JUB 68:
    Wenn in einer Frage von Gewicht ein Streit besteht, für den man bereit ist den eigenen Mitstreitern schon die Befassung mit der Ansicht des Gegners zu erschweren, dann kann ich mir schlecht vorstellen, dass auf dieser Seite noch ein Interesse an einer friedlichen Konfliktlösung besteht, in der Tat.

    Ich stelle mir das umgekehrt vor, ein rechter Autor will in einer eher rechten Buchhandlung auftreten, erfährt aber, dass da auch linke und feministische Literatur angeboten wird, und sagt darauf hin ab; das würde ich sofort als antileberale, autoritäre und totalitäre und typisch für Rechtsextreme einstufen. Oder sagen wir so: Das hätte ich vor 10 Jahren noch als typisch für rechts-autoritäre Politik gefunden.
    Autoritären Stalinismus hat es zwar auch gegeben aber nie bei Linken mit denen ich mich umgeben habe.
    Da galt immer: Wir haben die besseren Argumente, wir müssen keiner inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gehen.

    In meiner Jugend wurde gesagt, dass unsere Raketen nur der Abschreckung dienen, aber die der anderen Seite dienten der Vorbereitung einer Invasion. Das fand ich nicht überzeugend. Auch 30 Jahre später würde ich nicht sagen, dass ich damals falsch lag, der Eifer der Jugend, bla, bla, bla.

    Pressefreiheit, Meinungsfreiheit – das alles gibt es im Ostblock nicht, hieß es, und es stimmte. Im Westen sah es da wesentlich besser aus. Nicht makellos, aber was ist schon makellos. Nur nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts ist das Hohelied der Meinungsfreiheit und der Pressefreiheit aus dem Kanon der Konservativen weitgehend verschwunden, so als sei es nur eine Propagandawaffe gegen den Osten gewesen, nie ernst gemeint. Es ist auch nicht ganz verschwunden, das will ich nicht sagen, aber es ist sehr viel leiser geworden.

    Aber wer nur für seine Verbündeten und engen Freunde Pressefreiheit und Meinungsfreiheit einfordert, der ist in meinen Augen nicht sehr glaubwürdig. Man könnte hier einwenden, dass das GG und die Meinungsfreiheit nur die staatlichen Gewalten bildet, Legislative, Executive und Jurisdiktion. Das ist auch richtig. Richtig ist aber auch, dass der freiheitliche Staat auf Bedingungen ruht, die er selbst nicht garantieren kann. Wenn sich kein Bürger für Meinungsfreiheit interessiert, dann verschwindet sie.
    Die Meinung der eigenen Clique zählt dabei nicht – dafür tritt jeder Honk ein. Das ist nicht Meinungsfreiheit.

    Ist es aber auch zielführend, darüber zu spekulieren, wenn es wahrscheinlicher ist, das eine ganze Reihe ähnlicher Konstellationen anders entschieden wurde?

    Zielführend, zu welchem Ziel? Welche Reihe ähnlicher Konstellationen? Mir sind in den letzten Jahren zu viele Konstellationen begegnet, die ähnlich gelaufen sind. Eine verhinderte Veranstaltung an einer Uni hier, ein Buchmessenvorfall da, eine boykottierte Pizzeria dort. Wenn sich darüber rechte Medien empören, mag sein es ist im Namen der Freiheit. Kann aber auch gut sein, dass es nur Honktum ist. Wenn eher linke und bürgerliche Medien sich nicht für die Freiheit engagieren, was soll ich da machen? Zu den rechten Honks überlaufen?

    Ich habe ein sehr großes Misstrauen gegen die opportunistische Mitte. Und gegen eine selbstgerechte Linke auch. Das nächste ist, dass mit gleichen Methoden um die richtige Linie links zu sein gestritten wird. Meinungsfreiheit ist nicht einfach ein Ziel, das man irgendwann abhakt. Meinungsfreiheit ist eine Methode, seine Ziele zu verfolgen. Als Wert lässt sich das nur durch beständiges Üben erreichen, denn wer mag schon Kritik und Gegenrede?

    Weil wir wissen, wie anfällig wir für den Confirmation-Bias sind, wie manipulierbar, sollten wir der Versuchung der Filterblasen widerstehen.

  70. @81
    Meinungsfreiheit bedeutet, dass ich den Krams von Kubizek … ähh Kubitschek , Sarrazin und Störkraft nicht lesen muss.

    Es ist keine Zensur wenn ich Entscheide, das nicht zu lesen.

    Ich muss den Krams auch keinem Vorlesen um die Meinungsfreiheit zu retten.

    Dieter Bohlen hat in der fraglichen Buchhandlung übrigens auch keine Lesung abgehalten … BOYKOTT!11!!?

  71. Mal ganz wertfrei zur Frage, was Boykott ist: wenn ich mit jemanden, einem Supermarkt bspw., keine Geschäfte mache (nicht dort einkaufe), weil ein anderer Supermarkt mir bessere Angebote macht (oder näher ist, andere Öffnungszeiten hat, etc.), dann ist das kein Boykott, sondern mein normales Handeln als „homo oeconomicus“.
    Wenn ein Supermarkt etwas verkauft, was ich ablehne, und ich kaufe nicht nur das Produkt nicht, sondern auch kein anderes in diesem Supermarkt, und ich sage dem Supermarkt das auch noch, dann ist das mein Boykott. Was soll es sonst sein? Fängt ein Boykott erst an, wenn mehr als drei mitmachen?
    Wenn ich anderen sage, sie sollten am besten auch nicht in dem Supermarkt einkaufen, dann ist das ein Boykottaufruf.

    Ein Boykottaufruf war das nicht, ein Boykott schon. Der Händler wurde um Einnahmen gebracht, mit denen er schon gerechnet hatte, offenbar als Strafe für Bücher, die er verkauft. Wenn mir ein Kunde einen Auftrag kündigt, nachdem er erfahren hat, dass ich auch für seine Konkurrenz arbeite, würde ich zumindest wollen, dass alle erfahren, was man tun muss, um diesen Kunden glücklich zu machen. Ist ja auch in seinem Interesse.
    Dass die WELT jetzt so tut, als wären die Bücher die Opfer, ist trotzdem albern.

  72. @Kleitos:

    Meinungsfreiheit bedeutet, dass ich den Krams von Kubizek … ähh Kubitschek , Sarrazin und Störkraft nicht lesen muss.

    Da sind wir doch schon ganz nah beieinander.
    Sie entscheiden selbst, was Sie lesen wollen. Und jetzt noch einen kleinen Schritt weiter, bitte: Auch andere entscheiden selbst, was sie lesen wollen, oder was sie anderen zum Kauf anbieten.

    Wir sind da alle abstrakt Gleiche unter Gleichen: Dass Sie selbst entscheiden, was sie lesen, ist eine Entscheidung die wir respektieren ohne zu wissen, was sie lesen wollen.

    Wir schätzen die Freiheit nicht nur, weil wir wissen, dass das, was Sie lesen wollen, sowieso das ist, was auch wir lesen wollen. Das wäre ja keine Freiheit mehr. Oder dass wir die Freiheit nur manchen Individuen einräumen, uns selbst nämlich und denen, die wir zu unserer Clique zählen, sondern wir wertschätzen die abstrakten Freiheit, dass jeder selbst entscheiden kann, was er liest und auch, was er anderen an Büchern verkauft.

  73. @ MYCROFT
    „Wenn ein Supermarkt etwas verkauft, was ich ablehne, und ich kaufe nicht nur das Produkt nicht, sondern auch kein anderes in diesem Supermarkt, und ich sage dem Supermarkt das auch noch, dann ist das mein Boykott.“

    Na, zumindest Wikipedia spricht ja von einem „organisierten“ Druckmittel. Aus privaten moralischen Überzeugungen in einem Geschäft nicht einzukaufen, würde ich aber nur bedingt „organisiert“ nennen….hmmm….

  74. @USER UNKNOWN
    „Auch andere entscheiden selbst, was sie lesen wollen, oder was sie anderen zum Kauf anbieten.“
    Da sind wir doch schon ganz nah beieinander. Und jetzt noch einen kleinen Schritt weiter, bitte: Jeder entscheidet selbst, in welcher Buchhandlung er lesen will und wo er das lieber sein lässt….

  75. @LTS
    Wenn Sie damit sagen wollen, dass ich Frau Stokowski das nicht selbst entscheiden lassen will, dann täuschen Sie sich.

    Sie hat sich zu ihren Gründen geäußert und ich diskutiere ihre Gründe hier. Sie hatte ja erst vor da zu lesen, wollte dann aber nicht mehr, weil die Buchhaltung auch die falschen Bücher vorhält bzw. falsch präsentiert.

    Das würde diese Bücher normalisieren und Figuren der rechte Szene bereichern, wenn ich zusammenfassen darf – sind Sie da noch bei mir?

    Das klingt nicht so, als ginge es um diese eine Buchhandlung und private Gründe, sondern als ließe sich daraus eine Regel für alle Buchhandlungen, in denen sie zu lesen gedenkt oder nicht gedenkt ableiten.

    Außerdem steht das Motto „Antifa ist Handarbeit“ im Raum, so als sei ihr Handeln schon auf eine Bewegung abgestimmt, in der derartige Maßstäbe gelten.

    Ich finde meine Überlegung nicht an den Haaren herbeigezogen, dass sie dieses Kriterium des Auftrittabsagens oder gar nicht erst Zusagens (wenn sie es denn vorher gewusst hätte – es wurde ihr ja von einer, nun, sagen wir nicht Informantin, sagen wir Gesinnungsgenossin – zugetragen) als normativ, als vorbildhaft auch für andere betrachtet.

    Schon die Handlung dieser Person, die ihr das gesteckt hat, deutet doch darauf hin, dass es nicht ein zufälliger Einzelfall ist, sondern offenbar in diesen Kreisen allgemein als anrüchig gilt irgendwo aufzutreten, wo auch Schriften des politischen Gegners feilgeboten werden.

    Ich finde es sehr merkwürdig, wie dieses Handeln von einigen entpolitisiert wird.

    Wie gesagt: Wenn es überhaupt diesen Effekt der Normalisierung geben sollte, oder auch die Bereicherung der Rechten – das entscheidet sich ja kaum in einer einzigen Buchhandlung in der eine einzige Autorin eine Lesung absagt. Das funktioniert doch nur, wenn überhaupt, wenn es ein Massenphänomen wird.

    Mir geht es um genau die Frage: Wollen wir, dass derartige Maßnahmen ein Massenphänomen werden?

    Sie hat ja nicht mit dem Buchhändler einen Dialog gesucht um ihn mit Argumenten davon zu überzeugen, von derartigen Büchern Abstand zu nehmen, sondern wollte das kleine Druckmittel, das sie hat, einsetzen, um dessen Entscheidung zu bestrafen oder um dessen Verhalten für die Zukunft zu ändern.

    Oder vielleicht hat sie auch schlichtweg Angst, dass sie die nächste ist, die zur Persona-Non-Grata erklärt wird, weil sie nicht aktiv genug am Deplatforming teilgenommen hat.

    Ich finde es gar nicht dramatisch, wenn eine Person eine Lesung aus welchen Gründen auch immer absagt. Nur wenn das ein Trend werden sollte, die vorherrschende, politische Kultur, das finde ich sollte man frühzeitig thematisieren.

  76. @LTS: Jein.

    Weil Stokowski nicht kommt, kommen auch die Leute nicht, die für die Lesung Geld bezahlt haben, und kriegen dieses zurück. Ist schon organisierter als eine Einzelperson, die einfach nicht mehr in einem Laden einkauft, ohne dieses zu kommunizieren. Also, auch wenn Sie mein Beispiel nicht akzeptieren, dies ist eine Größenordnung mehr.

  77. „ich diskutiere ihre Gründe hier“
    Nein, Sie spekulieren über mögliche Konsequenzen, Vorbildfunktion und was das für Sie bedeutet.
    Aber irgendwie will da keiner mitmachen, weil, nunja, spekulativ.

    „Mir geht es um genau die Frage: Wollen wir, dass (…)“
    Wer ist wir und wer hat Sie zum Sprecher von uns ernannt?
    Alls nach dem „dass“ ist dann wieder Ihre spekulierte Schlussfolgerung, die es sich nicht zu diskutieren lohnt.

    „Eine Konsequenz ist, dass Sie hier mit mir diskutieren, also nicht „nichts weiter“. “
    Na, das tue ich ja eben nicht. Ich versuche die ganze zeit zu erklären, warum sich eine Debatte um solch ungelegte Eier nicht lohnt.

    „Niemand will schießen.“
    Warum benutzen Sie dann den Schießen-Verleich?

    „Wenn das so läppich ist, wieso müssen Sie es dann immer wieder wiederholen?“
    Weil Sie das ja anscheinend nicht verstehen (wollen).

    Ich nehme mal den berühmten Fußballvergleich:
    Würden die Bayern jetzt besser spielen, wenn Niko Kovac nicht der Trainer wäre?
    Wieviele nicht-spekulative Fakten wird die Diskussion wohl erbrüten?

  78. Aber irgendwie will da keiner mitmachen, weil, nunja, spekulativ.

    „Mir geht es um genau die Frage: Wollen wir, dass (…)“
    Wer ist wir und wer hat Sie zum Sprecher von uns ernannt?

    Wir, das sind Sie und die anderen Leser hier und ich und „Wollen wir das?“ ist eine Frage in die Runde die nicht voraussetzt, dass mich irgendwer zum Sprecher von irgendwas gewählt hat. Sie dürfen das auch fragen.

    Na, das tue ich ja eben nicht. Ich versuche die ganze zeit zu erklären, warum sich eine Debatte um solch ungelegte Eier nicht lohnt.

    Ja, das nennt man einen performativen Selbstwiderspruch: Man behauptet inhaltlich, nicht diskutieren zu wollen, aber faktisch tut man genau das Gegenteil.

    „Niemand will schießen.“
    Warum benutzen Sie dann den Schießen-Verleich?

    Ich kann auch schreiben „Wenn man aufhört zu diskutieren, dann bleiben nur die Fäuste um die Meinungsverschiedenheiten auszutragen“.

    Ich nehme mal den berühmten Fußballvergleich:
    Würden die Bayern jetzt besser spielen, wenn Niko Kovac nicht der Trainer wäre?

    Einen Fußballvergleich, nicht den, ja.
    Ja, das ist spekulativ, so wie es spekulativ ist, darüber nachzudenken, was passiert, wenn man eine Lesung absagt, etwa ob der Buchhändler damit auf Linie zu bringen ist, ob es den Zulauf zum rechtsradikalen Lager aus dem Umfeld der Buchhandlung beeinflusst und wenn ja in welche Richtung, ob es die Debattenkultur voranbringt oder zurückwirft – das sind auch alles Spekulationen.

    Wenn man spekuliert – ob zu Bayern oder zu Lesungen in kontaminierten Buchhandlungen – dann bringt man eben Argumente vor und die können mehr oder weniger überzeugend sein.

    Dass Bücher, Autoren und Verlage normalisiert werden oder nicht ist auch eine Spekulation, ebenso wie die Annahme der finanziellen Erstarkung der rechten Szene. Wir diskutieren also die ganze Zeit über das Gleiche, wenn auch nicht über das Selbe.

    „ich diskutiere ihre Gründe hier“
    Nein, Sie spekulieren über mögliche Konsequenzen, Vorbildfunktion und was das für Sie bedeutet.
    Aber irgendwie will da keiner mitmachen, weil, nunja, spekulativ.

    Ja, und darauf könnte ich jetzt antworten, dass Sie über meine Gründe spekulieren und das von mir gesagte interpretieren – als ob das nicht selbstverständlich wäre, dass man in der Diskussion immer interpretiert, was der andere sagt. Flucht in die Metadiskussion. Ich kann auch spekulieren, dass die, die nicht drauf einsteigen, inhaltlich nichts entgegensetzen können.
    Aber ich denke Neues habe ich jetzt kaum mehr beizutragen, wir drehen uns im Kreis. Vorbehaltlich dass mich ein noch folgender Beitrag nicht zu sehr piekt verabschiede ich mich aus der oft zähen Diskussion und wünsche allen schon mal ein entspanntes Wochenende und offene Augen, die sehen, was da ist.

  79. Gut, wir sind uns also einig, dass Alles ab „Eine Autorin hat eine Lesung in einer Buchhandlung abgesagt“ rein spekulativ ist.
    Ich hatte dies aus den vorherigen Antworten nicht herauslesen können.

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