Landesstiftung beendet Kooperation mit bigFM
Eine Veranstaltung über „Fake-News“, unterstützt von einem Radiosender, der selber Fakes verbreitet? Beinahe wäre es so gekommen. Der Stuttgarter Privatsender bigFM sollte nächste Woche „FAKE/OFF“ präsentieren, einen Workshop für Erstwähler, der über Medien und „Fake-News“ aufklären will. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von der gemeinnützigen Baden-Württemberg Stiftung, die sich bigFM als „Medienpartner“ ins Boot geholt hatte. Doch nun hat die Stiftung die Kooperation mit dem Sender für beendet erklärt.
Grund ist eine Aktion, über die wir hier gestern berichtet haben: bigFM hatte den Anschein erweckt, eine Moderatorin der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz aus einer Live-Sendung heraus abgeworben zu haben, was sich aber als Fake entpuppte, der vom Sender nicht aufgelöst wurde. Im Gegenteil: bigFM nutzte die Aktion zur Eigenwerbung und feierte sich dafür.
„Ein Jugendradiosender wie bigFM hat eine Vorbildfunktion und ist der Wahrheit verpflichtet“, sagt nun Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Gerade im Zusammenhang mit der Veranstaltung, bei der es explizit um die Problematik von Fake News geht, müssen wir uns von Partnern distanzieren, die die Grenzen zwischen Wahrheit und Täuschung bewusst verwischen.“ Als Konsequenz, kündigt Dahl an, werde der Workshop nicht mehr wie geplant von einem bigFM-Moderator präsentiert.
Als Moderator war René Krämer eingeplant, der Chefredakteur von bigFM. Er hatte bereits für den Workshop getrommelt. „Woran erkennt man denn, welche Nachrichten wahr und welche fake sind? Diese Frage stelle ich mir in meinem Job fast täglich“, schreibt Krämer auf der bigFM-Seite. Wer wissen wolle, woran man erkenne, was wahr und was fake sei, solle sich für „FAKE/OFF“ anmelden, laut Eigenwerbung das „Camp für Fakten ohne Alternativen“.
Die Kooperation war auch deshalb interessant, weil bigFM nicht das erste Mal durch eine zweifelhafte Aktion aufgefallen ist. Die Stiftung habe sich für den Sender entschieden, „weil wir an die Zielgruppe ran wollten, also junge Leute“, sagt Dahl von der Baden-Württemberg Stiftung, früher selbst Journalist. Die aktuelle Aktion von bigFM finde er „nicht lustig“. Ein Sender für Jugendliche dürfe sich nicht „in solche seichten Fake-Gewässer“ begeben.
Fraglich ist noch, wie viel Geld bigFM von der gemeinnützigen Baden-Württemberg Stiftung bekommt. Nach Informationen von Übermedien wurden ursprünglich mehrere tausend Euro vereinbart. Details dazu möchte die Stiftung derzeit nicht nennen. Auch nicht, wofür genau der Sender das Geld erhalten sollte, außer für die Moderation der Veranstaltung, und wie viel bigFM davon trotz Abbruchs der Kooperation nun bleibt. Weitere Kooperationen mit bigFM schließt Geschäftsführer Dahl jedenfalls aus, auch wenn eine frühere Zusammenarbeit „gut geklappt“ habe.
Nachtrag, 10.9.2017. Gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“ hat sich bigFM nun zur Sache geäußert. Ein Sprecher des Senders sagte der Zeitung, es sei letztlich nur darum gegangen, „eine neu gewonnene gute Journalistin prominent einzuführen“. Ein Jugendsender könne sich das erlauben. Dass bigFM durch die Aktion den Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung verloren hat, bedauere der Sender, schreiben die „Stuttgarter Nachrichten“.
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