Es gibt nur ein’ Frauke Petry
„Der Spiegel“ hat Frauke Petry mehrere Monate lang begleitet, und so kann er nun in einem langen Portrait (€) über die AfD-Sprecherin den Satz schreiben: „Sie hat den besten Haarschnitt in der deutschen Spitzenpolitik.“
Vielleicht gab es da Diskussionen mit der berühmten Dokumentations-Abteilung des Nachrichtenmagazins, ob nicht der Haarschnitt von Ursula von der Leyen besser ist oder der von Sigmar Gabriel, dort wird ja Wort für Wort geprüft. Vielleicht gab es auch Diskussionen mit der Redaktion, ob es nicht ziemlich albern ist, einen solchen Satz ins Blatt zu schreiben. Jedenfalls steht er nun da: „Sie hat den besten Haarschnitt in der deutschen Spitzenpolitik.“
Es ist natürlich unfair, diese neun Wörter herauszuziehen aus einem Artikel, der aus über 5000 Wörtern besteht und der, weil er von Alexander Osang geschrieben wurde, vielleicht auch Literatur ist und nicht nur Journalismus. Vielleicht muss man diesen Satz im Kontext lesen. Im Kontext klingt er so:
Im Regal des Landtagsbüros liegt ein Kinderfahrradhelm, an den Wänden hängen Puzzles, die sie selbst gelegt hat. Sie hat den besten Haarschnitt in der deutschen Spitzenpolitik. Sie fährt keine schwarze Staatskarosse wie andere Fraktionsvorsitzende Sachsens, sondern einen Seat-Van.
Es ist alles Teil ihres Erfolgs und ihres Problems. Sie wirkt oft nicht so, wie man sich die AfD vorstellt. Wenn man die Frau in diesen wichtigen vergangenen Monaten ihres Lebens beobachtete, wirkte sie oft nicht mal so, wie man sich eine Politikerin vorstellt.
Wenn Osang „man“ schreibt, meint er „ich“. Das erklärt aber auch noch nicht die Sache mit den Haaren. Die Frisur hat bestimmt irgendeine symbolische Bedeutung. Wie der Fahrradhelm. Wie die Puzzles. Und wie Sid, das liebenswürdige Faultier aus „Ice Age“, an dessen Augen Frauke Petrys Augen erinnern, wie Osang schreibt. Also: ihn erinnern.
Es ist ein Artikel, der bestimmt – wie so viele Osang-Artikel – auf den Nominierungslisten für Journalistenpreise auftauchen wird, vielleicht gerade auch wegen solcher Sätze. Ich finde ihn problematisch.
Das Portrait beginnt mit einem erstaunlichen Geständnis: Der Autor hat Angst davor, dass er beim Versuch, den Menschen hinter dem Feindbild zu entdecken, den Menschen hinter dem Feindbild entdecken könnte. Osang formuliert es so:
Man scheut sich, vor allem als Journalist, dem Menschen Frauke Petry zu begegnen. Die Tränen, das Lachen, die Männer, die Kinder. Sie spielt Orgel. Sie spricht fließend Englisch und Französisch. Das alles bringt sie einem nah. Zu nah, fürchtet man.
Ich finde diesen Absatz ungeheuer. Es geht ja nicht darum, sich auf die Suche nach der menschlichen Seite Hitlers zu machen, sondern zu verstehen, was die Persönlichkeit einer Politikerin ausmacht.
Ich nehme an, dass unter den Menschen, die Osang sonst porträtiert hat, auch schon welche mit Kindern, Partnern, musikalischem Talent und Fremdsprachenkenntnissen waren. Es ist also nicht das Außergewöhnliche an diesen Dingen, was ihn bei Petry fürchten lässt. Es ist das Gewöhnliche daran: Womöglich ist Frauke Petry ein ganz normaler Mensch.
Als müsse man sich entscheiden, ob man Petry und ihre Politik entschieden ablehnt oder ob man sie als normalen, lachenden, weinenden, Orgel spielenden, Französisch sprechenden Menschen wahrnimmt. Als schlösse sich das aus.
Vielleicht ist der zitierte Absatz nicht so gemeint. Vielleicht will Osang nur offen zugeben, mit was für blöden Hemmungen man, also er, sich dieser umstrittenen Frau nähert.
So gesehen handelt der Text an vielen Stellen gar nicht von Frauke Petry, sondern von Alexander Osang. Er beginnt damit, dass Petry sagt, ihr tue die Schulter weh, und sie die Hände in die Hüften stemmt mit der Bemerkung, sie habe ja jede Menge mit sich rumzuschleppen. Osang wendet das nun hin und her, bezieht es abwechselnd auf ihre Schwangerschaft und die Last mit ihrer Partei, und schließlich entscheidet er sich dafür, dass er das gar nicht trennen kann:
Sie meint das Kind in ihrem Bauch. Klar. Aber was heißt das schon. Es ist Frauke Petrys Kind von Marcus Pretzell. Wenn man sie nach dem Geburtstermin fragt, sagt sie: „Nach den Wahlen in NRW und vor denen zum Bundestag.“
Jede Wette: Hätte Petry das konkrete Datum genannt – Osang hätte etwas hinzugefügt wie: „Also nach den Wahlen in NRW und vor denen zum Bundestag.“ Das Persönliche lässt sich bei Petry nicht vom Politischen trennen. Aber liegt das an der Betrachteten? Oder am Betrachter?
Osang ist nachhaltig verblüfft davon, dass Petry nicht so böse aussieht wie sie ist. Geert Wilders, schreibt er, „sieht wirklich so unheimlich aus, wie er ist“. Bei Petry hingegen glitzert draußen einfach die Elbe unverschämt in der Frühlingssonne, während sie im Landtag den Nationalstaat beschwört.
An den Innenwänden ihres Büros hängen Kinderzeichnungen, an den Außenwänden hängt ein Bismarck-Porträt. Sie spricht auch vor Leuten, die so dampfen, als würden sie die nächste Moschee anzünden, wenn sie sie dazu aufforderte.
Sie zerfließt vor unseren Augen.
Vor Osangs Augen zerfließt alles. Aber dann kneift er sie zusammen und sieht dies:
Frauke Petry wurde am 1. Juni 1975 in Dresden geboren. Sie ist damit die jüngste unter den ernst zu nehmenden deutschen Politikerinnen. Aber sie hat schon mehr erlebt als die meisten. 1975 ist erstaunlich lange her. Petry hieß damals Marquardt, Gerald Ford war US-Präsident, die Sowjetunion hatte doppelt so viele Panzer wie der Westen, und die Uno hatte 1975 zum Jahr der Frau ausgerufen.
Alexander Osang wurde übrigens am 30. April 1962 geboren. Das ist noch länger her als 1975. Der Uno war 1962 egal.
Auf der Suche danach, wo der Mensch Frauke Petry herkam, der Jahrzehnte später zur Politikerin Frauke Petry wurde, reist der Reporter zur Grundschule, die sie besuchte: die Grundschule Schwarzheide-Wandelhof.
Es ist ein Schultag, aber man hört keine Kinderstimmen. Eine Tür an der Seite steht offen, ein langer Flur, Garderobenhaken, Kinderjacken, Stille. Man denkt an ein Unglück, aber dann geht eine Tür auf, und eine ältere Dame erscheint. Das ist die Schulleiterin, Elke Voigt. Sie ist seit 1985 hier, sagt aber schnell, dass sie sich nicht an Frauke Marquardt erinnern könne. Sie weiß nur, dass sie in dem Teil der Schule lernte, der inzwischen abgerissen wurde. Sie wirkt erleichtert. Aber das kann täuschen.
Wieso ist es eigentlich so still?
„Bei uns herrscht Ruhe und Ordnung“, sagt die Direktorin.
Hinter ihr steht das Motto der Schule an der Wand: „Willst du einen Berg besteigen, beginne mit dem ersten Schritt.“
Es ist alles sehr unheimlich. Wäre dies ein Film und nicht ein „Spiegel“-Artikel, läge ein hoher, leiser, gefährlicher Geigenton über der Szene. Die Ruhe ist unheimlich, die Schule ist unheimlich, die Schulleiterin ist unheimlich. Sie kann zu der Spurensuche in der Kindheit von Frauke Petry nichts beitragen, außer der Möglichkeit, dass sie vielleicht froh ist, nichts beizutragen zu haben. Osang weiß es nicht, aber das kann täuschen.
Doch der Gedanke ist wichtig, denn später kommt noch ein Lehrer zu Wort, der Petry als Schülerin im Gymnasium in Bergkamen kennt, und ihr öffentlich fehlende Moral attestiert hat. Und erst in der Kombination dieser beiden Stimmen (beziehungsweise dem, was Osang daraus liest) kann der Reporter nun einen Vergleich wagen:
Man hat das Gefühl, man folge den Spuren einer Kindermörderin, wenn man Petrys Vergangenheit besucht. Von uns hat sie das nicht, rufen die Leute.
Osang benutzt starke Bilder. Man kann seine Texte dafür lieben. Ich fürchte nur, dass er im Zweifel das stärkere Bild dem treffenderen vorzieht.
Er erzählt von einer Begegnung mit ihr an einem späten Abend nach einem anstrengenden Tag:
Sie erzählt eine Geschichte, die sie gerade in den Nachrichten gelesen hat. Ein Urlaubsflieger musste in Neufundland zwischenlanden, weil ein Passagier einen Schlaganfall erlitten hatte, deutsche Fluggäste protestierten dagegen. Manche wurden fast tätlich.
„Was ist bloß mit den Menschen los?“, fragt Frauke Petry.
In diesem Moment wirkt sie haltlos, schwach und verletzlich. Man vergisst ihr öffentliches Bild. Aber schon am nächsten Morgen kehrt sie als Frauke Petry zurück.
Was für ein schöner Satz: „Am nächsten Morgen kehrt sie als Frauke Petry zurück.“ Er ist so schön, dass es sich fast verbietet, ihn zu analysieren, aber er ist natürlich eine Frechheit. Frauke Petry, sagt Alexander Osang, ist die Frauke Petry, die man aus dem Fernsehen kennt. Die andere Frau ist jemand anders. Es gibt nur ein‘ Frauke Petry.
Sie ist ein Popstar der Besorgten, die Lichtmaste der Kleinstädte sind mit Plakaten beflaggt. „Frauke Petry kommt“, steht darauf, als käme DJ Ötzi.
… oder irgendein anderer Politiker irgendeiner anderen Partei, der auf dieselbe Art angekündigt wird.
Osangs Text ist interessant, er hat viele Details über die Biographie Petrys recherchiert und schreibt sie faszinierend auf. Er dokumentiert auch erhellend, wie merkwürdig andere auf sie reagieren. Aber es ist bemerkenswert, in welchem Maß er sich selbst anstrengt, dies nicht wie ein Portrait wie jedes andere wirken zu lassen. Er will den Menschen hinter dem Feindbild suchen, aber ihn nicht finden.
Bezeichnend ist dann auch, wann er, trotz seiner Liebe zu starken Bildern, ganz vorsichtig formuliert:
Manchmal scheint es jedoch so, als zahle Frauke Petry einen hohen Preis für ihren politischen Erfolg. Sie hat Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, ihr Familienkleinbus wird angezündet, ihre Kinder wurden in der Schule gemobbt. Zu einem Treffen der europäischen Rechten in Koblenz cancelten alle Hotels ihre Reservierung, bis am Ende nur eines übrig bleibt, dessen Bedingung es ist, dass man Frauke Petry nicht sieht. Sie muss durch die Tiefgarage kommen wie ein kolumbianischer Drogenboss. Eine Ausgestoßene.
Ja, da scheint es doch so, als ob Petry einen hohen Preis für ihren Erfolg zahlt. Es hat sie ja niemand gezwungen, in die Politik zu gehen und diese Politik zu machen. Aber dass das Auto der Familie angezündet wird, ist ein Preis, den niemand zahlen müssen sollte.
Osangs Text endet so:
Frauke Petry hat ihre Biografie zu Politik gemacht. Ihr Leben. Ihre Kinder, ihre Männer, ihre Tränen, ihre Kindheit, ihren Erfolg und ihr Scheitern. Man schaut in die Zeit, wenn man auf diese erstaunlich kurze Karriere schaut. Fünf Jahre, in denen sich die Welt, Europa und Deutschland dramatisch verändert haben und weder Politik noch Medien immer mithalten konnten; Jahre, in denen bei vielen Ängste und Unsicherheiten wuchsen, aber auch die Wut. Fünf Jahre, in denen aus einer hochintelligenten, etwas heimatlosen, ehrgeizigen, wenn auch strauchelnden Unternehmerin, einer Pfarrersfrau, die sich um den alten Baumbestand im Kirchhof kümmerte, die ihre Kinder zum Klavierunterricht brachte und dafür sorgte, dass sie Fremdsprachen lernen, unter anderem Arabisch, weil die Welt groß und schön ist, einer Frau, die in einem Leipziger Chor sang und an den Wochenenden die Orgel in der Kirche ihres Mannes spielte und überdies in der Lage war, den Gabelstapler des Unternehmens zu fahren, das sie leitete, die einsame Spitzenpolitikerin einer rechtskonservativen Partei wurde.
Man kann das als Erfolgsgeschichte sehen. Aber auch als Tragödie.
Eine Tragödie für wen, möchte man fragen, und die Antwort lautet bestimmt: für Alexander Osang. Aber das kann täuschen.
Und obwohl ich den Text jetzt dreimal gelesen habe, weiß ich immer noch nicht, was das bedeuten soll, dass Frauke Petry „ihre Biografie zu Politik gemacht“ hat, „ihre Kinder, ihre Männer, ihre Tränen, ihre Kindheit, ihren Erfolg und ihr Scheitern“, vermutlich ihr Orgelspielen auch.
Klingt aber schön.
Menno. Das habe ich nun davon. Weil ich den Artikel zu Ende lesen wollte, muss ich nun 3,99 € im Monat bei Blendle blechen. Aber noch viel schlimmer: Nun muss ich wohl auch den gesamten Artikel von Herrn Osang lesen.
Ohne den Rest hier lesen zu können, ich glaube Herr Osang tut sich schwer, die politische und die private Frauke unter einen Hut zu bringen (geht mir auch so). Offenschtlich tuen sich ja auch alte Weggefährten damit ebenso schwer. Das kommt m.E. im Artikel ganz gut rüber.
„Als müsse man sich entscheiden, ob man Petry und ihre Politik entschieden ablehnt oder ob man sie als normalen, lachenden, weinenden, Orgel spielenden, französisch sprechenden Menschen wahrnimmt.“
Tja. Im Idealfall sollte ein/e Politiker/in doch mit Leib und Seele, wie man so schön sagt, hinter ihrer Politik stehen, oder? Und wenn es da tatsächlich eine solche Diskrepanz zwischen der politischen (Hardliner) und privaten Petry (sympathisch) gibt, kann ich die Verwirrtheit durchaus verstehen, sofern man mit ihrer Politik nicht konform geht.
Wäre ich so blöd gewesen (vermutete) 1,99€ für den Spiegel Artikel zu zahlen hätte ich spätestens bei dem Frisur-Satz den Artikel bei blendle zurückgegeben. Wegen Trennung von Nachricht und Kommentar und so. Und weil Frauke Petry die Frisur von Morena Baccarin in „V“ hat. (Google Bildersuche anwerfen)
Trennung von Nachricht und Kommentar? In einer REPORTAGE?
Bestimmt entgeht hier mir hier die Ironie.
Über diesen Bemerkung bin ich auch gestolpert und mußte kurz stutzen, aber ich denke es ist von Osang nicht mal ironisch gemeint. Ganz nüchtern betrachtet ist die Frisur von Petry eine so simpler pragmatischer Schnitt, den man eigentlich nur kleinen Kindern in der [Zeit]Not verpaßt, daß diese bei einer Parteivorsitzenden doch recht charakteristisch wirkt. Ganz praktisch gedacht wohl auch die beste Frisur im Business.
Ich weiß nicht, ob solche Anmerkungen gewünscht sind, aber wäre das „französisch“ in französisch sprechend nicht groß zu schreiben? Wenn unerwünscht, sorry.
„Klingt aber schön“ ist eine wirklich wundervolle Zusammenfassung dieser Art von Reportagen, deren hauptsächlicher Mehrwert in sprachlicher Gestaltung liegt.
@5: Ja. Praktischerweise bestätigt mir dies sogar wikipedia: „Idealerweise erzählt er, ohne dabei zu werten oder zu kommentieren, auch nicht durch Weglassen.“ Es ist für den Leser einfach uninteressant, ob der Autor die Frisur schön findet oder nicht. Das soll die Leser selbst entscheiden und er hat es schon entschieden falls er sie jemals gesehen hat.
Journalismus (wenn auch auf sehr bescheidenem Niveau, also eher SPIEGEL Online oder Focus) wäre es die Frau zu fragen, warum sie sich für besagte Frisur entschieden hat und wieviel es kostet und wieviel Zeit sie spart, und diese „Information“ dann drucken.
Mein letzter Infostand war, dass Frau Petry eine dämonische Schönheit sei. Jetzt muss ich erfahren, dass dämonische Schönheiten wie liebenswürdige Faultiere blicken. Das ist verstörendes Kopfkino. Mit der Stimme von Otto Waalkes.
Ich verstehe, dass Stefan Niggemeier das prinzip schöne Formulierung vor der Sache stört. Mir gefällt der Text auch nicht, er ist mir an vielen Stellen zu unkonkret, als winde sich der Autor um seine Beobachtungen, als traue er der Geschichte nicht. Da kommt dann noch ein Lehrer und noch ein Lehrer und noch ein Lehrer. Und der Schluß ist natü+rlich furchtbar. Aber ich finde den Ansatz, dass der Reporter Osang hin- und hergerissen war und er dieses Hin- und Hergerissensein dem Leser vermitteln will im Grunde ehrenwert – und ganz und gar für die Spiegelerzählweise (und Osang) untypisch.
@Maike: Stimmt, danke!
Tilman, eine Reportage ist keine Nachricht. Sie wenden einfach das falsche Werkzeug an. Sie setzen zwei Formen gleich, die nicht gleich sind, und kommen zu dem – wenig überraschenden – Schluß, dass die Reportage in diesem Fall (und in jedem anderen) nicht die Form der Nachricht wahrt. Natürlich tut sie das nicht, denn sie ist keine Nachricht, und zwar rein formal nicht.
Journalismus hat viele Formen, nicht nur die der Nachricht. Ihr Nachklapp, was Journalis wäre, belegt, dass Sie hier leider mit den möglichen Formen, deren Maßgaben und Regeln nicht vertraut sind, und daher die falschen Maßstäbe ansetzen.
-Frau Petry hat keinen Schäferhund,deshalb kann sie nicht rechts sein…
-Da Frau Petry keinen Schäferhund hat verweigert sie sich einem rechten Kischeebild-sie ist also nicht rechts….
-Würde Fr Petry einen Schäferhund halten,könnte man sie problemlos der rechten Klischee-Ecke zuordnen…
Aber sie hat ja den besten Haarschnitt! da wirds dann schon kritisch,
wenn sie wenigstens ansatzweise nen BdM-Haarschnitt hätte,hätte schon wieder ein Klischee…
Darf man das überhaupt rechts/äh populistisch sein und klischeefrei nach aussen wirken… ;-)
Verwende doch im Titel einen Apostroph anstelle eines einfachen Anführungszeichens! xoxo
@ Noro Lim Asfaloth: Danke, ich dachte, ich bin hier der einzige Pedant. Bitte bookmarken: http://typefacts.com/tastaturkuerzel
Ganz sicher ist das keins von Osangs stärksten Porträts. Er kommt Frauke Petry eben doch nicht so nahe, wie er das am Anfang befürchtet und wie ihm das bei vielen anderen Leuten, ob er sie nun mochte oder nicht, in den letzten Jahrzehnten gelungen ist. Frau Petry bleibt merkwürdig umrisshaft. Trotzdem emfinde ich gerade das, was Stefan Niggemeier für „ungeheuer“ hält, als das stärkste Moment an diesem Text: Die Irritation über die Diskrepanz zwischen Petrys im Großen und Ganzen sympathischen Auftreten und der Hasspolitik, die sie strategisch kühl und klug verfolgt. Für mich ist es auch kein Manko, dass es seine eigene, subjektive Irritation ist, über die der Reporter schreibt. Die ist gehört nun mal zur Situation, und ist deshalb eben nicht nur subjektiv, sondern zugleich auch Teil der objektiven Realität. Ich verstehe sofort, was er meint. Das macht für mich eine gute Reportage aus.
Diese blumigen Um- und Beschreibungen im SPIEGEL gehe mir ganz schön auf den Keks, man wird erst mal von den Eindrücken des Schreibers eingelullt. Zuviel Schwall, Bla Bla, zu wenig Informationen. Man wähnt sich zwischendrin in einem Artikel der BUNTE.
Mit ein Grund warum ich SPIEGEL nicht mehr als Print beziehe.
@17 Jörn Boewe
Sie halten das für stark, weil es Ihnen nachvollziehbar erscheint. Aber die Frage ist doch, ob man von einer Diskrepanz reden darf, was mir ein wenig naiv erscheint. Wenn man hier eine Diskrepanz erkennt, dann doch in der Form, dass man unterstellt:
Wer falsche Dinge tut, ist von Haus aus auch ein böser Mensch.
Frauke Petry selbst verfolgt ihre Politik eher nicht strategisch kühl und klug. Ich würde ihr persönlich auch keine Hasspolitik unterstellen, vielmehr verbündet sie sich mit Menschen, die Hasspolitik als akzeptables Mittel gewählt haben. Sie selbst gibt sich moderater als ein Gauland, sie distanziert sich von Höcke, sie will im Jahr der Bundestagswahl eine Entscheidung über grundsätzliche Ausrichtungen ihrer Partei forcieren. Das Dillemma der AfD zeichnet sich darin ab, dass es ihnen bislang gelungen ist, eine wenig homogene Gruppe unter ihrem Banner zu vereinen, beginnend von rechtsradikal bis hin zu Konservativen, die sich von CSU-Wählern kaum unterscheiden lassen.
Vom lauten Bernd Höcke bis hin zu Frauke Petry selbst wird dieses unterschiedliche Spektrum gut bedient. Je konkreter man sich festlegt, um so sicherer wird, dass ein erheblicher Teil des Lagers abspringen wird, was sie Wählerschaft reduzieren wird und die AfD (noch deutlicher) spaltet. Das alles nimmt Petry mit ihrem aktuellen Initiativen in Kauf und ich würde ihr ausreichend Intelligenz unterstellen, dass sie diese Risiken bewusst in Kauf nimmt. Das ist strategisch nicht sehr klug oder kühl, weil es die Chancen im Wahlkampf mindert.
Wenn ich (in den nach meiner Ansicht starken Anteilen des Artikels von A. Osang) lese, dass Ihr Misserfolge stark zu schaffen machen, ein hoher Anspruch an das eigene Leistungsbild besteht, dann steuert sie auf eine Situation zu, die ihre politischen und persönlichen Erfolge zunichte machen, und das, weil ihr Prinzipien wichtiger sind als eine einige AfD mit starken Rechtsdrall zur Extremität.
Insgesamt hätte ich dann doch in der nicht vermeidbaren rechtskonservativen Ecke lieber eine Frauke Petry mehr und einen Bernd Höcke weniger.
Mal ganz pragmatisch, es gibt ganz sicher Politiker, deren Ziele man guten Gewissens unterstützen würde, die einem privat völlig humorlos, langweilig oder sonstwie unsympathisch vorkommen. Die vernünftige Entscheidung ist, diese Politiker trotzdem zu unterstützen, weil man die Ziele unterstützt. _Nicht_, stattdessen sympathische Politiker zu unterstützen, deren Ziele man ablehnt.
Wenn hier Unbehagen aufkommt, dann könnte das mMn min. zwei Gründe haben; a) der Autor traut sich selber nicht und fürchtet, eine AfD-Politikerin irgendwie „zu nett“ darzustellen und so ihren Wahlkampf zu unterstützen (was er wohl nicht will), oder b), er fürchtet, dass man ihn für einen AfD-Sympathisanten hält (obwohl er keiner ist).
Jedenfalls lässt er durchblicken, dass er (bzw. man) ihr ja nicht zu nahe kommen soll. Obwohl das genau dies die Aufgabenstellung ist. Als Übersprungreaktion fängt er von ihrer Frisur an.
Weiter oben bin ich darauf gekommen, dass Frau Petry dieselbe Frisur wie eine reptiloide Königin aus dem All hat – warum wurde dieser Aspekt nicht weiter herausgestellt? Einwanderer haben die AfD unterwandert! Skandal!11!
„Frauke Petry wurde am 1. Juni 1975 in Dresden geboren. Sie ist damit die jüngste unter den ernst zu nehmenden deutschen Politikerinnen.“
Offenbar gibt es viele deutsche Politikerinnen, die Herr Osang nicht für ernstzunehmend hält. Warum eigentlich?
Oder ist das auch bloß ein dummer, unreflektierter Satz, der nicht meint, was er sagt?
Und soll das „Literatur“ sein? Dumme, unreflektierte Sätze, die nicht meinen, was sie sagen?
at Marc-Oliver
„ernstzunehmend“ kann u.a. auch bedeuten: wichtig, bedeutsam
Insofern sehe ich keinen Grund, die Formulierung von Herrn Osang negativ zu bewerten. Auch sehe ich nirgendwo einen Hinweis, daß Herr Osang seinen Heftartikel als „Literatur“ bewirbt.
Es wäre aus meiner Sicht wünschenswert, wenn Sie Ihre Kritik etwas präziser formulieren könnten. Ich bin mir sicher, daß Ihnen die dafür angemessenen Worte noch einfallen werden.
Wer an Ludwig Erhard oder Winston Churchill denkt, wird – auch – “dick und Zigarre“ im Kopf haben. Bei Frau Petry eben u.a. Frisur und Kinder.
Ich finde, Osangs Porträt fängt die Ambivalenz der Frauke P. gut ein: Persönlich empathisch, politisch brutal; persönlich reserviert, aber Osang nahe heranlassen; persönlich intelligent, politisch ungeschickt; usw
Thomas:
Die Idee, Herr Osang könnte nicht „ernstzunehmend“, sondern etwa „wichtig“, „bedeutend“ oder „mächtig“ gemeint haben, ist mir auch gekommen. Das erklärt aber nicht, wieso er nicht gleich schreibt, was er meint. Vielleicht sind ihm Wörter und ihre Bedeutungen ja nicht so wichtig und er setzt andere Prioritäten.
Ich kann, um fair zu bleiben, auch gar nicht ausschließen, dass Herr Osang es Politikerinnen – insbesondere jenen, die jünger sind als Frauke Petry – wirklich abspricht, ernstgenommen zu werden. Vielleicht meint er ja tatsächlich, was er schreibt.
Ich finde es sogar lobenswert, wenn Osang mitteilt, dass er meint, Petry sei als Politikerin ernstzunehmen, andere, taktvollerweise namentlich hier nicht erwähnte, eher nicht. Ich muss mir sein Urteil ja nicht zu eigen machen und kann weiter frei darüber entscheiden, ob ich, sagen wir, Kristina Schröder, Ramona Pop oder Katja Kipping ernst nehme oder eher nicht. Ein Reporter, der seine (Vor-)urteile transparent macht, ist mir jedenfalls lieber als einer, der so tut, als hätte er keine.
at Marc-Oliver
Der Duden definiert „ernstzunehmend“ wie folgt:
ernstlich, ernsthaft; schwer[wiegend]
Damit dürften Synonyme wie „wichtig“, „bedeutend“ oder „mächtig“ ebenso statthaft sein. Nicht Herr Osang hat ein Problem mit Wortbedeutungen. Sie sind da etwas auf dem Holzweg.
„Ich finde es sogar lobenswert, wenn Osang mitteilt, dass er meint, Petry sei als Politikerin ernstzunehmen, andere, taktvollerweise namentlich hier nicht erwähnte, eher nicht.“
Es könnte natürlich auch eine Masche sein, sich beim Altherrenwitzpublikum anzubiedern, in der Hoffnung, dass sich „der Leser“ dann schon aussuchen wird, welche Politikerinnen „er“ ernstnehmen wird. (Auf keinen Fall aber die, die jünger sind als Frau Petry; die glaubt Herr Osang dann offenbar, gefahrlos ausschließen zu können.)
Das wäre aber, im Kontext der anderen im Artikel zitierten Textstellen, wohl vielleicht schon zu viel nachgedacht über das Stück.
Welche Politiker, auch männliche, um die oder unter 40 sind denn ernstzunehmen im Sinne von „ihr Wort hat Gewicht“? Herr, ähm, Lindner?
Polemisch: Alte Säcke regieren die Republik
Realistisch: Erfahrung und Ochsentour sind offenbar unverzichtbar
at Marc-Oliver
Ich gehöre vermutlich zu den alten Herren, aber kann Ihnen versichern, daß ich Ihre Witz-Gedanken („welcher Politikerinnen ER ernstnehmen wird“) zu keinem Zeitpunkt geteilt habe. Ist es denn völlig auszuschließen, daß es ursächlich Ihre eigene Phantasie ist, deretwegen Sie offenbar auf eine einzige, nämlich mehr oder wenig latente sexistische Interpretation focussieren möchten?
„Es geht ja nicht darum, sich auf die Suche nach der menschlichen Seite Hitlers zu machen, sondern zu verstehen, was die Persönlichkeit einer Politikerin ausmacht.“
Wie putzig. Dieser Vergleich hat genau das gleiche Problem, das er dem Osang-Artikel vorwirft, allerdings bei größerer Fallhöhe, also mit dem wohl unvermeidlichen Hitler statt bloß mit Frauke Petry. Zu der offenbar wieder kontrovers diskutierbaren Frage, ob man Hitler als Mensch darstellen darf, hat Marcel Reich-Ranicki vor über 10 Jahren meiner Meinung nach schon alles Nötige gesagt: „Natürlich war Hitler ein Mensch – was soll er denn sonst gewesen sein, etwa ein Elefant?“
Tja, was soll man sagen, der Kritiker Niggemier sieht die Weggabelung und entscheidet sich dann für die falsche Richtung …
„[…] aus einem Artikel […] der […] auch Literatur ist und nicht nur Journalismus. “
Allerdings ist der auch Literatur und das ist auch kein Gegensatz zum Journalismus, erst recht nicht bei einer Gesellschaftsreportage. Wer eine solche, erst recht eine stets offen subjektive wie von Osang, an den obigen Maßstäben misst, der kann auch nur zu dem Ergebnis kommen, dass sie schlecht ist und sie „problematisch“ finden.
Das kann man machen und das kann man auch so sehen, wie man auch der Meinung sein kann, dass moderne Kunst nicht gegenständlich genug ist oder Rockmusik Krach. Unglaublich spiessig, aber warum nicht.
Ich kann nur empfehlen, den Osang einfach ganz zu lesen. Nach Jahren ein ganz neuer, spannender und unterhaltsamer Blick auf die Frage, wie sie wurde, was sie ist – der Text regt zum Nachdenken an, er enthält viele spannende Einblicke und – Schockschwerenot! – ganz subjektive Einordnungen von Osang. Manche kann man nachvollziehen, andere nicht, manchmal kann man sogar mit Osang und Petry lachen und was lernen – wenn man vorher nicht die Buchhalter-Brille aufsetzt.
Thomas:
„… Sie offenbar auf eine einzige, nämlich mehr oder wenig latente sexistische Interpretation focussieren möchten?“
Tu ich ja nicht. Wie gesagt, vielleicht weiß Herr Osang gar nicht, was er da im Einzelnen alles schreibt, oder er achtet nicht so genau darauf.
at Marc-Oliver
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es ist ja gut, daß Sie darauf achten, und es wird einem ja oft nicht leicht gemacht. Ich erinnere da an den niederrheinischen Sprach-Experten Hagenbuch, welcher dem sehr ehrenwerten Professor Eduard von Bleiberg mühevoll zu erklären versuchte, daß im Grunde die Welt aus einem völlig falschen Verständnis heraus geschaffen worden sei.
Tja. Reportagen sind subjektiv, kuck an. Und haben nicht selten viel mit dem Reporter zu tun, aha. Spiegel und Osang haben einen Hang zu starken Bildern, nun gut. Ich vermute mal stark, auch diese Textkritik hat einiges mit seinem Autor zu tun, aber ich kann mich täuschen.
Etwas griffiger und stärker hätte ich sie allerdings gefunden, ginge es nicht um eine AfD-Politikerin. So habe ich ein wenig das Gefühl, sie wurde auch geschrieben, um einer (in meinen Augen existierenden) publizistischen Unwucht in Bezug auf diese Partei etwas entgegenzusetzen. Das finde ich – wie jüngst hier ja auch beim Trump-Basecap – prinzipiell gut und wichtig, dennoch scheint mir das Osang-Portrait dafür am Ende dann doch etwas zu differenziert für eine so ausführliche Rettet-die-Objektivität-Replik.
@selanger: Um Objektivität geht es in meiner Kritik an keiner Stelle.
Tja, Herr Osang hat sich an der „Banalität des Bösen“ abgearbeitet.
Ob ihm das überzeugend gelungen ist mag jeder für sich selber entscheiden.
Und im Zweifel hole ich mir für den Vergleich den „Godwin Award“ auch persönlich ab.
@Stefan Niggemeier: Aber um ein Zuviel an Subjektivität geht es doch in Ihrer Kritik: Der unheimliche Geigenton, Osangs blöde Hemmungen, die starken Bilder, die im Zweifel aber nicht treffen usw. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber könnten Sie noch mal kurz auf den Punkt bringen, was Sie eigentlich stört?
Judith (#36): Mit Freude verliehen.
Godwin sagt ja nicht, dass der Vgl. zwangsläufig falsch ist.
at Jörn Boewe
Gute Frage. Als Leser bleibt man nach der Kritik doch etwas ratlos. Ich könnte Herrn Niggemeier sicherlich besser verstehen, wenn ich wüßte, wie er selbst ein Porträt schreiben würde. Überhaupt würde ich gerne mal etwas von Herrn Niggemeier lesen, was nicht lediglich rezipierend ist. Über anderer Leute Arbeit mäkeln, gut und schön, aber das kann doch nicht alles sein. Gibt es vielleicht ein Porträt, das er irgendwann einmal geschrieben hat? Eine Reportage, einen Essay, irgendetwas?
Das ist dovch ein Spiegelklassiker, lange aufwendig gemachte Texte nach deren Lektüre man so viel weiß wie vorher.
Portraits zumal von Politikern sind verzichtbar. Noch mehr gilt für diese wegen ihrer hemmungslosen Subjektivität und der bestenfalls bruchstückhaften Wahrnehmung des Portraitierten durch den Portraitierenden wie für alle anderen journalistischen Gattungen: „Alles Geschriebene ist Fälschung.“ (Thomas Bernhard)
Roland: Alternative?
Verwirrspiel?
Seltsam: Frauke Petry sitzt in einer ‚Hart aber fair‘ Diskussion, erfahrene Politiker sitzen ihr gegenüber und attackieren sie bzw. versuchen es. Frau Petry scheint das wenig auszumachen, sie setzt ihre Kunst der Zickzack Rhetorik ein. Blitzschnelle Themsprünge, Behauptungen, die niemand überprüfen kann, weil sie im Thema schon wieder zwei Schritte weiter ist, Killerargumente wie: ‚und das wissen Sie!‘, ‚…das können Sie nachlesen…‘, ‚darüber wollen wir jetzt nicht reden‘ usw. Was bleibt, ist Verwirrung, Gestellte Fragen gehen in ihrem rhetorischen Feuerwerk unter, bis keiner mehr weiß, was er ihr eigentlich um die Ohren hauen wollte. Und sie sitzt so harmlos da und lächelt wie ein kleines Mädchen.
Frauke Petry kann schon sehr verwirren.
Herr Osangs Artikel – seltsam, so lang, so ausführlich, so intensiv. Aber weiß ich nun irgendwie mehr über Frauke Petry, etwas, das mich dazu bewegt, mein Bild von ihr zu überdenken? Ich weiß nicht, bin wohl zu verwirrt, um mich zu irgend etwas entscheiden zu können.
Und nochmal verwirrt: Herr Niggemeyers Kritik ist für mich ähnlich vage, unbestimmt wie Herr Osangs Artikel (was sich wohl auch schwer vermeiden läßt). Ich frage mich, ob es ihm auch so erging wie Herrn Osang: eine gewisse Scheu, sich Frauke Petry zu sehr zu nähern, eine Ratlosigkeit, wie er sich zu ihr stellen will/kann/müßte. Ich habe mir Mühe gegeben beim Lesen – doch letztlich bleibt wieder Ratlosigkeit und eine gewisse Verwirrung.
Und nochmal: verwirrt. Das Lesen der Leserbriefe fordert jemandem wie mich (kein Abi, komme von Lande, rede eine eher simple Sprache, wie jede/r hier sehen kann) schon arg heraus. Ob ich alles so verstanden habe, wie es gemeint war? Jedenfalls begegnet mir eine alte Bekannte, mit der ich gerade mehrmals zu tun hatte: Verwirrung. Normalerweise würde ich in so einem Fall die Texte beiseite legen und den betreffenden Menschen einfach aufsuchen und mir ein eigenes Bild machen. Das dürfte bei Frauke Petry, bewacht von Bodyguards, massiv angefeindet von etlichen Parteilkollegen/innen (‚Petry muß weg!‘) und sicher wenig interessiert, irgendwelche privaten Leute an sich heran zu lassen, schwierig sein. Und ich spüre bei der Vorstellung, ihr zu begegnen, auch diese seltsame Scheu, die Herr Osang beschrieb. Ach, was mir noch einfällt: ihre Partei, die AfD, scheint auch seit Längerem nicht so recht zu wissen, wie sie mit ihr umgehen sollte. Heftige Vorwürfe, die sie zum Weinen bringen (für mich nicht so recht nachvollziehbar) auf einer Delegiertenkonferenz – und niemand springt ihr bei, ‚Doppelspitze‘, eine einfache Wahl zur Vorsitzenden scheint irgendwie nicht zu gehen, bejubelt auf dem letzten Parteitag, zugleich alles weggeschoben, was ihr wichtig war, dann wieder bejubelt mit Handkuss, außen vor beim ‚Spitzenteam‘ (hatte sie nun freiwillig verzichtet? Oder notgedrungen? Selbst Fans von Frauke Petry räumen ein, dass sie wohl dazu neigt, Macht und Einfluss an sich zu ziehen, daher auch die Teilung in zwei Bundessprecher Positionen.