Dämon Knallpresse: „Die Aktuelle“ schenkt Camilla einen ein
Kein Prominenter wird von der Knallpresse so sehr verachtet wie Camilla. Die Herzogin von Cornwall und Frau von Prinz Charles habe nämlich, so das Narrativ der bunten Blätter, die Ehe von Charles und Diana zerstört, um sich die Krone unter den Nagel zu reißen.
Und dafür muss sie büßen.
Während also andere Adelige und Promis zwischendurch auch mal positive Geschichten spendiert bekommen, wird Camilla seit über zehn Jahren mit Hass und Häme übergossen.
Die Redaktionen charakterisieren sie als „teuflische“ und „herrschsüchtige“ Intrigantin, bezeichnen sie als Lügnerin und Fremdgeherin, als „Spinne“, die „unbedingt im Mittelpunkt stehen“ und überall „ihr Gift versprühen“ wolle.
Camilla könnte Wasser in Wein verwandeln, die Blätter würden schreiben: Schockierender Alkohol-Rückfall!
Damit würden sie nicht mal von der üblichen Berichterstattung abweichen, denn das ist – neben der Scheidungsverkündung – die Lieblingsbehauptung der Regenbogenredaktionen: Camilla sei Alkoholikerin.
Es sei „ein offenes Geheimnis“, dass der „Dämon Alkohol“ immer wieder „Besitz von ihr“ ergreife, schreiben die Zeitschriften und malen sich genüsslich aus, wie sehr Camillas (Ehe-)Leben darunter zu leiden habe:
Cheers! Hier ein Bierchen, da ein Wein und dort ein Gläschen Whisky … Die 69-Jährige liebt das Gesellige, fühlt sich in feuchtfröhlichen Runden pudelwohl. Und trinkt, was das Zeug hält! (…) Charles ist Camillas Sucht schon lange ein Dorn im Auge. Er soll sogar gedroht haben, sich von ihr zu trennen, sie vor die Tür zu setzen. Denn mit ihrer Sucht zerstört sie einfach alles! („Neue Welt“)
Ihr Alkoholkonsum ist der größte Streitpunkt und die schwerste Belastungsprobe in ihrer Ehe. Charles kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft er seine Frau in völlig desolatem Zustand vorgefunden hat. („Echo der Frau“)
Ob Wein, Whisky, Bier oder ihr geliebter Gin – vor Camilla ist derzeit nichts mehr sicher. Charles hat zwar alle Angestellten angewiesen, die alkoholischen Getränke wegzuschließen, aber Camilla findet immer einen Weg. (…) Schon ihre Ur-Großmutter Alice Keppel verfiel als Mätresse von König Edward VII. dem Alkohol und starb als verzweifelte Trinkerin an Leberzirrhose. Wiederholt sich nun die Geschichte? („Neue Post“)
Hoch die Tassen bis zum Umfallen! (…) Camilla lässt sich immer wieder nachschenken, bis ihr Blick glasig, die Schritte unsicher und die Sprache undeutlich werden. („Freizeitwoche“)
Zwar gelobte Camilla stets Besserung, doch ihre Worte hatten nur so lange Bestand, wie es ihr gelang, den Deckel auf der Ginflasche zu lassen… („Echo der Frau“)
Als einzige vermeintliche Belege für die Alkoholsucht dienen den Redaktionen (oft mehrere Jahre alte) Fotos, auf denen Camilla ein Glas in der Hand hält – gerne garniert mit lustig-abfälligen Zeilen wie „Das prickelnde Leben der Herzogin Promilla“ oder „Statt ‚im Namen der Krone‘ heißt es bei ihr ‚öfter mal einen in der Krone'“.
Solche Fotos entstehen häufiger, weil Camilla oft auf Festen oder Märkten zu Gast ist und dann überall mal probieren muss. Daraus abzuleiten, sie sei Alkoholikerin, ist natürlich ebenso garstig wie willkürlich. Charles probiert auch immer, ihm wird aber kein Alkoholproblem unterstellt. Und es gibt auch jede Menge Fotos, auf denen Camilla Eis oder Kuchen isst – dass der „Dämon Zucker“ von ihr Besitz ergriffen habe, hat noch nie jemand geschrieben.
… kopfschüttelt in dieser Woche auch „Die Aktuelle“. Jetzt sei etwas passiert, „was das Fass buchstäblich zum Überlaufen brachte“:
Der Thronfolger war bester Laune: Nach der Eröffnung einer Bio-Farm im Süden Londons freute sich Prinz Charles: „Jetzt können wir zum gemütlichen Teil übergehen!“ Das ließ sich seine Frau Herzogin Camilla nicht zweimal sagen. Sie schnappte sich ein Glas Weißwein vom kleinen runden Tisch, hob es lachend in die Höhe – und leerte es fast in einem Zug. Und prompt war’s vorbei mit der Superlaune ihres Mannes. Mit Zornesfalten auf der Stirn flüsterte er ihr etwas zu. Pech nur: Weil das Lokal-Fernsehen mitdrehte, konnten Lippenleser hinterher erzählen, was er zu ihr sagte: „Schatz, trink nicht so viel!“
Beweise dafür liefert „Die Aktuelle“ selbstverständlich nicht (das Foto der trinkenden Camilla entstand 2015 bei einer Weinprobe in Neuseeland), wahrscheinlich hat sie sich die Geschichte einfach ausgedacht.
Und weil sie so schön knallt, hat „Die Aktuelle“ sie auch gleich zum Titelthema gemacht:
Dieses Foto ist anderthalb Jahre alt. Und was trinkt Camilla darauf? Genau: Apfelsaft.
Und Textsatz können sie auch nicht: „Das prickeln de Leben der Herzog in Promilla“ – was für ein Jammerkerning.
Ich hab‘ tatsächlich mehrfach hinschauen müssen, um die „Herzog in“-Lesart loszuwerden.
Gern würde ich in so einer „Redaktion“ mal Mäuschen spielen.
@1. / Aubacca: das gezeigte Bild ist wie’s aussieht ein Ausschnitt aus einer Doppelseite. Die Leerräume sind beabsichtigt, denn da ist wohl der Heftfalz. Macht man so, damit keine Buchstaben im Falz verschwinden. Wenigstens der Layouter hat also alles richtig gemacht.
@Nr.2 Hendrik
das würden Sie sicher nicht gerne, wo der schäbige Dreck dort mindestens kniehoch liegt.