Wie live ist live?

Wenn Caren Miosga sonntagabends Politiker befragt, passiert das in Echtzeit. Auch ein Interview mit einem Nationalspieler wirkte live, wurde aber schon vorher aufgezeichnet. Ist das ein Problem? Nicht, solange journalistische Standards eingehalten werden, findet Florian Bauer. Mit dem Journalisten, Fernsehmoderator und Medientrainer haben wir darüber gesprochen, welchen Reiz und welche Risiken Liveformate haben und warum man sich Live-Situationen freiwillig antut.
Übermedien: Herr Bauer, wenn Sie sich entscheiden müssten: Von nun an nur noch live oder nur noch aufgezeichnet – was würden Sie wählen?
Florian Bauer: Auf jeden Fall live.
Was macht für Sie den Reiz aus?
Live im Fernsehen und Radio ist extrem ehrlich: Alles, was wir da machen, machen wir tatsächlich in dieser Sekunde. Ich rate immer, nicht auswendig zu lernen. Live heißt, spontan zu sein, bei guter Vorbereitung.…
Es wäre natürlich interessant gewesen, bei den einzelnen Sendern mal nachzufragen, wie sie es handhaben. Eigentlich ist die Sache klar: wenn man es für live halten könnte, es aber nicht live ist, muss das klargestellt werden. Ein einfaches „mein Kollege hat vor der Sendung…“ würde da schon viel helfen.
Ein besonders krasses Fehlverhalten ist ausgerechnet vom öffentlich-rechtlichen SWR überliefert, als dieser 2014 ein Interview kurzerhand schon mehrere Tage zuvor aufgezeichnet hatte und seine Redakteure hier über etwas reden (i.d.F.: lügen) ließ, was sie noch gar nicht wissen konnten, weil es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden hatte.
https://www.radioforen.de/threads/swr-faelscht-redaktionellen-radiobeitrag-zwecks-eigenwerbung.38224/