Israelischer Botschafter Ron Prosor bei X

Der Undiplomat

Die israelische Botschaft in Deutschland und ihr Chef Ron Prosor polemisieren auf ihren Accounts immer wieder gegen einzelne Journalisten, die kritisch über Israel berichten. Ist das noch Diplomatie oder schon Einschüchterung?
Israelischer Botschafter Ron Prosor bei einer Rede
Israelischer Botschafter Ron ProsorFoto: Imago / Michael Bahlo

Am 24. März wurde der palästinensische Journalist Hossam Shabat durch einen gezielten israelischen Luftschlag getötet. Er ist einer von mindestens 220 Journalisten, die laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober in Gaza ums Leben kamen – es ist der wohl tödlichste Konflikt für Journalisten, den es je gab. 

Am Tag darauf berichtete der deutsche Journalist Daniel Bax für die „taz“ über Shabats Tod. Ein routinierter Vorgang: Kurze Zusammenfassung des Ereignisses, eine Einordnung. Bax erwähnte, dass Israels Armee Shabat vorwarf, ein Scharfschütze im Dienste der Hamas zu sein. Laut „

4 Kommentare

  1. Jetzt bin ich vllt wieder zynisch, aber „Einschüchterung“ und „Diplomatie“ sind keine Gegensätze. Nur schüchtert man normalerweise andere Staaten ein.

    „keinerlei Beweise dafür, dass Shabat mit dem Militär in Verbindung stand“. Es gibt auch keinerlei Beweise, dass der Gaza-Streifen überhaupt ein Militär hat. Was Shabats Tod jetzt natürlich auch nicht automatisch rechtfertigt, aber die Wortwahl ist für einen hauptberuflichen Journalisten etwas sonderbar.

  2. Auch ich bin jetzt evtl. zynisch, aber ich glaube, man sollte sich im Westen von der Illusion verabschieden, dass Diplomatie und Politik insgesamt als Hauptfunktion nur dazu dienen, Frieden zu schaffen.

    Letztlich gilt es, die Interessen der Länder zu wahren und da wünsche ich mir gerade von unserer Politik deutlich mehr Eigennutz. Wenn das bedeutet, dass sich Länder aus Furcht vor Sanktionen nicht trauen, uns zu verärgern, dann ist das so.

  3. Es ist wahrscheinlich ein gutes Beispiel für die völlig verfahrebne Situation:
    Der Botschafter setzt sich auf einem Nicht-Nachrichten-Medium (?) für sein Land ein. Daraus konstruiert man ihm hier einen Vorwurf.
    Melnyk hat man seine Ausfälle drei Jahre lang durchgehen lassen; jetzt ist er mit seiner Entschuldigung immerhin wert, als geläutert angesehen zu werden.

    Wenn die Regierung also der Staat- über ihren Sprecher den Botschafter eines souveränen Landes in die Schranken wiese – wie ließe sich dann noch die Mär der Staatsferne der ARD aufrechterhalten ?

    Wie geschreiben -alles völlig verkorkst.

  4. Nur das Offensichtlichste ist in den Kommentaren noch nicht erwähnt worden.
    Die derzeitige israelische Regierung hat auf allen Gebieten ein Problem mit der Pressefreiheit, national und international.
    https://www.reporter-ohne-grenzen.de/israel
    „Israel
    Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen, den Israel am 7. Oktober 2023 in Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas begann, wurden durch die Angriffe der israelischen Streitkräfte fast 200 Medienschaffende in Gaza getötet. Auch in Israel stieg der Druck auf Journalist*innen. Desinformationskampagnen sind häufig, per Gesetz wurde der katarische Sender al-Dschasira verboten. Zuvor galt die Medienlandschaft in Israel als recht vielfältig. Freie Berichterstattung war mit Ausnahme der Militärzensur, der Themen der nationalen Sicherheit unterliegen, möglich. Seit dem 7. Oktober sind kritische, von der politischen Mehrheitsmeinung abweichende Stimmen sehr viel seltener zu hören. Dafür ist die konservative Regierung unter der Führung Benjamin Netanjahus, seit Ende 2022 im Amt, direkt mitverantwortlich. Unter Gewalt- und Terrorvorwürfen kann die Armee palästinensische Journalist*innen unbegrenzt in „Verwaltungshaft“ nehmen, ohne Anklage gegen sie zu erheben oder einen Rechtsbeistand zu informieren.
    Rangliste der Pressefreiheit — Platz 112 von 180“

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