Aus dem Newsletter

Das Stammtisch-Feuilleton der „Zeit“

Lastenrad, Veganismus, Gendern: Ein „Zeit“-Autor versucht, den Erfolg der Neuen Rechten zu erklären – und schreibt einen populistischen Text voller Klischees über Linke.
Screenshot: Die Zeit

Dieser Artikel ist zuerst am 30. August 2025 in unserem Mitglieder-Newsletter erschienen. Mit einem Übermedien-Abo bekommen Sie diesen jeden Samstag ins Postfach.


Die „Zeit“ forscht in ihrer aktuellen Ausgabe nach, welchen Anteil die Linke am Aufstieg der Rechten hat. Auf der Titelseite prangt die Frage: „Sind die Linken selber schuld?“ Seit der Veröffentlichung am Donnerstag sorgt das für Empörung in den Kommentarspalten und sozialen Medien – bei manchen schon allein deshalb, weil diese Frage überhaupt gestellt wird.

Mich stört die Frage an sich weniger – auch wenn sich die „Zeit“ damit nun wirklich nichts Neues ausgedacht hat, wie Anton Rainer vom „Spiegel“ hier schön zusammenfasst.

Wenn es das Ziel der „Zeit“ war, mit dem aktuellen Titel Aufmerksamkeit zu bekommen, hat sie das erreicht. Und ich finde die Headline auch nicht – wie manche nun anmerken – vergleichbar mit der Überschrift „Oder soll man es lassen?“ von 2018, für die sich die „Zeit“ später sogar entschuldigte. Damals ging es um private Seenotrettung und ertrinkende Menschen im Mittelmeer. Jetzt geht es um die politische Stimmung. Warum also nicht die Frage stellen, welchen Anteil die Linke daran hat?

Was mich vielmehr stört, ist die Art, wie die „Zeit“ diese Frage beantwortet.

Welche „Linken“ meint der Autor eigentlich?

Sie tut das unter anderem mit Kurzbeiträgen – etwa von FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube (der findet, dass zu viel rumgeopfert wird), Schauspielerin Iris Berben (die nach eigenen Angaben schon noch links ist, aber nicht mehr so Axel-Springer-Proteste-links wie früher) – sowie einem Porträt über die Journalistin Julia Ruhs (nach „Spiegel“ und SZ schon das dritte Porträt über die „bekannteste konservative Stimme der ARD“ innerhalb von zwei Wochen). Am meisten Beachtung fand aber der Aufmachertext von Jens Jessen. Ein Text, der versucht, den Erfolg der Neuen Rechten zu erklären, indem er deren Argumente gleich selber übernimmt – was dazu führt, dass er vor Populismus nur so trieft.

Der „Zeit“-Feuilletonist ist der Meinung, die Linke habe der Rechten mit „Wokeness“ und den „damit verknüpften Beschränkungen der öffentlichen Rede“ das größte Geschenk gemacht. Wobei den ganzen Text über gar nicht richtig klar wird, wen er mit den Linken genau meint. Mal nennt er explizit die Linkspartei, mal sind es die Universitäten in Nordamerika. Irgendwie scheint er alle zu meinen, die gegen Rassismus und Diskriminierung laut sind. Ob ein FDP-Mitglied, das gendert, sich für Rechte von trans Personen und gegen Rassismus einsetzt (die gibt es ja auch) ebenfalls links ist? Nach Jessens Logik wohl schon.

Klischees wie bei „Nius“

Dass er in seinem Text selbst schreibt, die Formel „Man traut sich ja nichts mehr zu sagen“ sei der „Urstoff“, „aus dem die Rechten (…) die Litanei ihrer Propaganda spinnen“, ist ein erstaunlicher Gedankenspagat. Jessen schafft es, einerseits die Neue Rechte von Deutschland bis in die USA als „beängstigend“ erfolgreich und gefährlich zu beschreiben, andererseits aber genau deren Leier zu übernehmen.

Über die Linke, also wer immer damit genau gemeint ist, schreibt er etwa:

„Sie geht davon aus, dass jenseits von ihr gar keine anständigen Menschen mehr existieren. Wer sich nicht als links und Migrationsfreund bekennt, gilt schon als rechts, wer sich nicht vegan ernährt und kein Lastenfahrrad fährt, ist ein Klimasünder, wer Israel unterstützt, ein kolonialistischer Ausbeuter des Globalen Südens, wer nicht gendert, ein Frauenfeind, und so weiter.“

Das sind genau die Klischees, die man auf Seiten wie „Nius“ oder in Reden von Rechtspopulisten immer wieder hört.

Es fehlt nur noch das angebliche Currywurst-Verbot

Die Grünen, oder zumindest ein Teil von ihnen, zählen für Jessen natürlich auch zu den Schuldigen. Jessen bezeichnet sie als:

„Weltanschauungsgemeinschaft, der man nach Sprach- und Lebensstil, nach Kleidung und Alltagsgewohnheiten genügen muss. Nicht grillen! Nichts aus Leder tragen, keinen ‚überzüchteten‘ Rassehund, sondern einen Mischling halten, muslimischen Familiensitten keine Frauenverachtung vorwerfen, sondern nur dem ‚weißen‘ Mann. Kinder sollten im Wickeltuch am Leib getragen werden, vorzugsweise vom Vater. Ein Waldorfkindergarten wird empfohlen.“

Jessen hat in dieser Aufzählung eigentlich nur noch das angebliche Fleisch- und Currywurst-Verbot vergessen. Immerhin erwähnt er noch den armen Bürger, der „für jedes Rasensprengen an den Pranger“ gestellt werde. Die Information, von wem genau und wann, bleibt er allerdings schuldig. Konkrete Beispiele oder Belege würden so einen als Edelfeder-Beitrag getarnten Stammtisch-Monolog ja nur verhunzen.

Fragwürdig ist auch, was Jessen über linken und rechten Terrorismus schreibt:

„Rechtsextreme Attentate richten sich gegen Migranten, Homosexuelle, Juden – also gegen Minderheiten. Linksextreme Attentate richten sich gegen die Mehrheit – durch Anschläge auf Stromtrassen, auf die Bahn, auf parkende Autos, durch die ‚Klimakleber‘ auch auf den Straßenverkehr. Es geht gegen Mobilität und Infrastruktur und das Funktionieren des Staates – also gegen das Wohlbefinden der Mitte, die es sich in Klimasünde und Konsum bequem macht.“

Man könnte auch sagen, rechtsextreme Attentate richten sich gegen Menschen. Linksextreme Attentate gegen Dinge. (Wobei das natürlich auch eine grobe Vereinfachung wäre.) Aber diesen Unterschied will Jessen offenbar nicht bewerten.

Es wirft jedenfalls die Frage auf, was Jessen selbst eigentlich von der „Mitte“ denkt. Der Autor Max Czollek kommentierte bei BlueSky: 



„Der Autor probiert damit zu belegen, dass ‚die Linke‘ die Mitte verloren hat. Und ein Argument lautet offenbar: Angriffe gegen Minderheiten sind eben kompatibler mit der Mitte als Klimaproteste, die ihre Lebensweise infrage stellt. Bei so viel Selbstgerechtigkeit fehlt einem echt die Sprache.“

Diversity-Trainings als Umerziehung

Richtig abwegig wird es, als sich Jessen über Antirassismus- und Diversity-Trainings auslässt. Solche Angebote gibt es etwa in Unternehmen oder Behörden. Dort lernen Mitarbeiter, rassistische Strukturen zu hinterfragen, die eigene Rolle zu reflektieren und die Perspektive von, zum Beispiel, Schwarzen Menschen nachzuvollziehen.

Für Jessen sind auch diese Trainings ein Grund für das Erstarken der Neuen Rechten – und nichts weniger als ein Versuch ideologischer Umerziehung:

„So ähnlich gehen Sekten vor, denen Passanten zufällig in die Fänge geraten. Aber da hier kein Zufall waltet, drängt sich eher ein Vergleich mit der kolonialen Heidenmission oder den Exzessen der Gegenreformation auf. (…) Man kann sich aber auch an die jüngere Geschichte halten, an die Umerziehungslager in der Sowjetunion und China, um die Retraumatisierungsängste ostdeutscher und anderer Bürger des einstigen Ostblocks zu erahnen.“

Das Diversity-Training, in das Jens Jessen von der „Zeit“-Chefredaktion geschickt wurde, muss sehr, sehr schlimm gewesen sein.

Da war doch schon mal was

Einige „Zeit“-Leser dürften ein Déjà-vu haben. Schon 2018 griff Jessen zu abwegigen Vergleichen, um seinen Unmut über eine aktuelle gesellschaftliche Debatte loszuwerden. Damals schrieb er in seiner „Zeit“-Titelgeschichte zu #MeToo („Der bedrohte Mann“) über den angeblichen „totalitären Feminismus“, der jeden Mann unter Generalverdacht stelle. Unter anderem hieß es:

„Das System der feministischen Rhetorik folgt dem Schema des bolschewistischen Schauprozesses, nur dass die Klassenzugehörigkeit durch die Geschlechtszugehörigkeit ersetzt ist. So oder so steht die Schuldigkeit schon durch Herkunft fest.“

Die „Spiegel“-Kolumnistin Margarete Stokowski schrieb daraufhin, Jessen habe „den intellektuellen Nullpunkt der #MeToo-Debatte freigegraben, in der nun niemand mehr Angst haben muss, die oder der Peinlichste zu sein“. Aber gut, was sagt schon Margarete Stokowski – für Jessen ist sie wahrscheinlich auch an allem mitschuldig.

Nur, um das noch einmal klarzustellen: Natürlich gibt es auch in linken Teilen der Gesellschaft problematische Dynamiken, gerade in sozialen Medien. Das zu leugnen, wäre falsch. Ich habe das vor ein paar Wochen selbst erlebt: In einem Text hatte ich geschrieben, dass Medienberichte über angebliche Attacken auf Frauen journalistisch unsauber waren – vermutlich gab es diese Attacken nie. Prompt wurde mir in Kommentaren bei Instagram vorgeworfen, der Text sei frauenfeindlich.

Auch die politische Linke soll kritisiert, diskutiert, problematisiert werden – aber bitte nicht so populistisch wie bei Jessen.


Nachtrag vom 2. September 2025: „Zeit“-Redakteur Christian Bangel hat am vergangenen Samstag eine Replik auf Jessens Text veröffentlicht.

98 Kommentare

  1. „Prompt wurde mir in Kommentaren bei Instagram vorgeworfen, der Text sei frauenfeindlich.“
    Da würde mich ja mal interessieren, ob real oder evtl. von agent provocateurs?
    Ich stelle auf Steam immer wieder fest, dass rechte Akteure links-anmutende Posts unter z. B. Patchnotes schreiben, um imaginäre Steam-Punkte mittels des „Narr“-Emojis zu farmen. Klassischer Ragebait. War evtl. hier auch so? Kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es reales Feedback war.
    So oder so, Sie machen das falsch, Frau Kräher: Sie sind jetzt das Opfer linker Gesinnungs-Bimmelbommelei. Gehen Sie zu Springer und erzählen Sie exklusiv, wie unterdrückerisch die Scheißlinken sind. Sie wurden gekänzelt, so isses nämlich!

  2. Danke für diesen Beitrag. Ich würde mich als langjähriger Übonnent sehr darüber freuen, wenn die diversen fragwürdigen journalistischen Praktiken und Umtriebe der „Zeit“ hier noch öfter beleuchtet werden würden. Das fängt bei deren voyeurpornographischen True Crime-Podcasts an und gipfelt für mich in deren langjährigen Bemühungen, das deutsche Bürgertum ins rechte Jahrtausend zu führen, insofern würde ich der Autorin in diesem Punkt widersprechen: „Oder sollen wir sie absaufen lassen? Wäre das nicht viel einfacher für uns alle?“ sehe ich als unmittelbare Vorbedingung für diesen äußerst peinlichen Versuch, aus Alt-Right-Talking Points direkt aus dem Jahr 2016 publizistisches Kapital zu schlagen. Giovanni di Lorenzo und seine Kumpels sind da eben Schritt für Schritt auf den Geschmack gekommen, einerseits, haben andererseits gemerkt, dass rechte Hetze in etwas weichgespült neben Laberpodcasts und Kreuzfahrten an Rentner verticken ein stabiles drittes wirtschaftliches Standbein ist. Im Gegensatz zu einem Jürgen Kaube und der FAZ im Allgemeinen, die schon immer ein reaktionäres Sturmgeschütz gewesen ist, von der ich also zu vielen, vor allem politischen Themen gar nicht erst so etwas wie eine vernünftige, durchdachte Meinungsäußerung erwarte, weil die qua Auftrag mit primitivem Kampagnenjournalismus beschäftigt sind, wie man in den letzten Jahren immer wieder gesehen hat, ist es ziemlich deprimierend, den Marsch nach Rechts der „Zeit“ und ihres Publikums mit anzusehen. Aber immerhin macht die FAZ sehr gute Film- und Literaturrezensionen, und ich kaufe denen schon noch ab, dass die sich auf ihre ranzige, spießbürgerliche Art und Weise wirklich für Kultur interessieren. Den Blattmachern der „Zeit“ ist außer Geld und Macht schon seit längerem alles scheißegal.

  3. Das Ankleben auf der Straße als „Attentat“ zu bezeichnen und damit denselben Begriff zu nutzen wie bei der Beschreibung von Mehrfachmorden ist mehr als nur „fragwürdig“, sondern übelste Gleichsetzung aus Angst vor Ärger vom eigenen Stammtisch, der offenbar tatsächlich Morde nicht so schlimm findet, wenn’s halt nur nervige Minderheiten trifft.

  4. Nein, die Linke ist nicht Schuld.
    Linke Politiker, Journalisten und sonstige Aktivisten machen keine Fehler, wenn sie nicht den Erfolg haben, den sie sich erhoffen, kann das nur an den dummen Idioten liegen, aus denen das Volk besteht.

  5. Der Zeit-Bericht ist echt eine Frechheit. Menschen sind von Natur aus bequem und wollen sich nicht verändern (bzw. das Gehirn). Also hat es progressive Politik immer schwer, weil sie halt Sachen verändern will.
    Und da die Krisen so groß geworden sind, dass man vieles verändern MUSS, haben alle nicht-linken Parteien ein Problem. Jetzt müssen sie selbst die Veränderungen verkaufen. Das passt natürlich nicht zur Programmatik. Da greift man eben zu Feinbildern anstatt sich ehrlich zu machen. Und die CDU verbessert grundsätzlich nur Dinge für die Unternehmer und Reiche, aber nicht für den kleinen Bürger. Der glaubt die Lügen aber und schießt sich ins eigene Bein.
    Und der ganze Kulturkampf ist auch so eine Nebelkerzendebatte. Angeblich sind die Linken super belehrend, aber immer wenn man was hört, dann ist es jemand, der sich über links aufregt und kein Linker, der offiziell Fleisch verbieten will und Gendern anordnet. Komplett künstlicher Diskurs.
    Also nein, die Linken sind nicht selber Schuld, die anderen haben keine Lust, ehrlich zu sein.

  6. @Ulf Stein: Sie belehren doch auch, schon im Eingang, indem Sie Nichtlinke als denkfaul bezeichnen. (Und verkehrterweise links und progressiv vermischen.)

    Nicht jede Veränderung ist zwangsläufig gut und man verteidigt ganz automatisch sein Hab und Gut und natürlich auch seine lieb gewonnenen Gewohnheiten gegen Veränderung.

    Die Autorin, nun gut, sie scheint Margarete Stokowski gut zu finden, hat hier auch ganz klar eine bestimmte Brille an. Man merkt das am Absatz über „Diversity Training“. Sie übernimmt die Definition, die wohl in der Broschüre steht und empört sich über denjenigen, der sich erdummdreistet, so etwas nicht gutzuheißen. Viele dieser Trainings sind tatsächlich nicht schlecht, Perspektivwechsel ist immer zu begrüßen. Die ursprüngliche Kritik richtet sich auch nicht gegen die Trainings selbst, sondern gegen den dahinterliegenden Mechanismus.
    Denn der gehört zu den ganz treffend beschriebenden Mitteln einer neuen Spießigkeit, eine Art zweites Recht der Normen zu schaffen und zu straffen.

    Es waren Leute wie ich (FDP-Mitglied, setzt sich u.a. gegen Rassismus und Sexismus ein, aber wirksam nicht mit Gendern), die einst diese Art von strengem Sittenrecht abgeschafft haben! Ich war mit meiner Einstellung früher eher links, wenn auch lange nicht so links wie fast alle die nachher Journalisten wurden.

    Diese Freiheit zu verteidigen ist nicht schlecht geworden, nur weil die Linke jetzt einige Jahre lang die Deutungshoheit hatte. Im „Spiegel“ wurde schon geheult, denn die installierten Mechanismen von Cancel Culture & Co werden jetzt gegen die Linken eingesetzt. Den Ersten wird so langsam klar, dass man die aus gutem Grund geächtet hatte.

  7. @Xennial: Da haben Sie meinen Post aber nicht richtig gelesen. Ich habe nicht gesagt alle nicht Linke sind faul, sondern Menschen sind generell bequem und deswegen hat hat es Politik, die was verändern will, immer schwerer. Dass links und progressiv nicht dasselbe ist, da haben sie natürlich recht. Allerdings frage ich Sie, wer im Moment noch progressive, politische Vorschläge macht? Das sind wenn überhaupt Grüne und Linke, da die FDP ja nun in der selbst verursachten Versenkung verschwunden sind. Und die anderen Parteien? Löcher mit viel Geld zu stopfen, ist nun nicht gerade progressiv oder besonders Zukunfts-gerichtet.
    Und dieses für die Bürger verändert sich nichts und Links=der Teufel ist zum absoluten Zeitgeist geworden, alle Parteien außer Grüne und Linke und SPD stoßen inzwischen ins selbe Horn.
    Zudem ist Linken-Bashing ein Geschäftsmodell geworden, das nicht nur der Springer-Presse Geld beschert, sondern auch anderen Medienhäusern. Publikation, die mit dem Überleben kämpfen, schwenken heutzutage gerne mal nach rechts in ihrer Berichterstattung. Wie zum Beispiel in der Schweizer Weltwoche oder bei der schwäbischen Zeitung. Oder bei Leuten wie Henryk M. Broder.
    Und dass die Freiheit durch linke Politik in Gefahr wäre, kann ich nicht feststellen. Ich hab eher den Eindruck linke Politik ist Gefahr, weil ständig irgendwelche angeblichen Freiheiten verteidigt werden. Die Realität und die wahren Bedrohungen werden dabei aber leider aus dem Blick verloren. Freiheit existiert nicht im luftleeren Raum und ist nicht dasselbe wie Festhalten an allem gewohnten. Leider wird es heute genauso ausgelegt.
    Und in dieser Großwetterlage halte ich es für absolut schädlich, dass die Zeit populistische Schlagzeilen aufs Titelblatt setzt, die nur deswegen funktionieren, weil man sich gar nicht mehr erklären kann, warum es so einen Links-Hass gibt, rechts außen immer stärker wird und rechte Autokratie die größte Bedrohung in der heutigen Welt sind.
    Eine Mit-Schuld an der Situation würde ich den Linken nur insofern attestieren, als dass sie einfach immer viel zu brav sind in ihrer Kommunikation und in dem ganzen Hassgetöse einfach untergehen. Da waren Habecks Worte zum Abschied endlich mal erfrischend, weil er die Absurdität von Söders Auftritten mal auf den Punkt gebracht hat. Das hätte er schon im Amt machen sollen.
    Das ist nämlich auch so ein Zeitgeist-Phänomen: wenn ein linker mal deutlich wird, zeigt sich angeblich gleich sein „wahres Gesicht“ (=der Teufel), während endlose Klischees und Empörung über alles von links natürlich „vernünftig“ und „normal“ ist.

  8. Und noch was: Linke Politik ist nicht per se besser, aber sie wird heute schnell diskreditiert, weil sie von links kommt. Und das ist das Hauptproblem. Das verquickt sich dann mit Anti-Klimapolitik und Anti-Migrations-Politik und am (eigenen) Versagen ist dann der Staat Schuld, die Linken, die Migranten oder die (faulen) Bürgergeldempfänger. Ja ne, ist klar.

  9. Also ich kann mir nicht vorstellen, wie man sehenden Auges durch die Welt rennen kann und an eine „brave Kommunikation der Linken“ glauben kann. Vielmehr ist deren Kommunikation immer von oben herab („…nur noch nicht richtig erklärt…“, „…rechte Parolen…“, „…alte weiße (hetero-CIS) Männer…“, usw.) und regelrecht beleidigend!
    So wie eben auch der Satz bzgl. der Denkfaulheit, denn gerade Konservative erneuern de facto mit am meisten und passen sich dabei durchaus der Zeit an.

    Die Ziele der Linken, also Gleichberechtigung, Toleranz, soziale Sicherheit, sogar Klimaschutz dürften für sich gesehen sogar von den meisten AfD-Wählern gutgeheißen werden.
    Die Wege/Methoden dagegen nicht. In der „braven Kommunikation“ hat man es geschickt verstanden, Kritik an den Methoden immer gleich wie Kritik an diesen Zielen zu behandeln. Dadurch ist der Kritiker in der Defensive, weil er ja Sexist sein muss, wenn er Gendern nicht gut findet.
    Umgekehrt gilt, wer seine Webseite als hippe Werbeagentur mit Sternch*innen vollpappt, muss total der faire Arbeitgeber sein und braucht eigentlich nur noch einen Obstkorb.

    Wenn man das unaufgeregt mit der Situation im erstarkenden Preußen vergleicht, findet man sehr interessante Parallelen. Der Ausdruck „Schere im Kopf“ stammt etwa aus dieser Zeit. Und so ziemlich jedes Unternehmen hatte ein Regelwerk für das Verhalten der Mitarbeiter außerhalb der Firma (!) bereitliegen. Klar, Karl wurde nicht ins Gefängnis geschickt, wenn er in der Kneipe die Ideen der SPD als „gar nicht so schlecht“ bewertet. Aber seinen Job war er los, insbesondere wenn „schon geredet wurde“.

    Aber eine große Zustimmung zum zweiten Teil, auch wenn ich die Partei „Linke“ für eine Beleidigung aller SED-Opfer und des Grundgesetzes halte: Anpassungsfähigkeit geht bei der Union oft nur bis zur Postensicherung.

    Linke Politik hatte ja schon immer mehrere Strömungen, die Sozial-Linken, die man vielleicht heute vor allem in der Partei „Linke“ findet, die Linksliberalen, die Anfangs in der FDP waren, dann im Seeheimer Kreis der SPD und jetzt so langsam wieder in der FDP. Und eben die Grünen aus der „Müsli“-Bewegung mit den Umweltthemen.

    Meine große Hoffnung war, dass die Ampel realistische Politiker v.a. bei den Grünen wieder nach vorne bringt. Da gibt es ja großartige Kaliber wie z.B. Cem Özdemir, mit denen man gute Sacharbeit auf die Beine bekommt. Krähen wie Claudia Roth, Ricarda Lang oder KGE… bleiben dann aber oben, flankiert von charismatischen aber sachfremden Leuten wie Habeck und – man muss es leider sagen – extrem peinlichen Quotenfiguren wie Baerbock.
    Da hätte die FDP schon viel früher aussteigen müssen.

    Über das Verhalten der CDU, v.a. Merz‘, nach der Wahl war ich danach allerdings fassungslos. Hier hätte die SED mal eine Note setzen können und den neuen Bundestag schon mit zusammenrufen müssen.

    So festigt sich beim bürgerlichen Wähler der Eindruck: was auch immer ich ankreuze, ich bekomme diese bevormundende, altkluge Wokenesspolitik, die sich Leute wie bei Y-Kollektiv ausdenken (und sich dafür abfeiern). Selbst mit der Union. Was bleibt mir also?

    In den USA ist es passiert. In Italien. In Holland. In Österreich. In Frankreich wird es bald passieren. Müssen wir da unbedingt auch hinterher?

  10. Ja, müssen wir wohl, solange Links als das größte Problem geframt wird und die Probleme nicht richtig angegangen werden. Das läuft in den andere Ländern eben auch so. Und die FDP hat da seit der Ampel leider einen guten Anteil dran. Ich halte der FDP zu Gute, dass sie als einzige Partei wirklich für technischen Fortschritt steht. Aber wenn man wie Herr Lindner und Herr Dürr 100x am Tag sagt, wie belehrend links ja ist, da geht das leider unter in der öffentlichen Debatte.

    Und es gibt es einen Unterschied zwischen belehrt werden und sich belehrt fühlen. Posten Sie hier gerne die Politiker-Statements, die fordern: Ab morgen kein Fleisch mehr! Keiner darf mehr Auto fahren! Ab morgen nur noch die Hälfte konsumieren! Da bin ich gespannt, welche Beispiele Sie finden. Und ich meine Politiker – keine Aktivisten. Von der gegenteiligen Sorte gibt’s ja nun Beispiele genug, Söder und Merz liefern jeden Tag neuen Stoff.
    Und wann immer es um das Belehrungsthema geht, steht die Empörung im Vordergrund und keine Auseinandersetzung mit irgendwelchen Aussagen. Sie perpetuieren das in ihrem Post leider auch. Ist ja selbsterklärend…

    Auch die sog. Klimakleber haben ja nicht gefordert: Ab morgen fährt keiner mehr Auto. Die Hetzkampagnen haben es Ihnen unterstellt. Empörung! Unmöglich! Faule Schweine! Die ehrliche Bevölkerung muss zur Arbeit! Das war einfach eine Hexenjagd.

  11. @Ulf Stein
    Es wird durch Wiederholung nicht richtiger. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, namentlich und plakativ erkennbar beim Umgang mit der AfD. Die Union macht einen Vorschlag, den sie für gut und richtig hält. Sie stellt ihn im demokratisch gewählten Parlament zur Wahl und der gute Vorschlag wird dann schlecht, weil die AfD ihn auch gut findet?
    Nicht missverstehen, ich halte diese Partei genauso gefährlich wie die SED-Linke, weil sie eine Brücke vom Bürgerlichen zum Extremen geschlagen hat!

    Aber haben nicht viele bürgerliche Menschen, die mitnichten alle Nazis, Denkfaule, Ewiggestrige, Alteweißeheterozissmänner ™, Abgehängte, Frustossis (die Liste aus der wie Sie meinen „zu braven Kommunikation“ der Linken ist lang!) sind, beim Thema Migration genau dieses Vorgehen befürwortet?

    Und ist denn jeder, der den Islam und dessen Subkulturen kritisch sieht, gleich ein Nazi? Also jemand, der dann jeden muslimisch Aussehenden mit dem Baseballschläger attackiert oder in Lager einsperren will?

    Genau so wird es zurückgespiegelt. Dazu kommt dann das Verhalten der Medien und der Politik. Namentlich der Move von Faeser, die Weisung zur Einstufung der AfD kurz vor Schluss noch rauszuhauen. Wer das dann geleakte Dokument (Gutachten) gelesen hat, der findet dort leider nichts Substanzielles, das o.G. Forderungen stellt.
    Glauben Sie mir, ich hätte das gerne gefunden, weil ich oft gegen AfD-Sympathisanten argumentieren muss. Ich bin auch nach wie vor überzeugt, dass entsprechend gestrickte Leute von der AfD nicht allzu aktiv bekämpft werden. Aber das Gutachten taugt schlicht nicht nachvollziehbar, die gesamte Partei und damit auch deren Wähler als rechts-*extrem* hinzustellen.

  12. Ich bleibe dabei: Sie werden es schwer haben, die von Ihnen vorgetragenen linken Klischees mit öffentlichen Politiker-Aussagen zu belegen. Sie zitieren gleich das unterstellte Weltbild als Totschlagargument und verallgemeinern es.

    Und damit sage ich übrigens nicht (bisher in keinem meiner Posts), dass alles konservativ-rechte schlecht ist. Ich kritisiere den stärker werdenden Einschlag, linke Politik und Ideen grundsätzlich als belehrend/sozialistsich/gegen die Bevölkerung etc. zu diffamieren. Und das führt aus meiner Sicht dazu, dass bestimmte Problem eben nicht gelöst, sondern noch verschlimmert werden, weil es immer mit einer zunehmenden Kompromisslosigkeit einhergeht. Wer nicht unsere Sicht hat, der sorgt für den Untergang/Deindustralisierung/Migrationsprobleme.

    Die Haltung, man würde sich ja nur gegen links-grünen Belehrungswahn Wehr setzen (Opfer!), weil ja wirklich alles so belehrend ist, ist ein Zirkelschluss und damit ein Denkfehler bzw. eine bewusste Verzerrung.

  13. @Ulf Stein – Zu Ihrer Bitte noch:
    „Posten Sie hier gerne die Politiker-Statements, die fordern:“

    Es geht ja darum, dass man das (meistens) nicht direkt fordert, sondern indirekt Leute unterstützt (z.B. NGOs wie PETA beim Thema Veganaktivismus) und einbindet, um diese Themen voranzutreiben. Die Macht des Staates gerinnt in Verwaltung und Vorschriften. Dazu kommt dann Salamitaktik, damit man sich Schritt für Schritt daran gewöhnt. Die Union macht das ganz ähnlich mit Internetkontrollen.

    „Ab morgen kein Fleisch mehr!“
    Hier ging es mit dem viel umstrittenen „Veggie Day“ los. (Renate Künast, Katrin Göring-Eckardt – beide Grüne) Man formulierte direkt Schritt 2: „Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein Veggie-Day sollen zum Standard werden.“
    Irgendwann käme der ökonomische Kipppunkt, an dem man nur noch mit immensen Nachteilen überhaupt irgendwas mit Fleisch und Fisch anbieten kann, sodass die meisten es wohl lassen würden.
    Umgesetzt und auch mit exakt dieser Begründung hat das z.B. die grün regierte Stadt Freiburg.
    Besonders pikant wird es dann im Detail, wenn NGOs wie eben PETA dann lukrative Workshops dazu anbieten können…

    „Keiner darf mehr Auto fahren!“
    Da reicht die Range vom damaligen „Sprit muss 5DM pro Liter kosten.“ über Ideen wie ein neues Sonntagsfahrverbot, autofreie Städte ohne zuvor den ÖPNV brauchbar zu machen und und und…

    Das „harte Verbrennerverbot“ kann man da noch nennen (Gelbhaar, Verlinden, auch beide GRÜNE), das ich grundsätzlich für okay halte, wenn man die Technologieoffenheit (eFuel-Ausnahme von der FDP) garantierte.

    „Ab morgen nur noch die Hälfte konsumieren!“
    Da fällt mir vor allem die – auch wieder bei den Grünen, aber auch bei der SED-Linke sehr einflussreiche – „Degrowth“-Fraktion ein. Kathrin Henneberger (GRÜNE) kommt mir das als Erste in den Sinn, deren Handschrift man auch bei Steffi Lemkes (GRÜNE) NKWS-Pamphlet erkennt. Es klingt alles gut gemeint, und so stellt man es auch immer dar, aber die konkreten Auswirkungen kann man nüchtern berechnen und natürlich wird das in der Wirtschaft auch gemacht.
    Eine Fähigkeit, die den Politologen, Soziologen, …, die bei den Grünen besonders den Ton angeben, komplett fehlt!

  14. Es ist eben kein Zirkelschluss, die Beispiele habe ich separat geschrieben und es sind nur die, die ich auf Anhieb im Kopf hatte.

    „Ich kritisiere den stärker werdenden Einschlag, linke Politik und Ideen grundsätzlich als belehrend/sozialistsich/gegen die Bevölkerung etc. zu diffamieren.“
    Genau das wird aber getan. „Wer das Leben beleidigt, ist dumm oder schlecht. Wer die Menschen verteidigt, hat immer Recht.“ (Lied der Partei, DDR)

    Wenn wir über „linke Ideen“ diskutieren wollen, dann müssen wir das zunächst definieren.
    Die von Ihnen als progressiv bezeichneten Parteien Grüne und Linke haben den Hang dazu, sozialistische Lösungen für die Probleme anzubieten. Wer z.B. für sich zu dem Schluss kommt, dass ein e-Auto nicht in Frage kommt, wird als „Diesel-Dieter“ verunglimpft.

    „Und das führt aus meiner Sicht dazu, dass bestimmte Problem eben nicht gelöst, sondern noch verschlimmert werden, weil es immer mit einer zunehmenden Kompromisslosigkeit einhergeht. Wer nicht unsere Sicht hat, der sorgt für den Untergang/Deindustralisierung/Migrationsprobleme.“

    Auch das wurde ja von der linken Seite aus so gehandhabt. Wenn man kritisierte, dass die damalige Kanzlerin eine gewaltige Schar an muslimischen Migranten unkontrolliert ins Land ließ, wurde man als Rassist beschimpft.
    Auch wenn man nur die Frage stellte, ob die biometrisch registriert werden, ihr Aufenthalt in Dauer und Anzahl begrenzt ist und davor warnt, dass die gelebte Kultur in weiten Teilen nicht mit unserer kompatibel ist, wie wir aus früheren Migrationsgeschichten wissen…
    Und 10 Jahre später? Man liest, wenn man sich nicht auf SPON und Zeit beschränkt, beinahe jeden Monat etwas über einen neuen Angriff. Wird die Nationalität weggelassen oder die deutsche Staatsbürgerschaft wild betont, weiß man nach kurzer Recherche, dass der Vorname nicht Thomas, Jacques, Thi-Lien oder Melanie ist. Statistiken werden immer gleich mit Interpretation geliefern, damit man nicht zugeben muss: ja, wir haben ein Problem mit Migranten und speziell die Gruppe muslimischer Migranten ist besonders schwer zu integrieren!
    Und nach jedem Vorfall dasselbe Ritual: „Unsere Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen.“ aus der Politik. „Nicht instrumentalisieren.“ von links. „Omas gegen Rechts“ zeigen Gratismut und feine Gesinnung. Die AfD schäumt und profitiert von der dann folgenden Untätigkeit. Bis zum nächsten Bericht.
    Anfangs dachte ich auch, dass ist nur mediales Geschrei. Aber ich merke auch im Alltag, dass Straßenzüge in der nahegelegenen Stadt von Migranten „kontrolliert“ werden und man sich als einheimische Frau da nicht mehr Abends hintraut. Konkret wird oft ein Umstieg außerhalb der Stadt gewählt, um nicht da an einer Haltestelle zu landen!
    Freibäder, die ja auch oft Thema sind, haben hier Security wie früher vielleicht mittelgroße Konzerte.

    Ich bin ja absolut bei Ihnen, dass eine „Remigration“ nicht alle Probleme des Landes lösen wird und genauso wird die AfD ihrer Klientel insgesamt keinen Gefallen tun, wenn sie ihr Programm umsetzt.
    Das gilt aber gleichermaßen dafür, das Migrationsproblem zu negieren oder den (gelebten!) Islam zu verharmlosen. Wer Arabisch lesen kann, der konnte bei den von Linken flankierten Demos der „Palis“ ein paar Schilder entziffern, die ich in Berlin noch vor wenigen Jahren so für unmöglich gehalten hätte!

  15. @Xennial: Ich bin ausgestiegen bei „deren Kommunikation ist immer von oben herab“. Einen besseren Diskurs fordern und dann mit dieser Aussage starten beendet die Diskussion ums Thema sofort. Wenn dann noch Politikerinnen als Krähen bezeichnet und nachweislich falsche Aussagen getroffen werden, ist es doppelt unnötig, zu diskutieren, weil dann nicht einmal Ton und Wahrheit als Basis dienen können.

    PS: Muss schlimm sein, wie oft sie tagtäglich beleidigt werden von den Linken, wenn Sie das mehrfach hervorheben müssen. Ich bezweifle, dass das stimmt.

  16. Ich ignoriert mal den Großteil der „Diskussion“ und fasse das zusammen als nahtlose Fortsetzung der im Text kritisierten gegenlinkspopulistischen Klischees.

    Was die Zeit betrifft möchte ich zur Einordnung noch beisteuern, dass sich die Zeitung im Besitz des Milliardärs Holzbrinck befindet oder befand. Dass dort keine Begeisterung für Umverteilung verbreitet wird, liegt für mich auf der Hand.

    In einem Beitrag für das Altpapier vom MdR (https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4310.html) hat René Martens auf einen Spendenaufruf des britischen Guardian von George Monbiot (https://www.theguardian.com/environment/2025/aug/26/fossil-fuel-extractors-bend-the-world-to-their-will-help-fund-the-journalism-that-exposes-them) hingewiesen und ihn zitiert: „Die vielleicht mächtigste Waffe in den Händen der fossilen Brennstoffunternehmen sind die Medien. Die Milliardärspresse hat ihre Interessen bei jeder Gelegenheit verteidigt.“

    Anschließend zitiert er das Selbstverständnis eines Redakteurs als „Mitglied der Gewerkschaft der Reichen“ und dass sie jeden Angriff auf den räuberischen Kapitalismus als Angriff auf sich selbst sehen.

    Genauso nehme ich die ZEIT schon lange wahr, und dass sie jetzt (?) in den rechten Kulturkampf mit einsteigt ist für mich keine Überraschung. Letztens erst die Wohlfühlhomestory für die Polizei inklusive Verharmlosung der von ihr ausgehenden Gewalt fügt sich nahtlos ein. Als Betroffener macht das wütend, aber es ist leichter zu ertragen, wenn man sich klar macht, dass die ZEIT dafür da ist, für die Gegenseite zu schreiben.

    Im Übrigen hat Mertens im Altpapier auch finde ich treffend kommentiert, wieso Habeck mit seiner Einschätzung, Söders Wurstgefresse sei keine Politik, so falsch liegt, denn natürlich ist das gerade Kern rechter Politik, um nicht auf die objektiven Fakten zu Umweltzerstörung, Klimakatastrophe und Verarmung eingehen zu müssen.

    Natürlich haben „Linke“ da recht, wer das leugnet, leugnet die Realität. Aber ich würde auch sagen, dass eine „bessere“ Kommunikation den Fehler fälschlicherweise bei sich selbst sucht, wo er nicht zu finden ist, denn die rechte Milliardärspresse schafft es mit ungleich größeren Ressourcen immer, Zweifel am Konsens zu säen und wissenschaftliche Fakten hinter Kulturkampfgefühlen zu verstecken und gleichzeitig die realexistierende und rationale Verlustangst nicht der Realität, sondern linker Politik in die Schuhe zu schieben.

  17. @Mr Re
    „Ich bin ausgestiegen bei „deren Kommunikation ist immer von oben herab“.“
    Da sollten Sie einsteigen, denn das Abqualifizieren des Mitdiskutanten ist Usus. Passiert ja in milderer Form hier genauso. Habe auch mehrfach Beispiele genannt.

    Welche meiner Aussagen soll denn „nachweislich falsch“ sein?

    Und ja, wenn man mich für eine legitime Position innerhalb der FDGO als „Nazi“ oder „Rechtsextremer“ bezeichnet, nur weil ich bspw. komplett offene Grenzen für falsch halte oder den Islam kritisch sehe, dann fühle ich mich beleidigt. Anders als etwa manche Politiker im „braven Diskurs“ beschäftige ich aber keine NGO, die dafür wild Leute anzeigt.

    @Anderer Max
    Auch diese Aussagen können Sie so nachlesen. Der Veggie Day wurde von den genannten Politikern so gefordert. Und die Umsetzung in Freiburg ist auch so erfolgt.

  18. Der ZEIT-Artikel und die Diskussion hier im Kommentarbereich kranken beide daran, nicht zu definieren, was sie meinen. Meinen wir damit einen Mediendiskurs oder echte politische Macht.

    Die Linke hat weder das eine, noch das andere beherrscht. Beim Mediendiskurs kann ich noch mitgehen, wenn es eben um das geht, was man gemeinhin unter „woke“ versteht: Ausgrenzung, koloniale Schuld, Sexismus etc. durch Spracheingriffe verhindern. Sowohl in Social Media und in den professionellen Publikationen gab und gibt es dafür eine Faszination.
    Sobald es aber um klassische und ökonomische Themen geht, kann von einer hohen Diskursmacht keine Rede sein: Klimageld, Mindestlohn, Tarifbindung, Zwei-Klassengesundheitssystem, Urlaubsanspruch, Aufstocker, Arbeitsbedingungen im Prekariat – nichts davon stand oder steht im Fokus des Mediendiskurses mit Ausnahme der Mietpreise (vermutlich, weil inzwischen auch betuchte Akademiker unter der absurden Entwicklung leiden.)

    Politische Macht: Ich glaub, das kann ich kurz halten. Schauen Sie sich an, welche Parteien in den letzten 20 Jahren regiert haben in Deutschland und anderswo. Und an welche linken Reformen Sie sich erinnern. Da gibt es nicht viel.

    Pointe: Sowohl die Diskursmacht als auch die politische Macht (oder gar Dominanz!) der Linken sind Phatasiegebilde.

  19. @Anderer Max
    Die ursprüngliche Forderung (Parteiprogramm 2013) war eine konkrete Forderung für alle öffentliche Kantinen. Das wird man ohne eine „Zwangsimplementation“ nicht umsetzen können. Freiwillig kann alles und jeder einen Veggie Day einführen, da braucht man keine Grünen für.

    Konkret umgesetzt – und zwar für die betroffenen Kantinenbetreiber zwangsweise – wurde es wie gesagt in Freiburg, schon vorher – auch von Grün und Linke gefordert – landesweit in Bremen (2010) und in Göttingen (2012).
    Einen freiwilligen Veggie-Day gab es in Münster unter Beteiligung der CDU, Grüne und Linke.
    Gescheitert sind Anträge der Grünen bzw. deren Nachfolger und der Linken, in Tübingen, Regensburg und München, in kommunalen Einrichtungen ausschließlich vegetarisches Essen anzubieten.

  20. @Chateaudur
    Danke für den Hinweis noch einmal auf die Definition und die sehr richtig gezogenen Trennlinien.

    Ich würde mal behaupten, den meisten Kritikern „der Linken“ und auch bei der Behauptung der Debattenhoheit mittel politischer Korrektheit und Cancel Culture, geht es um die Sorte „Woke“.

    Wenn ich als weniger bekannter Comedian im ÖRR einen Witz über Anbahnungsversuche im Freibad mache, werde ich wohl eher nicht mehr gebucht.
    Liberale und konservative Kabarettisten gibt es wenige dort, aber sie werden sicherlich nicht gecancelt, weil sie gegen Mietpreisbindung oder Rentenreformen witzeln.

    Und so sieht es auch mit „Hasssprache“ ™ aus. Mit dem Label kann man dank NetzDG alles verschwinden lassen, aber mir ist noch nie untergekommen, dass das jemanden getroffen hätte, der über die soziale Hängematte schwadroniert hätte.

    Ich finde diese Entwicklung trotzdem sehr bedenklich, denn dadurch, dass man die Debatte so verzerrt, können sich Rassisten, Sexisten, usw. ins Gewand des Freiheitskämpfers kleiden. Das beschreibt doch exakt und glasklar die Wirkungsweise der AfD-Opferrhetorik! Und sie funktioniert! Mir macht das Angst.

  21. #20 Chateaudur
    Danke für die Pointe. 🙂 Sie trifft hundertprozentig zu. Was noch schlimmer ist: Sie ist überhaupt nicht witzig. Mich als alter Sozi überkommt jedenfalls regelmäßig Brechreiz. In diesem Land ist absolut gar nichts mehr links. Nicht mal mehr die Linken sind noch links. Wer Grüne und SPD heute noch als links bezeichnet, steckt schon knietief im rechten Schlammassel. Tagespolitik ist ein durchgehend unsoziales Elend. Bah!

    Pointe: Ein Komet wäre hilfreich.

  22. @Xennial

    Sie arbeiten sich hier halt aber an Social Media ab, an irgendwelchen Aktivistengruppen, Wahlprogrammforderungen aus denen nicht im Ansatz was wurde. Ich leugne ja diese Auswüchse (Stichwort „Cancel Culture“) überhaupt nicht. Aber dieser Verfolgungswahn man könne ja nicht mehr den Rasen sprengen, ohne an den Pranger gestellt zu werden, Diesel fahren, ohne als Umweltsau beschimpft zu werden. Man dürfe nur noch vegan essen, sonst werde man herabgesetzt. Man dürfe Migration nicht problematisieren, ohne Sprechverbot zu bekommen. (Alle Beispiele aus dem ZEIT-Artikel).

    Das ist Wahn! Das fußt in keiner Realität, nicht in der Lebenswelt und auch nicht im medialen Diskurs. Das ist eingebildet und/oder herbeigelogen.

  23. @Xennial
    „Die von Ihnen als progressiv bezeichneten Parteien Grüne und Linke haben den Hang dazu, sozialistische Lösungen für die Probleme anzubieten. Wer z.B. für sich zu dem Schluss kommt, dass ein e-Auto nicht in Frage kommt, wird als „Diesel-Dieter“ verunglimpft.“

    Gibt es ein Universum, in dem diese beiden Sätze inhaltlich zusammenpassen? Eine „sozialistische Lösung“ soll also sein, jemanden „Diesel-Dieter“ zu nennen?

    „Auch das wurde ja von der linken Seite aus so gehandhabt. Wenn man kritisierte, dass die damalige Kanzlerin eine gewaltige Schar an muslimischen Migranten unkontrolliert ins Land ließ, wurde man als Rassist beschimpft.“

    „Gewaltige Schar an muslimischen Migranten“ und „unkontrolliert“ – tut mir leid, aber diese Wortwahl lässt tatsächlich wenig Interpretationsspielraum. Und verzeihen Sie, wenn dieses ewige Opfergejammer nur noch ermüdend wirkt. Faktisch haben wir heute etwa halb so viele Morde oder Tötungsdelikte wie 1998 – und deutlich weniger als in den 1950er-Jahren, trotz gestiegener Bevölkerung. Die mediale Dauerbeschallung vermittelt aber das Bild einer Dystopie.

    Das ist schlicht lächerlich.
    Den Rest Ihrer frei drehenden „Argumentation“ überfliege ich nur noch.

    Die Forschung sagt, dass Integrationsfähigkeit keine Korrelation zur Religion aufweist.
    Ich wohne nun seit 35 Jahren auf Sankt Pauli und sage Ihnen, Sie haben keine Ahnung!

  24. @ 21, Xennial:
    Dann muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Sie den Lügen der rechten Krawallpresse aufgesessen sind.
    Vergleiche z. B.:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kontroverse_um_den_Veggietag

    Oder auch hier bei übermedien, einfach mal danach suchen.

    tl;dr: Es war nie ein Zwang geplant, den hat Springer herbeiimaginiert. Auch das Verbot von Fleisch war eine Lüge der Springerpresse. Es ging um eine freiwillige Verpflichtung öffentlicher Kantinen zu einem Tag, an dem kein Fleisch zubereitet werden sollte.
    Auch in Göttingen wird man sich freiwillig verpflichtet haben. Alles was ich googelte, deutete exakt darauf hin. Und es finden sich viele positive Resümes aus Göttingen, u. A. zu „10 Jahre Veggie Day“ vor 2 Jahren.

  25. @Frank Gemein
    Welche Forschung genau sagt das?

    Sind für sie eine siebenstellige Zuwanderung, geschätzt über 3 Millionen Menschen (Quelle: destatis) keine „gewaltige Schar“?
    Wurden die Leute denn einzeln erfasst und kontrolliert?

    Beides sind Tatsachen und Sie bezichtigen mich hier jetzt – wie alle Linken – diffus „rechts“ zu sein, wenn ich das bedenklich finde.

    Wegen der Mordrate: da vergleichen Sie Äpfel mit Birnen. St. Pauli war schon immer ein spezieller Kiez, ähnlich wie Berlin-Kreuzberg.
    Besuchen Sie mal eine mittelgroße Stadt, ein bisschen Abseits von Ballungszentren!
    Sprechen Sie mal mit Lehrern, ob die eine Korrelation zwischen Kulturkreis und bestimmten Problemen herstellen.

    Warum denkt nach einem Messerangriff ohne weitere Information dazu niemand außer Luis Klammroth an einen australischen Austauschstudenten?

    Aber umgekehrt gefragt: nach Ihrem Dafürhalten ist also alles tutti? Integration passt bis auf ein paar Einzelfälle alles und der Islam macht nie und nirgendwo mehr Schwierigkeiten als andere Religionen / Ideologien?

  26. @ Xennial:
    Sie sollten mal ihr Weltbild überprüfen:
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/migration-zuwanderung-deutschland-studie-kosten-sozialstaat-li.3264196

    „Zuwanderer bringen ein Plus von 100 Milliarden Euro im Jahr“

    Übrigens wohne ich in einer 80k Stadt fernab von Ballungszentren. Ich spreche viel mit Akteueren der beruflichen Bildung. Im Gegensatz zu Ihren Insinuationen sehen die meisten Lehrkräfte das Problem in der Integration / Ghettoisierung. Nicht im „anderen Kulturkreis“ an sich.
    Ändert nichts daran, dass DE Zuwanderung braucht.

  27. @Xennial:
    Zum Beispiel hier:
    „Die Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass die Effekte von Religion für die Integrationsprozesse der betrachteten Zuwanderergruppen in Deutschland eher marginal
    ausfallen. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu anderen, weitaus gewichtigeren Faktoren wie den Sprachkenntnissen oder der Arbeitsmarktteilhabe. Dies heißt nicht, dass
    religiöse Aspekte gar keinen Einfluss auf die Integration von Zuwanderern in Deutschland ausüben. Auch in den vorliegenden Arbeiten zeigen sich vereinzelte Effekte wie
    zum Beispiel, dass eine stärkere Einbindung in religiösen Gemeinschaften unter neu
    nach Deutschland zugezogenen Muslimen aus der Türkei den Aufbau interethnischer
    sozialer Beziehungen positiv beeinflusst. Auch zeigt sich im Hinblick auf die Bildungsteilhabe, dass hochreligiöse evangelische Schüler*innen selbst unter Kontrolle
    sozioökonomischer und demographischer Kontrollvariablen signifikant häufiger ein
    Gymnasium besuchen als Schüler*innen anderer Religionszugehörigkeit. Und auch bei
    den aktuell Geflüchteten zeigt sich zum Beispiel, dass hochreligiöse muslimische Männer tendenziell eher traditionelle Geschlechterrollenbilder befürworten als weniger religiöse Personen oder Geflüchtete christlichen Glaubens. Die einzelnen Effekte sind jedoch allesamt eher als gering einzuschätzen, so dass die Arbeit insgesamt zu dem Ergebnis kommt, dass die Bedeutung von Religion für die gesellschaftliche Teilhabe von
    Zuwanderern in Deutschland in den Integrationsdiskursen der letzten Jahre überschätzt
    wurde.“
    https://repo.uni-hannover.de/server/api/core/bitstreams/5e98de08-414f-4ced-b375-0f6f210e4d2c/content

  28. Übrigens:
    https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Expertise_Hestermann_Herkunft_von_Tatverdaechtigen_in_den_Medien.pdf
    „2019 verweist fast jeder dritte Fernsehbeitrag zu Gewaltkriminalität auf die Herkunft der Tatverdächtigen (31,4 Prozent). Verglichen zu 2017 hat sich der Anteil der Berichte, die die Herkunft nennen, also fast verdoppelt. Von den 175 erwähnten Tatverdächtigen wurden 6 als explizit deutsch beschrieben (3,4 Prozent) und 49 als explizit nichtdeutsch (28 Prozent). Erneut zeigt sich eine deutliche Verzerrung der statistischen Daten: Laut PKS 2018 erfasste die Polizei mehr als doppelt so viele deutsche wie ausländische Tatverdächtige. Im Fernsehen hingegen kommen 2019 mehr als acht ausländische auf einen deutschen Tatverdächtigen. Damit werden ausländische Tatverdächtige 2019 in Fernsehberichten 19 Mal so häufig erwähnt, wie es ihrem statistischen Anteil entspricht.“

  29. „Sie werden es schwer haben, die von Ihnen vorgetragenen linken Klischees mit öffentlichen Politiker-Aussagen zu belegen.“
    Damit werden Sie wohl Recht haben, aber selbstverständlich wird man das „Vorfeld“ der Rechten hinzuziehen, wenn man die Ziele und Methoden der Rechten kritisieren will.
    Also bspw. NSU-Anschläge, Hitlergrüße von rechten Demonstranten und Influenzer wie Clownswelt.

    Dasselbe bei Linken nicht zu tun, wäre ja denkfaul.

    Bzw., wenn das, was (eher) linke Politiker sagen und wollen, nicht im Einklang mit dem steht, was linke Journalisten, Aktivisten und Influenzer sagen und wollen, dann ist diese große Uneinigkeit der wahre Grund, warum Linke niemanden erreichen.

  30. @Frank Gemein
    Der zitierte Text gendert mit Sternchen, das lässt auf das Ergebnis natürlich schon schließen. Und dazu kommt er dann auch und zwar mit einem lehrbuchhaften Logikbruch. Christliche / Weniger streng religiöse Migranten haben also ein weniger traditionelles Rollenbild als streng regliöse muslimische Migranten. So weit, so trivial. Auch bei Christen ist das nicht anders.
    Allein gibt es bei uns kaum noch derart strenge Christen, während vor allem diese Art von Einwanderer es zu uns schaffen und dann auch mehrheitlich jüngere Männer sind.

    Es streift nur am Rande die Problematik, die @Anderer Max hier gerne separat behandelt wissen will, die aber erst in Kombination das Problem ausmacht. Die Ghettoisierung geschieht deswegen so, weil viele Einwanderer mit gleichem sprachlichen, religiösen und kulturellem Hintergrund an einem Platz leben und sich aneinander orientieren.
    Wenn diese Kinder dann in einer Regelschule in großer Zahl präsent sind, Deutsch selten gebraucht haben und auch sonst kaum Kontakte zu Einheimischen bestehen, … na was sollte da schon passieren? Das ist aber eine Bringschuld der Einwandernden!

    Und so wird der soziokulturell-religiöse Faktor plötzlich zum Identitätsmerkmal; mit unserer eigenen Identität haben wir „Bio“deutschen ohnehin so unsere Schwierigkeiten. Und gerade unter den weniger gemäßigt Linken gibt es auf diese Identitätsfrage eine regelrechte Wut.

    Aber nur weil „die Rechten“ (böse, schlimm) pauschal alles Fremde ablehnen und ausschaffen wollen, ist der Ansatz ständig und unreflektiert alles Fremde zu begrüßen und hierhalten zu wollen, nicht per se klug!

    Zum Spaß würde ich ja gerne mal eine Korrelation zwischen der Position der Satschüssel und einem Integrations-Potentialquotienten erstellen.

  31. @anderer Max:
    wenn ich freiwillig entscheide, an einem Tag in der Woche das vegetarische Gericht der Kantine zu essen, ist das mein freiwilliger Veggie-Tag.
    Wenn die Kantine aber freiwillig darauf verzichtet, mir nicht-vegetarisches Essen anzubieten, und ich esse vegetarisch, ist das nicht MEIN freiwilliger Veggie-Tag.
    Derselbe Unterschied, ob jemand freitags freiwillig Fisch ist oder ob die katholische Einrichtung das nicht anders ermöglicht.

    @alle Kommentierenden hier, die sich als links verorten, im Artikel steht über die (unscharf definierte) Linke:
    „Sie geht davon aus, dass jenseits von ihr gar keine anständigen Menschen mehr existieren.“
    Der ganze Rest mit Gendern, Veggietag und wasauchimmer ist vielleicht wirklich Kleinkram und schlechte Kommunikation, aber das scheint mir der Kern des Problems zu sein.
    Nennen Sie bitte je eine Person, die Sie definitiv als NICHT-links betrachten, aber für einen anständigen Menschen halten. Und bitte möglichst aus Politik, Medien oder sonstiger Prominenz, nicht „Ich habe nichts gegen Rechte, einige meiner besten Freunde…“.

  32. @Xennial: Es ist schon beeindruckend, wie viel Energie Sie für die Reaktionen auf die Kommentare hier aufbringen, also schon mal Hut ab! ;-)

    Ich verlängere die Diskussion nicht unnötig und gehe nur noch auf wenige Punkte ein, wollte nur noch zu bedenken geben: Wenn man schon das Geschichtsbuch aufschlagen muss, um Beispiele für dogmatische links-grüne Ideen zu finden, dann sieht man schon, dass der aktuelle populistische Furor zum Großteil selbst entfacht wurde.

    Es hat übrigens auch keiner gesagt, dass Linke nicht auch dogmatisch sein können! Ja klar können sie das. Aber das mit der angeblichen links-grünen Dauerbelehrung, gegen die man unbedingt rechts aufrüsten muss, ist dann eben doch ein Luftschloss und eine mediale Nebelkerze.

    Belehrung ist eben ein politischer Kampfbegriff. Man könnte jetzt einfach dasselbe zurückspielen: Vielleicht fühle ich mich belehrt, dass überall Autos sein sollen und ich als Fußgänger keinen Platz habe. Dass ich nicht schneller Fahrradwege bekomme. Dass angeblich alle Deutschen Autofahren lieben, dass alle Fleisch lieben, etc. BELEHREND!!! Das ist also eine Frage der Perspektive und kein besonders schlagendes Argument.

  33. Zu Mycrofts Zitat hier:
    „Damit werden Sie wohl Recht haben, aber selbstverständlich wird man das „Vorfeld“ der Rechten hinzuziehen, wenn man die Ziele und Methoden der Rechten kritisieren will.“

    kam gerade heute in der Springerpresse (WELT) ein Kommentar von Eckhard Jesse:

    „Im Gegensatz zur AfD taucht die Linkspartei im Verfassungsschutzbericht des Bundes nicht mehr auf. Dabei radikalisiert sich die Partei gerade. Dass sogar die CDU ihren Hang zum Extremismus ausblendet, hat einen Grund.“

    Nachweis: https://www.welt.de/debatte/plus68b594a1cf33b514cb80e25b/Linkspartei-Der-blinde-Fleck-unserer-Demokratie.html

    Genannt werden dann die radikalen Elemente, die es bei der Linken sehr wohl noch gibt und die auch in Teilen häufig Gewaltbereitschaft gezeigt haben.

  34. „Aber das mit der angeblichen links-grünen Dauerbelehrung, gegen die man unbedingt rechts aufrüsten muss, ist dann eben doch ein Luftschloss und eine mediale Nebelkerze.“
    Wo habe ich den DAS geschrieben. Ab „…gegen die…“ hat einzig Ihr Gehirn das hinzugefügt, was Sie für richtig halten!

    Meine Aussage war, dass das der Grund ist, weshalb selbst gute ursprünglich linke Ideen nicht verfangen und beliebt sind und Rechte bis Rechtsextreme mit derart plumpen Strategien solchen Erfolg haben.

    „Es ist schon beeindruckend, wie viel Energie Sie für die Reaktionen auf die Kommentare hier aufbringen, also schon mal Hut ab! ;-)“

    Ist nicht viel Energie und ich habe Freude daran. Sonst würden Sie hier ja auch nicht antworten.

    Zum Thema „Geschichtsbuch aufschlagen“, worauf soll das bezogen sein? Ich habe Beispiele genannt, die in den Parteien nach wie vor eine Rolle spielen.

    Zum Thema „Belehrung“ schreiben Sie:
    „Vielleicht fühle ich mich belehrt, dass überall Autos sein sollen und ich als Fußgänger keinen Platz habe.“
    Absolut falsche Analogie. Vielmehr wäre das, wenn jemand Ihnen Dummheit, Rückständigkeit und schlechten Charakter bescheinigen würde, weil Sie zu Fuß gehen wollen.

    Mycrofts Frage finde ich interessant: „Nennen Sie bitte je eine Person, die Sie definitiv als NICHT-links betrachten, aber für einen anständigen Menschen halten.“
    Mir fällt da auf Anhieb Gerhard Baum ein, der aber immerhin noch „linksliberal“ genannt werden kann.
    Oder auch ein großer Liberaler, Hans-Dietrich Genscher.

  35. @33: Sie können ja auch freiwillig die Kantine wechseln. Ich frage mich ja immer, ob ich dann tatsächlich Opfer sein möchte. Ich glaube, wenn ich kein Opfer von Kantinendiskriminierung werden will, dann schaffe ich das auch, keines zu werden.
    Aber diese Denkweise scheint mir langsam auszusterben.

  36. @ #32: „gerne separat behandelt wissen will“
    Nein, will ich nicht. Wie Sie schon sagen, baut das eine auf dem anderen auf. Es ist komplex.
    Dass es eine alleinige Bringschuld der Einwanderer ist, sehe ich nicht so, aber darüber kann und sollte man streiten.

    Sie starteten mit:
    „Besuchen Sie mal eine mittelgroße Stadt, ein bisschen Abseits von Ballungszentren! Sprechen Sie mal mit Lehrern, ob die eine Korrelation zwischen Kulturkreis und bestimmten Problemen herstellen.“
    Hier bezichtigen den Kulturkreis an sich. (Auf das rhetorische Mätzchen, diese Bezichtigung den „Lehrern“ an sich in den Mund zu legen, gehe ich mal nicht ein). Das Problem ist einfach komplexer. Dass Sie das auch verstehen, merkt man aber erst nach der Replik in #32.

  37. „Nennen Sie bitte je eine Person, die Sie definitiv als NICHT-links betrachten, aber für einen anständigen Menschen halten.“
    Karl-Josef Laumann
    Angela Merkel
    Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

    Drei so aus dem Stegreif.

    Ich halte ja sogar Jörg Meuthen für einen anständigen Menschen, mit dem ich lediglich 0% der politischen Ansichten teile.

  38. @Xennial:

    Als Gegenargument zu einer wissenschaftlichen Arbeit wird auf Gendersternchen und Trivia verwiesen, aber keinerlei Argument gebracht.
    So weit so erwartbar.

    Halten Sie sich doch weiter an Anna Schneider. Das scheint so ihr Niveau zu sein.

  39. @Mycroft:
    „Sie geht davon aus, dass jenseits von ihr gar keine anständigen Menschen mehr existieren.“

    Das ist doch nur ein Trick, um jegliche Kritik als unlauter abzublocken, ohne inhaltlich zu irgendetwas Stellung beziehen zu müssen.
    Der ganze dumme Kulturkriegs Schmonz in einem Satz.

  40. „@33: Sie können ja auch freiwillig die Kantine wechseln.“ Die meisten Arbeitgeber bieten höchstens eine Kantine je Standort an. Aber ja, ich kann auch zur Dönerbude gehen, oder zum Curry-Wurst-Stand. Oder zu einem anderen Arbeitgeber. Der Begriff der „Freiwilligkeit“ wird hier aber trotzdem etwas überdehnt.

    „Ich glaube, wenn ich kein Opfer von Kantinendiskriminierung werden will, dann schaffe ich das auch, keines zu werden.“ Persönlich kann es mir egal sein, ich arbeite nicht beim öffentlichen Dienst o. ä., aber selbst wenn, wäre es natürlich keine „Diskriminierung“. Nur halt der Versuch, mich zu maßregeln, weil man zu faul ist, mir mit Argumenten zu kommen, oder das Risiko vermeiden will, mich nicht überzeugen zu können.

    @Frank Gemein:
    „Das ist doch nur ein Trick, um jegliche Kritik als unlauter abzublocken, ohne inhaltlich zu irgendetwas Stellung beziehen zu müssen.“
    Der andere Max konnte aus dem Lameng mehrere Personen nennen, denen er trotz anderer politischer Ansichten Positives abgewinnen kann.
    Sie werden das niemals tun.

  41. @Frank: Das Gendersternchen in dieser wissenschaftlichen Arbeit, sofern es denn eine ist, habe ich nur als Indikator für die Conclusio hergenommen. Und ich lag doch richtig, nicht wahr?

    Die Kritik an der Herleitung hatte ich formuliert, müssen Sie wohl überlesen haben.

  42. @Xennial
    „Die von Ihnen als progressiv bezeichneten Parteien Grüne und Linke haben den Hang dazu, sozialistische Lösungen für die Probleme anzubieten. Wer z.B. für sich zu dem Schluss kommt, dass ein e-Auto nicht in Frage kommt, wird als „Diesel-Dieter“ verunglimpft.“
    .
    .
    Gibt es ein Universum, in dem diese beiden Sätze inhaltlich zusammenpassen? Eine „sozialistische Lösung“ soll also sein, jemanden „Diesel-Dieter“ zu nennen?

    Im letzten Jahrtausend war das klar: Die Linken sind die Antipoden der Reichen.
    In der Selbstdarstellung immer. In der Praxis meistens.

    Aber wie das so ist, die Welt dreht sich weiter.
    So um die Jahrtausendwende fing das wohl an. Erst langsam, und dann seit Obama immer schneller.
    Auf einmal haben Milliardäre öffentlich sinniert, wie man den Kapitalismus überwinden kann. Apple Chef Tim Cook hat irgendwo rausgelassen, der freie Markt ist ja nicht schlecht, aber ein System der staatlichen Planung und Leitung würde ihm besser gefallen.
    Solche Dinger.

    Komplementär haben die Linken ihren Hass auf die Reichen immer mehr zurückgefahren. Ab und zu blitzt das noch auf, aber mehr als sentimentale Erinnerung an die goldenen Zeiten, man merkt, das ist nicht ernstgemeint.
    Und manchmal gibts eine Reminiszenz an das proletarische Brauchtum. Doch wie authentisch kommt das rüber, wenn Philipp Türmer seinen Parteitagsrede mit „Glück auf“ beendet?

    Dabei kann man gar nicht unterstellen, dass die Linken generell das hassen eingestellt hätten. Nur das Objekt hat sich geändert. Seit einigen Jahren geht’s nicht mehr gegen die – hach, das waren noch Zeiten – raffgierigen Kapitalistenshweine. Stattdessen vergießen sie Gift und Galle über weiße Menschen. Weniger gegen Personen mit Uterus, aber volle Kraft gegen Personen mit Penis.
    „Alte weiße Männer“ hört man da. Und „toxische weiße Männer“.
    Das ist zwar rassistisch, was ja die Linken angeblich nicht sind. Doch gegen den Rassismusvorwurf haben die sich immunisiert mit der Behauptung, es gibt keinen Rassismus gegen Weiße. Weißen Menschen wird einfach mal so das Menschsein abgesprochen. Die können ihre vermeintlichen Rechte übers Tierschutzgesetz einklagen.
    Dazu passt auch der Beschluss der Bundestagsmehrheit, dass Ausländer die Deutschen als Köter charakterisieren dürfen, die Deutschen die Ausländer hingegen nicht.
    Es folgt der Logik. Wäre ja noch schöner, wenn Köter die gleichen Rechte hätten wie Menschen.

    Die Reichen haben es geschafft, die Klassenkampfmarxisten in Kulturmarxisten umzumodeln. Wie oft kommt das vor, dass die Schläger und Brandstifter der Demokratieförderung gegen Reiche vorgehen? In der Regel geht’s gegen weiße Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Lohnarbeit verdienen. Zzgl. gegen die Reichen, die dem deep state (den es gar nicht gibt, ich weiß, rechte Verschwörungserzählung) nicht passen. Gegen die Fabrik von Elon Musk sind die mit durchaus robusten Methoden vorgegangen.
    Die Täter sind jetzt alle im Gefängnis. Oder?

    In diesem Universum leben wir. Das ist das Universum, in dem die Milliardenumverteilung von den Arbeitenden zu den Superreichen von den Linken nicht mehr kritisiert, sondern gefördert wird.

    Vor ein paar Wochen hatte ich hier gepostet, dass die Bundesregierungen in den letzten 20 Jahre der Bill & Melinda Gates Stiftung über 3 Mrd. Euro geschenkt haben.
    Hier war die einzige Reaktion, ich soll mich nicht so wichtigmachen, das ist allgemein bekannt.

    Und außerhalb dieser Plattform – Welche Linken haben diesen Milliardenbetrug missbilligt, oder gar versucht zu verhindern?

    Wenn direkte Geldgeschenke nicht opportun sind, werden die Milliarden eben über andere Schienen verschoben, z.B. Elektromobilität, Klami, Menschenwürde, Corona usw.
    Habeck hat der Pleitefirma Northvolt mal eben so 600 Mio hinterhergeschossen. Warum auch nicht, von Protesten hört man allenfalls im Hinterzimmer des Internet – von den verhassten Rechtspopulisten.
    Furchtbar diese Rechten, gönnen die Reichen einfach nicht die Milliardengeschenke. Die Linken sind schon lange nicht mehr so geizig.

  43. @Mycroft: Wenn ich jetzt Daniel Günther und Michel Friedman aufschreibe, beweist das dann, dass Linke eben sehr wohl anständig sind? Ok. Daniel Günther und Michel Friedman. Diskussion gewonnen, yay!
    Und nun schreiben Sie mal ein paar nicht-Rechte auf, die Sie für anständig halten und dann haben wir alle Namedropping gemacht und sind auch kein Stück weiter, aber immerhin.

    @Xennial: „Lesen Sie gefälligst weiter, wenn jemand Beleidigungen ausspricht“ vs. „Da ist ein Sternchen, da lese ich gar nicht weiter weil’s eh gelogen ist“ ist schon wirklich ein bisschen witzig. Fast so witzig wie „Rechnen Sie mal nüchtern aus, was bei Degrowth mit der Wirtschaft passiert“- rechnen Sie mal aus, was bei gleichbleibendem Konsum mit der Welt passiert, ganz nüchtern. Oder wie unsinnig efuels sind. Da gibt’s sogar Artikel, die keine Sternchen nutzen. Oder fragen Sie die Lehrkräfte, mit denen Sie ja angeblich so oft reden, die unterrichten z.B. im Fach Geographie, dass an solchen Konzepten wie Degrowth kaum ein Weg vorbeiführt, wenn die vor ihnen sitzenden Kinder auch noch was von der Welt haben wollen. Ob’s nun muslimische Kinder sind oder nicht (wie erkennen Sie das eigentlich? An der Haarfarbe?)

  44. „@Frank: Das Gendersternchen in dieser wissenschaftlichen Arbeit, sofern es denn eine ist, habe ich nur als Indikator für die Conclusio hergenommen. Und ich lag doch richtig, nicht wahr?

    Die Kritik an der Herleitung hatte ich formuliert, müssen Sie wohl überlesen haben.“
    Eine Conclusio (offenbar angebracht, um wichtig zu klingen) ersetzt keine Argumente. Sie behaupten viel, belegen aber Nullkommagarnix.

    Das ist eine verbreitete Krankheit im rechten Lager: die Annahme, man spreche die Mehrheitsmeinung aus, die einem der „gesunde Menschenverstand“ diktiere.
    Nur – Mehrheitsmeinungen sind nicht automatisch anständig oder demokratisch. Spätestens die Jahre 1933–45 sollten uns das gelehrt haben. Anständig und demokratisch zu handeln erfordert Arbeit: Bildung, Informiertheit und kritisches Denken.

    Wie schief es laufen kann, wenn man sich stattdessen auf vermeintlichen „gesunden Menschenverstand“ verlässt, sehen wir aktuell in den USA. Aber auch Ungarn, die Türkei oder Russland sind Beispiele, die uns näher liegen.

    Der „gesunde Menschenverstand“ wird chronisch überschätzt. Menschen tun sehr dumme Dinge – und Zivilisation bedeutet, diese Dummheiten einzuschränken und abzubauen. Schwule einzusperren, Schwarze nicht auf weiße Schulen zu lassen, Transmenschen Anerkennung und Behandlung zu verweigern,
    oder den Inhalt einer Dissertation aus einer missliebigen Schreibweise abzuleiten – all das wurde und wird mit „gesundem Menschenverstand“ gerechtfertigt.

    Oder nehmen Sie die Praxis, erfolgreiche Schüler:innen, dringend benötigte Pflegekräfte oder Facharbeiter – ob ausgelernt oder in Ausbildung – mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen, in ein Abschiebeflugzeug zu setzen, nur damit „Quoten“ erfüllt werden und der Pöbel Ruhe gibt. Am leichtesten trifft es dabei immer die Anständigen.
    Gesunder Menschenverstand.

  45. @Frank Gemein
    Wenn Sie meinen Beitrag, bzw. ich habe es für Sie ja extra wiederholt, nicht selektiv gelesen hätten, dann hätten Sie auch verstanden, dass die Schreibweise einen Hinweis (keinen Be-weis) für die eigene Haltung des Autors ist. Es kann aber auch die (angeblich ja nicht existierende) Vorschrift sein, in solchen Arbeiten die ideologische Schreibweise zu verwenden.
    Zum Inhalt hatte ich mich auch geäußert und zwar mit Logik und Aussagen, die ich belegt habe bzw. die sich leicht belegen lassen.

    Ihre Behauptung, dass „an Konzepten wie Degrowth kein Weg vorbei führt“ zeigt, dass Sie wohl die Einstellung teilen, die ich beim Autor dieses Essays auch vermute. Das macht sie aber nicht richtig. Ihre Argumentationslinie zeigt, dass sowohl haltlose Behauptungen als auch Whataboutism eben kein Monopol der dummen Rechten sind.

    Was die Abschiebungen angeht, bin ich der Auffassung, dass sobald feststellt, dass jemand ausreisen muss, derjenige auszureisen hat. Wenn derjenige eine Fachkraft in Arbeit ist, wie Sie hier pauschal behaupten, dann sollte es auch kein Problem sein, ein Bleiberecht zu begründen.
    Wenn derjenige straffällig wird, dann sollte es aber auch kein Problem sein, denjenigen sofort außer Landes zu schaffen und an der Wiedereinreise dauerhaft zu hindern!
    Wenn das für Sie „rechtes Geblubber“ ist oder kein „gesunder Menschenverstand“, dann sollten Sie an Ihrem zweifeln. Den scheinen sie ja – typisch – für moralisch und intellektuell überlegen zu halten. Genau das, was die linken Parteien durchweg unsympathisch und arrogant erscheinen lässt und die AfD stark macht. (Und zack ist der Vogel Strauß-Kopf wieder im Matsch, richtig?)

  46. @FrankD
    „Gegen die Fabrik von Elon Musk sind die mit durchaus robusten Methoden vorgegangen. Die Täter sind jetzt alle im Gefängnis. Oder?“
    Gleiches kann ich über einen Freund berichten, der im Tagebau Hambach arbeitet. Als plötzlich „Hambi“ in den Medien allgegenwärtig wurde, unisono als „friedliche Besetzung in Baumhäusern, gestört nur von der bösen, übergriffigen Polizei“ beschrieben, finge es an.
    Autos der Mitarbeiter wurden beschädigt, teils lebensgefährlich: die Radmuttern wurden gelockert! Die Leute wurden auf dem Weg angepöbelt, man folgte ihnen bis nach Hause… Sehr friedliebende, gute Menschen!

    Berichterstattung? { }

    Ja, die „Identitätspolitik“ hat die linken Parteien übernommen. Vorangetrieben wird das paradoxerweise von denjenigen, die wohl die privilegiertesten Puderkinder überhaupt sind! Der Klassiker ist die drinnen Mütze tragende Mittzwanzigerin, die mit Gangsta-Rap aus dem iPhone im Ohr bei Starbucks sitzt und gegen Privilegierte anschreibt.

    Aber die Linke (Partei) hat ja offenkundig nicht so sehr die Probleme mit „Hämmern“ und der dahinterstehenden Botschaft. Die Distanzierung einer Podiumsdiskutantin, die „Reiche erschießen“ wollte, war auch nicht wirklich überzeugend. Da ist schon noch Platz für Klassenkampfnostalgie.

  47. „Wenn ich jetzt Daniel Günther und Michel Friedman aufschreibe, beweist das dann, dass Linke eben sehr wohl anständig sind?“
    Das hat nichts damit zu tun, ob Linke „anständig“ sind. Das hat nur damit zu tun, ob der oder diejenige Linke nicht-Linke als Gegner sieht, die es zu bekämpfen gilt, oder als Menschen, die er oder sie überzeugen könnte.
    Denn – und das gilt nicht nur für Linke – wenn man letztere Einstellung durchscheinen lässt, dann merkt man das und reagiert entsprechend.
    Man kann sich drüber streiten, ob der Fehler darin liegt, alle außer Linke als Gegner zu sehen, oder in der Unfähigkeit, genug Kreide zu fressen, dass die anderen das nicht merken. Aber eines davon ist der Fehler, den sehr viele Linke machen und damit den anderen Knüppel zwischen die Beine werfen. Suchen Sie’s sich aus.

    „Und nun schreiben Sie mal ein paar nicht-Rechte auf, die Sie für anständig halten.“
    Gerne:

    Müntefering
    Lauterbach
    Pistorius
    Brandt

    ich könnte damit den ganzen Tag weitermachen.

  48. @Xennial:
    „Zum Inhalt hatte ich mich auch geäußert und zwar mit Logik und Aussagen, die ich belegt habe bzw. die sich leicht belegen lassen.

    Sorry, aber das ist eine glatte Lüge.
    Sie argumentieren im Stil eines „Das weiß man doch“. Jeder einzelne Punkt ließe sich leicht sezieren – und bei genauer Betrachtung sieht er sofort anders aus.

    Beispiel Ghettoisierung:
    Sie behaupten, Ghettoisierung sei eine zwangsläufige Folge des Zuzugs bestimmter Ethnien oder Religionen. In Wirklichkeit sind sogenannte „Ghettos“ in erster Linie ein soziales Phänomen:

    Hohe Mietpreise zwingen bestimmte Gruppen in bestimmte Viertel.

    Vermieter verweigern ihnen systematisch den Zugang zu anderen Wohnungen.

    Vorschriften und Infrastruktur schränken die freie Wahl zusätzlich ein.

    Sie machen daraus:

    „Die Ghettoisierung geschieht, weil Einwanderer mit gleichem sprachlichen, religiösen und kulturellen Hintergrund zusammenleben.“

    So weit, so unterkomplex.

    Natürlich gibt es Clusterbildungen – jedes Chinatown, jedes Little Italy in den USA belegt das. Aber: Familien, die vor drei Generationen aus der Türkei eingewandert sind (weil sie damals ausdrücklich angeworben wurden), haben rationale Motive: gute Schulen für die Kinder, erreichbare Arbeitsplätze, Ganztagsbetreuung. Religiösität mag im Durchschnitt stärker ausgeprägt sein, aber sie spielt bei weitem nicht die dominierende Rolle, die Sie unterstellen.

    Und wenn ich ein Beispiel aus meiner eigenen Umgebung nenne, in der ich seit 35 Jahren lebe, dann ist das für Sie natürlich sofort die „Ausnahme“.

    Das eigentliche Problem ist:
    Sie glauben nicht an unsere Zivilisation, nicht an unsere Kultur und nicht an unsere Demokratie. Sie halten all das für zu schwach. Deshalb wollen Sie „Fremdkörper“ mit drastischen Mitteln fernhalten – aus der Annahme heraus, diese seien stärker, ursprünglicher, gefährlicher als die angeblich „dekadenten“ westlichen Gesellschaften.

    Ich dagegen vertraue auf unsere Kultur und unsere Demokratie. Ich glaube, dass sich das demokratische Miteinander durchsetzt – wenn man Menschen ein anständiges Leben ermöglicht. Weil es schlicht die bessere Idee ist.

  49. „Interessant“ wie sich @Xennial an den ganzen Kulturkampfthemen der sogenannten AfD abarbeitet und gleichzeitig versucht sich von eben dieser Partei zu distanzieren. Ebenfalls wird immer wieder, mehr oder weniger geschickt, die restliche Propaganda eben jener Partei eingeflechtet und ihr Name erwähnt. So entsteht bei mir der Eindruck der Eindruck einer gezielten Kampagne. Denn leider stelle ich in letzter Zeit in diversen Kommentarspalten gehäuft fest, dass es Diskussionsteilnehmer gibt, die ähnlich agieren. Sie geben vor nicht für, sondern gar gegen eben jene Partei zu sein. Dann kommt aber das „aber…“
    es folgen die ganzen Pro-AfD-Argumente, Kulturkampfthemen werden en masse adressiert und zumeist ist die Ausdrucksweise gegen „links“ und oder „grün“ in einem sehr (ab)wertenden Duktus gehalten. Manchmal ist die Reihenfolge genau anders rum, kommt aber für mich aufs gleiche raus.

  50. „Lastenrad, Veganismus, Gendern: Ein „übermedien“-Kommentator versucht, den Erfolg der Neuen Rechten zu erklären – und schreibt einen populistischen Text voller Klischees über Linke.“

  51. @Xennial: Nix Whataboutism. Degrowth haben Sie zuerst in die Diskussion eingebracht, siehe Nr. 13. Nicht ablenken. Schreiben Sie doch stattdessen, wenn Ihre Argumente so viel besser sind, wie bei schwindenden Ressourcen derselbe Ressourcenverbrauch *nicht* dazu führen wird, dass die Ressourcen aufgebraucht werden. Das würde mich wirklich interessieren.

    @Mycroft: Ja, das Wort ‚anständig‘ war etwas spitz formuliert, aber Sie wissen doch, was ich meine. Es beweist wenig, wenn Sie Linke und ich Konservative nenne, die man für vernünftige oder sympathische oder integre Menschen hält. Der Konflikt läuft ja auch nicht zwischen Linken und Konservativen innerhalb des demokratischen Spektrums. Mir fallen aber tatsächlich keine *Rechten* ein, die ich für integre Menschen halte. Aber ich vermute, dass Ihnen das ähnlich geht. Ich stoße mich aber an Ihrer Aussage, dass Linke alle nicht-Linken als zu bekämpfende (und nicht diskursfähige) Gegner sehen (und wie sehen Sie das andersherum, pauschalisieren da andere gegen Linke nicht oft vielmehr?). Ich glaube vielmehr, dass Linke da schon sehr unterscheiden zwischen Konservativen und Rechtsextremen. Mit Konservativen diskutiere ich gerne, da ist ja auch der Diskussionsrahmen, das Vertrauen auf Fakten und der Umgang miteinander gegeben. Mit Rechten diskutieren ist etwas anderes, da dort das oben Genannte nicht mehr in einem gemeinsamen Rahmen ist. Sie und ich sehen das mit den Gendern unterschiedlich, aber man kann darüber diskutieren. Bei ein paar anderen im Forum ist das nicht gegeben.

  52. „Ja, das Wort ‚anständig‘ war etwas spitz formuliert, aber Sie wissen doch, was ich meine.“
    Ich habe Zweifel, dass Sie wissen, was ich meine.

    „Der Konflikt läuft ja auch nicht zwischen Linken und Konservativen innerhalb des demokratischen Spektrums.“
    Ruhs wurde zwei Artikel weiter als „rechts“ bezeichnet, auch wenn sie meiner Wahrnehmung nach eher konservativ (und wahrscheinlich CDU-Wählerin) ist. Insofern habe ich schon den Eindruck, dass nicht nur unklar ist, wer mit „die Linken“ gemeint sein soll, sondern auch, wer „die Rechten“ sind.

    „Ich stoße mich aber an Ihrer Aussage, dass Linke alle nicht-Linken als zu bekämpfende (und nicht diskursfähige) Gegner sehen…“
    Nicht wenige von denen sind wirklich nicht diskursfähig, aber viele Linke scheinen nicht an einem Diskurs interessiert zu sein. Mal anders gefragt – gilt die SPD noch als links? Wenn ja, waren linke Politiker an jeder dt. Regierung in diesem Jahrtausend beteiligt außer Merkel II. Von welchem Verlust an Macht oder Einfluss der Linken reden wir dann eigentlich?

    „(und wie sehen Sie das andersherum, pauschalisieren da andere gegen Linke nicht oft vielmehr?)“
    Das mag sein – halten Sie das für eine Strategie, die man unbedingt kopieren müsste? Nebenbei, Rechte sagen, dass Rechte zu wenig Einfluss hätten, Linke behaupten, dass Linke zu wenig Einfluss hätten. Manche Leute haben auf diese ewige Opferolympiade keinen Bock mehr.

  53. „Zuwanderer bringen ein Plus von 100 Milliarden Euro im Jahr“

    Natürlich können Sie so was posten. Verfassungsrechtlich ist das zulässig.
    Der interessantere Aspekt ist die Frage, was Sie damit bewirken, wen Sie erreichen wollen.

    Vor zehn Jahren, „Refugees welcome!“, gab es sehr viele, die das geglaubt haben.
    Unterdessen weiß jeder, es stimmt nicht.
    Sie wissen es. Ich weiß es. Jeder weiß es.
    So wie die Migration in Deutschland durchgezogen wird, kostet uns das um die 100 Milliarden Euro im Jahr.

    Aber bitte, mir soll es recht sein. Je offener der linksgrüne Mainstream lügt, umso eher werden wir das hoffentlich los.

  54. »Sie wissen es. Ich weiß es. Jeder weiß es. So wie die Migration in Deutschland durchgezogen wird, kostet uns das um die 100 Milliarden Euro im Jahr.«

    Und das von meinen Zwangssteuer- und Rundfunkbeiträgen! Ich bin empört und erschüttert!! Gleichzeitig gebe ich zu, dass ich Migration mittlerweile alleine deshalb schon goutiere, weil das alleinige Zusammenleben mit deutschnationalen Klischeeschleudern wie Ihnen und Kolleg:in Xennial unsagbar langweilig zu werden verspricht.

  55. „Die SPD ist nach gängiger politikwissenschaftlichen Betrachtung ziemlich nah der Mitte.“
    Wenn das so ist – warum sollten Menschen, die nach gängiger politikwissenschaftlicher Betrachtung mittig verorten, überhaupt über den mangelnden Einfluss von Linken Sorgen machen?

  56. Kommentar auf die Kommentare hier, nicht auf den Beitrag.

    A –
    Konservative gelten also nicht mehr als „rechts“? Seit wann? Genau diese begriffliche Verschiebung schwächt die vielbeschworene Brandmauer zur AfD. Traditionell hieß: Union = konservativ, AfD = rechts. Wenn sich nun aber Teile der Union als „rechts“ verstehen dürfen, dann entsteht zwangsläufig eine ideologische Schnittmenge. Natürlich gab und gibt es Grenzfälle: Polenz, Blüm oder Geißler beweg(t)en sich im Grenzbereich zum Progressiven. Aber die „Julia-Twins“ Ruhs und Klöckner verkörpern – nach jeder gängigen Definition – eindeutig die rechte Flanke.

    B –
    Ebenso zum Ritual geworden wie das Berechnen der „Kosten des Klimaschutzes“ ist mittlerweile das Rechnen mit den „Kosten der Migration“. Experten, Zahlen, Methoden – je nach politischem Auftrag kommt stets das gewünschte Ergebnis heraus. Auffällig ist allerdings, dass das rechte Lager traditionell deutlich großzügiger mit Fakten umgeht als das linke.

    Ein Blick nach Japan zeigt, wohin eine Politik der strikten Migrationsverweigerung führt:
    [Auf dem Weg ins Altersheim vernichtet Japan seinen Wohlstand](https://www.derstandard.de/story/2000143966589/auf-dem-weg-ins-altersheim-vernichtet-japan-seinen-wohlstand)
    .

    Wirtschaft ist eben keine exakte Naturwissenschaft. Je nach Datenbasis kann man Ergebnisse drehen und wenden. So erhöht selbst eine Flutkatastrophe kurzfristig das BIP. Wer Migration verhindert oder bremst, fördert langfristig eine Gerontokratie – sicher nicht im Sinne der Jungen, wie es die Kritiker behaupten.

    Natürlich kostet Migration. Pflegekräfte zum Beispiel müssen bezahlt werden. Aber die Alternative, Menschen unterzuversorgen, ist gesellschaftlich wie ökonomisch teurer. Sozialstaatliche Ausgaben fließen fast vollständig in den Wirtschaftskreislauf zurück: positiv für Produktion und Dienstleistungen, weniger erfreulich für renditegetriebene Kapitalmärkte. Der eigentliche Konflikt verläuft daher nicht zwischen „Alt und Jung“, sondern zwischen Besitzenden und jenen, die vom eigenen Einkommen leben.

  57. @Frank Gemein
    Ich glaube, die wenigsten wollen komplett alle Grenzen luftdicht haben. Wenn man abseits vom Netz mit AfD-Wählern redet, dann wären die meisten zufrieden, wenn man Migration auf Leute beschränkte, die eben wirklich arbeiten gehen und deren kultureller Hintergrund hier nicht zu Konflikten führt.

    Die Behauptung, das wäre schon so oder zum größten Teil, stimmt einfach nicht. Und dass z.B. die Flüchtlinge aus Syrien wieder gehen werden, nachdem Assad weg ist, stimmt auch nicht.

    Der Anteil derjenigen, die ein rein ethnisch „biodeutsches“ Deutschland will, verhält sich glaube ich genauso wie der der früheren NPD-Wähler. Unter 1%.

  58. Ich sage es sind über 10%. Oder über 20? Drölf? Ist halt alles Meinung.
    Gibt es Umfragen unter AfD-Wählern?

    Wir können alle hier über ungelegte Eier sprechen, aber die von mir nun zweimal gepostete Studie von Prof. Martin Werding ist die erste, „die auch die Auswirkungen von Migration auf die zukünftige Wirtschaftsleistung mit einbezieht.“ Deshalbkommt hier auch (@Frank Gemein) nicht “ das gewünschte Ergebnis heraus.“ sondern erstmals ein etwas seriöseres, das nicht nur Kosten sieht.

    Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit dieser Studie wurde ja auch schon bestätigt. :D

  59. @Xennial:
    Die Vorstellung, Deutschland könne sich mit spitzen Fingern die allerbesten Fachkräfte herauspicken und mit dem Rest nach Belieben verfahren, gehört eigentlich zur Definition deutscher „Leitkultur“. Keine Eigenart beschreibt die identitätspolitisch überladene Klientel hierzulande besser.

    Was vielen AfD-Wählern dabei entgeht:
    Wenn ärmere Bevölkerungsschichten durch „Remigration“ ausgedünnt werden sollen, muss man diese Schicht wieder auffüllen. Denn sie ist systemisch wichtig, um Druck auf Arbeitnehmer:innen aufrechtzuerhalten. Genau deshalb wird das Bürgergeld bis zum Erbrechen als „Problem“ verhandelt. „Abstand zur arbeitenden Bevölkerung wahren“ heißt in Wahrheit: „Wir brauchen Menschen, die für viel zu wenig Geld unzumutbare Jobs machen – in ständiger Angst vor dem sozialen Absturz.“

    Diejenigen, die sich selbst stolz „biodeutsch“ nennen, landen so in der Rolle von Ersatzausgebeuteten – und merken nicht, wie sie instrumentalisiert werden. Vor hundert Jahren trug dieselbe Dynamik braune Hemden.

    Und noch etwas:
    Ausländische Fachkräfte meiden Länder, in denen Landsleute rassistisch behandelt werden. Auf Dauer lassen sie sich auch nicht mit höheren Gehältern ködern. Wir haben vor hundert Jahren unter dem Nationalsozialismus schon einmal den zivilisatorischen Anschluss verloren – und sind kulturell verarmt. Eine Wiederholung liegt näher, als viele glauben wollen.

  60. Es gibt Leute, die sind stolz darauf, Deutsche zu sein. Als ob sie einer besseren Rasse angehören würden. Angesichts des Erfolges dieser Weltanschauung im vergangenen Jahrhundert, gibt es nicht mehr viele Verfechter dieser Denkrichtung in Deutschland. Aber es gibt noch mannigfach Personen, die stolz bekennen, sie seien Linke. Trotz Stalin und Ulbricht wähnen sie sich auf der richtigen Seite der Geschichte. Sie wollen eine gerechte Welt. Zur Gerechtigkeit gehört, dass sie die klügere und besseren Menschen sind. Um so schlimmer, dass eine linksliberale Wochenzeitung sie kritisiert und sich über ihren Lebensstil lustig macht. Das gehört sich nicht. Das wäre Majestätsbeleidigung oder Gotteslästerung, wenn es das bei den Linken gäbe. Das Böse ist immer und überall rechts.

  61. @Florian Blechschmied:
    Es gibt Leute, die sich bei jeder Gelegenheit über „Identitätspolitik“ mokieren – und dann demonstrativ im Dirndl im Bundestag erscheinen.
    Es gibt Menschen, die sich zunächst darüber beklagen, Akademiker:innen neigten angeblich zum linken Lager, nur um später genau diesen Linken vorwerfen zu können, sie hielten sich für klüger und besser.
    In einer „linksliberalen Zeitung“ finden sich zudem regelmäßig Stimmen, die weder eindeutig links noch eindeutig liberal sind – und die bewusst provokativ auftreten. Es wäre schön, wenn das auch in rechten Medien öfter vorkäme.

    Zu Ulbricht und Stalin: Natürlich gibt es Unterschiede. Genauso wie zwischen Strauß und Hitler oder zwischen Dregger und Franco.
    Wenn Sie, Herr Blechschmied, allerdings ein Problem mit den moralischen Konsequenzen Ihrer favorisierten Ideologie haben – und deshalb am liebsten von niemandem daran erinnert werden möchten –, dann können Sie das nicht denen vorwerfen, die diese moralischen Probleme lösen wollen.
    Das wirkt dann eher… unreif.

  62. Einen Moment lang hatte ich Sorge, der Herr Blechschmied wäre von RAF-Senior:innen gefangen genommen worden, die unter seinem Namen nazikritisches Zeug ins Internet tippen. Aber Gott sei Dank – nach dem zweiten Satz dampft die Lok auf dem gewohnten Gleis und ich bekomme wieder den üblichen [bitte eine Fäkalie eigener Wahl einsetzen] ins Postfach gespült.

    Jetzt sind’s schon drei. Möchte vielleicht einer noch »Hitler war Kommunist« in die Kommentarspalte pinnen oder sein Alice-Weidel-Centerfold mit mir teilen?

  63. #64
    Es gibt nicht mehr viele, die den Stolz auf Deutschland als Nation proklamieren? Ist ja lächerlich.

    Ironischerweise tun diejenigen tatsächlich ganz oft so, als wären sie damit eine verpönte Minderheit, da sie stolz auf Deutschland sind, und gerieren sich als mutige Stimme, die gegen die [linken] „Madigmacher“ ankämpfe, die unser „schönes Land“ schlecht reden würden.

  64. Linker Glaube an Gerechtigkeit ist also so etwas wie der Glaube, es gäbe Menschen- und Herrenrassen. Die Gleichsetzungen aus der rechteren-konservativen-gesundermenschenerständlichen Kommentarecke werden immer kreativer.

  65. @Mr Re:
    Das läuft in etwa so:
    Es ist schwer bis unmöglich, Forderungen nach Gerechtigkeit, Empathie oder Solidarität direkt zu verteufeln. Also trennt man den Inhalt vom Absender – und macht den Absender verächtlich. So entsteht die Figur des „Gutmenschen“.
    Dieses Topos kommt immer dann ins Spiel, wenn rechte Kulturkämpfer der inhaltlichen Auseinandersetzung ausweichen und lieber ad hominem diffamieren. Mit der Zeit verselbständigt sich das Muster: Aus dem „treudoofen Empathietrottel“ wird der angebliche Emotionsdiktator, der im Namen der Liebe die Freiheit abschaffen und alle versklaven will.
    Wie bei jeder ordentlichen Verschwörungserzählung ist auch diese in sich stimmig aufgebaut – so können Stammtische ganze Abende damit verbringen, sich gegenseitig neue Opferlegenden zuzuschieben.
    Wer jedoch die Quellen dieses Narrativs betrachtet, erkennt schnell: Im Kern ist es nichts anderes als eine auf Verleugnung basierende Kompensation.

  66. Wenn ich solche Aussagen höre dass jemand stolz ist Deutscher zu sein muss ich immer sofort an den Rapper Lemur mit seinem Song Abendlandboogie denken, Zitat:
    „Im Ernst: Du bist stolz, Deutscher zu sein?
    Teuflische Leistung, das leuchtet mir ein
    Mann, genial – du hast dich hier ausscheißen lassen
    Saugeil, du Lappen, das wird kaum einer schaffen
    Ich bin sprachlos, fühl dich auf die Schulter geklopft
    Du bist echt ultra der Boss, der dickste Schulze am Block
    Der fette Maier im Game, ich feier‘ extrem
    Ich hab‘ noch nie auf einem Haufen so viel Geilheit gesehen
    Du bist der Schmidt im Biz, der dickste Fisch
    Ey, kaum zu glauben, wo dich Mutti aus der Ritze schiss
    (Alter, Deutschländ?) Ja, dieser Schuss war gezielt
    Schwer zu treffen, diese Fläche zwischen Stuttgart und Kiel“

    Sowieso sehr zu empfehlen der Musiker falls jemand diese Musikrichtung gefällt.

  67. @Mr. Re:
    wenn der Graben zwischen „diskursfähig“ und „nicht diskursfähig“ aber nicht zwischen AfD und CDU verläuft, sondern diagonal durch die CDU, dann muss man natürlich allen CDU(-Wäh)lern misstrauen.
    Aber wenn man Teile der CDU als Rechts betrachtet, kann man auch Teile der SPD als Links betrachten.
    Es ist mir inzwischen wirklich egal – manche Menschen haben unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Sachverhalten, und manche haben unterschiedliche Interessen.
    Wenn man aber denkt, dass Andersdenkende grundsätzlich dumm, böse oder idealerweise beides sind, weil letzteres das beste Szenario ist, dann ist man aber selbst kein Diskussionspartner, weil man nur mit Leuten diskutieren kann, die man für dumm oder böse hält oder mit denen man einer Meinung ist, was eine Diskussion ja überflüssig macht.
    Darauf zielt die Frage ab, wen man für „anständig“ hält in dem Sinne, dass eine Diskussion möglich und sinnvoll ist.

  68. @Mycroft: Aber wieso denken Sie denn, dass andere Leute (mit linker politischer Einstellung?) Andersdenkende per se für dumm oder böse halten? Das ist doch ein Strohmann. Die allerwenigsten Linken halten z.B. CDU-Leute für dumm oder böse (und selbst wenn sie es tun, diskutieren sie trotzdem mit ihnen, denn das ist notwendig innerhalb des demokratischen Spektrums). Andersherum weiß ich es nicht so genau, dank Unvereinbarkeitsbeschlüssen und der Neigung, dann doch lieber mit den AfD-Leuten zu reden als mit Leuten, die sich irgendwo angeklebt haben, bin ich mir da nicht so sicher, aber da möchte ich auf das Gute im Menschen vertrauen. Aber auch das ist erst einmal irrelevant, denn da streiten sich dann Mitglieder des demokratischen Teils der Gesellschaft über Definitionen, während der faschistisch gesinnte Teil (manchmal dumm, meist böse) ungestört weitermacht.

  69. Mr. Re.: Es finden sich doch schon hier im Diskussionsfaden mehrere Belege dafür, dass sich Linke so verhalten und dieselbe „selektive mediale Wahrnehmung“ (die sie z.T. nicht selbst zu verantworten haben)!

    Schon in der Schule bin ich aus meine Freiheitsliebe heraus Liberaler. Zahlen sind meins und ich sehe, dass innerhalb eines Korridors soziale Absicherung wichtig ist, für die man in diesen Feldern dann Möglichkeiten suchen muss, die Probleme von Staatswirtschaft kleinzuhalten.

    Damals war ich mit der Einstellung eher links einsortiert. Viele in der FDP wollten gar keine soziale Sicherung, nicht einmal Krankenkassen oder Grundsicherung, in der CDU war meiner Ansicht nach eine rückwärtsgewandte Spießigkeit tonangebend. Zudem versuchte man vor allem dort, Hand an das sich gerade entwickelnde Internet zu legen (Vorratsdatenspeicherung, „Stoppschild auf der Datenautobahn“, Websperren, NetzDG, nie waren vdL und zGs mit Freunden fern).
    Von der sehr bis extremen Linken trennten mich meine Abneigung gegen Staatswirtschaft und bürokratische Verteilerdenke. Außerdem stehen sie absolut unkritisch allem Fremden gegenüber.
    Dabei ist eigentlich die Lebensart wie sie der Islam etwa vorschreibt eine durch und durch reaktionär-rechte Philosophie (und Politik, er enthält ja eine Ideologie).

    Dann schwappte auch noch der Wokismus aus den USA rüber und Themen, für dich ich mich früher selbst eingesetzt hatte, wurden vorgeblich vorangetrieben – aber auf eine Weise, die einfach nur nervig, penetrant und übergriffig sind. Teils mit handfesten Folgen und Methoden, die nicht in eine FDGO gehören. Und die einzigen, die das anprangern, sind extreme Rechte, die diese Mechanismen übrigens sofort selbst verwenden, wenn sie sie in die Finger kriegen.

    Der soziale Schwerpunkt ist im linken Spektrum seither stark in den Hintergrund geraten. Der Bürgerrechtsaspekt ist komplett weg. Man richtet sogar selbst Meldestellen und Petzportale ein.

  70. „@Mycroft: Aber wieso denken Sie denn, dass andere Leute (mit linker politischer Einstellung?) Andersdenkende per se für dumm oder böse halten?“
    Ich lege größten Wert auf die Feststellung, dass diese Argumentationslinie auch rechts vorkommt – Stichwort „linksgrünversifft“ – und etwas weniger großen Wert darauf, dass sich nicht „alle“ Leute „links der Mitte“ so argumentieren, bzw. nicht unbedingt so denken, selbst wenn sie so argumentieren, aber dass diese Argumentation der eigenen Sache mehr schadet als nützt.
    Aber ansonsten: Ihr ERNST? Ist das ernsthaft eine Frage, die Sie mir stellen, und die nicht irgendwie witzig-rhetorisch-ironisch gemeint ist, sondern auf die Sie eine Antwort, am besten wohl noch Belege erwarten? Wieso ich das denke?

    Ok, EIN Beispiel – ich könnte diese Kommentarspalte mit Beispielen vollspämmen, bis die Hausherrschaft mir mein Abo wegen schlechter Führung kündigt, und wäre immer noch nicht durch – aber HEY:
    Jemand von der GWUP stellte mal auf X die These auf, dass Leute, die auch dann noch für Verbrenner sind, sobald E-Autos das bessere Produkt sind (ein Zustand, den er nebenbei für bereits erreicht hält), dies nur wegen den Behauptungen der Verbrennerlobby seien.
    Dies ist also ein Beispiel der dumm-oder-böse-Argumentation, denn wer sich von der Verbrennerlobby belügen lässt, ist offensichtlich dumm, und die Verbrennerlobby selbst ist offenbar böse.
    Diese Argumentation ignoriert nicht einfach Argumente pro-Verbrenner, sondern sie ist eher nicht darauf ausgelegt, Menschen für E-Autos zu gewinnen, sondern bauchpinselt in erster Linie Leute wie den Twitterer selbst, die bereits ein E-Auto haben: „Wir sind so tolle, schlaue UND gute Menschen.“
    Notabene: ob er Andersdenkende in der Frage wirklich alle für dumm-oder-böse hält, oder ob die nur über den Hebel „Ihr wollt doch sicher weder dumm noch böse sein?“ ködern will, ist insofern egal, weil diese Rhetorik nicht annähernd so smart ist, wie er sie vermutlich hält.

  71. @Mycroft
    Ein wirklich wunderbares und anschauliches Beispiel! Es deckt sich mit den Erkenntnissen, die Varnan Chandreswaran in seiner Arbeit über das Phänomen „Wokeness“ psychologisch näher analysiert. Auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt, denn es erhärtet sich anscheinend, dass sich berufen Fühlende, die auf diese Art kommunizieren oft auch mit einer Form des Narzissmus gestraft sind. (Das ist mitnichten ein Charakterfehler, auch wenn es so empfunden wird, sondern eine ernste psychische Störung.) Der (guten!) Sache hilft es jedenfalls nicht und auch das zeigt sich immer mehr.

  72. Schon witzig, wenn jemand als Beispiel für etwas wie die „dumm-oder-böse-Argumentation“ erst einmal den Gegenspielern klarmachen muss, was sie denn eigentlich zu denken haben, damit das Beispiel funktioniert, und wenn das ganze Beispiel im Ergebnis dann so naiv gestrickt ist, dass sogar Xennial begeistert zustimmen kann.

    Eine Lobby „böse“ zu nennen, die die Interessen von Unternehmen vertritt, deren vornehmsten Ziel es ist, die wirtschaftlichen Interessen der Shareholder zu supporten, hat den Nährwert von einer Cornflakes Verpackung.
    Ähnlich verhält es sich damit, Verbrennerkäufer als dumme Opfer von bösen Lobbyisten zu branden.

    Also braucht es einen @Mycroft, der klarmacht, dass Linke eben so denken, damit er sie danach ( weil sie eben so denken ), dafür verächtlich machen kann.

    Ein Zirkelschluss für ganz bescheidene Denker ( worauf sich einer davon auch gleich meldet, mit seinem eigenen Youtube Helden aus dem Schwurbeluniversum ).

    Harte Zeiten im Übermedien Kommentarbereich.

  73. @Xennial:
    Ob das dann „Narzissmus“ im Sinne der Diagnose ist, sei mal dahingestellt, weil das strenggenommen immer nur eine Ferndiagnose wäre.
    Mein Kritikpunkt ist aber mehr der, dass man mit solchen Argumenten wenig neue Leute erreicht, _egal_, aus welchen Gründen man so argumentiert, und man also „selber Schuld“ ist, wenn dann weniger Leute erreicht werden, als man gerne möchte.

    @Frank Gemein: aus Gründen der Höflichkeit habe ich keine näherliegenden Beispiele genannt.

    @alle anderen: wen mache ich Ihrer Meinung nach verächtlich? Linke allgemein, Grüne allgemein, den nicht namentlich genannten Twitterer, oder niemanden?

  74. Schon witzig, wenn jemand als Beispiel für etwas wie die „dumm-oder-böse-Argumentation“ erst einmal den Gegenspielern klarmachen muss, was sie denn eigentlich zu denken haben, damit das Beispiel funktioniert, und wenn das ganze Beispiel im Ergebnis dann so naiv gestrickt ist, dass sogar Xennial begeistert zustimmen kann.

    Ein Fetisch, ich sags Ihnen.

    Ist wie mit dem Gendern. Das gibt es gar nicht. Das ist ein Fetisch der Rechten.
    Die behaupten einfach, das links-grün versiffte Establishment geht einem mit abstoßenden Konstruktionen (Person mit Uterus, die Gebärende, die Entbindende usw.) auf den Zünder. Obwohl jeder weiß, dass es so ist.

    Die Rechten behaupten auch, die geistig Armen würden mit der „dumm-oder-böse-Argumentation“ gegen die Realisten hetzen. Obwohl jeder tonnenweise Beispiele dafür liefern kann.

    Fetischisten eben. Formerly known als „Nazis“.

  75. Ein Baum macht noch keinen Wald, ein Beispiel beweist noch nicht die These, dass die Mehrzahl der Linken politisch Andersdenkende für dumm / böse hält. „Jemand hat mal bei Twitter gesagt“ ist irgendwie dünn, auch wenn ich Ihnen glaube, dass Ihnen noch mehr Beispiele einfallen. Inwieweit Twitter da so die beste Umgebung ist, um irgendetwas zu untermauern, ist noch eine andere Diskussion.
    Und wenn Sie an jemand bestimmtes aus dem Kommentarbereich denken, mit dem Sie in einer Privatfehde stecken, ignorieren Sie dann all die anderen hier, bei denen Ihre These ganz offensichtlich nicht zutrifft. Solche Pauschalisierungen kritisieren Sie doch sonst.

  76. Ich halte vieles und viele für dumm – so wie, meiner Einschätzung nach, auch die Mehrheit der Menschen es tut. Wenn ich das sage, dann aber nicht pauschal, sondern mit Begründung.

    Ein Beispiel ist der Begriff Schwarmblödheit. Lange bildete ich mir ein, er sei mein geistiges Eigentum. Erst bei der Recherche stellte ich fest, dass Ulrike Herrmann ihn schon 2010 in der taz im Zusammenhang mit der Finanzkrise und den erratischen Reaktionen der Anleger geprägt hatte. Ich meine damit jedoch ein Social-Media-Phänomen: In Echokammern schreiben alle fleißig voneinander ab und tragen wortgleich denselben Sermon durchs Netz – wie ein Schwarm Sardinen. Das Ergebnis ist ein einziges Bullshit-Bingo: endlose Aneinanderreihungen derselben Phrasen und Buzzwords, stets ohne Zweifel, woher sie stammen.

    Seit Habecks Abschiedsinterview ist noch das Wort Fetisch dazugekommen. Und, welch Zufall, die üblichen Verdächtigen glänzen schon wieder damit.

    Dabei ist die Auto-Lobby weder böse noch dumm. Sie ist ein Produkt unseres Wirtschaftssystems – und es ist unsinnig, sie zu vermenschlichen. Ob es klug ist, einen Verbrenner zu kaufen, hängt von individuellen Faktoren ab: Geld, Infrastruktur, Sorgen oder schlicht persönliche Präferenzen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis fahren viele noch Verbrenner, meist weil sie sich ein E-Auto nicht leisten können oder die Ladeinfrastruktur für unzureichend halten.

    Was ich damit sagen will: Ja, ich halte Dinge, Handlungen oder Menschen für dumm, wenn es dafür Gründe gibt – und die bin ich bereit zu benennen. Aber: Rechts sein, konservativ sein oder ein Verbrennerauto fahren sind für mich keine hinreichenden Gründe. Und ich kenne auch kaum Menschen, die es anders sehen.

  77. #81 Mr Re

    Natürlich macht ein Baum noch keinen Wald. Mycroft hat ja ausführlich gerade darauf Bezug genommen.
    Das Netz ist voll von Beispielen. Unvermeidlich. Darauf beruht doch in den letzten Jahren die „Argumentation“ des links-grünen Establishments. Was sollen die sonst machen? Auf der Sachebene kriegen die ja keinen Fuß mehr auf den Boden.

    Ich borge mir hier mal die Worte von mycroft – „ich könnte diese Kommentarspalte mit Beispielen vollspämmen, bis die Hausherrschaft mir mein Abo wegen schlechter Führung kündigt, und wäre immer noch nicht durch“

    Hier kann man pro Post immer nur einmal was taggen, deshalb nur ein Beispiel.
    Ein paar Seiten vorher findet sich diese Gemme

    „Weil es bei ihr nicht um Inhalte geht. Es geht um Gefühle.“
    Ich finde genau da darf Journalismus nicht resignieren, sondern anfangen nachzubohren. Für mich ist das ein extrem wichtiger Aspekt des Konservatismus. Genauer geht es nicht nicht um Inhalte, sondern nicht um Fakten.
    Konservatismus bedeutet in seiner Essenz, dass es zwei Gruppen gibt: die innere Gruppe wird durch Regeln nicht eingeschränkt, aber geschützt, die äußere wird durch Regeln eingeschränkt, aber nicht geschützt. Ob Polizei, Steuern zahlen, Schutz vor Anfeindungen und Angriffen, Menschenwürde, Menschenrechte, Asyl, Sprachverbote etc, immer geht es darum, dass Regeln für die anderen gelten sollen. Das ist inhärent ungerecht und inkonsistent.
    Mit Realität, Fakten, Wissenschaft ist Konservatismus deshalb nicht kompatibel. Er muss immer wieder daran scheitern und deshalb bleiben nur die Gefühle, vor allem dass sich die ganze Welt/Realität/“linksgrüner Mainstream“ gegen einen verschworen hat.
    Ob das beim Klima ist, wo die Fakten klar sind. Wir zerstören unsere Umwelt, unsere Zivilisation, angefangen im globalen Süden, mit Autobahn und Bratwurst. Wer Autos und Bratwurst mag, muss dafür Gefühle über Fakten stellen.
    Ob das beim Gendern ist, denn Sprache schafft Sichtbarkeit. Es ist psychologisch und soziologisch erforscht, dass nichtbinäre Menschen existieren und dass nur mitgemeinte Menschen nicht mitgedacht werden. Wer nicht Gendern will, hat als Argument nur Gefühle.
    Ob beim Rassismus: wer die Würde des Menschen ernst meint, universelle Menschenrechte achtet, die Statistiken zu Polizeigewalt, Racial Profiling, Kriminalität kennt und nicht bloß fühlt, der könnte es sich nicht in nem konservativen Weltbild bequem machen.
    Oder Steuern für Reiche und Kapital: wer die Umverteilungspläne der Parteien kennt, von unabhängigen Instituten berechnet, plus sein eigenes Einkommen, und dann nicht die Linke zumindest auf dem Gebiet für die beste Lösung und AfD/CDU/FDP für die falsche Richtung hält, der muss eine Realität ablehnen, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, viele Kinder und Familien in Deutschland in Armut leben, Geld für die Ärmeren die Wirtschaft ankurbelt, die Klimawissenschaftler vom IPCC schreiben, dass nur mir Umverteilung Klimaprogramme gerecht und vermittelbar gestaltet werden können. Und vor allem eine Realität, in der man selbst nur global betrachtet reich ist, niemals zum Milliardär aufsteigen würde und selbst vom Sozialstaat viel mehr profitiert als dass man gibt.
    Konservative stehen mit der Realität auf Kriegsfuß und dafür gibt es auch bekannte psychologische Biase und Verdrängungsmechanismen, was sie selbst konsequenterweise ignorieren können, aber doch zumindest dem Spiegel vielleicht besser stehen würde als Küchenpsychologie über Nachtisch.

    Reicht das fürs erste, oder soll ich die Kommentarspalte vollspämmen?

  78. #83
    Sie können es noch so oft behaupten und ins Lächerliche ziehen. Und ernsthaft können Sie natürlich Tausende Beispiele finden.
    Das ändert nichts daran, dass man sich in Deutschland schon in sehr speziellen Kreisen bewegen muss, um beispielsweise für Nicht-Gendern angezählt zu werden. Die übergroße Mehrheit tut’s doch gar nicht, das Gleiche gilt für Veganismus, Verzicht auf Flugreisen, und was auch immer Sie beklagen, was man angeblich von Ihnen verlangen würde.
    Und von der kleinen Minderheit, die eine solche Lebensweise praktiziert, ist es wiederum nur ein Bruchteil, der missionarisch unterwegs ist.
    Ich sag mal so: die Zeugen Jehovas und die Mormonen hatte ich schon öfter an der Haustür, als dass mich jemand zum Gendern aufgefordert hätte.

  79. Ein Linker beschreibt, warum seiner Meinung nach Konservativismus die falsche Weltsicht ist.
    Was soll das eigentlich beweisen?

    Wir alle kennen Beiträge, in denen die Gegenseite ebenso dekonstruiert und abgelehnt wird. Genau solche Gedankengänge gehören schließlich zur Selbstverortung.

    Doch wie entstehen Vorwürfe wie Gutmenschentum überhaupt? Warum wird gerade linken Menschen immer wieder vorgehalten, sie hätten keinen Realitätssinn, noch nie gearbeitet, lebten in einer Blase oder seien wahlweise elitäre Bürgerkinder, Lifestylelinke oder Lumpenproletariat?

    Albern ist vor allem der Versuch, daraus eine Grundregel zu machen: Alle Kritik am jeweils anderen Lager sei falsch, weil sie angeblich immer ungerecht sei. Das ist letztlich der Versuch, sich gegen Kritik zu immunisieren. Die Strategie funktioniert so: Man sammelt ein paar anekdotische Evidenzen, zieht daraus eine induktive „Regel“ und spricht dem Gegenüber pauschal die Kritikfähigkeit ab.

    Im Fall von @Mycroft läuft das so: Ich unterstelle linker Kritik, sie werfe rechte Kritik nur aus Überheblichkeit in Bausch und Bogen ab – und kann sie damit selbst in Bausch und Bogen verwerfen. Le Zirkelschluss.

    Ein anderes Muster findet sich bei Xennial: Die Figur des „geläuterten Linken“. Also: Ich war früher auch mal so dumm, aber das Leben hat mich eines Besseren belehrt. Diese Geschichte gehört praktisch zum Standardrepertoire jedes rechten, konservativen oder nationalliberalen Strahlemanns.

    Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir nach Horst Mahlers Abgang endlich von solchen Bekenntnissen verschont blieben. Doch stattdessen kreist es weiter in Endlosschleife: „Wer mit 18 kein Sozialist ist …“ – ja ja. Nur: Wer es mit 50 nicht mehr ist, hat kein Rückgrat. Kann ich auch.

    Willkommen im Postfaktischen. Schaut in die USA, welche Ausmasse das mit der AfD noch annehmen kann.

  80. „Ein Baum macht noch keinen Wald, ein Beispiel beweist noch nicht die These, dass die Mehrzahl der Linken politisch Andersdenkende für dumm / böse hält.“
    Keine Ahnung, ob das die Mehrheit ist, aber das ist doch gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass eine meinethalben lautstarke Minderheit der Linken politisch Andersdenkende _behandelt_, als wäre diese dumm/böse, dass die Masse der Linken das kleinredet – oder damit verteidigt, dass einige Andersdenkende dumm/böse SIND, was ja auch stimmt, aber leider, leider völlig EGAL ist, wenn Linke Erfolg haben wollen – und das quasi niemand auf dem linken Ende des Spektrums etwas anderes auch nur versucht.

    Anderes Beispiel: J.K. Rowling ist politisch aus Ihrer Sicht vermutlich Mitte, aus CDU-Sicht links und aus AfD-Sicht linksgrünversifft, also bestes SPD-Material jedenfalls.
    Irgendeine Buchserie von ihr soll eine Fernsehserie kriegen, die üblichen Diskussionen branden auf, ob das „viel zu woke“ wird, weil irgendeine Figur von einem Schwarzen gespielt werden soll, blubb und bla.
    Fast ist man versucht zu sagen, dass Rowling selbst sogar – man traut es sich fast nicht – links ist? Aber nein.
    Rowling ist für gewisse linke Kreise so ein böser Mensch, dass man als Schauspieler sich dafür rechtfertigen muss, da mitzumachen.

    https://www.spiegel.de/kultur/tv/john-lithgow-harry-potter-darsteller-versteht-aufregung-um-j-k-rowling-nicht-a-cb529d3a-94e4-45de-b259-df5cce9017a2

    Von der Logik her müssten sich dann natürlich auch alle rechtfertigen, die die Bücher mögen, die die kommende Serie mögen und/oder die Rowling politisch nahestehen.
    Das sind eine Menge Leute, die meisten von denen eigentlich auch potentielle Verbündete gegen Rechts, aber scheinbar haben Linke es nicht nötig, Verbündete zu suchen.
    Dann sollten sie aber auch nicht jammern, wenn sie keine haben.

    @Peter Sievert: mein Argument ist nicht, dass Linke zu viel missionieren. Mein Argument ist, dass sie erbärmlich schlecht darin sind.

  81. @Mycroft: Ich würde mich freuen, wenn Sie für linke Ideale so eintreten, dass es Rechte überzeugt und es versuchten, besser zu machen als diejenigen, die Sie kritisieren. Und das meine ich ohne jegliche Ironie.

    Ich kann Ihren Gedankengang nachvollziehen, dass Linke so kommunizieren müssen, dass sie durchdringen (auch bei zumindest einem Teil derjenigen, die tatsächlich dumm oder böse sind, wie Sie ja auch schreiben). Was unfair ist, dass dieser Maßstab allenthalben aber an Linke gerichtet wird und nicht an die Mitte oder Konservative, und schon ganz und gar nicht an Rechte – die gewinnen mit Bullshit, Hass und Dumpfheit. Klar, an Demokratien richtet man auch andere Maßstäbe als an Diktaturen etc.pp. Aber ein Problem wird es dann, wenn man den Rechten das durchgehen lässt und die Linken kritisiert, während rechts die Mitte immer weiter vereinnahmt wird.

    Und Rowling. Tja. Darf man Wagner hören, auch wenn er Antisemit war? Ich habe die Bücher früher geliebt, aber möchte der Autorin wegen ihrer heutigen politischen Aktionen kein Geld geben, indem ich die Serie schaue. Aber das entscheide ich für mich selbst, und diskutiere es mit meinen Freund:innen. Nicht, dass sich noch jemand gezwungen fühlt, die AfD zu wählen, weil ich das aus Versehen öffentlich in einer Kommentarspalte geschrieben habe…

  82. @80: Die Fetisch-Diskussion war woanders. Und ja, Sie bestätigen es ja wieder mal, dass da ein Fetisch ist. Sie können nicht aufhören, darüber zu reden. Und Opfer davon zu sein. Ohne Opferrolle funktioniert die rechte Kommunikation nicht. Die eigene (erst insinuierte, dann tatsächliche) Gewalt wird durch eine gefühlte Unterdrückung (ironischerweise durch zu viel Freiheit) legitimiert. Auch die Wortwahl (versifft, abstoßend, ekelig) ist historisch sicherlich kein Zufall.
    „jeder weiß, dass es so ist.“ – Das muss reichen. Da braucht es keine Inhalte oder gar Argumente.

  83. @ Peter Sievert: „Das ändert nichts daran, dass man sich in Deutschland schon in sehr speziellen Kreisen bewegen muss, um beispielsweise für Nicht-Gendern angezählt zu werden. “

    Ja, würde mich auch mal interessieren, wie oft Mycroft, Xennial oder FrankD zum gendern gezwungen wurden. Und auf welche Weise das passiert ist und warum sie dem nachgegeben haben, anstatt einfach „duh.“ zu sagen.
    Es geht nicht ohne das Opfernarrativ. Niemand wird zu inklusiver Sprache gezwungen – Aber es muss so aussehen, weil sonst hat man keinen Hebel. Und das lässt sich auf so ziemlich alle rechten Talking Points (ich möchte bewusst auf Wörter wie „Argumente“ verzichten) anwenden.
    Ich gendere ja auch nicht, was meine links-organisierten Freunde auch doof finden. Dürfen sie. Damit ist das Thema durch und keiner ist Opfer. Muss man sich mal vorstellen.

  84. @Mr. Re:
    „@Mycroft: Ich würde mich freuen, wenn Sie für linke Ideale so eintreten, dass es Rechte überzeugt und es versuchten, besser zu machen als diejenigen, die Sie kritisieren. Und das meine ich ohne jegliche Ironie.“
    Das freut und schmeichelt mich einerseits, aber andererseits muss ich nicht für Leute, die mir ständig sagen, dass ich nicht zu ihnen gehörte, ihre Arbeit machen. Sich nicht ausnutzen lassen ist nämlich das wichtigste linke Ideal von allen, mMn.

    „Was unfair ist, dass dieser Maßstab allenthalben aber an Linke gerichtet wird und nicht an die Mitte oder Konservative, und schon ganz und gar nicht an Rechte – die gewinnen mit Bullshit, Hass und Dumpfheit.“ Also, weil sie böse sind und ihre Zielgruppe dumm? Mag sein, ist dann aber nicht meine Schuld. Ich werde den Deubel tun, Rechten zu erzählen, wie sie mehr Leute erreichen könnten.

    „Und Rowling. Tja. Darf man Wagner hören, auch wenn er Antisemit war?“ 1.: Niemand zwingt Sie, Wagner zu hören. 2.: Ist Wagners auch für „damalige Verhältnisse“ sehr großer Antisemitismus wirklich dieselbe Liga wie Rowlings nervige Terfigkeit (die ich jetzt aus Gründen ablehne, aber nicht, weil ich ein besserer oder schlauerer Mensch wäre)? 3.: Selbst wenn ich den Vergleich TERF und Protonazi akzeptiere, das Äquivalent zu meinem Beispiel wäre, dass man einem Opernsänger, der den Wotan singen soll, schreibt, die Rolle abzulehnen, als Zeichen gegen Antisemitismus. Aus meiner Sicht extrem übertrieben und naja, von fremden Menschen, die ihren verdammten Lebensunterhalt verdienen wollen, zu verlangen, sich an einer Boykottaktion zu beteiligen, die den Fordernden rein gar nicht kostet, ist schon etwas dreist, auch, wenn es kein Zwang ist. Aber hey, Streiken ist immerhin links.
    Gegenfrage: ist jemand, der Wagner tatsächlich und mit Freude hört, automatisch ein böser Mensch?

    @Anderer Max und Peter Sievert:
    „Ja, würde mich auch mal interessieren, wie oft Mycroft, Xennial oder FrankD zum gendern gezwungen wurden.“
    Ich habe exakt nullmal behauptet, dazu gezwungen geworden zu sein, und weil ich selbstständig bin, wäre das auch schwierig. Also, was beweist das jetzt?

    Das Argument pro Gendern war und ist aber, dass mit generischem Maskulinum Frauen nicht mitgedacht würden, was sexistisch sei.
    Also: weil man zu dumm sei, Frauen auch so mitzudenken, ist man sexistisch, also böse, und Gendern soll das ändern. Erkennen Sie ein Muster?

    Wenn es nur darum ginge, die Unlogik, dass ein Begriff sein eigener Unterbegriff ist, zu eliminieren, wäre ich ja dabei, aber die deutsche Sprache (und vermutlich alle anderen) ist voll mit solchen Unlogiken, und ich könnte auch damit die Kommentarspalte vollspämmen. Aber alle anderen Unlogiken werden ignoriert, aber Gendern ist – um mal einen Buchtitel statt X zu zitieren – „Eine Frage der Moral“.

  85. „Das Argument pro Gendern war und ist aber, dass mit generischem Maskulinum Frauen nicht mitgedacht würden, was sexistisch sei.
    Also: weil man zu dumm sei, Frauen auch so mitzudenken, ist man sexistisch, also böse, und Gendern soll das ändern. Erkennen Sie ein Muster?“
    Ja, ich erkenne ein Muster:
    Tatsächlich ist das Motiv: „xyz ist sexistisch und sexistisch ist böse“ ein akkurates Beispiel für das Rumgeopfer und Kritik verunmöglichen, über das die ganze Zeit geredet wurde. Konsequenz wäre, Linke dürfen Sexismus gar nicht erst kritisieren, weil damit töten sie ja den Diskurs, weil das unterstellt dem Gegenüber, es sei böse ( und überhöht einen selber natürlich on top ).

    Diskurskiller Opferrolle !

    ad a: „dass Frauen nicht mitgedacht würden“ und somit weibliche Kinder gewisse Karrieren weit seltener ergreifen, weil diese für sie männlich notiert sind, was den IST Zustand persistiert.
    Das war das Argument. Bei weitem weniger trivial als Ihre Verballhornung.

    ad b: Sexismus ( und auch Rassismus ) sind natürlich böse, was aber keineswegs heisst, dass Menschen, die sexistische ( oder rassistische ) Aussprüche tätigen oder entsprechend agieren, notwendigerweise böse sind.
    Jedem vernunftbegabten Menschen ist klar, dass wir alle zu einem großen Teil Produkte unserer Erziehung und Umwelt sind. Das Patriarchat hat seit Jahrtausenden sexistische Denkweise in unserem Denken etabliert. Bei den rassistischen ist das Äquivalent weit Jünger ( Mitte bis Ende 19. Jahrhundert ), aber dort hat es in Teilen das Gläubige vs. Heiden Narrativ adaptiert.

    Es geht also wieder nicht um gut oder böse. Das kann sein, doch dazu braucht es Motiv und Bewußtheit des Handelns inklusive aller Konsequenzen.

    Aber so differenziert taugt das jetzt wieder so überhaupt nicht für ein Opferrolle zur Diskursvermeidung.

  86. @Mycroft: „Also, was beweist das jetzt?“
    Nichts, selbstverständlich. Ich wollte mal wieder nur sagen: Man muss sich nicht angegriffen fühlen, wenn man das nicht will.
    Vorschläge zu inklusiverer Sprache oder gesunderer Ernährung sind nun mal und bleiben Vorschläge und keine Verbote.
    Gendergerechte Sprache zu verbieten, das sind dann Verbote.

  87. „Tatsächlich ist das Motiv: „xyz ist sexistisch und sexistisch ist böse“ ein akkurates Beispiel für das Rumgeopfer und Kritik verunmöglichen, über das die ganze Zeit geredet wurde.“
    Es wäre mir neu, dass Kritik am generischen Maskulinum unmöglich wäre. Was natürlich etwas schwierig ist, ist andere Leute davon zu überzeugen, dass diese Kritik überhaupt berechtigt wäre. Ist das jetzt Ihre Beschwerde? Dass _eine_ linke Kritik niemanden erreicht?

    „Konsequenz wäre, Linke dürfen Sexismus gar nicht erst kritisieren.“
    Klar dürfen die das. Sie haben ja leider Gottes so viele andere Stellen, wo Ihre Kritik angreifen kann, dass sie das generische Maskulinum ja gar nicht bräuchten.

    „…weil damit töten sie ja den Diskurs, weil das unterstellt dem Gegenüber, es sei böse ( und überhöht einen selber natürlich on top ).“ Wenn Sie sagen, Frauen schlagen sei böse, wird Ihnen kaum jemand erwidern, dass Sie damit den Diskurs töten. Oder ist Ihnen das schon mal passiert?

    „ad a: „dass Frauen nicht mitgedacht würden“ und somit weibliche Kinder gewisse Karrieren weit seltener ergreifen, weil diese für sie männlich notiert sind, was den IST Zustand persistiert.“
    „Kaufleute“ und „Zimmerleute“ sind seit langem etablierte geschlechtsneutrale Berufsbezeichnungen. Offenbar ist der Frauenanteil bei den einen aber deutlich höher als bei den anderen, so dass das Argument, dass man damit weibliche Kinder besser erreiche, nicht ganz überzeugend ist.

    „ad b: Sexismus ( und auch Rassismus ) sind natürlich böse, was aber keineswegs heisst, dass Menschen, die sexistische ( oder rassistische ) Aussprüche tätigen oder entsprechend agieren, notwendigerweise böse sind.“
    Spätestens, wenn die entsprechend „agieren“, sind sie quasi automatisch böse. Aber ja, wer das generische Maskulinum verwendet, ist nicht böse.

    „Jedem vernunftbegabten Menschen ist klar, dass wir alle zu einem großen Teil Produkte unserer Erziehung und Umwelt sind.“ Wer anders denkt, ist also dumm? Aber gut, Erziehung und Umwelt sind ihrerseits zum großen Teil das Produkt von Menschen und können von denen geändert werden. Indem man bspw. Mädchen beibringt, dass sie auch Zimmerleute werden können, wenn sie wollen.

    „Das Patriarchat hat seit Jahrtausenden sexistische Denkweise in unserem Denken etabliert.“
    Wer ist „wir“? _Ich_ lebe nicht seit Jahrtausenden, meine Sprache existiert nicht seit Jahrtausenden, mein Denken immerhin existiert seit dem letzten Jahrtausend. Dass bestimmte Berufe offenbar von dem einen oder anderen Geschlecht deutlich häufiger ergriffen werden als vom anderen, ist mir auch klar, aber das werden sie auch in Ländern mit völlig anderen Sprachen. Es liegt also vielleicht am sogenannten Patriarchat, aber nicht an der Sprache.

    „Es geht also wieder nicht um gut oder böse. Das kann sein, doch dazu braucht es Motiv und Bewußtheit des Handelns inklusive aller Konsequenzen.“
    Joar, stimmt schon. Wenn generisches Maskulinum also nicht per se böse ist, aber trotzdem schlecht, weil es weibliche Kinder davon abhält, später bestimmte Karrieren nicht zu ergreifen, ist das zwar ein Argument, aber ein ziemlich dünnes. Erstens wird die Berufswahl als junge Erwachsene getroffen, nicht als Kind, zweitens sind andere Einflüsse offensichtlich deutlich stärker als Sprache, drittens würde es sonst ja reichen, Berufsbezeichnungen zu gendern, viertens könnte man Berufsbezeichnungen und alle anderen Wörter, die man aus sonstigen Gründen gerne gendern will, per Doppelnennung gendern statt per Gender*, der die Lesbarkeit von geschriebenen Texten sehr erschwert.

    Aber trotzdem gibt es Linke – nicht Sie natürlich – die Gender* auch mit moralischen Argumenten propagierten.

  88. nur ein kurzen take, denn es lohnt sich wirklich nicht:
    „Wer ist „wir“? _Ich_ lebe nicht seit Jahrtausenden, meine Sprache existiert nicht seit Jahrtausenden, mein Denken immerhin existiert seit dem letzten Jahrtausend. Dass bestimmte Berufe offenbar von dem einen oder anderen Geschlecht deutlich häufiger ergriffen werden als vom anderen, ist mir auch klar, aber das werden sie auch in Ländern mit völlig anderen Sprachen. Es liegt also vielleicht am sogenannten Patriarchat, aber nicht an der Sprache.“

    Denken Sie manchmal tatsächlich über das nach, was Sie so schreiben?
    Es liegt nicht an der Sprache weil es ja am Patriarchat liegt?
    Zivilisation und Kultur hätten sich also ohne Sprache in den Konsequenzen auch so entwickelt? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sich ohne Sprache überhaupt jemals ein Patriarchat entwickelt hätte, denn die Indizien das Frühkulturen die Fruchtbarkeit und das Weibliche als deren Verkörperung den Vorzug gaben, sind afaik sehr stark.

    Es gab nun einige Versuche Stellenausschreibungen im generischen Femininum zu schreiben, da sich dann ja die Männer „mitgemeint fühlen können“.
    Das gelang überraschend wenigen Männern.

    Aber wie gesagt, Sie können ja für ein generisches Maskulinum streiten, niemand hat Ihnen jemals ein Haar dafür gekrümmt.
    Ich bewege mich zu Zeiten in der Hafenstraße oder der Roten Flora. Nicht einmal dort ist mir jemals ein Strick daraus gedreht wurde, dass ich ( was sehr sehr oft passiert ) einfach vergessen habe zu gendern.
    Das sind Potemkinsche Dörfer und Sie müssen ja wissen, warum Sie die brauchen.

  89. „Nichts, selbstverständlich.“
    Ja, eben. Wenn jemand behauptet, man könne ja keinen Sexismus kritisieren, ohne das generische Maskulinum zu kritisieren, ist das natürlich viel überzeugender.

    „Ich wollte mal wieder nur sagen: Man muss sich nicht angegriffen fühlen, wenn man das nicht will.“
    Achja? Bis hierhin ging die Diskussion so:
    „Linke sind schlecht darin, ihre Positionen zu vertreten, weil sie nicht die empathischen Fähigkeiten haben, vorherzusehen, dass ihre Argumente auf der anderen Seite regelmäßig als Vorwürfe (dumm/böse) ankommen.“ – „Das kann man doch so nicht sagen, wir haben voll die guten Argumente, die besten Absichten, machen nie Vorwürfe und die anderen verbreiten nur Hass und Hetze und haben gar keine Argumente, das ist unfair!!!“

    Sehen Sie es mal so – die eigenen Fehler kann man beheben, die fremden Fehler nicht.

  90. „Es liegt nicht an der Sprache weil es ja am Patriarchat liegt?“
    Es liegt jedenfalls nicht am generischen Maskulinum im Deutschen, weil das Patriarchat schon in der Antike nachweisbar ist, das Deutsche aber nicht. Aber vielleicht kriegt man auch ganz anders Frauen als Zimmerleute.

    „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sich ohne Sprache überhaupt jemals ein Patriarchat entwickelt hätte, …“ Die allerersten Kulturen hatten natürlich auch schon Sprache, insofern muss Ihre Aussage trivialerweise wahr sein.

    „Es gab nun einige Versuche Stellenausschreibungen im generischen Femininum zu schreiben, da sich dann ja die Männer „mitgemeint fühlen können“.“
    Was soll ich sagen – wenn jemand nach „Filmfiguren“ fragt, werden auch überraschend wenige weibliche Charaktere genannt. Glück für die Männer, die sich mitgemeint fühlten, woll?

    „Aber wie gesagt, Sie können ja für ein generisches Maskulinum streiten, niemand hat Ihnen jemals ein Haar dafür gekrümmt.“
    Und Sie können gegen das generische Maskulinum sein, ohne dass man Ihnen verunmöglicht, Sexismus zu kritisieren.

  91. Irgendwelche Erkenntnisse nach fast hundert Kommentaren? Vielleicht wäre eine KI-Zusammenfassung bei solchen Threads mal sinnvoll. Würde viel Zeit sparen.

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