Klatschpresse

Die völlig ungenierte Jagd auf die schwangere Helene Fischer, Teil 2

Die Sängerin ist wieder Mutter geworden. Wie schon bei ihrer ersten Schwangerschaft stellten ihr auch dieses Mal Fotografen und Reporterinnen der Klatschpresse nach. Und wieder begann alles mit Tanja May von „Bild“.

Helene Fischer hat am Montagabend bei Instagram bekannt gemacht, dass sie zum zweiten Mal Mutter einer Tochter geworden ist. Die Sängerin dankte ihren Fans dafür, dass sie ihr „Ruhe“ gegeben hätten für die „kostbare Zeit“ mit ihrer Familie. Sie habe die vergangenen Wochen und Monate nämlich „ganz bewusst in Ruhe erleben“ wollen. 

Wobei: Ganz so ruhig war es dann doch nicht. 

„Bild.de“-Startseite vom 7.6.2025: „BILD exklusiv: Helene Fischer schwanger!“
Bild.de-Startseite vom 7.6.2025Screenshot: „Bild“

Anfang Juni hatte die stellvertretende „Bild“-Chefredakteurin Tanja May ausgeplaudert, dass Fischer schwanger sei, und sich für den behutsamen Umgang mit dieser Information selbst gelobt. Sie schrieb:

„BILD weiß seit mehreren Wochen von der Schwangerschaft, wollte Helene Fischer aber die Chance geben, diese schöne Nachricht erst einmal im engsten Kreis zu genießen.“

Nett, oder? So ist sie, die Tanja May: Wartet erst ab, bevor sie dann doch eine Schwangerschaft ohne Einverständnis der Mutter einem Millionenpublikum verrät. 

Fischers erste Schwangerschaft

Vor vier Jahren, 2021, hat sie überhaupt keine Rücksicht genommen. Als May aus der „Bunte“- in die „Bild“-Chefredaktion wechselte, brachte sie eine exklusive Nachricht mit: Sie verkündete Helene Fischers erste Schwangerschaft – und „Bild“ brachte es groß auf allen Kanälen. Es war Mays erster Scoop als so genannte „Showchefin“.

Fischer war damals vor den Kopf gestoßen. Sie und ihr Partner hätten es „gerne noch ein bisschen privat für uns gehalten“, schrieb sie als Reaktion auf Mays Enthüllung. Immerhin habe sie „die letzten Monate ohne mediale Begleitung genießen können“. Denn nun, prophezeite Fischer, werde „die Jagd auf uns wohl losgehen“. 

Und sie ging dann auch los.

Insbesondere die Klatschpresse schlachtete Fischers Schwangerschaft aus, auch „Bild“ legte immer wieder nach. Tanja May, die kürzlich mit dem Bayerischen Verdienstorden für ihre Arbeit geehrt wurde, feierte sich später für all ihre Indiskretionen: 

„Wir haben exklusiv berichtet, dass Helene schwanger ist, wir haben exklusiv berichtet, dass sie eine Tochter bekommt, wie das Kind heißt, wann das Kind geboren ist.“

Gut, fügte sie an, das seien so Momente, „wo die Künstler natürlich nicht so begeistert sind“. Und so kann man das natürlich auch ausdrücken. (Zumal „Bild“ auch Unwahrheiten verbreitete, zum Beispiel, dass Fischer damals eine Hausgeburt gehabt habe. Was nicht stimmt. „Bild“ musste das richtigstellen.)

Neue Arbeit für Fischers Anwälte

Fischer verzichtete dieses Mal darauf, zu kritisieren, dass wieder nicht sie darüber bestimmen konnte, wie, wann und wo ihre Schwangerschaft öffentlich wird. Wohl auch deshalb, weil aus ihrem damaligen Statement gleich neue Drama-Schlagzeilen fabriziert wurden – ohne Fischers Medienkritik zu erwähnen, klar. Die wurde einfach ignoriert.

Und so begann also auch dieses Mal die Jagd auf Fischer und ihre Familie mit einem Artikel von Tanja May. Was neue Arbeit für Fischers Anwalt bedeutete, der in ihrem Namen gegen etliche rechtsverletzende Artikel vorging – von denen nun wenig übrig ist, weil sie von Gerichten untersagt wurden. Die Blätter mussten sie schwärzen.  

Doppelseite der Zeitschrift „Freizeit Revue“, auf der die Fotos nachträglich „aus rechtlichen Gründen“ komplett geschwärzt wurden.
Geschwärzt: „Freizeit Revue“ Nr. 28/2025

Die „Freizeit Revue“ aus dem Burda-Verlag etwa druckte Paparazzi-Fotos, die Fischer in der Öffentlichkeit, aber eben in einem privaten Moment zeigten. Die Bilder stammen von einem Mann mit dem Pseudonym Hans Paul. Das ist jener berüchtigte Fotograf, der Fischer (und vielen anderen Promis) fortwährend nachstellt, und der Ende 2024 unter anderem wegen des Vortäuschens einer Straftat verurteilt wurde, weil er einen Einbruch auf Fischers Grundstück fingiert und Fotos davon der Presse angedreht hatte.

Dass die Bilder gefälscht waren und Paul verurteilt wurde, stört einige Medien allerdings herzlich wenig. Sie machen sich weiter zu Pauls Komplizen und zahlen für seine zwielichtige Arbeit. 

Weitere „Beweisfotos“

Doppelseite der Zeitschrift „Neue Post“, auf der Fotos nachträglich komplett geschwärzt wurden.
Geschwärzt: „Neue Post“, Nr. 25/2025

Auch die „Neue Post“ (Bauer-Verlag) druckte „Beweisfotos“ von Fischer, ebenfalls heimlich aufgenommen, und stellte fest, die Sängerin zeige „ungeniert“ ihren „runden Bauch“ und mache kein „Aufhebens“, sie trage auch keine weiten Pullis. In welcher Welt das Blatt erscheint, in der man sich zu „genieren“ hat, wenn sich da etwas „wölbt“, schrieb die „Neue Post“ leider nicht. Dafür spekulierte die „Freizeit Revue“, es könnten Zwillinge „im Anmarsch“ sein, wie so kleine Soldaten. Denn bei Frauen in dem Alter (Helene Fischer ist 41) steige ja die Chance für „Babys im Doppelpack“.   

Und was ist eigentlich mit dem Ehegatten? Der hat doch Pflichten! „Das Neue Blatt“ (Bauer-Verlag) veröffentlichte offenbar bewusst eher unvorteilhafte Paparazzi-Fotos von Helene Fischer. (Wie man halt so aussieht, wenn man so herumläuft und nicht damit rechnet, geknipst zu werden.) Und weil Fischer ohne Begleitung unterwegs war, machte „Das Neue Blatt“ daraus: „Schwanger und allein – Wo ist Thomas?“ Immerhin habe ihr Partner doch früher die „schweren Tüten“ nach dem Einkaufen getragen – aber jetzt? Lässt einfach die arme schwache Frau im Stich!

Am Privatgrundstück

Aber Klatschreporter passen ja auf Helene Fischer auf, ein Glück. „Wir waren vor Ort“, schrieb Tanja Timmermanns, die Chefreporterin des Bauer-Verlags. Timmermanns oder irgendein anderer Bauer-Schnüffler wollte an Fischers privatem Wohnsitz in Bayern dies und das beobachtet haben. Wie „Das Neue Blatt“, das schilderte, was man angeblich höre, wenn man „den kleinen Weg neben ihrem Grundstück entlang“ gehe – und was nicht: eine Männerstimme etwa. Woraus das Blatt den kruden Verdacht bastelte, Fischers Partner könnte sie verlassen haben: 

„Kaum vorstellbar, dass er seine schwangere Frau einfach alleine lässt. Aber es gibt ja Männer, denen so eine Situation über den Kopf wächst.“

Um (auch rechtlich) auf der sicheren Seite zu sein, schrieb „Das Neue Blatt“ am Ende: 

„Natürlich bleibt das alles Spekulation.“

Natürlich.

Es geht aber noch bösartiger. „Die Aktuelle“ von der Funke-Mediengruppe titelte: „Helene Fischer: Große Sorge ums Kind?“ Mit Fragezeichen. Daneben stand kleiner, aber mit Ausrufezeichen: „Oh, nein! Bitte nicht …“.

Im Beitrag malt „Die Aktuelle“ aus, wie das ist, wenn ein kleines Kind ertrinkt: „Kein Schrei, kein Glucksen, nur unheimliche Stille.“ Denn es sind ja schon Kinder im See ertrunken, hört man immer wieder. Und Helene Fischer wohnt doch an einem See! Sie verstehen schon, worauf „Die Aktuelle“ hinaus will.

Fischer und ihr Partner würden angesichts der Gefahr sicher „umso achtsamer“ sein. Aber, ach, die „süße Tochter“: „Wenn sie nur stolpert und ihr Gesicht ins Wasser eintaucht, könnte die Atmung blockieren.“ 

Man könnte den Eindruck bekommen, die „Aktuelle“ wollte hier irgendwas herbeischreiben, vielleicht einen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit, denn:

„Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit kann schon in einer Katastrophe enden …“

Was für Klatschmedien vor allem eines wäre: eine weitere Story. 

Tanja May hat schon recht: Helene Fischer und ihr Mann konnten zunächst in Ruhe genießen, dass sie wieder Eltern werden. Aber die Ruhe endet eben immer dort, wo Tanja May anfängt.

Korrektur, 15:53 Uhr. Wir hatten die „Freizeit Revue“ versehentlich dem Bauer-Verlag zugeschrieben, sie gehört aber zu Burda. Wir haben das im Text korrigiert.

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