Mysteriöser Guinness-Weltrekord

Zu irre, um wahr zu sein: Die Geschichte von der „Studentin mit den Superaugen“

Seit einem halben Jahrhundert geht ein spektakulärer deutscher Weltrekord um den Globus: Eine Studentin aus Stuttgart habe die „besten Augen der Welt“, könne sogar Gesichter in mehr als einem Kilometer Entfernung erkennen. Die Quelle für die unglaubliche Erzählung: das „Guinness-Buch der Rekorde“. Aber kann das wirklich stimmen?

Ein 20-mal besseres Sehvermögen als der Durchschnitt? Wer hat das denn? Angeblich die Studentin Veronica Seider aus Stuttgart. Behauptet jedenfalls das „Guinness-Buch der Rekorde“. 1972 schreibt es, die Universität Stuttgart habe diesen Weltrekord gemeldet. Seither wird die Geschichte immer wieder aufgegriffen. Und im „Guinness-Buch“ werden Seiders angebliche Fähigkeiten über die Jahre immer weiter ausgeschmückt.

Die Geschichte ist so unglaublich, dass Mats Schönauer auf Spurensuche gegangen ist. Er hat sich „Guinness-Bücher“ der vergangenen 50 Jahre besorgt, in Archiven gewühlt, Archive angefragt – und die Redaktion des „Guinness-Buchs“ konfrontiert. Die unglaubliche Geschichte über die angeblich sehr, sehr weitsichtige Studentin belegt, was schon andere Medien in der Vergangenheit gezeigt haben: Dass man besser nicht allem traut, was als vermeintlicher „Weltrekord“ in diesen Büchern und in Medien gefeiert wird.

Alle Hintergründe im Video von Mats Schönauer:

2 Kommentare

  1. Ich finde, wir sollten die Logik des Guinness-Sprechers auf die Justiz anwenden: Es liegt kein Beweis vor, dass die Tat stattgefunden hat, also liegt auch kein Beweis vor, dass die Tat nicht stattgefunden hat, also gehen wir davon aus, dass sie stattgefunden hat.

  2. Ich hätte ja die Theorie, dass es sich dabei um ein klassisches „U-Boot“ handelt, also einen tatsächlich absichtlich fingierten Eintrag. ;-)
    Ich hatte als Kind in den 90ern mal davon gelesen und fand es faszinierend. Früher war es wohl gar nicht so unüblich, dass sich auch in renommierten Lexika und sonstigen Nachschlagewerken solche Einträge finden ließen, z. B. Loriots Steinlaus im Pschyrembel. Manchmal erlaubten sich die Redakteure wohl einen Spaß, manchmal wurde dort verklausuliert auch einem Mitarbeiter zum Jubiläum gratuliert oder ähnliches. Teilweise konnte man so wohl auch Plagiieren von Lexikainhalten nachweisen. Denn normalerweise sucht ja niemand nach solchen erfundenen Einträgen. Wer konnte denn damals schon ahnen, dass sich sowas wie das Internet durchsetzen sollte…
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fingierter_Lexikonartikel

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