Brüssel

Im Panikorchester

Das Kuriose ist ja: Wir wissen es. Weil wir immer wieder darüber reden, wenn so etwas passiert wie gestern. Dann reden wir darüber, dass die Terroristen mit ihren Taten auch Panik schüren, Angst machen wollen, und dann sagen wir, dass wir das aber nicht zulassen dürfen. Dass wir weitermachen sollten, in Ruhe, wie bisher, weil unsere Panik all den Terroristen nur in die Karten spielen würde. Aber dann, wenn die nächste Bombe detoniert, geht wieder alles von vorne los. Diese Atemlosigkeit. Die Eile. Das Geschwätz. Und sollte irgendwann mal niemand Panik haben oder machen, besorgt es uns auf jeden Fall „Bild“, und zwar so groß und doof, wie es eben geht, darauf ist Verlass:

Bloß keine Hysterie jetzt
Bloß keine Hysterie jetzt „Bild“ 23.3.2016

Schwer zu sagen, welcher Krieg oder gar Weltkrieg das nun ist, der Dritte oder der Fünfte schon, denn die Anschläge, so bitter es klingt, sind uns inzwischen unwohl vertraut – und die Reaktionen darauf ebenfalls. Man könnte meinen, dass sich nach so vielen Anschlägen eine gute Routine einstellt, die dazu führt, dass wir aus alten Fehlern lernen, sie vermeiden.

Doch wer schon einmal einen Terror-Tag mit dem Versuch zugebracht hat, sich zu informieren, weiß, was passieren wird. Es ist ein Déjà-vu, und es findet sich auch immer irgendwer, der übers Stöckchen springt und die Toten, wild um sich tippend, für eine Trump-doofe Botschaft missbraucht, wie gestern Vera Lengsfeld von der CDU, die erst bei Facebook steinbachte, um dies später, bei reichlich Gegenwind, storchhaft wieder zurückzunehmen. Wäre es nicht so hohl und der Anlass nicht so traurig, es wäre alles sehr amüsant.

Die belgischen Behörden haben sich gestern mehrmals an die Journalisten gewandt und sie um Vorsicht gebeten, wie schon die Behörden bei den Attentaten der vorigen Monate. Von „eigenen Ermittlungen“ sollten sie bitte Abstand nehmen, hieß es dieses Mal, was natürlich ein frommer Wunsch ist, denn längst waren etliche Reporter nach Brüssel geeilt, von überall her.

Deren Arbeit zu kritisieren, ist schwierig, weil es einem schnell den Vorwurf einhandelt, man wisse ja gar nicht, wie heftig das sei, in so einer Lage vor Ort zu berichten, und auch noch live. Aber das ist Unfug. Natürlich ist der Job des Reporters einer der anspruchsvollsten, gerade in Krisengebieten, wozu man Brüssel gestern auf jeden Fall zählen konnte. Und eben weil das so ist, muss sich ein TV-Reporter an dem messen lassen, was er mitbringt von vor Ort. Die Ansprüche sind hoch. Und sie wurden gestern häufig unterboten.

Der RTL-Reporter, zum Beispiel, der den Tag über an einer Polizeiabsperrung steht, wo er dann oft sagen muss, dass er dies oder das nicht weiß, eben weil er an einer Polizeiabsperrung steht – ist das hilfreich, immer wieder zu ihm zu schalten? Oder der „Stern“-Reporter, der gleich live und orientierungslos auf Periscope berichtet, kurz nachdem er angekommen ist. Ergiebig? Oder morgens: Bringt es etwas, wenn ein Sender, kurz nach der Explosion, zu einem Kollegen nach Paris schaltet, der erzählt, was er dort im Fernsehen sieht? Oder der n-tv-Reporter: Steht da und erzählt, ganz überraschend, wie „angespannt hier die Lage ist“, und um 14.15 Uhr, alle noch zutiefst geschockt, überkommt ihn der „subjektive Eindruck“: „Hier ist noch lange nicht Alltag.“

Die Hilflosigkeit ist mit jedem Wort zu spüren, ganz oft, auf allen Sendern, doch die Reporter können ja nicht anders. Sie müssen reden, weil ihre Sender Strecke machen: Kanäle wie N24, n-tv oder Phoenix sind an solchen Tagen permanent live drauf. Und gerade die Privatsender berichten, wie viele Online-Medien, was ihnen dabei in die Finger kommt. Die Ironie dabei ist, dass das exakt dem widerspricht, wie Journalisten sich gerne selber sehen: Sollen sie erklären, wieso es gut ist, dass es sie gibt, antworten sie oft, dass Journalisten auswählen würden, was wichtig ist in der Welt, dass sie eine Schneise schlügen in den Wust an Information, der sich uns bietet.

Eine edle Definition ist das, und wovon sich Journalisten hier abgrenzen, ist auch klar: vom bösen Internet, in dem ja nur Desinformation herrsche. Doch sie, die Journalisten, sind es ja längst selbst, die munter mitverbreiten, was irgendwo steht, im Internet, bei twitter, wo auch immer, und immer gerne mit dem Zusatz, das sei aber nur: „Spekulation“ – als wäre das der Zauberspruch, um einfach alles ungeprüft rauszuhauen, solange man es nur als möglichen Unsinn kennzeichnet. Ständig wird spekuliert und revidiert, geplaudert und eingeschätzt. Und oft genug gerät dabei Falsches in die News-Rotation.

Hat es noch eine Explosion gegeben? Nein, war wohl nur eine Entschärfung.

Screenshot: twitter.com/sternde
Screenshot: twitter.com/sternde

Wird das Atomkraftwerk nahe der deutschen Grenze evakuiert? Nein, es dürfen nur einige Mitarbeiter nach Hause gehen. Das ist alles.

Screenshot: express.de
Screenshot: express.de

Ist das Video, das morgens gleich kursiert, wirklich aus einer Brüsseler Überwachungskamera? Auch wieder nein, es ist es von 2011, aber alle zeigen es, „Focus Online“, „Huffington Post“, der „Stern“ und viele TV-Stationen.

Was wahr ist und was Fiktion, ist irgendwann kaum noch zu unterscheiden. Und die Verschwörungstheorien, die auf diesen Boden fallen, gedeihen dann prächtig: Auch gestern ließen jene nicht lange auf sich warten, die zynisch behaupteten, der Anschlag, die Toten, all das sei nur ein groß angelegter Fake. So ein altes Überwachungs-Video, das ja tatsächlich nicht Brüssel zeigt, dient dann als Propaganda-Beleg, als neues Indiz dafür, das bewusst Fälschungen verbreitet werden. Und die Journalisten, die ja ordnen sollten und wollten, hatten leider nicht den Atem, es erst noch mal zu nachzuprüfen.

Dass Unwahrheiten von Medien aufgegriffen und verbreitet werden, ist ganz im Sinne des Terrors. Gestern Morgen tauchten Tweets auf, die vorgaben, es würden noch mehr Bomben in Brüssel hochgehen. Der Sinn dieser, offenbar vom IS oder dessen Sympathisanten verbreiteten Lügen, ist glasklar: Sie wollen strategisch noch mehr Unruhe stiften. In diesem Fall erreichten sie damit, zum Glück, nicht die breite Öffentlichkeit – die Accounts wurden rasch gelöscht. Ein anderer hingegen sorgte für Aufruhr. Ein angeblich ranghoher IS-Fuzzi piepste, Deutschland solle sich in acht nehmen. Bald wären wir dran. Was von Sendern und Online-Medien schnell vermeldet wurde.

Screenshot: web.de
Screenshot: web.de

Und plötzlich spekulieren wieder alle, wie lange es noch dauert, bis es in Deutschland einen Anschlag gibt. Auch darüber reden wir immer wieder: Ja, wir haben vermutlich Glück gehabt, dass bisher nichts geschehen ist. Und, ja, kann durchaus sein, dass es irgendwann auch hier passiert. Indem es aber immer wieder heraufbeschworen wird, droht es zur self fulfilling prophecy zu werden, und Angst schafft es obendrein. Als wäre es noch eine Nachricht, dass Politiker beteuern, auch Deutschland stehe „im Fadenkreuz des Terrors“.

„Die Behörden haben gebeten, nicht jede Info auf den Ticker zu geben“, sagte gestern ein Moderator bei N24. Und er fügte an: „Aber das passiert natürlich auch, weil das Informationsbedürfnis sehr hoch ist.“

Das ist ein bemerkenswerter Satz, weil er versucht, die eigene Desinformation mit einem Informationsbedürfnis zu rechtfertigen. Mag sein, dass dies hoch ist, ganz bestimmt sogar. Mittags wurde staunend vermeldet, der Newsticker einer belgischen Boulevardzeitung zähle bereits 2,3 Millionen Abrufe. Auch das verwundert nicht: Es ist normal, dass Medien stark frequentiert werden, wenn Außerordentliches geschieht. Die Frage ist aber doch: Wieso steuern Menschen die Internet-Seite einer Zeitung oder einen TV-Sender an? Weil sie jeden Mist aufgetischt bekommen wollen? Oder weil sie womöglich auf der Suche sind nach gesicherten, von Journalisten geprüften Fakten?

Ist der Wunsch nach Medien, die in Ruhe einordnen und melden, was sie geprüft haben, zu viel verlangt? Wäre es nicht beruhigender, wenn die Twitter-Vorleserin bei N24 nicht ständig laut nach Luft schnappen würde, weil sie so aufgebracht durch die Tweets hetzt? Wäre es nicht angebrachter, wenn Moderatoren auf Sätze verzichten wie „Wir wollen Ihnen jetzt noch mal dramatische Bilder zeigen“ oder auch darauf, wettendasshaft zu verkünden, das sei „Live-Fernsehen pur“? Es herrsche das „reine Chaos“, war immer wieder zu hören. Es war die Statusmeldung einiger Redaktionen.

Der französische Journalist Samuel Laurent kennt das mittlerweile. „Wir haben das Attentat auf ‚Charlie Hebdo‘ durchgemacht und die Anschläge vom 13. November“, sagte er dem „Poynter“. Laurent ist verantwortlich für den Blog „Les Décodeurs“ der renommierten Zeitung „Le Monde“, der sich dadurch auszeichnet, Gerüchte zu prüfen und als falsch zu entlarven. Laurent weiß, eben aus Erfahrung, dass Terroristen wollen, dass die Menschen ausflippen, und dass ihnen Gerüchte dabei gelegen kommen. Und wissen Sie, was Laurents Mittel gegen die Panik und alles Falsche ist?

Slow down. Double-check. Don’t share anything you can’t verify.

Genau das also, worüber wir immer wieder reden.

20 Kommentare

  1. Auch kurios: Man wusste gestern schon, dass am Folgetag der Anschläge ein vollkommen vorhersagbarer kritischer Artikel über die Berichterstattung bei den Übermedien erscheinen würde. Man will ja auch sein Scheibchen vom Kuchen. Et voilà.

  2. Hachja.
    Gestern kam im Radio mal das Kontrastprogramm: Jemand wurde interviewt und stellte fest, dass die Terrorgefahr für D. eigentlich gar nicht zugenommen habe, weil sie schon seit Jahren gleichbleibend hoch ist.
    Ist jetzt nicht direkt beruhigend, aber besser als Leute, die „PANIK!“ rufen.

  3. “ Indem es aber immer wieder heraufbeschworen wird, droht es zur self fulfilling prophecy zu werden (…)“

    Das ist aber keine SFP, wenn ich mich richtig an meine Schulzeit erinnere.
    Eine SFP bedingt durch deren Aussprechen das Resultat.
    Das würde in diesem Fall bedeuten, dass ein Medium schreibt „In Deutschland is‘ bald Terror!“, dies dann ein radikaler Glaubenskrieger liest und sich denkt, „Jo, Deutschland, finde ich, ist aufgrund dieses Artikels ein besonders lohnenswertes Ziel. Da bombe ich jetzt mal los!“

    Oder in der Wirtschaftskrise:
    Merkel und Seibert „können“ vor der Kamera nicht sagen, wie schlecht es einem Geldinstitut geht, weil die Information dafür sorgen würde, dass die Anleger aufgrund dieser Information dann präventiv ihre Konten plündern würden und die Bank tatsächlich pleite ginge.

    In diesem Fall wollen die Verlage ja nur auf der sicheren Seite sein:
    „Wir haben’s jesacht! Wir haben immer gewarnt, dass…“
    Präventivparanoia? Selbstimmunisierung? Vielleicht.
    Aber keine SFP, die bedeuten würde, dass das Aussprechen eines potentiellen Anschlags diesen auch tatsächlich zur Folge hätte.
    Ansonsten wäre Deutschland wohl schon zum Jahreswechsel 2001/2002 zum Ziel geworden.

    Oder sogar noch bevor 9/11, im Juni 2001:
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-19337203.html

    Jeder kann eine Website veröffentlichen, auf der er dann vor allem möglichen warnt:
    „Achtung, du wirst krank werden!“
    „Deutschland wird vom Borkenkäfer assimiliert!“
    „10 Tricks um sich gegen die drohende Irgendwasierung zu schützen!“
    Um dann im Falle einer tatsächlichen Irgendwasierung sagen zu können: Ich hab’s doch gesagt.
    Dann kommen die Verschwörungstheoretiker an und feiern mich noch als Messias.
    Er hat’s ja gesagt *rolleyes*

    Schaut’s euch mal den Kommentarbereich bei z. B. Tichys Einblick an.
    Da wussten sowieso alle schon immer, dass der Islam an sich und überhaupt und Merkel muss auch weg und so weiter.

    Dennoch lösen die dort veröffentlichten Artikel ja keinen Terror aus.
    Zumindest keinen islamistischen …

  4. @Ingo S.

    Nicht so vorhersehbar wie ein neunmalkluger Kommentar zu diesem klugen Artikel, damit der Autor auch hier wieder beweisen konnte, dass er es viel besser weiß. Er sagt zwar nichts konstruktives und ergibt sich seiner Arroganz, aber hauptsache kommentiert. Wäre ja noch schöner, wenn man immer wieder versuchen würde die Berichterstattung kritisch zu hinterfragen, in der Hoffnung, dass es sich vielleicht bessert oder dass man zumindest ernsthaft darüber reflektiert. Nee, stimmt, da ist so ein Kommentar viel, viel sinnvoller. Zynismus ist eben auch eine schöne warme Decke.

  5. Ich stimme voll zu. Schlimm sind auch die teilweise dämlichen Fragen der Studio-Journalisten an die Kollegen vor Ort. Einige Aussagen entstehen vielleicht aus Unwissen oder dem Wunsch weiter zu dramatisieren. Es wurde z. B. gesagt, Soldaten wären mit Maschinengewehren bewaffnet ausgerückt, sie trugen ihre normale Ausrüstung und Bewaffnung.

  6. Das eine ist die maximale ökonomische Verwertung solcher Anschläge: Ist eklig, nur eben irgendwie von folgerichtiger Logik.

    Das andere ist der Inszenierungszwang: Man muss in solchen Momenten jemanden vor Ort haben, der „mir“ direkt vom Geschehen berichtet, sonst hat es keinen (gefühlten) breaking Infovorsprung.

    „Dooferweise“ hat ein Reporter vor Ort meist die schlechteste Infolage von allen und schildert deswegen -falls halbwegs seriös, bei den ÖR schien es mir so- etwas codiert, dass er hier gar nichts erfährt und jeder mit Internetvollzugang derzeit besser informiert ist als er.

    Am besten kommen damit wohl diejenigen zurecht, die sowieso gewohnt sind, auf mäßiger Faktenkopplung aufbauend weitreichende Bullshitstories zu inszenieren und sie im Minutentakt wieder zu überlagern mit der nächsten.

    Da können Ö/R nur verlieren. Ist wie ein Wüstenlauf zur nächsten Oase zwischen einem Teilnehmer, der Ausrüstung für 2 Monate dabei hat und einem, der alles hat liegen lassen, auf den nächsten Tag scheisst und ohne Ballast rennt.

    Wie groß ist denn der Run aufs Blutspur-Clickbaiting? Zeichnen sich da noch keine Ermüdungseffekte beim Publikum ab? Ist der Sog, sich durch möglichst grausame und hyperventilierende Details zu wühlen um seine „Anteilnahme“ zu befriedigen, immer noch ungebrochen?

    So bedient man natürlich auch die shock&awe Strategie des IS genau wie gewünscht. Rein medientheoretisch haben wir da ein nicht richtig Dilemma:
    – Ignorieren/Tiefer hängen ist unrealistisch und in Sachen Aufmerksamkeitsökonomie eine Verliererstrategie.
    – Farbig, blutbuntige, sich bei jedem Attentat wiederholende Dauerhyperventilation erscheint der Mehrheit als das emotional mindest gebotene. Und bahnt kognitiv genau die verengte Wahrnehmung, auf die die Radikalen auf allen Seiten angewiesen sind, die deren Hauptziel sein muss.

    „In Gefahr und in der Not, bringt der Mittelweg den Tod“.
    Wie mit gezielt nachgeschobenen Attentaten und entsprechender Medienverarbeitung die Stimmen des Mittelweges zu marginalisieren sind, sollte sich wirklich jeder am Beispiel Israel/Palästina zumindest retrospektiv klar machen können.

    Zumindest jeder, der seine Reflexe dafür nicht auch beim nächsten Mal wieder instrumentalisieren lassen will. Was man Bild/Focus und Konsorten natürlich nicht unterstellen sollte…
    Also wird sich das reflexhafte Geschrei stets erneut wiederholen, wenn IS das will. Unvermeidbar. Und alle Medien, die sich daran nicht beteiligen, befinden sich in der Situation, auf dem Oktoberfest zwischen mehreren Fahrgeschäften mit aufgedrehter Jahrmarktsmusik Besucher mit einem Kofferradio von der intellektuellen Brillanz von 12-Ton-Musik überzeugen zu wollen.

    „Uns“ geht es genauso wie den ca. 40% Anhängern einer unblutigen Konfliktlösung in Israel und Palästina: Gegen diese Emotionen kommen wir nicht an, unser Pfad erscheint den schwachen Gemütern einfach zu schwach, weil deren Konzept von Stärke so unreflektiert bleibt.

    Ich sehe bisher nicht, dass dieses Spiel bei uns in den „entwickelten“ westlichen Gesellschaften weniger effektiv wäre als sonstwo. Und habe auch wenig Hoffnung darauf, dass wir dagegen irgendwie signifikant resistenter sein werden.

    Bisher bleiben wir also ALLE im vorgesehenen Ablaufscript für solche induzierten Zuspitzungen.

  7. Offensichtlich habe ich richtig gehandelt. Ich dachte erst, ich sei bereits abgestumpft, aber scheinbar macht man in so einer Zeit nichts falsch, einfach auf Durchzug zu stellen und sein Tagwerk zu vollbringen. Wahrscheinlicher ist allerdings, es ist eine Mischung aus beidem. Abgestumpftheit und das Wissen, mehr als Spekulationen bekommt man eh nicht serviert. Zumindest nicht innerhalb des ersten Tages.

  8. @Mycroft noch interessanter ist die Tatsache, dass die Zahl der Terroranschläge in Europa seit Jahren konstant ist. Weltweit haben sie zugenommen (was erklärt, warum die Zahl der Flüchtlinge seigt, die wollen nämlich einfach nur in Frieden leben), in Europa hingegen auf relativ niedrigem Niveau verharrt. http://www.watson.ch/Wissen/Schweiz/982459207-Die-vergessenen-Jahre-des-Terrors–In-den-70ern-und-80ern-zogen-Terroristen-eine-Blutspur-durch-Europa

  9. Erschreckend ist, dass seit geraumer Zeit auch eigentlich seriöse Medien auf das Populismus- und Sensations-Pferd setzen, womit früher eigentlich nur die BILD Kasse gemacht hat.

    Offenbar geht es den altehrwürdigen Medien/Presseorganen aufgrund der immer massiveren Markt- und Verkaufseinbußen, die sicherlich in der Internetkonkurrenz begründet sind, mittlerweile so dreckig, dass ihnen keine andere Wahl mehr bleibt.

    Verlierer ist in jedem Fall der Leser/Konsument.

  10. @7.Stefan

    Genauso habe ich das auch gehalten. Morgens aufgestanden, davon via Twitter gehört, kurz mal in der FR nachschaut was passiert ist und danch nicht mehr damit beschäftigt.
    Weil man genau weiß man verpasst genau nichts.
    Um 8 dann mal die ARD Tagesschau angemacht, aber beim ersten Terror“experten“-Erklärbär und der Drohkulisse einen Brennpunkt direkt im Anschluß zu senden direkt wieder ausgeschaltet. Okay, vorher kurz zum ZDF rüber, die den unvermeidbaren und unsäglichen Rainer Wendt für später bei Lanz ankündigten. *schauder*
    Fazit: Der eigentliche Terror geht erst los nachdem die Bomben gezündet haben. Und das ist genau das was Daesh will. https://theintercept.com/2016/03/23/islamic-state-bragged-that-its-attacks-would-help-break-up-the-european-union/

  11. Ja, die Medien verbreiten Angst und Schrecken, den Terror eben. Das können die Terroristen nicht. Die können nur Anschläge machen, im Normfall ungefähr so in Busunglückgröße.

    Busunglücke resultieren nicht in Angst und Schrecken.

  12. @Stefan

    Danke, sehr interessante Seite. Was natürlich auffällt, wenn man sich die führenden Plätze des Terrors anschaut, dass die Toten in den Ländern und der Islam überhaupt keine Schnittmenge besitzen. Alles nur Missbrauch einer friedlichen Religion.

    Irak 42749 , Afghanistan 16888, Pakistan 13524, Nigeria 11997, Indien 6999, Syrien 3592, Somalia 2883, Russland 2606, Algerien 2415, Suden 2325, Jemen 2029

  13. @Marc Sterlitz

    Wow, cool, dass du das bemerkt hast. Bis dahin war mir gar nicht bewusst, dass man den Tod tausender Menschen in unterschiedlichsten Ländern und Kulturen einfach auf eine einzige Religion beschränken kann. Schön, wenn man feststellt wie einfach die Welt doch eigentlich ist und es ja doch keine Grauzonen gibt. Danke, voll nett!

  14. @David Turgay

    Ist nicht die naivste Antwort auf diese Zahlen, „hat alles nichts mit dem Islam zu tun“? Wenn man jetzt Islam gegen Islam (Sunniten gegen Schiiten/Aleviten usw. in Pakistan, Afghanistan, Irak, Syrien, Jemen, Sudan, Libyen, Algerien, Mali, Somalia oder Türkei-PKK), Islam gegen Hindus (Indien), Islam gegen Buddhisten (Myanmar, Thailand) , Islam gegen Christen (Nigeria, Ägypten, Philippinen), Islam gegen Bahai (Iran), Islam gegen Juden (Israel) oder Islam gegen Orthodoxe Christen (Russland) nennt, könnte schon eine Gemeinsamkeit entdeckt werden.

    Besonders die Abrahamitische Religionen halten den Globus am Kochen, die Christen sind ja auch keine Kinder von Traurigkeit. In Uganda führen die einen brutalen Krieg. Doch der Islam agiert aktuell am aggressivsten. Wir erleben zurzeit die post-säkulare Wiederbelebung einer abrahamitischen Religion, die es versteht, Männer und Frauen zu inspiriert, in ihrem Namen zu töten und zu sterben. Warum? Der Islam bietet auf die Fragen des 21. Jahrhunderts keine Antworten (die Kirchen müssen sich ja auch winden wie ein wirbelloses Wesen), zudem ist die ureigene Form des Islam tief unsozial, durch seine ureigene Struktur herrschen dort große soziale Ungerechtigkeiten, Frauenrechte werden unterdrückt, Schwule hingerichtet, Andersgläubige verfolgt. Das System produziert viele Verlierer, besonders junge Menschen, weil auch im Islam Geld mehr wert ist als Menschen. Bspw. Katar, Bahrain, Saudi-Arabien usw. holen lieber Heerscharen von modernen Lohnsklaven aus Bangladesch, Pakistan oder Indien, die ihnen dienen, ihre Wolkenkratzer oder Fußballstadien bauen, statt ihre Glaubensbrüder aus den Flüchtlingslagern zu holen und ihnen diese Arbeit und damit Zuflucht zu geben. Wie gesagt, auch dem kapitalistischen Kaftan liegt Geld mehr am Herzen als seine Glaubensbrüder. Und wie schaffen die Verantwortlichen es, dass der Islam nicht im Scheinwerfer der Kritik seiner Gläubigen steht? Indem den Moslems von morgens bis abends gepredigt wird, es liegt an den Menschen und Systemen außerhalb des Islams. Der Islam kann nichts dafür, es ist der Westen, die Hindus, die Buddhisten, die Christen oder die von wahrem Glauben abtrünnigen Islamrichtungen. Man stigmatisiert sich als Opfer, das Jammern ist vielerorts kaum zu überhören. Und da eins der höchsten Gebote des Islams ist, keine Kritik am Islam zu üben, das sprichwörtlich auch durchgepeitscht wird, herrscht Ruhe. Austrittswellen wie die Christen kennt der Islam nicht, wäre ja auch gefährlich. Schön und nicht gut, aber, erstaunlicherweise hat der Islam es auch in Deutschland geschafft, sich unantastbar zu machen. Wir haben es in Deutschland mühselig geschafft, uns teilweise vom Joch der Kirchen zu befreien, da kommt die nächste abrahamitische Religion, die Denkverbote erteilt und den Diskurs bestimmen will. Natürlich mit willigen deutschen Helfern, die keine Analogie scheuen, um den Opferstatus des Islams aufzuzeigen. Mit einem unglaublichen Geschichtsrevisionismus werden die Muslime bspw. als die “neuen Juden” in Deutschland bezeichnet. Was für eine Verdrehung! Die Geschichte des Judentums ist geprägt von Pogromen, Vertreibung, Berufsverboten und letztendlich dem Versuch, sie in Europa auszulöschen. Die Geschichte des Islams ist eine Geschichte von Herrschaft, Imperialismus und Bereicherung auf der Geschäftsgrundlage des Sklavenhandels. Ein entfesselter Sklavenhandel, natürlich auch mit den westlichen Kolonialmächten, der ein Genozid verursachte, der heute noch regional in Afrika nachweisbar ist. Und die Kirchen, wie bei der Beschneidungsdebatte, die keine war, man schlägt sich auf die Seite der abrahamitischen Brüder. Weil … http://www.kath.net/news/39320 (Sachsen mit 80 % Atheisten die größte Gefahr für Europa?)

    Die Kirchen hoffen, mit dem Aufblühen des Islams, die säkulare Schraube in Deutschland zurückzudrehen. Mit Erfolg, die Religionen rücken bei Diskussionen und Demonstrationen unverkennbar wieder in den Mittelpunkt. Wollen wir das im 21. Jahrhundert? Einige anscheinend, sonst würden sie in einer Demokratie nicht über Religionskritiker herfallen.

  15. Sehr lustig war im ganzen Sondersendungsgedöns der Moment, als die Tagesschau das Fahndungsfoto der drei Attentäter am Flughafen nur verpixelt zeigte, während gleichzeitig die Moderatorin von CNN aus Atlanta in einer für die USA produzierten und von International lediglich übernommenen Sendung die Zuschauer aufforderte, den Behörden Hinweise zu geben, wenn Sie den noch flüchtigen Mann erkennen würden.

  16. Ich habe das einzig sinnvolle gemacht: am morgen die ersten nachrichten gehoert: 2 explosionen, dann spaeter noch eine in der Metro. Nichts genau was man nicht, eventuell Terrorbingo. Dann hab ich die Nachrichten aus gemacht und mich gezielt davon fern gehalten. Am naechsten Abend hab ich dann eine Zusammenfassung gelesen.

    Ich fuehle mich unglaublich entspannt. Und ja, genauso sicher wie vorher auch.

  17. Ich habe morgens eine Zeit die Berichterstattung, ich meine bei Phönix, verfolgt. Da wurde unten rechts ein Händyvideo eingeklinkt, Leute, die aus dem Flughafen, aus dem auch leichter Rauch drang, flüchten. Nur wenige Sekunden lang.

    Das wurde in Endlosschleife gespielt, ich weiß nicht wozu.
    Oder doch?
    Weil sie nichts anderes haben, und weil es den Charme des authentischen hatte. Weil Bewegtbilder immer besser wirken als Standbilder?
    Dennoch: Nach dem 3. Mal sehen hat man alles gesehen und auch gesehen, dass es eigentlich nicht mehr zu sehen gibt.

    Es ist ein Stimmungsinstrument, aber hätten sie mehrere Videos aus verschiedenen Perspektiven gehabt, dann hätten sie diese verschiedenen Videos durchaus gezeigt. Die Explosion selbst war leider nicht mit drauf aber es war zeitlich und räumlich wohl das, was dem eigentlichen Ereignis am nächsten kam, und später aufgenommene Bilder mit eigenen Kameras kamen eben nicht näher ran. Sicher war bereits alles abgesperrt und spektakuläre, größere Rauchentwicklung war nicht einzufangen.

    Als Zuschauer komme ich mir dabei aber dennoch verschaukelt vor. Sowas ist doch prima im Internet aufgehoben, wo es der Zuschauer selbst so oft oder lange anstarren kann, wie er meint es sehen zu wollen.

  18. @Uwe Haase

    Ich habe nie gesagt „Hat alles nichts mit dem Islam zu tun.“ Ich ärgere mich ja gerade über so eine Versimplerung, deswegen finde ich „Hat alles nur mit dem Islam zu tun“ genauso einfältig. So einfach ist es nicht und wird es nie sein. Wer in solchen starren Kategorien denken will, macht es sich vielleicht einfach, aber lösen wird man so nichts.

  19. Wann bekomme ich hier die unnachahmlichen Twitter-Meldungen eines J.R. von …. serviert?
    Kann sich doch nur noch um eine Frage der Zeit handeln.
    Ich bin so gespannt und voller Vorfreude…

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.