»Er ist nicht schwul, sondern ein sehr liebenswürdiger, aufmerksamer Mann.«
Michelle über Jens Riewa
Seit vielen Jahren geht der „Tagesschau“-Sprecher Jens Riewa gegen die Unterstellung vor, er sei schwul. Trotzdem ist das immer wieder ein öffentliches Thema.
Mitte Mai zum Beispiel, in der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“. Jan Böhmermann spielte darin eine Runde „Wer bin ich?“ mit „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni. Er musste erraten, welcher Nachrichtensprecher auf seinem Stirnband zu sehen ist: Jens Riewa. Gegen Ende fragte er: „Weiß man nicht so ganz so genau, ob ich Hetero oder Homo bin“, was zu größerem Gelächter führte und Zamperoni sichtlich Schwierigkeiten bereitete. „Ich glaube, man weiß es eigentlich“, antwortete er schließlich. Wenige Fragen später löste Böhmermann: „Dann bin ich Jens Riewa.“ Die Sendung kann man sich noch immer bei YouTube und in der ZDF-Mediathek anschauen.
Das schwule Online-Magazin Queer.de nahm das zum Anlass für einen längeren Artikel, über dem es provokativ fragte: „Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa?“ Die Frage blieb unbeantwortet, aber Riewa erwirkte vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen die Seite.
Riewa hat einiges dafür getan, dass man weiß, wie sehr es ihn stört, für homosexuell gehalten zu werden.
1998 ging er gegen die Schwulen-Zeitschrift „Adam“ vor, die behauptet hatte, er sei schwul, und gegen das Buch „Out!“, das ihn als einen von 500 angeblichen Lesben, Schwulen und Bisexuellen aufgeführt hatte. Er forderte Schmerzensgeld und Schadensersatz, weil er dadurch, dass man ihn nun für schwul hielt, beruflich in seiner „vielseitigen Einsetzbarkeit“ beschränkt würde, wie er dem „Focus“ sagte. Er sprach von einer Verleumdung und erklärte, er klage auch, weil er „der Frauenwelt nicht verlorengehen will.“
Nachdem das Gericht erkennen ließ, dass die Veröffentlichungen eine schwere Verletzung seines Persönlichkeitsrechts darstellten, schloss er einen Vergleich mit den beiden Publikationen, die 15.000 bzw. 5000 D-Mark zahlten.
Dass er der Frauenwelt entgegen seiner ursprünglichen Befürchtungen nicht verlorengegangen ist, versuchte er 2002 explizit unter Beweis zu stellen. In „Bild“ und bei RTL behauptete er, ein Verhältnis mit der Schlagersängerin Michelle zu haben. Er soll er einem „Bild“-Reporter gegenüber damit geprahlt haben, wie gut der Geschlechtsverkehr mit ihr sei. Die Beziehung hielt aber nicht allzu lange. Michelle dementierte später, mit Riewa je im Bett gewesen zu sein. Medien wie die „taz“ spekulierten, dass Riewa mit der Veröffentlichung der intimen Beziehung Gerüchte über seine sexuelle Orientierung zerstreuen wollte.
»Er ist nicht schwul, sondern ein sehr liebenswürdiger, aufmerksamer Mann.«
Michelle über Jens Riewa
Konsequenterweise ging er im Jahr darauf gegen ein vermeintliches Enthüllungsbuch von Dieter Bohlen vor, in dem der Musikproduzent in mehreren Andeutungen behauptete, dass Riewa nur so tue, als sei er heterosexuell.
Trotz alledem scheinen Menschen immer noch Zweifel zu haben an Riewas Heterosexualität.
Drei Tage nachdem Queer.de anlässlich der Szene im „Neo Magazin Royale“ die Zweifel und Riewas Umgang damit wieder zum Thema gemacht hatte, ließ Riewa die Seite abmahnen. Schon die Überschrift gebe haltlose Gerüchte über sein Privatleben wieder, schrieb sein Anwalt. Auch mehrere Sätze, die der Bund Lesbischer & Schwuler JournalistInnen BLSJ und der „taz“-Journalist Jan Feddersen schon vor Jahren über Riewas teils kontraproduktiven Kampf gegen die Gerüchte geschrieben hatten, sollte Queer.de unterlassen. Nachdem die Seite das ablehnte, erwirkte Riewa am 20. Juni beim Landgericht Hamburg eine entsprechende einstweilige Verfügung (Aktenzeichen 324 O 253/17).
Vertreten wird Riewa von der Kanzlei Schertz-Bergmann, die sonst unter anderem für die Meinungsfreiheit von Jan Böhmermann kämpft.
Der Artikel ist nun nur noch in einer entsprechend verstümmelten Version zu lesen. Queer.de will gegen das Verbot vorgehen.
Micha Schulze, der Geschäftsführer der Seite, sagt auf Anfrage: „Es ist völlig egal, ob Jens Riewa homo oder hetero ist. Das Thema ist nicht seine sexuelle Orientierung, sondern seine notorische Homopanik.“
Man habe die Plauderei bei „Neo Magazin Royale“ aufgegriffen, um an Riewas „skandalöse Prozesse vor fast zwanzig Jahren zu erinnern – quasi als eine Art queere Geschichtsvermittlung“. Es sei für seine Generation ein „prägender Schock“ gewesen, sagt Schulze, „dass jemand 50.000 Mark Schmerzensgeld haben wollte, nur weil er irrtümlich als schwul bezeichnet worden war.“
Man könnte nun fragen, was Riewa eigentlich noch tun muss, damit die Menschen aufhören, über sein Privatleben zu spekulieren. Das wäre aber die falsche Frage. Er tut ja nicht zu wenig, sondern zu viel – und vor allem: das Falsche.
Selbstverständlich muss Riewa es nicht hinnehmen, wenn falsche Behauptungen über ihn verbreitet werden. Ursprünglich musste er es auch nicht hinnehmen, dass überhaupt irgendwelche Behauptungen über sein Privatleben verbreitet werden – egal ob zutreffend oder unzutreffend. Das dürfte hinfällig sein, seit er intime Details über eine Beziehung zu Michelle öffentlich diskutierte. Micha Schulze sagt zu recht: „Wer sein heterosexuelles Privatleben selbst zum öffentlichen Thema macht, kann die sexuelle Orientierung nicht grundsätzlich zu einer Privatsache erklären.“
Ich weiß nicht, was vor 20 Jahren dazu führte, dass schwule Medien Riewa als schwul bezeichneten. Ich weiß aber, wie es dazu kam, dass er für manche Schwule ein rotes Tuch wurde: Seine Reaktion erweckte den Eindruck, dass er diese Unterstellung für etwas Ehrenrühriges und Geschäftsschädigendes hielt. Er bestritt zwar, in Homosexualität einen Makel zu sehen, verglich diese „Verleumdung“ gegenüber dem „Focus“ aber gleichzeitig damit, dass jemand schreiben könnte, er „wäre pädophil oder rechtsextrem“.
Riewa sah eine „organisierte Schwulenbewegung“ am Werk, die ihn „als Spielball ihrer Machtkämpfe instrumentalisieren“ wolle: „Sie wollten sich gern mit einem Prominenten schmücken. Jetzt aber leugne ich als vermeintlicher Homoprotagonist meine angebliche sexuelle Neigung. Also bin ich in ihren Augen ein Verräter, den es zu bekämpfen gilt.“ Die Schwulenbewegung, der gute schwule Prominente für ihre „Machtkämpfe“ fehlen, und die deshalb einen Heterosexuellen wie Riewa zwangsrekrutiert – so scheint Riewa das zu sehen.
Der Grund, dass ein Medium wie Queer.de eine Gelegenheit wie die kleine „Neo Magazin Royal“-Episode nutzt, um sich noch einmal an Riewa abzuarbeiten, liegt in dem, was der „taz“-Redakteur Feddersen schon vor 15 Jahren formulierte: Riewa scheint als in der Öffentlichkeit stehender Medienmensch „vor nichts so sehr Angst zu haben wie davor, für schwul gehalten zu werden“. Dadurch, dass er juristisch gegen Queer.de vorgeht und der Seite unter anderem auch untersagt hat, genau diesen Satz zustimmend zu zitieren, bestätigt er ihn nur.
Vermutlich wird es Riewa nach der medialen Vorgeschichte nie gelingen, auch den letzten davon zu überzeugen, dass er heterosexuell ist, und vermutlich wird es ihm auch nicht gelingen, den Menschen zu verbieten, sich darüber Gedanken zu machen. Das muss aus seiner Sicht frustrierend sein.
Es gibt aber ein realistischeres Ziel, das er hätte erreichen könnte: Der Welt zeigen, dass er als professioneller Medienmensch gelassener geworden ist im Umgang mit dem Thema Homosexualität.
Aha. Ich muss also als Betroffener gelassen mit Unterstellungen umgehen, sonst bin ich selbst schuld. Und ich muss mich dabei auch geschickt anstellen, sonst beweise ich damit das Gegenteil.
„Dadurch, dass er juristisch gegen Queer.de vorgeht und der Seite unter anderem auch untersagt hat, genau diesen Satz zustimmend zu zitieren, bestätigt er ihn nur.“
Ich kann für Jan Feddersen nur hoffen, dass er selbst niemals in eine Situation kommt, wo ihn eine solche Aussage wie ein Bumerang einholt. Wenn die „Bild“ vor dem Privatleben von Menschen nicht haltmacht, ist das zu Recht beklagenswert. Auch deswegen sollte man keine doppelten Standards einführen.
@Theo Ihr Denkfehler ist es, dass Sie meinen, über jemandem zu sagen, er sei möglicherweise homosexuell, sei eine Unterstellung, gegen die man sich wehren müsste.
@Thankmar: Wieso? Wenn ich, als Homosexueller von jemanden für heterosexuell gehalten werde, zerre ich ihn ja schließlich auch auf die Anklagebank.
Thankmar,
ich selber finde diesen Vorwurf auch nicht weiter schlimm, wenn es mich betreffen würde. Aber ich muss akzeptieren und respektieren, wenn andere Menschen das für sich anders bewerten. Wenn Sie in solchen Dingen, wo es ums Privatleben geht, eine Art Wertigkeit von Unterstellungen einführen wollen, dann gute Nacht.
„Ursprünglich musste er es auch nicht hinnehmen, dass überhaupt irgendwelche Behauptungen über sein Privatleben verbreitet werden – egal ob zutreffend oder unzutreffend. Das dürfte hinfällig sein, seit er intime Details über eine Beziehung zu Michelle öffentlich diskutierte.“
Ist das so? Sobald man einmal intime Beziehungsdetails öffentlich ausgeplaudert hat, hat man es künftig hinzunehmen, dass „irgendwelche Behauptungen über sein Privatleben verbreitet werden“?
Es ist extrem ungewöhnlich, dass ich SN in einem Punkt so überhaupt nicht folgen kann, aber: dein Ernst?
@Überfall: Nicht nur mein Ernst, sondern geltende Rechtslage. Ein Prominenter, der von sich aus öffentlich über sein Privatleben spricht, verliert einen Teil des Schutzes seiner Privatsphäre. Das Schlagwort dabei ist „Selbstöffnung“. Deshalb warnen Promi-Anwälte auch dringend davor, nette harmlose Episoden aus dem Privatleben auszuplaudern, weil es ihnen das sehr viel schwerer macht, gegen die nicht erwünschte Veröffentlichung anderer Episoden aus dem Privatleben vorzugehen.
Das ist teilweise (nach meinem Rechtsempfinden) ungerecht, weil es Prominente, die ihr Privatleben privat halten wollen, zu einer extremen Zurückhaltung in der Öffentlichkeit zwingt. Es ist teilweise aber auch einleuchtend, wie in diesem Fall: Wenn jemand eine private Affäre öffentlich macht, kann er nicht hinterher sagen, dass sein Liebesleben seine Privatsache sei.
Abgesehen davon dürfen aber natürlich, wenn überhaupt, ohnehin nicht „irgendwelche Behauptungen“ verbreitet werden, sondern nur zutreffende.
Man könnte das ja weiterspinnen. Sänger A geht gerne zu Gangbang-Events in Swingerclubs? Schauspielerin B zahlt für Callboys? Moderator C betrügt seine Frau? Musikerin D ist in Wirklichkeit transsexuell?
In jedem Einzelfall gibt es sicherlich Leute, die meinen, gegen solche Unterstellungen müsste man sich ja nicht wehren. Es sei ja nichts Schlimmes daran, wenn es wirklich so wäre. Und in jedem Fall dürfte eine solche Person auch möglichst nichts über eigene Vorlieben erzählen, weil damit per se das Privatleben nicht mehr tabu sei.
Dass man das an dieser Stelle (!) auch noch erklären muss, ist ja schon traurig genug.
Es ist doch so:
Wenn Hezogin Camilla dagegen vorgehen würde, dass gewisse Zeitschriften ihr mehr oder weniger unverhohlen Alkoholismus unterstellen, dann würde sie damit zugeben, dass der Vorwurf stimmt. Sie tut es aber nicht und ist damit cleverer als Jens Riewa!
They say we’re young and we don’t know
We won’t find out until we grow
Well I don’t know if all that’s true
‚Cause you got me, and baby I got you
Babe
I got you babe (…)
@Theo: Ich denke schon, dass in diesem Fall etwas mehr Gelassenheit angemessen wäre. Wie der Bericht zutreffend fragt: Was ist so schlimm daran, wenn Herr Riewa von Teilen der Bevölkerung für schwul gehalten wird? Würde er ähnlich scharf reagieren, wenn man behaupten würde, dass er keine Kartoffelsuppe mag?
Und selbst wenn er das dringende Bedürfnis hat, die Aussage richtig zu stellen, dann gäbe es weniger harte Mittel.
„Die Beziehung hielt aber nicht allzu lange. Michelle dementierte später, mit Riewa je im Bett gewesen zu sein.“
Nicht wahr! Was die Leute alles so dementieren. Ich bin platt.
Trotzdem bleibt es eine zweischneidige, sogar diabolische Angelegenheit, wie hier aus einer Freiheit ein Zwang entsteht. Und natürlich ist der Flachmann vom Dienst und Unkomiker wieder ganz entspannt mittendrin, um das Süppchen aufzuschäumen und zu würzen. Unser Freiheitskämpfer und Großlyriker. Grrr.
Ein etwas souveränerer Umgang mit dem Thema hätte ihm wohl nicht geschadet.
Ich kannte aus meiner Schulzeit einen Schwulen (ok, eigentlich kannte ich wohl mehr, aber einen, bei dem ich’s wusste), der diese „Verstecken gilt nicht!“-Flyer verteilte. Das fand ich damals schon ambivalent – so, wie ich als Hetero evt. kein Interesse daran habe, dass allg. bekannt ist, in wen ich verliebt bin, hätten Homosexuelle das ja erst recht.
Andrerseits verstehe ich auch Forderungen nach Solidarität unter Homosexuellen, nur will sich jetzt evt. nicht jede(r) zum „Posterboy/girl“ für LGBT-Rechte machen lassen. Oder wenn, zu eigenen Bedingungen. Oder einfach, weil man nicht L,G,B oder T ist.
Aber auch dann braucht man keine Sprüche wie den von der „organisierten Schwulenbewegung“. Ist die unorganisierte Schwulenbewegung etwas „besser“?
8 / Frank Reichelt
Wenn ich gegen falsche Behauptungen / Unterstellungen vorgehe dann bestätige ich damit deren Richtigkeit?
Das ist eine sehr seltsame Logik.
Hehe Wonko das dachte ich mir auch gerade :p
Selbst wenn Herr Riewa schwul wäre, wäre das seine Sache, wie er damit umgeht. Er muss sich nicht outen, er muss nicht auf Paraden an erster Stelle mitlaufen. Er muss sich nicht zwangsouten lassen, nur weil andere Homosexuelle das gerne so hätten. Herr Niggemeier, wenn Jens Riewa homosexuell sein sollte und sich irgendwann mal outen möchte, dann kann er für sich selber diesen Zeitpunkt festlegen. Und wenn er sich nicht outen möchte (weil er es nicht möchte oder nicht homosexuell ist), dann ist das auch ok.
Aber dass Sie das Thema hier ohne Not aufgreifen, einem größeren Publikum präsentieren und zwischen den Zeilen klar zu erkennen ist, dass Sie seine Heterosexualität anzweifeln … das ist äußerst unprofessionell.
Auch „Übermedien“ könnte der Welt zeigen, dass sie professionell und gelassen mit dem Thema Homosexualität umgeht (indem sie das Thema nicht aufgreift, weil es zu persönlich ist). Geht anscheinend nicht, Herrn Niggemeier liegt dieses Thema offensichtlich sehr am Herzen.
He,wer sich als Profi in der Öffentlichkeit naiv bewegt,kommt darin um…
Da kann man prozessieen wie man Lustig ist!
Und ich habe wenig bis kein Verständnis wenn Medien-Profis einen auf
„Ich hab ja nicht gewusst,das es so läuft!“
machen.
Ok nicht jeder kann die Klaviatur spielen,aber es gibt ja genügend Vorbilder wie mans machen kann,soll und was absolut zu vermeiden ist,oder.
Wenn man in der Öffentlichkeit steht ,es liebt wenn einen die Leute (nur) mögen und es einem unmöglichist sich vorzustellen,das dem nicht so ist und nicht damit umgehen kann
–Raus aus de Öffentlichkeit
-Was ordentliches gelernt zuhaben,schadet nix lt Peter Tauber.
Ein Metzger weiss auch das man für ne Wurst ein Tier schlachten muss….
sorry, aber es ist das Gute Recht von jedem, sich dagegen zu wehren ungefragt als Spielball von Drittinteressen mißbraucht zu werden. Offensichtlich haben die Rechtsverletzer den Wink der Richter gut verstanden und ohne Prozeß Unterlassungen unterschrieben und Schmerzensgeld bezahlt. Und nun meinen wieder andere, seine Rechtsdurchsetzung war der Fehler, den nun eine Rechtfertigung darstellt, Ihn, wenn schon nicht schwul, zumindest als homophob verunglimpfen zu können ? Das ist doch absurd, ich hoffe die Schmerzengsgeldstrafe fällt hoch aus. Es kann nicht sein, dass die Rechtsdurchsetzung gegen Unrecht aufgrund der Angst und Androhung von Mobbing, Stalking und “ Straisandige“ Verbreitungseffekte unterlassen wird.
2002 ist 15 Jahre her. Falls er seitdem sein -evtl. vermeintliches- Privatleben in dieser Hinsicht nicht mehr öffentlich verbreitet hat, werte ich diese Berichterstattung in queer und ÜM als aggressiv, bösartig und übergriffig.
Und weil man Persönlichkeitsrechte ansonsten Bildbloggern und ÜM’s nicht erklären muss, kann ich mich nur sehr wundern.
Genug gewundert aus dem Nurlesemodus-Off, in welchem ich ansonsten bleibe.
@Hermann Behrens:
Ja.
„Ohne Not“ ist gut. Ich finde, es ist ein Thema für ein Seite, die sich mit Medien beschäftigt, wenn ein bekannter Moderator in dieser Weise die Berichterstattung über sich unterbindet. Und ich zweifle Riewas Heterosexualität gar nicht an.
Warum sollen wir nicht darüber berichten, wenn Riewa mit der Keule einer einstweiligen Verfügung gegen eine – wie ich persönlich finde – vielleicht unnötig provozierende Überschrift und eine ansonsten absolut harmlose Berichterstattung vorgeht? Man kann das natürlich anders sehen und finden, dass Riewas Vorgehen absolut berechtigt ist. Aber ich finde, man muss darüber diskutieren können. Es geht hier nicht darum, dass irgendwelche Details aus Riewas Privatleben veröffentlicht wurden.
@Hans Wurst: Sie meinen Queer.de müsste ein hohes Schmerzensgeld zahlen? Wofür? Müsste Böhmermann auch zahlen? Wir auch?
@Symboltroll: Ich empfinde Riewas Vorgehen gegenüber Queer.de als aggressiv und übergriffig.
Ich bin Bisexuell und nur in einigen wenigen Kontexten „out“. M.a.W. einige wissen es und andere nicht.
Ich empfinde es als Teil meiner sexuellen Selbstbestimmung, darüber zu entscheiden, wer von meiner sexuellen Orientierung weiß.
In so fern kann ich Herrn Riewa sehr gut verstehen. Ist er nicht schwul, wird ihm ein Label abgeheftet, dass er nicht haben will. Ist er es doch, nimmt ihn eine öffentliche Diskussion die Möglichkeit, selbst über seine Erscheinung nach außen zu entscheiden.
So weit so schlecht.
ABER: Herr Riewa ist nunmal eine Person von Interesse fur viele Menschen. Und das Thema sexuelle Orientierung hat immer einen gewissen Nimbus. Das ist eine ungute Mischung. Eine wirkliche Lösung gibt es hier wohl nicht.
Ich kann daher dem Fazit des Artikels nur zustimmen. Herr Riewa ist in einem Dilemma, aus dem er nur mit Professionalität wieder entkommen kann.
Das Riewa der Meinung war und nach seinem aktuellen Verhalten womöglich noch der Meinung ist, er wäre als Homosexueller weniger vielseitig einsetzbar, ist bemerkenswert.
Ist das seine subjektive Wahrnehmung in der Welt des ÖR oder des Fernsehjournalismus? Oder muss man tatsächlich davon ausgehen, dass er in seiner Branche weniger vielfältig eingesetzt würde, wenn er tatsächlich homosexuell wäre, was ja diskriminierend wäre?
Was kann denn ein homosexueller Sprecher nicht moderieren?
Stefan Niggemeier:
„Warum sollen wir nicht darüber berichten, wenn Riewa mit der Keule einer einstweiligen Verfügung gegen eine – wie ich persönlich finde – vielleicht unnötig provozierende Überschrift und eine ansonsten absolut harmlose Berichterstattung vorgeht?“
Mit Blick auf die Übermedien-Rubrik „Topf voll Gold“ scheinen mir in diesem Fall die hauseigenen Maßstäbe ein wenig verrutscht. Beim Bauer-Verlag müssten die sich jetzt eigentlich die Augen reiben.
@Theo:die Absichten beim Baue-Verlag sind selbst für einen Blinden nicht zuübersehen:
Auflage,Auflage,Auflage!
Während Hrr Niggemeier versucht herrauszufinden
Wer,Was,Wie,Warum und Wieviel…?
und zu einem Allgemeinen Erkenntnisgewinn beizutragen und wo jeder andern seinen mehr oder weniger geistreichen Senf zugeben kann!
Sollte ich da was missverstanden haben!
-Bitte jeder nur einen Stein! ;-)
@Stefan Niggemeier
Wie soll Riewa denn sonst wirkungsvoll gegen die Berichterstattung vorgehen? Soll er eine Mißbilligung aussprechen oder eine Rüge erteilen wie der Presserat?
Sie persönlich halten die Berichte für harmlos, Herr Riewa sieht das aber offenbar, auch persönlich, anders. Sie bewegen sich anscheinend abseits objektiver medienjournalistischer Kriterien, sondern lassen Ihre private Meinung einfließen. Ist das die so oft angemahnte „Haltung“, die Journalisten unbedingt haben müssen?
Der Satz ist ja nicht falsch, aber was sagt er aus? Daß Schertz-Bergmann ansonsten ein Kämpfer für hehre Ziele ist? Daß er auch Mandate verschiedenartiger Ansichten übernimmt? Daß er letztenendes halt nunmal genau das macht, wofür er bezahlt wird, solange es in sein Fachgebiet Persönlichkeitsrecht fällt und daß er im Falle Böhmermann für beide Seiten versucht hätte, gute und stichhaltige Argumente zu finden, abhängig nur davon, wer ihn bezahlt, weil das einfach sein fucking Job ist?
Vielleicht sollte sie einfach nur nicht wiederholt werden, um keinen – wie auch immer gearteten – Eindruck zu erwecken, aber ich fand folgende Vorbemerkung von Stefan Niggemeier in seinem alten Blog viel schöner und aussagekräftiger, ohne waberndes Raunen kurz und sachlich und mit Link:
Ich habe die HTML-Tags leider versemmelt, daher hier nun noch einmal mit Link:
(Es wäre schön, wenn man für die Kommentare einen kleinen „Vorschau“-Button einrichten könnte, um zu sehen, ob der Kommentar wie gewünscht angezeigt wird.)
hallo zusammen,
ich überlege, ob Jens Riewa sich nicht ein Eigentor geschossen hat. Ich will jetzt gar nicht bewerten, warum er gegen queer.de vorgeht. Allerdings ist so eine Klage wieder eine Nachricht. Wenn also queer.de sich vornimmt, nichts weiter mehr zum Thema zu schreiben, so gibt es doch Medien, die darüber schreiben, daß queer.de verklagt worden ist, weil dort über Jens Riewa geschrieben wurde. Will der dann gegen diese Medien auch vorgehen? Damit dann wieder andere Medien darüber schreiben, dass er gegen die vorherigen vorgegangen ist, weil die darüber schrieben haben, dass er gerichtlich gegen queer.de vorgegangen ist, weil dort über ihn geschrieben wurde. So kann sich doch alles hochschaukeln…, und dann braucht er bald mehr als einen Anwalt….
Hätte er nichts gemacht, hätte er vielleicht hoffen können, dass dieser Artikel auf queer.de sich im Sande verläuft. Zur Zeit gibt es ja genug andere Themen, und außerdem ist queer.de ja nicht unbedingt die gedruckte BILD, also von der Reichtweite…
Ich glaube ja, dass Böhmermann sich vor allem deshalb über Jens Riewa lustig gemacht hat, weil er sich ständig gerichtlich gegen gewissse Berichterstattung gewehrt hat.
Er hätte ja auch sagen/schreiben können: „Ich weiß dass, ihr gerne darüber schreibt, aber ich werde mich inhaltlich nicht äußern, lasst mich doch einfach mal in Ruhe damit.“
schönen Abend aus Bremen
TJ
Im Endeffekt geht es hierbei doch nur darum, dass Riewa Homosexualität als Rufschädigung betrachtet. Und das zu diskutieren sollte ohne einstweilige Verfügungen möglich sein.
Wenn Riewa von queer.de Schmerzensgeld oder Schadensersatz zugesprochen bekäme, würde das bedeuten, dass trotz aller rechtlichen Gleichstellung Homosexualität in diesem Land immer noch als Rufschädigung und damit als was massiv schlechtes betrachtet wird. Auch, dass in Kommentar 7 Homosexualität auf einer Stufe mit Ehebruch genannt, oder in Kommentar 8 die „Unterstellung“ jemand sei homosexuell mit Alkoholismus verglichen wird, finde ich skurril, wenn nicht sogar anmaßend – Alkoholismus ist eine Sucht/Erkrankung, Homosexualität nicht. Ich frage mich ernsthaft, wie reagiert würde, wenn ein Schwuler oder eine Lesbe gegen Heterogerüchte klagte!
(Damit es keine Missverständnisse gibt: Riewa fordert aktuell kein Schmerzensgeld oder Schadensersatz. Es war eine Abmahnung mit der Aufforderung, mehrere Stellen zu löschen, und als Queer.de dem nicht nachkam, eine einstweilige Verfügung vom Gericht.)
Fred,
die Vergleiche, die ich gezogen habe, sind nur dann „anmaßend“, wenn man Deine Grundhaltung zur Sache teilt. Für Dich geht es wesentlich darum, dass jemand Homosexualität als Rufschädigung empfindet, und das findest Du verwerflich. Dagegen soll man sich nicht wehren dürfen, weil Homosexualität per se keine schlimme Sache ist.
Mir geht es grundsätzlich um die Persönlichkeitsrechte. Denn jeder Mensch in diesem Land hat das Recht, für sich selbst Homosexualität anders zu bewerten als Du. Jeder Mensch in diesem Land hat auch das Recht auf Privatleben und das Recht, sich gegen öffentliche Unterstellungen zu wehren.
Martin Däniken:
Man kann aber nicht die Fragwürdigkeit journalistischer Mittel abhängig davon machen, ob es um Auflage geht oder nicht. Auch Du machst da, nicht ganz unähnlich zu Fred, eine Unterscheidung von gut und böse. Weil man etwas gut findet, sind dann plötzlich die Mittel erlaubt, die man anderswo kritisiert.
Ich kann mich gut an Debatten hier erinnern, wo Stefan eine zu freundliche AfD-Berichterstattung vorgehalten wurde. Seine Entgegnung war immer, dass journalistische Prinzipien in jeder Hinsicht gelten sollten.
Riewa hat jedes Recht gegen Aussagen zu seinem Privatleben vorzugehen und auch Schadensersatz zu erstreiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Niggemeier, Queer und einige der Kommentatoren hier das nicht gut finden, weil es impliziert, das eine behauptete Homosexualität rufschädigend sein kann – was ja überhaupt nicht sein darf – aber natürlich hat jede Aussage zum Privatleben Einfluss auf den Ruf, selbst so harmlose Sachen, welchen Verein man gut findet, welche Partei, welche Musik oder Fernsehsendung.
@SN (#6): Hm, wieder was gelernt.
@31 / Markus
Ich bin ziemlich sicher, dass kein Hr. Riewa ein Gericht bemühen würde um die Behauptung, er sei Anhänger des BVB zu untersagen, wo er doch Schalker ist – oder umgekehrt. Und ich bin ebenfalls ziemlich sicher, dass ein Gericht, würde er es dennoch versuchen, ihm die Tür weisen würde.
Dass es im Fall der (behaupteten) Homosexualität nicht ebenso gehandhabt wird ist sehr traurig für Hr. Riewa und noch trauriger für das Gericht.
@Wonko, #33:
Jein. Wenn es _heute_ Homosexuelle gibt, die Talkshows moderieren, „obwohl“ jeder weiß, dass die homosexuell sind, ist das eben der gesellschaftliche Wandel. Vor diesem Hintergrund ist nicht plausibel, inwiefern eine behauptete Homosexualität Riewa Probleme am Arbeitsplatz verursachen könnte (ungeachtet der Wahrheit dieser Behauptung). Vor 20+ Jahren war das vllt. noch anders.
Wenn damals jemand sagte, er oder sie habe zwar nix gegen Homosexuelle, aber der Arbeitgeber, und man befürchte Konsequenzen schon bei Gerüchten, wäre das schon plausibler gewesen.
Vllt. eskaliert auch mal die Erzfeindschaft im Revier, und man muss darauf achten, nicht zum „falschen“ Verein zu gehören. Dann wird es vllt. Unterlassungsklagen wegen falscher Vereinszuschreibungen geben. Die Gerichte untersuchen ja nicht, ob es Schalker oder Borussen „verdienen“, dass man ihnen die Autos ansteckt, sondern, ob die Gefahr angesteckter Autos konkret genug ist, dass der Klageweg verhältnismäßig ist.
Oder halt Schwangerschaftsgerüchte bei Ledigen.
Wonko:
Je nach Kontext kann auch ein S04-Fan juristisch dagegen vorgehen, wenn man ihn öffentlich als heimlichen BVB-Fan bezeichnet UND ihm damit auch eine Lüge unterstellt, ohne irgendetwas beweisen zu können.
Aber das ist nur die rechtliche Komponente. Daneben gibt es ja auch noch die journalistischen Normen. Da bezieht sich Stefan Niggemeier ebenso wie Jan Feddersen auf den so genannten „Kölner Appell“ des Bundes lesbischer & schwuler Journalisten von 2001:
http://www.blsj.de/projekte/outing/koelner-appell/
Zitat: „Unabhängig vom Privatleben ist die sexuelle Orientierung ein Teil der Persönlichkeit und damit wichtig zur Beurteilung des Handelns und der Glaubwürdigkeit eines Menschen. Das gilt besonders für Prominente, wenn sie zur Diskriminierung von Lesben und Schwulen beitragen. In solchen Fällen hält der BLSJ ein Outing für vertretbar.“
Die Persönlichkeitsrechte, welche jeder seriöse Journalist respektieren würde, werden also in Abhängigkeit gesetzt zur politischen Gesinnung. Offenbar muss der Betroffene dabei nicht einmal offen homophob agieren. Es reicht schon, sich – wie Riewa – juristisch gegen eine Unterstellung zur Wehr zu setzen.
Das alles ist für Stammleser von Stefan Niggemeier ja nicht neu. 2012 gab es eine ähnliche Debatte in seinem Blog über Peter Altmaier. Da hatte u.a. taz-Redakteur Feddersen munter mitspekuliert über die sexuellen Präferenzen des Ministers, wofür sich die damalige taz-Chefin Ines Pohl entschuldigte, was wiederum Stefan Niggemeier so kommentierte:
„Dadurch, dass sie eine legitime Diskussion über die mögliche Homosexualität des Umweltministers unterdrückt, trägt die Chefredakteurin der „taz“ zur Diskriminierung von Schwulen und Lesben bei.“
Über Zwangs-Outing hat man schon Jahrzehnte diskutiert und gestritten. Viele, wenn nicht sogar die meisten Schwulen-Organisationen lehnen das ab und betrachten das keineswegs als „legitime Diskussion“. Rosa von Praunheim nannte sein Outing von Biolek und Kerkeling einen „Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise“. Das war 1991.
Inzwischen haben wir die „Ehe für alle“, was längst fällig war und von einer deutlichen Mehrheit der Bürger unterstützt wird. Das LG Tübingen urteilte, die Bezeichnung „homosexuell“ sei nicht zwingend eine persönliche Herabsetzung im Sinne des $185 StGB.
Ich sehe aktuell nirgendwo mehr eine Art Ausnahmezustand, die irgendeinen Journalisten dazu berechtigen könnte, normale Persönlichkeitsrechte zu missachten. Eigentlich müsste man, wenn es einen selbst betrifft, diese Maßstäbe noch stärker hochhalten. Vor allem dann, wenn man sich selbst auch noch als Hüter und Wächter journalistischer Regeln versteht.
Geht es also jetzt nicht mehr darum, dass Jens Riewa mit seiner Verteidigung gegen bestimmte Berichterstattungen, Homosexualität als ein Risiko, ein Makel, ein Hindernis u.ä. kennzeichnet, sondern um die elendig-dröge und alte Diskussion um Privatheit und Öffentlichkeit?
[Offenlegung: Ich bin schwul.]
Riewa scheint als in der Öffentlichkeit stehender professioneller Medienmensch erschreckend wenig Ahnung davon zu haben wie Medien funktionieren.
Prinzipiell hat jeder das Recht auf eine Gegendarstellung, wenn falsche Sachen über ihn verbreitet werden. Und Günther Jauch nutzt das dann beispielsweise dazu, zu sagen, daß er als Kind nicht zwischen Weinreben spielte.
Ich möchte fast bezweifeln, daß hier auch ein Streisand-Effekt eintritt und nun ganz viele Leute glauben, Günther Jauch habe doch hin und wieder heimlich zwischen Weinreben gespielt. Vielleicht liegt das daran, daß es nicht sonderlich interessant ist; vielleicht auch daran, daß man Jauch dafür mag, daß er gegen solche unwichtigen Kleinigkeiten vorgeht und es die Yellow-Trash-Heftchen trifft. Rein rechtlich gesehen steht Jauch natürlich ohnehin besser da, da er keinerlei private Informationen über sich preisgibt. Aber für eine sich entwickelnde Diskussion ist das sicherlich nachrangig.
Insgesamt glaube ich daher, daß wir alle, die wir hier so ausführlich über dieses Thema diskutieren, dazu mehr beitragen, daß die Sexualität zu etwas dermaßen Wichtigem aufgebauscht wird, als es Riewa tut.
Zitat von Theo:“Man kann aber nicht die Fragwürdigkeit journalistischer Mittel abhängig davon machen, ob es um Auflage geht oder nicht.
Auch Du (Martin Däniken)machst da, nicht ganz unähnlich zu Fred,
eine Unterscheidung von gut und böse.
Weil man etwas gut findet, sind dann plötzlich die Mittel erlaubt, die man anderswo kritisiert.“
Also für mich gibt es kein gut oder böse!
Hat jemand die absicht was zuverkaufen um jeden Preis oder soll ich was lernen..kann man als gut oder böse interpretieren ist aber vorbei geschossen,
weil automatisch mit Emotionen gearbeitet wird wenn man diese Begriffe benutzt.Ob dieses bewusst oder nicht bewusst getan wird….
„Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“
– Hanns Joachim Friedrichs
Das ist natürlich eine Idealvorstellung aber wer ist da näher dran Bauerverlag oder Hrr Niggemeier(rethorische Frage)!
@Stefan Niggemeier 19
Riewa hat offensichtlich seit Jahren ziemlich eindeutig klar gemacht, dass er keinen Bock darauf hat, dass öffentlich über seine sexuelle Orientierung spekuliert wird. Darauf hat er einer meiner Ansicht nach ein Anrecht und das setzt er durch. Und im Wiederholungsfall eben ohne weiteres Geplänkel, wie man es bei notorischen Boulevardblättern leicht nachvollziehen könnte. Es gibt auch keinen nachvollziehbaren Grund, warum das von öffentlichem Interesse sein müsste.
Seine -wie von ihnen ja treffend beschrieben- etwas hilflosen Begründungen sprechen dafür, dass er in dieser Sache vielleicht auch ziemlich verletztlich ist. Dafür könnte es Gründe geben, über die wir nicht spekulieren sollten, denkbar ist da vieles.
Kann man giftig finden, aber so reagieren Menschen nunmal gelegentlich, wenn ein von ihnen klar aufgestelltes Stop-Schild missachtet wird.
Und ihn wegen einer Raterunde wieder groß unter den Teasern „Hat da einer Riewa schwul gesagt?“ und anschliessend „Wie Riewa reagiert weil einer „Riewa schwul?“ gesagt hat“ durch die Medien zu ziehen, erlebe ich als fortgesetzt nachstellend, also übergriffig. Das Stoppschild fast schon lustvoll missachtend.
Da verstehe ich nicht nur seine als giftig erlebbare Reaktion, sondern werde selber stellvertretend giftig, wie ja zu bemerken war. Ich finde schade, dass man ihn damit einfach nicht in Ruhe lassen kann. Und dass Sie das nicht nachvollziehen können.
Offenlegung: Ich bin nicht schwul, wurde aber oft genug dafür gehalten. Und fand es gar nicht problematisch.
@Theo:
Vorsicht mit solchen Unterstellungen. Ich beziehe mich hier nicht auf den „Kölner Appell“, und zumindest in dem verlinkten Artikel von Jan Feddersen kann ich auch nicht sehen, dass er das tut. Die zitierte Stelle aus dem „Kölner Appell“ erweckt in dem Zusammenhang mit der Diskussion hier den Eindruck, Jens Riewa sei schwul und es gehe darum, ob man das gegen seinen Willen öffentlich machen darf. Das ist hier aber gar nicht das Thema und insbesondere habe ich weder behauptet noch suggeriert, dass Jens Riewa schwul wäre.
Der Kommentar #35 könnte insofern womöglich von Riewa juristisch angegangen werden.
Und damit sind wir bei dem, was im Gegensatz zum „Zwangs-Outing“ tatsächlich das Thema dieses Artikels ist: Dass diese ganze Diskussion auf der Rasierklinge stattfindet. Dass jeder Kommentar hier unter dem Vorbehalt steht, möglicherweise justiziabel zu sein – als würden wir im Privatleben von Jens Riewa wühlen oder ihm irgendetwas Schlimmes unterstellen. Was wir nicht tun und was ich sonst auch verhindern würde.
Und damit @Symboltroll: Ja, Jens Riewa hat deutlich gemacht, dass er darauf keinen Bock hat. Ich kann aber anderen Leuten nicht etwas verbieten, nur weil ich keinen Bock darauf habe. Die Frage ist nicht, ob der Queer.de-Text blöd war oder unnötig. Die Frage ist, ob er überhaupt in dieser Form veröffentlicht werden durfte.
Der Queer.de-Text enthüllt nichts aus dem Privatleben von Jens Riewa, er trifft auch keine Aussagen über seine Sexualität und er enthält, soweit ich es sehe, keine falschen Tatsachenbehauptungen. Warum sollte ein solcher Text verboten werden? Warum sollte er verboten werden können? Das ist die Stelle, an der ich dann „giftig“ wurde.
Und als Erweiterung der Frage: Sollte Riewa das Recht haben, auch gegen diesen (also meinen) Artikel hier vorzugehen? Weil ihn der vielleicht auch nervt? Oder ist es nicht gerade bei den Meinungsunterschieden eine interessante, relevante Diskussion, die wir hier führen – wohlgemerkt nicht über die Frage, ob jemand schwul ist, sondern darüber, was die Grenzen der Berichterstattung und die Folgen des öffentlichen (!) Handelns einer Person sind.
Stefan,
korrekt: hier geht es formal nicht um ein Zwangs-Outing. Doch die Haltung dahinter ist ähnlich: es geht darum, dass man jemandem kein Recht auf Privatheit zugesteht. In diesem Fall läuft es nach dem Motto „man wird ja wohl noch spekulieren dürfen“. Und wenn dieser Mensch sich dagegen wehrt, dann wird es als legitim angesehen, darüber noch mehr zu spekulieren, weil: er ist ja selbst schuld, soll er doch uns alle in Ruhe spekulieren lassen. (Und hat er nicht selbst vor 15 (!) Jahren über sein Privatleben etwas gesagt – na bitte.)
Man macht das natürlich schon etwas geschickter als etwa im Fall Altmeier. „Trotz alledem scheinen Menschen immer noch Zweifel zu haben an Riewas Heterosexualität. “ Ja, solche Formulierungen sind Tänze auf der Rasierklinge. Andeuten und insinuieren, irgendetwas bleibt ja immer hängen.
Das würde „Übermedien“ in einem anderen Kontext niemals durchgehen lassen. Hoffe ich.
Im Fall Altmeier übrigens hat der Presserat sich eindeutig positioniert:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=17702
Altmaier, nicht Altmeier.
@Theo: Noch einmal, ich deute da nichts an und insinuiere gar nichts. Auch spekuliere ich nicht. Der Satz mit den Zweifeln bezieht sich auf Böhmermanns Frage.
Die Welt in der wir leben ist ja leider nicht die Welt in der wir leben möchten. Natürlich schränkt Homosexualität die Einsetzbarkeit ein und ist eine Rufschädigung. Auch wenn es viele positive Ausnahmen gibt wie NPH. Können wir uns zB Ellen in jedem Liebesfilm glaubhaft besetzt vorstellen.
Mich erinnert das etwas an Peter Lustig. Es ist keine Schandtat, Kinder nicht zu mögen. Damit brüsten würde ich mich nicht, aber es ist auch kein Rassismus. Aber dieser Vorwurf kam in die Welt und bleibt noch bei vielen Leuten ungerechtfertigt im Kopf hängen. Und ist/war ab dann unglaubwürdig und eine Fehlbesetzung.
Nicht nur Scheiße bleibt ewig am Hacken.
Mega wie Ihr Euch alle outet, dass als homosexuell zu gelten immernoch der Horror für Euch ist. Tscha, da hilft halt letztlich auch die Ehe für alle nicht viel – die Homophobie ist nicht aus Euren Köpfen zu bekommen wa?
ich finde, dass das ein schwacher Text ist, der sich nur an der Sexualität aufhängen lässt.
Ginge es um „ernsteres“, wie z.B. Freiheitsfeindlichkeit, würde man anders urteilen
lbrlprgrssv ,
„Mega wie Ihr Euch alle outet, dass als homosexuell zu gelten immernoch der Horror für Euch ist.“
…ist nun ziemlich blöd formuliert, da es doch hier offiziell nicht um Outing geht. *justkiddin* Aber gut zu wissen, dass pauschale Diffamierungen hier ohne Probleme durch den Filter flutschen, während andere Ansichten irgendwo steckenbleiben.
– Zeitung a: XY, schwul!
– Zeitung B: XY, schwul?
– Niggemeier: Gericht verbietet Zeitung A und B von XY zu behaupten er sei schwul.
So oder so, die Meldung erreicht ihr Ziel.
„ich deute da nichts an und insinuiere gar nichts. Auch spekuliere ich nicht.“
Ist ja auch nicht mehr notwendig.
@LBRLPRGRSSV
Für eine Rufschädigung ist völlig ausreichend, dass es irgendjemanden auf dieser Welt gibt, der das so sieht. Also solange, wie zum Beispiel jemand (#46) den Begriff Homophobie benutzt, ohne darin ein nicht mehr existentes geschichtliches Phänomen zu sehen.
@DIEMAR
Wieso? Die Message, dass Riewa gewillt ist sich juristisch gegen die Verbreitung einer bestimmten Aussage zu wehren, wird doch deutlich genug.
@Stefan
Es reicht doch über die Spekulation, bzw. über eine Reaktion auf die Spekulation zu schreiben.
@50 Markus
Rufschädigung ist nicht universell sondern im gesellschaftlichen Kontext. Dass es überhaupt noch möglich sein könnte, dass Homosexualität als rufschädigend angesehen wird, dafür sind Menschen wie sie hier in dieser Kommentarspalte vertreten sind verantwortlich zu machen.
@ Stefan Niggemeier:
Theos Link @42 wäre ein möglicher Anlass zur Selbstbesinnung. Falls es zu lang war:
Ziffer 8 des Pressekodex („Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen“)
Das hat nicht nur eine juristische Ebene, sondern auch eine menschliche. Diese menschliche Ebene nicht respektieren zu WOLLEN, sagt etwas aus.
Und hier darauf zu beharren, nichts explizit gesagt zu haben, ist nichts anderes als sich dümmer zu stellen, als Ihnen hier irgendjemand zutraut. Dazu hat Calafati #49 genug gesagt, freundlicherweise, als wenn er glauben würde, sie benötigten Nachhilfe in der Wirkungsweise medialer Mechanismen.
@SN #41: „Das ist die Stelle, an der ich dann „giftig“ wurde.“
Nicht vielleicht doch eher die Stelle, an der Sie latent spüren, dass Sie sich verrannt haben, beim Gestiefel über Riewas schmerzende Stelle? Es sich aber ums Verrecken nicht eingestehen wollen? Ich bin ehrlich davon überzeugt, dass Sie das in Wirklichkeit gar nicht wollen, Sie könnens nur gerade nicht.
Lassen Sie sich doch nochmal lbrlprgrssv #46 auf der Zunge zergehen und dann entscheiden Sie sich, ob Sie wirklich mitmachen wollen, bei dieser ideologischen Zwangsverpflichtung und Menschen-Verwertung.
Gestern Ronaldo als „größte Schwuchtel aller Zeiten“ bezeichnen, heute Jens Riewa vor den pösen Falschbehauptern beschützen.
Ich hoffe, einige merken’s noch.
Anderer Max,
zwei Unterstellungen in einem Satz – das hat schon was. Respekt.
@Anderer Max
Ich habe Ronaldo als gar nix bezeichnet, weil ich nichs mit Fußball am Hut habe. Und trotzdem finde ich, dass Herr Riewa das Recht haben sollte, gegen Berichterstattung über sein Privatleben vorzugehen.(Allerdings kenne ich einen Prominenten, der sich mit Sicherheit gegen die Unterstellung, ein Fan von Team X zu sein, wehren würde)
Vor allem, wie ja schon bemerkt wurde, wenn damit geradezu genußvoll auf seinen früheren Beschwerden darüber herumgetrampelt wird.
Warum er das tut, weiß hier keiner (falls doch jemand Riewas Tagebuch gelesen hat, bitte ich um Korrektur). Es kann Homophobie sein. Kann auch einfach sein, dass er meint, dass es uns einen Scheißdreck angeht.
Dürfen wir jetzt frei darüber spekulieren, ob/ wie oft jemand masturbiert? Hey, Masturbation ist normal. ODER BIST DU ETWA—?
Nasebohren? Ab in die Presse, ist normal. ODER BIST DU ETWA–?
Ich will damit sagen: es gibt hunderte Themen die „harmlos“ sind, die wir auch nicht als schlimm empfinden, aber trotzdem nicht öffentlich diskutiert sehen wollen.
Mal anders gefragt, angenommen, das Thema oder der Subtext der Berichterstattung wäre nicht: „Ist Riewa schwul?“ sondern: „Ist Riewa ein übler Homophobiker, ein feiges Kameradenschwein oder gar beides zugleich und daher auch ein bigotter Heuchler?“
Sollte er dann das Recht haben, sich dagegen zu wehren?
Unabhängig davon, ob das funktioniert.
Ich habe niemanden angesprochen.
Angesprochen gefühlt scheinen sich einige zu haben.
Wie sagt man so schön:
Da mal drüber nachdenken.
Ach ja, zum Thema „warum wehrt er sich denn auch, das stachelt alles nur noch mehr an“.
Sorry, aber das erinnert mich ein bißchen an das Dilemma, vor dem Vergewaltigungsopfer stehen.
„Was wehrt er sich auch, das hat den Täter erst recht provoziert!“
„Er hat sich nicht gewehrt, also wollte er das wohl.“
In diesem Falle
„Was wehrt er sich auch, damit zementiert er das nur.“
„Wenn es nicht wahr wäre, würde er sich ja wohl dagegen wehren.“
Menschen in ein Catch-22 zu drängen, ist besonders widerlich.
Ich hoffe, da sind wir uns einig.
Die Bösartigkeit mit der z.B. im Kommentarbereich von „queer“ Menschen bedacht werden, die man für (insgeheim) schwul hält, ist übrigens ziemlich bemerkenswert. „Klemmschwester“ etc. Wenn wir hier über Homophobie reden, sollte es dann nicht auch um diese Form der Menschenverachtung gehen?
>>@DIEMAR
Wieso? Die Message, dass Riewa gewillt ist sich juristisch gegen die Verbreitung einer bestimmten Aussage zu wehren, wird doch deutlich genug.<<
Gemünzt war das in erster Linie auf seinen Schachzug mit der BILD/Michelle.
Das andere ist in der Tat eine Abwägungssache. Manchmal ist die Variante "Don't feed the media" schneller, gründlicher und und wirkt auf Dauer.
@Calafati
„Aber er hat doch auch…!“ oder auch neudeutsch Whataboutism genannt ist eine der niedrigsten Formen der „Diskussion“. Entweder deine Argumentation kann auf eigenen Beinen stehen oder sie sollte gar nicht stehen. Wer sich mit „aber der hat das doch auch gemacht“ hochziehen muss, sollte eventuell nochmal neu anfangen. Hat schon Jesus mit seinem „Splitter im Auge des Anderen, Balken im eigenen Auge“-Gleichnis erkannt.
@ Strabo #61
„Hat schon Jesus….“
Amen. Abgesehen davon ist das Gleichnis Schwachsinn.
@61: Leider ist es doch genau umgekehrt: Die als homophob empfundenen Aussagen werden als Legitimation angeführt, jemanden (angeblich) zu outen. Gleichzeitig werden andere (angeblich) Schwule im Kommentarbereich solcher Artikel als „Klemmschwestern“ beleidigt, weil sie nicht öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung Stellung nehmen wollen.
Da frage ich mich schon wer hier „aber der hat doch auch…“ sagt.
Ich fand seine Aussagen im verlinkten Focus-Bericht ziemlich schockierend und bin der Meinung, dass die es rechtfertigen, dieses Thema zu behandeln. Wenn er nicht möchte, dass das Thema nochmal aufgekocht wird, sollte er nicht so dämliche unbelegte Aussagen über machen, in denen er sich als armes Opfer der „Machtkämpfe“ einer „organisierten Schwulenbewegung“ gibt.
„Ich weiß nicht, was vor 20 Jahren dazu führte, dass schwule Medien Riewa als schwul bezeichneten.“
Die 1990er war ja ein Jahrzehnt der Zwangs-Outings. Das ging los mit Rosa von Praunheim, der verschiedene Prominante, u.a. Hape Kerkeling im Fernsehen outete. Ich erinnere mich noch an einem Artikel in der Jugendzeitschrift „Bravo“, die bei Hape Kerkeling angerufen hat, um ihn zu fragen, ob er schwul ist. Der Reporter berichtete empört, daß sich Hape Kerkeling am Fernsprechapparat mit verstellter Stimme als sein eigener Sekretär ausgeben würde mit den Worten „Herr Kerkeling ist nicht zu sprechen“. Die „Bravo“ schrieb dazu, daß doch so ein Spiel heutzutage nicht mehr notwendig sei. Schade eigentlich, daß es damals noch keine Medien-Watchblogs gab.
Und schließlich erfolgte das versehentlich erfolgte Zwangs-Outing des Tagesschau-Redakteuers Wilhelm Wieben durch Inge Meysel. Da begann dann das große Spekulieren, welcher Tageschau-Sprecher wohl ebenso schwul sein könnte. Daß dann Jens Riewa in die engere Wahl gezogen wurde, war wohl auch zu einem großem Teil dem Wunschdenken innerhalb der schwulen Familie geschuldet.
Ich habe damals regelmäßig die „Deutsche Schlagerparade“ im Dritten Programm gesehen, und ich fand Jens Riewa auch irgendwie süß. Ich habe das noch vor Augen, wie Michelle zu „Kopfüber in die Nacht“ durch die Zuschauerreihen gewirbelt ist und Jens Riewa dann sagte „Bei dieser Frau muß man schwindelfrei sein“, und wie Jens Riewa eines Abend kundtat, daß er von nächsten Jahr an einen anderen Arbeitgeber hat, weil der Süddeutsche Rundfunk und der Südwestfunk zum Südwestrundfunk fusionieren. Ja, die Zeit war das.
Das war die Zeit, wo viele in der schwulen Community glaubten, daß noch viel mehr Prominente geoutet werden müssten, damit Homosexualität sichtbar wird und nicht mehr nur als Randerscheinung innerhalb einer heterosexuell normierten Gesellschaft wahrgenommen wird.
Horst Günther,
in der Tat ist es bemerkenswert, dass Jens Riewa vor beinahe 20 Jahren („Focus“-Interview vom 9.11.1998) dafür gesorgt hat, dass das Thema jetzt noch mal aufgekocht wird.
Imho war das von queer.de und auch von Stefan Niggemeier ein ziemlicher Griff ins Klo. Selbstverständlich geht es hier um den Themenkomplex „Zwangsouting“. Da muss man nicht immer holzhammerartig mit „XYZ ist schwul!!!“ aufmachen, man kann das auch in bester Yellow-Press-Manier als Frage machen: „Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa?“ (Äh, nein, tun sie nicht.) SN dazu: „Die Frage bleibt unbeantwortet.“ Ja, so wie Fragen wie „Charles und Camilla – Scheidung im Herbst?“ Als ob solche Fragen gestellt würden, um beantwortet zu werden… Die Frage erfüllt ihren Zweck ja schon in dem Moment, in dem sie als Schlagzeile erscheint.
Ich glaube, diese Sehnsucht nach Prominentenoutings und die Empörung darüber, wenn sich dem jemand offensiv verweigert, rührt auch daher, dass viele „bekennende“ Schwule und Lesben im Outing immer noch eindimensional nur einen Akt der Selbstermächtigung sehen und nicht (zumindest auch) ein von der Mehrheitsgesellschaft erzwungenes Othering, ein Bekenntnis zur Zugehörigkeit zu einer mindestens merkwürdigen menschlichen Subspezies.
Vielleicht will Riewa nicht, dass über seine Homo- oder Heterosexualität spekuliert wird, weil er latent homophob ist. Vielleicht hat er auch Angst vor homophoben Reaktionen in seiner Umwelt. Vielleicht will er sich aber auch einfach nur nicht in die Schubladen einer heteronormativen Gesellschaft stecken lassen. Wie auch immer – man lasse ihn doch einfach mit diesen dämlichen Spekulationen in Ruhe. Und wer das partout nicht will, dem schadet es nicht, mal gerichtlich eins auf den Deckel zu kriegen.
Fazit:
„Seit vielen Jahren geht der „Tagesschau“-Sprecher Jens Riewa gegen die Unterstellung vor, er sei schwul. Trotzdem ist das immer wieder ein öffentliches Thema.“
Für Stefan Niggemeier ist anscheinend ersteres das Problem. Für mich dagegen letzteres.
(Ach ja, ich bin auch schwul, falls das hier jemand noch nicht mitbekommen haben sollte…)
@ lbrlprgrssv / #46: Die Benennung oder zumindest Behauptung von Homophobie ist nicht schon selbst homophob.
@earendil: Dieser Artikel enthält keine Spekulationen über die Sexualität von Jens Riewa.
Und es gibt einen Unterschied zwischen Outing und Coming Out. Ich kann in der Gegenwart keine Sehnsucht nach Prominenten-Outings erkennen.
Wenn die Frage gelautet hätte „Weiß man nicht so genau, ob ich mir die Haare färbe oder nicht?“, dann wäre die betreffende Person Gerhard Schröder gewesen.
Ja, Menschen gehen wegen der absurdesten Dinge vor Gericht. Gerhard Schröder war damals schon mehrere Jahre der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und sollte eigentlich über solchen banalen Dingen stehen. Und doch reichte er Klage ein, um zu erwirken, daß über ihn nicht verbreitet wird, er würde sich die Haare färben. Im Vergleich dazu ist ja das Vorgehen von Jens Riewa schon regelrecht nachvollziehbar.
Und es war noch nicht einmal explizit behauptet worden, er würde sich die Haare färben. Sondern eine Journalistin hatte geschrieben, Herr Schröder solle doch zu seinem Alter stehen und sich nicht die Haare färben. Gegen so eine völlig harmlose und wohlmeinende Äußerung zieht der deutsche Bundeskanzler vor Gericht und bekommt Recht.
Meiner Erinnerung nach war das eine freiberuflich tätige Journalistin. Ist sie eigentlich damals auf den Kosten für den Prozeß sitzengeblieben, oder hat jemand anders die Kosten übernommen?
@ Daniel Rehbein #70
„Und es war noch nicht einmal explizit behauptet worden, er würde sich die Haare färben. Sondern eine Journalistin hatte geschrieben, Herr Schröder solle doch zu seinem Alter stehen und sich nicht die Haare färben.“
LOL! Kann man auch implizit Haare spalten?
Mit Verlaub – was ist daran denn bitte *nicht* explizit?
@Stefan Niggemeier
Wenn Sie mit „dieser Artikel“ Ihren eigenen meinen: Ok. Da wird nicht über Riewa spekuliert, sondern nur etwas skandalisiert, was kein Skandal ist (Riewas Vorgehen), und im Gegenzug etwas verteidigt, was vielleicht nicht skandalös, aber zumindest ziemlich daneben ist. Der queer.de-Artikel dagegen spekuliert munter mit seiner reißerischen, haltlos-suggestiven Schlagzeile, auch wenn der Text dazu nicht viel hergibt. (Eben typisch yellow press style.)
Ja, die Begriffe hab ich reichlich unscharf verwendet. Geht mir zumindest nicht allein so, „sich outen“ wird ja öfters als Synonym für coming out verwendet. Und coming out meint ja auch einerseits, sich selber seiner Gefühle bewusst zu werden, und andererseits das Bekenntnis dazu gegenüber Anderen oder der Öffentlichkeit. Nur um die Ambivalenz von letzterem ging es mir.
Und eine Sehnsucht, wenn schon nicht nach Outing, so doch nach öffentlichem coming out von Prominenten scheint mir durchaus zu existieren. Was Calafati in #59 anspricht, ist ja nicht ganz aus der Luft gegriffen. Das mag nun meinerseits eine Unterstellung sein, aber solche Artikel wie bei queer.de lese ich schon als Wunsch, der Riewa möge doch endlich zugeben, dass er schwul ist.
@67 und 73: Ihr misreading mit der Deutung eines homophoben Angriffs sollten Sie erstmal mit sich ausmachen. Wenn sie sich belästigt oder gelangweilt fühlen von angeblich zuviel (Promi-)Homosexualität oder zuviel Berichterstattung zum Thema im öffentlichen Diskurs, dann ist das ihre subjektive (und bürgerliche) Meinung. Andere empfinden den Kampf um Anerkennung und Aufklärung, bei dem Stimme und Sichtbarkeit wichtige Machtinstrumente sind, immer noch als Wert.
Ich finde es ziemlich merkwürdig, dass sich eine Webseite, die sich der Medienkritik verschrieben hat, Methoden rechtfertig, die sie bei anderen Medien (Topf voll Gold) heftig kritisiert. Vielleicht hat Herrn Riewa eine Freundin, die es nur wenig lustig findet, andauernd gefragt zu werden, ob ihr Mann nicht eigentlich doch schwul ist? Der Text von Queer.de über Riewa ist ein ziemlich jämmerliches Stück Journalismus – ich bin enttäuscht, dass das hier dennoch rechtfertigt wird.
@wonko (#72)
Es war nicht explizit, es war implizit.
@Daniel Rehbein / #76
Dank Ihrer ausführlichen Begründung finde ich die Behauptung jetzt viel nachvollziehbarer.
Ob Herr Riewa den Streisand-Effekt kennt?
https://de.wikipedia.org/wiki/Streisand-Effekt
Wenn ja, dann hätte er vielleicht einfach einen Anruf getätigt oder ne Mail geschrieben, in der er darum gebeten hätte, das Thema ruhen zu lassen, statt die o.g. Mittel zu wählen, um das Thema aus der Welt zu schaffen.
Unabhängig davon, welche sexuelle Orientierung er tatsächlich hat, rückt mit der einstweiligen Verfügung die Diskussion darüber wieder in den Focus der Öffentlichkeit.
„Natürlich, ich kenne alles von Frau Streisand!“
SCNR
Den Streisand-Effekt kann man Böhmermann und Queer getrost in die Ecke stellen, das Thema ist durch, da fällt auch ein Niggemeier nicht mehr übermedial ins Gewicht. Dafür verbreitet sich seine Message, dass er gegen jeden juristisch vorgeht (den Punkt gibt es beim Streisanden nicht).
Riewa ist bestimmt eine Granate im Bett. Ärgerlicher als seine Versuche, das zu verschleiern, find ich aber solchen Zwangsouting-Unsinn. Der fängt hier bei dem Hanswurst Böhmermann an. Das ist irgendwie so Achziger.
@wonko (#77)
Wie soll ich das begründen? Es ist aus meiner Erinnerung wiedergegeben, daß die Journalistin damals nicht explizit geschrieben hat „Gerhard Schröder färbt sich die Haare“, sondern sie diese Aussage lediglich implizit in der Empfehlung, Herr Schröder solle sich die Haare nicht färben, abgegeben hat.
Mit einer Suche im Web habe ich den genauen Vorgang nicht mehr wiedergefunden. Das ist jetzt auch schwierig, weil in den 15 Jahren seit diesem Vorfall so viel publiziert worden ist, wo die relevanten Suchbegriffe auch wieder drin vorkommen. Es gibt zwar das Internet-Archiv archive.org, aber noch keine Volltext-Suche, so daß ich quasi googlen könnte in dem Web des Jahres 2002.
Allerdings habe ich auf einer meiner eigenen Webseiten eine Formulierung zu diesem Rechtsstreit. Auf der Seite
http://www.daniel-rehbein.de/urteil-landgericht-hamburg.html
schreibe ich eigentlich über das meistens falsch zitierte berühmte Urteil des Landesgerichts Hamburg auf 1998 zu Web-Links, darin habe ich aber auch den folgenden Absatz formuliert:
„Generell ist man natürlich nie davor geschützt, daß man in Rechtsstreitigkeiten verwickelt wird, sobald man öffentlich publiziert. Es kann immer Leute geben, die ihre Rechte in irgendeiner Form verletzt sehen und vor Gericht ziehen. Wie der im Sommer 2002 in den Medien diskutiere Rechtsstreit um Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigt, reicht es aus, öffentlich die Empfehlung auszusprechen, der Bundeskanzler solle sich doch bitteschön nicht die Haare färben (und damit implizit zu behaupten, daß er genau dieses tue).“
Nun habe ich über die Wayback-Maschine von archive.org gesucht, wann ich diesen Absatz in meine Webseite eingefügt habe. In der Version vom 05. April 2002 ist er noch nicht drin, in der Version vom 17. Oktober 2002 ist er in der Seite enthalten (man muß Javascript ausschalten, um die Version vom 17. Oktober 2002 zu sehen).
ich habe also diese Formulierung in meiner Webseite hinzugefügt, als der Rechtsstreit noch ganz frisch war. Deswegen gehe ich davon aus, daß mich meine Erinnerung nicht trügt, sondern es tatsächlich so gewesen ist, wie ich es damals schon aufgeschrieben habe: Es wurde nicht explizit behauptet, daß Gerhard Schröder sich die Haare färbt, sondern lediglich implizit.
Upps, jetzt habe ich den ernsthaften Teil vergessen, eigtl. auch nicht schlimm, aber ich hol ihn extra nach, passt ja auch gar nicht zum Vorherigen:
Neben homo oder hetero gibt es auch noch bi, trans, oligo und a, soweit so supi, aber dann gibt es noch ne ganze Menge, von dem wirklich niemand will, dass es publik würde, gar manches, was davon Betroffene gänzlich für sich behalten müssen, es auch geheim nicht ausleben können/dürfen und am besten auch nicht wollen. Auch das will ich R. nicht unterstellen, aber die generelle Möglichkeit zu bedenken geben, dass es außer einer Homo-Hetero-Beliebigkeit Gründe gibt, an einem einmal selbstgewählten Image krampfhaft festzuhalten, um sich dahinter zu verstecken und es gute Gründe gibt, in solchen Fragen nervös und ungeschickt zu agieren, nicht weil man schwul genannt wird, sondern weil das Thema Sexualität überhaupt angeschnitten wird.
Implikationen können stärker oder schwächer sein.
Mit gutem Willen könnte man die Formulierung „Er sollte sich nicht die Haare färben.“ ergänzen mit: „…wenn sie mal grau werden.“
Wenn jemand aber schriebe: „Schröder sollte sich zu seiner Homosexualität bekennen.“ kann das eigentlich nur heißen, dass der Schreiber von Schröders Homosexualität ausgeht.
Bei der Berichterstattung über Riewa kommen mir zwei Implikationen als möglich vor; die eine, dass man ihn für einen unsolidarischen Homosexuellen hält, die andere, dass man ihn für einen ziemlich harten Homophobiker hält. Beides würde sein Verhalten erklären. Nur kann es sein, dass beides nicht zutrifft, und dann gäbe es zwei implizite Andeutungen, die falsch sind. Neutralisieren die sich dann gegenseitig?
@Daniel Rehbein:
Und ein zentrales Tool im Werkzeugkasten von Medienmachern ist, etwas explizit zum Ausdruck zu bringen, ohne sich juristisch festnageln zu lassen, indem man es implizit ausdrückt.
Solange man Medienberichterstattung nicht nur noch ausschließlich juristisch bewerten will, ist ein formales Beharren darauf bestenfalls bauernschlau, in der Art wie man es vom Billig-Boulevard und Springer erwartet.
Sie erinnern sich vielleicht, dass Sie bei Peter Altmaier geradezu empört waren, was seine sexuellen Präferenzen betrifft, Herr Niggemeier. Ist das jetzt Bigotterie, oder nehmen Sie für sich in Anspruch, dass Altmaier nie darüber geredet hat, außer Sie.. und zuvor andere Medien? Ich unterstelle Ihnen eine nicht ausgewogene Berichterstattung, welche das Ziel besitzt Jens Riewa bewusst in eine Ecke zu drängen, auf die er keine Lust hat.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/13674/der-ewige-junggeselle-peter-altmaier-und-die-selbstzensur-der-taz/
Bei der taz! nennt man das jetzt schon einen
„starken Eingriff in die Pressefreiheit“.“ So queer.de-Geschäftsführer Micha Schulze.
http://www.taz.de/Geruechte-ueber-Homosexualitaet/!5427100/
Da stellen sich tatsächlich zwei „Journalisten“ hin und faseln etwas von „Eingriff in die Pressefreiheit“. Kriegen die auf der Journalisten-Schule eigentlich nix beigebracht, haben die da nur gepennt oder waren die nie auf einer?
Ach so, stimmt ja – darf sich ja jeder „Journalist“ nennen.