SWR-Doku-Serie „Nachtstreife“

Wenn die Polizei öffentlich-rechtliches Fernsehen macht

Exklusiv für Übonnenten
Drei Polizisten aus der SWR-Dokuserie "Nachtstreife" vor einem Polizeiwagen
„Die Nacht ist hart“: Mit diesem Slogan bewirbt der SWR seine Polizei-Dokuserie „Nachtstreife“ Foto: SWR/Stephan F. F. Dinges

Man nehme ein paar Dutzend Bodycams, unterlege die Bilder mit dramatischer Musik und mische das Ganze mit einer gehörigen Portion Blaulicht – fertig ist das ARD-Erfolgsformat. Mit diesem Rezept begleitet die Doku-Serie „Feuer und Flamme“ seit 2017 Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit und porträtiert laut dem verantwortlichen WDR „die Menschen in ihrem aufreibenden Berufsalltag“.

Das Format kommt an, gerade beim jungen Publikum. Besonders auf Youtube und in der Mediathek erzielt es hohe Abrufzahlen und geht dieses Jahr bereits in die neunte Staffel. Neben den wortwörtlich hautnahen und exklusiven Einblicken durch die Bodycams macht die Serie vor allem ein Aspekt aus: Die Protagonist*innen kommentieren das Gezeigte selbst, ganz ohne redaktionelle Stimme aus dem Off.

Dieses Rezept hat der SWR praktisch unverändert übernommen, mit einer kleinen Änderung: Statt der Feuerwehr begleitet die Doku-Serie „Nachtstreife“ seit 2020 Polizist*innen der Polizei Mainz.

Serie verspricht „exklusiven Einblick“

„Es gibt keinen Off-Text, einzig die Teams selbst kommentieren ihre Einsätze,“ beschreibt der SWR das Format. Die Serie liefere so einen „exklusiven und unverfälschten Einblick in die anspruchsvolle Arbeit der Mainzer Polizei“ und zeige „die Polizistinnen und Polizisten hinter der Uniform“. Neben einer vierten Staffel im nächsten Jahr soll noch dieses Jahr ein Ableger der Serie im NDR ausgestrahlt werden.

Was bei der Feuerwehr relativ unproblematisch ist, wirft bei der Polizei jedoch einige Fragen auf.

Denn die Polizei ist Staatsgewalt. Sie ist keine neutrale Institution, sondern ein medialer Akteur mit eigener Agenda, wie zum Beispiel der Journalist Mohamed Amjahid betont. Und immer wieder ist sie auch Gegenstand von Debatten und Kritik. Ihre Aussagen ohne Einordnung weiterzuverbreiten, birgt für Medien daher grundsätzlich die Gefahr, sich von der behördlichen Perspektive vereinnahmen zu lassen. Und gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat nun mal den Auftrag unabhängig, kritisch und staatsfern zu berichten.

Allerdings liest sich schon die Beschreibung in der Mediathek so, als käme sie direkt aus der Pressestelle der Polizei Mainz:

„Jede Nacht fahren die Teams der Mainzer Polizei raus ins Ungewisse – um zu helfen, zu beruhigen, zu deeskalieren, festzunehmen oder bei Verbrechen und Todesfällen ganz genau hinzusehen. […] Was fühlen [die Polizistinnen und Polizisten], wenn sie die Stadt Nacht für Nacht ein S…

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