Dauergründung als Show

Nun auch in „Zeit“ und „Bild am Sonntag“: Wagenknechts Medienhype-Partei

Die ersten Medienberichte über die Idee einer neuen Partei rund um Sahra Wagenknecht erschienen im Sommer 2022. Erst Anfang 2024 könnte diese Partei dann offiziell gegründet werden. Das Gründungsdatum hätte wohl vor allem mit einem finanziellem Kalkül zu tun, wie Pascal Beucker in der taz erklärt: Gründet sich die Partei im Jahr ihrer ersten Wahlteilnahme (Europawahl 2024), würde die staatliche Rückerstattung der Wahlkampfkosten nicht wie üblich von den Einnahmen (Mitgliedsbeiträge, Spenden etc.) aus dem Vorjahr abhängen – und somit wohl höher ausfallen.

Diese Finanzierungsstrategie erklärt aber noch nicht, warum Wagenknecht sich immer noch nicht entschieden haben will, jedenfalls offiziell, ob und wann sie eine Partei gründen möchte. Warum dieses Spiel mit der Suggestion, dieses Verharren im Vagen, dieses Tändeln ohne Torschuss? Und zwar seit mehr als einem Jahr!

„Bist Du für oder gegen Wagenknecht?“

Man kann es sich ausmalen und sollte dabei zwei Dimensionen unterscheiden: innen und außen.

Nach innen, in die Linkspartei, demoliert Wagenknecht vorsorglich ihre künftige Konkurrenz, indem sie mit der Frage „Bist Du für oder gegen Wagenknecht?“ den Keil so tief treibt, dass die Linke daran gänzlich zerbrechen könnte.

Doppelseite der "Bild am Sonntag", Überschrift: "Beschlossen! Wagenknecht gründet ihre eigene Partei".
„Bild am Sonntag“ vom 10.9.2023

Nach außen, in der Öffentlichkeit, orchestriert Wagenknecht ein einmaliges Medienspektakel. Auch diese Woche war wieder Wagenknecht-Woche: Die „Bild am Sonntag“ vermeldete „Beschlossen! Wagenknecht gründet ihre eigene Partei“, konnte sich aber nur auf anonyme Quellen aus dem Umfeld berufen, während Wagenknecht weiterhin abwiegelte: „bis Ende des Jahres fällt die Entscheidung“. Woraus „BamS“ dann gleich eine Doppelseite machte, mit ein paar politischen Parolen von Wagenknecht und Bildern aus dem privaten Fotoalbum, die Wagenknecht offenbar bereitwillig zur Verfügung stellte („Klein Sahra mit rund einem Jahr“, „Seltener Anblick: Wagenknecht mit offenem Haar“ usw.).

Die exklusive „BamS“-Meldung wiederum sorgte zu Beginn der Woche für massig Anschlussberichterstattung, inklusive neuer phantasiebedürftiger Umfragen zu dieser Phantasiepartei, die mittlerweile schon von mindestens drei Umfrage-Unternehmen (INSA, Forsa, Civey) erhoben werden. Wen oder was sich Menschen vorstellen, die angeben, eine „Wagenknecht-Partei“ wählen zu wollen, ist vollkommen unklar.

Titel der "Zeit" mit Sahra Wagenknecht und der Überschrift: "Das Rätsel Wagenknecht".
„Die Zeit“ vom 14.9.2023

Am Donnerstag legte dann „Die Zeit“ mit einer mystifizierenden Titelgeschichte („Das Rätsel Wagenknecht“) nach. Parteigründungswahrscheinlichkeit laut „Zeit“: 90 Prozent.

Wie groß der Medienhype um Wagenknechts Vielleicht-Partei mittlerweile ist, lässt ein Blick in Pressedatenbanken erahnen: Seit Juni 2022 sind mehr als 2.000 Artikel in deutschen Medien erschienen, die allein den Begriff „Wagenknecht-Partei“ enthalten. Was bei weitem noch nicht die gesamte Berichterstattung über dieses Vorhaben abdecken dürfte.

Gratis-Werbung für eine Personality-Partei

Das ist sehr viel Berichterstattung, zumal für eine Idee. Nicht mal der „Heiz-Hammer“ schaffte es in diesem Jahr auf so viele Nennungen. Doch es geht dabei nicht einfach nur um Berichterstattung über irgendein Thema, es ist Gratis-Werbung für eine Personality-Partei, die sehr wahrscheinlich sehr bald gewählt werden möchte.

PR-Leute sprechen von „Earned Media“, also Berichterstattung, die sich ein politischer Akteur durch das Anbieten medienverwertbarer Inhalte erarbeitet. Mediale Wahrnehmbarkeit ist in der Aufmerksamkeitsdemokratie eine wichtige Ressource, mit der sich letztlich auch Wählerzustimmung generieren lässt. Für die AfD haben Studien längst eine Korrelation zwischen Aufmerksamkeit in den Medien und Aufstieg in den Umfragen festgestellt.

Wie aber funktioniert dieser mediale Hype um eine noch nicht existente Partei? Im Grunde liefert Wagenknecht den Medien die wichtigsten Zutaten für das, was als eine „gute Geschichte“ gilt:

Drei Akte, Hyperpersonalisierung, Überlebenskampf

Erstens gibt es einen zeitlich und inhaltlich klar definierten Spannungsbogen basierend auf einer klassischen Drei-Akt-Struktur: Sie reicht vom ersten Überraschungsmoment über die Erzeugung einer elektoralen Erwartungshaltung hin zur offiziellen Bekanntgabe der Gründung.

Zweitens: der Faktor der Hyperpersonalisierung. Weil es noch keine Partei gibt, gibt es auch noch kein Programm und kein weiteres Personal, nur Wagenknecht. Die provoziert nicht nur durch Putin-PR, sie inszeniert sich gleichzeitig auch als linkskonservative Retterin vor dem grün-woken Untergang der Republik und als sozialnationale Dezimiererin der AfD.

Drittens liefert der Stoff einen Konflikt, der sich in einen Überlebenskampf steigert: Es geht nicht nur um eine individuelle Parteirebellin, diese Outlaw-Geschichten kennen wir zur Genüge von Sarrazin, Maaßen, Palmer und anderen. Es geht um eine Spaltung, die in der (Selbst-)Zerstörung der Linken enden könnte. Eine Netflix-Serie würde freilich mit Wagenknechts Aufbruch aus den Trümmern der Linkspartei enden.

Die große Show der Dauerparteigründung

Alle Nachrichtenfetzen, die von dieser Dauerparteigründung als Personality-Show in Richtung der klassischen Parameter von Parteien (Programmatik, Mitglieder, Spenden …) abweichen würde, stören die perfekte Medienwelle, die Wagenknechts Partei vermutlich ins Europaparlament tragen soll. Je später die offizielle Gründung, desto geringer die Störsignale, die Wagenknechts Umfragewerte verhageln könnten und desto größer die Chance, den Hype in den Wahltag zu retten.

Wagenknecht ist Inszenierungsprofi, daher kann man davon ausgehen, dass ihre Medienstrategie kein Zufall ist. Die zahlreichen Interviews, die kleinen Informationshäppchen von ihrem Umfeld und ihr selbst, mit denen sie die Erwartung immer weiter mästet. Und obendrein ihr riesiger Youtube-Kanal mit mehr als 650.000 Abonnentinnen und Abonnenten.

Sollte Wagenknecht ihre Partei tatsächlich bald gründen, wäre sie wohl auch die erste Medienhype-Partei unserer durchmedialisierten Demokratie.

49 Kommentare

  1. Guter, hellsichtiger Kommentar; zeigt natürlich auch eine entsetzliche Ödnis in der Medienlandschaft, seit Jahr und Tag die sich permanent selbst zitierende „Hängepartie mit hohem Quälfaktor“ (A. Schölzel), in der die im Niedergang begriffene Linke insgesamt bieder-hilflos-pampig agiert, ganz nach dem Motto „Wie unfair, wir strengen uns doch immer so schön für, äh, soziale Gerechtigkeit an!“ Dass es nun EIN (Noch-)Parteimitglied schafft, den Laden derart aufzumischen, sagt sicher auch so Einiges aus …

  2. Ja, guter Kommentar. Allerdings gibt es für die Aufregung einen realen Grund: In der Tat fehlt in der deutschen Parteienlandschaft eine Gruppierung, die Fragen der konservativen Bevölkerung mit einer linken Perspektive verbindet. Offene Grenzen für alle, Flüchtlinge willkommen heißen, Gendern super wichtig finden……………… und jeden, der dazu eine anderen Meinung hat, als rechts, Nazi oder einfach dumm zu kategorisieren, wird ewig im Elfenbeinturm bzw. der eigenen Blase verharren. Frau Wagenknecht ist mutig und wagt was. Das ist schon einige Berichte wert. Meistens von Menschen, die eh den Glauben an eine Veränderung aufgegeben haben.

  3. @Earl Offa (#1):

    Dass es nun EIN (Noch-)Parteimitglied schafft, den Laden derart aufzumischen, sagt sicher auch so Einiges aus …

    Nun ja. Wagenknecht ist nicht irgendein Parteimitglied, sondern das letzte aktive Linken-Mitglied mit A-Prominenz: Bisky ist tot, Lafontaine hat sich (bis auf Weiteres) zurückgezogen, Gysi macht noch etwas Elder-Statesman-Kram, ist aber aus aktuellen Konflikten raus. Ramelow ist ein Held in Thüringen, aber zunehmend ein tragischer.

    Und keiner ist nachgekommen. Bartsch fehlt es an Charisma (und er steht kurz vorm Ruhestand); Mohamed Ali steht im Wagenknecht-Lager; Wissler ist in Hessen bekannt, auf Bundesebene aber zweite Reihe; Schirdewan ein Europa-Politiker, mit dem außerhalb der Fachwelt kaum jemand etwas verbindet.

    Bleibt also Wagenknecht als Zugpferd für die Öffentlichtkeit – und die wird demnächst einen anderen Karren ziehen. Die Linke hatte ihren Lauf als a) ostdeutsche Volkspartei und b) Opposition gegen Hartz IV und Folgen. Damit konnte sie lange ihre internen Konflikte kitten, aber das geht nun nicht mehr – zerrieben zwischen Zuwanderung, Armut, Corona und Krieg, glaube ich nicht, dass sich der Laden nochmal aufraffen wird. Im Westen ist die Partei bereits erledigt, im Osten schwindet die Basis rasant.

    Hochspekulative These: Die Wagenknecht-Partei wird Anfang kommenden Jahres antreten als Partei für „Frieden und soziale Gerechtigkeit“ auf nationaler Basis – mit zwei sicheren, evtl. aber sogar vier A-Prominenten aus der vermeintlich guten alten Zeit: Sahra Wagenknecht (safe), Oskar Lafontaine (safe), Gerhard Schröder (spekulativ, kumpelt aber neuerdings mit Lafontaine) und Alice Schwarzer (noch spekulativer, kumpelt aber neuerdings mit Wagenknecht).

    Wenn die sich zusammentun, könnte der Laden in links-nationalen, russlandfreundlichen Kreisen durch die Decke gehen. Darüber, dass Schröder lange das Feindbild jeder sozial gesinnten Linken war, könnte die Zielgruppe hinwegsehen. Dass Schwarzer Feministin ist, auch – zumindest solange der Krieg als verbindendes Moment fungiert.

    Kommt es so? Keine Ahnung. Wäre das gut? Wahrscheinlich wäre es sehr gefährlich. Jedenfalls würde es die politische Landschaft schwer durchrütteln – mit Glück zum Schaden der AfD, mit Pech zum Schaden der Demokratie.

  4. Unsachlich, ich weiß, aaaber: Die Frisur… ist sowas vorgeschrieben, wenn man für die Europagrünen Wahlkampf macht? Das mit der „Putin-PR“ finde ich stark überzogen und auch ziemlich cold war style.

  5. @Earl Offa:
    Wer nur in Talk-Shows eingeladen wird, um den pro-Putin-Standpunkt zu vertreten, ist mit „Putin-PR“ nicht allzu schlecht bedient.
    Wenn’s nur Cold-War-Style wäre, wäre es ja schön, aber so cold ist der Krieg ja schon seit über einem Jahr nicht mehr.

  6. @Frank Tofern:

    Sie klingen, als wünschten Sie eine Linke, nur ohne Linke und vor allem, ohne Überforderung für Rechte.
    Die extreme Rechte macht nun seit Jahren exakt so Politik, ohne zu regieren und die Parteien der „Mitte“ ( kann ich eh nur noch quantitativ definiert verstehen ) überbieten sich gegenseitig rechte feuchte Träume umzusetzen. Angeblich um „Rechte zu verhindern“ ( warum dann eigentlich noch, Herr Gauck? ).
    Ein paar Tips: Es heißt die „INTERnationale“, nicht die „Nationale“. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass multinationale Konzerne von regional agierenden Arbeiterorganisationen zu beeindrucken wären. Da war doch was mit „Solidarität“ und so?
    „Die Zärtlichkeit der Völker“?

    Und dieses Nazikeulengejammer ist wirklich nur noch lächerlich. Es dient in 9 von 10 Fällen nur dazu, Kritik zu diskreditieren, ohne sich inhaltlich einzulassen.
    Aber sicher, es sind die Marginalisierten und die „Live-style-Linken“, die für den Rechtsruck verantwortlich sind.
    Ohne Opfer gäbe es schliesslich auch keine Täter!

  7. #6 Frank Gemein

    Das kann man alles so sehen. Ist im Prinzip auch richtig und somit fast eine Standard Antwort auf die Initiative von Frau Wagenknecht. Nur hilft prinzipielles Rechthaben kaum weiter: vielleicht sollte sich die Linke erstmal national schlagkräftig organisieren bevor sie international Konzerne beeindruckt. Wer Frau Wagenknecht ablehnt, hat in der Regel kaum Alternativen parat. Dafür schlaue Analysen und ist imRecht. Und der gibt bekanntermaßen ein Bier aus✊😂

  8. #7 Frank Tofern :
    „National schlagkräftig organisieren“. So so. Nicht einmal die vereinigten bürgerlichen/sozialdemokratischen Parteien in der EU schaffen es, Apple, Google, Facebook etc. zu irgendetwas zu bewegen, werden es Sahras Sozial Nationalisten sicher leichter haben.

    Der Glaube bewegt da ja bekanntlich Berge.

  9. #8
    Ich habe es ja verstanden, der Weg Sahras führt nirgendwo hin. Außer nach Rechts.
    Irgendeinen anderen Vorschlag zur Verbesserung der Lage?
    Sozial Nationalisten? Wenig freundlich formuliert.
    Ohne den Glauben an eine bessere Zukunft werden in der Tat nicht mal Hügel versetzt.
    Warten wir also gespannt auf das Erscheinen einer internationalen sozialistischen Partei, die es schlagkräftig mit Konzernen und medialer Macht aufnimmt. Vielleicht unter Führung von Chomsky und Thomas Ebermann😂🌷

  10. @Frank Tofern
    Sankt Pauli Schnack halt. Das ist nicht so das Feinbesteck.
    Also ich sehe ernsthaft große Defizite bei den Gewerkschaften. Wenn GM Bochum dicht machen will und es bieten sich sofort Dänemark und Groß Britannien an, einzuspringen, dann sehen wir da eine offene Flanke.
    Dann nehmen anscheinend nur die Parteien die EU ernst, die sie absägen wollen. Die anderen benutzen sie als Resterampe aka Gnadenbrothof und Demokratieumgehungsstraße. Das ist brandgefährlich.

    Ich machen mir aber tatsächlich Sorgen um das globale Erstarken der Faschisten überall, resp. deren Normalisierung. Als wären wir alle im Geschichtsunterricht kollektiv Kreide holen gewesen.
    Die Linke HH macht mir etwas Hoffnung, obwohl sich da auch letztlich mit Christiane Schneider meine absolute Lieblingspolitikerin verabschiedet hat.

    Aber sonst, lange Zeit nichts.

  11. # 10
    Dank für den freundlichen Disput. Deine Sorgen verstehe und teile ich.
    Pauli Schnack ist auch okay😇
    Meine Sorge gilt jedoch noch mehr den entfesselten Produktivkräften, die mit den Neoliberalen nur noch mehr befeuert werden.
    Da werden weder Sahra, noch Chomsky oder Ebermann etwas ändern.
    Allein, Hoffnung stirbt zuletzt auch entgegen aller Rationalität 👻

  12. @Frank Tofern (#11):

    Ich weiß ja nicht, ob der (von mir sehr geschätzte) Thomas Ebermann mit dem Israel-Fresser Chomsky gemeinsam Revolution machen wollte. Würde mich da eher auf Ebermann, den alten Antinationalen, allein verlassen… ;-)

    Im Ernst zur Debatte: Revolution steht nicht auf der Tagesordnung, und der Begriff der Nation ist ein dialektischer. Einerseits (im Verständnis der Französischen Revolution) partikularer Vorschein einer universell befreiten Menschheit; andererseits (im völkischen Verständnis des 19. Jahrhunderts) Negation des Menschheitsbegriffs an sich.

    Weniger hochgegriffen kann man mit Leuten wie Wolfgang Streeck das Lob auf den Nationalstaat singen – als die Instanz, die allein in der Lage ist, Demokratie und soziale Rechte gegen die Zumutungen eines neoliberalen Weltmarkts zu verteidigen.

    Diesen Weg geht Wagenknecht, und er kann funktionieren. Aber er ist eine im wahrsten Sinne des Wortes exklusive Veranstaltung.

  13. I like almost all that stuff, da ist doch mal eine Meinungsvielfalt beisammen, die nicht allzusehr dem Kies-, äh Erzlaster der Rechthaberei verfällt… sounds good!

  14. „Links sein heißt kein Vaterland haben, nicht um einen nationalen Standort in der Welt rangeln, sondern denen, die in diesem System das Sagen haben, die Pest an den Hals zu wünschen.“
    Thomas Ebermann 1995

    Ich weiß, dass wichtige linke Theoretiker mit Hard und Negri und deren Begrifflichkeit vom Empire, der Multitude oder Assembly fremdeln, ja dass manche sogar schon das neue Medium Internet als von Rechts dominiertes Teufelswerk abgeschrieben haben, ich denke aber dass das intellektuelle Bequemlichkeit ist. So in etwa muss es geklungen haben, als handschriftlich kopierende Klöster einst gegen Gutenberg polemisierten. Es gibt genau eine Situation, in der Nationalismus für eine linke Bewegung statthaft ist: Wenn ein Befreiungskampf in einer ehemaligen Kolonie erfolgreich war und sich eine neue Nation konstituiert. Und das nur für einen kurzen Übergangszeitraum.

    Witziger weise habe ich gerade eben noch einmal von Hannah Ahrendt „Die Freiheit, frei zu sein“ gelesen.
    Die Revolution wird nicht von einem funktionierendem Staat ertrotzt, sie wird von der Straße aufgelesen, schreibt sie dort bspw. in etwa. Die Unordnung ist notwendig, damit eine Revolution überhaupt erst stattfinden kann.
    Eine solche Situation zieht am Horizont herauf und es ist, meiner Meinung nach, naiv, diese lokal ( in vielen kleinen Nordkoreas hinter hohen Mauern ) bekämpfen zu wollen.

    Ich schreibe Nordkorea, weil die Bürger der Multitude sich ganz sicher nicht freiwillig in solchen national „beglückten“ Inseln halten lassen werden.

    Wir werden sehen. Ich befürchte halt, es werden die Rechten sein, die von der Straße auflesen.

  15. Rechte müssten pro Ukraine sein, weil da ein Nationalstaat seine Grenzen verteidigt, Linke, weil da eine ehemalige Kolonie sich gegen Kolonisten wehrt. Stattdessen sind Rechte pro Russland, weil da ein Imperialist ein anderes Land „heim ins Reich“ holen will, und Linke sind pro Russland, weil… Russland macht grundsätzlich keine Fehler? Keine Ahnung.
    Sorry an alle Rechte und Linke, die doch pro Ukraine sind…

  16. Zuerst das Geständnis, hier diskutieren belesenere Menschen als ich es bin.
    Deshalb mal zurück zur Ausgangsfrage, Beurteilung der Wagenknecht Aktion. Ich empfinde es als Chance eine Partei am Start zu haben, mit vier Schwerpunkten, von denen ich drei teile. Allein um Wahlmüde an den Start zu bringen und der AfD das Wasser abzugraben. Nicht mehr und nicht weniger. So what?
    Ansonsten lese ich gerne „konkret“, wo ich laufend mit Wahrheiten und kritischem Diskurs begleitet werde. Leider ohne große gesellschaftliche Relevanz. Linke sollten sich auf Gemeinsamkeiten konzentrieren, und Unterschiede in der Theorie lieb gewinnen. Und ja, mir gefällt diese Diskussion hier auch. Guter Stoff😘

  17. @Frank Tofern:
    Wenn das bei mir jetzt anders rüber kam: Grundsätzlich finde ich es gut, dass auch mal erfolgreich neue Parteien gegründet werden (können), und ich will das nicht dadurch einschränken, dass das nur für Parteien gilt, die ich evt. wählen würde.
    Andererseits finde eine Partei, die sich bisher – wenn überhaupt – durch eine Personalie definiert, nicht so relevant, um den Medienhype zu rechtfertigen. Oder wenn denn schon viel Berichterstattung, dann doch etwas kritischer.

  18. #Mycroft
    Stimme Dir zu und es ist auch nicht so rüber gekommen. Klar, ist da viel Medienhype, bzw. heiße Luft. Doch ich vermute, dass Wagenknecht diese Welle reitet und nicht umgekehrt. Sie ist ein Medienprofi und vielleicht kommt ja wirklich ne neue Partei raus. Offen gestanden, finde ich da fast jede Veränderung gut. Erstmal;-)

  19. @Mycroft (#15):

    Linke sind pro Russland, weil… Russland macht grundsätzlich keine Fehler? Keine Ahnung.

    Ich vermute, das ist zum einen ein Überbleibsel aus Kalte-Kriegs-Zeiten, als die Sowjetunion als Bollwerk gegen den US-Imperialismus betrachtet wurde (obwohl sie selbst eine imperialistische Macht war, verstand sie es immer gut, sich als „Befreierin“ zu verkaufen). Hinzu kommt in Deutschland der Opfer- und Befreierstatus der UdSSR im Zweiten Weltkrieg.

    Das hat sich so tief eingegraben, dass es bei vielen Linken (längst nicht allen!) bis heute zu einer reflexhaft pro-russischen Haltung führt – bis dahin, dass man bei Putin einen altruistischen Antifaschismus am Werke sieht: Die Russen haben Deutschland von den Nazis befreit, nun versuchen sie dasselbe in der Ukraine. Eine tragische Denkblockade…

    @Frank Tofern (#16):

    Ansonsten lese ich gerne „konkret“, wo ich laufend mit Wahrheiten und kritischem Diskurs begleitet werde.

    Die konkret hatte ich auch fast 20 Jahre im Abo. Allerdings fand ich deren Pro-Putin-Position schon 2014 schwer erträglich. Auch deshalb habe ich das Abo nach Gremlizas Tod gekündigt. Zur aktuellen Haltung kann ich also nichts sagen…

  20. Habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt darauf antworten soll, aber sei es drum.
    @Mycroft:
    Ich bin weder „pro Russland“ noch „pro Ukraine“, sondern kontra Aggression und Imperialismus.

    Derjenige, der überfällt, ist der Übeltäter ohne Wenn und Aber.
    Das heisst nicht, dass ich die Ukraine für das Land der rechtschaffenden Engel halte oder Russland für bevölkert von teuflischen Dämonen.
    Das heisst auch nicht, dass die Politik der NATO und, vorneweg der USA der letzten Jahrzehnte nicht zu kritisieren sei.
    Das, was aber da aus Moskau kommt, ist imperialistisch, menschenfeindlich und mindestens protofaschistisch, wahrscheinlich darüber hinaus.
    Ansonsten behalte ich mir das Recht vor, mich zu jeder Information zu verhalten, ohne sie vorher durch die Lagerbrille zu betrachten.

    Nur um das mal gesagt zu haben.

  21. @Mycroft:
    Also dann sind mit dem Kommentar #15 doch nicht alle Linken gemeint?

    Aber Stereotypen werden ja auch schon in einem anderen Beitrag abgearbeitet.

  22. „@Mycroft:
    Also dann sind mit dem Kommentar #15 doch nicht alle Linken gemeint?“ Nein, das war sarkastische Überspitzung. Daher auch mein „Sorry“.

    „Aber Stereotypen werden ja auch schon in einem anderen Beitrag abgearbeitet.“
    Es ging mir darum, dass viele linke und rechte Politiker genau gegen ihr jeweiliges „Stereotyp“ (oder jedenfalls mein Bild von ihnen) verstoßen.

  23. @Mycroft:
    „Es ging mir darum, dass viele linke und rechte Politiker genau gegen ihr jeweiliges „Stereotyp“ (oder jedenfalls mein Bild von ihnen) verstoßen.“

    Also wenn Sie schon Stereotypen haben, müssen die Betroffenen sich auch gefälligst danach richten.

    Unverschämt, wenn dann Griechen am Ende gar nicht faul sind!

  24. „Unverschämt, wenn dann Griechen am Ende gar nicht faul sind!“ Unverschämt, wenn die Deutschen gar nicht pünktlich sind.

    Ein Unterschied ist 1.), dass die Griechen nicht wollen, dass ich Grieche werde, aber Linke wie Rechte sind politische Gruppen, die sich um Mitbürger als Wähler und Mitglieder bemühen, also bspw. um mich, und 2.) behaupten die Griechen nicht von sich selbst, faul zu sein, wohingegen Politiker ständig erzählen, was sie tun oder lassen (wollen).
    Griechen können also so fleißig oder faul sein, wie sie lustig sind, bei den Leuten, die mir ständig erzählen, wie wichtig eine Nation ist, und bei den Leute, die sich gegen Kolonialismus aller Art positionieren, darf ich aber erwarten, dass sie saufen, was sie predigen.
    Und das hieße für mich: Anti-Putin sein (nicht Anti-Russland).

    Alternativ bin ich einfach zu doof, das brilliante theoretische Konzept dahinter zu durchschauen, lehne es aber trotzdem ab, weil ich halt anti-Putin bin.

  25. @Mycroft:
    Und Sie bleiben halt dabei, dass die Stereotype, die Sie den Menschen andichten, ja irgendwie stimmen muss.

    Das öde Spiel sehen wir seit Jahrzehnten mit „der Antifa“. Alles was ein Einzelner macht, der sich irgendwie zur Antifa bekennt, kann danach als „Antifa Keule“ gegen alle anderen benutzt werden. Gerne auch Wochen später das exakte Gegenteil, wenn es gerade zupass kommt. Da kann man sich noch so lange drüber lustig machen, Antifa Lohnzettel und Mitgliedskarten drucken, es kann halt nicht blöd genug gedacht werden.

    Linke sind eher dem Gleichheitsgedanken verpflichtet. Empathie ist kein Schimpfwort und Freiheit ohne Freiheit von Not nicht denkbar.

    Mehr nicht.
    Die Frage des Weges, Sozialismus/Kommunismus, Sozialdemokratie, sehr eingeschränkt Sozialliberalismus, ist für die Grundhaltung irrelevant.

  26. „@Mycroft:
    Und Sie bleiben halt dabei, dass die Stereotype, die Sie den Menschen andichten, ja irgendwie stimmen muss.“
    Nö. Aber es ist nicht meine Schuld, wenn sehr viele der Betreffenden, einschließlich solcher, die dafür gewählt werden wollen, das Stereotyp als „zutreffend“ bezeichnen, im Unterschied zu den Griechen. Entweder trifft es zu, oder sie lügen.

    „Linke sind eher dem Gleichheitsgedanken verpflichtet. Empathie ist kein Schimpfwort und Freiheit ohne Freiheit von Not nicht denkbar.“
    Gut, inwiefern diente die Eroberung der Ukraine dem Gleichheitsgedanken? Woran könnte man Putins Empathie festmachen? Denkt er Freiheit ohne Freiheit von Not, oder denkt er Freiheit eher gar nicht? Ich frage für Frau Wagenknecht, die sich einerseits als Links bezeichnet, andererseits nicht gerade Anti-Putin ist. Und das ist nicht vergleichbar mit „zufälliger Typ, der sich als Antifa bezeichnet, #3579“, weil #3579 nicht versucht, eine Partei zu gründen.

  27. @KK / #19: Ich glaube, im Kern ist es noch einfacher. Antiimperialismus hieß für viele immer nur, gegen westlichen, besonders amerikanischen Imperialismus zu sein. Dass auch nicht-westliche Mächte imperialistisch agieren könnten, wird zwar theoretisch für möglich gehalten, aber am Ende des Tages heißt die Gleichung doch: Ukraine = westverbündet, also proimperialistisch; Russland = antiwestlich, also antiimperialistisch. (Hinzu kommt in Deutschland in der Tat die implizite Gleichsetzung des heutigen Russlands mit der UdSSR.)

    Wenn denn die Wagenknecht-Partei wirklich kommt, bin ich mal gespannt, wieviele dieser „Linksnationalen“ es tatsächlich gibt, ob das wirklich für >5% reicht, v.a. längerfristig. Ich bin eher skeptisch, ob so eine Partei der AfD nennenswert Stimmen abnehmen kann, denn deren Wähler erscheinen mir doch in großer Mehrheit rechtsnational. Auf der anderen Seite hat es die AfD bisher verpasst, sich wirtschafts- und sozialpolitisch überzeugend von ihren neoliberalen Anfängen zu lösen – auch, weil viele ihrer Wähler im Westen das nicht gut finden würden. Ob Wagenknecht daraus genug Kapital schlagen kann?

    Btw, dass Schröder bei der Truppe mitmachen wird, glaube ich ebensowenig wie dass er dort akzeptiert würde. Aber schaun mer mal.

  28. @Mycroft:
    Geht schon wieder los.
    Sie merken es echt nicht:
    -a
    Putin war noch nie links. Als Bürgermeister von Sankt Petersburg schwärmte er für Pinochet und die Diktatur Chiles.
    -b
    Wenn eine Person etwas macht/denkt/sagt , dann kann man das NICHT einfach der Gruppe zuordnen, zu der die Person gehören will.

    Sie benutzen 1 zu 1 die Methoden des Kampagnenjournalismus, unter dem dieses Land so sehr zu leiden hat. Sie verunglimpfen Menschen. Wie kommen Sie darauf Frau Wagenknecht als Stimme der Linken Deutschlands zu behandeln.
    Fragen Sie Sie, oder ihre Unterstützer, was die Aggression mit Egalitarismus zu tun hat. Für mich ist sie nicht mal eine Linke. Nur weil sie ihren Marx gelesen hat, ist ihr Nationalismus, ihre Xenophobie und das Einprügeln auf Marginalisierte nicht akzeptabel.

    Aber der Dialog mit Ihnen hat, wie immer, keinen Sinn und endet für mich folgerichtig wieder. An Erkenntnis haben Sie eh kein Interesse.

  29. @Frank Gemein / #29: „Für mich ist sie nicht mal eine Linke.“

    Ein klassisches „no true Scotsman“-Argument. Es gibt nun mal Leute, die nach allen gängigen Maßstäben als Linke gelten und dennoch Puin unterstützen oder verharmlosen. Das sind offenbar auch nicht so ganz wenige, immerhin haben sie eine eigene Tageszeitung (Junge Welt). Dass die damit, gelinde gesagt, falsch liegen, dass das mit allen linken Grundgedanken, von liberal bis marxistisch, eigentlich inkompatibel ist – geschenkt. Aber diese Leute sind nunmal da.

    Das heißt natürlich nicht, dass der Stempel „links“ lebenslang bleiben muss. Jürgen Elsässer zum Beispiel würde heute niemand mehr zur Linken rechnen. Und je nachdem, wie sich ihr Parteiprojekt (wenn es denn kommt) entwickelt, wie stark dabei etwa die ausländerfei… äh, migrationskritische Komponente wird, wird man vielleicht irgendwann Wagenknecht nicht mehr zur Linken zählen. Im Moment muss man das aber (noch).

    Allerdings verdeckt der Hype um Wagenknecht momentan etwas, dass es weitaus mehr rechte als linke Putinfans geben dürfte. Da ist das ja auch konsistent: Faschisten mögen halt Faschisten. Mutmaßung: Wagenknecht wird so oft in Talkshows eingeladen, weil man gern eine „Gegenstimme“ haben möchte, aber ungern AfD-Leute einladen will – auch, weil es bei denen niemanden von Wagenknechts Strahlkraft gibt und sie beim Publikum sicherlich besser ankommt.

  30. @Earendil (#28):

    Antiimperialismus hieß für viele immer nur, gegen westlichen, besonders amerikanischen Imperialismus zu sein.

    Jupp. Folge von u.a. Lenins Ansatz, wonach Imperialismus ein spätes Stadium des Kapitalismus sei (vgl. auch Dimitroff-These) – folglich ein erklärtermaßen antikapitalistisches Regime gar nicht imperialistisch sein könne.

    Später gab es in der (westdeutschen) Linken dann die Theorie vom Sozial-Imperialismus, die in erster Linie der Sowjetunion imperialistische Tendenzen vorwarf. Sie wurde vor allem von Maoisten vertreten, was angesichts der Entwicklung Chinas zum Imperium heute auch schon wieder lustig klingt.

    Wenn denn die Wagenknecht-Partei wirklich kommt, bin ich mal gespannt, wieviele dieser „Linksnationalen“ es tatsächlich gibt, ob das wirklich für >5% reicht, v.a. längerfristig.

    Das weiß ich auch nicht. Bundesweit wäre ich eher skeptisch; im Osten sehe ich schon ein Potential, das sich aus enttäuschten Ex-Linken-Wählern und dem nicht explizit rechten Teil der AfD-Zielgruppe speist (den Wechsel- und Protest-Wählern). Aber ich habe auch keine Kristallkugel, also, wie Sie sagen: Schaun mer mal.

  31. @Earendil:
    Ich schreibe ausdrücklich, dass sie „für mich“ keine Linke ist und begründe das und behaupte nicht, dass sie das für andere, oder auch alle anderen nicht sein kann.
    Wenn dann aber ALLE Linken so behandelt werden sollen, als wären sie für das, was Sahra Wagenknecht so ablässt, auch zur Rechenschaft zu ziehen, wird es einfach idiotisch.

    Das ist aber eine gängige Methode: Pars par toto wird irgendeine absurde Entität gewählt und der Rest in Sippenhaft genommen. Super Futter für Kampagnen.

  32. „Putin war noch nie links.“
    Gut, dass Sie das erkennen. Vielen Linken scheint das nie aufgefallen zu sein.
    „Wie kommen Sie darauf Frau Wagenknecht als Stimme der Linken Deutschlands zu behandeln.“
    Wieso ich? Eine dt. Partei namens „Die Linke“ wählt sie seit Jahren in Parteiämter und stellt sie als Bundestagskandidatin auf, nicht ich. Wenn also hinreichend viele Linke in D. sie als ihre Sprecherin haben wollen, wer bin ich, ihr das abzusprechen?
    „Für mich ist sie nicht mal eine Linke.“
    Stimmt, nach Ihrer Definition ist sie keine. Was sagt das dann über ihre bisherige Partei aus?
    „Wenn dann aber ALLE Linken so behandelt werden sollen, als wären sie für das, was Sahra Wagenknecht so ablässt, auch zur Rechenschaft zu ziehen, wird es einfach idiotisch.“
    ALLE natürlich nicht. Nur die Mehrheit der Mitglieder der Partei „die Linke“. Der einsame Antifa-Aktivist kann da nix für, und die SPD auch nicht.
    „Pars par toto wird irgendeine absurde Entität gewählt und der Rest in Sippenhaft genommen.“
    Wie gesagt, diese Entität wurde tatsächlich von Parteimitgliedern der Linken gewählt, nicht von mir. Absurderweise lese ich zwar darüber, dass sie die Partei verlassen will, aber nicht, dass man ihren Parteiausschluss anstrebt.

  33. @Mycroft:
    Selbst für ihr Niveau noch unterirdisch:

    Ich schrieb
    „Linke sind eher dem Gleichheitsgedanken verpflichtet. Empathie ist kein Schimpfwort und Freiheit ohne Freiheit von Not nicht denkbar“

    In der ersten Replik antworten Sie auch noch auf „die Linken“, in Folge aber beziehen Sie sich nur auf eine Partei, „die Linke“.
    Und nicht einmal das macht wirklich Sinn, weil die Partei ja eindeutige Beschlüsse hat ( seit etwa 2018 ), diese Person also eben NICHT in deren Sinne sprechen kann.
    Taschenspielerei unterster Güte.

    Ansonsten:
    Was fällt Ihnen bei den Namen Maaßen, Schröder und Kemmerich ein?

  34. Dass in der Partie „die Linke“ besonders viele Linke wären, ist also auch nur ein Stereotyp von mir? Sorry, das bezweifle ich.
    „… weil die Partei ja eindeutige Beschlüsse hat ( seit etwa 2018 ), diese Person also eben NICHT in deren Sinne sprechen kann.“ Deshalb war sie 2019 also noch Fraktionsvorsitzende und zog ’21 über den 1. Listenplatz NRW in den Bundestag: damit sie nicht, also _NICHT_, im Sinne der Partei sprechen konnte. Aber was haben Vorgänge vor ’22 mit dem Ukrainekrieg zu tun?

    Schröder, Maaßen und Kemmerich sitzen zwar nicht gerade auf den besten Listenplätzen ihrer Parteien oder sind in den jeweiligen Bundesvorständen aktiv, aber ich hätte nichts dagegen, wenn Sie die als „typische“ Vertreter ihrer Parteien betrachten…

    @Niggemeier: sorry, das musste sein.

  35. @Frank Gemein: Mycroft schrieb aber m.W. nie von ALLEN Linken, nur von einer (unbestimmten Anzahl von) Linken.

    @Mycroft: In den letzten Jahren ist ein bisschen was passiert. Wagenknecht und ihre Leute sind heute innerhalb der Linkspartei an den Rand gedrängt, haben in den letzten Jahren praktisch alle innerparteilichen Kämpfe verloren, so dass man Wagenknechts Äußerungen wirklich nicht mehr als „im Sinne der Partei“ werten kann. Darum sucht sie ihr Heil ja auch zunehmend außerhalb der Partei, sonst wäre das ja gar nicht nötig.

  36. Wagenknecht wurde nicht wegen ihrer Putinhaltung an den Rand gedrängt.

    Schröder: – Parteiführung distanziert sich wegen seiner Russlandnähe
    – Parteimitglieder stellen Ausschlussantrag, wenn auch vergeblich
    – er verliert seine Ehrenbürgerschaft in Hannover schneller als Hitler

    Wagenknecht: – ihre Forderung, Waffenlieferungen zu stoppen, ist auch die Forderung der Partei
    https://www.die-linke.de/themen/frieden/ukraine-krieg/
    – Parteimitglieder stellen anscheindend keinen Ausschlussantrag, selbst vor dem Hintergrund, dass sie bei _anderen_ Themen deutlich in der Minderheit ist (es war vllt taktisch unschlau, wegen ihr aus der Partei auszutreten…)
    – sie wird in Talkshows eingeladen, um über den Ukrainekrieg zu sprechen. Für wen genau spricht sie dann? (Soll vllt. false Balancing sein, aber s. Link)

    Insgesamt halte ich es für hinreichend belegt, dass sie zumindest bei solchen Linken, die linker als die Sozialdemokraten und Grünen sind, mit ihrer Putinhaltung min. eine starke Minderheit und keine einsame Außenseiterposition einnimmt.

  37. Und weiter geht es munter durcheinander Linke die Linke, Menschen Partei gleichen Namens. Unseriös wäre hierfür ein Euphemismus.
    Aber Mycroft toppt es gleich: Wagenknecht wird in der Partei zwar widersprochen, aber nicht genug und wenn in den falschen Punkten.

    Ergo ist die Position der linken Personen in Deutschland die der „Putinisten“.

    Genauso funktioniert so ziemlich jede Springer-Kampagne auch.
    Ob „Verbotspartei“ , „Genderwahn“ oder bla.

    Strohmann finden, pars pro toto als geradezu archetypisch ausstaffieren und dann verbeisst sich der Terrier.

    Ab hier zensiere ich mich selber, um nicht gelöscht zu werden. Und, ja Herr Niggemeier, ich steig aus der Diskussion hier aus.

  38. @Mycroft / #38: „Wagenknecht wurde nicht wegen ihrer Putinhaltung an den Rand gedrängt.“

    Doch, natürlich auch deswegen, neben einigen anderen Aspekten. Nur ein Beispiel: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-linke-sahra-wagenknecht-verteidigt-ihre-russland-rede-a-ae400e02-0b23-4ee9-afe6-0a39423a3715

    Man mag auch die offiziellen Parteipositionen der Linken zum Ukrainekrieg falsch oder unzureichend finden (geht mir genauso). Sie sind aber substantiell anders als die von Wagenknecht.

  39. @Mycroft (#38):

    Insgesamt halte ich es für hinreichend belegt, dass sie zumindest bei solchen Linken, die linker als die Sozialdemokraten und Grünen sind, mit ihrer Putinhaltung min. eine starke Minderheit und keine einsame Außenseiterposition einnimmt.

    Nun ja, das ist halt abhängig vom Milieu: Für die alternde, ostdeutsche Kernklientel der Linkspartei stimmt es. Für Veteranen der westdeutschen Friedensbewegung oft auch. (Beides halte ich, wie oben beschrieben, für eine sozialisationsbedingte Denkblockade.) Für großstädtisch geprägte Antifa-Gruppen stimmt es dagegen mit Sicherheit nicht. Auch radikale Antira-, Klima- oder Gender-Aktivisten halte ich nicht für besonders putinaffin.

    Putin ist samt seines Regimes zweifellos rechts, auch wenn er sich dauernd auf die antifaschistische Tradition der Sowjetunion beruft. Richtig ist aber dennoch, dass sich relevante Teile der Linken (Partei wie Bewegung) positiv auf Russland beziehen – vor dem Überfall auf die Ukraine freilich lauter als heute. Vorstellung dahinter: „Der Westen“ ist das Grundübel der Welt; wer dagegen ist, muss gut sein (und sei es nur qua Opferstatus).

    Diese Strömung gibt es seit Langem, und sie wird trotz des Krieges noch lange bleiben. Auch wenn Herr Gemein das nicht wahrhaben mag.

  40. @KK:
    Und der Beliebigkeit wird noch die Krone aufgesetzt:

    Nicht nur dass frei assoziierend zwischen Die Linke, Teile der Linken, Alle Linken, Die Mehrheit der Linken, Putinisten usw. changiert wird, wenn es gerade paßt und jede Gruppe immer dann auch freidrehend repräsentativ für alle extrapoliert wird, nein jetzt wird es eben mal umgedreht und ich will es angeblich „nicht wahrhaben“, dass es diese, wie Mycroft sie nennt, „Putinisten“ überhaupt gibt.

    Das habe ich womit behauptet? Was läßt Sie das vermuten?

    Oder, um es mal nett zu sagen: Sagt mal, nehmt ihr Drogen?

  41. Mit Verlaub, ich habe niemanden „Putinisten“ genannt.
    Wenn „die“ Linke nicht mit „den“ Linken assoziiert werden will, oder umgekehrt (wofür ich beides ja Verständnis hätte), möge(n) sie sich bitte einen neuen Namen suchen und nicht rumjammern. Die CDU/CSU kriegt auch ständig Spott wegen dem C und steckt den trotzdem weg.

    @Frank Tofern: ich schätzeden Hype als „unverdient“ ein.

  42. Witzig, nun wird es noch so gedreht, als wäre das Problem, dass die Linke ( Partei ) nicht mit den Linken ( Menschen ) assoziiert werden wollen würde.

    Eindeutig Drogen.

    Pars par toto , Mycroft. Schon mal gehört oder hier gelesen?

    Es ging um das exakte Gegenteil.
    Das ist keine Diskussion mehr, das ist freies Assoziieren, wie in einer Therapie.

  43. „Witzig, nun wird es noch so gedreht, als wäre das Problem, dass die Linke ( Partei ) nicht mit den Linken ( Menschen ) assoziiert werden wollen würde.“
    Das war sarkastische Überspitzung. Sie persönlich wollen als Linker nicht mit Wagenknecht assoziiert werden.
    Weil Empathie für mich kein Schimpfwort ist, haben Sie mein volles Verständnis dafür, aber Sie bezeichnen sich als „links“ und Wagenknecht bezeichnet sich auch als „links“, also sorry for not sorry.
    Sie argumentieren mit True-Scotsman-Argumenten und ad hominem.

  44. Wieder dieser True Scotsman Blödsinn.

    Ich sage dass S W „für mich“ keine Linke ist. Ich schreibe sogar noch ausdrücklich, dass sie das nat. für jeden anderen sein kann. Eine Binse ist es, dass sie der Partei „Die Linke“ nach wie vor angehört. Und da hat sich ihr „True Scotsman“ ad absurdum geführt.

    Strasser hat sich als Sozialist bezeichnet, ich bin der Meinung, dass kein Nationalist Sozialist sein kann, weil der Sozialismus den Menschen und nicht die Nation als Mittelpunkt hat, weil der Sozialismus im Wesen egalitär sein muss, was der Nationalismus niemals ist. Sich als „links“ zu bezeichnen, ist ebenso keine hinreichende Voraussetzung.

    Vielleicht lesen Sie einfach mal diese Studie der Friedrich Ebert Stiftung „Gewerkschaften und Rechtsextremismus in Europa“

    https://library.fes.de/pdf-files/dialog/13377-20170608.pdf

    Gewerkschaftler gelten gemeinhin auch als links. Das ist IN TEILEN nicht haltbar, weil bestimmte Haltungen sich damit einfach nicht verbinden lassen.

    Jeder Spatz ist ein Vogel, nicht jeder Vogel ein Spatz.

    Seien wir doch mal ehrlich, Mycroft, was Feminismus und Lifestyle-Linke betrifft, sind Ihre Kongruenzen zu Wagenknecht doch weit größer als meine. Vor Putin und dessen völkischen Imperialismuswahn, warne ich seit Jahren. Die Friedensbewegung in Deutschland ist bestenfalls noch eine unbedeutende Rumpftruppe und Wagenknecht hat mittlerweile mehr Bewunderer unter den AfD Wählern, als in der Linken.

  45. @Frank Gemein (#42):

    Sagt mal, nehmt ihr Drogen?

    Hin und wieder. Aber selten. Man wird ja auch nicht jünger.

  46. „Ich sage dass S W „für mich“ keine Linke ist. Ich schreibe sogar noch ausdrücklich, dass sie das nat. für jeden anderen sein kann.“ Und ich stimmte zu, dass sie es nach Ihrer Definition von ‚“links“ tatsächlich nicht ist.
    Nach Ihrer Definition sind tatsächlich viele Leute, die sich als „links“ bezeichnen, nicht links, und umgekehrt viele Leute links, die sich nicht als „links“ bezeichnen. Hey, super Definition.
    Wenn allerdings jeder selbst entscheiden darf, wer links ist oder nicht, dann muss ich mir nicht vorwerfen lassen, dass meine Definition nur „Stereotypen“ seien.

    „Seien wir doch mal ehrlich, Mycroft, was Feminismus und Lifestyle-Linke betrifft, sind Ihre Kongruenzen zu Wagenknecht doch weit größer als meine.“
    Ob Sie ehrlich sind, weiß ich nicht, aber wenn Ihre „Kongruenzen“ zu Wagenknacht bei Feminismus und „Lifestyle-Linke“ (was immer Sie damit meinen) gleich 0 sind – wonach es bei Ihnen klingt – dann sind meine also größer als Null, was jetzt nichts ist, was mich groß belastet. Auch eine Frau Wagenknecht findet mal ein Korn.
    „Wagenknecht hat mittlerweile mehr Bewunderer unter den AfD Wählern, als in der Linken.“
    Tja, wohlmöglich haben Sie Recht damit, aber nächste Woche sind sich Linke und Rechte wieder alle einig, dass diese Hufeisentheorie Schwachsinn ist.

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