Bankrotterklärung kurz vor der Einschulung
Sie sollte eine der Ersten sein, die an der Journalismus-Schule des Magazins „Katapult“ lernt, im Gründungsjahrgang. Sie hatte sich gefreut. Im Frühsommer erhielt Anja* die Zusage aus Greifswald: Du bist dabei! Anfang August kündigte „Katapult“ an, ihr in wenigen Tagen einen Ausbildungsvertrag zu schicken. Alles schien perfekt. Doch dann kam nichts. Keine Post, kein Vertrag, keine Mail. Die kam erst eine Woche später – und war ernüchternd.
Es tue ihr leid, teilte „Katapult“-Geschäftsführerin Nasrin Morgan ihr mit, die Journalismus-Schule werde nicht wie geplant jetzt im Herbst starten können. Die Finanzierung sei nicht so gesichert, wie sie gedacht hätten. Und damit man den Schulbetrieb nicht etwa mittendrin stoppen müsse, habe man entschieden, den Start zu verschieben, aufs nächste Jahr.
Für Anja waren das auch deshalb schlechte Nachrichten, weil sie nach der Zusage fest damit gerechnet hatte, ab Oktober für anderthalb Jahre in Mecklenburg-Vorpommern zu leben. Sie kündigte ihren Job, ihre bisherige Wohnung, suchte eine neue in Greifswald. Und nun: stand sie doof da.
Wie konnte das sein? So kurzfristig. Nachdem sie bereits eine Zusage hatte.
Wir haben „Katapult“ am Dienstag einen Fragenkatalog zur Schule und der Absage geschickt, mit der Bitte um Antwort bis Mittwoch Mittag. Wir wollten zum Beispiel wissen, was der Grund für die Absage ist, weshalb diese so kurzfristig kam, und ob „Katapult“ für für Kosten oder Schäden aufkommt, die Schüler:innen durch die Absage möglicherweise entstanden sind.
Bisher hat „Katapult“ darauf nicht reagiert. Aber wenige Stunden nach unserer Anfrage kam die Erklärung für das Aus der Schule auf anderem Weg – als Text auf der „Katapult“-Seite. Dort stand: „Katapult ist insolvent“.
„Der Unterrichtsraum. Hier fehlen nur noch Menschen“, steht unter einem Foto auf der Internet-Seite der Journalismus-Schule. Sie fehlen schon länger. Eigentlich hätte die Schule bereits im vorigen Jahr ihren Betrieb aufnehmen sollen, aber daraus wurde nichts. Verschoben, auf dieses Jahr. Und nun wieder. Dabei war offenbar schon einiges vorbereitet. Die vermeintlich künftigen Schüler:innen hatten sogar schon einen Plan bekommen mit Seminaren, Zeiträumen, Dozierenden. Gut 20 Kurse sollte es geben, zum Beispiel: „Grafikwerkstatt“, „News“, „Lokaljournalismus und Visuelles“, „Buch schreiben“ oder „Witzwerkstatt“. Auch „Katapult“-Gründer Benjamin Fredrich sollte seine Expertise vermitteln: „Eskalation (Gründen und Scheitern)“.
Das „Wichtigste, Größte und Bedeutendste“
Fredrich hatte die Journalismus-Schule vor zwei Jahren mit viel Pathos angekündigt: Es sei „das Wichtigste, Größte und Bedeutendste, das wir bisher gestartet haben!“, schrieb er. Die Schule solle das Gleiche werden „wie die beknackten Ausbildungsstätten von Springer, Burda und Madsack – nur eben ohne die ganze Boulevardgrütze“. Greifswald werde „die neue Antiboulevard-Journalismushochburg“ und die Schule „größer als Springer“: Dort, schrieb Fredrich, bilde man im Jahr 40 Leute aus, „also ist unser Ziel klar: 41“.
Ursprünglich sollten die Schüler:innen für den Besuch zahlen. Was unüblich ist: Bei der von Fredrich gescholtenen Freetech-Akademie von Springer etwa gibt es rund 1.700 Euro Ausbildungsbeihilfe im Monat, auch anderswo gibt es Zuschüsse oder Stipendien oder wenigstens keine Schulgebühren.
Bei „Katapult“ sollte die Ausbildung 800 Euro im Monat kosten, insgesamt mehr als 14.000 Euro. Was für Irritationen sorgte. Und für Kritik. Der Journalist Oskar Vitlif etwa schrieb, „Katapult“ trage nicht dazu bei, dass Journalismus „diverser und damit auch multiperspektivischer“ werde:
„Wenn Ausbildung eine Frage des Einkommens der Eltern ist, bleiben Redaktionen überwiegend weiß und akademisch. Eine Wohnung oder ein WG-Zimmer in Greifswald zahlt sich nicht selbst. Der Kühlschrank bleibt leer ohne Gehalt.“
Auf seine Anfrage, wie „Katapult“ das Finanzierungsmodell begründe, bekam Vitlif damals keine Antwort.
Ein paar Wochen später nannte „Katapult“-Onlinechefin Juli Katz die Debatte ums Ausbildungsgeld für die neue Schule „medial aufgebauscht“. Im Podcast „Hinter den Zeilen“ erzählte sie, dass sie natürlich daran interessiert seien, „dass die Leute nichts bezahlen müssen“. Fünf Studienplätze könnten sie finanzieren, mit 1.500 Euro. Wovon dann 800 Euro Schulgeld abgingen.
Es sei „absolut kritikfähig“, ob 700 Euro zum Leben reichten. Aber das sei eben das, was sie anbieten könnten, sagte Katz, und darüber hinaus wolle „Katapult“ auch alle anderen Plätze finanzieren. Die Idee sei, wie so oft bei „Katapult“, ein Solidarsystem: dass andere Menschen Stipendien finanzieren. Außerdem sei man in Gesprächen für Kooperationen, etwa mit Journalismus-Schulen. Die von Fredrich so genannten „beknackten“ anderen.
Monate später, im Juni, schrieb „Katapult“ dann auf seiner Seite: „Die Schule ist ab jetzt kostenlos. Wir vergeben Stipendien an alle Schüler:innen.“ Im Absatz darunter: ein Aufruf, die „Journalismus-Schule des Ostens“ mit Geld zu unterstützen. Am Ende wolle man, wenn „noch fünf weitere Stipendien“ hinzukämen, „zehn bezahlte und zehn solidarisch finanzierte Plätze“ anbieten. Wie das alles im Detail finanziert werden sollte, blieb offen.
Anfrage, „hochoffiziell“
Neben all den Kursen, zwei eingebetteten Praktika und einer Abschlussreise war wohl auch angedacht, dass die Schüler:innen Seminare an der Universität Greifswald besuchen: Grundkurse in Politik-, Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaft, so steht es im Schulplan. Was einen Sprecher der Uni verwundert. Es gebe keine formale Vereinbarung einer Zusammenarbeit mit „Katapult“, sagt er auf Anfrage. Und um an Seminaren teilzunehmen, müsse man immatrikuliert sein an der Uni oder eine Gasthörerschaft beantragen, das gehe nicht einfach so, das richte sich nach der Satzung.
Fredrich hatte 2021, als er ankündigte, die Schule zu gründen, ins Spiel gebracht, mit verschiedenen Institutionen zu kooperieren. In einem Editorial schrieb er:
„Ich frage hiermit offiziell an, ob die Uni Greifswald, die Fachhochschule Neubrandenburg und die FH Stralsund mit uns zusammenarbeiten wollen. Ich frage hiermit auch das Land MV hochoffiziell, ob es für so ein Projekt Unterstützung in Form von Moneten, also im Sinne von Penunsen, gibt.“
Auch Juli Katz betonte im Podcast, man wolle mit Hochschulen zusammenarbeiten, das sei eine Säule der Schule. Ob es dazu kam: unklar. Neben der Uni Greifswald erklärt jedenfalls auch die Hochschule Stralsund auf Anfrage von Übermedien, dass keine Zusammenarbeit vereinbart sei. Aber, die gute Nachricht: man sei „aufgeschlossen für solche Themen“.
Dienstag Nachmittag, wenige Stunden nach unserer Anfrage, erscheint also dieser Text: „Katapult ist insolvent“, Autor: Benjamin Fredrich.
Es sei „immer nach oben“ gegangen, schreibt der Gründer. „Aber seit letztem Jahr geht’s abwärts.“ Der „Katapult“-Buchverlag habe „deutlich mehr Ausgaben als Einnahmen“, 2022 hätten „um die 220.000 Euro“ gefehlt, aktuell seien es „etwa 450.000 Euro“. Das Magazin habe dem Verlag bereits Geld geliehen, aber noch mal Geld leihen, noch mehr – das sei nicht mehr möglich. „Auch im Magazin ist es mittlerweile problematisch“, schreibt er vage.
Als Gründe für die Pleite nennt Fredrich (neben: „Papierpreis, Inflation, Krieg“) unter anderem, sie hätten „kein Geld für Notsituationen wie diese angespart“ und, was es wohl vor allem trifft: „in zu viele Projekte investiert und zugleich in manche zu wenig Liebe reingesteckt“.
„Wenn’s schlecht läuft …“
Das deutete sich schon länger an. „Katapult“ hatte neben seinem erfolgreichen Magazin immer weitere neue Projekte ins Leben gerufen, 2022 etwa, als der russische Krieg begann, das Magazin „Katapult Ukraine“. Anfang 2023 warfen ukrainische Mitarbeiter:innen Fredrich vor, sie ausgenutzt und dann fallen gelassen zu haben. Sie beklagten zudem, dass Gehaltszahlungen ausgeblieben seien. Nachdem wir darüber berichtet hatten, wehrte sich Fredrich zwar gegen die Vorwürfe. Aber er überwies das ausstehende Geld. Und trat als Chefredakteur und Geschäftsführer von „Katapult“ zurück.
Er räumte ein, dass er es „nicht geschafft habe, grundlegende Erwartungen zu erfüllen“: „Dass ich das Projekt nicht mit der konsequenten Ausdauer verfolgt habe, wie ich es angekündigt habe: Auch das tut mir leid.“ Er kündigte an, seine Kraft „komplett in KATAPULT Ukraine [zu] stecken“: „Ich will das wahrmachen, was ich angekündigt habe.“
Ursprünglich hatte er versprochen, „jeden Cent“, der auf das „Katapult Ukraine“-Konto gespendet werde, „an Journalisten und Medien in der Ukraine [zu] senden.“ Im März 2022 sagte er, „ab jetzt ewig“ ukrainische Journalist:innen zu beschäftigen: „KATAPULT und die Ukraine, das wird jetzt nicht mehr getrennt – egal, wie der Krieg ausgehen wird! Das könnt ihr allen antworten, die euch fragen.“
Vor drei Tagen dann schrieb er über „Katapult Ukraine“: „Das Projekt ist nun abgeschlossen.“ Hilfsfahrten würden aber weitergehen. Das Magazin „Katapult Ukraine“ ist nur ein einziges Mal erschienen. Inzwischen ist daraus „Katapultu“ geworden, „ein Geopolitik-Magazin“.
„Insolvenz-Transparenz“
„In Wirklichkeit“, schreibt Fredrich nun über sich selbst, „haben wir Fehler gemacht“. Möglicherweise müsse der Verlag schließen. „Wenns schlecht läuft, vielleicht sogar das gesamte ,Katapult‘.“ Er kündigt erneut größte Transparenz an. Er nennt es: die „Insolvenz-Transparenz“. Sie würden in den kommenden Tagen „alles“ veröffentlichen:
„Geschäftszahlen, eine Erklärung zu den Zahlen, unsere größten Fehlentscheidungen und natürlich auch unsere Ideen, wie wir da langfristig wieder rauskommen wollen.“
Die Leidtragenden der Misswirtschaft sind nun: die Angestellten. „Wir konnten die August-Gehälter unserer Mitarbeitenden nicht wie geplant bezahlen“, erklärt Fredrich. Und bei der Journalismus-Schule ist nicht mehr von einem Start im kommenden Jahr die Rede. Sie hätten, schreibt Fredrich, die Journalismus-Schule „auf unbestimmte Zeit verschieben“ müssen, „weil wir sie momentan schlichtweg nicht finanzieren können“.
Denkt man alles zusammen: die finanziellen Probleme des Verlags, jene des Magazins, die fehlende Finanzierung der Journalismus-Schule, die Probleme, Mitarbeiter:innen zu bezahlen, dann erscheint es so, als wäre „Katapult“ bereits zahlungsunfähig, insolvent – wie es die Überschrift, wie es Sharepics auf Instagram und Twitter in großen Lettern behaupten.
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Doch die Bankrotterklärung ist zunächst einmal eine neue, große Werbeaktion. Denn unter „Katapult ist insolvent“ steht in der Unterzeile des Textes (und in den Postings) relativierend:
„… wenn KATAPULT die nächsten 14 Tage nicht explodiert. Wir haben eine radikale Idee.“
Fredrich ruft die Leser:innen dazu auf, ein Abo abzuschließen oder den Shop „leerzukaufen“. Doch das sei nicht die „radikale Idee“. Er schreibt, er wolle eigentlich keine Unternehmensberater engagieren, weil er die „kritisch“ sieht. Was er stattdessen definitiv wolle:
„Die KATAPULT-Lesenden. Als Unternehmensberatung. Ohne Anzug. Besser noch: als KATAPULT-Berater:innen.“
Er ruft: „Werdet unsere Insolvenzverwalterin, werdet unser Berater, werdet unsere Geschäftspartnerin!“ Zu diesem Zweck hat „Katapult“ ein „soziales Medium“ programmiert, in dem sich alle anmelden sollen, anscheinend um gemeinsam zu beratschlagen, was man nun machen kann.
Die Dinge sollen sich radikal ändern bei „Katapult“, weil es so nicht weitergehe. Benjamin Fredrich ist offenbar gescheitert. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr.
* Name von der Redaktion geändert.
Nachtrag, 15:06 Uhr. Auch ein Sprecher der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern teilt mit: „Es hat keine Förderung/Unterstützung der Landesregierung für das Projekt Katapult-Journalismus-Schule gegeben.“
Nachtrag, 7.9.2023. „Katapult“ hat unter anderem bekannt gemacht, dass die August-Gehälter der Mitarbeiter:innen inzwischen bezahlt worden seien. Außerdem setze man alles daran, die Journalismus-Schule „doch noch“ zu realisieren. Wann, ist unklar. Es heißt weiter, sie sei „auf unbestimmte Zeit“ verschoben.
Der Autor
Boris Rosenkranz ist Gründer von Übermedien. Er hat an der Ruhr-Universität Bochum studiert, war „taz“-Redakteur und Volontär beim Norddeutschen Rundfunk. Anschließend arbeitete er dort für verschiedene Redaktionen, insbesondere für das Medienmagazin „Zapp“. Seit einigen Jahren ist er freier Autor des NDR-Satiremagazins „Extra 3“.
Schade, gerade nach der berechtigten Kritik am SZ Artikel in der Causa Aiwanger entsteht hier nun (zum wiederholten male) ebenfalls der Eindruck einer „wertende Art der Berichterstattung“ und persönlichen Vendetta, berauscht von sich selbst :(
FYI: Es gingen auch Mails an die Abonnenten raus. Der Abopreis wird das erste mal erhöht. von 19,90 auf 29,90 (für 4 Ausgaben Katapult pro Jahr)
@Neuner, ja, so kommt es auch bei mir an. Zu viel Häme gegenüber Friedrich
Einerseits natürlich schon die Frage, ob sich da nicht jemand einfach ziemlich übernommen hat, andererseits ist es gerade um die weitere Journalistenschule schade.
@ Neuner & MoMA
Der Artikel ist in meinen Augen nicht anders verfasst, als vergleichbare Artikel auch. In meiner Wahrnehmung schwang von Seiten Übermediens Fredrichs Idealismus und Tatkraft gegenüber immer Respekt mit, aber das hier ist bereits das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass Fredrichs unzureichendes Umsetzungsvermögen Journalisten und solchen, die es werden wollen, schadet. Wenn Anspruch und Wirklichkeit zu Lasten dritter so auseinanderklaffen, muss man sich die ein oder andere Stichelei meiner Meinung nach schon gefallen lassen.
Fredrich ist ein Schaumschläger. Jeder Artikel über ihn und sein Verhalten erinnert an Trump, Musk und ähnliche Typen. Fredrich ist wohl Linker eingestellt und womöglich weniger aufbrausend (wobei mich nicht überraschen würde, wenn man dem Gründervater auch hier vieles verzeiht), aber er tritt in der Regel mit großen Behauptungen an, denen nichts folgt, worauf er wieder große Behauptungen los lässt. Er hat ein Gefolge treuer Menschen, die Spenden oder vorbestellen. Er hat ein erfolgreiches Projekt, aus dem sich all seine weiteren Projekte finanzieren sollen.
Ob er ein Narzisst ist? Klingt für mich danach, aber ein Schaumschläger ist er auf jeden Fall. Danke an Übermedien, die das aufarbeiten. Leider habe ich sonst wenig solcher Presse gesehen, weil die Projekte sicher auch gut klingen, weil solchen Typen eben auch Strahlkraft inne wohnt und weil es bei so personengetriebenen Projekten eben auch schnell persönlich wirkt, wenn man das Projekt kritisiert.
Benjamin Fredrich beherrscht die Kunst, Luftballons laut aufsteigen und leise platzen zu lassen. Genial für Marketing und Expansion – fatal für eine solide und nachhaltige Unternehmensführung.
#1 , #3
Ich finde, man muss das Ganze schon durch eine recht misstrauische Brille lesen, um diesen Artikel als hämisch zu empfinden.
Ich habe ihn eben noch einmal durchgescannt und genau eine spitze Bemerkung gefunden:
‚Die von Fredrich so genannten „beknackten“ anderen [Journalistenschulen].‘
Im ganzen Rest hält sich der Autor – vielleicht gerade aufgrund der als Vendetta fehlgedeuteten Vorgeschichte – deutlich zurück, ist er doch sonst um einiges bissiger und pointierter in seinen meisten Artikeln. Man liest vor allem: wörtliche Rede, indirekte Rede im Konjunktiv I, aufgezählte Fakten. Das Ganze dann mit einem Schuss sehr nüchtern vorgetragener Anaylse und Wertung.
Wer hier eine Vendetta heraus liest, ist m.E. zu voreingenommen an den Text heran gegangen.
Und nun mal ehrlich: Katapult ist ein Leuchtturmprojekt. Nicht darüber zu schreiben, geht nicht. Und wie positiv und unkritisch kann man denn über eine Insolvenz schreiben?
Dass es ein Privatfehde zwischen Übermedien und Katapult gibt, in der es längst nicht mehr nur um sachliche Argumente geht, ist ja bekannt. Aber in dieser Situation einen so hämischen Text zu veröffentlichen, ist wirklich schäbig. Kaum neue Information, stattdessen lieber das Unglück noch mal genüsslich ausgebreitet – wirklich schade. Und das sage ich als Katapult- und Übermedien-Abonnent.
#9 Für mich ist fast alles hier neue Information. Von dieser Schule habe ich noch nie gehört und von der Insolvenzankündigung nichts mitbekommen. Übermedien schreibt zum Glück auch für Leute, die nicht gleichzeitig auch Katapult-Abonnent:innen sind. Danke deshalb für diesen informativen Artikel.
Ich bin ebenfalls Katapult-Abonnnent und habe die Erklärungsemail von Benjamin Fredrich bekommen. Spätestens, als er verkündete, das Problem von zu vielen Projekten mit dem Beginn eines weiteren Projekts lösen zu wollen (Zitat: „Wir gründen unser eigenes soziales Medium! Es wird das große KATAPULT-Insolvenz-Medium und vielleicht auch noch mehr. Ich werde dort Tag und Nacht aktiv sein. […] Zunächst wird das unser KATAPULT-Insolvenzmedium, aber vielleicht wird es ja irgendwann das neue alte Twitter.“), habe ich mir einfach nur noch die Hand vors Gesicht geschlagen. Er hat das Herz am rechten Fleck, aber das Hirn nicht.
Jetzt kann ich das natürlich gut behaupten, aber ich warte schon länger auf das Platzen der Frerich’schen Luftballons. Ein Projekt nach dem anderen anzukündigen, obwohl das erste (Zeitschrift) noch nicht die Qualität hatte, die es hätte erreichen können, das kann nicht klappen. Diese Art der Unternehmensführung war unverantwortlich gegenüber die Mitarbeitenden. Frerich hätte jemand gebraucht, der/die ihn auf den Boden der (wirtschaftlichen) Tatsachen holt.
Übrigens: „Häme“ kann ich in diesem Text nicht entdecken, und auch von einer „Privatfehde“ zwischen Übermedien habe ich bisher nicht feststellen können.
#12: Gegenüber d e n Mitarbeitenden
Blöd, wenn man zu schnell postet…
Danke für den Artikel. Ich kann weder Häme noch irgendetwas von einer Privatfehde in diesem Artikel lesen und kannte diese neuesten Entwicklungen auch noch nicht.
Der Fall Fredrich erinnert mich irgendwie manchmal an die Fynn Kliemann-Geschichte, so vom Gefühl und Eindruck der Kommunikation her nach außen. Katapult ist eine tolle Idee und ein tolles Magazin, aber diese ganzen Neugründungen und Projektideen vielleicht manchmal doch ZU hemdsärmelig und halbgar.
Naja.
Für Betroffene (wie Anja*) natürlich maximal ärgerlich.
Hanlon’s razor:
Das gilt natürlich für Friedrich, als auch D.S.
Und das sage ich als ehemaliger erster Gardeoffizier des internationalen Verwundertenbattalions der Stefan-Niggemeier-Claquere, Fanboy und Freund Niggemeiers.
Fredrich, nicht Friedrich. Grmblfx%%%&$§ Autokorrektur.
Ich habe mir den Beitrag zur Katapult Insolvenz von Chefredakteur Fredrich durchgelesen und mich gefragt, ob der Typ zu lange mit der Nase im Koks gelegen hat. Spätestens bei der Idee einer Gründung des neuen sozialen Netzwerks Kwitter (ob da der Name nicht auch Programm wird – Englisch „to quit“ steht für „beenden“ – konnte ich ihn absolut nicht mehr ernst nehmen. Katapult war mir natürlich ein Begriff, aber von Herrn Fredrich hatte ich bisher noch nichts gehört. Habe online im Branchenblatt des Buchhandels über die Insolvenz gelesen.
Besonders mies stehen jetzt die Schüler der Katapult Journalisten Schule da. Die tun mir sehr leid. Genauso die Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen von Katapult.
Gibt’s in dem Katapult-Universum eigentlich irgendwo einen Betriebsrat? Und was sagen die Gewerkschaften?
ja ja, Katapult: „dpa-Meldungen neu denken“ (Zitat: titanic – (leider) auch in der Bredouille übrigens).
@Schatzberger (#11):
Das trifft es ziemlich gut. Ich nehme Fredrich – anders als Kliemann – ab, das er wirklich Idealist ist (oder sich so fühlt). Aber diese ewige „Ich habe eine Vision“-Nummer ist halt ziemlich drüber: Kann nicht einmal einen Gärtner einstellen, ohne das als Projekt für eine bessere Welt zu verkaufen.
Selbst wenn er die Pleite seines Ladens ankündigt, klingt das noch pompös. Die Folgen des Projekthoppings will er mit mehr Projekthopping bewältigen: Grashalme für 5 Euro verkaufen, Leser als Unternehmensberater nutzen, ein Soziales Medium gründen. Und natürlich: „Hypertransparenz“! (Was ist das? Unsichtbarkeit?)
Vielleicht wäre es klüger gewesen, er hätte rechtzeitig mit den Anzugträgern vom Greifswalder Großkapital (a.k.a. Sparkasse) eine tragfähige Finanzierung für’s Magazin durchgerechnet und den Rest bleiben lassen. Aber sowas wäre ja kein Fredrich-Style…
Ich finde es gut, das Übermedien weiter (kritisch) über Katapult berichtet. Die Lobhudeleien finde ich ja auch weiterhin bei Katapult selbst. Eine Privatfehde sehe ich da eher von Fredrichs Seite aus, wo Kritik offenbar als persönlicher Angriff aufgenommen wird – was vielleicht auch daran liegt, dass direkt heiß in die Tasten gegriffen wird statt mal ne Nacht drüber zu schlafen.
Wünsche ansonsten jedem der vielen Katapult-Projekte Erfolg, habe allerdings auch die Befürchtung, dass da manchmal mehr auf- als zugemacht werden. Und sowas wie Social Media neu erfinden ist dann einfach Größenwahn.
#19
Ich bin mir irgendie nicht so ganz sicher, ob das bei Titanic ernst gemeint ist mit der drohenden Insolvenz…
@Peter Sievert:
Das klingt leider schon ziemlich echt:
https://www.fr.de/wirtschaft/satiremagazin-titanic-ist-insolvent-herausgeber-bitten-um-rettungshilfe-zr-92507403.html