Funk-Youtuber Leeroy Matata

Unerträglich kumpelhaft, unverhohlen reißerisch und unglaublich schlecht vorbereitet

Funk-Youtuber Leeroy Matata
Screenshots: Youtube / „Leeroy will’s wissen“

Wenn Sie älter sind als 30 (oder kein Youtube gucken), kann es sein, dass Sie von dem Mann, um den es hier geht, noch nie etwas gehört haben: Leeroy Matata, 26, ist einer der erfolgreichsten deutschen Youtuber. Er produziert seit 2020 Videos unter dem Dach des öffentlich-rechtlichen Jugendangebots Funk. Sein Kanal „Leeroy will’s wissen“ hat über 2,4 Millionen Abos – so viel wie kein anderes Funk-Format; seinen zweiten Kanal, „Leeroy Matata“, der nicht zu Funk gehört, haben mehr als 800.000 User abonniert.

Wöchentlich veröffentlicht Leeroy auf seinem Funk-Kanal zwei Videos. Im Format „Wie ist das…?“ erzählen Menschen ihre Geschichten: die Frau, die vom Blitz getroffen wurde oder der Mann, der „Hitler gesehen“ habe, die Frau, die einen Menschen überfahren hat, oder der Mann, der sich in die Luft gesprengt hat. Leeroy will alles wissen: Wie es ist, wenn man alt ist, wenn man Endometriose hat, wenn man heroinabhängig ist, wenn man vergewaltigt wird, wenn man versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Funk schreibt auf Übermedien-Anfrage:

„Der Kanal ‚Leeroy will’s wissen!‘ hat das Ziel, verschiedene Perspektiven auf ein Thema zu präsentieren, eine Debatte darüber zu ermöglichen und Verständnis zu fördern. Dabei stehen die Protagonist:innen und ihre Geschichten im Mittelpunkt.“

Liest man die Kommentare unter den Videos, hat man den Eindruck: Leeroy liefert das Gesprächsformat, auf das die sogenannte Zielgruppe 14 bis 29 Jahre gewartet hat. Leeroy will seinen Gästen Raum für ihre Geschichte geben. Leeroy hört zu. Und das Publikum soll sich dann ein eigenes Bild machen. Auch in seinem im Herbst 2022 erschienen Buch geht es darum, der Titel: „Zuhören ist die beste Antwort“.

Tatsächlich gilt das Prinzip Zuhören ohne große Widerrede bei Leeroy für alle Gäste: Egal, ob es die Frau ist, die mit 58 Mutter wurde, oder der Pornodarsteller. Das „Rich Kid“ oder die Frau, die in ein Flugzeug verliebt ist. Egal, ob verurteilter Straftäter oder AfD-Politiker. Die Gespräche belohnen die Fans in den Kommentarspalten dann oft mit ganz viel „Respekt“. Respekt für die Leute, die Leeroy ihre Geschichte erzählen. Respekt für den respektvollen Umgang, wenn zwei Menschen mit (vermeintlichen) Gegensätzen bei „Das Treffen“, dem zweiten Format des Kanals, einander begegnen. Respekt für Leeroy, wie respektvoll er mit seinen Gästen umgeht.

Wie reißerisch der Kanal auf die Videos aufmerksam macht, scheint viele dabei nicht zu stören.

Screenshots: Funk / Collage: [Ü]

Die Vorschaubilder und Titel zu Leeroy Matatas Videos wirken oft so, als hätten „Vice“-Texter und die Foto-Redaktion von „Bild“ ein Joint-Venture gegründet. Frauen werden dabei nicht selten sexualisiert dargestellt. Das Thumbnail zum Video mit einer magersüchtigen Frau zeigt diese in Unterwäsche; ein Interview mit einer jungen Frau, die von ihrer chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn erzählt, trägt den Titel „Arm von Bakterien zerfressen“.

Doch das funktioniert – zumindest, was die Reichweite angeht. Viele Videos erreichen hunderttausende Nutzer, manche Abrufzahlen gehen die Millionen. Das Video über eine junge Frau, die an Magersucht litt und nicht mehr lebt, wurde 9,4 Millionen mal geklickt.

In seinem Buch erklärt Leeroy die reißerische Aufmachung seiner Videos so:

„Ich arbeite in meinen YouTube-Videos mit den Methoden des Boulevardjournalismus, keine Frage. Ich nutze plakative Fotos und setze knallige Überschriften ein. Ich will, dass viele Menschen aufmerksam werden. Aber was dann kommt, ist kein Boulevard. Niemand wird vorgeführt, lächerlich gemacht oder ausgenutzt. (…) Viele hundert Menschen melden sich bei mir und meinem Team und wollen an die Öffentlichkeit. (…) Die Videos sollen medial so präsent sein wie irgend möglich. Nicht, weil ich mich für sonderlich wichtig halte, sondern weil ich die Inhalte für sonderlich wichtig halte.“

Fragen wie Watte und Lebensberatung für den Freier

Im Kontrast zur harten Aufmachung der Videos steht, wie Leeroy Gespräche führt. Will heißen: Wer es bei Interviews gerne ein bisschen kritisch oder kontrovers hat, auch mal die Gegenrede eines gut informierten Moderators schätzt, dem wird es hier womöglich schnell zu wattebauschig.

Seine Intervieweinstiege klingen meist wie eine Mischung aus Therapiestunde und Einladung in einen „Safe Space“; nur mit dem Unterschied, dass man bei mehreren Millionen Abrufen bei Youtube wohl nicht von einem „sicheren Raum“ für die Protagonisten zu den teilweise sehr sensiblen Gesprächsthemen reden kann. „Wenn du was nicht beantworten willst, musst du das nicht“, sagt Leeroy so oder ähnlich jedem seiner Gäste am Anfang.

Auch während der Interviews gibt es immer wieder Momente, in denen Leeroy wie ein kumpeliger Coach wirkt. Wenn er im Video „Wie ist, es ein Freier zu sein“ seinem Gast erklärt, dass das mit einem Menschen „im realen Leben“ ja schon anders sei, als wenn man Nähe erkauft. Leeroy: „In einer Beziehung wird nach und nach wirklich die Maske abgelegt und man sagt sich dann auch ganz ehrlich ins Gesicht, was Sache ist. Und jemand, der darauf hofft, dass du seine oder ihre Dienstleistungen nochmal buchst, die wird sich wahrscheinlich nur bis zu einem gewissen Punkt trauen. Also ich glaube, das das für dich auch so ein nächster Step sein könnte.“ Der Protagonist nickt. Sind wir hier beim Life Coaching? Oder bei der Partnerbörse? Wer weiß. „Vielleicht ist da draußen ja irgendeine Frau“, sagt Leeroy am Ende des Videos, in dem nicht klar wird, wie Freier André wirklich sicher geht, dass die Frauen, zu denen er geht, das tatsächlich freiwillig machen. Ob dieses Video das überhaupt beantworten könnte, ist natürlich ohnehin fraglich.


Keine Frage, ein behutsamer Umgang ist bei anderen Interview-Partner:innen, die über ein sensibles Thema, ihre Erkrankung, eine Behinderung, einen Unfall, Gewalterfahrung oder ihre Drogenvergangenheit erzählen, angebracht und legitim. Vor allem dann, wenn die Protagonist:innen nicht medienerfahren und sehr jung sind.

Fragwürdig ist Leeroys Wohlfühl-Atmosphäre allerdings bei Medienprofis wie dem verurteilten Doppelmörder Jens Söring, der seit seiner Freilassung munter durch die Fernsehstudios tingelt und seine Unschuld behauptet. Oder bei bekannten Youtubern, anderen öffentlichen Personen oder Vertreter:innen der Polizei. Wobei die Hamburger Polizistin, die erzählt, wie es ist, Polizistin zu sein, von dem Angebot, auf Fragen nicht antworten zu müssen, gar nicht Gebraucht macht. Denn unangenehme Fragen stellt Leeroy ihr gar nicht.

Funk-Creator im Polizei-Dress

Zur Hamburger Polizei scheint Leeroy einen besonders guten Draht zu haben: Erst im Dezember hatte er erneut eine Einladung von der Davidwache bekommen, der Polizeistation auf der Reeperbahn. Leeroy erzählt das ganz transparent, gleich am Anfang seines Videos. Er trägt für den gesamten Dreh eine blaue Trainingsjacke mit Polizei-Logo. Man stelle sich mal vor, ein Reporter von ARD oder ZDF würde im Polizeidress für seine Reportage vor der Kamera erscheinen.

Ach ja, Funk ist ja von ARD und ZDF.

Leeroy geht also mit den zwei sympathischen Beamten Pia und Hülse (Leeroy: „meine Kollegen für heute“) auf Streife und darf ihnen mit seinem Kamerateam dabei zusehen, wie sie viele nette Sachen machen. Etwa einen Mann, dessen Rollstuhl-Akku leer ist, in eine Decke wickeln und nach Hause fahren. Oder feiernden Jungendlichen freundlich sagen, dass sie den Bass ein bisschen herunterdrehen sollen. Leeroy darf sogar mit dem Funkgerät die Meldung an die Dienststelle abgeben. Wie lieb! Die Polizei Hamburg hätte sich wirklich keinen besseren Imagefilm wünschen können. Offenbar fand man es dann auch noch lustig, dass auf dem Vorschaubild zum Video einer der Polizisten Leeroy andeutungsweise in den Würgegriff nimmt. (Eine Festnahme-Methode, die umstritten ist – und bei der Polizei in Frankreich zum Beispiel verboten wurde.)

Leeroy auf Streife mit der Polizei
Foto: Youtube / „Leeroy will’s wissen“ (Funk)

Ob es vor der Veröffentlichung dann womöglich doch Bedenken gab, dass das alles nicht ein bisschen zu unkritisch ist? Jedenfalls wurde an das Ende des 16-minütigen Videos ein kurzer Aufsager geklatscht, bei dem Leeroy in die Smartphone-Kamera spricht: „Hey Freunde! (…) Auch bei der Polizei läuft natürlich nicht immer alles rund. Dazu haben auch schon andere Funk-Kanäle kritische Videos gemacht, die verlinke ich euch hier.“ Alles klar, dann hätten wir das auch.

„Neuzeitlicher Journalismus“

Distanz sieht anders aus. Natürlich ist die Frage berechtigt, ob klassische journalistische Maßstäbe auch für einen Youtuber gelten müssen. Wenn dieser von öffentlich-rechtlichen Mitteln finanziert wird, heißt die Antwort aber klar: Ja. Auch, weil Leeroy sich ja selbst als Journalist bezeichnet.

Ein Interview mit „Horizont“ ist überschrieben mit „Was ich mache, ist neuzeitlicher Journalismus“. In dem Gespräch sagt er:

„Ich bin in erster Linie Leeroy. Wie du das nennen willst, ist mir eigentlich egal. Als Influencer würde ich mich wahrscheinlich am wenigsten bezeichnen. Es gibt Menschen, die sagen, dass das was ich tue der neuzeitliche Journalismus ist. (…) Am Ende des Tages ist es wahrscheinlich von allem etwas.“

Sogar ausweislich seines eigenen Buchs ist er „von allem etwas“ – und eben nicht nur „Moderator“ und „YouTube-Star“, sondern auch „Journalist“.

Wie Leeroy dazu geworden ist, steht auch im Buch. Er sei kein „klassischer, gelernter Journalist“, aber habe „trotzdem in den vergangenen Jahren, seit 2018, Hunderte Interviews mit Menschen geführt, die ich zuvor nicht kannte.“ Je mehr Interviews man führt, desto mehr ist man also Journalist.

Quellenverzeichnis im Buch "Zuhören ist die beste Antwort" von Leeroy Matata
Quelle: Ich. Auszug aus dem Literaturverzeichnis von „Zuhören ist die beste Antwort“. Foto: Übermedien

Die Karriere von Leeroy Matata, der eigentlich Marcel Gerber heißt, lief so: Er war mal Profi-Rollstuhlbasketballer und spielte in der deutschen Nationalmannschaft. 2016 fing er an, Videos für Youtube zu produzieren. Straßenumfragen, in denen er junge Menschen fragt, was sie besonders schön oder besonders hässlich an sich finden, oder ob es eine Nationalität gibt, „die ihr hasst“. (Dieser „Ras*ismuscheck in Deutschland“ sollte wohl entlarven, welche Vorurteile jede:r hat.) Aber auch die typischen Leeroy-Gespräche gibt es schon länger, mit Menschen, die erzählen, wie es ist, blind, kleinwüchsig oder obdachlos zu sein.

Funk gefiel das Format offenbar, man nahm ihn 2020 unter die öffentlich-rechtlichen Fittiche. Produziert werden die Videos von der „CLM Create Live Media GmbH“, der Produktionsfirma, die Leeroy alias Marcel Gerber gemeinsam mit seinem Bruder David gehört.Funk erklärt: „Die Themen und die Auswahl der Protagonist:innen erfolgen in Absprache zwischen der Produktionsfirma, der entsprechenden Redaktion und Funk.“

Die Grundidee, verschiedene Perspektiven zu zeigen und „Verständnis zu fördern“, ist ja nicht verkehrt. Menschen, die aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Lebensgeschichte nicht der Norm entsprechen (was auch immer das bedeutet), die es wahrscheinlich oft ertragen müssen, angestarrt oder vorverurteilt zu werden, einfach mal zu fragen: Hey, wie ist dein Leben so? Welche Erfahrungen machst du? Was willst du anderen mitteilen?

Jedoch bleibt es in den halbstündigen Gesprächen vor allem bei dem, was die Gäste von der Norm abweichen lässt. Der Journalist und Podcaster Ole Nymoen brachte es im Gespräch mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ auf den Punkt, als er über verschiedene Funkformate sagte: „In Wahrheit werden die Menschen auf ihr Anderssein reduziert und dienen Funk vor allem dazu, hohe Klickzahlen zu erreichen.“ Das zeige sich insbesondere bei Formaten wie „Leeroy will’s wissen“, das Format funktioniere „nach dem Krawallprinzip“: „Das soll vor allem Klicks bringen und fordert selten Erkenntnisse zu Tage.“

Funk schreibt auf Übermedien-Anfrage:

„Wir arbeiten mit Menschen, die die Sprache der Zielgruppe sprechen. Das können Hosts mit journalistischer Ausbildung oder einer anderen Expertise sein. Alle unsere Formate erfüllen grundlegende redaktionelle Standards und Leitlinien.“

Viele Videos zum selben Thema

Der Verdacht, dass man bei „Leeroy will’s wissen“ vor allem auf Klicks aus ist, liegt auch nahe, wenn man auf die Themen blickt. Es wiederholen sich vor allem die, die besonders viele Abrufzahlen haben – auch wenn Funk auf Übermedien-Anfrage behauptet, dass es eine „Austauschrunde“ gebe, in der man auf „Themendopplungen“ achte.

Allzu oft hat die Runde offensichtlich noch nicht getagt: Es gibt sechs Videos, in denen es darum geht, wie es ist, mit 13 oder 14 schwanger zu sein. Der Beruf des Pornodarstellers bzw. der Pornodarstellerin wird mehrfach thematisiert. Auch der oben erwähnte Freier war nicht zum ersten Mal Gast bei Leeroy. Es gibt mehrere Videos über Mörder und zwei über Anwälte, die Mörder verteidigen. Mindestens acht weitere Videos handeln auf irgendeine Weise davon, wie es im Gefängnis ist. In fünf davon ist Maximilian Pollux Gast, der selbst schon einen eigenen Youtube-Kanal über „Gangster, Knast & Kriminalität“ hat und neuerdings auch ein eigenes Funk-Format.

Vorschaubilder zu Videos von Leeroy Matata zum Thema Mörder
Screenshot: Youtube / „Leeroy wills’s wissen“ (Funk)

Es ist also nicht so, dass Leeroy über Dinge spricht, die zuvor Tabus waren, und über die bei Youtube noch nichts zu finden war. Nicht nur Leeroy, auch andere Funk-Kanäle haben bereits darüber berichtet, wie es ist, objektophil zu sein und ein Flugzeug zu lieben. Sowieso scheint es manchmal, als würden Personen vom einen zum anderen Funk-Format durchgereicht, wie zum Beispiel Georg, der über seine Pädophilie spricht, erst bei „Rabiat“, dann bei „Leeroy will’s wissen“.

„Mörder“ ist nicht so ein schönes Wort

Hybristophilie, ein Krankheitsbild, bei dem Betroffene sexuelle und emotionale Zuneigung für verurteilte Schwerverbrecher empfinden, war bereits Thema einer Reportage des „Y-Kollektivs“. Und weil das nicht reicht, machte auch Leeroy nochmal ein Video dazu. Er erklärt im „Faktencheck“ vor dem Gespräch zwar schon, was Hybristophilie ist, spricht aber mit seiner Protagonistin nicht wirklich darüber. Es bleibt unklar, inwieweit sich die Frau überhaupt als Betroffene versteht. Stattdessen sagt sie, dass sie den Mann, mit dem sie ein Fernbeziehung führt, weil er lebenslänglich in einem US-Gefängnis wegen Mordes sitzt, nicht als „Mörder“ betiteln wolle. Es habe ja keinen „Hinterhalt“ und keine „Planung“ gegeben, behauptet sie. Welche Bezeichnung denn „passender“ wäre, fragt Leeroy. Sie antwortet: Ihr Freund sei „dafür verantwortlich, dass eine Mensch ums Leben kam“. Denn „Mörder“ impliziere ja, er hätte „Spaß daran“, „als würde ihm das nichts ausmachen“.

Es war ein vages und wirres Gespräch. Dem Zuschauer bleibt selbst überlassen, ob er die Aussagen der Frau als total „reflektiert“, „merkwürdig“ oder „naiv“ bewertet – all das liest man in den Kommentaren unter dem Video, das am Ende doch viel mehr voyeuristische Bedürfnisse befriedigt als wirklich aufklärt. Es wäre hier wohl verantwortungsvoller gewesen, es nicht zu senden, um die Protagonistin nicht vorzuführen.

Schräge Konstellationen bei „Das Treffen“

Auch das „Gesprächs“-Format „Das Treffen“ auf Leeroys Funk-Kanal funktioniert nach dem Aufmerksamkeitsprinzip. Hier lädt Leeroy zwei Personen ein, die eine vermeintlich gegensätzliche Position vertreten. Oft werden dabei Protagonisten, die bereits bei „Wie ist das“ ihre Geschichte erzählt haben, nochmal eingeladen. Die Gegenüberstellung ist manchmal einigermaßen nachvollziehbar, etwa wenn der Gefängnishäftling auf den Wärter trifft, der Zoo-Direktor auf den Tierschützer oder die Klimaaktivistin auf die Autotunerin.

Aber was soll ein Aufeinandertreffen eines „Sexsüchtigen“ mit einer „Jungfrau“, oder das zweier Männer, die nach einem Unfall bzw. aufgrund einer Krankheit äußerlich nicht der Norm entsprechen, wirklich leisten – außer die Neugier des Publikums zu bedienen? Konstellationen wie „Mörder trifft Angehörigen“, „Pädophiler trifft Missbrauchte“ oder „Mobber trifft Mobbing-Opfer“ vermitteln den Eindruck, als handele es sich um zwei gleichberechtigte Positionen. Und Leeroy sei der, der die Begegnung möglich macht und die beiden Parteien vorm Auseinanderdriften rettet und dafür sorgt, dass Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. Fragt sich nur, welche Vorurteile das sein sollen. Das ist keine Debatte. Das schafft Verständnis für Täter. Selbst dann, wenn sie auch noch so „reflektiert“ und geläutert sind.

Mittlerweile sind die kruden Kombinationen einigen Leuten im Internet aufgefallen. Prognosen für neue Folgen „Das Treffen“ haben sich zu einem Twitter-Witz entwickelt.


Bei politischen Themen wird’s dünn

Problematisch ist die Auswahl der Gesprächsgäste aber vor allem dann, wenn die gegensätzlichen Positionen politisch sind und auf einen offenbar uninformierten und schlecht vorbereiteten Leeroy Matata treffen. Ein Beispiel dafür ist die viel kritisierte Folge „AfD-Politiker trifft trans Frau“ im Oktober. Darin muss die trans Frau Hana über das gesamte Gespräch hinweg ihre Identität rechtfertigen und immer wieder einschreiten, wenn der AfD-Politiker falsche Informationen zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz verbreitet oder behauptet, „dass es eine 40-prozentige Selbstmordrate bei trans Menschen“ gebe. Das stimmt nicht, aber Moderator Leeroy greift kaum ein. Gegen Ende sagt er:

„Das spannende ist, ich habe jetzt beide Standpunkte gehört. Ich weiß selber nicht, was die Wahrheit ist. Aber ich hab ein wunderbares Team, die das genau jetzt einblenden werden. Das heißt, ihr habt beide Standpunkte gehört und irgendwo da wird die Wahrheit liegen.“

Was so klingt, als hätten beide ein bisschen recht. Und es zeigt, wie bequem es sich Leeroy macht, wenn er sich darauf verlässt, dass seine Redaktion am Ende schon die Fakten in Texttafeln einblenden wird – und das Publikum das auch alles lesen wird.

Für das Video gab es von Usern viel Kritik. Neben anderen Youtubern rastete auch Rezo aus:

„Du bist auch nicht ein neutraler Interviewer, wenn du alle gleich aussprechen lässt. Das ist ein ganz großes Missverständnis. Kein ausgebildeter Journalist würde da in der Mitte sitzen und beiden Seiten den gleichen Raum geben, egal, was sie sagen. Nein, du muss reingrätschen, wenn jemand Scheiße labert. Neutralität bedeutet nicht Beliebigkeit der Wahrheit gegenüber.“

Screenshot: Youtube / „Leeroy wills’s wissen“ (Funk)

Klar, kann man Pro und Contra des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes in einem journalistischen Debatten-Format aufeinandertreffen lassen (ist ja auch schon geschehen). Dafür gibt es aber zwei Voraussetzungen: eine Moderation, die im Thema ist, recherchiert hat, sich auskennt. Und Gesprächspartner, die zumindest insofern auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner sind, als dass sie die Identität der anderen Person nicht komplett negieren. Funk äußert sich zur Kritik so:

„Wir wollen unsere Formate stetig weiterentwickeln, Feedback aus der Community ist uns daher bei all unseren Formaten sehr wichtig. (…) Seit dem Start von funk wurden fast 30.000 Videos auf YouTube, Instagram oder TikTok etc. veröffentlicht, darunter auch einige, die man diskutieren kann. Das machen wir auch.“

Leeroy und Funk reagierten auf die Kritik, man veröffentlichte ein paar Wochen später ein weiteres Video, nur mit Hana. Diesmal schien der Gastgeber vorbereitet und stellte Fragen, die sich wahrscheinlich viele (junge) Menschen stellen. Muss man operiert sein, um trans zu sein? Was ist der Unterschied zwischen Sexualität und Geschlechtsidentität? Welche Vorurteile hört man? Ein Gespräch, das trans Personen hilft und allen anderen, die mehr über das Thema wissen wollen – und das größtenteils funktioniert.

Es hängt von den Protagonisten ab

Er glaube, sagt Leeroy am Ende des Videos mit Hana, „dass jeder der Zuschauer am Ende die Möglichkeit hatte, sich ein eigenes Bild zu machen.“ Was aber eigentlich bedeutet: Er überlässt es dem Zufall, ob sich seine Protagonisten entweder selbst entlarven (wie der AfD-Mann) oder alles selbst so gut einordnen oder erklären, dass man am Ende tatsächlich mehr weiß (wie Hana).

Das sieht man auch in der Folge „Pädophiler trifft Missbrauchte“. Die Betroffene, mittlerweile erwachsen und engagiert in einer Organisation für Opfer, erzählt vieles über Kindesmissbrauch, das die Zuschauer:innen vorher wahrscheinlich noch nicht wussten. Dass sie dazu kommt, liegt aber nicht an Fragen von Leeroy. Sie hakt selbst immer wieder nach, wenn der Mann, der ihr Gegenüber sitzt, über seine Neigung und seine Straftat erzählt. Dass man am Ende wirklich mehr weiß, ist also einer engagierten Gesprächspartnerin zu verdanken, die sich von der nichtexistenten Moderation nicht entmutigen lässt.

Dass Leeroy sich grundsätzlich nicht über seine Interviewpartner informiert, gibt er in seinem Buch sogar zu. „Das mache ich immer so, denn ich möchte, dass das Kennenlernen in Echtzeit vor der Kamera stattfindet.“

Das kann auch peinlich werden und dazu führen, dass Protagonist:innen vorgeführt werden. Im Video „Wie ist es, mit 13 schwanger zu sein“ offenbart Leeroy, dass er nicht einmal wusste, dass seine Gesprächspartnerin Kim zum Zeitpunkt des Interviews noch schwanger ist.

Leeroy: „Du hast dann die Schwangerschaft durchgezogen und hast dann mit 14 dein Kind bekommen.“

Kim: „Ne, ich bin ja noch in der Schwangerschaft drin.“

Leeroy: „Deshalb hast du das Kind auch nicht dabei!“

Hätte man in einem kurzen Vorgespräch ja mal klären können. Auch ganz überraschend erzählt Kim die Anekdote, dass sie und ihre Mama zur Polizei gemusst hätten, weil Kim ja erst 13 war und ihr Freund schon älter gewesen war. Und dass dieser dann eine Anzeige bekommen hätte, weil alle sexuellen Handlungen mit Kindern unter 14 als Missbrauch gelten. Das sei „crazy“, kommentiert Leeroy. Das Video hat mehr als 4,2 Millionen Abrufe. In ein paar Jahren wird auch das Kind von Kim zur Zielgruppe von Funk gehören.

Rehabilitation bei Leeroy: „Hallöchen, mein Lieber“

Doch Leeroy bleibt seinem Prinzip treu. Selbst ins Gespräch mit dem verurteilten Doppelmörder Jens Söring ist Leeroy, wie immer, ganz unvoreingenommen. Er richtet sich an seine User und sagt: „Ihr könnt eurem Gefühl freien Lauf lassen, hört einfach zu, wie seht ihr das? Ist hier Schuld oder Unschuld im Raum?“ Sie sollen also über die Ansichtssache „Mörder oder nicht“ urteilen und wenn sie in sich reingespürt haben das Ergebnis in die Kommis schreiben. Zumindest sind viele Stimmen dort eher misstrauisch, ein User bemängelt zurecht, „wie unkritisch Leeroy an die Sache rangeht und den Söring gewähren lässt“.

Sowieso sind ehemalige Kriminelle bei Leeroy besonders gern gesehene Gäste. Maximilian Pollux, der der sich nach seiner Zeit im Gefängnis der Prävention widmet, eben. Oder ein „Love-Scammer“, der Frauen seine Liebe vorgetäuscht hat, um dann ihr Geld zu stehlen. Er darf erzählen, wie und warum er das gemacht hat – und schon auch ein bisschen Mitgefühl wecken. Genauso wie der ehemalige Salafist und Hassprediger Sven Lau, der wegen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung im Gefängnis saß. Zusammen mit einem anderen ehemaligen Terrorhelfer, den Leeroy mit „Hallöchen, mein Lieber“ begrüßt, darf er bei „Das Treffen“ noch einmal den Geläuterten geben. Und egal, wer was getan hat: am Ende bekommt man als Leeroys Gast immer viel Lob und „Respekt“ dafür, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein.

(Wobei Sven Lau das ja auch schon vorher getan hat; bei Galileo zum Beispiel, der Sendung, die auch bei Jens Söring gerne morgens mit Brötchen vor der Tür steht.)

Es geht noch kumpeliger

Ron Bielecki im Interview mit Leeroy Matata
„Was geht in deinem Handy ab?“ Screenshot: Youtube / Leeroy Matata

Leeroys kumpelhafte Art zieht sich auch auf seinem anderen Kanal „Leeroy Matata“ durch. Dort darf unter anderem Ron Bielecki, ein Berliner, der sich durch Party- und Alkoholexzesse einen Namen gemacht hat, erzählen, dass „Frauen ’ne tolle Sache sind“ und er später mal einen Sohn haben will, mit einem Topmodel. (Einen Sohn, keine Tochter!) Dann gibt’s noch eine Textaufgabe, die Leeroy sich selbst stellt: Wenn Ron Bielecki in fünf Jahren mit 500 Frauen geschlafen hat, wie viele Frauen waren das pro Jahr? Hundert! Wow! Hier kriegen die Kids neben Mathe gleich noch Frauenverachtung beigebracht.

Auch Rapper Samra berichtet ausführlich von den Aufs und Abs in seinem Leben. Ein Part, in dem es um die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn geht, wurde nicht veröffentlicht, „weil das Verfahren noch läuft“.

Die Journalistin Livia Sarai Lergenmüller hatte bei Instagram kritisiert, dass Samra überhaupt so eine Plattform bekommt. Ihr Kommentar wurde offensichtlich gelöscht:


Leeroy Matata hat auf eine Übermedien-Anfrage dazu nicht reagiert.

Aber wie ist das eigentlich? Kann es Funk egal sein, was ihr reichweitenstärkster Youtuber auf anderen Kanälen so treibt? Immerhin hat er auch Werbedeals, die er womöglich auch seiner Funk-Reichweite zu verdanken hat. Funk schreibt dazu:

„Funk erwartet von allen seinen Creator:innen, dass ihre öffentlichen Aktivitäten im Einklang mit den Grundprinzipien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stehen. Im Gegenzug nimmt funk keinen Einfluss auf die privaten Aktivitäten seiner Creator:innen. Werbung ist nach § 33 Abs. 5 Satz 1 MStV in allen von funk produzierten Angeboten verboten. Die Videos im YouTube-Kanal „Leeroy will’s wissen!“ sind daher werbefrei und die von funk genutzten Kanäle sind strikt von privaten Angeboten getrennt und enthalten keine Verbindungen zu den privaten Kanälen von Leeroy.“

Wobei Leeroy selbst das nicht wirklich zu trennen scheint. Auf seinem Tiktok-Kanal zum Beispiel findet man Videos, die als Anzeige für das ITZ-Bund oder auch Google gekennzeichnet sind ebenso wie Ausschnitte aus den Videos seines Funk-Kanals.

Viel Content, wenig Aufwand

Wir hätten auch gerne von Leeroy Matata selbst gewusst, wie er das alles sieht. Was er mit seinen Formaten erreichen will, ob er nicht die Gefahr sieht, dass sich seine Gäste teilweise inszenieren, ob er Dinge im Rückblick anders machen würde. Wir haben keine Antwort bekommen.

Alles in allem wirken die Videos von Leeroy schnell produziert. Ein Drehort, ein paar Kameraperspektiven, wenig Arbeit im Schnitt, keine Vorbereitung, und einfach mal die Protagonisten reden lassen. Dazu kommt, dass Leeroy in fast allen Videos die Zuschauer:innen dazu aufruft, sich zu melden, wenn sie einmal ihre Geschichte erzählen wollen. Das spart womöglich die aufwendige Recherche nach Protagonisten. Wobei: zur Not verbrät man ja sowieso die Gäste aus einem alten Video einfach nochmal.

Mitarbeit: Pia Pentzlin

Nachtrag, 6.4.2023. Leeroy Matata hat in einem Video bekannt gegeben, dass sein Youtube-Kanal ab sofort nicht mehr zu Funk gehört. In der Abstimmung mit dem Sender sei für ihn manchmal „die kreative Freiheit etwas auf der Strecke“ geblieben. Es sei deshalb an der Zeit, „dass ich die Dinge wieder genau so umsetze, wie ich persönlich sie für richtig halte“. Künftig werde er mit Sponsoren und langfristigen Partnern zusammenarbeiten.

Nachtrag, 12.4.2023: Auf Übermedien-Nachfrage schreibt Funk, dass man gemeinsam mit Leeroy Matata entschieden habe, den Kanal „Leeroy will’s wissen” nicht im Funk-Netzwerk fortzuführen. Funk wolle immer wieder neue Wege gehen, entwickle kontinuierlich journalistische Ideen und müsse sich deshalb auch regelmäßig von Formaten verabschieden. „Wir glauben daran, dass wir uns immer wieder erneuern müssen, um unseren Auftrag, alle 14- bis 29-Jährigen mit unserem Angebot zu erreichen, zu erfüllen”, schreibt die Funk-Pressestelle. Durch das Ende von „Leeroy will’s wissen” seien nun auch wieder monetär Posten frei geworden.

Leeroy Matata sagt in seinem Abschieds-Video, dass in der Zusammenarbeit mit Funk die „kreative Freiheit” teilweise auf der Strecke geblieben sei. Funk schreibt dazu: „Wir geben unseren Formaten den größtmöglichen Spielraum von Produktionen, konnten aber manche Themen bei ‚Leeroy will’s wissen’ nicht unterstützen. Dies lag auch an jugendschutzrechtlichen Bedenken, da wir sicherstellen müssen, dass alle Inhalte für junge Menschen ab 14 Jahren geeignet sind.” Es gehöre zur journalistischen Arbeit von Funk, dass auch fertige Videos kritisch hinterfragt und in einzelnen Fällen nicht veröffentlicht werden. Welche Videos nicht veröffentlicht werden konnten, sagt Funk nicht. Ein Honorar sei für diese Videos nicht gezahlt worden.

Auch spricht Matata in seinem Video von Spendenaktionen, die er nicht habe durchführen können. Funk bestätigt: Spendenaufrufe seien nur in „eng definierten Grenzen” zulässig, wenn sie „humanitären, sozialen und kulturellen Zwecken dienen”, also im „Allgemeininteresse” lägen – wie zum Beispiel Spendenaufrufe nach Naturkatastrophen. „Spendenaufrufe für individuelle Personen erfüllen diese Voraussetzung in der Regel nicht und sind deshalb nicht zulässig”, schreibt Funk.

Funk bezeichnet die Zusammenarbeit mit Leeroy Matata abschließend als „sehr bereichernd” für die Zielgruppe – „auch wenn uns die Umsetzung einzelner Themen in diesem Format rückblickend nicht geglückt ist.” Creator:innen im Funk-Netzwerk hätten regelmäßig die Möglichkeit, an journalistischen Basisseminaren teilzunehmen. 

Hier dokumentieren wir die komplette Antwort von Funk.

10 Kommentare

  1. Herr Gerber produziert (inzwischen?) vor allem als Aufklärung verbrähmten Voyeur-Bedarf. Die YouTube-Variante von Krawallo-Privatfernsehen. Aber auch andere Funk-Kanäle verbreiten gerne ziemlich bedenkliches Zeug. Darüber hat der oben zitierte Ole Nymoen kürzlich in seinem Podcast mit Wolfgang M. Schmitt geredet. Empfehlenswert: https://www.youtube.com/watch?v=fkbSQZITdoQ

  2. Was ich mich immer wiede3r frage, weil das hier im Artikel aufgetaucht ist.
    Wieso werden ganz normale Worte wie „Rassismuscheck“, die im Kontext eben nicht bedeuten, dass der Betreiber des YT-Channels oder anderer Medien selbst rassistisch ist, mit einem solchen glatt raus gesagt dummen * durchtrennt werden wie bei dem YT-Titel von Leeroy (eben die Schreibweise „Ras*ismuscheck“)?

    Da hätte ich mal an Übermedien den Vorschlag, einen Artikel über Sinn und Unsinn der (Selbst)Zensur von Worten zu verfassen.

    [edit: Rest des Kommentars gekürzt]

  3. Also, hier ist das * natürlich Ausdruck der hippen Aufgeklärtheit.

    Und in der Übersicht finde ich es besonders seltsam, dass ansonsten völlig unspektakuläre Paarungen wie „Sexsüchtiger trifft Jungfrau“ einerseits, die vllt. überraschende oder „überraschende“ Gemeinsamkeiten haben, mit solchen Fragwürdigkeiten, bei denen man schon beim Titel denkt: „Welcher Idiot kommt denn darauf?“, vermischt werden.
    Vor allem, wenn der Moderator einen eher einfülsamen, nicht auf Konfrontation ausgelegten Stil hat; Empathie ist offenbar trotzdem nicht seine Stärke.

  4. @#2: Das ist kein Selbstzensur von Übermedien. „Ras*ismuscheck“ ist der Originaltitel von Leeroys YT-Video.

  5. @#2:

    Da braucht man keinen Artikel für: Youtube hat eine sich ständig ändernde und mangelhaft kommunizierte Menge von Regeln nach denen sie Videos Aufmerksamkeit geben oder entziehen, Monetarisierung an- bzw. ausschalten oder gleich ganze Kanäle sperren. Sofern man nicht zufällig Betreiber einer großen und anerkannten Medienmaschinerie ist wird man da im Zweifelsfall auch keine Transparenz oder Einspruch erreichen. Daher entscheiden sich viele Kanalbetreiber auf ein an der Hörensagen und Folklore angelehntes Set an Regeln für die Gestaltung von Thumbnails, Überschriften und Wortbeschreibungen, welches sie basierend auf ihrem eigenen oder dem Feedback anderer Leute ständig anpassen.

    Ob man diese Schreibweise sinnvoll findet oder nicht ist erst mal komplett egal und sagt auch nichts darüber aus ob der Überschriftenschreiber gerne so schreibt.

  6. Man kann ueber die Formate natuerlich ausfuehrlich diskutieren, aber was mich etwas verwundert ist, was die Rolle des ÖR & seiner Gebuehren dabei ist; die Kanäle wuerden doch ganz genauso ohne FUNK / ÖR funktionieren, gut, vielleicht ein paar Abos weniger oder mehr Aktivität auf Insta oder TikTok weil man mehr Geld machen möchte, aber das Format kommt doch ohne Gebuehrengelder aus…es geht also nur darum, dass man den Gremien mitteilen kann, dass man „junge Menschen“ erreicht?

  7. Danke für diesen erhellenden Artikel. Immer wieder interessant, was so mit meinen Rundfunkgebühren produziert wird. Die AfD kommt ordentlich weg, Transmenschen müssen sich rechtfertigen. Jedenfalls weiß ich erneut, warum ich Übonnent bin: Weil ihr gründlich recherchiert und unabhängig berichtet. Unter anderem.

  8. Für viele Jugendformate des öffentlich-rechtlichen Rundfunk gilt doch schon lange die Devise: Der Zweck (Reichweite!) heiligt die Mittel. Das zeigt dieser Artikel vorbildlich, aber nur exemplarisch. Aus Verzweiflung über den „Generationenabriss“ werden öffentlich-rechtliche Qualitätsstandards dem Quoten – bzw. Klickerfolg dann im Zweifel eben untergeordnet. Strukturelle „schwarze Löcher“ im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks begünstigen diese Erosionstendenzen: Zum einen sind die für die Programmaufsicht zuständigen Gremien, soweit es um die vielen neuen Spielfelder vor allem bei den sogenannten Sozialen Medien geht, weitgehend ahnungslos, liegt ihr Altersdurchschnitt doch im Zweifel noch über dem des Publikums der öffentlich-rechtlichen Programme. Und „Programmbeschwerden“ sind aus der Zielgruppe, an die sich die Veröffentlichungen auf Facebook, Instagram oder gar TikTok, ja selbst bei den klassischen Jugendhörfunkwellen der Rundfunkanstalten – oder eben „funk“ – richten, aus naheliegenden Gründen kaum je zu erwarten. Nicht von ungefähr konnte sich ein Ken Jebsen beim Jugendprogramm „Fritz“ im Laufe der Zeit unbemerkt und ungestört zum Verschwörungstheoretiker entwickeln. Bei „Funk“ kommt noch hinzu, dass es sich um ein gemeinsames Angebot von ARD und ZDF handelt. Eine eigenständige Kontrollstruktur gibt es für diese Sonderkonstruktion nicht. Diese strukturellen Untiefen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerade im Jugendbereich wären eine vertiefte Übermedien-Betrachtung wert.

  9. Schön, dass das hier mal analysiert wird. Funk ist eine Wundertüte sondergleichen, es gibt sehr gute Reportagen , aber auch viel Schrott. Gut, das ist im TV nicht anders, nur die Vermischung von Influencertum inklusive Werbung und Journalismus gibt es dort weniger.
    Wer sich wundert, dass das Video Ras*sismuscheck heißt, kann immerhin zeigen, dass er oder sie von so etwas Niveaulosem wie YouTube keine Ahnung hat. Die Sternchen sind dort ähnlich wie „Seggs“ statt „Sex“ ein angebliches Mittel, um das Sperren oder Demonentarisieren von Videos zu potentiell kontroversen Themen zu verhindern. Ob das funktioniert, wage ich zu bezweifeln, aber es ist zum einen YT-Folklore, zum anderen finden sich immer noch ein paar Blitzbirnen, die mit Empörung oder Nachfragen dazu die Kommentare füllen, Kommentare sind eine nicht ganz unwichtige Währung dort.

  10. „Menschen, die aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Lebensgeschichte nicht der Norm entsprechen, die es wahrscheinlich oft ertragen müssen, angestarrt oder vorverurteilt zu werden, einfach mal zu fragen: Hey, wie ist dein Leben so? Welche Erfahrungen machst du? Was willst du anderen mitteilen?“

    Ausser, du bist Sexarbeiter*in, dann unterstellt Lisa lieber pauschal, dass du deine Dienstleistung nicht freiwillig anbietest, listet deine Kunden direkt neben Mördern und verbreitet Sexarbeits-feindliche Tweets.

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