Manchmal entwickeln Hashtags auf Social Media eine enorme Schlagkraft. Sie stoßen gesellschaftsumspannende Debatten an wie die #metoo-Bewegung, oder sie befeuern, wie derzeit in Iran nach dem Tod der jungen #MahsaAmini, ganze Revolutionen. Menschen, die übergangen und ausgegrenzt wurden, verschaffen sich so Gehör und Sichtbarkeit. Oft verändert sich dadurch etwas. Politisch. Oder zumindest vereinzelt institutionell.
Ein Hashtag, der seit dem Frühjahr in deutschen Timelines zirkuliert, lautet #IchBinArmutsbetroffen. Allein in den ersten zehn Tagen haben sich darunter rund 60.000 Tweets versammelt: Menschen teilen ihre Erfahrungen mit Armut. Das ist auch deshalb beeindruckend, weil dieses Thema ansonsten stark stigmatisiert ist, man redet darüber eher nicht öffentlich. Und auch im Journalismus ist das Thema immer noch unterrepräsentiert.
Der Twitter-Hashtag #IchBinArmutsbetroffen ist deshalb nicht nur von Vorteil für Betroffene, die so das Thema Armut enttabuisieren, auch für viele Journalist*innen ist es hilfreich: Auf Twitter finden sie Informationen, mögliche Protagonist*innen und Geschichten für Beiträge zum Thema.
Erneut übersehen
Ein „Stern“-Reporter, zum Beispiel, interviewte eine Frau, die Teil der #IchBinArmutsbetroffen-Bewegung ist. Sie spricht im Interview aus eigener Erfahrung: „Armutsbetroffen sein, das bedeutet oft, unsichtbar zu sein“, sagt sie unter anderem. Und kann dem auf diese Weise etwas entgegen setzen.
Allerdings, Ironie der Geschichte: Die Interviewte wird (erneut) übersehen. Denn ausgerechnet das Interview, in dem die Frau ihre Armut entkleidet, landet hinter der Bezahlschranke. Obendrein bekam sie den Text nicht zugeschickt, was eigentlich üblich ist; doch der zuständige Redakteur war im Urlaub, seine Vertretung hat es offenbar vergessen. Und nun stand die Frau, wie andere von Armut betroffene, also dort vor der Paywall.
Man könnte jetzt sagen: Blöd gelaufen, aber sowas kommt vor. Doch gerade der Umgang mit prekarisierten Interviewpartner*innen erfordert auf allen Ebenen ein gesteigertes Maß an Einfühlungsvermögen und Sorgfalt, um das Problem der Ausgrenzung nicht zu reproduzieren. Wie also kann es der Journalismus schaffen, besser zu werden in der Berichterstattung über Armut und im Umgang mit Menschen, die davon erzählen können?
Diskreditierende Narrative und einfache Schlüsse
Armutsbetroffene sind häufig mit Stereotypen und pauschalisierenden Vorurteilen konfrontiert: sie seien faul, bildungsfern, nutzten den Sozialstaat aus, und ihre Armut sei selbstverschuldet. Das sind diskreditierende Narrative und einfache Schlüsse, die der eigentlichen Herausforderung im Wege stehen: die Gründe für die Armut zu finden und die Geschichten dahinter.
„Oft fehlt es einem Beitrag an inhaltlicher Tiefe, stattdessen wird ausführlich das Kunstledersofa beschrieben“, sagt die Journalistin Luisa Thomé, die häufig über Armut berichtet. Und ist es nicht das Sofa, sind es löchrige Socken, dürftige Mahlzeiten mit trockenem Brot oder traurig blickende Menschen, die als Symbol für Armut herhalten dürfen. Und ist es in Print-Interviews notwendig, bei Armutsbetroffenen einen Soziolekt oder eine Häufung von „Ähm“-s hervorzuheben, wie Journalist Olivier David es häufig beobachtet? Nein, sagt er. Es komme einer Abwertung gleich. David ist selbst in Armut aufgewachsen und hat ein Buch über seine Erfahrungen geschrieben.
Die Autorin
Olivia Samnick arbeitet als freie Journalistin und Filmemacherin. Zuvor studierte sie Journalistik, Medien- und Kommunikationswissenschaften. Derzeit schreibt sie als EJO-Stipendiatin über Trends und Entwicklungen im europäischen Journalismus und spricht zur Zukunft des Journalismus im Bonjourno-Podcast.
Es fängt also schon bei der Sprache an. Wo der Fokus der Beschreibung liegt, bestimmt maßgeblich, wie sehr Stereotype über Armut weitergetragen werden oder aber mit ihnen gebrochen wird. Falsche Formulierungen wie „sozial schwach“ unterstellen Armutsbetroffenen fehlende soziale Kompetenzen. Armut ist durch all das stark schambehaftet. Und wenn Journalist*innen davon reden, dass sie Menschen „eine Stimme geben“ möchten, ist das auch schief. Es klingt erst mal nett, suggeriert aber, dass Armutsbetroffene nicht wüssten, wie sie ihre Probleme und die Ursachen der Armut formulieren. Alle haben eine Stimme, doch nicht alle finden Gehör.
Ähnlich ist es mit der Formulierung, sich „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Ein genauso schiefes Sprachbild, denn de facto ist es doch so: Medienschaffende entscheiden, wer wie und auf welche Weise sichtbar wird, auch beim Thema Armut. Sie wählen Protagonist*innen aus, interpretieren deren Aussagen, entscheiden, wie viel Raum sie bekommen. Dem Gegenüber, dem Publikum, auch sich selbst vorzugaukeln, ein Beitrag sei „auf Augenhöhe“ entstanden, trifft deshalb nicht zu. Die beschworene Augenhöhe ist schlicht nicht möglich – selbst dann nicht, wenn man demselben Milieu entstammt.
In einem Beitrag aus dem Angebot des „Spiegels“ schreibt die Autorin, das Ansinnen nach Augenhöhe komme oft von jenen aus der besseren sozialen Lage: „Der Wunsch nach ‚würdevollen‘ Bildern von Armut war für mich deshalb immer verlogen. Denn es ist nicht das Bedürfnis der Betroffenen – sondern derer, die von außen auf sie blicken und sich ihrer Vorteile und Vorurteile schämen.“
Mangelnde soziale Diversität
Meistens ist das Gefälle zwischen sozialen Milieus bei Interviewern und Interviewten ohnehin bereits gegeben. Es fehlt in Deutschland an sozialer Diversität im Journalismus, die den Blick für eine ausgewogenere Armutsberichterstattung schärfen könnte, denn: Die wenigsten Journalist*innen haben nennenswerte Armutserfahrung. Der typische Journalist in Deutschland ist ein Mann aus der Mittelschicht, um die 40 Jahre alt, kinderlos, ohne migrantische Wurzeln. Er hat meist Abitur und ein Volontariat gemacht. Arbeitet er bei einem Printmedium, macht das im Monat durchschnittlich gut 2.300 Euro netto. Vergleichsweise wohlhabend. Was bei diesem Thema eine große Hürde darstellen kann.
„Du guckst durch die soziale Brille, mit der du aufgewachsen bist“, sagt Journalist Olivier David. Und die Mittelschicht bespiele noch zu oft Medien für die Mittelschicht. Problematisch wird diese eingeschränkte Sicht dann, wenn man nicht lernt, andere Perspektiven einzunehmen. Es braucht also Journalist*innen, die sich – wenn sie nicht eigene Erfahrungen haben – langfristig einarbeiten ins Thema Armut, und zwar in allen Ressorts. Zumal wenn einem das Milieu, über das man berichtet, eher fremd ist.
Was heißt es etwa, am Existenzminimum zu Leben in einkommensschwachen Vierteln wie Köln-Porz? Und welche täglichen Herausforderungen hat eine armutsbetroffene, alleinerziehende Mutter in Teilzeit? Armut durchzieht sämtliche Lebensbereiche, von Gesundheit (etwa, wenn es um bezahlbare Corona-Masken geht) über Kultur (bei der Frage nach kostenfreien Angeboten) bis natürlich in die Politik (zum Beispiel bei der aktuellen Debatte zum Thema Grundsicherung).
Das muss man sich – und dem Publikum – klarmachen. Und dabei sollte man nicht bloß bei konkreten Einzelfällen bleiben, sondern auch Kontexte erläutern: Was verdient besagte Mutter, zum Beispiel, im Kontrast zu einer Top-Managerin in Vollzeit – und wie beeinträchtigt das ihre Sparmöglichkeiten? Welche Leitlinien braucht es etwa aus der Politik?
Hier braucht es Expertise: Die Journalistin Julia Friedrichs, zum Beispiel, befasst sich seit Jahren mit sozio-ökonomischer Ungleichheit. Sie kennt und begleitet zahlreiche Menschen, die sparen müssen, weil sie von Armut betroffen sind. Als Friedrichs in der Talkshow von Anne Will zu Gast war, konnte sie deshalb klare politische Probleme benennen, indem sie Finanzminister Christian Lindner konkrete Einzelschicksale schilderte und die finanzielle Situation der Menschen vorrechnete. Ein wertvoller Beitrag, weil er kenntnisreich war – was die Debatte über Armut bereichert.
Netzwerke erarbeiten
Wer sich nachhaltig mit dem Thema Armut befasst, kann sich Netzwerke erarbeiten, in denen es weitaus leichter ist, Protagonist*innen zu finden. So wird das Abstrakte an Armut konkret: Aus 16,6 Prozent Armutsquote im Jahr 2021 werden individuelle Lebensrealitäten. Aus Entlastungs- und Maßnahmenpaketen werden Schilderungen dazu, was Wohngeld oder eine Energiepauschale im Alltag für einen Unterschied für Armutsbetroffene macht.
Wer kein Netzwerk hat, muss sich anders behelfen. Manche tun das mit finanziellen Anreizen und Social-Media-Gruppen. Vor kurzem etwa suchte ein RTL-Journalist in der Telegram-Gruppe „Leipziger Lohnarbeit“ nach Menschen mit finanziellen Problemen: „Hallo in die Runde!“, schrieb er. „Kennt ihr das zufällig, dass ihr am Monatsende, nachdem alle Rechnungen bezahlt oder abgebucht wurden, in den Dispo rutscht?“ Wer solche Probleme habe, solle sich bitte melden. „Wir würden euch auch eine Aufwandsentschädigung zahlen“, damit sie „im besten Fall“ aus dem Dispo kämen.
Das kann man so machen, Aufwandsentschädigungen sind, auch bei anderen Themen, nicht unüblich. Darüber streiten kann man trotzdem.
Besser wäre eben: ein Netzwerk zu haben, dranzubleiben, statt schnell jemanden für einen Dreh auf Telegram zu suchen. Auch wenn die Suche nach Armutsbetroffenen als Protagonist*innen natürlich schwierig ist. Sie sind seltener in Vereinen oder ähnlichem aktiv, sagt Journalistin Thomé. Und oft würden Armutsbetroffene aufgrund ihrer Sozialisation denken, sie hätten weniger zu erzählen. Sie kennen die Stereotype und den Voyeurismus, mit denen sie oft medial überzogen werden. Das schreckt ab.
So wie auch die Unart sich als privilegiertere Fragesteller*innen ungefragt für das Machtungleichgewicht vor dem Gegenüber zu rechtfertigen oder sein eigenes Wissen um diesen Umstand übermäßig zu betonen: „Ich als Akademiker*in der Mittelschicht – tut mir leid – was weiß ich schon von Armut.“ Was sich als Empathie tarnt, kann schnell in bequeme Naivität kippen, die die Gräben nur weiter vertiefen. Das Unwohlsein der Fragesteller*innen sollen entschuldigt werden, deren fehlende Sensibilität und/oder Recherchelücken werden dabei verschleiert, während die Interviewpartner*innen bitte geduldig erklären sollen. Macht das einen Beitrag und den Umgang mit dem Gegenüber besser? Sicher nicht.
Das kann natürlich nicht nur beim Thema Armut in Deutschland passieren, sondern ist immer dann eine Gefahr, sobald Protagonist*innen gesellschaftliche Benachteiligung erfahren. In einem „Tagesspiegel“-Interview befragt eine Journalistin eine andere zu ihrer Klimaberichterstattung im globalen Süden: „Wie ist es für Sie als weiße, privilegierte und deutsche Journalistin, über Menschen wie Antonia zu berichten und ihnen eine Stimme zu geben? Haben Sie manchmal Befürchtungen, die Geschichten afrikanischer Frauen durch Ihre priviligierte Perspektive und Sicht nicht richtig zu erfassen? So geht es mir selbst manchmal.“ Plötzlich geht es nicht mehr um die Menschen, um die es eigentlich geht, sondern um das Unwohlsein der gesellschaftlich bevorteilten Fragestellerinnen aus dem Westen.
Gesprächschancen für Journalist*innen sinken durch Vorurteile, aber auch durch die eigene Befangenheit von Journalist*innen. Tief zu recherchieren, Vertrauen aufzubauen, sich Zeit zu nehmen, gerade bei Personen, die wenig mediale Erfahrung haben – das ist essenziell. Journalistin Thomé hat etwa über Monate eine Kölner Jobcenter-Mitarbeiterin bei ihrer Arbeit begleitet. Das hinzubekommen, hat etwas gedauert. Auch Ämter hätten schon schlechte Erfahrungen mit Journalist*innen und mit der stigmatisierenden Berichterstattung von Jobcenter-Besucher*innen gemacht, sagt sie.
„Pennerschicksal“ und löchrige Socken
Wo der differenzierte Blick auf Armut bislang im Journalismus fehlt, ist manchmal leichter, manchmal schwieriger zu erkennen. Einfach geht es dort, wo negative Stereotype platt reproduziert werden. In einem Beitrag der „Welt“ betitelt der Autor einen sozialen Abstieg als „Pennerschicksal“. In anderen Medien werden Beiträge über Kinderarmut gerne mit Kinderfüßen bebildert, die löchrigen Socken tragen, und natürlich auch zwei verschiedene. Als „Symbolbild“.
In stark personalisierten Beiträgen wie etwa den RTL2-Sendungen „Hartz und herzlich“ oder „Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern“ wirkt das noch drastischer. Mal geht es um Menschen, die verzweifelt nach Arbeit suchen – und keine finden. Dann um solche, die der Arbeit abgeschworen haben und als faul, mäßig gebildet und naiv vorgeführt werden.
Während der Hashtag #IchBinArmutsbetroffen echte Vielfalt aufzeigt und einige Geschichten unter den knapp 13 Millionen Menschen zeigt, die in Deutschland von Armut bedrohten sind, tun solche Beiträge das Gegenteil: Sie köcheln Stereotype oder inszenierte Lebensrealitäten zu mäßiger Unterhaltung zusammen. Längst wird das in der Forschung problematisiert und eine Lösung vorgeschlagen: Leitfäden zu respektvoller Armutsberichterstattung, entwickelt von Betroffenen, Sozialverbänden und Journalist*innen, wären hilfreich. Darin könnte auch stehen, wie Journalist*innen ihr Gegenüber am besten darüber aufklären, welche Konsequenz ihnen durch ein Interview entstehen kann. Gerade Fragen, die „im Affekt“ beantwortet werden, könnten Protagonist*innen Probleme bereiten, sagt Journalist David. Wer schon am Existenzminimum lebt, muss noch besser informiert werden, inwiefern eine Aussage sein Arbeitsverhältnis bedrohen könnte.
Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht frei von blinden Flecken und verqueren Perspektiven auf das Thema Armut. Wenngleich hier anderes zu erwarten wäre: Sendeanstalten, die dem Gemeinwohl dienen, also allen Menschen unabhängig von ihrem Milieu, sollten besondere Selbstreflexion und Sorgfalt beim Thema Armut walten lassen. Doch das gelingt nicht immer. Gerade jetzt, wo es so viel ums Sparen geht. In der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“, zum Beispiel, präsentierte der Moderator ein Idee zum Thema Kostensparen in der Energiekrise: Wer mit dem Kauf energieeffizienter Haushaltsgeräte Stromkosten spare – über 15 Jahre hinweg seien das immerhin 2500 bis 3500 Euro –, könne so locker neue Technik refinanzieren.
Was aber, wenn man zu den gut 2,6 Millionen Menschen gehört, die bereits 2021 aus Geldmangel ihre Wohnungen nicht angemessen heizen konnten? An diese Gruppe wurde hier offenbar nicht gedacht. Was wohl auch wieder am Problem liegt, dass für viele Redaktionen Armut ein blinder Fleck ist. Anregungen für den Neugerätekauf zum Stromsparen, die Menschen mit geringem Einkommen eher ausklammern, finden sich auch bei anderen Medien.
Auch auf anderer Ebene mangelt es an Expertise – oder Erfahrung: in den Rundfunkräten, die die ARD-Sender beaufsichtigen. Eine Untersuchung der Neuen Deutschen Medienmacher*innen stellte fest, dass dort zu wenige Menschen sind, die aus persönlicher Betroffenheit mitreden können. Und von den insgesamt 542 Sitzen in den Rundfunkräten sind lediglich 21 an Sozialverbände wie die Caritas oder das Rote Kreuz vergeben.
Auch das müsste sich ändern, um das Thema angemessen abzubilden. Es braucht Armutsbetroffene als Protagonist*innen, in Redaktionen und Rundfunkräten, denn keiner weiß besser als sie um die eigene Realität. Und es braucht eine angemessene Sprache und Expert*innen, die sich wirklich auskennen. Damit Menschen, die von Armut betroffen sind, sich nicht nur auf Twitter Gehör verschaffen können, sondern auch mehr Raum und angemessene Berichterstattung in traditionellen Medien bekommen.
2 Kommentare
„Wie also kann es der Journalismus schaffen, besser zu werden in der Berichterstattung über Armut und im Umgang mit Menschen, die davon erzählen können?
Diskreditierende Narrative und einfache Schlüsse“
Die Antwort könnte z.B lauten, dass die Journalistin nicht von „Armutsbetroffenen“ spricht, sondern von Armen und armen Menschen und nicht von „diskreditierenden Narrativen“ sondern von „Reportagen von oben herab“ ?
Vielen Dank für diesen Artikel!
Was gibt es denn besseres als Armut, um Menschen in gewissem Maße gefügig zu halten.
Für nicht arme Menschen ist es wie ein Damoklesschwert das über ihnen schwebt. „Wenn du nicht mitspelst dann kann es dich auch erwischen“.
Und Arme Menschen haben in der Regel weder die Kraft (Energie) noch die Zeit um sich irgendwie gegen Armut zu engagieren.
Ich selbst habe mehrere Jahre in beinahe Armut gelebt. Hört sich jetzt dumm an. Aber ich hatte für den Notfall die Absicherung sehr guter Freunde und meiner Familie.
Nichtsdestotrotz gab es lange Zeiten (Monate bis Jahre), in denen ich auschließlich von trockenem Reis oder Nudeln ernährt hab. Ich bin regelmäßig schwarz gefahren weil die Bahnpreise für Arme Menschen der blanke Hohn sind.
Ab mitte des Monats hat man schon Angst sein Kontostand abzufragen.
Auch habe ich Jahrelang das Menschunwürdige Hartz 4 System über mich ergehen lassen müssen.
Aber die große Masse unserer Mitbürger ist immer noch überzeugt, dass es sowas wie Armut in Deutschland nicht wirklich gibt. Die sollen sich nicht so anstellen und arbeiten gehen, denn wer arbeiten will findet auch einen Job.
Und dieses Denken ist stark verbreitet wie ich während meiner letzten Jahre als Angestellter feststellen musste.
Was Redaktionen besser machen könnten, hat die Autorin eigentlich schon gesagt. Die Betroffenen müssen öffentlichkeitswirksam Ihre Geschichten erzählen können. Ohne unnötige emotionalisierung.
Eine andere Idee wäre (aber ich glaub darauf würden sich die wenigsten Redaktionen einlassen) diskreditierende Berichte von anderen Medien kritisieren und mit den Stimmen der Betroffenen entkräften.
Wie die meisten schon vermuten meine ich vor allem die Hetzschriften der BILD.
„Wie also kann es der Journalismus schaffen, besser zu werden in der Berichterstattung über Armut und im Umgang mit Menschen, die davon erzählen können?
Diskreditierende Narrative und einfache Schlüsse“
Die Antwort könnte z.B lauten, dass die Journalistin nicht von „Armutsbetroffenen“ spricht, sondern von Armen und armen Menschen und nicht von „diskreditierenden Narrativen“ sondern von „Reportagen von oben herab“ ?
Vielen Dank für diesen Artikel!
Was gibt es denn besseres als Armut, um Menschen in gewissem Maße gefügig zu halten.
Für nicht arme Menschen ist es wie ein Damoklesschwert das über ihnen schwebt. „Wenn du nicht mitspelst dann kann es dich auch erwischen“.
Und Arme Menschen haben in der Regel weder die Kraft (Energie) noch die Zeit um sich irgendwie gegen Armut zu engagieren.
Ich selbst habe mehrere Jahre in beinahe Armut gelebt. Hört sich jetzt dumm an. Aber ich hatte für den Notfall die Absicherung sehr guter Freunde und meiner Familie.
Nichtsdestotrotz gab es lange Zeiten (Monate bis Jahre), in denen ich auschließlich von trockenem Reis oder Nudeln ernährt hab. Ich bin regelmäßig schwarz gefahren weil die Bahnpreise für Arme Menschen der blanke Hohn sind.
Ab mitte des Monats hat man schon Angst sein Kontostand abzufragen.
Auch habe ich Jahrelang das Menschunwürdige Hartz 4 System über mich ergehen lassen müssen.
Aber die große Masse unserer Mitbürger ist immer noch überzeugt, dass es sowas wie Armut in Deutschland nicht wirklich gibt. Die sollen sich nicht so anstellen und arbeiten gehen, denn wer arbeiten will findet auch einen Job.
Und dieses Denken ist stark verbreitet wie ich während meiner letzten Jahre als Angestellter feststellen musste.
Was Redaktionen besser machen könnten, hat die Autorin eigentlich schon gesagt. Die Betroffenen müssen öffentlichkeitswirksam Ihre Geschichten erzählen können. Ohne unnötige emotionalisierung.
Eine andere Idee wäre (aber ich glaub darauf würden sich die wenigsten Redaktionen einlassen) diskreditierende Berichte von anderen Medien kritisieren und mit den Stimmen der Betroffenen entkräften.
Wie die meisten schon vermuten meine ich vor allem die Hetzschriften der BILD.