Die Autorin
Lisa Kräher ist Redakteurin bei Übermedien. Sie hat bei der „Mittelbayerischen Zeitung“ volontiert und von 2013 an als freie Journalistin und Filmautorin gearbeitet, unter anderem für epd.
Ein beliebtes Genre bei Journalist:innen ist die Selbsterfahrung. Ob LSD-Trip, ein Tag als Pfleger auf der Intensivstation oder 30 Tage ohne Alkohol leben: Reporter:innen, von Berufs wegen neugierig und manchmal auch der Selbstdarstellung nicht abgeneigt, erzählen auf diese Weise gerne Geschichten.
So auch Autor und Radiomoderator Hendrik Schröder in der Kolumne „100 Sekunden Leben“, die kürzlich bei rbb Inforadio lief. Darin beschreibt Schröder, wie er bei einem Besuch im Friseursalon zum ersten Mal „bewusst“ (bisher hatte er es halt einfach nicht bemerkt) in seinem Leben erfahren habe, „wie sich Diskriminierung“ anfühlt. Also er, ein „weißer, großer, deutscher Cis-Mann mit Abitur“. Einer, der bei der Geburt mit Eigenschaften gesegnet wurde. Und dann auch noch Abi gemacht. Was für ein Glückspilz. Und nun das: „Rassismus im Friseursalon“, so lautet der schmissige Titel seiner Kolumne.
„100 Sekunden Leben“ ist eine tägliche Kolumne, in der wechselnde Autor:innen „mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben“ betrachten, heißt es auf der Seite des rbb. Und diesmal geht es eben um das angebliche Phänomen Rassismus gegen Weiße. Tatort: ein Salon in Berlin-Neukölln, an dem Schröder „zufällig“ vorbei kam. Weil die Matte mal wieder ab musste, trat er ein, und hatte sogleich die erste „Rassismus“-Erfahrung. Schröder grüßte „freundlich“, aber:
„Zwei der ungefähr zwölf allesamt arabisch sprechenden Männer in dem Laden grummelten ein Hallo.“
Gut, das hätte ihm wahrscheinlich in jedem anderen Laden in Berlin auch passieren können (und fragen Sie mich nicht, wie das mit der guten Laune in Franken so ist, Grummeln gehört hier zur Kultur), aber wenn arabische Männer allesamt „grummeln“, hat das offenbar eine andere Dimension.
Dann muss der arme Kerl erst mal warten. Eine DREIVIERTELSTUNDE, während „immer neue Männer in den Laden raus und rein wuselten“. Macht die Laden-Grenzen dicht!, will man da fast rufen. Schröder weiß vor lauter Typen gar nicht mehr, „wer Kunde war, wer Kumpel, wer da arbeitete“. Hilfe!
Lisa Kräher ist Redakteurin bei Übermedien. Sie hat bei der „Mittelbayerischen Zeitung“ volontiert und von 2013 an als freie Journalistin und Filmautorin gearbeitet, unter anderem für epd.
Der rbb-Autor kommt dann doch noch dran, wird aber von einem „Praktikanten oder Azubi oder wer das war“ frisiert, oha. Schröder hätte sich mit dem jungen Mann unterhalten, ihn vielleicht fragen können, wer er so ist und wie lang er da schon arbeitet. Aber davon erfahren wir nichts. Stattdessen, und das ist der eigentlich Irrsinn dieses Beitrags, beschreibt er die Ankunft eines Mannes, den er als Chef des Ladens vermutet, so:
„Ein Mann mit ausladenden Bewegungen, Goldschmuck und einer sehr lauten Stimme und großer Klappe kam herein und riss sofort alle Aufmerksamkeit an sich. Ok, dachte ich, der ist hier der Babo, der Chef, alle haben Respekt oder sogar Angst.“
Schröder schließt von Goldschmuck und großer Klappe auf einen „Babo“, damit ist wohl alles gesagt zum Thema Stereotypen. Der „Babo“ habe dann vor allen laut gesagt: „Ahh…bedient ihr jetzt auch Deutsche, so tief seid ihr gesunken“, woraufhin der ganze Laden gelacht hätte.
Ich nehme dem rbb-Autor ja ab, dass er sich in dieser Situation nicht wohl oder gar erniedrigt gefühlt hat. Es aber als „lupenreinen Rassismus“ zu bezeichnen, wie er dort im Frisörsalon behandelt wurde, und damit zu behaupten, er könne nachempfinden, welche Erfahrungen People Of Color in Deutschland machen, wie es ist, strukturelle Abwertung, Ausgrenzung und Unterdrückung aufgrund bestimmter Merkmale zu erleben – das ist einfach nur anmaßender Quatsch. Und es bedient sich rechter Argumentationsmuster.
Schröder schreibt, dass er sich den Retourspruch habe verkneifen müssen, weil er keine „aufs Maul“ bekommen wollte (was auch viel darüber aussagt, welche Gewaltbereitschaft er dem „Babo“ und den anderen Männern unterstellt.) Er muss dann noch 15 Euro (fünf Euro mehr, als auf der Tafel stand, was für ein Wucher!) zahlen und verlässt „gedemütigt“ den Salon mit einer Erkenntnis
„Mann, dachte ich, als ich wieder auf der Straße war – andere Leute, die nicht so aussehen wie ich, erleben sowas jeden Tag, jeden Tag. Rassismus ist echt mit die ekelhafteste aller verbalen Waffen.
Meine Erkenntnis nach diesem Beitrag: Hendrik Schröder hat eben genau nicht verstanden, was Rassismus ist und bedeutet. Und es gab offenbar niemanden in der Redaktion, dem das aufgefallen ist, bevor die Kolumne auf Sendung ging.
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Drehen wir’s mal um: Kommt ein Araber in einen deutschen Friseursalon, wird unfreundlich begrüßt, muss lange warten, während Deutsche bedient werden, kriegt ungefragt vom Azubi die Haare geschnitten und muss fünf Euro mehr bezahlen als angeschlagen. Zwischendurch kommt der Chef rein und brüllt: Bedient ihr jetzt schon Araber? – Der ganze Laden lacht.
Also wenn das so war, wie beschrieben, wovon ich mal ausgehe, ist das doch eine lupenreine Diskriminierungsgeschichte. „Babo“ hin oder her. Der gerechte Zorn der Autorin bleibt mir rätselhaft.
@Moritz: Auch wenn einmal von Diskriminierung die Rede ist, unterstellt der Autor Rassismus. Wenn das, was der weiße, große, deutsche Cis-Mann da erlebt haben will, etwas nicht war, dann Rassismus.
Was mich jedoch mehr verwundert als die Unfähigkeit des Autoren, Rassismus zu erkennen, ist anscheinend dessen Unfähigkeit Fragen zu stellen. Schon aus eigenem Interesse hätte ich gern gewusst, wie lange es wohl dauert, bis ich ohne Termin drankäme. Ich hätte auch gefragt, wieso der Preis 15 Euro beträgt, wenn auf der Tafel 10 Euro angeschrieben steht.
Es gäbe noch weitere Fragen, die er sich oder den „Arabern“ hätte stellen können. Vielleicht wollte er aber auch seine Kolumne nicht totrecherchieren.
#1
Rassismus ist ein Werkzeug zur Erhaltung und Verfestigung von Hierarchien. Rassismus kann nicht von unten nach oben funktionieren. Strukturell benachteiligte Menschengruppen können diese Hierarchie nicht umkehren. Schon gar nicht mit einem Spruch, durch eine Wartezeit oder einen erhöhten Preis.
Unmöglich!
Das heisst nicht, es kann nicht zu A****lochverhalten und maximal dämlichen Sprüchen gegen die Richtung der klassischen Hackordnung kommen. Nur ist das kein Rassismus. Das zu behaupten ist eine absurde Verharmlosung des tatsächlichen Problems.
@Ali Schwarzer: habe sehr geschmunzelt, danke dafür.
Allerdings verstehe auch ich zumindest nicht ganz, warum zumindest nicht die Aussage des einen Typen nicht rassistisch ist. Rest passt ja so weit, nur dieser eine Punkt verwirrt mich.
Ich finde den Witz vom „Babo“ klasse.
Ganz ehrlich. Und ich war schon lange nicht mehr bei einer deutschen Friseur*in. Sind oft die Späße nicht lustig.
Das Problem ist doch auch, dass es konkurrierende Definitionen von „Rassismus“ gibt. Dass Herr Schröder keinen strukturellen Rassismus erlebt hat, ist völlig klar. Die Vorstellung, dass „Rassismus“ ausschließlich strukturellen Rassismus meinen darf, wird doch schon dadurch ad absurdum geführt, dass ständig von „strukturellem Rassismus“ die Rede ist, was ja dann ein weißer Schimmel, also ein Pleonasmus wäre. Diejenigen, die diesen Ausdruck verwenden, sind sich also insgeheim sehr wohl darüber im Klaren, dass die von ihnen angestrebte und in manchen (vielen?) Diskursen auch bereits verbindliche Bedeutungsverengung des Wortes „Rassismus“ erklärungsbedürftig ist und das Strukturelle dem Wort „Rassismus“ offenbar doch nicht innewohnt. Dass der Begriff in breiten Bevölkerungsschichten nicht in der verengten Definition verwendet wird, ist Tatsache. Ist diese Verwendung deswegen falsch?
Die Kolumne des Herrn Schröder erzeugt bei ein doppeltes Unbehagen. Einerseits, weil ich mich ähnlich unwohl gefühlt hätte, andererseits, weil Kolumne dann doch einfach „cringe“ ist…
@Frank Gemein
Ich will hier keineswegs den von der Autorin kritisierten Journalisten verteidigen, aber ich denke mit diesem Rassismusbegriff lässt man eine relevante Leerstelle, die nicht einfach mit den Begriffen „A***verhalten“ oder „dämlich“ gefüllt werden kann und die es durchaus wert ist, benannt und problematisiert zu werden:
– wenn ein (marginalisierter) Schwarzer in den USA vor dem Hintergrund von Covid eine (der Mittelschicht angehörende) Asiat*innen zusammenschlägt.
– wenn wie in seit der Unabhängigkeit Ruanda geschehen, die traditionell marginalisierte Gruppe in ihrer Rebellion gegen die traditionell herrschende Gruppe ihrerseits erfolgreich mit entmenschlichter Rhetorik zu Vertreibung und Völkermord aufpeitscht, ist das dann wirklich nur A***verhalten?
– Es mag geboten sein, es nicht als „Rassismus“ zu bezeichnen, wenn z.B. Eltern mit türkischem Hintergrund (und oft eher konservativ als religiös) ihre Kinder verstoßen, wenn die einen nicht-türkischen Partner haben oder (gemäß Eigenzuschreibung) türkische Schülerinnen ihre Mitschülerin mit türkischem Hintergrund darauf einschwören wollen doch keine Freundschaft mit Nicht-Türkinnen zu haben. Es ist aber eben durchaus problematisch.
Nebenbei hat die häufige Praxis marginalsierten Menschen gewissermaßen Narrenfreiheit zu gewähren, ihrerseits entmenschlichende Züge, setzt sie sie doch auf die Stufe von Kindern, deren Haltung nicht ernst genommen werden muss, weil sie anscheinend keine Konsequenzen hat.
Wenn man ohne Termin nicht vor den Leuten mit Termin bedient wird, ist das keine Diskriminierung, sondern normal.
Und Rassismus ist nach Memmi:
„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“
Privilegien _oder_ Aggressionen. Ob ein Spruch in einem Friseurgeschäft allerdings schon als „Aggression“ gilt, sei mal dahingestellt.
Der Autor des Artikels kommt einem etwas wie eine Mimose ohne Lebenserfahrung vor. Dass er Rassismus beklagt ist Quatsch. Wenn ich in einen Baklava Backshop gehe und nach 15 min aufgrund irgendwelcher Faktoren nicht bedient werde, so wie es mir nicht erst einmal passiert ist, dann mache ich das Gleiche wie in einem als kulturell deutsch gelesenen Laden, ich frage, ob ich noch bedient werde und wenn keine zufriedenstellende Antwort kommt, dann gehe ich einfach und komme nicht wieder. Wenn jede mangelhafte Serviceleistung als Rassismus beklagt werden darf, dann wäre Deutschland eine Rassistenwüste und keine Servicewüste.
Ich selber gehe immer mal wieder gerne mit Termin zum Barbier und werde nur noch vom arabischen Chef rasiert, seit ich ihm das Wort „seriös“ beigebracht habe. Seitdem nennt er mich immer Herr Seriös und wir können beide herzlich darüber lachen, weil er mir beigebracht hat, dass man im arabischen seriös nur für Dinge verwendet und nicht für Menschen.
Aber
„einfach nur anmaßender Quatsch. Und es bedient sich rechter Argumentationsmuster“
Ist es nun Quatsch oder bedient es sich rechter Argumente? Welche Argumente sind das denn genau? Rassismus relativieren, indem man Rassismus gegen Weiße beklagt?
Die Nennung fehlt. Oder sind rechte Argumente generell Quatsch, sodass man sie nicht ausführen braucht? Gewährt man den Rechten denn dann nicht wieder einen Nimbus der Überlegenheit, wenn man ihren Argumenten nicht mehr zu entgegen weiß, als das sie Quatsch seien? Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Wurzel, auf die diese Herleitung zielt, noch freigelegt und ans Licht gebracht wird. Wenn wir woken Menschen es immer besser wissen wollen, müssen wir auch ausführen, warum, denn sonst erschweren wir anderen die Chance es nachzuvollziehen und bieten unnötige Angriffsfläche.
Ich bitte gerne um eine Erwiderung.
Schönen Tag noch allerseits
#7:
„Ist es nun Quatsch oder bedient es sich rechter Argumente? Welche Argumente sind das denn genau?“
Warum sollte das eine das andere ausschliessen?
„Argumentationsmuster“ und „Argumente“ sind zudem nicht exakt dasselbe. Als Muster würde ich hier, bspw. und u.a. natürlich nur, die typische Selbstviktimisierung rechter Kreise sehen, mit der ernsthafte strukturelle Benachteiligung relativiert werden soll.
»Journalismus ist nicht, wenn man seine eigenen Befindlichkeiten für Nachrichten hält. Für sowas gibt es die Mutti und Tagebücher.« (Wolf Lotter)
Überhaupt scheint in der deutschen Kolumnistik mancherorts die Manier überhandzunehmen, läppische Petitessen aus dem persönlichen Erlebnisbereich für so mitteilenswert zu halten, um die zu sog. “Kolumnen“ aufzublasen welche sich dann wie Erlebnis-Schulaufsätze oder Tagebuch-Prosa darstellen. Dem Rest der Welt aber erwächst aus der Zurkenntnisbringung derlei unerheblicher Privaterlebnisse eines Kolumnisten weder Erkenntnis- noch Lesegewinn.
Beide haben unrecht. Die Schreiberin und der so kritisierte. Es ist auffällig, dass sich gerade weiße Personen oft um eine Theorie anderer auf wahrheitsgehalt zu prüfen, an eigene Erfahrungen halten. Tritt dann so eine Erfahrung genau 1x auf, werten sie das als Bestätigung und sind plötzlich in der Lage, sich in die andere Welt „einzufühlen“. Die Erfahrung ist so mächtig, dass Sie sich weiterer Nachforschung zu dem Thema entziehen und denken, das war´s jetzt kenne ich mich aus! Hier geht der Mann 1x zum Frsieur und hat 1x so eine Erfahrung. Das ist genau das Problem. 1x!! Und daher ist seine Erfahrung für eine Rassimusdefinition wertlos. weil er 99x zum Friseur geht und so eine Erfahrung nicht macht. Das ist schon der kardinal Unterschied. Andrerseits finde ich die reflexartige Abwehr der Autorin auch nicht richtig, weil sie auch stereotype bedient, Probleme die auch da sind etwas lapidar abwertet. Nur weil das vielleicht kein Rassimus ist, zeigt das aber etwas ganz deutlich, das hier eine Parallelgesellschaft existiert die kein Problem damit hat, sich offen aggressiv gegen die Menschen hier abzugrenzen! Ich finde den Vorfall nicht harmlos, er zeigt, dass es bereits eine Lagerbildung gibt, die natürlich dafür sorgt, dass auch weiße Menschen Ressentiments bestätigt sehen,wenn man ihnen in so einer weise begegnet! Nur weil sich das an dem falschen Begriff Rassismus entzündet, müsste die Debatte eigentlich weiter gehen, was das dann genau ist? Und hier erschöpft sich die Diskussion leider, nur im widerlegen des Rassismusbegriffs! Das empfinde ich als langweilig und überholt. Wir haben riesige Probleme mit Paralellgesellschaften! Wenn uns das zeigt, das auch von der anderen Seite immer weniger gewünscht ist ein normales selbstevserständliches Zusammenleben zu erhalten, wird das die Kluft verstärken. Man kann keine Gesellschaft befrieden, wenn nicht beide Seiten ihren Einsatz deutlich machen. Hier müsste die Debatte weitergehen und sich nicht darin erschöpfen, dass man den Rassimusbegriff widerlegt bzw. für unangebracht hält.
@ Frank Gemein
? okay ich tippe mal dass die Nummern sich je nach Freischaltung ändern, eine Antwort auf meinen Kommentar ist das jedenfalls nicht…
@Eisapfel:
Wo befinden sich den überall Parallelgesellschaften? Oder, um das ganze noch weiter zu präzisieren, wo befindet sich denn die Ursrungsgesellschaft?
Sind es diese schrägen Kubitschek-artigen Großfamilien Idyllen, wo ein Haufen Rechtsradikale mit Anhang ein Deutschland Cosplay Zirkus initiieren?
Welche Probleme haben wir denn mit Parallelgesellschaften, die nicht auch mit dem sozialem Status und demografischer Zusammensetzung von Bevölkerungteilen korrespondieren würde?
Es reichen doch mittlerweile maximal 2 Jahrzehnte Altersunterschied um garantiert in einem Paralleluniversum zu landen.
Nehmen wir bspw. die Apologeten der „Leitkultur“ Debatte(n). Ich möchte wetten, dass 90% der < 30% das "cringe" fnden und so gar nicht "relaten" können.
( oh gott, ist sicher auch schon wieder total out ).
@MaryLou:
Ja, das Phänomen kannte ich hier noch nicht. Aber das Zitat in meinem Kommentar dürfte eindeutig sein.
Ich habe übrigens nicht behauptet, es handelt sich grundsätzlich nur um A***lochverhalten, wenn Menschen andere Menschen wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit drangsalieren. Es bringt nur auch gar nichts, das unter Rassismus zu subsummieren, wenn die dazu notwendigen Strukturen fehlen.
Nehmen wir eins Ihrer Beispiele, Ruanda. In Wirklichkeit gibt und gab es in Ruanda keine 2 Ethnien, sondern es handelte sich bei den Bevölkerungsgruppen der Tutsi und Hutu (und Twa) um Klassen ein und derselben Bevölkerung. Den Rassismus brachten damals zunächst die Deutschen, dann die Belgier als Kolonialherren ins Land. Divide et impere. Außerdem war der Rassismus in Europa zu der Zeit ungeheuer en vogue.
Der Rassismus wurde also dort eingepflanzt, um letztlich die Vorherrschaft der Weissen zu stärken.
Würden Sie die langen Konflikte in Nordirland nach dem Bloody Sunday als Rassismus bezeichnen? Macht es das irgendwie besser, dass man es nicht kann?
Ich finde, es braucht eine strukturierte Betrachtung des Themas Rassismus und es bringt da nichts, jedes Gräuel, nur weil es äußere Merkmale des Rassismus aufweist, da mit einzurechnen.
Der Rassismus ist immer auch ein strukturelles Problem und sein Existenzgrund sind sowohl die Rechtfertigung für-, als auch die Verfestigung von Benachteiligung und Unterdrückung.
Nehmen wir ein Extrembeispiel:
Wenn im Südafrika der Apartheid ein Schwarzer einen weissen Polizisten, aus Hass gegen die Weißen, ermordet hat, war das dann Rassismus?
Das ist natürlich bewußt ein sehr drastisches Beispiel. Wir leben immer noch in einer rassistischen Welt und gerade heute ziehen dunkle Wolken am Himmel auf. Zigtausende ertrinken im Mittelmeer und der Klimawandel wird vor allem erst einmal die töten, die wenig damit zu tun haben, dass es ihn gibt.
Zeitgleich werden die Stimmen lauter, die sinngemäß sagen: Bei uns wird es schon nicht so schlimm werden, Grenzen dicht und durch. Wir können ja nicht unsere Wirtschaft opfern.
Die Fähigkeit, so denken zu können, verdanken wir einem internalisierten Rassismus. Von klein auf. Würden wir die Menschen der südlichen Halbkugel tatsächlich als gleichwertige Menschen betrachten, liesse uns unser Gewissen nicht mehr schlafen.
@frank gemein soll ich jetzt für sie ihre augen öffnen? Und sie in die nogo viertel der einzelnen städte tragen? Machen sie sich doch selbst die arbeit und nicht auf ihrem Vorurteil bequem, das jede form von kritik nur die richtung aus rechts kennt! Diese form von totschlagargument setzt langsam moos an!
Wir haben überall Probleme, in den schulen auf den strassen, in brennpunktvierteln und welche die es nur deshalb werden, weil bestimmte Wohngebiete nicht mehr durchmischt sind. Ich finde es aber müßig darüber hier zu diskutieren, denn es ging um etwas ganz anderes im Artikel! Jetzt wieder einen begriff da herauszuziehen um die ganze Diskussion wegzulenken ist so ein typischer move der foristen! Ich denke ich habe mir im ausgangskommentar viel mühe gegeben zu erklären um was es mir geht. Wenn die das jetzt absichtlich falsvh verstehen, ist das nicht mein Problem
@Eisapfel:
Soll das Satire sein oder wollen Sie zwingend ein Klischee erfüllen?
Den überwiegenden Teil meines Lebens in Deutschland habe ich in Stadtteilen verbracht, die Sie so en passant „Problemviertel“ nennen wollen.
Auf gut neudeutsch:
Bullshit!