Olympische Spiele

Sprinterin Rebekka Haase: „Wir wollen nicht auf unsere Körper reduziert werden“

Am 23. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Tokio. Endlich wieder Berichte über sportliche Rekorde, unglaubliche menschliche Leistungen und jede Menge Medaillen. Aber Medaillen haben bekanntlich auch eine Kehrseite: eine wunderschöne, knackige und wohlgeformte Kehrseite.

Ach, nein. Entschuldigung. So werden ja die Kehrseiten der Athletinnen immer wieder beschrieben. Das Medien-Geschäft mit Popo-Artikeln und -Bildchen über Sportlerinnen läuft ziemlich rund. Online finden sich jede Menge Top-10-Listen, in denen die heißesten Hinterteile im weiblichen Sportuniversum säuberlich sortiert sind. Auch für Busen-Liebhabende ist was dabei, oder für jene, die von gespreizten Beinen nicht genug bekommen können.

Über Sportlerinnen und ihre Leistungen berichten, was doch so nahe läge? Für manche Medien offenbar zu langweilig. Insgesamt gibt es eine erhebliche Schieflage zwischen Berichten über Männer und Frauen im Sport.

Aktuelle DOSB-Kampagne „Show Us Equal“ Foto: DOSB

Spitzensportlerinnen ärgert das; Athletinnen wie die Kunstturnerin Elisabeth Seitz, die Leichtathletin Rebekka Haase oder die Sportschützin Nadine Messerschmidt. Alle haben sich für die Spiele in Tokio qualifiziert. Wir haben mit ihnen über die mediale Darstellung von Sportlerinnen gesprochen; auch anlässlich der neuen Social-Media-Kampagne, mit der sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gerade erstmals an Medien wendet. Sie heißt: „#ShowUsEqual – für Gleichstellung in den (Sport-)Medien“.

Knapp 90 Prozent Berichte über Männer

Bei den männlichen Athleten scheint es eigenartigerweise ganz gut zu funktionieren, fast ausschließlich über ihre sportlichen Leistungen zu berichten. Hodenblitzer oder Bodies, die in Poritzen gerutscht sind, sieht man hier selten. Dabei wird über männliche Sportler bevorzugt berichtet.

Die Soziologin Ilse Hartmann-Tews hat untersucht, dass der Anteil an Berichten über Sportlerinnen in der Tagespresse bei gerade mal zehn bis zwölf Prozent liegt. Selbst wenn sie erfolgreich sind, werde anders über sie berichtet: mit kleineren Fotos und seltener in sportlicher Aktion. „Medien perpetuieren dadurch die Sichtweise: Sport von Frauen ist weniger sportlich, weniger interessant, weniger relevant“, sagte Hartmann-Tews 2019 im Interview mit dem „Spiegel“. Und bei der Vermarktung gelte häufig: Sex sells.

Bei „Bild“ natürlich auch. Gerade erst interessierte sich das Blatt dafür, wie viel Sex es so im Olympischen Dorf gibt und hat dazu die frühere Weitspringerin Susen Tiedtke befragt. Bebildert ist das Interview natürlich mit einem Foto von Tiedtkes Rückansicht.

Was „Bild“ interessiert Screenshot: Bild.de

„Bild“ hat dann auch noch mal Tiedtkes wichtigste Titel aufgezählt:

„Sie wurden zur ‚Miss Leichtathletik‘, ‚Miss Olympia‘, ‚Miss Po‘ und zur ‚Schönsten Sportlerin‘ gewählt. Ist man da im Dorf ein Sex-Objekt?“

Beispiele für solcherlei Berichte über Sportlerinnen gibt es zuhauf. „Bunte“ staunt über die Figur einer Tennisspielerin im „hautengen Einteiler“ und bringt ein ganzes Video dazu. „Heiß und sportlich“ präsentiert der Schweizer „Blick“ die „15 schönsten Sportlerinnen“; beim Jugendmagazin „Bravo“ sind es die „heißesten Sportlerinnen der Welt“, natürlich als Klickstrecke. Und RTL zeigt die „sexy Sport-Ladies“, die auf Instagram „tiefe Einblicke“ geben.

So sieht die „Welt“ Gewichtheberin Julia Rohde. Screenshot: Welt

Auch die olympischen Spiele boten in der Vergangenheit schon, naja, Anlass: Über die „schönen Seiten des Hürdensprints“, berichtete der „Stern“ 2012, weil sich eine Sportlerin „so erotisch aufgewärmt“ hat. Im selben Jahr stellte die „Welt“ verblüfft fest: „Ja, auch Gewichtheberinnen können hübsch sein“ – und dokumentierte das mit einem orgiastisch anmutenden Foto.

Sport1 im Interview mit der „Leichtathletik-Queen“ Screenshot: Sport1

Noch ein Beispiel: Das Portal „Busted Coverage“ hat 2017 die deutsche Sprinterin Alica Schmidt, die sich ebenfalls für Tokio qualifiziert hat, zur „heißesten Athletin der Welt“ gekürt. Sport1 hat dieses wichtige Detail neulich im Begleittext zu einem Interview mit Schmidt aufgegriffen – und dass sie 1,7 Millionen Follower auf Instagram habe. Am Ende des Interviews über ihren Sport, Doping, Pollenallergie will Sport1 dann wissen:

„Wie sehr stört es Sie, wenn bei Wettkämpfen erwähnt wird, wie viele Follower sie haben? Sie wollen doch in diesen Momenten bestimmt nur als Athletin wahrgenommen werden.“

Ja, das könnte vielleicht sein. Sie höre „gar nicht mehr hin“, sagt Schmidt. Zuvor wollte Sport1 noch wissen, wie schwer sei, damit umzugehen, dass „man ihr eine Liaison angedichtet hat“. Nun ja, Sport1 – es hilft vermutlich nicht, dass sie nun erneut darauf angesprochen wird.

Fotografen mit Fokus auf Hintern

Steht bei den Männern fast immer die Leistung im Vordergrund, geht es bei Athletinnen oft um Äußerlichkeiten. Und Insta-Fotos auf die eigenen Seiten zu packen oder darauf zu hoffen, dass Oberteile verrutschen, genügt manchen Redaktionen offenbar nicht. Nach der Erfahrung der Sportlerinnen legen es Fotografen auch auf bestimmte Fotos geradezu an.

Rebekka Haase bei den Hallenmeisterschaften, 2019 Foto: Imago / Beautiful Sports

„Fotografen positionieren sich beim Weitsprung direkt vor der Grube, um auf gespreizte Beine beim Sprung zu warten und dann abzudrücken“, sagt Rebekka Haase. „Bei Männern machen sie das kaum.“ Sie stünden meistens auch nicht hinter dem Startblock, wenn die Männer sich bücken. „Bei uns schon! Und natürlich kann man dann, aufgrund der Position, unseren Po gut sehen.“ Haase ärgern solche Kameramänner und Fotografen, „die nicht die ausschließliche Sportberichterstattung im Kopf haben“. Eines dieser Fotos mit Po-Blick findet sich auch im Sport1-Interview mit Alica Schmidt.

Auch Frauen, die in anderen Sportarten aktiv sind, kennen das. Die Kunstturnerin Elisabeth Seitz sagt: „Es ist einfach nicht schön, wenn Fotos von mir oder von anderen Sportlerinnen aus Positionen gemacht werden, die Blicke erlauben, die man nicht möchte.“ Und nicht nur Fotos stören sie: „Auch der Sprachgebrauch vieler Moderatoren und Kommentatoren sollte sich der Zeit anpassen. Der Sport und die sportliche Leistung müssen im Vordergrund stehen, nicht das Aussehen oder die Bekleidung.“

Eine kleine Revolution

Kunstturnerin Elisabeth Seitz bei der WM 2019 Foto: Imago / Michael Weber

Elisabeth Seitz möchte selbst bestimmen, wie viel Haut sie zeigt und worin sie sich am wohlsten fühlt. Bis vor Kurzem war ein knapper Body, auch Leotard genannt, Pflicht im weiblichen Kunstturnen, im Regelwerk so festgeschrieben. Seitz entschloss sich mit Kolleginnen, sich von dem ultrakurzen Kleidungsstück abzuwenden – und sorgte für eine kleine Revolution.

Seitz hat einen Ganzkörper-Turnanzug entwickelt, den Unitard, der mehr Haut bedeckt. Sie wird ihn auch bei den Olympischen Spielen tragen. Kurz nachdem Norwegens Beachhandballerinnen bei der EM in Bulgarien aus Protest statt knapper Bikinihosen längere Shorts getragen hatten – und die Disziplinarkommission der Europäischen Handballföderation (EHF) daraufhin eine Strafe in Höhe von 1500 Euro gegen die Sportlerinnen verhängte – wegen „unangemessener Bekleidung“.

Kunstturnerinnen, Leichtathletinnen oder Beachvolleyballerinnen werden oft auf ihre schlanken Körper reduziert. Dass sie gut aussehen in spärlicher Bekleidung: nicht verwunderlich. „Meine Kolleginnen und ich haben ja auch hart für diese Körper trainiert“, sagt Rebekka Haase. „Und natürlich zeigen wir sie dann auch gerne, weil wir stolz sind. Aber zu unseren Bedingungen. Und nicht, weil wir darauf reduziert werden wollen.“ Doch enge Bikinihosen oder knappe Oberteile werden von einigen Medien nicht als Arbeitskleidung wahrgenommen, sondern als Einladung, das Äußere zu thematisieren.

Sportschützin Nadine Messerschmidt in Aktion Foto: Privat

Frauen in immer noch männlich konnotierten Sportarten, die per se kräftigere Körpertypen erfordern oder einfach mehr Kleidung, finden sich dagegen seltener so dargestellt: Diskuswerferinnen, Fußballerinnen oder Gewichtheberinnen zum Beispiel. Die Sportschützin Nadine Messerschmidt, die dieses Jahr ebenfalls nach Tokio fährt, kennt das. Ihre Arbeitskleidung: mindestens knielange Shorts und eine sogenannte Schießweste. Da gibt es einfach nicht genügend Haut zum Ablichten.

„Ich habe mich bisher durch Medien nicht sexualisiert gefühlt, aber unterrepräsentiert“, sagt Messerschmidt deshalb auch. „Wir haben lange Sachen an und eine Sportwaffe in der Hand; da muss ja dann über die Leistung berichtet werden – genau wie bei den Männern!“ Die Berichte sind meistens sachlicher, aber oft auch kürzer. Oder es wird ganz auf sie verzichtet.

Selbstbestimmung – nicht nur bei der Kleiderwahl

Nun werden manche sagen: Aber es gibt doch auch Sportlerinnen, die sich halbnackt bei Insta zeigen! Das stimmt. Aber das heißt ja nichts. Es geht um Selbstbestimmung – nicht nur bei der Kleiderwahl. Rebekka Haase ärgert sich, dass sie von Journalist*innen Sätze hört wie: „Eine Sportlerin, die sich in knapper Kleidung wohler fühlt und sich in ihr präsentiert, ist selbst schuld an ihrer Sexualisierung durch die Medien!“ oder: „Sie präsentiert sich ja selbst so auf Instagram, also muss sie sich auch nicht aufregen!“

Haase sagt: „Das regt mich aber auf! Nur weil ich mich bei Instagram in einem Bikini zeige, gibt das den Medien nicht das Recht, immer Bilder in möglichst unangenehmen, ungewollt freizügigen Situationen zu machen. Ich überlege mir doch bei Instagram ganz genau, was ich wie poste. Und da habe ich mir das Bild ausgesucht.“

Um Selbstbestimmung geht es auch, wenn in diese Diskussion der neue „Playboy“ ploppt. Gerade ist die „Olympia Edition“ erschienen, darin zeigen sich drei Sportlerinnen: Schwimmerin Marie Pietruschka, Stabhochspringerin Lisa Ryzih und Fechterin Alexandra Ndolo. Es sind ästhetische, aber natürlich fast nackte Aufnahmen der Sportlerinnen, die wiederum von anderen Medien aufgegriffen werden.

Marie Pietruschka sagt im Interview mit dem „Playboy“, sie stelle sich auf „den ein oder anderen spitzen Kommentar“ zu den Bildern ein. „Doch als Sportlerin lernt man, mit diesen Situationen umzugehen.“ Es klingt fast resigniert. Lisa Ryzih – seit Kurzem Doktorin der Psychologie – sagt, es sei für sie „relativ natürlich, mich frei zu zeigen“. Und vor allem: Die Fotos im „Playboy“ seien ihre „persönliche bewusste Entscheidung“.

Auch ein „Playboy“-Shooting ist eben keine Freikarte, eine Sportlerin ungewollt freizügig abzulichten. Oder sie permanent zu sexualisieren. Überhaupt darf Freizügigkeit nie als Anlass für Sexualisierung fehlinterpretiert werden.

Laut einer aktuellen Umfrage des SWR unter 719 Spitzensportlerinnen verdienen 41 Prozent von ihnen weniger als 10.000 Euro pro Jahr, was vor allem daran liegt, dass sie in Medien unterrepräsentiert sind. Unter den 50 bestbezahlten Sportler*innen der Welt finden sich gerade einmal zwei Frauen. Die meisten sind auf Sponsoren angewiesen, die es aber natürlich darauf absehen, dass die Sportlerinnen, die sie vermarkten, auch in Medien vorkommen.

DOSB-Kampagne: „#ShowUsEqual“

Angesichts der immer noch ungleichen journalistischen Abdeckung von Sportlerinnen und Sportlern will der DOSB deshalb nun zu den Olympischen Spielen mit „#ShowUsEqual“ ein Zeichen setzen. In einem Offenen Brief an die Medien heißt es:

„Ungeachtet der Leistungen von Sportlerinnen werden die Inhalte von (Sport-)Medien immer noch vom Männersport dominiert. (…) Diese Benachteiligung hat weitreichende Folgen: eine geringere Wertschätzung der Athletinnen und ihrer Leistungen in der Öffentlichkeit, damit verbunden geringere Einnahmen durch Sponsoring und Werbung. Nicht zuletzt mangelt es an weiblichen Vorbildern für junge Frauen und Mädchen im Sport.“

Es geht darum, die Athletinnen sichtbarer zu machen. Der DOSB fordert, eine „ausgewogene und gleichwertige Sportberichterstattung“ zu gewährleisten, „ohne stereotype und diskriminierende Darstellungen von Sportlerinnen in Wort und Bild“. Diese Bitte bezieht sich allerdings nicht ausschließlich auf die Olympischen Spiele, bei denen noch vergleichsweise wenig sexualisiert über Sportlerinnen berichtet wird. Sie zielt auf den gesamten journalistischen Umgang mit Athletinnen.

Bisher erhält der Offene Brief des DOSB wenig Resonanz. Die Angesprochenen selbst, die Medien, scheinen sich dafür nicht so zu interessieren. Berichte über die Aktion gibt es bis dato kaum. Und das Thema ist nicht gerade neu. Bereits 2019, beim DOSB-Kongress „Augenhöhe statt Brustumfang“, ging es um die Berichterstattung über Athletinnen. Auch hier stand die mediale Sexualisierung und Unterrepräsentation im Vordergrund.

Immerhin: In den vergangenen Monaten haben Medien, auch unabhängig von der DOSB-Kampagne, das Thema Sexismus im Sport aufgegriffen und darüber berichtet. Was auch daran liegt, dass sich Sportlerinnen wie Rebekka Haase und ihre Kolleginnen entschieden dazu äußern. Sie verschaffen sich und der Sache Gehör. Ein kleiner Fortschritt.

Außerdem nehmen dieses Jahr genauso viele deutsche Athletinnen wie Athleten an den Olympischen Spielen teil. Das ist neu. Auch die Fahnen in der Eröffnungszeremonie werden als Novum in Tokio von einem Mann und einer Frau getragen. Was vor allem symbolischen Charakter hat.

Insgesamt ist immer noch viel zu tun: „Es ist allerdings nicht die Aufgabe der Athletinnen, die Medien zu erziehen“, sagt Rebekka Haase. Das müssten die schon untereinander machen. „Ich wünsche mir, dass Journalist*innen sich auch mal gegenseitig auf die Finger schauen und sagen, dass bestimmte Fotos einfach nicht veröffentlicht werden sollten.“

13 Kommentare

  1. Ist das – ähnlich der Pressekonferenzen – vertragliche Pflicht der Sportler*innen sich während der Wettkämpfe aus allen Winkeln ablichten zu lassen und keine Rechte an den Bildern zu haben? Vermutlich leider eine rhetorische Frage.

    Ansonsten: interessanter Artikel und sehr unterhaltsamer Stil, danke!

  2. #1 Ich bin kein Jurist, aber da es öffentliche Veranstaltungen sind und sie als Sportlerinnen Personen des öffentlichen Interesses gibt es denke ich an dich keine feste rechtliche Handhabe.
    Hinzu komme das die Frauen (so wie ich es hier als Mann verstanden habe) den Sport an erster Stelle sehen und stellen. Sie tragen die für sie bequemste Kleidung (bequem kann auch heißen sich nicht jeden Zentimeter Hat begaffen zu lassen, aber halt auch eine sehr kurze Hose für Hürdenläuferinnen z.B.) und die für sie effektivsten Bewegungen. Diese unterzuordnen um sich nicht mehr so den Medien gegenüber zu exponieren ist auf verschiedene Weise auch realitätsfern und entwürdigend.

    Ich denke das hier Organisatorinnen und Organisatoren von Veranstaltungen in der Pflicht sehen müssen, z.B. mit verpflichtenden Erklärungen von Medienvertreterinnen zu der sexualisierten Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern, oder ggf. sogar die Entfernung der Fotografierenden aus den prekärsten Positionen (hinter dem Startblock, direkt an der Sprunggrube wie im Artikel beschrieben z.B.)

    Vielleicht können sich hier auch männliche Athleten solidarisieren. Mehr Haut zeigen (wenn sie sich damit wohl fühlen) und in diesem Kontext Doppelstandards aufdecken oder Körper normalisieren anstatt sie zu sexualisieren im öffentlichen Kontext.

    Ich bin hier aber weder betroffen noch Experte auf diesem Gebiet. Vielleicht fragen wir die Sportlerinnen und Funktionärinnen auch einfach öfter nach ihren Meinungen und Wünschen. Dialog ist da sicher auch ein Weg in die richtige Richtung.
    Entschuldige wenn meine Antwort den Rahmen Ihrer Frage mehr oder weniger gesprengt hat.

  3. Ich stimme voll zu, es ging mir insbesondere um

    „(hinter dem Startblock, direkt an der Sprunggrube wie im Artikel beschrieben z.B.)“

    Das hat ja schon fast was von Upskirting den gespreizten Schritt treffen zu wollen.

  4. Wie immer: Was der Markt verlangt, das wird es geben. Wenn die Klickrate bei Busenblitzern von Sportlerinnen größer ist, als bei sportlichen Leistungen von Sportlerinnen … Genau.

    In den USA beobachtet man gerade ein ganz neues Phänomen: Die Leidensgrenze wurde erreicht, also konkret bei Fastfoodmitarbeitern, die kollektiv kündigen und deren ehemalige Arbeitgeber nun die Konditionen anpassen müssen, damit da überhaupt noch wer arbeiten will.
    Das halte ich für ein durchaus übertragbares Konzept.

    Wenn die deutsche Herren Fußballnationalmannschaft sich kollektiv geweigert hätte, in München ohne Regenbogenbeleuchtung zu spielen …

    Der König Kapitalismus wird immer wieder Wege finden, seine Bauern gegeneinander auszuspielen, mit der Verlustangst oder direkter Androhung von Repressalien. Dank Internet stehen uns mehr Tools denn je zur Vernetzung zur Verfügung.

  5. @2: Es sind ja bezüglich der Kleidung vielfach weniger pragmatische Gründe als Vorgaben der Verbände – Beispiel Beachhandballerinnen aus dem Text: Das Bikini-Unterteil ist ja nicht praktischer als die Radlershorts. Und Tennis- und Hockeyspielerinnen tragen Röcke ja aufgrund der Regularien, nicht weil es irgendwie praktischer wäre als Hosen.

    Eine Nachfrage: „[…] verdienen 41 Prozent von ihnen weniger als 10.000 Euro pro Jahr […]“ – als Jahresgehalt insgesamt oder als durch den Sport erwirtschaftetes Gehalt, zu dem dann ggf. noch weitere Einkünfte kommen können?

  6. #5 Stimmt. Das kam in meinem Kommentar nicht gut raus. Da haben Sie völlig Recht. Diese Regularien gehen einfach gegen das individuelle Selbstbestimmungsrecht und haben keinen praktisch zwingenden Grund.

  7. @5: „ Die meisten Teilnehmerinnen sind auf internationalem Niveau unterwegs – trotzdem haben nur 43% von ihnen den Sport als Haupteinnahmequelle angegeben. Insgesamt haben 41% der Teilnehmerinnen ein jährliches Bruttoeinkommen von weniger als 10.000 Euro. Lediglich 22% verdienen jährlich bis zu 30.000 Euro, 29% ließen die Frage unbeantwortet. Bei der Angabe des Einkommens, sollten Einnahmen aus Werbung, Sponsoring und Preisgeldern eingerechnet werden.“

    https://www.swr.de/sport/frauen-im-sport/swr-umfrageergebnisse-spitzensportlerinnen-im-schatten-der-maenner-100.html

  8. @7: Danke. Wenn ich es richtig verstehe (so ganz eindeutig formuliert ist es meiner Meinung nach auch beim SWR nicht), sind es also 10.000,- aus der Haupteinnahmequelle Sport. In der Studie sind ja noch so einige andere krasse Dinge zu finden.

  9. @ #8: Sehr gut, danke für den Link! Der Zoom auf die Bierbäuche gefällt mir am besten. Wahrscheinlich weil ich mich damit identifizieren kann.

    Vielleicht noch interessant… Thema „Zweitverwertung“ und Stilblüten(?!), wobei da anscheinend auch viele Selfies und Selbstinszenierungen bei sind: http://www.reddit.com/r/ohlympics

    Ob die SportlerInnen … moment … die Sportlerinnen davon wohl wissen?

  10. Ich als vollständig Uninteressierter hinsichtlich Sport im Fernsehen, bin wirklich geschockt, wie Sportlerinnen von der Öffentlichkeit behandelt werden. (Achtung, jetzt kommt ein Schimpfwort, das sich in diesem Fall leider nicht umschreiben lässt:) Es gibt offenbar so viele Arschlöcher auf dieser Welt, die keinerlei ethische Prinzipien kennen, wenn sie auch nur den geringsten persönlichen Vorteil daraus ziehen können. Es ist niederschmetternd. (Sorry, das musste ich so schreiben).

    Zum Thema haben sich ja schon einige hier geäußert. Stimme zu, will aber nicht alles wiederholen.

    Allerdings muss ich beim Lesen von „DOSB“, „Olympische Spiele“ und „IOC“ meinen Puls aktiv kontrollieren. Diese von Korruption zerfressenen, von arroganten alten, viel zu reichen Männern geführten Organisationen, die nur noch existieren, weil der Staat nicht konsequent durchgreift. Die also stellen sich jetzt hin und erzählen was von „Wertschätzung der Athletinnen“. Echt jetzt?
    Zumal, wie oben erwähnt (ja, jetzt wiederhole ich doch was), könnten sie als Veranstalter einfach bestimmte Stellen im Stadion für Journalisten sperren oder den Verbänden zur Bedingung stellen, Athletinnen und Athleten grundsätzlich die Wahl der Kleidung zu überlassen – bei Übertragungs-, Markenrechten, etc. sind der Fantansie ja auch keine Grenzen gesetzt. Machen sie aber nicht.
    Es ist halt viel einfacher, eine Agentur zu beauftragen, ein paar schöne Werbebilchen zu entwerfen, dann noch ne Pressemitteilung dazu. Fertig. Und der Rest möge sich bitte von selbst erledigen. Und wenn nicht, kann man immer noch auf diese Kampagne verweisen. Danke DOSB, danke für nichts.

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