Holger ruft an (25)

„Bild“, rbb und die Stasi-Unterlagenbehörde: Was steckt alles hinter der Geschichte?

Screenshot: rbb

Ein Fotograf, 16 Leitz-Ordner über ihn in der Stasi-Unterlagenbehörde, Recherchen des Rundfunks Berlin-Brandenburg und der „Bild“, immer wieder ohne ersichtlichen Grund erweitere Anträge, Behörden-Mitarbeiter, die selbst Namen in die Anträge einbringen, zwei Berliner Journalisten-Gewerkschaften, mehr als 1.000 herausgegebene Seiten, Unterlagen über 164 Menschen, durchleuchtet – und ein internes Gutachten der Stasi-Unterlagenbehörde, das ein hartes Urteil über den eigenen Apparat fällt.

Marcus Engert hat in dieser Woche eine umfangreiche Recherche bei „Buzzfeed News“ und Übermedien veröffentlicht. Titel: „Wie die Stasi-Unterlagenbehörde dem rbb und ‚Bild‘ half, Dutzende Journalisten auszuforschen“.

Seine Wohnung sah zwischenzeitlich so aus:

Im Gespräch mit Holger Klein erzählt er von der Recherche, vom Umfang, von den Hintergründen – und von der häufig allzu simplen Frage bei Recherchen über vermeintliche Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi: „Mit der einfachen Frage ‚War der IM oder nicht?‘ kommst du nicht weit.“

Es gehe nicht um schwarz oder weiß, sondern um Graustufen, sagt Engert und illustriert das mit dem Protagonisten seiner Geschichte: dem Berliner Fotografen Bernd Lammel.

„War der IM? Ja. Hat er sich verpflichtet? Nein. Musste er wissen, dass er IM war? Wahrscheinlich nicht. Hatte er die Möglichkeit, dass von der Stasi in Erfahrung zu bringen? Mit Sicherheit nicht. Gibt es eine Täter- oder Mitarbeiterakte? Ja. Aber warum? Weil sie in der Vorlaufzeit – vier Jahre waren das – seine Post überwacht haben.“

Fazit: „Es ist diffizil.“

Um es etwas einfacher zu machen, hat Holger ihn angerufen – und sich alles nochmal ganz genau erklären lassen.

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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2 Kommentare

  1. Liebe Hörerinnen und Hörer, Liebe Leserinnen und Leser,

    mir sind im Eifer des Gefechts drei kleine Flüchtigkeitsfehler unterlaufen:

    a) Es gab 2015, als die DJV-Bundesvorstandswahl lief, nicht drei oder vier Berliner Journalistengewerkschaften. 2004 existierten ein DJV Berlin und ein DJV Brandenburg, aus dem sich aus internen Gründen, die hier darzustellen viel zu weit führen würde, jeweils ein „neuer“ DJV Berlin und ein „neuer“ DJV Brandenburg abspalteten, die dann zum JVBB fusionierten, während der „alte“ DJV Berlin und der „alte“ DJV Brandenburg zum DJV Berlin-Brandenburg fusioniert waren. Es gab damals also zwei konkurrierende DJV-Verbände (plus, das gehört zum ganzen Bild dazu, zu diesem Konflikt aber nicht: Die dju in ver.di).

    b) Roland Jahn, seine Sprecherin und die rbb-Journalistin, um die es hier z.T. auch geht, kennen sich nicht aus der Redaktion „Abendschau“, sondern aus der Redaktion „Kontraste“. In der „Abendschau“ war besagter Beitrag 2015 gelaufen.

    c) Es sind bzw. waren nicht alle der 164 Personen, zu denen Unterlagen – so die Wortwahl der BStU – „ausgeforscht“ worden, im DJV. Eine DJV-Zugehörigkeit dürfte auf etwas über 60 dieser 164 Personen zutreffen. Wie die anderen Personen in den Vorgang gekommen sind, auch dazu gibt es große Fragezeichen, die derzeit aufgearbeitet werden, möglicherweise bald auch juristisch.

    Bitte entschuldigt diese kleinen Ungenauigkeiten, wir haben live und ohne Skript produziert und ihr merkt es ja selbst: Es ist alles ein bisschen komplex :-)

  2. Mein letzter Tag als Übonnent endet dann noch leicht versöhnlich: Markus Engert hat sich wirklich Mühe gegeben, ohne jede Vorausentscheidung, wie jetzt schwarz und weiss zu verteilen wären, differenziert und faktenreich zu recherchieren. Meine Abokündigung bedeutet aber, dass diese Art Beiträge zu selten geworden sind in den letzten Jahren. Auf Wiedersehen. Ich bin dann mal weg und das ist auch gut so.

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