Diese Woche wollte ich mal über etwas kolumnieren, das zur Abwechslung nichts mit Corona, Isolation und Menschen zu tun hat, die sich in Ausnahmesituationen von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Aber es gelingt mir nur so halb, stelle ich fest, denn jetzt geht’s hier um „Promis unter Palmen“.
Gestern startete die neue Staffel der neuesten Format-Interpretation der Gattung „Verhaltensauffällige Prominente auf engem Raum“, und ich wollte sie mir nicht anschauen müssen, weil selbst ich als Reality-Streber nicht mehr wollte, nachdem voriges Mal jemand 100.000 Euro gewonnen hatte, der buchstäblich kleine Hunde tritt, in Bezahlvideos erklärt, wie man Frauen bedrängt, und im Fernsehen eine Sechzigjährige systematisch mobbte.
„Promis unter Palmen“ hat mir bereits in der vergangenen Staffel den letzten Rest meines naiven Glaubens an die Unschuld von Trash-Promi-Formaten genommen. Dabei ist die Prämisse nicht anders als sonst: Man nimmt einen Haufen mehr oder weniger bekannter Reality-VIPs und von den Sender selbst gezüchteter SelbstdarstellerInnen, sperrt sie in irgendeine Villa irgendwo in den Tropen und dokumentiert, wie sie sich aufgrund ihres Geltungsbedürfnisses gegenseitig emotional kannibalisieren.
Die Kolumne
Samira El Ouassil ist Zeitungswissenschaftlerin, verdient ihr Geld aber mit Schauspielerei und politischem Ghostwriting. Außerdem ist sie Vortragsreisende und macht, zusammen mit Friedemann Karig, den Podcast „Piratensender Powerplay“. Bei Übermedien schreibt sie seit 2018 jede Woche über Medien, Politik und Kommunikation.
Über die Legitimität und die erzwungene Unterhaltsamkeit dieses Trashs, die in Form von „Dschungelcamp“, „Sommerhaus der Stars“ oder „Promi Big Brother“ eine Art evolutionären Höhepunkt erreicht hat, wird regelmäßig und zu recht diskutiert. Denn es stellen sich Fragen der erzählerischen Ethik und nach der Verantwortung der Sender, und es gibt Zweifel, ob die gekonnt, aber auch manipulativ inszenierten Entwürdigungsorgien einzelner Personen sinnvoll sind – wohlwissend, dass sich diese ProtagonistInnen ja mutmaßlich freiwillig und willentlich für das Spektakel bewerben, auch wenn wahrscheinlich, wie häufig kolportiert, aus großer Geldnot.
Konsummoral einerseits, andererseits
Die Konsummoral der Zuschauer spaltet sich dabei in mindestens zwei Lager. Auf der einen Seite diejenigen, die derartige Realityshows grundsätzlich für menschenverachtend halten, weil sie als moderne Freakshow einen vulgären Voyeurismus befriedigen würden, bei dem die verzweifelte Reichweitenabhängigkeit semi-bekannter Sternchen ausgenutzt wird.
Die andere Seite sagt, dass die kameraerprobten Exhibitionisten als professionelle Medienarbeiter selbstverständlich wüssten, worauf sie sich auf dieser Bühne einlassen, und dass eben genau ihr Privileg der Prominenz sie vom medialen Welpenschutz befreit. Wer in den Dschungel geht oder in den Container, muss den Spott als Berufsrisiko hinnehmen, wenn er oder sie das Geld oder die Gunst der ZuschauerInnen verdienen will. Das ist in dieser Lesart gewissermaßen Teil der Jobbeschreibung.
Ich schaue diese Sendungen als Medienkolumnistin unter professionellen Gesichtspunkten, aber es wäre eine freche Lüge, gäbe ich nicht zu, dass ich beispielsweise das „Dschungelcamp“ auch interessant und oft unterhaltsam finde. Nicht aus Sadismus, nicht aus Abschätzigkeit, sondern aus kindischer Vorfreude: Es entstehen in dieser Anordnung (für mich) oftmals entrückende und aufrichtige Fernsehmomente, die in ihrer Performativität manchmal etwas Kunstvolles, Absurdes, Komisches, Berührendes, Eindrückliches und vor allem Überraschendes haben.
Roger Willemsen beschrieb es mal elegant am Beispiel einer „Dschungelcamp“-Staffel, in der sich das Model Larissa Marolt durch die Prüfungen quecksilberte. Er schrieb:
„Wenn das Dschungelcamp mit all seinem Sadismus, seinem Angriff auf die Menschenwürde, seiner grausamen Vergewisserung von Fallhöhe bei Menschen, die diese kaum mehr oder noch nicht besitzen, wenn also dieses Dschungelcamp zu etwas geeignet ist, dann, Menschen zur Erscheinung zu bringen, Menschen, die entweder aus dem Halbwach-Zustand der Langeweile zur kurzen Blüte einer Situation heraus dämmern, um gleich anschließend wieder unsichtbar zu werden, oder eben Menschen wie Larissa, die zu viel Mensch ist, also der wandelnde Ernstfall, eine Kriegerin, die von Prüfung zu Prüfung geht, nie aufgibt, krakeelt, widersprüchlich und inkonsequent ist und die sich, wie sie sagt, noch nicht an sich selbst gewöhnt hat.
Die Lehre: Nicht die Unscheinbaren beschenken eine Gesellschaft, die Schauwerten folgt, nicht die Konformisten, sondern manchmal wird unter gewissen Bedingungen etwas von dem frei, was das Unterhaltungsfernsehen sonst fürchtet wie der Teufel das Weihwasser: Das Unkalkulierte, der Ausbruch, das Unberechenbare, Animalische.“
Das „Sommerhaus der Stars“ ist Fernsehtheater, welches das Drama kleinbürgerlicher Pärchenlieblosigkeit wahrhaftiger abbildet, als jeder deutsche Urlaubsfilm das jemals könnte. Ich verknalle mich regelmäßig in die Figuren und Persönlichkeiten, die nur diese Formate hervorbringen können: in ihre Kantigkeiten, ihre Eigenwilligkeit.
Die Sendungen haben insofern oft auch etwas Tröstliches: In einer sonderbar eigenen epischen Fernseh-Gerechtigkeit gewinnt zumeist doch noch der oder die Anständigste, die in dem Sozialexperiment ihre Integrität am meisten bewahren konnte. Aber bereits der Umstand, dass man versucht, Parameter wie Anstand und Integrität als Maßstab an eine Realityshow anzusetzen, lässt bereits ahnen, wo meine Rezeption ihre eigene Naivität mitreflektieren muss.
Nicht einfach wütend, sondern verzweifelt
Unter diesen Gesichtspunkten hatte ich auch den Quotenhit „Promis unter Palmen“ geschaut und – ich muss es es so pathetisch ausdrücken: Die Sendung hat mir in der ersten Staffel das Herz gebrochen, einen Knacks hinterlassen zwischen Medium und mir.
Dementsprechend ablehnender, verweigernder, abwehrender bin ich gestern in die Rezeption der neuen Staffel gegangen, die ich dieses Mal wirklich nur still leidend für Übermedien geschaut habe. Ich wollte gar nicht erst versuchen, irgendeine Schönheit, irgendeinen Mehrwert, irgendeine Perspektive zu finden, die die Existenz dieser Sendung in irgendeiner Form legitimieren könnte.
So. Dieser lange Anlauf, um zu erklären, warum mich der neue Staffelstart nicht einfach wütend und verstört zurückgelassen hat – sondern regelrecht verzweifelt.
Hatten wir in der vorigen Staffel mit Bastian Yotta einen hochgepumpten Alpha-Pathetiker mit Gott-Komplex, der in alten Abschlepp-Video-Seminaren aus der Pickup-Artist-Hölle erklärte, wie man betrunkene Frauen penetrieren kann, und dass Männer das Recht auf Analsex mit ihnen hätten, hat Sat.1 dieses Mal tatsächlich einen Typen gefunden, der es schafft, den mobbenden Sexisten von damals zu übertreffen: Marcus Frank Adolf Prinz von Anhalt, verurteilter Menschenhändler, Bordellbesitzer, AfD-Unterstützer.
„Leute, die sich selbst aufgeben und kein Selbstbewusstsein haben und keine Energie und kein Engagement, dass sie sich selber (…) darum kümmern, dass es ihnen besser geht, die sind selber Schuld. Dann sollen sie verrecken unter der Brücke, ist mir auch egal.“
Ich weiß nicht, ob er schon Hunde getreten oder Menschen mit Schwänen verprügelt hat, aber er ist in Punkto Gruseligkeit schon längst weiter, denn zu seiner offensichtlichen Misogynie gesellt sich eine atemberaubend vorsintflutliche Queerfeindlichkeit.
Transidentität-Vortrag anno 1953
Bereits zu Beginn der ersten Folge äußert sich der so genannte Prinz zutiefst transfeindlich. Ich gebe das hier nicht wieder. Stellen sie sich einfach einen Mann vor, der mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1953 angereist ist und komplett ahnungslos über Transidentität sinniert. Als dann Dragqueen Katy Bähm in die Villa einzieht, wird sie von ihm zu ihrer sexuellen Orientierung ausgefragt und muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie mehr der Mann oder mehr die Frau sei beim gleichgeschlechtlichen Sex.
Im sendungstypischen Trinkgelage geht der alkoholisierte Prinz Uncharming später in seiner verbalen Übergriffigkeit und gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit noch wesentlich weiter, die Promille lassen seinen homophoben Ressentiments freien Lauf. Zehn Minuten lang äußert er sich verächtlich und abwertend über die Homosexualität seines Gegenübers, und das ist von meiner Seite wirklich sehr deskriptiv ausgedrückt.
Ich habe lange überlegt, ob ich aufschreiben soll, was er alles rübergrölte, um die Härte, die Erbarmungslosigkeit und diese offen zur Schau gestellte Homophobie zu dokumentieren, mit der sowohl Katy Bähm als auch die Zuschauer konfrontiert waren, also natürlich auch queere Zuschauer. Aber ich wiederhole es nicht.
Der Sender hatte Glück, dass der ebenfalls anwesende Realityshow-Veteran Willi Herren kritisch und empört reagierte, womit Sat.1 diesen menschlichen Totalausfall erzählerisch einordnen konnte und nicht einfach so im luftleeren Raum der Darstellung hängen ließ. Andererseits hätte ich von dem Sender wesentlich mehr Einordnung oder Positionierung erwartet, wenn sie den Prinzen schon nicht achtkantig rauswerfen.
Der einzige Satz, den die extradiegetische Stimme aus dem Off zu diesem Moment, in dem eine Person von einer anderen entmenschlicht wurde, war:
„Eins ist klar: Mit diesen Aussagen wird der Proll-Prinz nicht so einfach davon kommen. Dafür wird Katy bereits am nächsten Tag sorgen.“
Na, wow.
Während der Ausstrahlung trendete auf Twitter das Wort „Homophobie“, und auf die dort geäußerte Kritik reagierte der Sender ebenso unterwältigend wie bereits im Off-Kommentar:
„Wir möchten klarstellen, dass wir die homophoben Aussagen von Prinz Marcus von Anhalt nicht teilen. Für uns gilt: Alle Menschen sind gleich. #PromisunterPalmen“.
Na, wow.
Das erinnert in seiner unbeteiligten Generik an die Reaktion des Senders, nachdem die Nötigungs-Anleitungen von Yotta öffentlich wurden. Der Sender twitterte damals:
„In eigener Sache: Sat.1 distanziert sich grundsätzlich von allen gewaltverherrlichenden und sexistischen Aussagen. Die Produktion von #PromisunterPalmen ist eine Aufzeichnung. Weitere Produktionen mit Bastian Yotta sind nicht geplant.“
Man möchte schreien: STOP MAKING TOXIC PEOPLE FAMOUS!
Nachdem Sat.1 noch ein paar Bilder von Bähm zeigt, angefasst, aufgelöst, angegriffen, folgt ein heiterer Musikwechsel zu dem Song „St. Tropez“ von Petula Clark, Umschnitt auf den Pool, und so beginnt die nächste Sequenz der Sendung: die Teilnehmerinnen, in Bikinis, springen quietschvergnügt in den Pool. „Und bis dahin sehen jetzt zur Zerstreuung das kurzweilige Improvisationsstück: maßlos in Seattle“, heißt es dazu launig aus dem Off.
Na, wow.
Diskriminierung als Teil der Inszenierung
Am nächsten Tag kommt es zum Gespräch zwischen Bähm und von Anhalt, und der Prinz entschuldigt sich halbherzig. Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Ruhe Bähm versucht, dem ewiggestrigen Kleinspurmonarchen die Situation zu erklären. Das ist es vielleicht, was mich am meisten ärgert: Dass Sat.1 diesen jungen Menschen überhaupt erst in die Situation bringt, die eigene Homosexualität vor einer anderen Person verteidigen zu müssen und dem Sender so wiederum Material bietet, mit dem Sat.1 sich schmücken kann, um damit durchkommen zu können, diese Situation überhaupt erst provoziert zu haben.
Die Person, die attackiert worden ist, muss hier die Aufklärungsarbeit leisten, und es wird bequem mitgenommen, dass sie dadurch die dramaturgische Gerechtigkeit wiederherstellt – und das alles nur, weil der Sender bei der Zusammenstellung der Teilnehmer nicht einfach auf Heterogenität hingecastet hat, sondern offensichtlich auf Verachtung hin. Diese Aggressionen sind erhofft und kalkuliert, Diskriminierungen dürfen Teil der Inszenierung sein.
„Das hat mich gestern sehr verletzt. Ich fand das echt überflüssig, weil ich habe dir ja nichts getan, du hast aus dem Nichts heraus angefangen mich als S***** zu beleidigen“, erklärt Bähm dem postalkoholisierten Prinzen.
„Natürlich werde ich deine Einstellung wahrscheinlich nicht ändern können, ich werde dir aber eine Sache sagen: Was ich nicht akzeptiere, ist, wenn du sagst, wir sind keine normalen Menschen. Weil du bist nicht jemand, der entscheiden kann, was normal ist und was nicht. Für dich selbst ja, aber allgemein für die Menschheit nicht. (…) Es ist ja jedem selber überlassen, was er für eine Meinung hat, aber es gibt Schritte, die zu weit gehen, und ich sag dir das auch dir zu Liebe. Ich glaube, du hast dir selbst keinen Gefallen damit getan. Es gibt viele, die das sehen werden, wahrscheinlich auch deine schwulen Freunde, die sagen: ‚Mit was für einem Arschloch sind wir eigentlich befreundet?'“
Diese Staffel werde „Noch härter. Noch lauter. Noch lustiger“, ließ Sat.1 vorab wissen. Und eins hat der Sender jetzt schon hingekriegt: Sie ist noch abstoßender. Fernseh-Unterhaltung kann man nicht schreiben ohne das Wort „Haltung“.
12 Kommentare
Sorry, aber wenn der „Anlauf“ für einen Artikel fast genauso lang ist wie der Rest, dann ist er tlidr. Möglicherweise ist das schade, weil er ganz weit unter was zu sagen gehabt hätte. Hätte er?
Hatte er. Nicht nur am Ende. Trauen Sie sich und lesen doch ein paar Worte mehr. Zum Beispiel so viele, wie Sie in der Zeit schaffen, die das Schreiben Ihres unnötigen Kommentars gebraucht hat?
#1
Für einen kräftigen Tritt in Anhalts Arsch braucht es halt einen ordentlichen Anlauf. Insofern: alles gut. 👍🏻
@#1: Die Meinung, dass der Artikel zu lang zum Lesen ist, geht total klar, aber dann muss man eben auch damit leben, nicht zu wissen was geschrieben wurde.
@Andreas Kunkel
Hat er.
Die Anzahl der unnötigen Kommentare steigt rasant an, jetzt sind wir schon bei #6.
Kriegt man eigentlich was extra, wenn man sich das ansieht? So „Erschwerniszulagen“ oder dergleichen?
Die Einleitung dient zur Einordnung: nicht Trash-Formate generell, sondern dieses konkrete sei ganz, ganz unten angekommen, und ich finde, soviel Fairniss den anderen Trash-Formaten ist schon ein sportlicher Zug.
@Frank Reichelt
:-p
Mindestens die Kommentare 2-5 sind in der Tat nicht sinnlos bzw. „unnötig“, bringen sie doch ein wohlverdientes Lob des Textes zum Ausdruck.
„Ich schaue diese Sendungen als Medienkolumnistin unter professionellen Gesichtspunkten, aber es wäre eine freche Lüge, gäbe ich nicht zu, dass ich beispielsweise das „Dschungelcamp“ auch interessant und oft unterhaltsam finde. Nicht aus Sadismus, nicht aus Abschätzigkeit, sondern aus kindischer Vorfreude: Es entstehen in dieser Anordnung (für mich) oftmals entrückende und aufrichtige Fernsehmomente, die in ihrer Performativität manchmal etwas Kunstvolles, Absurdes, Komisches, Berührendes, Eindrückliches und vor allem Überraschendes haben.“
Obwohl mir Frau El Quassil erstaunlich oft aus dem Herzen schreibt und so treffsicherer formuliert, wie die Bundeswehr ihre Gewehre gern hätte, kann ich das Obige so null unterschreiben. Ich habe für solche Art von Brotspielen nicht das geringste Interesse übrig, noch nicht mal Fremdscham.
Das ist jetzt der dritte Bericht den ich heute zu der Sendung sehe. Der Tenor ist überall der Gleiche: Abartig.
Und ich hänge jetzt in der Frage, tut es gut der Sache soviel Aufmerksamkeit zu schenken. Macht es alles besser, die Kritik (die ich absolut und 100% teile) auf allen Kanälen zu äußern und so gegebenfalls für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Oder wäre es besser das alles sang- und klanklos zu ignorieren. Diese Frage stellt sich mir in Bezug auf den Wandel der Medien und auf das Internet immer wieder, und ich finde keine gute Antwort.
Da draussen gibt es Menschen, das glaubt ihr nicht. Und das Fernsehen zeigt die auch noch und lässt Dümmere als die Kolumnistin damit allein. Und wenn der viel zu freundliche Schwule dem aus der Rolle gefallenen Prinzen das Selbstverständliche erklären muss, schämen sich alle, die reinen Herzens sind. So kriegt halt jeder seine Katharsis geliefert.
‚Ungeheuer ist viel.
Aber nichts ist ungeheurer als der Mensch‘.
Seltsam, Sophokles und SAT 1 verkünden letztlich die gleiche Botschaft. Die wir aber anscheinend auch im 76. Jahr nach der Befreiung von Auschwitz nicht recht glauben wollen: Der Mensch, wenn man ihn denn loslässt, macht vor nichts halt. Da hilft auch kein Jammern, vorher nicht und nicht danach.
@Tanja
Ja, spannende Frage. Ich weiß gar nicht, ob und wieviel unreflektierte Aufmerksamkeit die Sendung erhält, was ja die eigentlichen Zuschauer der Sendung auch mit beinhaltet und eventuelle Berichterstattung in Bild, DerWesten und Co. Aber je höher diese ist, umso eher braucht es dann die Artikel wohl leider und die zusätzliche Aufmerksamkeit wäre dann ein akzeptabler Kollateralschaden. Samelou hat in diesem Sinne ja auch bewusst darauf verzichtet, den nivealosen Zitaten noch eine extra Bühne zu bieten.
Sorry, aber wenn der „Anlauf“ für einen Artikel fast genauso lang ist wie der Rest, dann ist er tlidr. Möglicherweise ist das schade, weil er ganz weit unter was zu sagen gehabt hätte. Hätte er?
Hatte er. Nicht nur am Ende. Trauen Sie sich und lesen doch ein paar Worte mehr. Zum Beispiel so viele, wie Sie in der Zeit schaffen, die das Schreiben Ihres unnötigen Kommentars gebraucht hat?
#1
Für einen kräftigen Tritt in Anhalts Arsch braucht es halt einen ordentlichen Anlauf. Insofern: alles gut. 👍🏻
@#1: Die Meinung, dass der Artikel zu lang zum Lesen ist, geht total klar, aber dann muss man eben auch damit leben, nicht zu wissen was geschrieben wurde.
@Andreas Kunkel
Hat er.
Die Anzahl der unnötigen Kommentare steigt rasant an, jetzt sind wir schon bei #6.
Kriegt man eigentlich was extra, wenn man sich das ansieht? So „Erschwerniszulagen“ oder dergleichen?
Die Einleitung dient zur Einordnung: nicht Trash-Formate generell, sondern dieses konkrete sei ganz, ganz unten angekommen, und ich finde, soviel Fairniss den anderen Trash-Formaten ist schon ein sportlicher Zug.
@Frank Reichelt
:-p
Mindestens die Kommentare 2-5 sind in der Tat nicht sinnlos bzw. „unnötig“, bringen sie doch ein wohlverdientes Lob des Textes zum Ausdruck.
„Ich schaue diese Sendungen als Medienkolumnistin unter professionellen Gesichtspunkten, aber es wäre eine freche Lüge, gäbe ich nicht zu, dass ich beispielsweise das „Dschungelcamp“ auch interessant und oft unterhaltsam finde. Nicht aus Sadismus, nicht aus Abschätzigkeit, sondern aus kindischer Vorfreude: Es entstehen in dieser Anordnung (für mich) oftmals entrückende und aufrichtige Fernsehmomente, die in ihrer Performativität manchmal etwas Kunstvolles, Absurdes, Komisches, Berührendes, Eindrückliches und vor allem Überraschendes haben.“
Obwohl mir Frau El Quassil erstaunlich oft aus dem Herzen schreibt und so treffsicherer formuliert, wie die Bundeswehr ihre Gewehre gern hätte, kann ich das Obige so null unterschreiben. Ich habe für solche Art von Brotspielen nicht das geringste Interesse übrig, noch nicht mal Fremdscham.
Das ist jetzt der dritte Bericht den ich heute zu der Sendung sehe. Der Tenor ist überall der Gleiche: Abartig.
Und ich hänge jetzt in der Frage, tut es gut der Sache soviel Aufmerksamkeit zu schenken. Macht es alles besser, die Kritik (die ich absolut und 100% teile) auf allen Kanälen zu äußern und so gegebenfalls für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Oder wäre es besser das alles sang- und klanklos zu ignorieren. Diese Frage stellt sich mir in Bezug auf den Wandel der Medien und auf das Internet immer wieder, und ich finde keine gute Antwort.
Da draussen gibt es Menschen, das glaubt ihr nicht. Und das Fernsehen zeigt die auch noch und lässt Dümmere als die Kolumnistin damit allein. Und wenn der viel zu freundliche Schwule dem aus der Rolle gefallenen Prinzen das Selbstverständliche erklären muss, schämen sich alle, die reinen Herzens sind. So kriegt halt jeder seine Katharsis geliefert.
‚Ungeheuer ist viel.
Aber nichts ist ungeheurer als der Mensch‘.
Seltsam, Sophokles und SAT 1 verkünden letztlich die gleiche Botschaft. Die wir aber anscheinend auch im 76. Jahr nach der Befreiung von Auschwitz nicht recht glauben wollen: Der Mensch, wenn man ihn denn loslässt, macht vor nichts halt. Da hilft auch kein Jammern, vorher nicht und nicht danach.
@Tanja
Ja, spannende Frage. Ich weiß gar nicht, ob und wieviel unreflektierte Aufmerksamkeit die Sendung erhält, was ja die eigentlichen Zuschauer der Sendung auch mit beinhaltet und eventuelle Berichterstattung in Bild, DerWesten und Co. Aber je höher diese ist, umso eher braucht es dann die Artikel wohl leider und die zusätzliche Aufmerksamkeit wäre dann ein akzeptabler Kollateralschaden. Samelou hat in diesem Sinne ja auch bewusst darauf verzichtet, den nivealosen Zitaten noch eine extra Bühne zu bieten.