Nach dem Compliance-Verfahren

Alter Chef, neue Kultur: Mathias Döpfner erklärt den „Bild“-Leuten, was sich ändern soll – und was nicht

Das Wort „menschenverachtend“ möchte Mathias Döpfner dann doch nicht stehen lassen. Den Vorwurf über diese Art des Umgangs von Julian Reichelt höre er jetzt seit drei Jahren, und man gewinne den Eindruck, es wäre „ein Unmensch mit der Führung der ‚Bild‘ betraut“. Aber es gebe ja eine unterschiedliche Wahrnehmung, was als menschenverachtend empfunden wird. Den pauschalen Vorwurf jedenfalls könne er aus seiner Beobachtung und den glaubhaften Beschwerden, die ihm bekannt geworden seien, so nicht nachvollziehen.

Das Wort war von einem Mitarbeiter anonym in einer Videokonferenz am Montagnachmittag aufgebracht worden. Darin informierten Mitglieder des Axel-Springer-Vorstands und der „Bild“-Chefredaktion die Belegschaft über den Ausgang des Compliance-Verfahrens gegen Reichelt und die Konsequenzen daraus. Der Branchendienst „Medieninsider“ hatte zuerst über die Veranstaltung berichtet.

Viel war nach den übereinstimmenden Informationen, die uns über den Verlauf vorliegen, die Rede davon, dass sich die Unternehmenskultur bei „Bild“ ändern müsse. Alle gaben sich schockiert, dass anscheinend teilweise eine regelrechte Angstkultur geherrscht habe, von der sie nichts ahnten.

Das alles soll jetzt besser werden, mit einem langfristig angelegten Prozess, mit Interviews, mit der Definition eines Leitbildes und mit einem geläuterten und teilweise von den Vorwürfen entlasteten Julian Reichelt, dem „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin Alexandra Würzbach gleichberechtigt zur Seite gestellt wird.

Dass noch nicht alle davon überzeugt sind, dass das gelingen kann, davon zeugte eben jene Frage, die jemand an Döpfner stellte: „Was den Kulturwandel angeht, den wir brauchen, reden wir an vielen Stellen von 180-Grad-Wendungen, und was den teilweise menschenverachtenden Umgang miteinander angeht, wie kann dieser ohne personellen Neuanfang gelingen?“

Döpfner beteuerte: „Dass wir Handlungsbedarf haben, da sind wir uns alle sowas von einig.“ Er versuchte dem Eindruck entgegenzuwirken, dass man nun mit dem Abschluss des Compliance-Verfahrens zur Tagesordnung übergehe. Er wollte, dass das „wirklich Veränderungen mit sich bringt“ und die Modernisierung der Kultur „auch und gerade bei ‚Bild'“ beschleunigt werde:

„Bei ‚Bild‘ ist manches anders, aber deswegen ist bei ‚Bild‘ nicht alles erlaubt. Das muss uns allen klar sein. Da setze ich wirklich auch jetzt auf das Team Alexandra Würzbach und Julian Reichelt. Ihr beide seid jetzt hier in charge, um Dinge besser zu machen. Das ist mein größter Wunsch.“

„Das tut mir leid“

Reichelt selbst sprach vor der Belegschaft mit demonstrativer Demut und größtem Pathos. Er sagte, er übernehme die Verantwortung für das, was die Redaktion durchmachen musste, und bat, ganz ähnlich wie kürzlich die Bundeskanzlerin, um Entschuldigung. Er gestand Fehler ein und setzte sie in den Kontext einer Welt da draußen, die in rasendem Hass so besessen davon sei, ihn und „Bild“ zu vernichten, dass er sich keine Fehler erlauben dürfe.

Er begann seine Ansprache an die „lieben Kolleginnen und Kollegen“ so:

„Was die ‚Bild‘ und ihr alle in den letzten Wochen auszustehen hattet, hat mich zutiefst geschmerzt. Der Grund, warum ich aus Überzeugung vor zwei Wochen um meine Beurlaubung gebeten habe, war, dass ich erkennen musste, dass meine Anwesenheit in dieser schwierigen Phase ‚Bild‘ belasten würde. ‚Bild‘ brauchte Zeit und Raum ohne mich. Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich bin froh, dass die Untersuchung so ihren Lauf nehmen konnte. Und vor allem bin ich froh, wieder hier bei euch zu sein.

Für das, was ihr durchzustehen hattet, trage ich Verantwortung. Und dafür möchte ich mich entschuldigen. Es waren sicher auch Dinge, die ich in den letzten sechs Jahren gesagt und getan habe, Momente, in denen ich mich falsch verhalten habe, Menschen, die ich in hitzigen Situationen und schwierigen Zeiten verletzt habe, die dieses Verfahren befeuert haben und Vorwürfe vielleicht haben plausibel erscheinen lassen, auch wenn sie falsch waren.

Wenn man damit betraut ist, eine so großartige Marke und für unser Land so wichtige Marke wie ‚Bild‘ zu beschützen, dann muss man auch das mitbedenken. Und das habe ich zu wenig getan. Das tut mir leid. Und das werde ich ändern.“

Der beste Schutz für „Bild“ sei „größtmögliche Unangreifbarkeit“. Schon der Anschein, angreifbar zu sein, müsse vermieden werden, sagte der Chefredakteur, dem von mehreren Frauen vorgeworfen wurde, sie nach intimen Verhältnissen, je nach Beziehungsstand, befördert oder gemobbt zu haben.

„Wo ich Berufliches und Privates vermischt habe, war das falsch. Die vergangenen Wochen haben mir die Chance gegeben, mich selbst zu reflektieren. Das war wichtig, denn ich konnte unter diesem immensen Druck spüren, wo und wie ich wachsen muss und möchte. Und das werde ich tun mit aller Konsequenz.

Wie sehr ich gehasst werde in manchen Kreisen, für das, wofür ich stehe, woran ich glaube und wofür ‚Bild‘ steht, fällt mir immer noch schwer zu fassen, weil mir diese Kategorie von vernichtendem Hass absolut fremd ist. Aber ich habe in den letzten zwei Wochen erkannt, dass es wichtig ist, diesen Hass mitzudenken. Ihm einerseits immer wieder entschieden entgegenzutreten, wo immer es möglich ist. Aber ihn auch nicht unnötig zu befeuern durch eigenes Handeln, wenn es nicht zwingend nötig ist.“

Reichelt hielt dann noch ein besonders aus dem Mund eines „Bild“-Chefredakteurs erschütterndes Plädoyer gegen das Verbreiten von Gerüchten:

„Als ich vor zwei Wochen um meine Beurlaubung gebeten habe, konnte ich nicht wissen, ob ich noch einmal an diesen Ort zurückkehren würde, an dem mir so unendlich viel liegt: zu ‚Bild‘. Aber ich wusste, dass das, was mir vorgeworfen wurde, nicht wahr ist. Und ich habe darauf vertraut, dass Fakten stärker sind als Verdächtigungen. Dass das Gerücht nicht siegen wird. Das Gerücht ist gefährlich. Das Gerücht kann vernichtend wirken. Das Gerücht gehört überprüft, bevor man es verbreitet.“

Er fügte hinzu:

„Journalismus wird wieder riskanter – auch das habe ich in den letzten Wochen erfahren müssen.“

100 Gespräche mit 50 Personen

Döpfner sagte, er habe noch nie einen so komplizierten Compliance-Fall erlebt: Es habe Betroffene gegeben, die – vertraulich – über von ihnen als Grenzüberschreitung empfundene Erlebnisse berichteten. Es habe aber auch „Hintermänner“ gegeben, die gegen Reichelt, gegen „Bild“ und gegen Axel Springer gearbeitet hätten, aus Rache oder politischen Motiven. Dass jemand aus irgendeiner solchen Agenda heraus etwas vorgetragen habe, bedeute aber noch nicht zwingend, dass es falsch ist.

Fünf Wochen lang habe man die Vorwürfe zusammen mit der internen Compliance-Abteilung und der Kanzlei Freshfields untersucht und dabei mehr als 100 Gespräche mit 50 Personen geführt. Der Bericht habe, was die Vorwürfe von Drogen- und Machtmissbrauch angeht, keine Beweise für strafrechtlich relevanten Verstöße gefunden.

Ein Fehlverhalten habe es bei der Vermischung von persönlichen und professionellen Beziehungen durch Reichelt gegeben. Doch auch diese Fehler seien nicht „unverzeihlich“ gewesen – unter anderem deshalb, weil es zum Umgang damit bei Axel Springer keine klare Regelung gebe. Die soll nun so schnell wie möglich eingeführt werden.

Romantische oder sexuelle Verhältnisse, die sich am Arbeitsplatz entwickeln, insbesondere innerhalb einer Hierarchielinie müssten dann offengelegt werden, um Interessenskonflikte zu verhindern. Im Zweifel müsste einer oder eine von beiden an eine andere Position im Unternehmen wechseln.

Döpfner erklärte:

„Ich finde, in einer Hierarchiebeziehung ist eine private Beziehung nicht in Ordnung. Ich finde das für eine Führungsposition nicht akzeptabel.“

Ein bisschen Empathie

Nicht nur Reichelt selbst soll sich nun ändern, sondern auch das Blatt. „Bild“ könne stärker werden, wenn man Kritik nicht ausschließlich durch ein Wort wie „Totalversagen“ zum Ausdruck bringe, formulierte der Chefredakteur als neue Erkenntnis. Manchmal könne man „vielleicht versöhnlicher im Ton“, „vielleicht auch mal überraschend empathisch“ sein.

Vorstandschef Döpfner unterstützte das, machte aber auch klar, dass er an dem extremen Polarisierungskurs, den Reichelt mit dem Blatt vor allem in der Corona-Krise fährt, nichts auszusetzen hat, im Gegenteil:

„Ich halte die publizistische Rolle, die Julian in den vergangenen Jahren gespielt hat, für extrem richtig und extrem wichtig für dieses Land.“

Der inhaltliche Kurs von „Bild“ unter Reichelt habe breiteste Unterstützung im Vorstand, im Aufsichtsrat und in den Shareholder-Committees. „Weiter so“, rief Döpfner Reichelt zu.

Er versuchte aber den Eindruck zu korrigieren, dass die festgestellten Verfehlungen Reichelts gegen seine angeblichen journalistischen Verdienste aufgewogen worden seien. Dazu hatte die Pressemitteilung des Unternehmens mit einer „unglücklichen Formulierung“ (Döpfner) beigetragen.

Döpfner sagte, er glaube, der „Bild“-Chef habe aus der für ihn und für alle schrecklichen Erfahrung gelernt. Die ganze Ambivalenz Döpfners im Verhältnis zu Reichelt, die vielleicht auch nur eine notdürftige kaschierte Ergebenheit ist, drückte er in den Worten aus:

„Ich habe den Eindruck, dass er wirklich hier steht und sagt, Leute, ich will mit euch gemeinsam was ändern, und wenn ich mit euch was ändern will, will ich zunächst mal mich ändern. – Hoffentlich nicht alles, denn vieles an diesem Chefredakteur ist ganz wunderbar. Aber manche Sachen doch bitte schnell und mit großer Entschlossenheit.“

Hass? Interessen!

Ein Zuschauer nahm Anstoß daran, dass Reichelt von einem „Hass“ auf „Bild“ gesprochen habe – vieles sei doch auch einfach Kritik gewesen, mit der man sich ganz normal auseinandersetzen könne, ohne sie „Hass“ zu nennen. Döpfner schloss sich dem an, machte dann aber eine verblüffende Wendung: Teilweise seien es statt „Hass“ einfach „Interessen“. Es solle Parteien geben, die gesagt hätten, wenn Reichelt jetzt weg wäre, hätten sie bei der nächsten Wahl drei Prozent mehr.

Aber sind die Gegner Reichelts wirklich nur Leute, die aus „Hass“ oder „Interessen“ gegen „Bild“ kämpfen? Vorstand Jan Bayer räumte in der Fragerunde ein, dass die Unzufriedenheit auch von innen komme. Es gebe auch „Bild“-Mitarbeiter, die sich offenbar nicht wohlfühlten und etwas ändern wollten – obwohl sie keine „Bild“-Hasser seien, sondern „Bild“ liebten. Er betonte, dass das Thema „Compliance“ kein Feigenblatt sei, sondern man das sehr ernst nehme. „Wir haben jetzt ein Schockerlebnis gehabt. Und Schockerlebnisse führen manchmal zur Verhaltensänderung.“

Der Schock bestand für Döpfner nach eigenen Worten vor allem darin, dass es auf die Frage, warum sich nicht früher Leute beschwert hätten, die Antwort geben hätte: Die hatten Angst. Das sei schrecklich für ihn, denn:

„Ich möchte ein Unternehmen führen, in dem es keine Kultur der Angst gibt, in dem sich alle trauen, alles zu sagen.“

Selbst die bloße subjektive Wahrnehmung einer solchen Kultur sei ernst zu nehmen, denn Wahrnehmung sei auch eine Wirklichkeit.

Andererseits würde man im Vorstand seit Jahren schon die unvorstellbarsten Gerüchte über Reichelt und andere „Bild“-Redakteure und Springer-Führungskräfte hören. Aber solange aus den Gerüchten keine konkreten Hinweise würden, gehe man dem nicht nach, das wäre sonst „DDR- und Denunziations-Kultur“.

Das Verfahren gegen Reichelt ist abgeschlossen – und Döpfner betonte, dass es aus seiner Sicht mehr als genug Gelegenheit gegeben hätte, sich im Rahmen dessen zu äußern. Noch nicht erledigt sind aber die im Raum stehenden Vorwürfe, dass andere „Bild“-Führungskräfte Druck auf Beteiligte oder Betroffene ausgeübt hätten. Natürlich werde man diesen Vorwürfen nachgehen, sagte Döpfner, und gegebenenfalls handeln.

13 Kommentare

  1. „Es solle Parteien geben, die gesagt hätten, wenn Reichelt jetzt weg wäre, hätten sie bei der nächsten Wahl drei Prozent mehr. “
    Was für eine Hybris.

    Ansonsten würde ich erstmal davon ausgehen, dass Reichelts recht unverhohlenen Drohungen vor seiner Beurlaubung, intern sich seine Gegner vorzuknöpfen, wenn er wieder zurück ist, deutlich ehrlicher waren als dies neue Süßholzgeraspel. Aber er hat ja die Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen.

  2. Das Ergebnis ist also: Julian Reichelt ist trotz einer rund zweiwöchigen Schrecksekunde unantastbar. Ein bisschen unkorrekt verhalten habe er sich wohl schon, ja, und optimal sei sein Führungsstil auch nicht (was man eben so sagt wenn es öffentlich eskaliert). Doch der Vorstand ist weiterhin sein größter Fan und eisenharter Schutzschild. Toll für Julian Reichelt – entmutigend für die, die tapfer genug waren, über Missstände zu sprechen. Gemütlicher wird ihr Leben bei BILD jetzt vermutlich nicht, auch wenn JR wohl zunächst einmal den Ball flach halten wird.
    Die größte Frage aber ist: Wo bekommt Julian Reichelt jetzt junge Flirts her, bei denen das spannende Machtgefälle so hoch ist wie in der BILD Redaktion, wenn die jetzt (erstmal) tabu ist? Ich finde es stimmt, was Springer Vorstandschef Matthias Döpfner in und zwischen seinen Zeilen ausdrückt: Trotz allem ist Julian Reichelt hier doch das größte Opfer.

  3. „Wie sehr ich gehasst werde in manchen Kreisen, für das, wofür ich stehe, woran ich glaube und wofür ‚Bild‘ steht, fällt mir immer noch schwer zu fassen, weil mir diese Kategorie von vernichtendem Hass absolut fremd ist.“

    und

    „Und ich habe darauf vertraut, dass Fakten stärker sind als Verdächtigungen. Dass das Gerücht nicht siegen wird. Das Gerücht ist gefährlich. Das Gerücht kann vernichtend wirken. Das Gerücht gehört überprüft, bevor man es verbreitet.“

    Man kann gar nicht so viel essen.

  4. @4:
    Ich frage mich: Glauben die diesen Quatsch, den sie da verlautbaren, allen Ernstes? Dass sie ein unersetzbar wichtiges Medium seien, jemand, der ein breit respektiertes Jouralistisches Schwergewicht ist, mit dem Ethos, immer um Fair Play bemüht zu sein?

    Wenn ja, sind die Macher allesamt merkbefreite Naivlinge, die scheinbar in einer Parallelwelt leben und an denen jahrzehntelanges Leid, das „Bild“ verursacht hat, scheinbar nicht stattgefunden hat.

    Wenn nein, sind das die größten zynischen A…, die man sich ausmalen kann.

    So oder so: was für ein ekliges Schmierentheater. Hass? Eher Mitleid mit diesen Gestalten.

  5. Als ich das erste Mal davon las dachte ich: „Kein Wunder.“ Dann fiel mir ein, dass nur, weil mir etwas plausibel vorkommt, es nicht notwendigerweise plausibel sein muss, sondern vllt. bloß meine Vorurteile bestätigt. Dann dachte ich, gerade WENN Reichelt in der Hinsicht sich nichts vorzuwerfen hat, tut es ihm vllt. mal ganz gut, zur Abwechslung Opfer von Verleumdung zu werden.
    Dann fiel mir ein, dass das jetzt auch etwas revanchistisch gedacht ist.

    Und jetzt weiß ich auch nicht mehr.

  6. @5 Dass es zynische Arschlöcher sind soll das nicht ausschließen, aber für mich klingt das fast schon religiös/sektenhaft. Aus so vielen anderen Bereichen des Lebens kennt man so viel so offensichtliche (und so pathetisch vorgetragene) Scheinheiligkeit doch eher nicht, oder?

  7. Ich neige eigentlich nicht zum Pessimismus, habe in diesem Fall aber schon das Gefühl, dass man zwar hier und da oberflächliche Maßnahmen ergreifen, sich im Kern jedoch überhaupt nichts ändern wird. Reichelt scheint eine Mischung aus Unverständnis und Wut in sich zu haben, dass er wegen seines Verhaltens derart angeschwärzt wird und dass es überhaupt ein relevantes Fehlverhalten darstellen könnte. Seine bekannten Widersacher werden sich – unabhängig davon, ob man ihnen eine Verbindung zu dieser Sache nachweisen kann – warm anziehen dürfen.

  8. Da möchte ich doch einfach mal den Herrn Reichelt zu seinem Urlaub beglückwünschen. Das muss ein toller Urlaub gewesen sein. Wenn ich mir einbilden könnte, reflektiert zu haben, um mein mangelhaftes Reflektionsvermögen nicht bemerken zu müssen, wäre ich auch selig, doch mir fehlt der Wille, mich auf diese Weise zu entstellen. Kommentar Nummer drei hat richtig erkannt, dass Herr Reichelt hier ganz einfach das Opfer sein muss, alles andere scheint für Springer nicht machbar.

    Ich glaube ihm sogar, dass es ihn richtig geärgert hat, einen kurzen Zwangsurlaub nehmen zu müssen, schließlich stehen die Verantwortlichen bei Springer ja eh hinter dem Mann, also wozu überhaupt das ganze Theater, wenn vorher eh klar ist, dass es zu keiner Verantwortungsübernahme kommt. Diejenigen, die gemobbt wurden und die Frechheit besaßen, das zu melden, dürfen sich in Zukunft warm anziehen.

    Herr Reichelt würde eine längere Pause mit Bildungsurlaub in anderen Redaktionen sicher gut tun. Vielleicht merkt er dann auch, was Tanit Koch geleistet hat im Gegensatz zu ihm. Aber dass er einfach so weitermachen darf, mit Unterstützung von Frau Würzbach, wird wohl nicht viel ändern, denn Frau Würzbach ist auch kein unbeschriebenes Blatt und die beiden werden sich davor hüten, sich gegenseitig anzuschwärzen. Aber Frau Würzbach darf mich gerne eines Besseren belehren. Von Herrn Reichelt erwarte ich seit Jahren Einsicht, aber da er sich immer tiefer in seine Bedrohungsillusionen hineinsteigert, erwarte ich mittlerweile von ihm im Grunde wirklich nichts konstruktives mehr. Schade.

  9. Nie und nimmer: am Nullpunkt des Journalismus wird sich nichts verändern. Der Nullpunkt ist absolut. Das ist systemimmanent – das ist Axel Springer Verlag und der ist wie die katholische Kirche. Voller schäbiger Tradition.
    Es bleibt dabei: haut dem Springer auf die Finger (Gerhard Seyfried, im Comic „Wo soll das alles enden“)

  10. BILD wäre ohne Reichelt ein besserer Ort?
    BILD wäre nicht BILD ohne einen wie Reichelt?
    BILD ist, war und wird immer das sein, was Max Goldt in seinem klassischen Zitat beschreibt?
    ‚Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht.‘
    Also ist es komplett egal, ob Reichelt oder der nächste Gangsterboss es nun noch wagen wird, Voluntärinnen zu vögeln, die sich davon eventuell etwas mehr versprechen als sie sollten?
    Verbrechen wird sich immer lohnen und also wird es BILD immer geben?
    Wenn Wallraff daran nichts geändert hat, wird es ein Complianceverhalten bei Springer eventuell auch nicht?
    BILD mit menschlichem Antlitz ist wie Faschismus oder Kommunismus mit einem solchen?
    Nichteinmal denkbar?

  11. Bezeichnend wie oft das Wort ICH in dem Statement vorkommt. Aufgeblasenes Ego, wie gehabt.
    Ansonsten: BILD ist ein widerwärtiges Presseerzeugnis. War es und wird es bleiben. Ich vermute, nicht beachten ist die Höchststrafe für diese Gruppe von Schreibenden.

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