Die „Süddeutsche Zeitung“ hat in der vergangenen Woche einen Artikel über die Bundespressekonferenz – kurz BPK – veröffentlicht, der „von der Verwundbarkeit der offenen Gesellschaft“ erzählt, wie es darin heißt.
„Am Beispiel der Bundespressekonferenz zeigt sich gerade, wie schwierig der Umgang demokratischer Institutionen mit manchem Gegner ist. So sehen das mehrere aktuelle und ehemalige Sprecherinnen und Sprecher, die hier regelmäßig auf dem Podium sitzen oder gesessen haben. ‚Die BPK ist gekapert worden‘, heißt es aus diesem Kreis. Einige Journalisten und Blogger – vor allem die Namen Boris Reitschuster und Florian Warweg fallen da immer wieder – würden die Veranstaltung sehr erfolgreich als Bühne für Verschwörungsmythen und Fake News nutzen.“
Überschrieben ist der Text mit: „Die Störsender“.
Ist das so? Stören Blogger wie Boris Reitschuster oder Florian Warweg, der Online-Chef von RT DE, dem deutschen Ableger des staatlichen russischen Auslandssenders RT, die Bundespressekonferenz?
Darüber spricht Holger Klein mit Anja Maier, die von 2015 bis 2018 im Vorstand der Bundespressekonferenz war.* „Die These, dass die das kapern, würde ich so nicht teilen“, sagt sie. Aber:
„Was mich als Kollegin stört, ist, dass manchmal die Grenze zum Aktivismus überschritten wird. Und auch die Grenze des Respekts.“
Die langjährige Parlamentskorrespondentin redet bei „Holger ruft an“ auch darüber, was die BPK eigentlich ist („Wir wissen manchmal gar nicht, was wir hier Gutes und Geiles haben“), warum die Politiker*innen das Spiel der Bundespressekonferenz mitmachen, wer dort Mitglied werden kann – und welche geschriebenen wie ungeschriebenen Regeln dort gelten.
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
*) Nachtrag, 27.02. Im Podcast und in einer ersten Version des Textes hieß es, dass Anja Maier von 2012 bis 2018 bzw. „viele Jahre“ im Vorstand der BPK gewesen sei. Sie wies uns daraufhin, dass sie nur von 2015 bis 2018 Vorstandsmitglied war. Wir haben das korrigiert.
5 Kommentare
Höchst interessanter Beitrag mal wieder. Kleine faktische Frage zu den Daten von Anja Maier – Im Text oben steht „Von 2015 bis 2018 saß sie im Vorstand der Bundespressekonferenz“. Im Podcast selbst heißt es „von 2012 bis 2018“. Egal, was richtig ist – ich weiß nicht, ob ich 3 oder 6 Jahre als „viele Jahre“ bezeichnen würde („Anja Maier, die viele Jahre im Vorstand der Bundespressekonferenz war.“), gerade auch in Anbetracht dessen, wie lange es die BPK schon gibt. Oder habe ich etwas übersehen?
2015 bis 2018 ist richtig. Wir haben das gerade korrigiert – und machen das noch transparent. -jk
Ich finde es schon krass, dass Tilo Jung nicht als jemand geschätzt wird, der die Bigotterie der Regierung mit dem salzigen Finger in der Wunde offenlegt, sondern in meinen Ohren hauptsächlich als Aktivist tituliert wurde. Anstand und Respekt in allen Ehren, aber … Uff, na gut, vielleicht kam mir mein heimlicher Youtubeheld da einfach zu schlecht weg und ich bin deswegen angepisst, aber insgesamt wirkte ihre Message für mich doch etwas zu altbacken. War für mich trotzdem sehr informativ.
@Bloerke_47
Sie sagt ja schon, dass sies richtig findet, dass er da ist. Nun ist ihre Perspektive aber jene, dass der Informationsfluss in der Regel hoch ist und ein faires Verhältnis mit den Sprechern besteht.
Außerdem als KollegIn erinnert mich ihr Zeitfaktor sonn bissl an Team Meetings inner Firma, wo irgend jemand dann immer noch ne Frage stellt. Und an sich hat man nichts gegen die Frage, aber will einfach nur aus menschlichen Gründen, dass das Ding vorbei geht.
Tilo Jung (Disclaimer: ich mag ihn) profitiert ja letztlich von dem von anderen geschaffenem Vertrauensverhältnis, sonst würden die Sprecher ja gar nicht kommen. Und dass sie ohne seine Fragen nur rein inhaltslose Stanzen verbreiten würden, ist ja eine verzerrte Perspektive.
@Übermedien, Holger
Ich finds super, dass Ihr offenbar jetzt nich einfach die Themen nochmal aufwärmt, sondern versucht mehr echte externe Gäste zu finden für ein eigenständiges Thema. Gerade weil man die Positionen der Interviewten sonst schon kannte, wirkte es dann auch etwas abgekarteter, während diese Gespräche viel spontaner und offener wirkten.
Jemand versucht, den Pressesprecher mit ein paar Triggerwörtern zu provozieren. Der ist unprofessionell genug, genervt mit den Augen zu rollen. Der Provokateur dokumentiert dann genüsslich auf Youtube, dass Seibert provokante Fragen nicht adäquat kontern, also seinen Job nicht kann. Frau Maier findet das mangelnden Respekt vor Seibert. Und mag natürlich auch die politische Agenda der Reitschuster nicht. Laut Hemingway ist ein Pressesprecher jemand, der rülpst wenn ein anderer gegessen hat. Bei jemand Klaus Bölling kam die Verlautbarung noch als mögliche Frucht eigenen Nachdenkens daher, bei Seibert oder seinem noch komischeren Kollegen Sam Spicer, bleibt sie blosse halbgare Verlautbarung, die man hilflos gegen Kritik, die meist bereits an sich als Provokation empfindet, abzuschirmen versucht. Und das eben nicht kann, weil man seinen Text nicht vorher durchdacht hat. Wer das, mit welchem Motiv auch immer, sichtbar macht, stellt den Respekt vor dem Leser oder Zuschauer wieder her, den Seibert nicht hat, wenn er meint, es sei der Job des Journalisten ihm beim öffentlichen Bäuerchenmachen zu helfen. Frau Maier findet das auch. Wahrscheinlich aus Respekt für geistige Verdauungsprobleme.
Höchst interessanter Beitrag mal wieder. Kleine faktische Frage zu den Daten von Anja Maier – Im Text oben steht „Von 2015 bis 2018 saß sie im Vorstand der Bundespressekonferenz“. Im Podcast selbst heißt es „von 2012 bis 2018“. Egal, was richtig ist – ich weiß nicht, ob ich 3 oder 6 Jahre als „viele Jahre“ bezeichnen würde („Anja Maier, die viele Jahre im Vorstand der Bundespressekonferenz war.“), gerade auch in Anbetracht dessen, wie lange es die BPK schon gibt. Oder habe ich etwas übersehen?
2015 bis 2018 ist richtig. Wir haben das gerade korrigiert – und machen das noch transparent. -jk
Ich finde es schon krass, dass Tilo Jung nicht als jemand geschätzt wird, der die Bigotterie der Regierung mit dem salzigen Finger in der Wunde offenlegt, sondern in meinen Ohren hauptsächlich als Aktivist tituliert wurde. Anstand und Respekt in allen Ehren, aber … Uff, na gut, vielleicht kam mir mein heimlicher Youtubeheld da einfach zu schlecht weg und ich bin deswegen angepisst, aber insgesamt wirkte ihre Message für mich doch etwas zu altbacken. War für mich trotzdem sehr informativ.
@Bloerke_47
Sie sagt ja schon, dass sies richtig findet, dass er da ist. Nun ist ihre Perspektive aber jene, dass der Informationsfluss in der Regel hoch ist und ein faires Verhältnis mit den Sprechern besteht.
Außerdem als KollegIn erinnert mich ihr Zeitfaktor sonn bissl an Team Meetings inner Firma, wo irgend jemand dann immer noch ne Frage stellt. Und an sich hat man nichts gegen die Frage, aber will einfach nur aus menschlichen Gründen, dass das Ding vorbei geht.
Tilo Jung (Disclaimer: ich mag ihn) profitiert ja letztlich von dem von anderen geschaffenem Vertrauensverhältnis, sonst würden die Sprecher ja gar nicht kommen. Und dass sie ohne seine Fragen nur rein inhaltslose Stanzen verbreiten würden, ist ja eine verzerrte Perspektive.
@Übermedien, Holger
Ich finds super, dass Ihr offenbar jetzt nich einfach die Themen nochmal aufwärmt, sondern versucht mehr echte externe Gäste zu finden für ein eigenständiges Thema. Gerade weil man die Positionen der Interviewten sonst schon kannte, wirkte es dann auch etwas abgekarteter, während diese Gespräche viel spontaner und offener wirkten.
Jemand versucht, den Pressesprecher mit ein paar Triggerwörtern zu provozieren. Der ist unprofessionell genug, genervt mit den Augen zu rollen. Der Provokateur dokumentiert dann genüsslich auf Youtube, dass Seibert provokante Fragen nicht adäquat kontern, also seinen Job nicht kann. Frau Maier findet das mangelnden Respekt vor Seibert. Und mag natürlich auch die politische Agenda der Reitschuster nicht. Laut Hemingway ist ein Pressesprecher jemand, der rülpst wenn ein anderer gegessen hat. Bei jemand Klaus Bölling kam die Verlautbarung noch als mögliche Frucht eigenen Nachdenkens daher, bei Seibert oder seinem noch komischeren Kollegen Sam Spicer, bleibt sie blosse halbgare Verlautbarung, die man hilflos gegen Kritik, die meist bereits an sich als Provokation empfindet, abzuschirmen versucht. Und das eben nicht kann, weil man seinen Text nicht vorher durchdacht hat. Wer das, mit welchem Motiv auch immer, sichtbar macht, stellt den Respekt vor dem Leser oder Zuschauer wieder her, den Seibert nicht hat, wenn er meint, es sei der Job des Journalisten ihm beim öffentlichen Bäuerchenmachen zu helfen. Frau Maier findet das auch. Wahrscheinlich aus Respekt für geistige Verdauungsprobleme.