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Das Problem dieses Films steht kurz vor dem Ende weiß auf schwarz auf einer Texttafel: „Für Ana & Bastian“.
Da steht nicht „Für die Zuschauerinnen und Zuschauer“ oder „Für die Fans“ oder sowas, nein, dieser Film ist ein Geschenk von Til Schweiger an seinen Kumpel Bastian Schweinsteiger und dessen Ehefrau.
Die Doku scheint mit der gleichen Motivation entstanden, mit der Sabine für ihren Vater Heinz zum 70. Geburtstag einen kleinen Film aus Fotos zusammenschneidet: der Heinz als kleiner Bub, der Heinz mit seiner Frau Annemarie, der Heinz, wie er bei der Wattwanderung im Schlick steckengeblieben ist, der Heinz mit den Enkelkindern. Die Festgemeinde ist ganz gerührt. Der Manfred, der den Heinz schon so lange kennt, lacht auch mal. Und der Wolfgang, der Bruder vom Heinz, fragt die Sabine, ob sie das ganz allein gemacht habe. Und sie sagt stolz „Ja“ und ist froh, dass der Beamer funktioniert hat, und denkt sich, iMovie ist doch ein tolles Programm. Und der Wolfgang hofft, dass er auch so einen Film von seinen Kindern bekommt, wenn er in zwei Jahren 70 wird.
Der Vorteil bei solchen Happy-Birthday-Filmen: Sie sind fünf Minuten lang.
„Schw31ns7eiger“ dauert fast zwei Stunden.
Alles sehr aufwändig hier
Der Film ist ein Talking-Head-Gewitter. Schon im Intro werden fast alle gezeigt, wie sie gerade verkabelt oder gepudert werden. Klappe, Test, eins, zwei, one, two. Ana Ivanović, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Jupp Heynckes, Manuel Neuer, Holger Badstuber, Hermann Gerland, Til Schweiger, Tobias Schweinsteiger, Uli Hoeneß, Thomas Müller, Joachim Löw, Felix Neureuther, Jérôme Boateng, Michael Ballack, David Alaba, Louis van Gaal, Oliver Kahn, Karl-Heinz Rummenigge. Und Lukas Podolski haut schon mal einen raus: „Wird ja aufgefahren hier wie für einen Disney-Film.“
Die Botschaft ist klar: Dies ist ein sehr aufwändiger Film mit sehr wichtigen Leuten für eine sehr legendäre Legende.
„Eigentlich war ich immer schon ein Fan von Basti – und das werde ich immer bleiben“, sagt Löw. Schweinsteiger sei sich „immer treu geblieben“, sagt Kahn. „Das ist ein Mensch, den alle lieben“, sagt Schweiger.
Schweinsteiger ist gut. Eine weitere Erzählung, einen Subtext gibt es nicht. Es reihen sich Archivaufnahmen (Kindheit, kleine wie große Spiele) an Einordnungen vom jeweils passenden Talking Head. Szene aus Archiv, Talking Head, Szene aus Archiv, Talking Head. Alles unterlegt mit Musik, die selbst für eine Fahrstuhlfahrt zu langweilig wäre.
Einen lauten Klaps von der Kanzlerin
Und dazu diese Special-Sound-Effects: Jede Ballberührung, jeder Zweikampf, jeder Pfosten- oder Lattentreffer, jedes Zappeln eines Balles im Netz wurde quasi nachsynchronisiert. Bei Miroslav Kloses 1:0 im Viertelfinale der WM 2010 gegen England wurden für den Kampf um den Ball gar Durchsetzungsstöhnlaute („ah“, „oh“, „mm“) eingefügt. Und selbst das Klatschen von Angela Merkel auf Schweinsteigers Schulter wurde mit einem satten Klatsch-Laut unterlegt.
Immerhin, guter Gag.
Es gibt auch keine Brüche in dieser Doku. Jedes Tal (2012, verlorenes Champions-League-Finale dahoam, Schweinsteigers Elfmeter an den Pfosten) wird nur dunkler gemalt, um den anschließenden Aufstieg (2013, gewonnenes Champions-League-Finale gegen Dortmund in London) noch heroischer erscheinen zu lassen.
Der Haufen mieser Sport-Dokus wächst
Ja, es fällt leicht, „Schw31ns7eiger“ zu kritisieren. Das fängt schon beim Titel an (die Nummern 31 und 7 sind seine Trikotnummern bei seinen Klubs sowie in der Nationalelf). Und geht beim Untertitel „Memories – von Anfang bis Legende“ weiter. Dabei ist der Film nur der aktuellste Fund beim Griff in den Haufen mieser Sport-Dokus, die in den letzten Jahren die Streamingdienste, aber nicht nur die, in unseren Wohnzimmern abgeladen haben. Als hätten Sportfans acht Kubikmeter Bauschutt bestellt.
Auf dem Haufen stapeln sich auf der einen Seite diese Heldenverehrungsfilme.
Das ZDF zeigte beispielsweise gerade den ersten Teil seiner „Sportreportage“ über den Nationalspieler Joshua Kimmich.
Der mag tatsächlich – wie Schweinsteiger auch – ein netter Kerl sein. Bodenständig, total reflektiert, alles toll. Nur müsste eine halbe Stunde Film doch mehr bieten als: Der ist ein netter Kerl. Voll bodenständig. Voll reflektiert.
Da kommt aber sonst nichts.
Genau wie bei „Kroos“, dem Kino-Epos über: Kroos, Toni. Oder bei „Being Mario Götze“ von Dazn. Oder der devoten Doku, die die ARD Franz Beckenbauer zum 70. Geburtstag geschenkt hat.
Gespielte Nähe
Auf der anderen Seite liegen auf dem Haufen diese Ganz-nah-dran-exklusiver-Einblick-Reportagen: Sönke Wortmann hat mit seinem „Sommermärchen“-Film die Tür für dieses Genre ganz weit geöffnet.
Doch während damals die Kamera anscheinend wirklich dauernd draufhielt und es ein Bedürfnis danach gab, den Millionen Menschen in Deutschland, die während des Turniers vom Fernseher zur Fanmeile zur Grillparty wankten, mal zu zeigen, was hinter den Kulissen dieses Riesen-Spektakels abging, gaukeln die aktuellen Dokus Nähe nur noch vor.
Schlimme Tiefpunkte: „Die Mannschaft“, der Film von DFB und Fifa über das deutsche Nationalteam bei der WM 2014 in Brasilien. Werbeslogan: „Erlebe die Fifa-WM, wie du sie noch nie gesehen hast.“ (Nämlich aus einer anderen Kameraperspektive.)
Langweiliger als HSV gegen KFC Uerdingen 1996
Und „Inside Borussia Dortmund“, wie „Schw31ns7eiger“ auch ein Amazon-Original. Wer Amazon und dem BVB dieses Laien-Schauspiel als authentisch abgekauft hat, kaufte auch: Die WM 2006 haben wir Deutschen nur aufgrund unseres guten Rufs erhalten, die Fifa ist wirklich gemeinnützig, und auf Katars Baustellen gibt es keine Arbeitssklaven.
Über vier Folgen, insgesamt fünf Stunden und 20 Minuten, zog sich dieses langweiligste Stück Fußball, das ich jemals gesehen habe. Und ich habe 1996 im Volkspark den Hamburger SV gegen KFC Uerdingen spielen sehen. Null zu null.
Das Genre Fußball-Doku oder Fußball-Reportage ist kaputt. Die Filme sind selbst längst Teil der kontrollierten PR der Spieler, Klubs, Ligen oder Verbände. Das Schlimmste, was denen passieren könnte, wären wirklich authentische Einblicke in die Arbeit von Profifußballern und -klubs. Nein, so weit darf es nicht kommen.
„Die Verantwortlichen hätten schon einen Riegel vorgeschoben, wenn etwas wirklich nicht okay gewesen wäre“, sagte Dortmunds Torwart Roman Bürki zu Sport1 bei der Premiere von „Inside Borussia Dortmund“.
Passt die Doku zur Digitalisierungsstrategie?
Die Dokus sind eingemeindet worden in das große Werbedorf aus Instagram, Facebook, Twitter, Vereins-TV, Markenpartnerschaften, Vermarktungsstrategien. Oder wie der Geschäftsführer von Borussia Dortmund Hans-Joachim Watzke sagt:
„Das entscheidende Argument für die Doku war, dass uns diese im Prozess der Internationalisierung und im Zuge unserer Digitalisierungsstrategie deutlich nach vorne bringen wird. Denn sie wird ja nahezu überall auf dem Globus zu sehen sein.“
Und es wird sich immer noch ein mehr oder weniger renommierter Filmemacher finden, der bereit ist, im Prozess der Internationalisierung und im Zuge der Digitalisierungsstrategie einen stundenlangen Werbespot im Sinne eines Klubs oder eines Spielers zu drehen.
Gut ist, was steril ist. Niemand soll abgeschreckt werden. Schon gar kein potentieller Werbepartner.
Es geht auch interessanter
Dass allerdings ein guter Dokumentarfilm und die Beteiligung einer Liga sich nicht ausschließen müssen, bewies zuletzt „The Last Dance“ über Superstar Michael Jordan und dessen letzte Meisterschaft mit den Chicago Bulls. Produziert wurde die Serie von Netflix, dem Sportsender ESPN – und ebenjener NBA.
Trotzdem ist kein reines Hurra-Michael-Jordan-Stück draus geworden. Keine Die-Liga-ist-nur-geil-Erzählung. Im Gegenteil. Der permanent trinkende und Zigarren rauchende Ex-Basketballer kommt nicht sonderlich sympathisch rüber. Es geht um Hass und Streit und die mögliche Spielsucht von Jordan, die Unterbezahlung von Scottie Pippen, die Eskapaden von Dennis Rodman. Ja, auch darum, wie Jordan andere – Gegenspieler wie Mitspieler – fertig gemacht hat.
Und: Es kommen sogar Protagonisten vor, die Jordan nicht durch und durch wohlgesonnen sind. Stellen Sie sich das mal vor!
Die Serie will halt von Beginn an mehr erzählen als nur ein Heldenepos, und sie will mehr als nur um des Selbstzwecks Willen nah dran sein. Und genau das unterscheidet die guten („Profis“, „Trainer!“ und wenige andere) Filme von den vielen miesen Sport-Dokus.
Und so sind bei „Schw31ns7eiger“ zwei belanglose und bei „The Last Dance“ knapp neun Stunden gute Unterhaltung zusammen gekommen. Für die Fans. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer.
Vielleicht sollte man erwähnen, dass es sich beim „Haufen mieser Sport-Dokus“ vor allem um deutsche Produktionen handelt. Das zieht sich dann auch bei deutschen Filmproduktionen.
Gerade die 30 for 30 Reihe von ESPN zeigt hingegen, wie gut Sport-Dokumentationen sein können, auch wenn sie wie zum Beispiel bei „The Last Dance“ auch immer eine nicht ganz ausgewogene Sichtweise haben.
Wobei auch 30 for 30 einige echte Nullnummern zu bieten hat, z.B. mit „The two Escobars“, wo krampfhaft Vergleiche und eigentlich nicht existente Bezugspunkte herbeigekleistert werden, bloss weil der Fussballer und der Drogenboss zufällig den gleichen Nachnamen haben und Kolumbianer sind.
Sie sollten sich die Lasoggas ansehen. Näher geht nicht. Das ist kein Hochglanz, aber echt.
„The last Dance“ hätte als 1,5h Doku völlig gereicht, ähnlich wie „Tiger King“, meine Meinung.
Netflix und andere „neue“ Produktionsfirmen blasen derzeit alles so extrem auf … ohne die Zeit mit Inhalt füllen zu können.
Die Themen sind grundsätzlich interessant, aber nach 20 Minuten habe ich schon keine Lust mehr, weil die Pointe einfach nicht kommt.
„neun Stunden gute Unterhaltung“ .. nur wenn man extrem gelangweilt ist.
Betr. der Schweinsteiger Doku: Wird dort auch über „so gehende“ Gauchos gesprochen? Da könnten die ehem. Teamkameraden aus der DFB Elf doch bestimmt auch was zu beitragen!
„„Das ist ein Mensch, den alle lieben“, sagt Schweiger.“
Das wäre weit oben auf der Liste der Sätze, die ich über mich nur sehr, sehr ungern hören würde. Aber es passt zu Schweiger, dass er das als Kompliment meint.
Übrigens steckt Schweiger ja allein schon auf Buchstabenebene in Schweinsteiger drin, warum soll er es dann nicht auch filmisch tun?
Warum man aber anhand dieses und vergleichbarer Filme gleich das Ende eines ganzen Genres heraufbeschwört? Ich sehe gerade auf diversen Streaming-Diensten aktuell jede Menge ganz guter Sport-Dokus.
Eine wichtige Frage: Was war 1996 so schrecklich an dem Spiel? Lahme Null : Null-Ergebnisse gibt es doch wie Sand am Meer.. mehr habe ich leider zu dem Artikel nicht beizutragen.
„Schw31ns7eiger“ finde ich eigentlich sogar einen passenden Titel für solcherlei Glorifizierungen. Aber der Untertitel macht es dann doch wieder kaputt.
Wie würden Sie die Doku „Wir haben den Pokal“ einordnen? Die fand ich eigentlich ganz knorke. Muss aber gestehen, dass da natürlich meine Heldengeneration (mit)spielt..
Bislang wollte mir nicht einleuchten, worin der Reiz für viele Menschen liegt, anderen beim Sport zuzuschauen. Was an einer einseitigen Beweihräucherungsdoku zum Thema „Andere machen Sport und werden dabei stinkreich“ reizvoll sein soll, will mir noch weniger einleuchten. Wenn da wenigstens Machenschaften und Kungeleien aufgedeckt würden oder der Fanatismus samt psychologischer Mechanismen erklärt würde. Aber nein, dass würden die Sportverbände sicher nicht dulden, könnte ja Werbeeinnahmen dezimieren oder zumindest das Image beschädigen.
Na ja, The Last Dance ist auch sehr positiv. Nur, dass aus deutscher Sicht diese Aktionen von Jordan etwas kritischer rüberkommen. Andere im Training fertigzumachen wird aber auf US-NBA-Portalen durchaus als legitim betrachtet und womöglich sogar vorbildhaft.
Vielleicht hätte man die Doku „ScHWeINsTEiGeR“ nennen sollen ;)
Verglichen mit den genannten „Dokus“ ist „The Last Dance“ tatsächlich gut, wenn auch das Potenzial sicher nicht ausgeschöpft wurde. Die negativen Aspekte waren so bereits bekannt und auch nichts, was besonders für den US-Sport wäre. MJ muss noch ne ganz Ecke krasser gewesen sein als dargestellt.
„Sunderland ‚Til I Die“ fand ich noch besser. Lag vielleicht auch daran, dass die dokumentierte Saison nicht ganz so gut lief wie geplant…
@ 4 Anderer Max
Danke, habe nach dem Lesen des Artikels überlegt, wie denn bei Schweinsteigers öffentlicher Wahrnehmung und auch der Präsentation der Figur in der Vergangenheit ein kritischer Ansatz, eine zweite Seite überhaupt möglich gewesen wäre, mir fiel da zunächst nichts ein.
Ihnen schon.
Marc-Uwe Kling („Känguru, wat nu?“) pflegt die Disziplin, bekannte Zitate falschen Urhebern zuzuordnen. Besonders hübsch:
„Ich denke, also bin ich.“ (Til Schweiger)
Dieser Heile-Welt-Kult wird ja aktuell so derbe zelebriert, dass es schon unangenehm wird. Nichts gegen Nostalgiegeplänkel, aber wenn das mit Personen- und Markenhuldigungen einhergeht, dann wundert es nicht, wenn da bloooooß kein schlechtes Wort fallen darf. Das sogar der Schweiger gut, wenn er will.
4. Anderer Max: Das hab ich mich auch beim Lesen des Artikels gefragt. Schweinsteiger war zwar nicht dabei, aber ein paar Stimmen zum Vorwurf des Rassismus hätten die Doku bestimmt etwas aufgepeppt und mit Authentizität angereichtert.
Das Thema Doping im Fussball kommt vermutlich auch nicht vor. Darauf würde ich wetten.
Ein Mensch, den alle lieben?! Ich fand ihn schon immer sch…lecht. Nicht so schlimm wie Lahm, aber schlimm.
Die Generation in der er als Fussballer groß geworden ist, ist die die mir den Fussball versaut hat. Heiligsprechung, Fanmeile, Schland. Ist schon klar, dass er jetzt so eine aalglatte Doku bekommt, passt zum Image und passt zur deutschen Mainstream Mentalität.
>„Sunderland ‚Til I Die“ fand ich noch besser. Lag vielleicht auch daran, dass die dokumentierte Saison nicht ganz so gut lief wie geplant…
Sunderland are shite.
@AndererMax,@JUB68,@Gerdos
Mich irritiert etwas, dass Sie ausgerechnet diese „Gaucho“-Schmähung als negativen Tiefpunkt empfinden. Ich bin als Jugendlicher als Fußball-Fan sozialisiert worden und habe viele ekelhafte Gesänge gehört („Eine U-Bahn bauen wir…“ dabei der absolue Tiefpunkt wahrscheinlich) und manch davon habe ich auch gedankenlos mitgesugen.
Nun erfüllen diese schmähenden Fangesänge vor allem eine formale Funktion (so wie Kicks beim BattleRap). Es wird einfach immer der Gegner besungen mit gleichem Inhalt. Bestes Beispiel: „Ihr seid [Wessis, Ossis, Bremer, Bayern, …], asoziale [ebd.], Ihr schlaft unter Brücken,…]“
Viele dieser Gesänge enthalten eben Rassismus und Ressentiments gegen Schwache, so wie der ganz oben genannte gegen Juden und der letztere gegen Obdachlose. Un das ist zu verurteilen.
Den Begriff „Gauchos“ habe ich eben gerade nochmal nachgeschaut. Diesem haftet nichts wirklich abwertendes an, einfach ein Spitzname für den Gegner. Hätte man gegen die USA gespielt, wäre an der Stelle „Amis“ gestanden, bei manch einem Land vielleicht eine wirklich abwertende Bezeichnung. Die Choreographie hätte aber unabhängig vom Gegner genau gleich stattgefunden. Die öffentliche Kritik entzündete sich damals ja auch nicht an Rassismus o.ä. sondern am mangelnden FairPlay.
FairPlay ist ein scheinheiliger Begriff aus der Innenwelt des Fußball-Business. Scheinheilig deshalb, weil nichts anderes als das Gewinnen gepriesen wird, womit klar ist dass eine Schmähung der Verlierer ex negativo einhergehen muss. Als fester Bestandteil der Fankultur haben die Spieler diesen Fangesang aufgegriffen und den Verlierer geschmäht, so wie es in höflicher Form ja auch in den Medien ja ohnehin passiert. (Außer in England, da schmähen die Zeitungen auch selbst Ihre Spieler bei Niederlagen nach allen Regeln der Kunst). Nur entspricht es eben nicht dem Knigge, dass Spieler solche Fangesänge anstimmen.
In Kurz: Gerade dieser Fan-Gesang hat keine Minderheit angegriffen, wie es allerdings viele andere tun (Beispiele oben). Es war eher ein Nichteinhalten vom Kodex des Fussball-Business. Und wenn man ihn vorrangig kritisiert, unterstützt man in gewisser Weise die Scheinheiligkeit dieses Business, in der es letztlich nur ums Gewinnen geht und Verlierer nun mal abfallen, was aber nicht gesagt werden darf.
Ich kann allen die Doku „Tom meets Zizou“ über Thomas Broich ans Herz legen. Da lernt man wirklich, wie der Fußballzirkus tickt und warum manch einer es irgendwie nicht schafft, obwohl er es doch eigentlich hätte schaffen sollen.
Von Til Schweiger etwas Gehaltvolles zu erwarten ist keine gute Idee.
Alles schön und richtig, aber Schweiger war nur Produzent, warum hier der eigentlich Relevanteste, also der Regisseur nicht benannt wird, verstehe ich nicht.
Wessis sind keine Minderheit. Außer natürlich global gesehen.
Dass ein besserer Geburtstagsfilm nichts Kontroverses anspricht, kann man sich fast denken.
Ja gut, Schweiger ist kontrovers…
Schweinsteiger hat sich vor zwei Jahren auch für Reklame für die „Automatenwirtschaft“ hergegeben, super ehrliche Schwarz-weiß Fotos, für „faire Regeln beim Glücksspiel“. War das Thema in der Doku?
Die ARD hat vor ein paar Jahren mal eine Doku über Torhüter gemacht (Die Nummer Eins – Deutschlands große Torhüter). Protagonisten: Sepp Maier, Toni Schuhmacher, Jens Lehmann, Oliver Kahn. Ich habe sie so in Erinnerung: Kommt den Personen teils sehr nahe – und illustriert eindeutig (und relativ ungeschönt), wie viel Ehrgeiz, Verbissenheit und Ego (und welche Sublimierungen) notwendig sind, um auf dieser doch recht besonderen Position Erfolg zu haben. Aus meiner Sicht wirklich empfehlenswert.
@Mycroft
Wer hat denn „Wessis“ als Minderheit bezeichnet? Ich nicht. Im Text, wo ich das Wort zitiere, sind die Obdachlosen die geschmähte Minderheit im Fangesang.
@23: Stimmt! Tolles Beispiel für eine gute Doku, die ganze Kontroverse um Toni Schumachers Buch wird da noch mal durchgekaut und auch die Enke-Sache wird mit größtem Respekt angegangen. Die Doku über Dennis Altekin und die Schiedsrichterei war auch ganz okay, bis auf den Hobby-DJ Teil ;)
@17: Ein Wort: Vorbildfunktion. Ich denke, wenn die Nationalelf mit Schmähgesängen bei einer Siegeszelebration voran geht sinkt einfach die Hemmschwelle, das in Fangesängen noch einmal, ähem, aufzuarbeiten und zielgruppengerecht zu verpacken. Ich frage mich einfach nur, warum man so etwas nötig haben muss, ganz egal ob „Gauchos“ nun inhärent rassistisch ist, oder nicht. Man kann sich ja auch einfach hochleben lassen, ohne andere zu schmähen. Der Vergleich mit „Battle-Raps“ gefällt mir. Beide Systeme haben inoffizielle Regeln, wie man sich beleidigen darf, ohne das die andere Seite sich persönlich angegriffen fühlt. Eben drum sollte man diese Grenzen mit Vorsicht behandeln.
@25
Alles richtig. Aber genau diese „Vorbildfunktion“ innerhalb eines Systems das nur Sieger und Verlierer und Geld kennt, finde ich halt scheinheilig.
Und deshalb viele andere Aspekte noch kritikwürdiger.
@Peter Sievert:
Geschmäht werden die Wessis, oder je, nachdem.
Bei Köln-fans kenne ich auch die Variante, dass die das über sich selbst singen…
@26: Naja, ich meine, um’s Gewinnen geht’s halt beim Sport, sonst wäre es ja auch langweilig. Aber das ist ja eher eine sportphilosophische Diskussion, inwieweit Sport ein Ausdruck von anderweitigem (inter-nationalem) Wettbewerb ist. Die Finanzierung der 2 spanischen Topclubs ist da im Zusammenhang „Wettbewerbsfähigkeit“ ja auch ganz interessant.
Generell bleibe ich aber dabei: Vorbildfunktion existiert, gerade bei Profisportlern im Bezug auf (Jugend)-Amateure und Fankultur. Nationalistische Schmähungen (auf die man einfach verzichten könnte, indem sich selbst hochleben lässt) verschieben die Grenze des sagbaren, was ich für bedenklich halte.
Ich persönlich halte ja das ganze Nationalitätsdenken (vgl. Olympia, Medallienspiegel) für absoluten Quark, aber gut. Irgendwas muss man halt vergleichen, mögen es dann die künstlichen Grenzen sein, in denen Sportler geboren wurden.
@Markus, #23
Danke für den Hinweis auf die Doku. Mal gucken, ob ich sie bei Gelegenheit finde. Ich werde es Bodo Ilgner für alle Zeiten übelnehmen, dass er seine 90er-Handschuhe nicht mir, sondern irgendwem schenkte. *seufz*
Herrjemine.
Es geht um eine vermutliche schlechte Doku von Til Schweiger über Bastian Schweinsteiger.
Warum nur, warum, gibt es auch hier wieder eine aus dem Nichts aufkommende Rassismus-Debatte? Weil Schweinsteiger bei dieser eher peinlichen als kritikwürdigen Gaucho-Nummer mitgemacht hat. Ach, Leute, ich bitte euch.
Wer seine eigene Aalglattheit so zelebriert, der legt es fast darauf an, dass etwas weniger aalglatte Personen mal was singen, was ein paar Grenzen auslotet.
@#30: Leider haben Sie aber mit ihrem Satz schon fast alles über diese Doku gesagt, was man zu dem Film selber sagen kann. Insofern finde ich die Debatte hier über Themen wie Rassismus, Scheinheiligkeit etc. sehr interessant und ich könnte mir nur wenige Orte im Netz vorstellen, an denen eine Diskussion über Rassismus so nah an Argumenten geführt wird.
Auf einer Metaebene verweist der Fakt, dass es hier viele unaufgeaufgearbeitete Missstände innerhalb des Sportbetriebs gibt auch auf die momentanen Schwächen des Sportjournalismus hin. Mich würde mal ein Vergleich zwischen dem Verhältnis Yellow Press – Schlager einerseits und Sportpresse – Sportbetrieb andererseits hier auf Übermedien interessieren.
@31: „Yellow Press – Schlager“ – Da hat der Herr Schönauer mit dem topfvollgold, der nun hier weitergeführt wird ja schon ganze Arbeit geleistet!
„Sportpresse – Sportbetrieb“
Ich vermute, bahnbrechende neue Erkenntnisse werden hier ausbleiben ;)
leider schwingt die Abneigung gegen Til Schweiger im Text mit.
Herr Kruse, können/wollen Sie den Text nochmal überarbeiten und sich nur auf die handwerklichen Schwächen und Schwächen in der Inszenierung konzentrieren.
So würde man auch dem Macher des Werbefilms weniger Raum geben.
Mittlerweile ist es auch so, dass diese Form der Sportdokumentatione nur die Fans bedienen soll – das schreiben Sie ja auch.
Dokus á la „When we were Kings“ oder „Pumping Ercan“ (deutsche Produktion) sind da eine ganz andere Liga.
@Neandertaler
Da missverstehen Sie unsere Debatte. Rassismus haben wir nur grob gestreift. Und so aalglatt ist zumindest meine Biographie ja nicht in dieser Hinsicht, wie oben ausgeführt.
@AndererMax
Da haben Sie glaube ich genau den Punkt geliefert, der mir unterbewusst im Kopf schlummerte: Medaillenspiegel, Europapokale, Nationalhymnen etc. pp.
Sportberichterstattung ist nationalistisch geprägt und oft auch geradezu peinlich klischeebeladen, wenn eine andere Nation abseits des Sportlichen Thema ist. Als Jugendlicher war ich immer „stramm“ für die Deutschen Teams im Europapokal. Warum wohl?
Mittlerweile gucke ich Fußball oft so, dass ich mir spontan nach Sympathie, Spielstil, etc. entscheide, für wen ich bin, meistens für den Underdog. (Und praktisch immer gegen Bayern :-p , auch international)
@Mycroft
Ja und nein. An der Oberfläche haben Sie natürlich Recht. Das ist ja gerade der Punkt an zum Beispiel diesem Lied und ählichen.
Sie sind ein derartiges Allgemeingut in allen Fanszenen, dass das Singen mit dem Einsetzen des jeweiligen Gegners ja nicht viel mehr ist als eine übliche Chiffre, also die Empfänger sich kaum angegriffen fühlen können. Aber: Die Obdachlosen werden dabei halt nebenbei, da unbeteiligt und zusammenhangslos, aber umso mehr herabgewürdigt.
ps Finde ich super von den Kölner Fans :-)
Ich kann die Protagonisten verstehen, denn jeder möchte sich doch irgendwie verewigen und wenn möglich, noch etwas dazu verdienen. Klar das man von Fussballern und Mantafahrern nicht sonderliche filmische Umsetzungen, lange pointierte oder amüsante Darlegungen in geschnitteteten Beiträgen erwarten kann. Für die einfache Zielgruppe ist es jedoch ausreichend und besser als Baraba Salesch oder Hartz-TV. Vielleicht klappt es ja beim nächsten angepriesenen sportlichen Doku-Highlight einen frischen kritischen Geist als Regisseur zu angagieren der das dann vielleicht weniger heroisch umsetzt.
„Medaillenspiegel, Europapokale, Nationalhymnen etc. pp.“
„nationalistisch geprägt“
Sie können natürlich demnächst bei olympischen Spielen auch die Teams nach Augenfarbe aufstellen, oder nach Verhältnis großer Zeh zu kleinem Zeh, wenn Ihnen das weniger „nationalistisch geprägt“ erscheint.
typisch, die Mehrheit nur am rummosern, wenns nicht gefällt, dann schaut doch was anderes…meine Güte…
Was ist mit Ihnen. Neidisch?
Herr Schweiger hat die Mittel seinem Kumpel so einen Film zu widmen.
Und es gibt leute die sich das anschauen und es gut finden.
Niemand zwingt niemanden sich das anzuschauen.
Lassen Sie es einfach, wenn es Ihnen nicht gefällt.
Sie finden andere Sachen gut und niemand meckert darüber oder neidet es Ihnen.
Frei nach dem Motto :
Leben und leben lassen!!
Geschmäcker sind verschieden.
Menschen neigen zum Glorifizieren, vor allem bei Ersatzbefriedigungen wie Fussball. Insofern ist der Schweigersteiger-Film nur eine weitere
Samstag-Abend-Sportschau Fortsetzung, sozusagen eine Spielzusammenfassung bei der weniger der Spielverlauf als mehr nur
die Tore von Interesse sind. Schweinsteigers Erfolge als Fussballer in Ehren, aber was soll man von einem Til erwarten, der selbst als Schauspieler nur 2 Gesichtsausdrucke kennt.
Schweinsteiger ist eine Fussballikone.
“ Eine Legende“
@36: Genau, das wären Möglichkeiten, die nichts mit der Nationalität zu tun haben. „Physische Merkmale“ ist jedoch so ein Thema, das auch mal ganz schnell Richtung Hautfarbe, Ethnie, etc. abdriften kann, daher nicht mein Favorit.
Eine Möglichkeit wäre Zugehörigkeit zu einem Sportbund (äquivalent „Verein“). Diese müssten dann natürlich international casten dürfen, das würde wiederum auf pay2win hinaus laufen.
Privat-Sponsoren wären auch eine Möglichkeit (siehe Raab-Sportveranstaltungen), das will aber glaube ich auch niemand.
Schwierig, gebe ich zu, wenn man da mal ernsthaft drüber nachdenkt. Eine perfekte Lösung fällt mir da jetzt nicht zu ein, bin ich ehrlich.
Ich finds sehr interessant, wie solche Heroisierungen tatsächlich wirken…ich fand Bastian Schweinsteiger tatsächlich früher eher unbedeutend – sicher offensichtlich ein sehr guter Fußballer – aber dennoch habe ich ihn eher am Rande wahrgenommen als jemanden, denn andere wohl irgendwie toll finden. Durch die Art wie ‚Barefoot‘ den Protagonisten stilisiert – filmisch und filmtechnisch übrigens absolut professionell und gut gemacht(!), – entsteht ja erst dieser total übersteigerte Helden-Mythos. Modernes Film-Instrumentarium, dass sich, wie hier schon mehrfach beschrieben, leider – durch die Häufung – doch abnutzt.
Gähn… was für eine Diskussion. Das ist einfach ein netter Film über einen tollen Sportler. Hat genau das gemacht, was ein Film soll: unterhalten
Pseudo-Ansprüche zu stellen (künstlerisch, kritisch, ästhetisch, was auch immer) und irgendwie auch ein Empörungsthema reinzubekommen (Klimawandel, Rassismus, Altersarmut, Unterdrückung von Frauen, Schwulen, Lesben, Diversen oder sonstwem) ist zwar bei manchen schwer en vogue, nervt aber ohne Ende.
Guckt Arte, lest ein Buch oder macht sonst was, aber lasst doch den Rest mit eurer Problem- und Opfer-Fixierung in Ruhe. Danke!
Sehr schöner Kommentar zu Til Schweigers Doku :-).
Hier mal ein Beispiel wie gut Sport-Dokumentationen – auch aus deutscher Produktion – sein können:
Der Film „Eishölle am Seilersee“ erzählt die bewegenden Geschichten aus 60 Jahre Eishockey im Sauerländischen Deilinghofen und Iserlohn.
@36,37
Muss es denn bei Olympia Teams (über die Notwendigkeit bei Mannschaftssport hinaus) geben, die sich in einer Medaillenrangliste messen?
Und da Sie das sich offenbar mit „ja“ beantworten: was sagt das über unser wahres Verhältnis zum Leistungssport und die soziale Funktion von Leistungssport aus?
Seit mir völlig egal ist, wieviel Medaillen Deutschland holt, sehe ich Olympia jedenfalls bewusster und definitiv nur noch Sportarten, die mich interessieren, egal, wer da Favorit ist.
Die armen Sportler. Was würden die Fußballer nur ohne ihre Millionen machen, vielleicht mal was Sinvolles, als nur Prinz zu spielen.
Das hört sich ganz stark nach einer PR Aktion an. Weil Schweiger bla bla bla. Die die vor Jahren mal groß rauskamen brauchen nach Jahren immer wieder was anderes um in das Rampenlicht zurück zu kommen.
Wenn interessiert bitte das Leben von Schweinseteiger, da ist meins weitaus interessanter und was langhaltiges aus seiner Doku lernen wird man wohl auch nicht.
Jeder der sein Leben für einen Fußballer opfern würde, der kann das bitte tun. Das wäre mal FAN Sache, hätten wir schonmal weniger Strohköpfe rumlaufen, vielleicht kommt dann der Deutsche Intellekt wieder, der verloren gegangen ist.
Liebe Grüße
Wer eine richtig gute Fußball-Doku sehen will, kriegt die inzwischen bei iTV oder amazon geliehen )iuch habe sie letztes Jahr im Kino gesehen und war begeistert): „Diego Maradona“ von Asif Kapadia, fast nur über seine Jahre in Neapel in den 80ern, mit unglaublich viel privatem Filmmaterial, mit Hintergrundinfo über die Camorra und ihre Rolle, vor allem aber mit einer Ahnung davon, wie sich dieses Leben für den Protagonisten angefühlt haben muss. Packend.
Also einfach nur die Individuen miteinander vergleichen? Find‘ ich gut.
Ich mag ja auch das Beispiel Marblelympics (oder, nachdem das IOC namensrechtlich interveniert hat „Jelles Marble Runs“). Wobei das gerade (Marbula E) auch von Sponsoren überrannt wird. Vielleicht kann man daran auch gerade gut ablesen, wie eine „olympische Idee“ kommerzialisiert wird.
Hallo – ich habe zufällig diesen Bericht gelesen und bislang noch nie an so einer Diskussion teilgenommen, jetzt mache ich das aber, weil ich das unglaublich finde wieviele Experten ihre intelligenten Beiträge über den Äther schicken – ich kann hier nur dem Beitrag N.44 zustimmen (Roland) – ist das tatsächlich bei uns Deutschland so – seid ihr die Repräsentanten? ….na dann….und zum Inhalt: ja wie so oft in den letzten Jahren will der Schreiberling durch seine Negativ Schlagzeile die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – scheint ja zu funktionieren! Ich habe den Film nicht gesehen, aber Bastian Schweinsteiger ist ein „Denkmal“ – für alle, die vom Fussball etwas verstehen: er hat einen riesen Anteil am Gewinn der WM und ist einfach „Fussballer“ – nehmts doch einfach so hin, anstatt alles immer zu Tode zu dramatiseren….
An den Autor:
The Last Dance wurde zwar einerseits sehr gelobt aber auch andererseits ziemlich verrissen. V. a. die Einseitigkeit wurde kritisiert.
Ob die Schweinsteiger Doku wirklich schlecht ist? Da muss ich mir selbst erst ein Bild davon machen. Allerdings versuchen Autoren oft gewollt etwas zu kritisieren, damit sie eine höhere Lesereichweite erreichen.
Schweinsteiger wird hier hochstilisiert als wenn es ein Weltstar gewesen wäre… Er war in meinen Augen immer nur ein durchschnittlicher Typ und Spieler. In der heutigen Medienwelt braucht man nur täglich neue Helden um dessen Namen ja auch ausschlachten zu können…
Es reicht da meiner Meinung nach nicht, einfach Tore zu machen… oder dabei gewesen zu sein… sondern man muss auch eine Geschichte haben… was dich über andere erhebt oder von ihnen unterscheidet!
Gerd Müller, Uwe Seeler und der Beckenbauer sind solche Typen… die haben eine Geschichte zu erzählen… und nicht nur immer Erfolg
Nuschelschweigerschmä halt ;-)
Ich bin nun wahrlich kein Nationalist, sondern ziemlich eher jemand, der allem Nationalen kritisch gegenübersteht. Aber bei beträchtlich vielen Sportarten werden halt Mannschaften gebildet, bei einigen ist es originärer Bestandteil des Sports (nennt man dann Mannschaftssportart), bei anderen ist es ebenfalls lange etabliert (Staffeln in der Leichtathletik, z.B., oder Mannschaftswettbewerbe bei klassischen Individualsportarten, Davis Cup im Tennis, Tischtennisbundesliga, es gibt viele Beispiele.
Bei einem Sportfest, dessen grundlegender Bestandteil es nun einmal ist, Sportler*innen aus aller Welt zusammenzuführen, ist es nun einmal immer noch so, dass die Nationalität ein auf der Hand liegendes Kriterium zum Mannschaftsbilden ist. Ein geeigneteres fiele mir tatsächlich nicht ein.
Deshalb in derartigen Veranstaltungen etwas Nationalistisches zu sehen, halte ich für weit übertrieben.
@40
„…vor allem bei Ersatzbefriedigungen wie Fussball.“
Was macht Fußball zu einer Ersatzbefriedigung? Ersatz wofür? Befriedigung von was? Und wie sind Sie ohne Hilfe raufgekommen auf dieses hohe Ross?
@Kathrin,Ingo,Roland
Sie sind sich schon bewusst, dass diese Webseite zur Medienkritik da ist?
Sagen Sie dem TÜV auch, er soll sich nicht so haben, er muss das Auto ja nicht fahren?
Und wir jammern hier nicht rum und klagen, sondern differenzieren Feinheiten des Themas aus, wies uns passt und Freude macht, weil das hier d
der richtige Ort dafür ist.
@AndererMax
Genau. Interessant wärs, wie sich das behaupten könnte.
Herr Kruse, vielen Dank für die brillante Einleitung!
Werde gleich, mit großer Vorfreude, den Rest Ihres Artikels lesen.
@Neandertaler
Ich verstehe schon, was Sie meinen und gebe Ihnen Recht, dass es schon ein hartes Wort für harmlose Phänomene ist. Möchte letzlich ja nur zum Nachdenken anregen und es nicht verdammen und unnötig vor den Kopf stoßen. Dafür könnte ich mich gerne auf eine mildere Vokabel einlassen.
Die Grundidee bleibt: Warum sollte ich eine deutsche Leistung eher bejubeln als eine thailändische? Warum mich freuen, wenn eine Deutsche (im Einzelfall vielleicht sogar nur durch Glück) statt einer Türkin gewinnt? Und warum gehen Deutsche Medien in Sportberichterstattung von dieser Grundprämisse völlig unreflektiert aus?
@17.
sehr guter Kommentar.
@Peter Sievert (17)
Das war auch mein erster Gedanke: die Gaucho-Geschichte hervorzukramen, damit man ja auch etwas Negatives berichten kann, da gäbe es sicherlich geeignetere Beispiele. Dass der Auftritt herabwürdigend und nicht besonders „sportsmenlike“ war, ok. Aber in dieser Situation hat sich jede Gruppe irgendwas für den Einlauf ausgedacht und da kommt in solchen Situtionen nun mal nicht immer etwas extrem Gehaltvolles und politisch Korrektes heraus . Und man kann es, so finde ich, als durchaus erlaubte Retourkutsche für die absolut unfaire Spielweise der Argentinier im Endspiel betrachten (ja, Manuel Neuer hatte auch eine sehr grenzwertige Aktion….aber in der Summe war die Spielweise der Argentinier nicht sauber). Da dann einen solch harmlosen Seitenhieb zu verteilen (denn nichts Anderes war das) ist für mich völlig ok. Schadenfreude sozusagen. Dass die Nationalmannschaft durchaus in der Lage ist, fair zu agieren, das hat man sehr eindrücklich im Halbfinale und danach gg. Brasilien gesehen.
Zur Doku: sehr glatt und weichgespült, aber schön, wenn man es mag, in Erinnerungen zu schwelgen, es muss ja keiner schauen.
ach wie schön, dass mich alles aber auch wirklich alles am Fußball und drumrum ganz und gar nicht interessiert.
@59: „da gäbe es sicherlich geeignetere Beispiele.“
Ja, dann hau raus!
Das Beispiel kommt von mir und war nur ein Themenvorschlag, zu dem die Teamkameraden von Schweinsteiger auch etwas zu beitragen könnten, das aber nicht nur Lobhudelei ist.
Mir fiele da z. B. noch die Özil / Gündogan + Erdogan Geschichte ein. Die hätte auch nichts mit Rassismus zu tun, das Wort an sich scheint ja nach wie vor einige Leute extrem zu reizen.
[Das Thema „Rassismus unter Profisportlern“, also generell, wird ja eh nicht mit der Kneifzange angefasst. Ich vermute, weil es unprofessionell (aka. umsatzschädigend) wäre. „Klare Kante gegen Bla“ Bekundundungen müssen da reichen – Außer bei St. Pauli kaufe ich den Teams das jedoch nicht ab.]
@Anderer Max die angesprochene „Geschichte“ war, meines Wissens nach, erst, als er schon nicht mehr Teil der Nationalmannschaft war und somit passt das auch nicht in „seine“ Doku. Wobei das Thema an sich und der Umgang damit, v.a. auch der anderen Nationalspieler, schon hinterfragbar wäre.
Ich finde nur, wenn man partout etwas Kritikwürdiges suchen will, ist die Gaucho-Geschichte wenig geeignet aus oben genannten Gründen. Angedeutet wird in der Doku z.B. die (über-) ehrgeizige Art, schon in der Kindheit und Jugend, da hätte man sicherlich mehr rausholen können (wie es ja wohl bei Michael Jordans Doku, ohne dass ich sie bisher gesehen hätte, gemacht wurde).
Die Frage ist aber natürlich insgesamt, mit welcher Intention eine solche Doku gemacht wird. Und hier muss einem klar sein, dass es keine investigative, über Jahre gedrehte, Geschichte ist/sein soll, sondern das Loblied auf einen Sportler, der einen sehr langen, mit vielen Opfern gespickten Weg zurückgelegt hat, bis er endlich am Ziel war. Wem das zu lau und zu eindimensional ist, braucht sie sich nicht anzuschauen.
Man muss zugeben, dass diese Sport-Doku (wenn man es überhaupt so nennen mag) sehr pathetisch präsentiert wird. Vielleicht liegt es an verschiedenen Geschmäckern oder aber das manche Menschen gerne generell kritisch die Dinge betrachten, jedoch hat mir der Film recht gut gefallen. Einfach ein bisschen heile Epos-Welt in unserem tristen Alltag.
Mir ist dabei leider die WM in Brasilien etwas zu kurz gekommen. Auch hätte ich es schön gefunden, wenn gemeinsame Momente zwischen dem Protagonisten Schweinsteiger und der Nationalmannschaft oder seiner Ligamannschaft gezeigt worden wäre.
Es ist für Jeden welcher ein bisschen Verstand hat klar, dass hier etwas präsentativ insziniert gezeigt wird.
Anschauen: “ Red Army“. Dokumentation über die sowjetische Eishockey-
Mannschaft.
@57
“ Und warum gehen Deutsche Medien in Sportberichterstattung von dieser Grundprämisse völlig unreflektiert aus?“ Das ist eine Frage, die mich ebenso beschäftigt wie Sie. Das ist etwas, das ich auch nicht nachvollziehe. Ich sympathisiere mit mir sympathischen Sportlern, das können Deutsche sein, aber genauso gut andere. Aber vermutlich wird diese Prämisse angewandt, weil sie für die meisten Zuschauer zutrifft.
@61
Sie kaufen nur den SPIELERN von St. Pauli eine antirassistische Haltung ab, weil (Teile der/die) FANS von St. Pauli antirassistische Positionen vertreten und der Verein dieses sich nicht ungeschickt zu eigen und zunutze macht? Was ist das für ein haarsträubender Quatsch? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und was ist mit den zig anderen Vereinen, deren Fans sich genauso gegen Rassismus stellen? Mir wird ganz schwindelig vor lauter Kopfschütteln.
@64: Ich kaufe dem Verein FC St. Pauli ab, dass das eben nicht „geschickte Vermarktung“ ist, sondern ernst gemeint, das meinte ich.
@62:
Schweinsteiger war Teil des Kaders zur WM 2014.
So ein Blödsinn! Es ist ein toller Film über einen tollen Sportler! Es war interssant und unterhaltsam und als Zuschauer hatte man das Gefühl, als Freund dabei zu sein. Danke, Til!
@Anderer Max: echt? Er war 2014 dabei? Die Doku kulminiert ja gerade im Endspiel von 2014… Meine Aussage bezog sich auf die WM 2018 und die Özil-Erdogan-Geschichte, da war er nicht mehr im Kader…
@66
Sie schreiben Team, meinen aber den Verein. Das ist missverständlich. Mit Team bezeichnet man die Mannschaft, als die Gesamtheit der Aktiven.
Und Sie nehmen nur St. Pauli aufrichtigen Antirassismus ab? Das sagen Sie bitte mal, um nur mal in meiner Region zu bleiben, den Düsseldorfern, Kölnern, Leverkusenern ins Gesicht. Zwei der drei Vereine Hass ich wie die Pest, aber glaubhaft gegen Rassismus stehen da Freund und „Feind“ gleichermaßen.
Wie unglaublich dreist Ihre Unterstelllung ist.
@66:
die angesprochene „Geschichte“ war aber erst 2018 und nicht 2014.
@68, 70: Ich dachte es ginge noch um die Gaucho-Geschichte von 2014.
@69: Keine Unterstellung, eine Meinung.
„Wer nicht St. Pauli ist, ist nicht aufrichtig gegen Rassismus“ ist so ziemlich die Art von Meinung, wegen der es mich immer freut, wenn irgendwer aus St.Pauli – um es mal mit Roger Willemsen zu sagen – sechs Sorten Scheiße rausprügelt. Natürlich nur auf dem Platz.
Da geht es längst nicht mehr um das dringend wichtige Anliegen, immer und überall gegen Rassismus und für eine möglichst bunte Gesellschaft einzutreten, sondern nur noch darum, sich selbst dafür größtmöglich abzufeiern – was naturgemäß am besten klappt, wenn man allen anderen abspricht, es aufrichtig zu meinen.
Widerlich ist noch das Mildeste, was mir dazu einfällt.
@72: Ja nu, ist halt eine Meinungsverschiedenheit. Ich will ja auch gar nicht ausschließen, dass ich dem St. Pauli Marketing da auf den Leim gegangen bin. Sie scheinen sich da besser auszukennen, als ich.
Das (stark verkürzte) Willemsen-Zitat bezog sich damals auf Heidi Klum und die Machenschaften im Bezug auf GNTM, verstehe den Zusammenhang nicht.
Die ARD legt nach. Schon wieder eine Sport-Helden-Saga. Vergesst alles, was ihr zuvor gesehen habt.
https://www.youtube.com/watch?v=F6Z2lszbsTc