Wochenschau (70)

Die wichtige Wirkung von „Männerwelten“ oder: Der Wichser hinter mir

Katrin Bauerfeind liest in "Männerwelten" bei ProSieben aus Chats vor, in denen Frauen belästigt werden
„Männerwelten“: Katrin Bauerfeind liest in „15 Minuten live“ bei ProSieben aus Chats vor, in denen Frauen belästigt werden. Screenshot: 15 Minuten LIVE/ProSieben

Während meiner Grundschulzeit wohnte ich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Das, was dort heute ein Galeria Karstadt ist, war früher Hertie, das größte Kaufhaus am Ort. Es hatte die tollste Spielzeugabteilung der Welt. Eine ganze Etage voller bunter Dinge, die blinkten und leuchteten und nach Plastik rochen.

Aus allen Ecken des Stockwerks schnatterte eine Kakophonie aus quäkendem Pewpewpew und asynchron laufenden Spieluhren-Sounds; in jedem dritten Gang das Geräusch von ferngesteuerten Autos, die von den Vätern für ihre Söhne ausprobiert wurden; in den anderen lebensecht weinende „Baby Born“-Puppen; dazwischen alle akustischen Abstufungen von: „Mama, kann ich haben?“ bis: „MAMA, ICH HASSE DICH!“

Das Areal der coolen Kids und Schlüsselkinder

Der magischste Platz dieses Stockwerks war ein separater Bereich ganz hinten links in der Ecke, wo die Videospiele verkauft wurden. Lebensgroße Pappaufsteller der Videospielehelden und mächtige Arcade-Türme, in denen die Fernseher und Konsolen diebstahlsicher verankert waren, bildeten einen Wall gegen das restliche Spielzeugland. Es war ein eigenes kleines Areal der coolen Kids und Schlüsselkinder. Man trat aus dem Pink von Mattel und dem Gelb von Duplo-Bausteinen heraus und hinein in diesen Bereich eines vermeintlich erwachseneren Spielens, dominiert von futuristischem Silber, Fernseh-Schwarz, Sega-Blau und Nintendo-Rot.

Nach der Schule bin ich, sofern es der Stundenplan zuließ, allein oder mit Freundinnen dort hingegangen, vor allem donnerstags, weil man zwei Stunden länger als sonst bleiben konnte. Hastig und aufgeregt rannte ich die Rolltreppe hoch, in den vierten Stock hinten links, regelrecht hingehechtet bin ich mit meinem wippenden Scout-Schulranzen. Ich war besessen von der Notwendigkeit, in „Donkey Kong Country“ oder „Sonic“ voranzukommen.

Realitätsflucht bei Hertie

Es war, als wäre ich Protagonistin in einem von mir selbst inszenierten Zeichentrickfilm, dem ich jeden Tag durch das Spielen ein paar weitere Minuten hinzuzeichnete. Videospiele sind ja nicht nur für Kinder äußerst immersiv, aber für eine zappelige Zehnjährige war dieses Spielen eine ganz neuartig fesselnde Form der Realitätsflucht.

Stets starrte ich gebannt auf knapp über meinem Kopf hängende Fernseher, den Sieben-Knopf-Super-Nintendo-Controller gewissenhaft und entschlossen in beiden Kinderhänden. Je nachdem, an welchem Gerät man stand, gab es hinter einem mehr oder weniger Raum. Dort, wo Platz war, standen immer andere Kinder und Jugendliche – zum einen, um beim Spielen zuzuschauen, zum anderen, um in einer diffusen Reihenfolge einer verteilten Warteschlange auch irgendwann selbst spielen zu dürfen.

Wenn man allerdings an einem der Geräte stand, wo hinter einem nur sehr wenig Platz war, weil da ein Regal oder ein anderer Konsolenturm zu nahe stand, quetschte sich keines der anderen Kinder hinter einen. Man tippte sich nur kurz an und sagte sowas wie: „Ich bin als nächstes dran, okay? Ich stehe da hinten bei ‚Megaman’“ – und beobachtete dann das Spielgeschehen allerhöchstens aus der Ferne.

Was will der Mann?

Deswegen fiel es mir umso mehr auf, als einmal ein Mann plötzlich einen Tick zu nah an mich heranrückte, zu nah für einen Fremden. Anfangs dachte ich mir nicht so viel dabei, weil hinter mir ja kaum Platz war. Ich erinnere mich, wie ich über seine Nähe Mutmaßungen anstellte: Vielleicht wollte er unbedingt wissen, wie Donkey-Kong-Spielen aussieht; vielleicht wollte er seinen Kindern das Spiel kaufen; vielleicht hatte er einfach keine andere Möglichkeit, als so nah hinter mir zu stehen.

Aus ästhetischen Gründen waren alle Fernseher mit einem billigen Chromrahmen versehen, welche die schwarzen Röhrengeräte wie futuristische Monitore in einem Raumschiff-Cockpit aussehen lassen sollten. Bei mir hat das damals total funktioniert, ich war von den silbern glänzenden Rahmen maximal beeindruckt. Das Bemerkenswerte an ihnen war, dass man nicht vom Spielgeschehen abgelenkt wurde, obwohl sich in ihnen alles spiegelte, was hinter einem geschah; man war einfach zu sehr in das Springen und Rennen des Affen vertieft und in all die Bananen, die von bösen Krokodilen zurückerobert werden mussten.

Ich fühlte, dass das nicht normal war

Als jedoch plötzlich dicht hinter mir dieser Fremde auftauchte, musste ich einmal genauer in die Spiegelung des Monitorrahmens schauen, weil mich etwas an seinem Auftritt irritierte. Ich nahm in der Chromreflexion etwas wahr, das mein Gehirn nicht einzuordnen vermochte, weil es nicht verstand, was es da sah. Ich erinnere mich, dass ich es auf kindliche Weise interpretierte: Der Mann hinter mir streichelte eine rosafarbene Banane.

Zwar begriff ich nicht, was es war, aber ich fühlte, was es nicht war: normal. Eine diffuse Angst machte sich in mir breit, ein noch nie gekanntes Unbehagen, aber ich wusste nicht einmal weshalb, denn dieser Mann tat mir im Grunde nichts. So undefiniert das klingen mag, aber ich nahm durch meinen Rücken seine Heimlichkeit wahr, spürte sein Bewusstsein darüber, etwas Absonderliches zu tun, und wusste, dass ich da gerade nicht in Sicherheit war.

Ich gehörte zu den Kindern, die in Momenten der Angst entweder erstarrten oder flüchteten – und in dieser speziellen Situation bewerkstelligte ich anscheinend beides gleichzeitig: Ich versteinerte mit dem Controller in der Hand und flüchtete in den Urwald auf dem Bildschirm, konzentrierte mich auf die Mechanik der Knöpfe, auf das Rennen, Springen, Rennen, Schwingen, Springen, Weiterrennen. Den bösen Krokodilen konnte ich auf den Kopf springen, dann waren sie weg.

Der Blick starr auf dem Monitor

Der Mann hinter mir verschwand nicht. Stattdessen rückte er näher. Ich spürte seine Leiblichkeit an meiner rechten Schulter. Damals wusste ich noch nicht, was das war, das da so roch, heute weiß ich es: Penis. Ich zwang mich, mit den Augen nicht zum Chromrahmen zu wandern, ich wollte nicht genauer wissen, wie die rosa Banane aussah, der Blick blieb starr auf den Monitor fixiert.

Ich erinnere mich, wie ich in diesem Moment im Spiel tatsächlich einen Endgegner erreichte, einen riesiger Geier, und somit eine Herausforderung, die mich da wegholte. Ich dachte tatsächlich: „Konzentrier dich auf den Endboss, sonst verlierst du deine ganzen Leben.“

In den mechanischen, schmatzenden Sound hinter mir mischte sich ein unterdrücktes Stöhnen, und plötzlich bekam ich solch eine Angst, dass ich mir in die Hose machte. Ich weiß nicht, aus welchem Grund genau ich schlagartig so panisch wurde, warum ich mich einnässte, der Mann bekam davon aber offenbar nichts mit. Er rückte weiter nach links, nun direkt mittig hinter mich, hinter meinen Kopf und meinen Rücken. Mir standen die Nackenhaare zu Berge, ich hatte das Gefühl, dass die Welt untergeht, wenn ich mich in diesem Moment umdrehen würde. Ich wollte vor Anspannung weinen, traute mich aber nicht. Zumindest musste ich diese rosa Banane nicht mehr im Augenwinkel meines Bosskampfes in der Reflexion sehen.

Ich tue so, als hätte ich nichts mitbekommen

Schließlich bemerkte ich, wie es sich an meinen Hinterkopf plötzlich warm und nass anfühlte. Ich zuckte zusammen, aber ließ mir sonst nichts anmerken. Wenn ich so tue, als hätte ich von alldem gar nichts mitbekommen, dann ist das vielleicht für uns beide das Beste, dachte ich. Kurz darauf verließ er eilig die Videospielecke.

Ich fasste mir an den Kopf, weil ich annahm, er hätte mich angespuckt. Ich begriff nicht, was das war, wischte meine Hand an der Hose ab und wollte, warum auch immer, noch den Bosskampf erfolgreich beenden. Ich verlor meine zwei Leben und fuhr nach Hause.

Daheim versteckte ich meine klamme Hose ganz unten im Wäschekorb, wusch mir das Sperma aus den Haaren, erzählte meinen Eltern nicht an diesem Tag und in meinem ganzen Leben nicht davon. Danach war ich für ein paar Jahre eine Bettnässerin.

Nie wieder Hertie-Spieleabteilung

Diese Episode mit dem Videospiele-Wichser, dem ich danach glücklicherweise nicht mehr begegnete – vermutlich auch, weil ich danach nie wieder in die Videospieleecke ging –, kommt mir dann und wann in den Sinn, aber sie verfolgt mich nicht. Es ist mehr wie ein aufgeschürftes Knie aus der Vergangenheit, das entstanden ist, weil ein Mann mich böswillig geschubst hat. Heute ist sie nur ein Moment neben einigen anderen, in denen ich von Männern verbal oder physisch, mal mehr und mal weniger bedrängt und belästigt wurde. Im richtigen Leben oder im Netz, von Fremden und von Bekannten. Penisbilder, Beschimpfungen, ungefragte Hände, unerwünschte Avancen.

Noch vor einer Woche hätte ich mich nicht getraut, diese Geschichte aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Weil ich auf abstrakte Weise Angst hatte, dass Sie sich vor mir ekeln könnten. Weil ich mich für die Geschichte auf unergründliche Art schäme. Weil ich es für einen persönlichen Einzelfall halte, von dem ich dachte, dass er für die Öffentlichkeit keine Relevanz besitzt. Dass ich Pech hatte. Dass es trivial sei. Dass es durch das Darübersprechen und -schreiben ungewollt zum Trauma-Kitsch oder Opfer-Porn verkommt. Auch weil ich Sie nicht damit belästigen wollte. Weil ich mich nicht wie ein Alien fühlen wollte. Und weil ich nicht einmal sicher war, ob das, was da passierte, überhaupt ein Missbrauch ist.

Dann kam am vergangenen Mittwoch, zur Primetime, auf dem Privatsender ProSieben plötzlich #Männerwelten. Fünfzehn umwälzende Minuten, in denen Frauen über Dinge sprechen, die Frauen erleben: das Beleidigtwerden, das Erniedrigtwerden, die Übergriffigkeiten, der Sexismus, die sexuelle Gewalt; präsentiert in einer ästhetisch überhöhten Form, als eine Ausstellung in dunklen Räumen voller Frauenfeindlichkeit, mit einem kaum auszuhaltenden Grad an schneidendem Sardonismus und einer bitteren Abgeklärtheit, die es braucht, um das alles erträglich zu machen, ohne das Gezeigte und Erzählte abzuschwächen.

So einen Fernsehmoment hatte ich noch nie gesehen: ein televisionärer Aufschrei, den es trotz #metoo und all den Jahren und Jahrzehnten, in denen Frauen nun schon gegen all das angekämpft haben, noch nicht gab. Eine im Mainstream eingebettete, massenmediale Performance, an der redaktionell mehrheitlich Frauen beteiligt waren, auch wenn sie im Rahmen der Sendung von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf lief. Inhaltlich hatten die beiden nichts mit der Konzeptionierung zu tun.

Die Kritik, dass Women of Color, queere Frauen und Transfrauen nicht oder zu wenig berücksichtigt wurden, die nochmal andere Formen von Sexismus und Gewalt erfahren und gleichzeitig massenmedial weniger berücksichtigt werden, ist berechtigt.

Wobei man damit nicht die Teilnahme von Collien Ulmen-Fernandes und Palina Rojinski willentlich übersehen darf. Und auch die Kritik an der Zusammenarbeit mit dem problematischen Verein „Terre des Femmes“ ist unbedingt angebracht.

Dennoch ist es „Männerwelten“ womöglich gelungen, einen Raum der Thematisierungskultur zu eröffnen, der dem Ansprechen von Sexismus und Gewalt gegen alle Frauen eine neue mediale Selbstverständlichkeit geben könnte – und damit eine noch größere Sichtbarkeit.

Eine Viertelstunde alltäglicher Sexismus

Jetzt, da solch eine Aktion auf dem „Germany’s Next Topmodel“-Sender lief, jetzt wo der auf Fernsehunterhaltung eingestellte Sofarezipient mit einer Viertelstunde alltäglichem, realem Sexismus konfrontiert wurde, jetzt wo vielleicht im besten Fall auch Demographien und soziale Gruppen erreicht worden sind, die sich eben nicht selbstverständlich auf Twitter tummeln und die noch kein oder nur ein unvollständiges Bewusstsein für einen systemischen Sexismus haben, der Teil des Alltags nahezu einer jeden Frau ist, kann sich niemand mehr mit Relativierung vor einer Auseinandersetzung drücken.

Diese fünfzehn Minuten waren ein weiteres, notwendiges Kapitel in der Diskussion, die durch #metoo in Gang gesetzt wurde; sie sind eine notwendige Verankerung des Themas im Fernsehen. Und im besten Fall sind sie ein weiterer Schritt zu einer noch größeren, gesamtgesellschaftlichen Debatte, von der ich hoffe, dass sie jetzt auch jenseits des Fernsehens im realen Raum fortgesetzt wird; politisch und gesellschaftspolitisch, nicht nur von Frauen, nicht nur von Aktivistinnen, die seit Jahrzehnten dafür kämpfen, gehört zu werden, sondern von allen. Looking at you, Boys.

Die an diesem Format beteiligten Frauen haben buchstäblich ein Museum der Misogynie errichtet, mit dem eine andere Zugänglichkeit zu dem Thema erreicht wurde – zumindest hoffe ich das. Und ebenso hoffe ich, dass die nächsten Male, wenn man wieder ausführlicher darüber sprechen wird, diese Diskussionen noch achtsamer, noch rücksichtsvoller und noch inklusiver geführt werden.

Dass zumindest in Bezug auf die Sensibilität rund um das Thema „Penisbilder“ eine andere Wachsamkeit vorhanden ist, merkt man vielleicht auch schon an dem Shitstorm, in welchem sich die ZDFneo-Moderatoren Moritz Neumeier und Till Reiners derzeit befinden. Ein verunglückter Moment in ihrer Sendung „Homies“ vom 12. Mai basierte auf der Prämisse, Neumeier habe angeblich im Namen seines Kollegen Reiners Dickpics an Frauen auf Tinder verschickt. (Natürlich hatte er das nicht getan, es war nur eine humoristische, weil ihn demütigende Behauptung, um Reiners in Verlegenheit zu bringen.) Beide haben sich entschuldigt.

 

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Ein Erklärungsversuch und eine Entschuldigung für den Dick Pics Beitrag bei HOMIES bei allen, die ich damit verletzt habe.

Ein Beitrag geteilt von Moritz Neumeier (@neumeiermoritz) am

Und bei mir hat die 15-minütige Spiegelung im Fernsehen ein von mir selbst auferlegtes Redeverbot aufgehoben, und jetzt konnte ich zumindest hier bei Übermedien wie selbstverständlich und gewissermaßen nachträglich diesen einen verlorenen Bosskampf doch noch gewinnen.

63 Kommentare

  1. Das war absolut eklig. Wahrscheinlich kann ich dazu nicht sinnvolles schreiben, aber mich hat das echt getroffen. Mein herzliches Beileid und Glückwunsch zur Überwindung (?).

  2. Puuuhh. „Donkey Kong“ und „Sonic“ hat echt Nostalgie in mir getriggert und selig dachte ich da noch an Spielerunden am Sega und Nintendo aus meiner eigenen Kindheit… krasser kann der traurige Kontrast kaum sein.
    Zeugt von großer Stärke, sowas ungeschönt veröffentlichen zu können. Sollte eben nur für keinen Menschen nötig sein.

    Mir hat als 15jähriger Gastschüler – war aber nur für 1 Woche – mein 17jähriger Gastgeber beim Kartenspielen ins Gemächt gegriffen, weil er mich in seiner Wohnung „verführen“ wollte. Obwohl ich körperlich damals deutlich überlegen war trotz des geringeren Alters, war ich auch wie versteinert und nur die unerwartete Rückkehr seiner Freundin half mir da dann doch recht schnell wieder raus. Mein Schulleiter wollte mich ein paar Monate später unbedingt für 2 Monate nach Schweden schicken und konnte partout meine Ausreden nicht goutieren, weshalb ich nicht hin wollte. Für mich war aber das die reinste Horrorvorstellung damals.

  3. Für mich und meinen Kumpel gab es in der Kölner Spielwarenabteilung des Hertie nur den sprechenden Schachcomputer („Rochade König“), der sogar die Züge selbsttätig ausführt. Hat sich aber durch die weitere Entwicklung der Computer am Markt nicht durchgesetzt.
    Der Vorteil: Dort war es immer leer und niemand der sich für Schach interessiert wurde belästigt, daran hat sich bis heute nichts geändert!

  4. Vielen Dank für Ihre Geschichte. Es ist wichtig dieses Verhalten öffentlich anzuprangern. Mir fallen noch 1000 Dinge dazu ein, aber dann wird es verworren. In meiner Kindheit gab es mal eine Phase, in denen Kinder laut schreien sollten, wenn Fremde sie ansprechen oder in ein Auto zerren wollten. Vielleicht sollten wir Frauen mal alle laut zetern wenn solche Übergriffe passieren. Ich möchte das auf jeden Fall schon, wenn ich mal wieder unverhofft einen Mann sehe, der genüsslich und ohne jede Scham an einen Baum pinkelt und sich voll präsentiert… und dann würde ich mindestens 2x pro Woche schreien….

  5. Diese 15 Minuten habe ich aufgrund meiner Gehörlosigkeit erst viele Tage später mit deutschen Untertiteln und Gebärdensprachdolmetschereinblendung sehen können. Ich war Internatskind, in einer Schule für hörgeschädigte Kinder. Dort gab es einen Hausarzt, der 1x jährlich zur Reihenuntersuchung kam. Dieser Arzt zwang mir, sich nackt auf die Pritsche zu legen und betatschte mich im Intimbereich und an den knospenden Brüsten. Steckte den Finger in mir rein und das einige Jahre lang, bis ich mich weigerte, mich von ihm untersuchen zu lassen. Anderen Kinder, egal ob Jungs oder Mädchen ging es genauso. Ich erzählte es der Erzieherin, der Heimleiterin. Niemand glaubte mir. Genausowenig auch den anderen betroffenen Kindern.

  6. Ekelhaft. Die Schockstarre, das Starren und so tun als wäre nichts, das hat mich am meisten erschüttert, wahrscheinlich weil ich’s von mir selbst kenne.

    Fast 12.000 (gemeldete) Kindesmissbrauchsfälle in Deutschland pro Jahr, Dunkeklziffer deutlich höher. Das sind mehr als 30 Fälle am Tag, offiziell.

    Bundesliga geht ja auch wieder los, mann wat hat Schalke denn da wieder gespielt?

  7. Danke.

    Wenn ich mir was wünschen darf: Langfristig Debatte erweitern, damit nicht ausschließlich thematisiert wird, was nicht geht – sondern positive Alternativen den größeren Raum einnehmen.

    (Unsichere) Kerle werden medial und durch ihre Peergroups mit den kaputtesten Rollenbildern vollgedröhnt. Das gezeigte Drecksverhalten hat Vorbilder und Einflussnehmer*innen, die ebenfalls gestoppt und ersetzt werden müssen.

  8. @5 Der erste Absatz geht in die Richtung der Spiegelkolumne von Margarete Stokowski diese Woche, vermute ich.

    Aber mit Bezug auf Absatz 2: Ist es denn wirklich so, dass diese „kaputtesten“ Rollenbilder die typische mediale Männlichkeit darstellen?
    Die Frage, was die typische mediale Männlichkeit (geht die nicht sogar Richtung Joko und Klaas in ihren Rollen vor der Kamera?) im allgemeinen ausmacht und welche Prägung das hinterlässt, scheint mir sehr schwer beantwortbar, hängt es doch stark vom individuellen Medienkonsum ab. Mein Bauchgefühl ist eher, dass dieses ständig transportierte „Mann, nimm Dir die Welt [und mit ihr die Frauen darauf]. Sie liegt Dir zu Füßen, wenn Du nur fest dran glaubst.“ zu solchen Dickpics etc. führt.

  9. Danke! Ihr Mut macht mir und hoffentlich vielen anderen Mut, die Missstände in unserer Gesellschaft auch weiterhin zu bekämpfen.

  10. Und Sie tun mir leid. Wenn Ihnen selbst unter solchen Schilderungen nichts weiter als Spott und Hohn einfällt – oder auch ein „Selbst schuld, warum spielste nicht Schach wie die schlauen Kids?“ (#3), um das gleich mal mit abzuhandeln – dann ist der Kompass irgendwie kaputt. Echt jetzt, wirklich und wahrhaftig.

  11. Mir hat noch niemand gesagt: „Nimm Dir die Welt und die Frauen darauf.“
    Kann natürlich an mir liegen.

    Aber ja, wichtiges Thema. Von dem man vor Männerwelten ja nie was gehört hat. Weil man ja unter einem Stein in einer Höhle lebt.

  12. Liebe Frau El Ouassil

    Gruselig und widerlich. Aber erstaunlich ist für mich – für viele Männer? – die Tatsache, dass Sie sich schämen, obwohl Sie nichts dafür können.

    Das ist so schwer nachzuvollziehen, wenn man selbst nicht betroffen ist. Und es hemmt so viele Frauen, sich gegen ihre Peiniger verbal und physisch zu wehren.

    Ich hoffe, Sie schämen sich nie wieder.

  13. @Mycroft
    Die Autorin schreibt, dass erst „Männerwelten“ sie dazu befähigt habe, von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten, und Sie schreiben daraufhin, dass das Thema ja vorher schon sehr präsent gewesen sei. Ich verstehe da den Zusammenhang zwischen Text und Kommentar nicht.

  14. @ Vannay #12
    Das ist wie mit Fürbitten, wenn die Gläubigen einträchtig beten:
    „Wir bitten für alle, denen Unrecht geschieht und die nicht angehört werden“
    Und wenn dann einer aufsteht und einen Fall nennt und das Unrecht, das dort getan wurde, dann spuckt doch mindestens die halbe Gemeinde Gift und Galle, weil sie der Meinung ist, das Unrecht sei gelogen.
    Deshalb ist es wirklich wichtig, das Unrecht in einer Gemeinde nur abstrakt zu beklagen und keine Namen zu nennen.

  15. @Anderer Max
    Mit einem Porno-Kürzel öffentlich für eine vermutlich dämliche und überflüssige Fernsehshow zu werben ist schon mehr als grenzwertig. Zumal das Kürzel auch wieder Frauen nur als Objekte sieht und nicht als handelnde Subjekte.

  16. @Ritter der Nacht:
    Das bezog sich jetzt auf „Männerwelten“ generell und auf das (sonstige) Medienecho darauf – Tenor: „Endlich sagt’s mal jemand. Im Mainstream. Endlich passiert mal etwas. Endlich.“ Da kriegt das Främing vom Främing noch ein Främing.

    Aber Sie haben Recht, _dieser_ Kommentar ist kein typischer Kommentar, und ich kam etwas abwertend rüber.

    Ich bitte um Entschuldigung und freue mich auf weitere untypische Kommentare.

  17. @Herr Müller: Ein letzter Versuch. Mein Kommentar in #10 war allein dazu gedacht, der Autorin für ihren auf vielen Ebenen vorhandenen, alles andere als anonymen Mut Respekt zu zollen. Ich wollte ihr mitteilen, dass ihr Beitrag zumindest bei mir etwas Positives bewirkt hat.

    Das mag von mir unbeholfen ausgedrückt worden sein. Die Intention ist jedoch, so finde ich, mehr als offensichtlich. Die von Ihnen aufgegriffene Formulierung im letzten Halbsatz hätte ich also auch schlicht weglassen können. Ich habe ihn reingenommen, weil der Satz unfertig und ein bißchen flach aussah. Das ist alles.

    Es geht also in #10 nicht um mich. Von meinem gesellschaftlichen Engagement wissen Sie exakt nichts und das wird auch so bleiben. Ich kann Ihnen versichern, dass ich dabei weder anonym auftrete noch mich scheue, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn Sie glauben, mich darüber belehren zu müssen, dürfte ich in Ihren Augen so weit unter Ihnen stehen, dass sich jede weitere Beschäftigung mit meinen Beiträgen eigentlich von selbst verbietet. Ich kann Ihnen aber weiter noch versichern, dass beim Engagement für eine bessere Gesellschaft, für das sich niemand Scham einreden lassen sollte, eine keckernde, sarkasmustriefende Stimme aus dem Off selten als Hilfe erwiesen hat. Soviel dazu.

    Und jetzt ärgere ich mich am meisten, dass ich mich von Ihnen zu einem so langen Text hab reizen lassen, der vor „ich, ich, ich“ strotzt. Bitte, alle bis auf Herrn Müller: Ignorieren! Wichtig ist, was oben im Beitrag steht. Dafür noch einmal: Danke!

  18. @ Vannay #19
    Ich habe weder Ihre Anonymität noch Ihr gesellschaftliches Engagement gemeint. Es tut mir leid, wenn ein anderer Eindruck entstanden ist.
    Und nein, den Mut und das Engagement der Autorin schätze ich nicht so hoch sein.
    Das liegt zunächst an der Anonymität der Tat und des Täters:
    Andere Autor*nnen erfinden solche Geschichten für einen Roman, ohne dass der Leser das sicher unterscheiden könnte.
    Vergleichbare Details wurden gelegentlich auch schon biografisch positiv als Teil der Geschichte einer Befreiung aus überkommenen Moralvorstellungen erzählerisch ausgearbeitet.
    Wo sehen Sie hier (und da) noch konkrete Ansatzpunkte für gesellschaftliches Engagement? Noch dazu welche, die sich nicht gegenseitig in die Quere kommen?
    Es gibt zB bei #MeToo nicht wenige Missbrauchsgeschichten, die ohne das Zwielicht künstlerisch aufgespritzter Libertinage so nicht denkbar wären. Die moralische Eindeutigkeit ensteht dann oft nur noch dadurch, dass der spießbürgerliche Leser seine eigenen Verhaltensmuster und Maßstäbe selektiv einem Teil der Beteiligten unterstellt, ohne irgendetwas über sie zu wissen.

  19. @8 Die kaputten Rollenbilder sind so weit verbreitet, dass sie oft genug als Normalität und das-muss-so-sein benannt werden und daher überhaupt nicht auffallen, wenn man nicht ausdrücklich darauf achtet.
    Vgl. den Artikel hier zu „Promis unter Palmen“, vgl. Dreck, der als „Flirttipps“ verkauft wird, vgl. gesellschaftliche Ansprüche an „Männer“ vs. „Frauen“ (z.B. was die Verknüpfung von Lebenserfolg mit dominantem Verhalten angeht).

    Spielen Sie mal den unsicheren 19-jährigen und googeln sie Flirttipps.
    Gleich das zweite Google-Ergebnis bei mir:
    https://www.maennlichkeit-leben.de/10-flirt-tipps/

  20. @Jemand
    (schreibe es mal so, oben ist offenbar wieder mal ein Artikel zwischen gerutscht, aber Sie haben es ja erkannt)

    Bei der Verknüpfung von Erfolg und Dominanz bin ich ganz bei Ihnen. Das mit den „Flirttips“ und „Promis unter Palmen“ sehe ich anders, weil das für mich für praktisch jeden ersichtlich „Randerscheinungen“ sein sollten. Auffindbar und weit verbreitet ist ja nicht dasselbe wie dominant präsent.
    Ich muss aber zugeben, dass mir dann erst nach dem Schreiben richtig aufgefallen ist, dass sie mit „kaputten“ Vorbildern eben nicht den „Wichser“ o.ä. meinen, sondern das Vorleben sexistischen Verhaltens. Das war eine Fehlinterpretation von mir, ich habe das Wort kaputt noch unter dem unmittelbaren Eindruck des Artikels interpretiert.
    Von daher: Ja, falsche Vorbilder sind leider noch viel zu präsent in den Medien. Oft genug? Per Definition. Wenn MontanaBlack und ähnliche der primäre Medienkonsum sind, ist das für das gesunde Männerbild eines Jugendlichen nicht förderlich. Nur halte ich das nicht für repräsentativ und den Normalfall. (kann mich irren, keine Frage)
    Spannendere Frage für mich daher: Wie bewerten wir das Männerbild, das vom Einschaltquoten-technischem Mainstream (implizit) verbreitet wird, z.B. Joko und Klaas, Steven Gätjen u.ä. ? Vor allem Personen, die man ernst nimmt, zählen hier, meine ich. Der Wendler zum Beispiel kann ja – zynisch gesagt – durch sein Auftreten ein so abscheuliches Männerbild verbreiten wie er will, einer Karikatur strebt ja nun aber praktisch niemand nach.
    Welches Männerbild für wen also wie präsent ist (medial) und die Jugendlichen prägt, würde ich also nicht ganz so pessimistisch betrachten.
    (Es mag auch daran liegen, dass ich in der Schule (bald wieder täglich) sehr viele pubertäre Jungs vor mir sitzen habe, die mir da zum Großteil sehr viel Hoffnung machen.)

  21. @ Michael Frey-Dodillet #22
    Wennst lesen glernt hast, Michel, derfst gern wiederkommen.
    Pardon, der Text erinnert ein wenig an einen Cartoon von Jean-Marc Reiser.

  22. @24 Andreas Müller, Herr Frey-Dodillet hat in seiner knappen, prägnanten Ausdrucksweise aber absolut recht. Jemand der gegenüber einem Missbrauchsopfer dass sich offen legt, und sich damit der Gesellschaft stellt, einen solchen, ich nenne es mal positiv Verdacht entgegen stellt, ist entweder völlig empathielos und mit einem eklatanten geistigen Mangel an Phantasie ausgestattet, oder er ist im Rahmen der heuten Intelligenzstandards am unteren Ende der Skala angesiedelt. Eine Frau die eine solche Geschichte offen legt und sich dieser damit erneut stellen und sich damit auseinander setzen muss, gehört höchster Respekt erwiesen, denn sie setzt sich selber dem Leid der Erinnerung und der Verarbeitung aus um die Diskussion positiv zu stärken und am Leben zu halten. Und solange es Reaktionen wie die Ihre gibt, muss diese Diskussion noch lauter geführt werden. Daher Danke an Frau El Ouassil und alle anderen Frauen der me too Debatte.

  23. Danke für die Geschichte und den Mut, sie aufzuschreiben. Viel zu viele haben ähnliches erlebt, ich auch. Gut, dass es ausgesprochen wird.

  24. Ich bin fassungslos. Und den Bosskampf haben Sie nachträglich sowas von gewonnen!!
    Alles Gute für Sie!

  25. Eine Lieblingsbeschäftigung für alle Zeit verloren und verdorben. Auch das ist traurig und ungerecht. Als Kind oder Frau kann man nur weichen – pure Ohnmacht, die einen wütend zurücklässt, wenn man dann irgendwann mal durchdrungen hat, was man da erlebt hat.

  26. Der Beitrag “Männerwelten” war an sich gut. Dadurch, dass sexuelle Belästigung meist im Verborgenen stattfindet, und Männer selten selbst Opfer werden, ist uns die Problematik wenig bewusst… die allermeisten Männer ticken ja nun mal nicht so und es hat mit unserer eigenen Realität wenig zu tun. Drum muss man darüber reden. Drum ist es gut, dass SIE darüber reden. Und nein, Ekel empfindet man beim Lesen nur dem Täter gegenüber. Der Rest ist Schockierung darüber, was das zu diesem Zeitpunkt und in den Jahren danach in Ihnen angerichtet haben muss. Es gibt nichts, was das Verhalten des Täters irgendwie entschuldigen könnte… er wusste, was er da tut und es war ihm einfach scheißegal, was seine Triebbefriedigung mit Ihnen machen würde.

    Das Teilen dieser Erlebnisse mit der Öffentlichkeit ist wichtig und drum finde ich Ihren Beitrag auch wirklich gut.

    “Männerwelten” hat mich trotz guter Absicht leider recht schnell verloren und verärgert. “Männerwelten” wurde eben nicht im “Museum of Misogyny” ausgestellt, sondern im “Museum of Masculine Art”. So der noch schrottigere Untertitel des eh schon schrottigen Titels.

    Auch deswegen kann man(n) Ihren Artikel, anders als den Pro Sieben Beitrag, komplett respektieren. Ein “Looking at you, Boys.” bringt die Botschaft einfach mit deutlich mehr Herz und Freundlichkeit rüber als die Provokation und die allgemeine Anklage aller Männer und alles Männlichen. Auch wenn es ein bitteres, schmerzhaftes Thema ist, sollte man bitte fair bleiben.

    Danke, Samira

  27. Andreas Müller:

    Wer ohne irgendeinen Beleg den von einer Frau geschilderten Missbrauch als Fake bezeichnet (und das Insinuieren kommt dem gleich), hat sich aus meiner Sicht aus jedem anständigen Diskurs verabschiedet.

    Wäre das mein Internetprojekt, ich würde Sie sperren. Wer hier als Autorin Texte veröffentlicht, sollte vor derartigen Rufschädigungen geschützt werden. Man muss nicht jeden stinkenden Mist tolerieren.

  28. @ FPS
    „Wer ohne irgendeinen Beleg den von einer Frau geschilderten Missbrauch als Fake bezeichnet“
    Das habe ich nicht getan, und Sie wissen das sehr gut. Sonst wären Sie ja ein Dummerling.
    Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass der Leser hier (wie leider allzu oft) objektiv über keine Möglichkeit verfügt, Fakt und Fiktion zu unterscheiden. Sich das bewusst zu machen und auch bewusst zu machen, dass der Verzicht auf die Unterscheidung den Weg vom Denken zum bedingungslosen Glauben markiert, halte ich für absolut wesentlich.

  29. @Andreas Müller:

    In #22 sprechen Sie der Autorin Mut und Engagement ab, weil Tat und Täter anonym bleiben. Sie rücken die Schilderung des Missbrauchs in den Bereich der Fiktion.

    Ihren Beiträgen hier merkt man ja die Mühe an, etwas so zu drechseln, dass man Sie nicht am Wickel packen kann – aber etwas Zweifel, etwas Dreck an der Autorin hängenbleiben möge. Vielleicht betrachten Sie diese niederträchtige Rabulistik noch als literarische Kunstform. Würde mich nicht wundern.

  30. Tja, Herr Müller, bleibt nur zu hoffen, dass Ihren vier Kindern so etwas niemals passiert. Damit sie sich keine Belehrung anhören müssen, dass Sie leider über keine Möglichkeit verfügen, Fakt und Fiktion voneinander zu unterscheiden. Weil das ja die absolut wesentliche Frage ist, wenn das Kind, dieses Dummerling, doch tatsächlich vergessen hat, den Täter nach seinem Namen zu fragen. Unfassbar.

  31. @18: Das ist eine real existierende Sendung des „Senders“ Joyn. Richten Sie Ihre Kritik gerne an die Macher!
    Milf ist übrigens kein „Porno-Kürzel“ sondern kommt aus dem Film American Pie. Findige Porno-Marketer haben den Begriff dann online geprägt, denke das hat mit der Zielgruppe (ähnlich wie im Film) zu tun.

    @35: Wieso tun Sie sich das noch an? Hier geht es doch nur ums sinnlose provozieren seitens der Maskulisten. Einer fängt an, dann kommen die edgy Mitläufer, die nach Bestätigung vom Vorbeter hoffen. Da ist auch keine Methode zu blöde: Sich dumm stellen, vermeintliche Antworten auf Fragen geben, die nie gestellt wurden, etc. Da geht es nur ums Kreiswichsen, nicht um tatsächliche Inhalte. Insofern ist der Bogen zum Thema auch wieder geschlagen.

  32. @ Vannay #35
    „bleibt nur zu hoffen, dass Ihren vier Kindern so etwas niemals passiert“
    Allerdings. Mit der Möglichkeit, dass sie sich freiwillig dafür hergeben und dafür von Medien noch als ‚mutig‘ gefeiert werden wie Catherine M., muss ich zusätzlich auch noch leben: auch nicht leicht für einen letztlich doch zutiefst katholisch sozialisierten alten weißen Mann.
    Wohin es führt, wenn man Opfern einfach alles glaubt, können Sie übrigens auch bei Übermedien nachlesen: ‚Kachelmann erneut nachverurteilt‘ hieß der Artikel. Mir als Person müssen Sie dafür gar nichts glauben, was Ihnen doch helfen sollte (Mir würde es das).
    Und: diese Fälle sind gar nicht so selten, und oft steckt sehr viel mehr dahinter.

  33. Da wichst ein Pädophiler ins Haar der Autorin, was diese jahrelang traumatisiert hat und im Kommentarbereich darunter geht es nach #37 Beiträgen (endlich!!) um das männliche Opfer Jörg Kachelmann.
    Wobei der ja auch nicht Opfer einer sexualisierten Gewalttat war, sonder einer Falschanschludigung nach anscheinend einvernehmlichem und hartem SM-Sex zwischen Erwachsenen.

    Wer die Fälle gleich setzt … Zwinkersmilie.

  34. @Übermedien-IT-Support

    Gibt es hier für mich – wie bei FB – die Möglichkeit, Kommentatoren zu blockieren, um von so einem Dreck wie #37 nicht mehr behelligt zu werden? Ich muss gerade ein bisschen kotzen.

  35. Und ihre Empörung nutzt er dann wieder als Wichsvorlage um seine „Thesen“ in den Raum zu schnoddern. Rinse and repeat.

    Außerdem ist das was Sie beschreiben genau das, was sowieso schon immer wieder passiert: Ausblenden von „provozierenden Diskutanten“ und Rückzug in die eigene Kreiswichs-Filterblase. Halte ich persönlich für falsch.

    Man kann vielleicht festhalten: Einige finden sexualisierte Gewalttaten halt einfach nicht so schlimm. Bin kein Psychologe, aber einen chronischen Mangel an Emphatie nennen man „Soziopathie“?

  36. „… muss ich zusätzlich auch noch leben: auch nicht leicht …“ Genau, Sie sind in Wahrheit das Opfer.

  37. @ #38
    „Wer die Fälle gleich setzt“
    Ich habe keine Fälle gleichgesetzt, sondern die vorliegende Evidenz in beiden Fällen verglichen. Und die war vergleichbar, denn in beiden Fällen wurde der Verdacht nur durch die Aussage eines mutmaßlichen Opfers gestützt.
    Im Fall K. gab es allerdings noch einen identifizierten Beschuldigten, seine Gegenaussage, eineweitgehend unbestrittene Vorgeschichte und zeitnah erhobene med. Evidenz. Die Faktenlage war also unvergleichlich viel besser.
    Und im anderen Fall gibt es fast keine Ansatzpunkte mehr, ihn von einer literarischen Fiktion zu unterscheiden. Und es ist das Grundproblem der ganzen Kampagne, dass sich (zu) viele Geschichten auf diesem hohen Niveau von Unbeweisbarkeit bewegen.

  38. Haben sich die Opfer alles ausgedacht. Ist alles nie passiert. Hat Müller aber aber auch nie behauptet – Dummerlinge ihr, lernt mal lesen!

    Ich tendiere zu #32 und geh nun Kotzen.

  39. @ Anderer Max
    „Ich tendiere zu #32“
    Sie tendieren nicht nur, sondern fordern das immer wieder auch selbst.
    Das ist das Alpha und das Omega Ihrer „Argumente“.

  40. Ach noch was: Die Kachelmann-Lügnerin wurde in zweiter Instanz verurteilt. Es ist nicht so, dass da noch eine „große juristische Ungerechtigkeit“ im Raum steht, über die man groß reden müsste. Kachelmann hat vor Gericht Recht bekommen, dass er das Opfer einer Falschbeschuldigung war.
    Im Gegensatz zur Autorin hat ihr Muster-Opfer also juristische Gerechtigkeit erfahren, weshalb der Vergleich noch ein bisschen geschmackloser ist, als anfangs vermutet.
    Hinzu kommt, wie schon gesagt, dass das eine eine mutmaßliche sexualisierte Gewalttat eines Erwachsenen gegenüber einem Kind ist, das andere reine Falschbeschuldigung auf Basis von einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen.
    Tun Sie nicht so, als sei Ihnen das nicht bewusst.

    Und bitte betrachten Sie dies nicht als Einladung zum Lamentieren über Jörg Kachelmanns sexuelle Vorlieben und deren Resultate. Darum geht es hier nicht.

  41. Das kennt man ja, dass Frauen gerne mal unschuldige Männer bezichtigen. Dass es einer Frau nicht gelingt, den Namen des Wichsers zu nennen, der sie als Kind missbraucht hat, macht sie per se schon mal verdächtig. Kurzum: Andreas Müller und wie er die Welt sieht.

    Der krude frauenfeindliche Typ aus München agitiert hier – auf infame Weise – gegen eine Autorin dieses Blogs. Diejenigen, die für die Moderation hier zuständig sind, lassen ihn gewähren.

  42. #46
    Die Moderatoren sind im langen Wochenende. Es sei ihnen gegönnt.

    Solange müssen wir mit Arschgeigen, die »mit der Möglichkeit leben müssen«, dass ihre Kinder sich »freiwillig« für sexuelle Übergriffe »hergeben und dafür von Medien noch als ‚mutig‘ gefeiert werden« halt selber fertig werden.

    Ich frag mich aber schon, was für ein Loser man als Vater sein muss, wenn man so einen Satz über seine Kinder raushaut.

  43. Guter Clip. Guter Text
    Als ich in jungen Jahren meine handwerkliche Ausbildung durchlaufen habe waren sexistische und chauvinistische Sprüche an der Tagesordnung. Wenn sie da nicht wenigstens gequält mit gelächelt haben saßen sie mit ihrer Kaffeetasse ganz schnell alleine am Tisch. Es hat Jahrzehnte gedauert bis so etwas nicht mehr mehrheitsfähig war.
    Ich danke Gott dafür dass ich mir niemals Sperma aus dem Haare waschen musste. Ich meine dass uns das alle gleichermaßen angeht sollte nicht nur daran liegen dass wir Männer uns mit den Frauen solidarisieren- das sowieso- sondern das toxische Männlichkeit jeden trifft. Von einem Testosteron entfesselten Jugendlichen die Nase gebrochen zu bekommen macht auch keinen Spaß. Und wenn das in Begleitung ihrer Freundin geschieht ist die Erniedrigung gewaltig. Ich will hier nichts relativieren oder gegeneinander ausspielen. Für mich hat Gewalt immer eine sexuelle Komponente das fängt schon mit den vermeintlichen Witzen an. Von einem eingeschüchterten 16 jährigen Lehrling kann man vielleicht nicht erwarten dass er sich gegen die Gruppe stellt aber wir Erwachsenen haben die Verantwortung dieses Klima umzuschreiben. Und zwar immer und immer wieder.

  44. #49
    Diese Vorstellung von »Sauberkeit« erscheint mir überdenkenswert. Vor allem, wenn man knietief im Mist seiner eigenen, sexistischen Kommentare steckt.

  45. Herrje, beziehen sich die letzten beiden Kommentare auf mich ? Das sind aber abenteuerliche Herleitungen
    Gewalttätige Übergriffe sind immer ehrabschneidend herabwürdigend und erniedrigend. Das wollte ich lediglich damit aussagen. Seien sie mal nicht päpstlicher als der Papst in ihrer Political correctness

  46. @ Michel Frey-Dodillet #50
    „knietief“
    Ich habe längst verstanden, dass es eine gewisse fromme Denkart gibt, der böse Widerworte (und Zweifel) ein größeres Unglück sind als die widerlichsten Taten.
    Auch diese populärpopulistische Erkenntnis haben Sie in #47 wohl eher unfreiwillig bestätigt. Stimmt’s oder hab ich Recht? 😄

  47. Hallo Herr Müller. Ich weiß es nicht. Ich bin als aufgeklärter moderner Mensch aufgewacht und gehe wahrscheinlich als sexistisches a******** zu Bett. Ich kann mir vorstellen dass man darüber ein nettes Gespräch mit ihnen führen kann aber ich klinke mich jetzt aus.

  48. Nachdem Herr Müller nun auch Hillary Clinton in die Debatte eingeführt hat, ist das Bullshitbingo seiner Beiträge endlich voll. Gewonnen!

  49. @ Michael Frey-Dodilett
    „Dafür gibt’s ein Fleißkärtchen von“
    mordsDing boa eh

  50. Danke Samira dass du dieses Erlebnis mit uns teilst. Ich kann mir vorstellen dass es ein schwerer Schritt war und es macht mich betroffen das zu lesen. Jeder sollte auch die Abgründe unserer Gesellschaft kennen.

  51. Ein sehr wichtiger Beitrag. Er zeigt die traumatisierende Auswirkung einer Situation, die ein Kind kaum mitteilen kann, weil es nicht weiß, was es hat erstarren lassen. Er zeigt, wie jahrelang diese Situation sich in der Erinnerung des Kindes einprägt. Der Ablauf der Kommentare hier verdeutlicht, dass auch hier sowohl die Glaubwürdigkeit des Erlebten z.T. infrage gestellt wird als auch die Behauptung, dass es sich um nur wenige sexuell übergriffige Männer handele, was die Problematik extrem verharmlost. Ich bin betroffen, dass solche Inhalte sogar bei Übermedien auftauchen.

  52. Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, dass das Mädchen den Mut bekäme, dem Kerl so richtig heftig auf den Fuss zu stehen und habe mir das Gebrüll vorgestellt und die Demaskierung… aber wäre das weniger schlimm für das Mädchen gewesen?
    Ich danke Ihnen, wie Sie die Folgen für sich beschrieben haben. Das für uns Männeken, welche gerne bei solchen Erzählungen meinen, zum Glück wäre „nichts Schlimmeres“ passiert…

  53. Mal zur Problematik von Terre des femmes:
    Die drei verlinkten Fälle bestehen aus:
    1. Erfindung einer Person als Symbol für eine öffentliche Spendenkampagne gegen Genitalverstümmelung bei Frauen.
    2. Positionierung pro Kopftuchverbot im Diskurs über Verschleierung im Kontext muslimischer Religion.
    3. Positionierung pro Prostitutionsverbot im Diskurs über Legalität von Prostitution.

    Fall 1 ist schwierig. Er untergräbt die Glaubwürdigkeit der Organisation, selbst dann, wenn man annimmt, dass ein plakativer „Anschauungsfall“ eine Art notwendiges Übel fürs Spendenmarketing ist und das Nutzen einer erfundenen Person Probleme hinsichtlich der Wahrung von Würde und Datenschutz elegant umgeht. Es säht Zweifel, ob die gespendeten Gelder am Ende dennoch bei konkreten Opfern ankommen.

    Fall 2 und 3 gleichen sich: Der Verein bezieht in einem kontroversen (feministischen) Diskursfeld die maximale Verbotsposition zur Lösung der Probleme. Man kann diesbezüglich anderer Meinung sein und debattieren, ob Verbote die Probleme tatsächlich lösen könnten; der Verein trägt hier aber maximal zur Meinungsbildung in einem politischen Entscheidungsprozess bei und trifft dort auf Gegenstimmen.

    Ich frage deswegen, ob es tatsächlich schon kritikwürdig ist, mit dem Verein bei einem Projekt wie Männerwelten zu kooperieren. (Worin genau bestand der Beitrag des Vereins? Bei der Sammlung der präsentierten Fälle? Oder hat er Geld beigesteuert?) Die Frage ist, wo Vereine mit ihrem „gut gemeinten“ Engagement für ein gesellschaftlich im groben Rahmen größtenteils als erstrebenswert erachtetes Ziel (hier Frauenrechte) an Grenzen stoßen, weil sie sich eben konkreter in schwierigen Anwendungsfeldern des groben Rahmens positionieren müssen (was bedeutet „Frauenrechte“ für Kopftuchtragen, Prostitution?). Und inwieweit (geschäftliche) Kooperation auch eine inhaltliche Positionierung in im eigenen Projekt nicht direkt behandelten Fragen bedeutet (konkret: sprechen sich die Autor/innen von Männerwelten durch die Kooperation mit Tdf automatisch für ein öffentliches Kopftuchverbot aus?).

    Ich will gar nicht sagen, dass es falsch sei, Männerwelten dafür zu kritisieren, mit Tdf kooperiert zu haben (dafür bin ich mir selbst in der Frage nicht sicher genug – hätte es alternative Kooperationspartner gegeben?). Ich möchte bloß darauf aufmerksam machen, dass es eine schwierige Abwägungssache ist, einen Verein derart blank und komplett zur „persona non grata“ zu erklären, wie es im Zusammenhang mit Männerwelten mit Tdf zT geschieht; schwieriger, als im Rahmen des obigen Berichts zu erläutern angebracht wäre.

  54. Dank an die Autorin. Danke. Danke. Danke.
    Es sollte eine website geben, auch auf deutsch, wo die Frauen ihre Erlebnisse erzählen können. Ich kann selbst einiges beisteuern und der Großteil der Frauen, die ich kenne auch. Damit erkennbarer und begreifbarer wird, wie das ganz konkret aussieht, was Mädchen, junge Frauen und Frauen vielfach erleben. Wie „üblich und normal“ das ist.
    Es sind keine Einzelfälle. Und die viele Männer sind ganz normale Mitmenschen, keine „Monster“ und ansonsten gänzlich unauffällig. Wenn man doch nur deutlich machen könnte, was diese vielen nie erzählten „kleinen Übergriffigkeiten“ in Frauenseelen anrichten und ihrem Selbstverständnis zur eigenen Person und Sexualität

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