Bahnhofskiosk

Oh, du Stumpfwendeanlage

Er stand ganz am Ende des Bahnhofs bei Bonn, und die Kinder hatten Angst vor ihm. Der Mann trug einen dicken Rucksack, schützte sich mit einem dunkeln Poncho vor dem strömenden Regen, hatte Brillengläser dick wie Glasbausteine, die feuchten Strähnen klebten ihm an der hohen Stirn.

Weil unser Zug verspätet war, kamen wir bald mit ihm ins Gespräch. Vor dem Bauch trug er eine Kamera mit gewaltigem Objektiv. Er wartete tatsächlich auf Züge, ohne jemals einsteigen zu wollen. Eine seltsame Erscheinung. Er gehörte zur seltenen Spezies der Trainspotter, die in freier Wildbahn schwerer zu „spotten“ sind als die Züge, nach denen sie Ausschau halten.

Der Mann kannte sich aus. Er konnte schon aus der Ferne mühelos ein Güterzugpferd wie den „CargoSprinter“ (aus der Waggonfabrik Talbot) von einem Passagierzug wie dem „Desiro Classic“ (von Siemens) unterscheiden. Auf seiner Festplatte stauten sich die Triebwagen, es war eine Freude.

Straßenbahnen? „Ehrensache“!

Als es jenseits der Böschung elektrisch summte, runzelte unser Trainspotter die Stirn: „Das müsste der R5000 sein, von Bombardier“. Dass er sich auch mit Straßenbahnen auskannte, bezeichnete er als „Ehrensache“.

In der faszinierenden Welt des Schienenverkehrs stellt die Tram eine Sonderform dar, sie befindet sich sozusagen auf halben Weg zum Modellbau und ist doch so etwas wie ein besserer, weil elektrifizierter Bus. Wenn es in Deutschland so etwas wie eine Bibel gibt für Leute, die sich wirklich für Straßenbahnen interessieren, dann ist es das „Straßenbahn Magazin“.

Neben Bedenklichem wie „Clausewitz“ („Kuban 1943: Zähes Ringen um den Brückenkopf“) und „Militär & Geschichte“ („Caen 1944: Entscheidung in der Normandie“), neben Nützlichem für Landwirte („Traktor Classic“) und Kapitäne („Schiff Classic“) erscheint auch das sympathisch zivile und ömmelige „Straßenbahn Magazin“ Monat für Monat im Münchener Geramond-Verlag, und zwar pünktlich wie die … genau.

Zielgruppe der „großen Jungs“

Der Verlag wendet sich mit seinen Publikationen zu Raketentechnik, Düsenjägern, Schlachten, Autos, Motorrädern, Fußballvereinen und eben Bahnen an die unterschätzte und belächelte Zielgruppe der „großen Jungs“ beziehungsweise „jung gebliebenen Männer“. Im Impressum tummeln sich auch ausschließlich Herren, alleine das Layout ist in weiblicher Hand. Erotik findet nicht statt, nirgends. Sie wird kompensiert durch nerdigsten Technizismus.

Diese fummelige Hingabe ans Spezielle findet sich schon im Editorial des „Straßenbahn Magazin“, in dem Chefredakteur Michael Sperl auf seine etwas spröde Weise den Umstand beweint, dass in einem Straßenbahnmuseum ein Baum auf eine historische Straßenbahn gestürzt und diese puttemacht hat.

Sperl schreibt: „Der Typ des DÜWAG-Gelenkwagens ist im Museum zwar neben dem Düsseldorfer Tw 2304 auch in Form von Hannovers 503 und des Wiener Lizenzbaus 4783 vertreten. Und als Gelenkwagen mit Jakobs-Drehgestell verfügt das Museum außerdem über den Karlsruher DWM-Achtachser 206.“

Ist der Verlust also halb so wild?

Mitnichten: „Das Beispiel zeigt in beklemmender Art, wie leicht wertvolle Museumsstücke unter freiem Himmel verloren gehen können. Nicht nur der sich schleichend durch die Wagenkastenhülle fressende Rost ist ein Feind jedes nicht wettergeschützt abgestellten Wagens, auch Naturgewalten können quasi über Nacht riesige Schäden anrichten“ unter den versammelten „Schätzchen“.

Diese liebevolle Fachsprache zieht sich durch das ganze Heft, das sich als Kaninchenbau in eine andere Welt ausweist, und tatsächlich öffnet sich auf 83 Seiten eine faszinierendes Labyrinth aus Typenbezeichungen und funkelnden Begriffen wie Niederflurbahn, Kupplungsvorgang, Leichttriebwagen, Stumpfgleis, Umfahrungsgleis oder Streckengleisen.

Gegliedert ist das Magazin in die Rubriken „Betriebe“ („Wandel an der Weser“, da gibt es neue Straßenbahnen), „Fahrzeuge“ (Oberleitungsbusse in der DDR) und „Geschichte“ (etwa der antiken Straßenbahn auf der Karibikinsel Aruba). Zwar ist nicht einmal der lange Text über die neuen Straßenbahnen (Vario LF) im usbekischen Samarkand ist eine verkappte Reisereportage. Es geht um Streckenführung und Gleisbau, die Stadt ist nur zufällig mit im Bild.

Das gilt auch für die legendäre „Eléctrico“ in Lissabon, die ungekrönte Königin unter den Straßenbahnen. Wo sonst erfährt man, dass die 45 Wagen mit „600 Volt Gleichstrom“ fahren und Neigungswinkel von 135 Grad bewältigen?

Überhaupt bietet der Blickwinkel – aus der Straßenbahn, auf die Straßenbahn, an der Straßenbahn vorbei – eine überraschende Sicht auf das Gewohnte von Bremen bis München. Wo sonst wird städtebauliche Infrastruktur so sichtbar wie hier, wenn sich der zentrale Knotenpunkt „Karlsplatz (Stachus)“ mal aus der Vogelperspektive bewundern lässt?

„Die große Welt der Endstationen“

Gewürdigt werden legendäre Haltestellen wie „Landungsbrücken“ in Hamburg in Geschichte und Architektur, aber auch der Modellbau und spezialistische Lokalgeschichte: „Am 2. November 1983 gelang diese Aufnahme des“ – offenbar recht scheuen – „Schienenschleifwagens 5002 in Taucha“. Das Herzstück des Heftes aber ist die Titelgeschichte: „Die große Welt der Endstationen: Schleifen, Dreiecke, Stumpfwendeanlagen“.

Stumpfwendeanlagen! Allein das Wort schon! Die verschiedenen „Lösungen“ (Kuppelendstelle, Gleisdreieck, Wendeschleife) sind als Prinzipskizzen erklärt, die an Schaltpläne erinnern, die sie eigentlich sind. Denn die Endstation ist nur Endstation für die Passagiere. Wer den Durchblick hat, erkennt in jeder angeblichen Endstation die Wendeanlage.

Tief lässt sich meditieren über die Endstation als Ende der Welt, äußerster Außenposten des Streckennetzes, metaphysischer Nadir jeder Trambahnfahrt, in seiner Rätselhaftigkeit vergleichbar nur mit dem oberen End- aber eben nicht Wendepunkt einer Paternoster-Kabine. Vor allem deshalb, weil der Text nicht ansatzweise in die Tiefe geht.

Begeisterung und Behördensprache

Geschildert wird stattdessen die Endstation als logistische Herausforderung für den städtischen Straßenbau, und nur darum geht es im Text: „Aus fahrdynamischer Sicht sollten Wendeschleifen mit möglichst großen Radien angelegt werden, um den Verschleiß an Rädern und Schienen zu minimieren und angemessene Fahrgeschwindigkeiten zuzulassen.“

Diese olle Behördensprache setzt die Begeisterung für ihren Gegenstand bereits voraus. Tatsächlich wird hier esoterisches Geheimwissen vermittelt, als deren Hüter gemeinhin nur zertifizierte Fahrerinnen und Fahrer gelten dürfen, keinesfalls aber Passagiere:

„Die Arretierungen der bisher nicht verwendeten Kupplungen sind zu lösen. Der Triebwagen fährt anschließend weiter in Richtung Streckenende in das Stumpfgleis. Nachdem das Fahrpersonal den Fahrerraum gewechselt hat, fährt es den Triebwagen über die beiden Weichenverbindungen und das Umfahrungsgleis in das Streckengleis. Nach einem erneuten Fahrerraumwechsel wird“ undsoweiter undsofort.

Vom Genuss dieser instruktiven Prosa bis zum Erwerb einer Lizenz zum Führen einer Straßenbahn ist es nur noch ein winziger Schritt.

Seltsamerweise ausgeklammert bleibt im „Straßenbahn Magazin“ der nicht uninteressante Aspekt, dass sich der elektrifizierte öffentliche Nahverkehr als grüne Alternative für dieselgeplagte urbane Räume förmlich aufdrängt. Hierüber kein Wort, nicht einmal in Teil 3 der vierteiligen Abhandlung über die Kultur- und Technikgeschichte der Oberleitungsbusse.

Keine Erotik, keine Politik. Abgesehen davon aber – vielleicht sogar: deswegen – ist das „Straßenbahn Magazin“ in seiner spröden Pracht eines jener Magazine, für die es den Bahnhofskiosk überhaupt gibt. Fenster in eine Welt, von der man nicht einmal ahnte, dass es sie gibt.

21 Kommentare

  1. „Wo sonst erfährt man, dass die 45 Wagen mit „600 Volt Gleichstrom“ fahren und Neigungswinkel von 135 Grad bewältigen?“ 135° – ich bin beindruckt! Unterseitig an einem Überhang?

  2. Im Original steht Promille
    (wurde mir von einem Abonnenten berichtet).

    Ist für (leichte) Schienenfahrzeuge auch schon nicht ohne,
    für Nicht-Techniker aber wohl zu unspektakulär.

  3. Wahnsinn, Sie kennen einen Abonnenten! Geil! :))

    Und danke für den spannungsgeladenen (höhö, Spannung, verstehste, kennste?), pantelourianisch anmutenden Ritt durch drögste Freakmaterie!

  4. Weil jetzt die lustvolle Verfreakung des Magazins und seiner Leser allmählich Fahrt aufnimmt, gehe ich das Risiko ein, als Strabamag-Bahnhofskioskblätterer und Gelegenheitsanlasskäufer, hinter der Paywall-Säule am Geschriebenen vorbei zu kommentieren:

    Das Strabamag:
    – Berichtet primär über Infrastruktur, Netzkonzepte, Fahrzeugentwicklungen, Anschaffungen, Neuentwicklungen etc.
    – Ist deshalb eine gute Infouelle für Halbfachleute, i.S. von z.B. lokal oder regional in politischen ÖPNV-Angelegenheiten engagierten und involvierten Personen, die sich auch eigenständig und unabhängig informieren wollen, um nicht als uninformiertes Opfer interessengeleiteten Infos ausgeliefert zu sein. In der Praxis gehts nämlich teils um seeehr viel Geld und entsprechend teils mafiamäßig zu. Ähnlich wie bei CSU-Ministern und Mautplänen.
    – Ansonsten ist es sozusagen das AM+S der Strabas
    – Die Glasbausteinbrillenpufferknutscher werden eher am Rande mitbedient

    Die Häme gegenüber den Nerds ist lustig, erscheint mir aber auch leicht stereotyp fremdzuweisend. Das Bild habe ich zwar auch vor Augen, aber:

    Ein vergleichbar populäres Stereotyp zu den dicklich-verquollenen, kurzbeinigen Auspufflutschern, wie man sie von Bildern von der IAA kennt, wenn sie sich um ihre Traum Lamborghinis und SLS drängeln und quetschen, hat sich „seltsamerweise“ nie so festgesetzt und wird auch nicht derart direkt mit jedem AM+S-Leser verbunden, der sich an der Ventilzahl oder der Lage der Nockenwelle erwärmt. *Zwinkersmiley* (Wer will kann hier seine eigenes Stereotypenimmunität bestimmen) *Zwinkerkrampf*
    Schon gar nicht im Kontext Veterama oder „Classic Cars“ Magazinen

    PS: Promille für Steigungen kennt man doch von hinterm Lenkrad, dafür braucht der deutsche Endrohranbeter doch keinen Strabafreak mit ….*Kicher*…. Abo?
    Nebenbei: Anders als der Name vermuten liesse, hilft eine Kletterweiche nicht beim Bewältigen solcher Steigungen. ;-)

  5. Hm, interessant, wie viel Sie hier an vermeintlicher „Häme gegenüber den Nerds“ hochziehen. Ihre Message im zweiten Teil Ihres Beitrags erschließt sich mir aber nicht so recht.

    Die Rezension empfinde ich im Übrigen nicht als hämisch, auch nicht in der Einleitung. Sollten Sie Häme vor allem aus meinem vorangegangenen Beitrag (#4) herauslesen, so bitte ich, meine Wortwahl zu entschuldigen, war nicht so gemeint. Ich hätte für Freaks vielleicht besser auch Nerds als Wort verwenden sollen. Ich mag Nerds. Außerordentlich. Und zwar (fast) gleichgültig, worauf sich ihr Interesse bezieht.

  6. „die Kinder hatten Angst vor ihm. Der Mann …hatte Brillengläser dick „wie Glasbausteine, die feuchten Strähnen klebten ihm an der hohen Stirn.“

    „Wahnsinn, Sie kennen einen Abonnenten! Geil! :))“

    Och, nennen Sie es Häme, Spott über (vermeintliche?) Randexistenzen, „Freaks“ „Nerds“ oder wie auch immer.

    Aber: Wenn ich Ihnen hoch und heilig versichere, dass ich Ihnen wegen Ihrer Freude an dem -für mich nachvollziehbaren- Stereotyp keinerlei negativen Label an die Stirn kleben möchte …

    …öffnen Sie sie vielleicht noch mal der Frage der eigenschaftszuweisenden Fremd-Stereotypisierung und inwieweit Wissen um und Interesse an obenliegenden Nockenwellen in der Baureihe W32Mk2 ebenso dröge Freakmaterie darstellen, zu deren Kenner man aber kein vergleichbares Stereotyp direkt abrufbar hat.

    Nicht um der sozial randständig wirkenden Tramfreaks willen, sondern um des eigenen Bewußtsein um die Wirkmacht der Klischees bei einem selbst willen.
    Erst dann kann man imho den Witz bei den Stereotypen so richtig geniessen, von beiden Seiten betrachtet zünden die Pointen viel besser.

    Man versteht dann auch deren Wirkmacht in problematischen Bereichen viel besser und auch, warum viele gar nichts mehr davon hören wollen, dass deren Bild vom Schwarzen, Ausländer, Schwulen etc immer ebenso verzerrend wie auch gefährlich ist und wieso die sich dem trotzdem so willig hingeben.

    Zumindest geht es mir so, seit ich begonnen habe mich mit solchen, sagen wir, Mechanismen der kognitiven Sparsamkeit gegen Bezahlung -lustvoll- zu amüsieren.

    Wirklich weder eine Anklage des Artikel-Teasers, noch Ihner Weiterführung. Ich wollte Ihnen da eher eine Chance geben, den Mechanismus mal so richtig selber, bei sich selbst, zu erspüren. Frei davon ist nämlich keiner von uns. Dann wird sicher auch die Spiegelung der Blickrichtung in meinem zweiten Teil für Sie weniger sperrig. Da beginnt für mich dann nämlich der lustvolle Teil. ;-)

  7. Ich würde halt auch gern einen oder mehrere Abonnenten kennen, die Fan von Straßenbahnen sind und dieses Magazin freudestrahlend erwarten/verschlingen. Auch hier: Wenn ich das blöd ausgedrückt habe, tut es mir leid, das war nicht meine Absicht.

    Ansonsten habe ich mir Ihre Erläuterungen dreimal sorgfältig durchgelesen, nur: Ich kapiere es nicht. Einigen wir uns darauf, dass Sie mich als unreflektierten dummen Menschen bloßgestellt haben, ok?

  8. „…öffnen Sie sie vielleicht noch mal der Frage der eigenschaftszuweisenden Fremd-Stereotypisierung und inwieweit Wissen um und Interesse an obenliegenden Nockenwellen in der Baureihe W32Mk2 ebenso dröge Freakmaterie darstellen, zu deren Kenner man aber kein vergleichbares Stereotyp direkt abrufbar hat.“

    Der Autoproll ist kein Stereotyp?
    Wirklich?

  9. Ich kann wieder nicht den ganzen Text lesen.Passiert in letzter Zeit häufiger. Kann jemand helfen?

  10. PS: Und ich bin -inzwischen- halbanzivilisierter Terrorradler auf Grobstollen und denke, dass in meiner Stadt auch die nächste Tramgeneration dem ER-Konzept NF100 folgen sollte. Sitzplatzkapazität und Passagierfluss, sie verstehen?

    Sind eigentlich alle Harleyfahrer kleine dicke Männchen mit kurzen Beinchen, oder gibt es auch andere?

  11. Micha, Symboltroll sich nur gern manchemale Spaß mache mit merkverzögerten deutschen Autoidentitären, Abonnenten von Blättern wie Motorklassik*, die sich beim Gedanken an Strabamag-Abonnenten spontan ins Höschen schiffen, weil die so strange sind.

    Ich mag einfach die Fassungslosigkeit und spontan einsetzende Begriffsstutzigkeit von ihresgleichen , wenn sie versehentlich in den Spiegel schaut, ganz besonders den obligatorischen Absturz in Kindersprache.

    Was wäre denn ihre Wahl für die 7 besten Opel aller Zeiten?
    *https://shop.motorpresse.de/motor-klassik/hefte/print/einzelausgaben/

    Also, nix nehme übel, Endrohr-Micha, Onkel nur mache spasske, das isse alles was Symboletrolle wolle.

    PS: Generell lustig, ich erlaube mir das hin und wieder auch, wenn mir bestimmte Nurdeutsche mit nicht endendem „Die Ausländer….“ Gerede auf die Nerven gehen. Selbe Fassungslosigkeit und spontan einsetzende Begriffsstutzigkeit. Merkwürdig, nicht wahr?

  12. Na dann haben Sie ja einen weiteren Beleg dafür, dass Ihr Stereotyp über die Leute, die sich (vermeintlich) hämisch/spöttisch über Stereotype auslassen, zutreffend ist. Also alles gut? Ich freue mich jedenfalls, wenn ich zu Ihrer spöttischen Belustigung beitragen konnte.

    Den Kniff, das geäußerte Unverständnis über meine Thesen als schon erwartete, gewollte Begriffsstutzigkeit ob der Wirkkraft der erteilten Lektion zu deuten, werde ich auf jeden Fall dankbar mitnehmen. Das enthebt mich künftig davon, über die Verständlichkeit meiner Texte nachdenken zu müssen.

  13. Ich verstehe Symboltroll immer noch nicht.
    „Micha, Symboltroll sich nur gern manchemale Spaß mache mit merkverzögerten deutschen Autoidentitären, Abonnenten von Blättern wie Motorklassik*, die sich beim Gedanken an Strabamag-Abonnenten spontan ins Höschen schiffen, weil die so strange sind.“
    Wo waren in diesem Kommentarstrang denn Autofreaks präsent, so dass Sie das Bedürfnis hatten, sich über die Lustig zu machen?

    „Ich mag einfach die Fassungslosigkeit und spontan einsetzende Begriffsstutzigkeit von ihresgleichen , wenn sie versehentlich in den Spiegel schaut, ganz besonders den obligatorischen Absturz in Kindersprache.“
    „Ihresgleichen“ und „Kindersprache“?
    Damit bin ich also angesprochen?
    Als Autofreak?
    Ernsthaft?
    Ja, ich bin Fassungslos.
    Kindersprache?
    Ich hatte beim Absenden gerade eine Werbung mit Trapatoni gesehen, wüsste nicht, dass der Kindersprache spricht.

    „Was wäre denn ihre Wahl für die 7 besten Opel aller Zeiten?“
    Warum sollte mich das interessieren?
    Warum glauben Sie, dass es mich interessiert?
    Warum schrieb ich wohl über „Autoprolls“?

    „PS: Generell lustig, ich erlaube mir das hin und wieder auch, wenn mir bestimmte Nurdeutsche mit nicht endendem „Die Ausländer….“ Gerede auf die Nerven gehen. Selbe Fassungslosigkeit und spontan einsetzende Begriffsstutzigkeit. Merkwürdig, nicht wahr?“
    Ja, da irgendwie nichts an den Worten passt kann man das als Merkwürdig sehen.

    Machen Sie mal weiter damit, sich einen Spaß zu erlauben, dem irgendwie der Witz fehlt, weil auch die Adressaten fehlen.

  14. Der ganze Artikel strotzt vor Pathos eines Autors, der sich überhaupt nicht vorstellen kann, daß sich Menschen für Technik und Betrieb von Eisenbahnen und Straßenbahnen interessieren.

    Es zeugt von einer gewissen Blindheit, wie er Eisenbahnfans schon in der Einleitung als „seltsame Erscheinung“ und „seltene Spezies“ bezeichnet, und diese Menschen seien „in freier Wildbahn schwerer zu spotten als die Züge, nach denen sie Ausschau halten“. Würde Arno Frank einfach mal beim Bahnfahren aufmerksam aus dem Fenster schauen, oder würde er bei schönem Wetter eine Radtour auf Feldwegen in der Nähe von Eisenbahnlinien unternehmen, so würde ihm durchaus der ein oder andere Mensch auffallen, der mit Kamera an den Bahngleisen steht. Eisenbahninteressierte sind keine seltene Spezies, und sie sind auch nicht schwer zu erkennen. Sie sind quasi überall zu sehen, wenn man nicht gerade mit geschlossenen Augen durch die Welt geht.

    Im Internet erfreuen sich Bilder und Erklärungen von Eisenbahnen, Straßenbahnen und Gleisplänen großer Beliebtheit. Zahlreiche Kanäle auf Instagram machen nichts anderes als Photos von Lokomotiven und Straßenbahnen zu veröffentlichen. In den Quellenangaben von Wikipedia-Artikel, die sich mit Straßenbahnstrecken beschäftigen, taucht ausgerechnet das hier besprochene Straßenbahn-Magazin immer wieder auf. Es ist also nicht ein derartigen Nischenprodukt, wie Arno Frank uns hier glauben machen will.

    Ich habe einen Youtube-Kanal, auf dem ich alles mögliche veröffentliche: Besprechungen von Büchern, Erklärungen alter Technik, Urlaubsaufnahmen und Fahrradtouren. Aber mit abstand die meisten Abrufe hat ein Video mit Aufnahmen des S-Bahn-Tunnels in Leipzig:

    https://www.youtube.com/watch?v=dOVqA74n_x0

    Warum betont Arno Frank immer wieder, daß in den Magazin keinerlei Erotik vorkäme, erwähnt aber nicht ein einziges Mal die Eisenbahnfans scherzhaft nachgesagte „Ferrosexualität“? Auch der Begriff „Pufferküsser“ für Eisenbahnfans ist doch inzwischen allgemein bekannt. Im DB-Museum in Nürnberg gibt es einen Raum, in dem zwischen Stapel von Europaletten Puffer eingearbeitet sind, und eine Stimme von Band permanent sagt „Küss mich… Küsse mich…“.

    Daß Arno Frank nicht stutzt, als er als Steigungswinkel eine dreistellige Zahl in Grad hinschreibt, ist doch sehr seltsam. Es macht den Anschein, als ob er nicht nur jegliche Beschäftigung mit Schienenverkehr ablehnt, sondern auch nicht am Straßenverkehr teilnimmt. Sonst würde er zumindest das Verkehrszeichen für Gefälle (Zeichen 108) und Steigung (Zeichen 110) kennen und wüsste daher, daß man Gefälle und Steigung nicht als Winkel in Grad angibt, sondern als Verhältnis zwischen horizontaler und vertikaler Entfernung.

    Aber vielleicht ist ja selbst die Straßenverkehrsordnung mit ihren zahlreichen Verkehrsschildern (und den darauf vermerkten Prozent-Angaben für Gefälle und Steigung) für Arno Frank ein „Kaninchenbau in eine andere Welt“ oder ein „esoterisches Geheimwissen“? Ist es womöglich ein „Fenster in eine Welt, von der man nicht einmal ahnte, dass es sie gibt“, wenn er aus der Wohnung nach draußen auf den Bürgersteig tritt, und er dort diese merkwürdigen farbigen Blechtafeln sieht?

    Auch mit diesem neuartigen technischen Ding, dem Internet, hat sich Arno Frank offensichtlich noch nicht beschäftigt: Sonst wüsste er z.B., daß in OpenStreetMap zahlreiche Sachdaten zu den Geometrien abgelegt sind. Und so erfährt man die Spannung, mit der eine Eisenbahn- oder Straßenbahnlinie betrieben wird, und ob dies Gleichstrom oder Wechselstrom ist, keineswegs nur aus dem Straßenbahnmagazin, sondern von freiwillig Tätigen zusammengetragen in OpenStreetMap.

    https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:voltage?uselang=de

    Das ist kein „esoterisches Geheimwissen“, das ist frei verfügbar und unter einer Creative-Commons-Lizenz frei nutzbar.

    Auch die Berücksichtigung der unterschiedlichen Abnutzung der Räder in Kurven ist keine Besonderheit, die man nur bei Straßenbahnen findet. So sind beim Eurotunnel (der Kanaltunnel zwischen Frankreich und dem britischen Königreich) die Wendeschleifen in Dover und in Calais in zueinander gegensätzlicher Orientierung ausgeführt, so daß die Räder des Euro-Shuttles sich gleichmäßig abnutzen.

    Kann Arno Frank sich vorstellen, daß ich mit dem Fahrrad einer historischen Straßenbahn in Witten (Ruhr) nachjage, um dort in die richtigen Positionen zu kommen. um Photos von dieser Straßenbahn aufnehmen zu können?

    https://twitter.com/bilderbein/status/1182982317498929152

    https://www.instagram.com/p/B3hEPgjINTg/

    Von dieser Fahrradfahrt habe ich ein Video aufgenommen. Und wenn man da aufmerksam hinschaut, dann sieht man insbesondere zu Anfang zahlreiche Personen mit Kameras neben den Gleisen stehen, einer hat für den besseren Überblick sogar eine Leiter dabei:

    https://www.youtube.com/watch?v=3bZOg8jd0fY

    Trainspotter sind eben nicht so selten, wie Arno Frank uns hier erzählen will. Und das Eisenbahn- und Straßenbahnwesen ist keine Gemeinwissenschaft, und erst recht findet das alles nicht im Verborgenen statt. Man muß lediglich mal mit offenen Augen durch die Welt gehen. Und dann gibt es auch noch diverse Volkshochschulen, in denen man zeitgeschichtliche Führungen zur Entwicklung des Eisenbahn- und Straßenbahnnetzes in der jeweiligen Stadt besuchen kann. Dort erfährt man neben der Historie auch einiges zur Technik.

  15. Neinnein, „Gemeinwissenschaft“ ist richtig.

    Der Unterschied zwischen Prozent, Promille und Grad kann nicht mit den viereinhalb Grundrechenarten erklärt werden. Daher kommt er nienieniemals in der Schule vor, sondern nur im Mathestudium, wo er auch nur von den Menschen verstanden wird, die außer einer Extra-Hirnwindung in Form einer Möbiusschleife mindestens eine der Eigenschaften „Savant“, „Autistisch“ bzw. „Asexuell“ aufweisen.

    Das ist neurotypischen Menschen gegenüber ungerecht, und heißt deshalb – völlig zu Recht – Gemein-Wissenschaft.

  16. Ich habe in meinem Kommentar bewusst „Verhältnis zwischen horizontaler und vertikaler Entfernung“ geschrieben, weil ich mich nicht auf Promille oder Prozent festlegen wollte (im Schienenverkehr verwendet man Promille, im Straßenverkehr Prozent). Und diese Formulierung macht doch sehr wohl klar, daß sich die Berechnung mit Grundrechenarten erklären lässt, nämlich mit einer schlichten Division.

    Und auch der Winkel ergibt sich durch Division, nur teilt man dort keine Strecken, sondern den rechten Winkel. Auch hier ist die Behauptung, man müsste inselbegabt sein, wohl nicht zu halten.

    Es muß ja nicht jeder die gleichen Assoziationen haben wie ich.
    https://twitter.com/bilderbein/status/1261717063783104512

    Aber zu wissen, daß es diese Verkehrsschilder mit Steigungen in Prozent gibt, und daß man keine Schilder mit Steigungen in Grad findet, das setze ich auch bei Arno Frank voraus.

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